28.01.2013 Aufrufe

Systemsteuerung im Case Management

Systemsteuerung im Case Management

Systemsteuerung im Case Management

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

zunehmenden Maße auch gegenüber anderen gesellschaftlichen Systemen<br />

positioniert, z.B. durch eigene Organisationen wie die DGS 256 oder der DBSH 257 ,<br />

sowie durch die Wissenschaft, die seit 1995 mit Staub-Bernasconi zum „Ende der<br />

Bescheidenheit“ 258 aufgerufen hat. Ähnliches machen schon seit langen andere<br />

Funktionssysteme wie z.B. die Wirtschaft oder das Gesundheitssystem mit analogen<br />

Organisationen, so dass hier ein weiteres Argument zur Zurückweisung der als<br />

Position (C) dargestellten Bestreitung des Funktionssystemcharakters der Sozialen<br />

Arbeit anzuführen ist.<br />

Alles <strong>im</strong> allem ist daher aus Sicht des Verfassers der Position (B) zuzust<strong>im</strong>men.<br />

Soziale Arbeit kann so als sekundäres Funktionssystem der Gesellschaft<br />

eingeschätzt werden, da sie sehr wohl gesellschaftliche Aufgaben übern<strong>im</strong>mt, die ihr<br />

aber aufgrund von Exklusionen (und deren Folgen) von anderen Funktionssystemen<br />

zufallen. Dies wird auch dadurch deutlich, dass, wie bereits aufgezeigt, Soziale<br />

Arbeit über einen eigenständigen Code verfügt, dieser aber ‚Überlappungen’ mit den<br />

Codes anderer Funktionssysteme aufweist<br />

2.2.2.7 Kritische Anmerkungen zur Systemtheorie<br />

Bei der Darstellung der (Luhmann’schen) Systemtheorie wurden bereits einige der in<br />

ihr <strong>im</strong>plizierten Kritikpunkte kurz angerissen. Vor allem sei an dieser Stelle bereits<br />

darauf verwiesen, dass eine Betrachtung Sozialer Systeme in der Ausschließlichkeit<br />

ihrer durch selbstreferentiellen Operation konstituierte Unbeeinflussbarkeit für eine<br />

Analyse der <strong>Systemsteuerung</strong> als ein zentrales Element des <strong>Case</strong> <strong>Management</strong> zu<br />

Problemen führt. Bei kompletter Übernahme dieses Ergebnisses der Systemtheorie<br />

wäre lediglich festzustellen, dass <strong>Systemsteuerung</strong> systemtheoretisch unmöglich sei<br />

und damit der Steuerungsanspruch aufgegeben werden müsse. Gleiches würde<br />

dann aber auch ‚nebenbei’ für die Fallsteuerung gelten, da alle Fallbeteiligten<br />

ebenso aus ‚steuerungsresistenten’ psychischen (und natürlich auch sozialen)<br />

Systemen bestünden. Trauriges Fazit wäre: <strong>Case</strong> Manager müssten alle ihre<br />

Steuerungsfiktionen begraben und sich höchstens mit lösungsfördernden<br />

‚Verstörungen’ zufrieden geben.<br />

Dies soll aber keineswegs den Eindruck erwecken, der Verfasser hätte hier eine<br />

Theorie als Erklärung von Vorgängen in sozialen (und damit auch Hilfe-) Systemen<br />

geprüft und bei Feststellung, dass diese nicht die (vorgefertigten) Einstellungen<br />

bestätigt, wieder verworfen. Die Systemtheorie von Luhmann liefert eine Reihe von<br />

Erkenntnissen über die Besonderheit sozialer Systeme und führt damit richtiger<br />

Weise zu Fragestellungen über Art und Weise ihrer Steuerbarkeit sowie zu den<br />

Ursachen dieser Fragestellungen. Insofern ist sie ein produktiver, wenn auch<br />

256 die sich z.B. auch mittlerweile verstärkt dem Thema der Öffentlichkeitsarbeit der Sozialen Arbeit<br />

widmet – s. Fachtagung „Strategiefähig? Kampagnenfähig? Herausforderungen an die politische<br />

Öffentlichkeitsarbeit Sozialer Arbeit“ vom 15.-16.02.2008 – s. <strong>im</strong> Internet unter:<br />

http://www.dgsinfo.de/dgmiteil.shtml<br />

257 z.B. durch Stellungsnahmen zum SGB II – s. <strong>im</strong> Internet unter:<br />

http://www.dbsh.de/html/berufspolitik.html<br />

258 s. Staub-Bernasconi 1995<br />

Seite 72

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!