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Systemsteuerung im Case Management

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sie die damit zusammenhängenden Entscheidungen auch tatsächlich ‚auf kurzem<br />

Wege’ selbst, bzw. in kollegialer Abst<strong>im</strong>mung mit ihrem ‚Basis-Team’ treffen können.<br />

Die Grundlage einer wirksamen <strong>Systemsteuerung</strong> <strong>im</strong> <strong>Case</strong> <strong>Management</strong> muss<br />

daher bereits auf der Ebene der <strong>Case</strong> Manager selbst geschaffen werden. Fehlt es<br />

hier an Kompetenz, an Zeit oder an Gestaltungsspielräumen, so ist eine wirklich<br />

fallbezogene Allokation von Hilfen nicht zu leisten, selbst wenn die Hilfen selbst dies<br />

zulassen würden. Da aber zugleich auch notwendige Erkenntnisse darüber fehlen,<br />

welcher konkrete Bedarf fallübergreifend besteht, ist auch eine bedarfsgerechte<br />

Anpassung der Hilfen generell nicht möglich. Der Kreis schließt sich also. <strong>Case</strong><br />

<strong>Management</strong> <strong>im</strong> Einzelfall ist ohne <strong>Systemsteuerung</strong> nicht als <strong>Case</strong> <strong>Management</strong><br />

möglich und <strong>Systemsteuerung</strong> ist ohne kompetente Bearbeitung des Einzelfalls<br />

praktisch ‚blind‘. <strong>Case</strong> <strong>Management</strong> kann damit weder ‚top-down’ noch ‚bottom-up’<br />

alleine erreicht werden, sondern braucht die parallele Anstrengung sowohl auf der<br />

Fall- als auch auf der Systemebene, da keine Ebene alleine ein wirkliches <strong>Case</strong><br />

<strong>Management</strong> hervorbringen kann.<br />

5.3. Zusammenfassung<br />

Aus den bisherigen Ausführungen ist deutlich zu erkennen, dass vom Verfasser<br />

deutlich ein Modell eines ‚dominant steuernden‘ <strong>Case</strong> <strong>Management</strong>s vertreten wird.<br />

Dies scheint <strong>im</strong> Widerspruch zu dem zu stehen, was zuvor <strong>im</strong> Zusammenhang mit<br />

den Möglichkeiten zur Steuerung sozialer Systeme herausgearbeitet wurde. 1082<br />

Wenn Steuerung nur als ‚ult<strong>im</strong>a ratio‘ destruktiv sein kann und ansonsten nur über<br />

instruktive Optionen (materiell wie <strong>im</strong>materiell) verfügt, 1083 so muss Steuerung doch<br />

stets eine hohe ‚Andockfähigkeit‘ zur spezifischen Sinnkonstruktion des Adressaten<br />

– <strong>im</strong> Bezugsgegenstand dieser Arbeit zu hilfeerbringenden Organisationssystemen –<br />

ausweisen. Daher ist sich zum Ende dieser Arbeit noch einmal die Frage zu stellen,<br />

ob ein derart massiver Steuerungsanspruch überhaupt realisierbar und vor allem,<br />

überhaupt wirksam wäre? Geht Steuerung daher vielleicht doch nur über eine<br />

„gegenseitige Durchdringung … [wo – RF] … die Akteuere auf den verschiedenen<br />

Ebenen die jeweilige Verschränkung sehen und [sich – RF] einer Beeinflussung<br />

zugänglich machen …“ 1084 – d.h. über eine Systembildung Elemente der jeweils<br />

anderen Sinnkonstruktion mit in ihre eigenen Systemoperationen quasi ‚einbauen‘<br />

und damit übernehmen?<br />

Um dies zu beantworten, ist es aus Sicht des Verfassers erforderlich, sich noch<br />

einmal die in Kap. 2 sozusagen ‚nur‘ als Exkurs diskutieren Frage, ob Soziale Arbeit<br />

ein eigenständiges Funktionssystem des Gesellschaftssystems ist 1085 , zuzuwenden.<br />

Dort wurde u.a. herausgearbeitet, dass <strong>im</strong> Bereich der Sozialen Arbeit 1086 von einer<br />

‚Überlagerung‘ der originären binären Codes von „Helfen / Nicht-Helfen“ durch den<br />

Code des Wirtschaftssystem von „Zahlen / Nicht-Zahlen“ auszugehen ist. Hilfe ist<br />

1082 vgl. dazu generell Kap. 2.3 und 3.7 in Bezug auf verschiedene Steuerungsadressaten<br />

1083<br />

vgl. dazu Kap. 2.3 und insbesondere Abb. 5<br />

1084<br />

Löcherbach 2007, S. 22<br />

1085<br />

s. Kap. 2.2.2.6<br />

1086<br />

wie auch in vielen anderen gesellschaftlichen Funktionssystemen auch (z.B. das<br />

Gesundheitssystem) – dies soll hier aber nicht weiter diskutiert werden<br />

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