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Systemsteuerung im Case Management

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„Das System kann auf diese Weise Distanz von der Umwelt gewinnen und sich<br />

gerade dadurch der Umwelt aussetzen. Es kann sein Verhältnis zur Umwelt<br />

konditionieren und dabei doch der Umwelt die Entscheidung überlassen, wann<br />

welche Bedingungen gegeben sind.“ (Luhmann 1987, S. 104)<br />

Dies könnte zur Frage führen, ob automatisch eine (wie auch <strong>im</strong>mer gelagerte)<br />

Aufnahme durch das System erfolgt, wenn außerhalb der Systemgrenzen etwas<br />

‚geschieht’. Systeme entscheiden selbst nicht nur über die Umwandlung von<br />

Gegebenheiten (außerhalb des Systems) in Information, sondern auch ob es<br />

überhaupt eine solche Umwandlung gibt. Für das System gibt es daher keine<br />

Umwelt „an sich“, sondern nur die Umwelt, die das System zulässt. 137 Dies schließt<br />

ein, dass Systeme einerseits auch nur einen best<strong>im</strong>mten Ausschnitt ihrer Umwelt<br />

beobachten und andere (als unrelevant) ausblenden. Auch auf diese Weise können<br />

Systeme die Komplexität ihrer Umwelt reduzieren. Becker (s.u.) stellt die selektive<br />

Umweltwahrnehmung von Systemen wie folgt dar:<br />

X<br />

System<br />

X<br />

X<br />

Die selektive Umweltwahrnehmung ist Folge der systemspezifischen<br />

Sinnkonstruktion, d.h. es wird nur das beobachtet, was in Sinnzusammenhänge des<br />

Systems passt. Alles andere kann, wie bereits dargestellt, nicht in Informationen<br />

umgewandelt werden. Analog zu psychischen Systemen stellt dies aber auch den<br />

„blinden Fleck“ des Systems dar: Es kann nicht sehen (nicht in Informationen<br />

umwandeln), was es nicht sehen kann.<br />

Die stets höhere Komplexität der Umwelt erzeugt bei Systemen<br />

Kontingenzerfahrung, die zur Selektion drängt. Je nach Sinnkonstruktion des<br />

Systems wird die Kontingenz der Umwelt unterschiedlich bewertet: Ist Umwelt für<br />

Systeme vorwiegend eine Ressource, die es zur eigenen Reproduktion benötigt, so<br />

wird Kontingenz als Abhängigkeit erfahren, ist Umwelt hingegen lediglich die Quelle<br />

für Informationen (die aus ihr gewonnen werden können), so bewirkt Kontingenz<br />

Unsicherheit. 138 Systeme reagieren auf solche Erfahrungen mit<br />

137 s. Luhmann 1987, S. 146<br />

138 Luhmann 1987, S. 252<br />

X<br />

Blick<br />

X<br />

X<br />

X<br />

Seite 46<br />

Umwelt<br />

X<br />

X<br />

X<br />

X X<br />

Abb. 3: Selektive Umweltwahrnehmung – nach Becker 2001 S. 24

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