Informativer Lesestoff für Musikliebhaber und ... - tessiner zeitung
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Bernard war noch<br />
keine St<strong>und</strong>e geflogen,<br />
als plötzlich<br />
<strong>und</strong> ohne jede<br />
Vorwarnung<br />
der Motor seiner<br />
alten Maule zu husten <strong>und</strong> zu<br />
keuchen begann <strong>und</strong> schliesslich<br />
vollends erstarb. Schon am Vortag<br />
hatte er einige Angstminuten<br />
mit derselben durchlebt. Trotzdem<br />
hatte er es unterlassen, seine<br />
Maschine vor dem Start nochmals<br />
überprüfen zu lassen. Denn<br />
der auf Kleinflugzeuge spezialisierte<br />
Mechaniker des Aeroporto<br />
Marconi in Bologna hatte ihm<br />
gar nicht gefallen. Auf keinen<br />
Fall hätte er seine geliebte Maule<br />
irgendeinem Italiener zur Reparatur<br />
anvertraut. Eigentlich<br />
war er als Pilot in allen Belangen<br />
immer seriös <strong>und</strong> verantwortungsbewusst<br />
gewesen. Aber<br />
diesmal, <strong>und</strong> das wurde ihm in<br />
diesem Augenblick bewusst, hatte<br />
er sich äusserst egoistisch, ja<br />
unprofessionell verhalten.<br />
Wie ein Blitz kam ihm ein famoser<br />
Spruch seines Fluglehrers in<br />
den Sinn: “Eine alte Frau muss<br />
sich bei jedem sexuellen Akt bewusst<br />
sein, dass dies ihr letzter<br />
gewesen sein könnte. Das Gleiche<br />
gilt auch <strong>für</strong> ein altes Flugzeug.<br />
Denn ab einem gewissen<br />
Alter wird jeder Flug zum Wagnis.”<br />
Als er an seinen Fluglehrer <strong>und</strong><br />
dessen komische Verknüpfungen<br />
von Beispielen dachte, huschte<br />
ein Grinsen über sein Gesicht.<br />
Aber war dies der richtige Augenblick<br />
<strong>für</strong> Überlegungen dieser<br />
Art? Bernard versuchte seine<br />
Gedanken zu ordnen. Er musste<br />
das unerwartete Problem vernünftig<br />
angehen!<br />
Er befand sich noch auf einer<br />
Flughöhe von r<strong>und</strong> 1400 Metern<br />
<strong>und</strong> der Boden kam bedrohlich<br />
schnell näher. Nachdem seinen<br />
Bemühungen, den Motor wieder<br />
in Gang zu bringen, kein Erfolg<br />
beschieden war, suchte er den<br />
Horizont nach einem geeigneten<br />
Notlandeplatz ab. Langsam ging<br />
er in den Gleitflug über.<br />
Vor ihm sah er das Gemeindegebiet<br />
von Piegaro <strong>und</strong> dessen<br />
gleichnamiges Dorf. Der ellipsenförmige<br />
Distrikt befindet sich<br />
teilweise auf einem Hügel. Unter<br />
ihm lag die Hauptstrasse Pievaiola,<br />
die Perugia mit der Città<br />
della Pieve verbindet. Links von<br />
ihm sah er das Flussbett des Nestore.<br />
Seit Jahrtausenden fliesst er<br />
durch diese Landschaft, ergiesst<br />
sich an einigen Stellen in Form<br />
kleiner Wasserfälle. An anderen<br />
Orten staut er sich <strong>und</strong> bildet<br />
kleine, muldenartige Seen.<br />
Mit Schrecken stellte Bernard<br />
fest, dass er die Kontrolle über<br />
sein Fluggerät verloren hatte.<br />
Unausweichlich steuerte es auf<br />
ein <strong>und</strong>efinierbares Hindernis<br />
zu.<br />
Mit hoher Vertikalgeschwindigkeit<br />
schlug die Maule heftig auf<br />
einem Hochspannungsmast auf.<br />
Sie blieb in bedrohlicher Schräglage<br />
mit dem Heckteil, oder was<br />
davon übrig geblieben war, an<br />
diesem hängen.<br />
Das Letzte, was Bernard hörte,<br />
war ein unheimlicher Knall.<br />
19. Juni 2009<br />
Literatur<br />
