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Systemsteuerung im Case Management

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2.2.2.6 Soziale Arbeit als Funktionssystem der Gesellschaft<br />

In Luhmanns Theorie sozialer Systeme sind gesellschaftliche Funktionssysteme<br />

kurz angerissen und enthält u.a. das Erziehungssystem, eine eindeutige<br />

Stellungnahme zur systemtheoretischen Verortung der Sozialen Arbeit findet sich<br />

dort aber nicht. ‚Luhmanianer’ wie z.B. Dirk Baecker sehen aber sehr wohl die<br />

Soziale Arbeit als eigenständiges Funktionssystem der Gesellschaft an 220 und<br />

vertreten damit eine Position, die gleichermaßen viel Zust<strong>im</strong>mung als auch (wie<br />

könnte es anders sein?) Ablehnung produzierte. Die Positionen reichen von der<br />

Best<strong>im</strong>mung der Sozialen Arbeit als eine „… diffuse Allzuständigkeit für »soziale<br />

Probleme« …“ 221 bis zur klaren Bekenntnissen der Verortung der Sozialen Arbeit als<br />

eines der Funktionssysteme der Gesellschaft. 222 Einen guten Überblick der Debatte<br />

erhält man von Jenö Bango 223 , der die Positionen wie folgt markiert:<br />

(A) Die Soziale Arbeit ist ein eigenständiges, selbstreferentielles<br />

Funktionssystem der Gesellschaft, da es über einen eigenen Code eine<br />

Leitdifferenz zu anderen gesellschaftlichen Funktionssystemen konstituiert;<br />

(B) Soziale Arbeit ist ein „Funktionssystem zweiter Ordnung“, ein „sekundäres<br />

Pr<strong>im</strong>ärsystem“, da sie lediglich die Folgen von Exklusionen aus anderen<br />

Funktionssystemen bearbeitet und<br />

(C) Soziale Arbeit ist kein eigenständiges Funktionssystem, da sie lediglich auf<br />

der Organisationsebene vorzufinden ist und ein eigenständiger Code und<br />

eine eigenständige gesellschaftliche Funktion nicht ersichtlich ist.<br />

Position (A), die Soziale Arbeit als eigenständiges Funktionssystem der Gesellschaft<br />

interpretiert, wird u.a. von Roland Merten vertreten. Als (eigenständigen) binären<br />

Code übern<strong>im</strong>mt er den Vorschlag von Dirk Baecker von ‚helfen / nicht-helfen’ 224 ,<br />

wobei die Best<strong>im</strong>mung dessen, was Hilfe ist (oder sein soll) nur in „kulturellgesellschaftlichen<br />

Zusammenhängen“ 225 best<strong>im</strong>mbar ist. Merten lehnt sich hier an<br />

eine frühe Arbeit von Luhmann an, der Hilfe als „durch Strukturen wechselseitigen<br />

Erwartens“ 226 gesteuert ansieht. 227 Hilfe ist also die zentrale Sinnkategorie der<br />

Sozialen Arbeit, den Merten analytisch in eine Sach- (Bedürfnisse und Ressourcen),<br />

Sozial- (Hilfebedürftige und Hilfeleistende) und Zeitd<strong>im</strong>ension (Bedürfnisentstehung<br />

und Hilfeleistung) zerlegt. 228 Die in Klammern hinter den jeweiligen D<strong>im</strong>ensionen<br />

aufgeführten Begriffspaare verweisen dabei auf die Seite der Hilfebedürftigkeit und<br />

ihre Entsprechung in der für die Bearbeitung zuständigen Seite der Sozialen Arbeit.<br />

Zugleich sind hier bereits Voraussetzungen und mögliche Problemfelder skizziert.<br />

220<br />

vgl. Baecker 1994<br />

221<br />

Bommes, Scherr 1996, S. 107<br />

222<br />

vgl. u.a. Baecker 1994; Merten 2005; Kleve 2005<br />

223<br />

vgl. Bango 2005<br />

224<br />

s. Merten 2005 S. 45 ff.<br />

225<br />

Merten 2005, S. 48<br />

226<br />

Luhmann 1973, S. 21<br />

227<br />

andere Ansätze in ähnlicher Richtung verwenden z.T. aber andere Codes wie „Fall / Nicht-Fall“<br />

(Peter Fuchs / Bernd Halfar 2000 nach Merten 2005 a.a.O., bzw. Bango 2005 a.a.O. – sehr früh:<br />

Fuchs 1997, S. 427 f.) – ähnlich Maaß 2007 bzw. „bedürftig / nicht-bedürftig“ (Frank Hillebrandt 1999<br />

nach Merten 2005 a.a.O., bzw. Bango 2005 a.a.O.)<br />

228<br />

s. Merten 2005 S. 49 f.<br />

Seite 66

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