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Systemsteuerung im Case Management

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damit <strong>im</strong>mer auch zugleich ‚Ware‘, auch wenn die Soziale Arbeit gewiss<br />

Schwierigkeiten mit dieser Verknüpfung haben dürfte. Dies zeigt sich ganz plastisch<br />

daran, dass Hilfeleistungen – von Selbsthilfegruppen oder Bürgerinitiativen einmal<br />

abgesehen – mit einem Preis versehen sind, der ausgehandelt, verlangt und gezahlt<br />

wird. Die Frage nach dem helfen oder nicht helfen kann daher nicht von der Frage<br />

nach dem zahlen oder nicht zahlen getrennt werden. Hilfeleistung hat damit <strong>im</strong>mer<br />

auch einen wirtschaftlichen Aspekt und die Sinnkonstruktionen der <strong>im</strong> Bereich der<br />

Sozialen Arbeit agierenden hilfeerbringenden Organisationssysteme beinhalten<br />

deshalb auch stets wirtschaftssystembasierte Elemente. Wenn die Möglichkeit, Hilfe<br />

zu leisten <strong>im</strong>mer auch die untrennbar gekoppelte Möglichkeit (und zugleich einzigste<br />

Möglichkeit!) zur Erlangung materieller Reproduktionsgüter darstellt, dann ist <strong>im</strong><br />

Umkehrschluss die Nicht-Leistung wie auch die Beendigung der Hilfeleistungen<br />

untrennbar verbunden mit einem Ende des Zugangs dieser für den Systemerhalt<br />

zwingend erforderlichen Güter.<br />

Die aus dieser ‚Symbiose‘ von sozialen und wirtschaftlichen Sinnzusammenhängen<br />

entstehenden Folgen werden von zahlreichen Autoren beschrieben: Hilfeerbringer<br />

versuchen, eine hohe Auslastung ihrer Einrichtung und/oder Fachkräfte zu<br />

erreichen 1087 , bei pauschalfinanzierten Leistungen den Aufwand zu reduzieren 1088 ,<br />

die Betreuungsintensität zur Kosteneinsparung zu senken 1089 oder die zu<br />

erbringenden Fachleistungsstunden möglichst auszuweiten 1090 . <strong>Case</strong> <strong>Management</strong><br />

hat daher die Aufgabe, ja geradezu die Verpflichtung, durch steuernde Einwirkungen<br />

ins ‚Hilfesystem‘ hinein die durch die Verknüpfung mit wirtschaftssystembasierten<br />

Sinnzusammenhängen bedingten Verhaltenstendenzen von Hilfeerbringern <strong>im</strong> Sinne<br />

einer opt<strong>im</strong>al am tatsächlichen Klientenbedarf angepassten Hilfeleistung zu<br />

kanalisieren. Die opt<strong>im</strong>al möglichen ‚Freiheitsgrade‘ bei der Hilfeerbringung <strong>im</strong><br />

Einzelfall sind aufgrund der zuvor beschriebenen Tendenzen nur durch eine<br />

konsequente Steuerung zu leisten. Je mehr Kompromisse in der Zusammenarbeit<br />

mit dem ‚Hilfesystem‘ eingegangen werden, desto größer werden dann auch die<br />

Einschränkungen der Hilfeallokationen <strong>im</strong> Fall.<br />

Aber auch die ‚Wareneigenschaft‘ von Hilfe betrifft auch die <strong>Case</strong> <strong>Management</strong><br />

betreibende Organisation selbst. Die o.a. Verhaltenstendenzen sind nicht<br />

‚Hilfesystem-<strong>im</strong>manent‘, sondern lediglich eine zwangsweise Folge der ‚Symbiose‘<br />

von Sozialer Arbeit mit Sinnzusammenhängen des Wirtschaftssystems. Diese<br />

betreffen dann auch die <strong>Case</strong> <strong>Management</strong> Organisation. Sinn macht dann natürlich<br />

auch, möglichst viel (Hilfe-) Leistung für möglichst wenig Geld zu erhalten oder <strong>im</strong><br />

Einzelfall die nur geringst mögliche (= kostengünstigste) Hilfe zu leisten. Einen<br />

Ausweg aus diesem Dillemma bietet aus Sicht des Verfassers nur die konsequente<br />

Ausrichtung an ein auf ‚Outcome-Effizienz‘ 1091 orientiertes Fall-Controlling, dass den<br />

Aufwand der Hilfeleistungen mit dem erreichten Ergebnis in Beziehung setzt und<br />

sich stets fragen muss, ob bei ein wenig mehr (Hilfe-) Aufwand ein noch besserer<br />

Outcome zu erreichen gewesen wäre. Diese scheinbar naheliegende Lösung birgt<br />

1087 s. Hampe-Grosser 2007, S. 447<br />

1088 s. Hinte 2002, S. 111<br />

1089 s. Krölls 2002, S. 191 f.<br />

1090 s. Schäfer 2002, S. 78<br />

1091 vgl. dazu Kap. 3.8<br />

Seite 327

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