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Systemsteuerung im Case Management

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Beziehungen der Beobachtung zweiter Ordnung sind […]. Es geht nicht nur darum,<br />

herauszufinden, welche eigenen Züge möglich sind, sondern auch darum, sich<br />

vorzustellen, wie Mitspieler angesichts ihrer Erwartung best<strong>im</strong>mter (kooperierender,<br />

substitutiver oder komplementärer) Züge anderer Mitspieler ihre eigenen Züge<br />

auswählen. […] Das Netzwerk ist endogen unruhig, aber es stellt eigene Motive<br />

bereit, die dazu führen daß es sich nicht chaotisch, sondern entweder kooperativ<br />

oder kompetitiv verhält." (Baecker 1999, S. 364) Auf das o.a. Beispiel mit der<br />

Bietergemeinschaft und ihrer möglichen Beendigung übertragen, könnte<br />

diesbezügliche Überlegungen wie folgt aussehen:<br />

• Fortsetzung der Kooperation (Bietergemeinschaft) mit den Vorteilen von<br />

geringeren Investitionskosten und dem ‚kennen’ des Partners (eingespielte<br />

Abläufe) – hierbei könnten aber auch (aus Sicht der Organisation)<br />

Risiken/Nachteile entstehen, wie z.B. dass ein anderer Partner geringere ‚Stücke<br />

vom Kuchen’ beanspruchen könnte und damit der eigenen Organisation mehr<br />

Einnahmen verfügbar würden, oder dass der jetzige Partner sich selbst bereits<br />

nach einem ‚Ersatz’ umsieht (oder es ‚alleine machen’ will) und die Kooperation<br />

dann kurz vor Angebotsabgabe nicht zustande kommt.<br />

• Beendigung der Kooperation (durch ‚alleine machen’ oder neuen Partner suchen)<br />

mit den schon in der ersten Variante beschriebenen eventuell erzielbaren<br />

monetären Vorteilen, aber unter Inkaufnahme der Risiken, dass man bei einer<br />

künftigen Ausschreibung vielleicht doch wieder den ‚alten’ Partner benötigen<br />

können (der dann möglicher Weise verärgert sein könnte), oder dass der neue<br />

Partner sich doch als ‚schlechter’ als der erste entpuppen könnte.<br />

• Veränderung der Kooperation mit dem bisherigen Partner, so dass mehr Anteile<br />

bei der eigenen Organisation verbleiben, dies könnte aber alleine schon bei der<br />

Erwähnung den Partner verärgern und die weitere Kooperation in Frage stellen,<br />

so dass sicherheitshalber nach einem Ersatz Ausschau gehalten werden müsste,<br />

was aber der bisherige Partner merken könnte (mit den bereits beschriebenen<br />

Folgen) …<br />

Weitere Möglichkeiten sind denkbar und führen zu einer weiteren Folge von Vor-<br />

und Nachteilen, so dass die Kette des Möglichen nahezu endlos wird. Da wie schon<br />

in den dargestellten Handlungsmöglichkeiten auch <strong>im</strong>mer die<br />

Handlungsmöglichkeiten des oder der Partner berücksichtigt werden muss, zeigt<br />

sich hier deutlich das ‚Gesicht’ der doppelten Kontingenz. Auch wenn die<br />

Möglichkeiten gerade als „endlos“ bezeichnet wurden, so laufen sie alle auf die<br />

Alternative von ‚miteinander’ oder ‚gegeneinander’ hinaus, so dass die Aussage von<br />

Baecker, dass Netzwerke zwar unruhig, aber durch das Pendeln zwischen<br />

Kooperation und Konkurrenz nicht chaotisch seien, hier ihre Bestätigung findet.<br />

Die Zur-Verfügung-Stellung von Komplexität, die Luhmann in seinem Konzept der<br />

Interpenetration vorstellt 195 ist trotz aller Schwächen zur Erklärung der<br />

Interdependenzen zwischen sozialen und psychischen Systemen auf die Vorgänge<br />

zwischen Organisationen mittels Netzwerkbeziehungen durchaus zu übertragen.<br />

Organisationen können durch Netzwerke ihren Beobachtungs- und damit<br />

Erfahrungshorizont erweitern, und so auch außerhalb ihrer alleinigen<br />

Beobachtungsperspektive zusätzlichen Zugang zu Vorgängen in ihrer Umwelt<br />

195 vgl. Kap. 2.2.2.4<br />

Seite 61

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