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Systemsteuerung im Case Management

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(wechselseitig) eine Aktualisierung der jeweiligen Systemstruktur in einer<br />

momenthaften Operation beeinflussen." (Kämper, Schmidt 2000, S. 228)<br />

Die Systemtheorie versucht also mit den Konstrukten der Interpenetration bzw. der<br />

strukturellen Kopplung den Konflikt zu lösen, wie allgemein die Autonomie<br />

selbstreferentieller Systeme mit der in der Praxis beobachtbaren Kooperationen<br />

zwischen Sozialen Systemen zu vereinbaren ist und wie speziell psychische<br />

Systeme in die Theorie sozialer Systeme integriert werden kann. Dabei bleiben aber<br />

noch Fragen offen, denen sich noch in Kap. 2.3 zugewandt werden muss.<br />

Festzuhalten ist aber, dass Interpenetration bzw. strukturelle Kopplung keine<br />

Autonomieaufgabe der interpenetrierenden Systeme konstituiert, die auch bei aller<br />

Verschränkung nach wie vor ‚sie selbst’ bleiben. Um sich dies plastisch vorzustellen,<br />

denke man nur an die Schwierigkeiten, Systeme miteinander zu verschmelzen, also<br />

aus zwei Systemen eins zu bilden. Selbst wenn hier die Struktur (Hierarchie,<br />

Organisation, Regeln) einheitlich geändert wird, braucht es noch lange, bis das<br />

gesamte System, d.h. die beiden unterschiedlichen Vorgängersysteme sich dieser<br />

Struktur angepasst und eine Gesamtidentität (also einen neuen ‚Gesamt-<br />

Sinnzusammenhang’) gebildet haben. Beispiele hierzu gibt es mannigfaltig in<br />

Unternehmen oder auch in der Politik. Wenn aber selbst bei Verschmelzung<br />

Sinnzusammenhänge lange nachwirken, so ist es leicht vorstellbar, dass bei reinen<br />

Kooperationen diese (fast) unverändert fortbestehen.<br />

2.2.2.5 Differenzierungen sozialer Systeme<br />

Im letzten Abschnitt der Systemtheorie sollen jetzt noch die Ausdifferenzierung von<br />

sozialen Systemen behandelt werden. Differenzierung soll aber hier lediglich als<br />

Oberbegriff für die komplexitätsbezogene Unterscheidung von sozialen Systemen<br />

z.B. in die bereits angesprochen Organisations- oder Gesellschaftssysteme gelten.<br />

Luhmann unterteilt soziale Systeme nach ihrer Komplexität dreiteilig in die Ebenen<br />

Interaktionssysteme, Organisationssysteme und Gesellschaftssysteme. Allerdings<br />

behandelt er in seiner Theorie sozialer Systeme Organisationssysteme nur<br />

nachrangig, weil sie für ihn weder in allen Gesellschaftssystemen durchgängig<br />

ausgebildet werden, noch durchgängig als Differenz zu den anderen beiden<br />

Sozialsystemen darstellbar sind. 148 Der Systemtheorie sind daher nur begrenzt<br />

Aussagen zu den für diese Arbeit pr<strong>im</strong>är interessierenden Organisationssystemen<br />

zu entnehmen. Hierzu benötigt man dann ‚Unterstützung’ von anderen Vertretern,<br />

wie z.B. von Dirk Baecker. 149<br />

Der Zusammenhang von Interaktions- Organisations- und Gesellschaftssystemen<br />

darf aber nicht so interpretiert werden, so dass das jeweils größere aus der Summe<br />

der jeweils kleineren bestünde. Das Gesellschaftssystem als die umfassende Einheit<br />

der sozialen Systeme schließt zwar alle Interaktionssysteme (und alle<br />

Organisationssysteme) mit ein, ist aber nicht direkt in diese zerlegbar, d.h. man<br />

zerlege ein Gesellschaftssystem und erhalte eine Menge an Interaktionssystemen<br />

bzw. man fasse alle Interaktionssysteme zusammen und erhalte ein<br />

Gesellschaftssystem. Zwischen den Ebenen besteht stets eine nicht überbrückbare<br />

148 s. Luhmann 1987, S. 551 und S. 16 ff.<br />

149 vgl. Baecker 2003 oder Baecker 1999<br />

Seite 49

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