Agrobiodiversität in Deutschland - Genres

Agrobiodiversität in Deutschland - Genres Agrobiodiversität in Deutschland - Genres

29.01.2013 Aufrufe

108 | Werner Steffens Aquatische genetische Ressourcen in Deutschland improvement of the passability of running waters, the management of predators, the increase in research capacities and the intensification of national and international cooperation. Allgemeine Zielstellung Zur Umsetzung des 1993 in Kraft getretenen Übereinkommens über die biologische Vielfalt (Convention on Biological Diversity, CBD) wurden von der Bundesrepublik Deutschland im Bereich der agrarischen Nutzungssysteme Strategien und Programme zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung der biologischen Vielfalt entwickelt. Sie orientieren auf den Schutz der biologischen Vielfalt durch nachhaltige Nutzung. Im Rahmen dieser sektoralen Fachprogramme wurde von einer Expertengruppe aus Vertretern der Fischereiverwaltung, der Fischereiforschung und von Verbänden unter Leitung des Verfassers ein Nationales Fachprogramm zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung der aquatischen genetischen Ressourcen erarbeitet, das im Jahr 2006 vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz der Öffentlichkeit übergeben werden konnte (BMELV 2006). 2010 erfolgte ein aktualisierter Nachdruck (BMELV 2010). Eine englischsprachige Fassung dieses Programms (German National Technical Programme on the Conservation and Sustainable Use of Aquatic Genetic Resources) wurde 2008 publiziert (BMELV 2008). Die aquatischen genetischen Ressourcen umfassen alle wasserlebenden genetischen Ressourcen, das heißt, Wassersäuger, Fische und Rundmäuler, Krebse, Muscheln und Schnecken, höhere Wasserpflanzen, Algen und Bakterien. Sie erstrecken sich sowohl auf wildlebende Arten und Populationen als auch auf domestizierte Arten und Populationen. Meeres- und Süßwasserfische sowie Krebse, Weichtiere und andere Meeresfrüchte bilden die Grundlage der Fischwirtschaft. Mit ihrem Fang und ihrer Aufzucht ist es möglich, hochwertiges tierisches Protein für die menschliche Ernährung zur Verfügung zu stellen. Den Fischfetten kommt erhebliche Bedeutung als Quelle hochungesättigter Omega-3-Fettsäuren zu. Neben der Erwerbsfischerei spielt die Freizeitfischerei eine immer wichtiger werdende Rolle. Die Binnenfischerei erfüllt mit der nachhaltigen Bewirtschaftung der Gewässer auch wesentliche landeskulturelle Aufgaben. Die Fischerei leistet somit nicht nur einen ökonomischen, sondern gleichfalls einen nicht zu unterschätzenden ökologischen und soziokulturellen Beitrag im Rahmen der gesamten Volkswirtschaft. Im vorliegenden Fachprogramm werden zunächst Fische, Rundmäuler, höhere Krebse und Muscheln berücksichtigt, die entsprechend ihrer erheblichen wirtschaftlichen Bedeutung auch Gegenstand der Fischereigesetzgebung der Bundesländer sind. Eine Fortschreibung des Fachprogramms auf weitere aquatische Organismen ist perspektivisch vorgesehen. Ziele des Fachprogramms sind: • die Vielfalt der aquatischen genetischen Ressourcen langfristig in wissenschaftlich abgesicherter und kosteneffizienter Weise in situ und ex situ zu erhalten, sie durch geeignete Maßnahmen wie Evaluation, Charakterisierung, Dokumentation zu erschließen und nutzbar zu machen und verstärkt – insbesondere in der Aquakultur – wirtschaftlich zu nutzen; • die Wiederansiedlung ehemals in bestimmten Gewässern vorhandener Fischarten zu fördern; • einen Beitrag zur Erhaltung und Wiederherstellung der aquatischen Ökosysteme zu leisten; • alle Aktivitäten zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung der aquatischen genetischen Ressourcen zu unterstützen; • mehr Transparenz in die verteilten Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten von Bund, Ländern und Gemeinden sowie den auf dem Gebiet tätigen Personen, Organisationen und Institutionen zu bringen; • Synergien zu nutzen, die sich aus einer verstärkten Zusammenarbeit auf der nationalen, überstaatlich-regionalen und internationalen Ebene ergeben können und diese zu fördern. Werner Steffens | 109

108 | Werner Steffens<br />

Aquatische genetische Ressourcen <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong><br />

improvement of the passability of runn<strong>in</strong>g waters, the management of predators,<br />

the <strong>in</strong>crease <strong>in</strong> research capacities and the <strong>in</strong>tensification of national and<br />

<strong>in</strong>ternational cooperation.<br />

Allgeme<strong>in</strong>e Zielstellung<br />

Zur Umsetzung des 1993 <strong>in</strong> Kraft getretenen Übere<strong>in</strong>kommens über die<br />

biologische Vielfalt (Convention on Biological Diversity, CBD) wurden von<br />

der Bundesrepublik <strong>Deutschland</strong> im Bereich der agrarischen Nutzungssysteme<br />

