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Systemsteuerung im Case Management

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erhalten. 196 Netzwerke können weiterhin die Outputmöglichkeiten von<br />

Organisationen verbessern, in dem sie durch die Nutzung von Leistungen von<br />

Netzwerkpartnern zusätzliche (Markt-) Möglichkeiten eröffnen oder helfen, die<br />

eigenen Ressourcen auf für die Organisation wichtigeren Bereiche zu konzentrieren.<br />

Netzwerke unterstützen auch die Einflussnahme von Organisationen auf ihre<br />

Umwelt, indem sie diese bündeln und so Zugänge ermöglichen, die eine<br />

Organisation alleine nicht hätte oder sich nicht leisten könnte.<br />

Netzwerke ersetzen aber bei allen Vorteilen nicht Organisationssysteme, die auch<br />

mit und in Netzwerkstrukturen ihre Identität bewahren müssen, auch weiterhin ihre<br />

ihnen eigene Sicht ihrer Umwelt haben, da auch für Netzwerkbeziehungen gilt, was<br />

für jeden Umweltkontakt gilt: Die Umformung von Wahrnehmungen (auch die über<br />

Netzwerke ermöglichte) zu für Organisationen verarbeitbaren Informationen erfolgt<br />

<strong>im</strong>mer noch in den einzelnen Organisationen selbst 197 , so dass Netzwerke die<br />

Informationsmöglichkeiten (Informationsquellen) zwar deutlich erhöhen können, aber<br />

die für Veränderungen ursächlichen Entscheidungen <strong>im</strong>mer noch in der Organisation<br />

alleine getroffen werden. Da nun auch noch über die Netzwerkbeziehungen<br />

zusätzliche Kontingenz in die Organisationen kommt, machen Netzwerke die<br />

Operationen von Organisationen nicht nur leichter, sondern zu einem gewissen<br />

Maße auch schwerer.<br />

(C) Gesellschaftssystem<br />

Als letzte Ebene sozialer Systeme bleibt nun noch das Gesellschaftssystem übrig.<br />

Dieses soll aber nur angerissen werden, da bei der Steuerung von Hilfesystemen<br />

pr<strong>im</strong>är Interaktions- und Organisationssysteme relevant sind und weniger das<br />

Gesellschaftssystem als Ganzes. 198<br />

Gesellschaft ist für Luhmann der zentrale Begriff „… für die Einheit der Gesamtheit<br />

des Sozialen …“ 199 und damit das „… umfassende Sozialsystem, das […] keine<br />

soziale Umwelt kennt.“ 200 . Die Gesellschaft, das Gesellschaftssystem, ist demnach<br />

nur Umwelt für alle <strong>im</strong> ‚innewohnenden’ sozialen Systeme (Organisationssysteme<br />

und Interaktionssysteme), ist aber ansonsten aus systemtheoretischer Sicht<br />

umweltlos. Ihre Grenzen (als selbstreferentiell geschlossen operierendes System)<br />

trennen sie lediglich von allen „… nichtkommunikativen Sachverhalten und<br />

Ereignissen …“ 201 . Die Systemgrenze der Gesellschaft ist daher nicht durch konkret<br />

‚fassbare’ Naturmerkmale wie Flüsse, Berge oder Meere best<strong>im</strong>mt, so dass die<br />

196 vgl. z.B. Baecker 1999 S. 190 f.<br />

197 Dies illustriert gut das Beispiel eines Personalleiter-Arbeitskreises, in dem Erfahrungen bis hin zu<br />

Betriebsvereinbarungen zu ganz unterschiedlichen Problemen ausgetauscht wurden. Von einem<br />

Unternehmen kam aber oft selbst bei guten Lösungsvorschlägen von Kollegen der stete Satz: „Mit<br />

unserem Betriebsrat ist das nicht zu machen.“<br />

198 Hierbei wird zumindest an dieser Stelle vernachlässigt, in wie weit Einflüsse des<br />

Gesellschaftssystems bei der Steuerung von Hilfesystemen ‚mitlaufen’, z.B. durch Setzung politischer<br />

Rahmenbedingungen (z.B. das SGB II). In Kap. 3 wird bei der Thematisierung von<br />

Steuerungsebenen auch auf die als „Makrosteuerung“ auffassbare Beeinflussung des Politiksystems<br />

eingegangen. Hierzu ist aber eine umfassende Behandlung des Gesellschaftssystems <strong>im</strong> Lichte der<br />

Systemtheorie nicht zwingende Voraussetzung, da man sich hier auf allgemein für soziale Systeme<br />

geltenden Gegebenheiten beschränken kann – näheres dazu in Kap. 3.6. und 3.7<br />

199 Luhmann 1987, S. 555<br />

200 ebd.<br />

201 Luhmann 1987 S. 557 u. 585<br />

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