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Systemsteuerung im Case Management

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aber ihre eigenen Beschränkungen. Kleve postuliert generell, dass die Soziale Arbeit<br />

weder ihr (<strong>im</strong> Fall zu erreichendes) Ziel konkret beschreiben, noch dessen<br />

ökonomischen Wert angeben kann. 1092 In Teilen ist dem sicher zuzust<strong>im</strong>men, in<br />

Teilen aber auch nicht. Im Bereich der Grundsicherung für Arbeitssuchenden (SGB<br />

II) kann dies sehr wohl geleistet werden. Die möglichen Ziele der Arbeit mit<br />

Hilfeberechtigten sind hier in Einklang mit § 1 SGB II zu formulieren (z.B. die<br />

Integration in eine bedarfsdeckende Erwerbsarbeit). Auch deren ökonomischen<br />

Wert, mit dem dann der durch die eingeleiteten Hilfen entstandene Aufwand<br />

verglichen werden kann, ist durchaus best<strong>im</strong>mbar: Er besteht aus der Einsparung<br />

von Transferzahlungen 1093 und dem Zugang von Sozialversicherungsbeiträgen. 1094<br />

Auf diese Weise lässt sich einfach best<strong>im</strong>men, nach welcher Zeit erfolgreicher<br />

beruflicher Integration sich der damit verursachte Aufwand ‚gerechnet‘ hat. In<br />

anderen Bereichen der Sozialen Arbeit ist dies sicher deutlich schwieriger. Wenn<br />

durch intensive sozialpädagogische Einzelbetreuung 1095 in der Kinder- und<br />

Jugendhilfe eine langfristig aufwendigere He<strong>im</strong>erziehung vermieden werden kann,<br />

lassen sich aber auch hier betriebener Aufwand und erreichte Einsparung in<br />

Beziehung setzen.<br />

Man könnte jetzt meinen, der Verfasser wollte bewusst menschliche Schicksale auf<br />

monetäre Erwägungen reduzieren und Soziale Arbeit auf die Erwirtschaftung von<br />

‚profit‘ verpflichten. Durch die Überlagerung dieses Funktionssystems vom<br />

Wirtschaftssystem ist es aus Sicht des Verfassers aber gerade notwendig, in seinen<br />

Kommunikationen mit übergeordneten Instanzen 1096 genau auch diesen Code, d.h.<br />

diesen systemkompatiblen Sinnzusammenhang mit zu verwenden.<br />

Kommunikationen rein auf der Basis von ‚Helfen / Nicht-Helfen‘ greifen hier zu kurz<br />

und kommen oft bei den die Entscheidungen treffenden Instanzen<br />

(Organisationssysteme) nur als ‚Rauschen‘ an, weil es eben dort keine (oder nur<br />

eine deutlich untergeordnete) sinnbasierte Übersetzung für derartige Umweltsignale<br />

gibt. Werden aber Kommunikationen von ‚Helfen / Nicht-Helfen‘ durch solche von<br />

‚Zahlen / Nicht-Zahlen‘ ergänzt, d.h. die Notwendigkeit der Hilfeleistung auch mit der<br />

wirtschaftlichen ‚Sinnhaftigkeit‘ gekoppelt, so haben die damit entstehenden<br />

‚Verbundsignale‘ eine deutlich größere Chance, <strong>im</strong> Sinne des Senders vom<br />

Adressaten wahrgenommen und verarbeitet zu werden. Die bereits <strong>im</strong> Kap. 2<br />

herausgearbeitete Notwenigkeit der ‚Andockfähigkeit‘ von Kommunikationen an die<br />

Sinnkonstruktion des Adressaten zeigt sich damit auch in der Art und Weise, wie<br />

<strong>Case</strong> <strong>Management</strong> seine Arbeit und die dafür erforderlichen Ressourcen darstellt.<br />

<strong>Case</strong> <strong>Management</strong> muss sich den Realitäten stellen, die durch die<br />

Ausdifferenzierung der Gesellschaft entstanden sind. Hilfe ist (zumindest in der<br />

deutlichen Masse) nicht mehr ein mildtätiges Werk Einzelner, die für ein ‚vergelt’s<br />

Gott‘ ihr soziales Werk tun, sondern Hilfe ist heute (fast) durchgängig organisiert.<br />

Organisierte Hilfe verweist damit auf die Bildung von Organisationssystemen, die die<br />

1092 s. Kleve 2001, S. 39<br />

1093 <strong>im</strong> Bereich des SGB II das Arbeitslosengeld II (Alg II) und die Kosten der Unterkunft (KdU), ggfs.<br />

zuzüglich weiterer Zuschläge und Einmalzahlungen<br />

1094 darüber hinaus könnte sogar noch die durch höhere Kaufkraft bewirkte Ausweitung des<br />

Mehrwertsteueraufkommens (durch mehr Konsum) berücksichtigt werden – was aber schwierig zu<br />

best<strong>im</strong>men ist<br />

1095 gem. § 35 SGB VIII<br />

1096 vgl. dazu die Ausführungen zur Steuerung auf der Makroebene in Kap. 3.6.3<br />

Seite 328

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