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Systemsteuerung im Case Management

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Die Eingangs gestellte Frage, ob aufgrund der vielfach dargestellten ‚Steuerungs-<br />

Resistenz“ sozialer Systeme das <strong>Case</strong> <strong>Management</strong> bezüglich seiner<br />

systemsteuernden Absichten mit einem ‚Steuerungs-Paradoxon’ konfrontiert ist,<br />

kann daher nun vom Verfasser beantwortet werden: <strong>Systemsteuerung</strong> ist auch aus<br />

systemtheoretischer Sicht möglich und leistbar. Sie darf nur nicht als ‚1:1-Steuerung’<br />

erwartet werden, wo jeder Steuerungs<strong>im</strong>puls direkt und unmittelbar in<br />

Systemhandlungen (quasi als „triviale Maschine“) umgesetzt wird.<br />

Steuerung von Hilfesystemen ist vielmehr vor allem instruktive Steuerung, wo gezielt<br />

Kontextbedingungen der zu steuernden Systeme so verändert werden, dass die<br />

betroffenen Systeme <strong>im</strong> Rahmen ihrer Eigensteuerung sich in die gewünschte<br />

Richtung bewegen. Die Steuerung sozialer Systeme bedarf damit der sorgsamen<br />

Analyse derjenigen Bedingungen, wie die zu steuernden Systeme ihre Umwelt<br />

beobachten und daraus systemintern verarbeitbaren Sinn konstruieren. Durch<br />

destruktive Steuerungseingriffe können zudem unerwünschte Handlungsoptionen<br />

der zu steuernden Systeme ausgeschlossen oder zumindest reduziert werden, so<br />

dass hiermit noch ein weiteres Steuerungsinstrument bei der Beeinflussung des<br />

Verhaltens von Hilfesystemen zur Verfügung steht.<br />

2.3.1 Exkurs: Steuerung als Governance<br />

Governance hat sich als der Terminus für die Steuerung <strong>im</strong> Bereich des<br />

Politiksystems fest etabliert und die früher verwendete Begrifflichkeit der politischen<br />

Steuerung verdrängt. 304 Da die Steuerung von Hilfesystemen auch in letzter<br />

Konsequenz <strong>im</strong> politischen Bereich stattfindet – hier muss dem zweiten Teil dieser<br />

Arbeit vorgriffen werden – ist es sinnvoll, sich an dieser Stelle auch kurz mit den dort<br />

vorherrschenden Überlegungen zur Steuerung komplexer Systeme zu beschäftigen.<br />

Eine gute Übersicht der Begrifflichkeit liefert Benz:<br />

"Der Governance-Begriff variiert also in verschiedenen Anwendungsfeldern,<br />

dennoch lässt sich ein konstanter Begriffskern identifizieren. Dieser kann<br />

folgendermaßen best<strong>im</strong>mt werden:<br />

1. Governance bedeutet Steuern und Koordinieren (oder auch Regieren) mit dem<br />

Ziel des <strong>Management</strong>s von Interdependenzen zwischen (in der Regel kollektiven)<br />

Akteuren.<br />

2. Steuerung und Koordination beruhen auf institutionalisierten Regelsystemen,<br />

welche das Handeln der Akteure lenken sollen, wobei in der Regel Kombinationen<br />

aus unterschiedlichen Regelsystemen (Markt, Hierarchie, Mehrheitsregel,<br />

Verhaltensregeln) vorliegen.<br />

3. Governance umfasst auch Interaktionsmuster und Modi kollektiven Handelns,<br />

welche sich <strong>im</strong> Rahmen von Institutionen ergeben (Netzwerke, Koalitionen,<br />

Vertragsbeziehungen, wechselseitige Anpassung <strong>im</strong> Wettbewerb).<br />

4. Prozesse des Steuerns bzw. Koordinierens sowie Interaktionsmuster, die der<br />

Governance-Begriff erfassen will, überschreiten in aller Regel Organisationsgrenzen,<br />

insbesondere aber auch die Grenzen von Staat und Gesellschaft, die in der<br />

politischen Praxis fließend geworden sind. Politik in diesem Sinne findet<br />

normalerweise <strong>im</strong> Zusammenwirken staatlicher und nicht-staatlicher Akteure (oder<br />

304 vgl. z.B. Z<strong>im</strong>mermann 2005, S. 33<br />

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