Als Vorabdruck präsentieren wir den Beginn des 1. Kapitels von Marc<br />
Maurers Roman Bruchpilot, der über die TZ auch zu gewinnen ist<br />
Ein tragischer Unfall<br />
stellt Bernards<br />
Leben auf den Kopf<br />
bearbeitet von Ute Joest<br />
In “Bruchpilot” erzählt Marc Maurer eine Familiensaga <strong>und</strong> Geschichte, die das Leben schrieb.<br />
Im Tessin, in Vigana, hat der Autor seine neue Heimat gef<strong>und</strong>en<br />
Buchbestellung <strong>und</strong> Gewinnspiel:<br />
Leser der Tessiner Zeitung erhalten auf den Buchpreis 10%<br />
Rabatt, wenn Sie das Buch mittels Vorauszahlung auf das<br />
Bankkonto des Autors Marc Maurer reservieren lassen.<br />
In diesem Zusammenhang verlost der Autor in Zusammenarbeit<br />
mit der Tessiner Zeitung zehn Exemplare von “Bruchpilot”:<br />
Die ersten zehn Zahlungen, die auf dem Konto des Autors<br />
eingehen, erhalten das bereits einbezahlte Geld zurück. Die Gewinner<br />
werden von der Redaktion der Tessiner Zeitung be-<br />
Der Autor Das Buch<br />
EINE persönliche Tragödie hat den Autor Marc Maurer<br />
nach fast vierzig Jahren wieder zur Schriftstellerei zurückgebracht.<br />
Der vorliegende Roman widerspiegelt<br />
seine eigenen Schicksalsschläge <strong>und</strong><br />
Lebenserfahrungen. Er ist aber auch<br />
Zeuge seiner widergewonnenen Lust<br />
am Leben.<br />
Marc Maurer, geboren 1948, verbringt<br />
den grössten Teil des Jahres in seinem<br />
Landhaus in der Südschweiz.<br />
Brasilien <strong>und</strong> die Toskana sind aber<br />
jene Orte, die sein Leben geprägt haben<br />
<strong>und</strong> seinen Geschichten Nahrung<br />
geben.<br />
Ende Juni erscheint Marc Maurers Roman<br />
“Buchpilot”, im Verlag novum pro.<br />
Preis: 33,40 CHF (in Österreich 18,90<br />
EUR, in Deutschland 18,40 EUR).<br />
268 Seiten.<br />
ISBN: 978-3-85022-768-1.<br />
nachrichtigt <strong>und</strong> können Anfang Juli beim Verlag Rezzonico<br />
sowohl das vorausbezahlte Geld in bar als auch ein von Marc<br />
Maurer handsigniertes Buch am Schalter abholen.<br />
Hier die <strong>für</strong> die Buchreservierung beziehungsweise das Gewinnspiel<br />
notwendige Bankverbindung:<br />
Banca Raiffeisen, In Muntagna 4, 6528 Camorino, IBAN CH37<br />
8031 3000 0001 1944 2 / CHF.<br />
Oder PC-Nr. 65-6952-7, zu Gunsten Konto Markus Maurer<br />
1194.42. Ermässister Preis <strong>für</strong> TZ-Leser: 30,-- CHF<br />
EIN TRAGISCHER Flugunfall sollte Bernards bewegtes<br />
Leben ein weiteres Mal auf den Kopf stellen.<br />
Seine tragische Liebesbeziehung zur Tochter eines<br />
Landarztes zieht sich wie ein roter Faden<br />
durch die Geschichte <strong>und</strong> findet ein<br />
unerwartet bitteres Ende. Menschliches<br />
Leid, Tragödien, Liebe, Tod, Erfolg <strong>und</strong><br />
Reichtum sind der Stoff, aus dem diese<br />
Erzählung gewoben ist. Eindrücklich gewährt<br />
uns der Autor Einblick in die Welt<br />
einer sizilianischen Adelsfamilie, die aus<br />
der Asche ihres verstorbenen Sohnes<br />
<strong>und</strong> mit Paolos Hilfe ein humanitäres Lebenswerk<br />
erschafft, das über die Landesgrenzen<br />
hinaus Anerkennung finden<br />
sollte. Es ist aber auch die Geschichte<br />
von einfachen Landarbeitern <strong>und</strong> ihren<br />
Familien, ihren Sorgen <strong>und</strong> Hoffnungen<br />
auf eine bessere Welt. Ungeschminkt,<br />
schamlos <strong>und</strong> mit tiefgründiger Sensibilität<br />
