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Systemsteuerung im Case Management

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Kommunikationen anschließen zu können, muss man beobachten und aufgrund<br />

dieser Beobachtungen Erwartungen bilden, die dann wieder in Kommunikationen<br />

einfließen. Die Reaktionen auf die Kommunikationen verfeinern dann die<br />

Erwartungen und verfestigen sie zunehmend. Wenn aber die Bandbreite dessen,<br />

was wechselseitig erwartet werden darf, eingegrenzt ist, beginnt jener Prozess, der<br />

ein System bewirkt. 118 Erwartungen haben damit „… Strukturwert für den Aufbau<br />

emergenter Systeme …“. 119<br />

Durch die stete Verwendung des Kommunikationsbegriffs war aber bisher der Begriff<br />

von Handlungen stets ausgeblendet. Luhmann sieht beide Begriffe aber <strong>im</strong><br />

wesentlichen als Einheit, die nicht zu trennen, aber in der theoretischen Konstruktion<br />

zu unterscheiden sind. 120 Soziale Systeme kommunizieren also nicht nur, sie<br />

handeln auch und nicht nur eine Abst<strong>im</strong>mung von Kommunikationen (s.o.), sondern<br />

auch eine Abst<strong>im</strong>mung von Handlungen führt zu ihrer Entstehung. 121 Handlungen<br />

können und werden <strong>im</strong> Laufe der Systembildung verfestigt, es erfolgt eine<br />

„Programmierung“ dessen, was Richtigkeit von Handlungen ausmacht.<br />

Möglichkeiten einer solchen Programmierung sind z.B. Auslösebedingungen (für<br />

Handlungen) oder beabsichtigte Folgen (von Handlungen). 122 Das Thema wird <strong>im</strong><br />

anschließenden Abschnitt, in dem sich Entscheidungen von Systemen und die<br />

Wechselwirkungen mit ihrer Umwelt betrachtet werden, fortgeführt.<br />

2.2.2.4 Entscheidungen und Umwelt<br />

Der zuvor eingeführte Begriff von Handlungen wirft die Frage nach ihrer Bedingung<br />

auf. Bisher wurde nur lapidar konstatiert, dass soziale Systeme sich nicht nur durch<br />

Kommunikationen, sondern auch durch Handlungen konstituieren und dass<br />

Handlungen sich <strong>im</strong> Laufe des ‚Gebrauchs’ zu Programmen verfestigen können. Wie<br />

kommen sie aber zustande?<br />

Hierzu muss man sich zunächst mit dem Begriff der Erwartungen beschäftigen.<br />

Luhmann betrachtet Erwartungen als „Verdichtungen“ von Sinnstrukturen durch<br />

Generalisierung. 123 Generalisierter Sinn führt zu Erwartungen, was zukünftig<br />

geschieht. Hierbei entstehen aber auch Rückkopplungen von den Erwartungen zu<br />

den sie bedingenden Generalisierungen: "Die in konkreten Situationen benötigten<br />

und bewährbaren Erwartungen führen und korrigieren die Generalisierungen. An<br />

Hand von Erwartungen, die man gerade erprobt oder die man ohne erheblichen<br />

Orientierungsverlust nicht aufgeben könnte, entscheidet man, wie weit man<br />

Generalisierungen treibt." (Luhmann 1987, S. 139) Luhmann macht dies am Beispiel<br />

eines Käufers deutlich, der einer Verkäuferin übergeneralisierend mitteilen könnte,<br />

„etwas“ kaufen zu wollen und beobachten wird, dass seine Erwartung, das<br />

Gewünschte dadurch zu erhalten, enttäuscht wird. 124 Würde aber die dargestellte<br />

118 s. Luhmann 1987 S. 155 ff.<br />

119 ebd.<br />

120 s. Luhmann 1987, S. 193<br />

121 s. Luhmann 1987, S. 161<br />

122 s. Luhmann 1987, S. 278<br />

123 s. Luhmann 1987, S. 139<br />

124 s. ebd.<br />

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