Systemsteuerung im Case Management
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„Soziale Beratung und Betreuung/Qualifizierung/Training“ 922 erhoben, ohne dass vor<br />
allem die zweite Kategorie näher erläutert wurde. Ehemalige Mitarbeiter von<br />
Bildungsträgern, freiberufliche Referenten oder Mitarbeiter von Beratungsstellen<br />
(z.B. Schwangerschaftskonfliktberatung), die jetzt als Fallmanager tätig sind,<br />
müssten demnach zu den Personen mit Vorerfahrung gezählt werden, ohne dass<br />
dabei per se vorausgesetzt werden kann, dass zu den Vorerfahrungen auch<br />
konkrete Kenntnisse <strong>im</strong> <strong>Case</strong> <strong>Management</strong>, geschweige denn eine absolvierte<br />
Ausbildung zum <strong>Case</strong> Manager gehören. Trotz dieser deutlichen großen Bandbreite,<br />
was offensichtlich bereits als berufliche Vorerfahrung gezählt wurde, erfüllten 2006<br />
nur 39% der Fallmanager diese Bedingungen hinsichtlich der Vorerfahrungen <strong>im</strong><br />
Beratungssegment – <strong>im</strong> Bereich Vermittlung waren es mit 40% nur wenige mehr.<br />
Die Werte haben sich zudem <strong>im</strong> Vergleich zu 2005 noch verschlechtert (hier waren<br />
es noch 41% bzw. 44%), was aus Sicht des Verfassers (<strong>im</strong> Untersuchungsbericht<br />
sind für die Verschlechterungen keine Begründung zu finden) durch den sich noch<br />
ins Jahr 2006 hinziehenden Personalaufbau bei den Grundsicherungsträgern<br />
zurückzuführen ist, bei dem es offensichtlich nicht gelungen war, ausreichend<br />
Personen mit einschlägigen Vorkenntnissen zu rekrutieren. 923 Der Zwischenbericht<br />
<strong>im</strong> Untersuchungsfeld 2 liefert dazu zumindest Ansätze für eine Erklärung: Einerseits<br />
war Anfang 2007 bei den ARGEn und gA nur 37,21% des von der BA stammenden<br />
Personals sogenannte „Dauerkräfte“, d.h. unbefristet beschäftigt und zuvor schon<br />
bei der BA beschäftigt gewesen, 24,91% wurden von der BA neu (befristet)<br />
eingestellt und daher vom Arbeitsmarkt rekrutiert, weitere 4,58% kamen als<br />
„Amthilfe“ aus dem Personalüberhang von Telekom, Post und Bahn und dürften<br />
wohl kaum über einschlägige Vorkenntnisse verfügt haben. 924 Über die Qualifikation<br />
der 32,17% von der Kommune stammenden Personal wird keine Aussage gemacht<br />
– allerdings lässt sich bei der Darstellung des Personaleinsatzes der zkT erkennen,<br />
dass zumindest auch bei einem Teil der Kommunen der Personalaufbau für die<br />
Grundsicherung für personalpolitische Maßnahmen in anderen Bereichen genutzt<br />
wurde: „Manche Kommunen sahen bei der Entscheidung für die Option die<br />
Möglichkeit, Personalüberhänge in anderen Fachbereichen abzubauen.“ 925 Es ist<br />
aus Sicht des Verfassers daher anzunehmen, dass auch <strong>im</strong> Falle einer ARGE die<br />
Kommunen bei Bedarf eine analoge Strategie praktiziert haben.<br />
Aus den daraus erkennbaren deutlichen Qualifikationsdefiziten ergibt sich<br />
folgerichtig ein <strong>im</strong>menser Qualifizierungsbedarf des eingesetzten Personals. Dieser<br />
ist jedoch nicht <strong>im</strong>mer <strong>im</strong> erforderlichen Umfang realisiert worden, z.B. stellte eine<br />
Prüfung des BMAS bei einem zkT „nicht ausreichende fachliche Vorkenntnisse und<br />
ein hohen Qualifizierungsbedarf“ fest, kam aber bezüglich des<br />
Qualifizierungsbedarfs zum Ergebnis: „Schulungen der Mitarbeiter haben dagegen in<br />
einem lediglich begrenzten Umfang stattgefunden.“ 926 Ähnlich negativ sind die<br />
922<br />
Strotmann, u.a. 2007, S. 105<br />
923<br />
s. ders., S. 106<br />
924<br />
s. Reis, u.a. 2007 S. 66 ff.<br />
925<br />
ders. S. 69 – vgl. dazu auch Aussagen von Sozialdezernenten auf S. 68 f., die genau die o.a.<br />
Strategie des Personaltransfers in die SGB II – Einheit illustrieren<br />
926<br />
BMAS 2007a, S. 12 – eine ähnliche Einschätzung ergab sich aus informellen Gesprächen mit BA-<br />
Vertretern, dass die ARGEn sich zumindest noch in den letzten Jahren am Liebsten<br />
Fallmanagement-Schulungen auf der Basis weniger Tage wünschten – zudem hat der Verfasser die<br />
Fallmanager eines zkT <strong>im</strong> Fallmanagement geschult, wofür vom Auftraggeber (zkT) pro FM<br />
insgesamt 4,5 Tage als ausreichend angesehen wurden<br />
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