Agrobiodiversität in Deutschland - Genres

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29.01.2013 Aufrufe

98 | Hermann Schulte-Coerne Tiergenetische Ressourcen in Deutschland schlag einer Koordinationsgruppe der DGfZ (Leitung Prof. Glodek) konnte im Jahr 2003 im Auftrag von Bund und Ländern der nationale Bericht fertig gestellt und der FAO übermittelt werden. Wesentliche Inhalte waren Darstellungen zum Stand nationaler TGR und Erhaltungsmaßnahmen sowie ein „Nationales Fachprogramm zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung tiergenetischer Ressourcen“. Dieses Nationale Fachprogramm beinhaltet als wesentliche Elemente: • ein regelmäßiges Monitoring aller einheimischen Rassen und die Feststellung ihres Gefährdungsgrads, • spätestens bei Erreichen des Gefährdungsgrads „Beobachtungspopulation“ die Anlage von Kryoreserven der betreffenden Rasse und • spätestens beim Status „Erhaltungspopulation“ die Einleitung von Erhaltungszuchtprogrammen. Im Fachprogramm wurde weiterhin die Berufung eines Fachbeirats für tiergenetische Ressourcen zur Koordinierung sowie zur Beratung von Bund, Ländern und Verbänden vorgeschlagen. Dieser wurde auch umgehend etabliert. Die Verabschiedung des Fachprogramms durch Bund und Länder bewirkte nun endgültig die politische Anerkennung, dass die Erhaltung der genetischen Vielfalt bei Nutztieren eine Aufgabe im öffentlichen Interesse ist. Für Bund und Länder erreichte diese Aufgabe mithin eine gewisse Verbindlichkeit, allerdings gingen sie noch keine dauerhaften finanziellen Verpflichtungen ein. Insbesondere ist es bis heute noch nicht gelungen, eine Genbank (Kryoreserve), die im Fachprogramm als zentrales Element vorgesehen ist, zu implementieren. Dennoch kann man feststellen, dass das Fachprogramm bis heute die Grundlage zahlreicher Maßnahmen bei Bund und Ländern ist, die erfolgreich zur Sicherung und Stabilisierung des Bestands tiergenetischer Ressourcen in Deutschland beigetragen haben. Ausblick „Es ist noch viel zu tun“ Die Gefährdung der TGR besteht fort Ein Rückblick auf die Zeitperiode von vor mehr als 20 Jahren offenbart, dass erhebliche Veränderungen im Spektrum landwirtschaftlich genutzter Rassen bereits eingetreten waren, die wohl kaum reversibel sein werden. Die Zahl der einheimischen Rassen ist zurückgegangen. Noch dazu bestehen viele der verbliebenen Rassen nur dem Namen nach fort, weil sie insbesondere durch Einkreuzung ihren alten Genbestand weitgehend verloren haben. Beispiele dafür sind die Deutsche Landrasse (Schwein), die Schwarzbunten und Rotbunten Rinder, das Braunvieh, aber wohl auch das Leineschaf. Abb. 1: Anteil der Herdbuchtiere aus gefährdeten Rinderrassen Fig. 1: Percentage of herd book animals of endangered cattle breeds Hermann Schulte Coerne | 99

98 | Hermann Schulte-Coerne<br />

Tiergenetische Ressourcen <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong><br />

schlag e<strong>in</strong>er Koord<strong>in</strong>ationsgruppe der DGfZ (Leitung Prof. Glodek) konnte<br />

im Jahr 2003 im Auftrag von Bund und Ländern der nationale Bericht fertig<br />

gestellt und der FAO übermittelt werden.<br />

Wesentliche Inhalte waren Darstellungen zum Stand nationaler TGR und<br />

Erhaltungsmaßnahmen sowie e<strong>in</strong> „Nationales Fachprogramm zur Erhaltung<br />

und nachhaltigen Nutzung tiergenetischer Ressourcen“. Dieses Nationale<br />

Fachprogramm be<strong>in</strong>haltet als wesentliche Elemente:<br />

• e<strong>in</strong> regelmäßiges Monitor<strong>in</strong>g aller e<strong>in</strong>heimischen Rassen und die Feststellung<br />

ihres Gefährdungsgrads,<br />

• spätestens bei Erreichen des Gefährdungsgrads „Beobachtungspopulation“<br />

die Anlage von Kryoreserven der betreffenden Rasse und<br />

• spätestens beim Status „Erhaltungspopulation“ die E<strong>in</strong>leitung von<br />

Erhaltungszuchtprogrammen.<br />

Im Fachprogramm wurde weiterh<strong>in</strong> die Berufung e<strong>in</strong>es Fachbeirats für<br />

tiergenetische Ressourcen zur Koord<strong>in</strong>ierung sowie zur Beratung von Bund,<br />

Ländern und Verbänden vorgeschlagen. Dieser wurde auch umgehend etabliert.<br />

Die Verabschiedung des Fachprogramms durch Bund und Länder bewirkte<br />

nun endgültig die politische Anerkennung, dass die Erhaltung der genetischen<br />

Vielfalt bei Nutztieren e<strong>in</strong>e Aufgabe im öffentlichen Interesse ist. Für<br />

Bund und Länder erreichte diese Aufgabe mith<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e gewisse Verb<strong>in</strong>dlichkeit,<br />

allerd<strong>in</strong>gs g<strong>in</strong>gen sie noch ke<strong>in</strong>e dauerhaften f<strong>in</strong>anziellen Verpflichtungen<br />

e<strong>in</strong>. Insbesondere ist es bis heute noch nicht gelungen, e<strong>in</strong>e Genbank<br />

(Kryoreserve), die im Fachprogramm als zentrales Element vorgesehen ist,<br />

zu implementieren. Dennoch kann man feststellen, dass das Fachprogramm<br />

bis heute die Grundlage zahlreicher Maßnahmen bei Bund und Ländern ist,<br />

die erfolgreich zur Sicherung und Stabilisierung des Bestands tiergenetischer<br />

Ressourcen <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> beigetragen haben.<br />

Ausblick „Es ist noch viel zu tun“<br />

Die Gefährdung der TGR besteht fort<br />

E<strong>in</strong> Rückblick auf die Zeitperiode von vor mehr als 20 Jahren offenbart,<br />

dass erhebliche Veränderungen im Spektrum landwirtschaftlich genutzter<br />

Rassen bereits e<strong>in</strong>getreten waren, die wohl kaum reversibel se<strong>in</strong> werden. Die<br />

Zahl der e<strong>in</strong>heimischen Rassen ist zurückgegangen. Noch dazu bestehen<br />

viele der verbliebenen Rassen nur dem Namen nach fort, weil sie <strong>in</strong>sbesondere<br />

durch E<strong>in</strong>kreuzung ihren alten Genbestand weitgehend verloren<br />

haben. Beispiele dafür s<strong>in</strong>d die Deutsche Landrasse (Schwe<strong>in</strong>), die Schwarzbunten<br />

und Rotbunten R<strong>in</strong>der, das Braunvieh, aber wohl auch das Le<strong>in</strong>eschaf.<br />

Abb. 1: Anteil der Herdbuchtiere aus gefährdeten R<strong>in</strong>derrassen<br />

Fig. 1: Percentage of herd book animals of endangered cattle breeds<br />

Hermann Schulte Coerne | 99

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