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Systemsteuerung im Case Management

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„Kontingenzmanagement“ 139 , so dass für den Fall des Ausfallens von Ressourcen<br />

(aus der Umwelt) systemintern Vorsorge getroffen wird (z.B. durch Lagerhaltung, die<br />

Ausfallzeiten bei der Rohstofflieferung überbrückt, oder durch Konventionalstrafen<br />

für Lieferanten bei „just-in-t<strong>im</strong>e“ Lieferung, d.h. Produktion ohne<br />

Rohstofflagerhaltung, die zumindest monetär eventuelle Ausfälle kompensieren). Die<br />

Abhängigkeitserfahrung eines Systems von seiner Umwelt kann damit durch<br />

systeminterne Operationen reduziert werden. Input (aus der Umwelt – z.B.<br />

Rohstoffe, Informationen, Aufträge, Zahlungen) und Output (in die Umwelt – z.B.<br />

Waren, Dienstleistungen) können in einem begrenzten Maße variiert werden,<br />

reduzierter Input wird durch reduzierten Output oder durch Redundanzgewinnung<br />

be<strong>im</strong> Input (z.B. durch Substituierung von geringerem Input durch neue Lieferanten,<br />

Kunden, Klienten) kompensiert. 140 Die Einschränkung der Begrenzung der<br />

Variations- und Kompensationsmöglichkeiten verweist dabei lediglich auf die<br />

augenfällige Tatsache, dass es zur Aufrechterhaltung der Reproduktion ein Min<strong>im</strong>um<br />

an In- und Output bedarf, wird er unterschritten, ist die Reproduktion, die Autopoiesis<br />

gefährdet. Wirtschaftlich operierende Organisationen gehen dann in die Insolvenz,<br />

Vereine, Verbände, Interessengruppen lösen sich auf. Der Austausch mit der<br />

Umwelt ist damit für soziale Systeme ein existenznotwendiges Element.<br />

Es muss dabei aber noch einmal betont werden, dass aus systemischer Sicht die<br />

Umwelt kein Akteur an sich ist, sondern „nur ein Negativkorrelat des Systems.“ 141<br />

Umwelt ist für das System generell „alles andere“, was nicht zum System gehört.<br />

Davon zu unterscheiden sind aber andere Systeme in der Umwelt des Systems. Sie<br />

sind zwar eindeutig Bestandteil der Umwelt (für das System), aber auch Gegenstand<br />

möglicher Operationen.<br />

Es ist also zu unterscheiden, ob generell von der Umwelt gesprochen wird, der keine<br />

eigenen Intentionen zugesprochen werden können, oder ob Systeme gemeint sind,<br />

die sich in der Umwelt eines Systems befinden und Gegenstand wechselseitiger<br />

Operationen werden können. Dies verweist zum letzten Gesichtspunkt dieses<br />

Abschnitts, der Wechselwirkungen zwischen miteinander operierenden Systemen.<br />

Hierzu verwendet die Luhmann den Begriff von „Interpenetrationen“, was für ihn die<br />

„besondere Art von Beitrag zum Aufbau von Systemen […], der von Systemen der<br />

Umwelt erbracht wird“ 142 darstellt. Penetration ist daher die ‚zur-Verfüngung-<br />

Stellung’ von Komplexität von einem System für ein anderes und Interpenetration<br />

bezeichnet dann dies in einem wechselseitigen Prozess. 143 Interpenetration ist daher<br />

für Luhmann der „Schlüssel“ für die Analyse des Verhältnisses von psychischen und<br />

sozialen Systemen, mit dessen Hilfe der Mensch doch wieder in Beziehung mit<br />

sozialen Systemen gesetzt werden kann. 144 Interpenetration bedeutet aber nicht,<br />

dass dadurch die fundamentale Differenz zwischen System und Umwelt aufgehoben<br />

wird, auch interpenetrierende Systeme bleiben weiterhin füreinander Umwelt, die<br />

Autonomie der Systeme bleibt gewahrt. 145<br />

139 ebd.<br />

140 vgl. Luhmann 1987, S. 279<br />

141<br />

Luhmann 1987, S. 249<br />

142<br />

Luhmann 1987, S. 289<br />

143<br />

s. Luhmann 1987, S. 290<br />

144 s. ebd.<br />

145 Luhmann 1987, S. 291<br />

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