Strategien und Programme zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung<br />

der biologischen Vielfalt entwickelt. Sie orientieren auf den Schutz der<br />

biologischen Vielfalt durch nachhaltige Nutzung. Im Rahmen dieser sektoralen<br />

Fachprogramme wurde von e<strong>in</strong>er Expertengruppe aus Vertretern<br />

der Fischereiverwaltung, der Fischereiforschung und von Verbänden unter<br />

Leitung des Verfassers e<strong>in</strong> Nationales Fachprogramm zur Erhaltung und<br />

nachhaltigen Nutzung der aquatischen genetischen Ressourcen erarbeitet,<br />

das im Jahr 2006 vom Bundesm<strong>in</strong>isterium für Ernährung, Landwirtschaft<br />

und Verbraucherschutz der Öffentlichkeit übergeben werden konnte<br />

(BMELV 2006). 2010 erfolgte e<strong>in</strong> aktualisierter Nachdruck (BMELV 2010).<br />

E<strong>in</strong>e englischsprachige Fassung dieses Programms (German National Technical<br />

Programme on the Conservation and Susta<strong>in</strong>able Use of Aquatic Genetic<br />

Resources) wurde 2008 publiziert (BMELV 2008).<br />

Die aquatischen genetischen Ressourcen umfassen alle wasserlebenden<br />

genetischen Ressourcen, das heißt, Wassersäuger, Fische und Rundmäuler,<br />

Krebse, Muscheln und Schnecken, höhere Wasserpflanzen, Algen und Bakterien.<br />

Sie erstrecken sich sowohl auf wildlebende Arten und Populationen<br />

als auch auf domestizierte Arten und Populationen.<br />

Meeres- und Süßwasserfische sowie Krebse, Weichtiere und andere Meeresfrüchte<br />

bilden die Grundlage der Fischwirtschaft. Mit ihrem Fang und ihrer<br />

Aufzucht ist es möglich, hochwertiges tierisches Prote<strong>in</strong> für die menschliche<br />

Ernährung zur Verfügung zu stellen. Den Fischfetten kommt erhebliche<br />

Bedeutung als Quelle hochungesättigter Omega-3-Fettsäuren zu.<br />

Neben der Erwerbsfischerei spielt die Freizeitfischerei e<strong>in</strong>e immer wichtiger<br />

werdende Rolle. Die B<strong>in</strong>nenfischerei erfüllt mit der nachhaltigen Bewirtschaftung<br />

der Gewässer auch wesentliche landeskulturelle Aufgaben. Die<br />

Fischerei leistet somit nicht nur e<strong>in</strong>en ökonomischen, sondern gleichfalls<br />

e<strong>in</strong>en nicht zu unterschätzenden ökologischen und soziokulturellen Beitrag<br />

im Rahmen der gesamten Volkswirtschaft.<br />

Im vorliegenden Fachprogramm werden zunächst Fische, Rundmäuler,<br />

höhere Krebse und Muscheln berücksichtigt, die entsprechend ihrer erheblichen<br />

wirtschaftlichen Bedeutung auch Gegenstand der Fischereigesetzgebung<br />

der Bundesländer s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong>e Fortschreibung des Fachprogramms auf<br />

weitere aquatische Organismen ist perspektivisch vorgesehen.<br />

Ziele des Fachprogramms s<strong>in</strong>d:<br />

• die Vielfalt der aquatischen genetischen Ressourcen langfristig <strong>in</strong> wissenschaftlich<br />

abgesicherter und kosteneffizienter Weise <strong>in</strong> situ und ex<br />

situ zu erhalten, sie durch geeignete Maßnahmen wie Evaluation, Charakterisierung,<br />

Dokumentation zu erschließen und nutzbar zu machen<br />

und verstärkt – <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> der Aquakultur – wirtschaftlich zu<br />

nutzen;<br />

• die Wiederansiedlung ehemals <strong>in</strong> bestimmten Gewässern vorhandener<br />

Fischarten zu fördern;<br />

• e<strong>in</strong>en Beitrag zur Erhaltung und Wiederherstellung der aquatischen<br />

Ökosysteme zu leisten;<br />

• alle Aktivitäten zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung der aquatischen<br />

genetischen Ressourcen zu unterstützen;<br />

• mehr Transparenz <strong>in</strong> die verteilten Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten<br />

von Bund, Ländern und Geme<strong>in</strong>den sowie den auf dem Gebiet<br />

tätigen Personen, Organisationen und Institutionen zu br<strong>in</strong>gen;<br />

• Synergien zu nutzen, die sich aus e<strong>in</strong>er verstärkten Zusammenarbeit<br />

auf der nationalen, überstaatlich-regionalen und <strong>in</strong>ternationalen Ebene<br />

ergeben können und diese zu fördern.<br />

Werner Steffens | 109

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!