führt uns der Autor durch diese Familiensaga<br />
<strong>und</strong> die Geschichte, die das Leben schrieb.<br />
MAGAZIN<br />
Ti-Press<br />
17<br />
Dann blieben nur noch schwarze<br />
Leere <strong>und</strong> unendliche Stille.<br />
Das Flugzeug hatte einen Totalschaden<br />
erlitten. Höhen- <strong>und</strong><br />
Seitenruder waren beim harten<br />
Aufsetzen abgetrennt worden.<br />
Das Fahrwerk baumelte invalid<br />
<strong>und</strong> verlieh dem Ganzen ein groteskes<br />
Aussehen.<br />
Bernard hatte seine Sinne verloren.<br />
Er hing angeschnallt <strong>und</strong> in<br />
verkrümmter Haltung im Cockpit.<br />
Blut, das pausenlos aus einer<br />
grossen Platzw<strong>und</strong>e an seiner<br />
Stirne tropfte, schlängelte sich<br />
über sein Gesicht.<br />
Aufgeschreckt durch die Explosion,<br />
strömten unzählige Einwohner<br />
des nahe gelegenen Dorfes<br />
herbei. Alt <strong>und</strong> Jung versammelten<br />
sich neugierig unter dem<br />
lädierten Mast. Es wurde aufgeregt<br />
<strong>und</strong> gestikulierend beraten,<br />
was nun zu tun sei. Natürlich<br />
konnte ohne Paolo, den Sindaco<br />
<strong>und</strong> wichtigste Person der Gemeinde,<br />
absolut nichts entschieden,<br />
gar berührt werden.<br />
Also schickte man Giorgio, den<br />
Dorfbäcker, zu ihm. Als passionierter<br />
Sportler war er sicher der<br />
Schnellste unter ihnen. Er musste<br />
nicht lange suchen. Obwohl<br />
die Zeit drängte, hielt er einen<br />
kurzen Moment bei seinem<br />
Haus, denn er musste ein dringendes<br />
Geschäft auf der Toilette<br />
erledigen.<br />
Er hetzte die Treppen hinauf.<br />
Aus seinem Schlafzimmer drangen<br />
seltsame Geräusche. Sein<br />
Herz klopfte, als er die Türe aufriss.<br />
Er erschrak. Lag da doch<br />
seine Frau Solange splitternackt<br />
in den Armen des Sindaco. Als<br />
sie seiner gewahr wurde, stiess<br />
sie einen leisen Schrei aus. Sie<br />
entledigte sich kurzerhand ihres<br />
Liebhabers <strong>und</strong> versuchte, mit<br />
dessen blauem Hemd ihre Blösse<br />
zu verbergen. Aber es war zu<br />
spät. Giorgio war wie gelähmt.<br />
Ungläubig schaute er auf die beiden.<br />
Er überlegte einen kurzen<br />
Augenblick, machte kehrt <strong>und</strong><br />
schloss, ohne ein Wort zu sagen,<br />
eiligst die Zimmertüre von aussen<br />
ab. Wie von einer Tarantel<br />
gestochen rannte er ums Haus.<br />
Aus der Werkstatt nahm er einige<br />
Holzplatten <strong>und</strong> riesige,<br />
enorm dicke Nägel mit. Mit einem<br />
Hammer <strong>und</strong> kräftigen<br />
Schlägen verschloss er die grünen<br />
Schlafzimmerfensterläden.<br />
Als ob er seinem Werk selbst<br />
nicht traute, stellte er seinen Lieferwagen<br />
gegen die soeben gebaute<br />
Barrikade. Die beiden<br />
konnten nicht mehr entkommen!<br />
Aufgewühlt, aber zufrieden mit<br />
seiner Tat rannte Giorgio zurück<br />
zum Unfallort.<br />
Man hatte den Piloten inzwischen<br />
aus seiner misslichen Lage<br />
befreit <strong>und</strong> ihn auf einen Heuwagen<br />
gelegt. Giorgio kam mit<br />
erhobenen Armen den Rettern<br />
entgegen <strong>und</strong> erklärte verzweifelt,<br />
dass der Gemeindepräsident<br />
nirgends aufzufinden sei.<br />
Auch der Dorfpfarrer war eingetroffen.<br />
Er musste natürlich das<br />
Seinige beitragen. Pflichtbewusst<br />
<strong>und</strong> mit Würde erteilte er<br />
dem Verletzten die Letzte<br />
Ölung...