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Systemsteuerung im Case Management

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verwiesen. Für eher komplexere soziale Theoriegebäude kann daher gefolgert<br />

werden, dass diese schon gar nicht widerspruchsfrei erzeugbar sind.<br />

Es hat zwar einen gewissen Charme, anstelle von nicht verfügbaren Einsichten in<br />

Realitäten (die „wirkliche“ Welt) mit Übereinkünften in Form von Basissätzen zu<br />

operieren, und aus diesen dann alle folgenden Sätze abzuleiten. Für eine Theorie<br />

sozialer Systeme ist eine Anwendbarkeit eines solchen Verfahrens (wenn es denn<br />

überhaupt für irgendwelche Theoriegebäude vollständig und daher auch vollständig<br />

widerspruchsfrei erzeugbar sein sollte) aber abzulehnen. Denn: Was sollen bei<br />

sozialen Systemen die Basissätze, von denen alles andere ableitbar sein soll, sein?<br />

Soziale Systeme selbst sind Konstrukte, mit deren Hilfe Vorgänge erklärt und<br />

beschrieben werden können. Es sind also bloße Hilfsmittel, mit deren Hilfe die<br />

<strong>im</strong>mense Komplexität des menschlichen Miteinanders auf einen überschaubaren<br />

Rahmen reduziert werden kann. Die Konstrukte von sozialen Systemen sind daher<br />

wie "... jede Konstruktion als das zu sehen, was sie ist: als eine Konstruktion, die<br />

Lücken lässt und auch anders hätte ausfallen können." (Wasser 2007, S. 15)<br />

Die nun <strong>im</strong> folgenden darzustellende Systemtheorie und die von ihr abgeleitete<br />

Steuerung von den sozialen Systemen zuzurechenden Hilfesystemen <strong>im</strong> <strong>Case</strong><br />

<strong>Management</strong> kann so nur als eine Konstruktion aufgefasst werden, die als Modell<br />

eine Erklärung von Vorgängen von als soziale Systeme definierte Gruppe von<br />

Menschen liefern soll.<br />

Kein anderer Anspruch soll damit auch mit dem zentralen Thema dieser Arbeit<br />

erhoben werden: Eine Konstruktion von <strong>Systemsteuerung</strong> anzubieten, die sich als<br />

Hilfsmittel andient, die Steuerung von Hilfesystemen erfassbar zu machen und eine<br />

Richtschnur dafür zu liefern, was erfüllt sein muss, um als Steuerung von<br />

Hilfesystemen gelten zu können. Andere Konstruktionen sind damit nicht<br />

ausgeschlossen, müssen sich aber, genau wie der hier vorgestellte Ansatz, an dem<br />

messen lassen, was sie zur Erklärung von Vorgängen <strong>im</strong> <strong>Case</strong> <strong>Management</strong> und vor<br />

allem in der Handlungsleitung von Steuerungsleistungen von Hilfesystemen zu<br />

leisten vermögen.<br />

2.2.2 Das soziale System aus Sicht der Systemtheorie<br />

Die Überschrift dieses Abschnitts <strong>im</strong>pliziert natürlich eine Annahme, die letztendlich<br />

nicht durchhaltbar ist: Es wird unterstellt, es gäbe so etwas wie „die“ Systemtheorie.<br />

Wie schon in Kap. 2.1.2 dargestellt wurde, wird der Systembegriff von ganz<br />

unterschiedlichen Disziplinen seit längerem genutzt, der zwar viele<br />

Übereinst<strong>im</strong>mungen besitzt, aber auch disziplinbezogene Unterschiede. Auch gibt<br />

es nicht „die“ Theorie sozialer Systeme. Erkenntnisse aus der Biologie und<br />

Kybernetik 57 sind in sie eingeflossen wie auch die zu seiner Zeit bemerkenswerten<br />

Arbeiten von Talcott Parsons, der Systeme pr<strong>im</strong>är aus strukturfunktionalistische<br />

Sicht betrachtete, d.h. die über ihre Struktur und Handlungen definierte. 58 Damit<br />

ließen sich aber Systemveränderungen, also Anpassungsoperationen an veränderte<br />

Umweltbedingungen genauso wenig erklären wie die Grenzziehung von sozialen<br />

57 z.B. von Bertalanffy 1973 bzw. von Foerster 1988<br />

58 s. Parsons 1964<br />

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