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Systemsteuerung im Case Management

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kennzeichnet sehr anschaulich das Wesen von Organisationen und ihre<br />

operationale Schließung (als System) gegenüber ihrer Umwelt. Während gerade<br />

Organisationen (zumeist) einen sehr intensiven Kontakt mittels Input und Output zu<br />

ihrer Umwelt pflegen, sind sie doch <strong>im</strong> Kern ihres Handelns, bei ihren<br />

Entscheidungen, von dieser angekapselt.<br />

Organisationen verändern sich zwar <strong>im</strong> Laufe ihrer Geschichte, sie passen<br />

Strukturen wie auch Leistungen (Output) veränderten Anforderungen der Umwelt an<br />

(bei Wirtschaftsunternehmen Markt und Wettbewerb), aber daraus resultiert noch<br />

lange nicht ein direkter Einfluss der Umwelt auf Systementscheidungen. Der<br />

Umweltbezug von Organisationen führt zwar zu Anpassungshandlungen an<br />

Umweltveränderungen, aber die dazu führenden Entscheidungen sind in so hohem<br />

Maße durch ‚systeminterne’ Prozesse bedingt, dass Anpassung an<br />

Umweltveränderungen nur als „Selbstanpassung“ denkbar ist. 180 Die hierzu<br />

führenden drei Faktoren kann man wie folgt beschreiben:<br />

• Systeme können von Ihrer Umwelt keine Informationen direkt aufnehmen<br />

(übernehmen), sondern alles, was von der Umwelt an die Systemgrenze gelangt,<br />

wird durch das System interpretiert, mit Sinn belegt und so erst zu <strong>im</strong> System<br />

verarbeitbarer (kommunizierbarer) Information. Diese sind aber Grundlage aller<br />

Entscheidungen.<br />

• Alle Handlungen in Systemen und damit auch in Organisationssystemen sind<br />

neben dem ‚Input’ (der wie zuvor angeführt, bereits gefiltert ist) auch untrennbar<br />

mit systeminternen ‚Zuständen’ 181 verknüpft, die sich äußeren direkten Einflüssen<br />

entziehen. Entscheidungen hängen damit auch außer den sie auslösenden<br />

Informationen (über Umweltveränderungen) auch von Befindlichkeiten (inneren<br />

Zuständen) der Organisation ab.<br />

• Zentrale Entscheidungen in Organisationen sind (vor allem in betrieblichen<br />

Organisationen) wie bereits dargestellt nicht ohne den Einbezug der Hierarchie<br />

zu denken. Diese hat neben handgreiflichen Eigeninteressen 182 auch durchaus<br />

widersprüchliche Anforderungen (vor allem in großen Kapitalgesellschaften)<br />

seitens der Eigentümerseite ‚auszuhalten’, die wiederum<br />

Unternehmensentscheidungen beeinflussen. 183<br />

180 s. Luhmann 1987, S. 479<br />

181 <strong>im</strong> Sinne einer nicht-trivialen Maschine – vgl. Kap. 2.1.2.3<br />

182 es ist z.B. nur schwer vorstellbar, dass ‚lean management’ Entscheidungen zum Wegfall einer<br />

ganzen Hierarchieebene von eben dieser Hierarchieebene getroffen werden<br />

183 Hiermit sind z.B. die verstärkt festzustellenden Forderungen von Anteilseignern (Aktionären) nach<br />

kurzfristigem Erfolg, d.h. Aktienkurs- und Dividendensteigerungen gemeint. Durch das verstärkte<br />

Engagement von Kapitalinvestoren, deren Prinzip die kurzfristige Anlage von Kapital mit dem Ziel<br />

größtmöglicher Rendite ist, werden Unternehmensführungen zunehmend mit der Forderung<br />

konfrontiert, durch Maßnahmen schnell den Aktienkurs zu steigern und hohe Dividenden zu zahlen.<br />

Daraus resultieren dann Effekte, wie z.B. die Reduzierung der (auf Langfristigkeit angelegte)<br />

Forschung oder die Reduzierung des Personals, was über erhöhte Gewinnerwartungen dann wieder<br />

zu den gewünschten Kurssteigerungen führen kann. Die ursprünglich vom ‚Markt’ erwarteten<br />

Maßnahmen der Organisation können so durch solche konfliktierenden dann deutlich beeinflusst<br />

werden. Da aber wohl zunehmend auch die ‚Top-Hierarchie’ von Großunternehmen vermittels<br />

Aktienoptionen verstärkt an eben diese Kurzfristigkeit gebunden wird und auch die Aufsichtsgremien<br />

(Aufsichtsräte) <strong>im</strong> wesentlichen aus analog ‚besoldeten’ Topmanagern bestehen, stellt sich hier<br />

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