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Systemsteuerung im Case Management

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Flexibilität, die zugleich auch Instabilität ist, durch Strukturierungen eingegrenzt wird<br />

(z.B. regelmäßige Treffen, nur Teilnehmer des Anfangtreffens können an<br />

Folgetreffen teilnehmen, u.ä.), desto näher rücken Interaktionssysteme in die Nähe<br />

von Organisationssystemen, die <strong>im</strong> Folgenden behandelt werden sollen.<br />

(B) Organisationssystem<br />

Auch hier bietet wieder Kiss eine erste Übersicht über die Merkmale von<br />

Organisationssystemen:<br />

„ - Mitgliedschaft, die nicht durch Anwesenheit gekennzeichnet ist, zu deren<br />

Eintrittbedingungen nur die Anwendung und Befolgung best<strong>im</strong>mter<br />

(organisatorischer) Verhaltenserwartungen gehören;<br />

- strukturelle Festlegung von:<br />

1. Aufgaben bzw. Programmen,<br />

2. Stellen und<br />

3. hierarchische Rangpositionen,<br />

die gegenüber der personellen Mobilität (Beweglichkeit von Ein- und Austritt<br />

von Mitgliedern) relativ unempfindlich sind;<br />

- die (dadurch ermöglichte) Austauschbarkeit von Personen<br />

- […] “ (Kiss 1990, S. 36) 162<br />

Die wesentlichen Faktoren, die soziale Systeme als Organisationen<br />

(Organisationssysteme) kennzeichnen, sind damit bereit benannt. An die Stelle der<br />

wenig formalisierten Anwesenheit in Interaktionssystemen tritt die bereits deutlich<br />

stärker formalisierte Mitgliedschaft (z.B. durch Arbeitsvertrag, Mitgliedsantrag, usw.).<br />

Gleichfalls verstärkt sich die Strukturierung durch eine in der Regel definierte<br />

Aufgabenfestlegung (z.B. durch eine Satzung 163 , eine Gewerbeanmeldung, usw.).<br />

Der Begriff der ‚Stellen’ verweist zunächst auf Organisationen in Form von Betrieben<br />

(Stellen, Stellenbeschreibungen, Eingruppierung von Stellen, usw.), kann aber auch<br />

als formale Funktionen in Organisationen in Form von Vereinen oder<br />

Interessenverbänden betrachtet werden. Gemeinsam ist beiden Varianten die<br />

prinzipiell mögliche Austauschbarkeit der jeweiligen Funktionsträger, da ihre<br />

Funktion (zumindest vom Prinzip her) nicht individuell definiert wird, sondern durch<br />

ein Bündel mehr oder weniger formalisierter Funktionserwartungen 164 (z.B. die<br />

bereits erwähnten Stellenbeschreibungen, Vereinssatzungen, usw.) vorstrukturiert<br />

wird. Organisationssysteme erhöhen so prinzipiell durch Strukturierungen ihre<br />

Abhängigkeit von ihren Elementen durch die so mögliche leichte (leichtere)<br />

162 hinzuzufügen wäre noch, dass auch Organisationssysteme sich als Differenz zu ihrer Umwelt<br />

begreifen, was schon Baecker mit seinem Ausspruch "Die Organisation einer Organisation ist die<br />

Organisation einer Differenz." (Baecker 1999, S. 21) deutlich macht.<br />

163 § 57 BGB fordert so z.B. für die Eintragung von Vereinen ins Vereinsregister als<br />

Mindestanforderung für Vereinssatzungen u.a. den Vereinszweck und als „Sollinhalt“ (§ 58) u.a. die<br />

Regelung des Ein- und Austritts der Mitglieder, der Bildung des Vereinsvorstandes und der Art der<br />

Beschlussfassung.<br />

164 Luhmann grenzt sich in seinem Werk von der „Ordnungsleistung von Rollen für faktisches<br />

Verhalten“ Luhmann 1987, S. 430 deutlich ab, denen Ordnungsleistung „in der Soziologie zeitweilig<br />

erheblich überschätzt worden“ sei. (ebd.). Er spricht daher von Funktionserwartungen, zumal auch<br />

soziale Rollen eher für den außerorganisatorischen Bereich gelten dürften.<br />

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