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Systemsteuerung im Case Management

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Instruktive Steuerung hingegen ist nur als Kontext-Steuerung denkbar und muss<br />

daher zunächst vom zu steuernden System interpretiert werden, um Handlungen<br />

bewirken zu können. Instruktive Steuerung wirkt daher stets nur indirekt, da das zu<br />

steuernde System nach wie vor alle ihm möglichen Handlungsoptionen besitzt und<br />

erst nach sinnbasierter Interpretation des (aus der Umwelt einwirkenden)<br />

Steuerungs<strong>im</strong>pulses entscheidet, ob aufgrund der Interpretation einer best<strong>im</strong>mten<br />

Handlungsoption den Vorzug gegeben wird. 300 Instruktive Steuerung wird damit<br />

umso wirksamer, je mehr sie die Sinnkonstruktion des zu steuernden Systems<br />

berücksichtigt und damit die Veränderung von Umweltbedingungen so erfolgen,<br />

dass die Systementscheidungen in der gewünschten Richtung ermöglichen.<br />

Kontextsteuerung hat damit keine andere Alternative, als die spezifische<br />

Sinnkonstruktion sozialer Systeme zu berücksichtigen und entsprechende Impulse<br />

setzen. Bei Organisationssystemen des Wirtschaftssystems sind daher geldbasierte<br />

Kontexte wirksamer als moralbasierte 301 , während es z.B. <strong>im</strong> Religionssystem eher<br />

umgekehrt sein dürfte.<br />

Das in Kap. 2.2.2.3 dargestellte Prinzip der doppelten Kontingenz <strong>im</strong><br />

Zusammenhang von Kommunikationen erweist sich aus Sicht des Verfassers für<br />

das Feld von Steuerungen ebenfalls als virulent: Wenn aufgrund von doppelter<br />

Kontingenz der ‚gesteuerte’ Alter antizipiert, dass Ego sich ‚steuerungstechnisch’ an<br />

seinen eigenen Sinnkonstruktionen ‚andockt’ und dass Ego ebenfalls antizipiert,<br />

dass Alter sich seiner sinnbezogenen ‚Andockversuche’ bewusst ist, kann dies zwar<br />

eine generelle Unsicherheit von Ego bewirken, ob seine Steuerung die gewünschte<br />

Wirkung zeitigt und bei Alter Zweifel auslösen oder hier seitens Ego manipulativ<br />

gearbeitet wird, allerdings bleibt Ego bei instruktiven Steuerungen auch keine<br />

andere Wahl. Wenn Steuerungsaddressaten als soziale (oder psychische) Systeme<br />

nur dann Umwelteinflüsse (wie z.B. Steuerungsversuche) systemintern verarbeiten<br />

können, wenn diese systembezogen eine sinnbasierte Verarbeitung zulassen, muss<br />

eine Steuerung mit Aussicht auf Wirksamkeit gerade diese ‚Andockarbeit’ leisten,<br />

um zum zu steuernden System ‚durchzudringen’. Die Unsicherheit, ob dies auch<br />

gelingt, bleibt damit aber <strong>im</strong>mer auch bestehen. Andererseits ist auch das Risiko<br />

kontingent, dass das zu steuernde System die ‚Andockversuche’ als Manipulation<br />

bewertet und damit nicht die eigentlich intendierte Sinnzuweisung leistet. Auch<br />

hierzu gibt es keine Möglichkeit, dies vom Prinzip her bei der Steuerung zu<br />

vermeiden, denn, wie bereits Luhmann hierzu treffend ausgesagt hat, ist<br />

Aufrichtigkeit (also die Mitteilung, dass eben keine Manipulation intendiert wird)<br />

„inkommunikabel“. 302 Eine Lösung ergibt sich hierbei systemtheoretisch wie auch<br />

praktisch nur durch eine Verstetigung der Steuerungskommunikation, was die<br />

Bildung von Erwartungen bei Alter begünstigt, wie Ego sich bei seinen Steuerungen<br />

verhält und andererseits bei Ego die Reaktionen von Alter auf seine Steuerungen<br />

erwartbarer macht. 303<br />

300 vgl. z.B. Reis, Schulze-Böing 1998, S. 19 oder Becker, Reinhardt-Becker 2001 S. 12 u. 73<br />

301<br />

es sei denn, der moralbasierte Kontext würde als Reduzierung von Marktchancen interpretiert und<br />

so doch wieder geldbasiert uminterpretiert<br />

302<br />

s. Luhmann 1987, S. 207<br />

303<br />

aus Sicht des Verfassers ist z.B. mit dem Postulat der ‚autentischen Führung’ bzw. Steuerung u.a.<br />

auch gemeint, Führungshandeln für die Geführten erwartbar zu machen und so die jeder Führung<br />

innewohnende doppelte Kontingenz zu reduzieren – vgl. zu Konzepten der autentischen Führung z.B.<br />

Donders (2007)<br />

Seite 88

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