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Systemsteuerung im Case Management

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jeweiligen selektiven Handhabung von Sinnselektionen erkennen, welche<br />

Operationen zum System gehören und welche nicht." (Kneer, Nassehi 1993, S. 120)<br />

Sinn leitet Operationen, kanalisiert Erwartungen und lenkt Kommunikationen. Um in<br />

einem System bestehen zu können, oder um es überhaupt ‚ver’stehen zu können, ist<br />

die Kenntnis (und be<strong>im</strong> bestehen <strong>im</strong> System zusätzlich auch die Übernahme) der<br />

systembildenden und –leitenden Sinnzusammenhänge zwingend.<br />

Nach der Einführung von Sinn in das Gebäude der Systemtheorie ist es nun<br />

möglich, wieder auf den Kommunikationsprozess zurückzukommen. Dieser ist mit<br />

der zuvor skizzierten dreifachen Selektion durch Alter keineswegs abgeschlossen, er<br />

erfordert des weiteren von Ego das Verstehen. Verstehen kommt zustande, wenn<br />

Ego seinerseits zwei Selektionen vorn<strong>im</strong>mt: Zum ersten selektiert Ego durch die<br />

Beobachtung von Alter die Information von der Mitteilung, versteht die Differenz<br />

dieser beiden Kommunikationselemente also zu handhaben. 110 Damit ist aber nicht<br />

ausgesagt, das dass, was Ego als Information aus der Mitteilung selektiert, mit dem<br />

gleichzusetzen ist, was Alter als Ergebnis seiner eigenen Selektion (Auswahl eines<br />

Kommunikationsgegenstandes – einer Information – aus vielen möglichen anderen)<br />

erhalten hatte. Durch das Hineinprojizieren von Sinn 111 in die aus der Mitteilung<br />

selektierten Information kann dann Ego seine zweite Selektion vornehmen: die<br />

Annahme oder Ablehnung. Durch die sich so anschließende Kommunikation kann<br />

dann mitgeprüft werden, ob die vorausgegangene verstanden wurde: "Wie <strong>im</strong>mer<br />

überraschend die Anschlusskommunikation ausfällt, sie wird auch benutzt, um zu<br />

zeigen und zu beobachten, daß sie auf ein Verstehen der vorausgehenden<br />

Kommunikation beruht. Der Test kann negativ ausfallen und gibt dann oft Anlaß zu<br />

einer reflexiven Kommunikation über Kommunikation." (Luhmann 1987, S. 198).<br />

Dies lässt sich nach Luhmann dadurch bewerkstelligen, dass „… <strong>im</strong>mer ein Teil der<br />

Aufmerksamkeit für „Verstehenskontrolle abgezweigt …“ 112 wird. Die sich hier<br />

aufdrängenden Implikationen z.B. mit Kommunikationsstörungen 113 , bleiben hier<br />

allerdings unberücksichtigt.<br />

N<strong>im</strong>mt man als gegeben an, dass eine Kommunikation erst dann zustande kommen<br />

kann, wenn die Anschlusskommunikation erfolgt ist und dass Kommunikationen (wie<br />

alles <strong>im</strong> System) sinngebunden sind, dann ist es nicht schwer, zu unterstellen, dass<br />

sich Alter <strong>im</strong> Bewusstsein der Notwendigkeit einer ‚passenden’<br />

Anschlusskommunikation von Ego sich bemühen wird, eine solche zu erreichen.<br />

Alter wird also seine kommunikationsbewirkenden Selektionen von der Information<br />

zur Mitteilung auch so wählen, dass eine Anschlussfähigkeit an diese durch Ego<br />

möglich wird. Alter wird sich also um Voraussage des möglichen Verhaltens von Ego<br />

bemühen. Nur muss man diese Überlegungen, die Alter unterstellt werden, dann<br />

auch Ego zuschreiben. Ego wird also wissen, dass sich Alter um eben diese<br />

Anschlussfähigkeit bemüht und möglicher Weise Gegenstrategien entwickeln. Dies<br />

müsste natürlich dann Alter in seine Überlegungen miteinbeziehen, die dann an<br />

Komplexität weiter gewinnen dürften. Die Voraussage von Reaktionen unter<br />

Berücksichtigung der Kenntnis der Voraussagebemühungen ergibt dann „eine durch<br />

110<br />

s. Luhmann 1987, S. 198<br />

111<br />

s. Luhmann 1987 S. 110 f.<br />

112<br />

Luhmann 1987, S. 198<br />

113<br />

vgl. z.B. Watzlawick et al. 1982 oder Schulz von Thun 2005<br />

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