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Systemsteuerung im Case Management

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Dienstleistungen lassen sich nicht eindeutig dem Leistungsprozeß selbst zuordnen,<br />

sondern können stark von der Person des Adressaten beeinflußt sein. […] Das<br />

Ergebnis der Leistung ist damit <strong>im</strong> hohen Maße bedingt durch die<br />

Kooperationsfähigkeit und Kooperationswilligkeit des Adressaten der Dienstleistung,<br />

der Konsument ist nicht nur ‚Nachfrager‘ […], sondern gleichzeitig Teil des<br />

Produktionsprozesses der Leistung. […] Der ‚Kunde‘ ist somit ‚Ko-Produzent‘, ohne<br />

dessen Beteiligung vielleicht ein Leistungsangebot, aber keine Leistung<br />

zustandekommt." (Brülle et al. 1998, S. 64)<br />

Die Effektivität des <strong>Case</strong> <strong>Management</strong>s ist also kein reines Produkt der Qualität der<br />

in den Prozess integrierten Hilfeleistungen und der Kunstfertigkeit des <strong>Case</strong><br />

Managers, diese auf der Basis eines professionellen Assessments und ebenso<br />

durchdachter Hilfeplanung fallangemessen zu koordinieren und zu vernetzen.<br />

Effektivität ist auch ein Ergebnis der Zusammenarbeit mit dem Klienten, das<br />

Gelingen seiner aktiven Einbindung in den Prozess und damit letzten Endes auch<br />

der Qualität der (Arbeits-) Beziehung zwischen ihm und ‚seinem’ <strong>Case</strong> Manager, wie<br />

auch mit sonstigen beteiligten Akteuren. Die Qualität dieser Faktoren lässt sich<br />

daher vorab bzw. generell (fallübergreifend) nur bedingt best<strong>im</strong>men, manches ergibt<br />

sich erst aus dem Prozess heraus. Die Kompetenz eines <strong>Case</strong> Managers bemisst<br />

sich daher nicht nur aus seiner Fähigkeit zur Vernetzung, Koordinierung und<br />

Evaluierung, sondern auch in einem nicht unerheblichen Maße von seiner Fähigkeit,<br />

eine produktive Arbeitsbeziehung zu seinem Klienten aufzubauen und zu gestalten,<br />

so dass dieser als notwendiger Koproduzent der Leistung in den Prozess<br />

eingebunden und ‚mitgenommen’ wird. Dies stellt vor allem dann eine echte<br />

Herausforderung für das <strong>Case</strong> <strong>Management</strong> dar, wenn die Rahmenbedingungen wie<br />

z.B. die des SGB II zunächst einmal ‚Zwangskontexte’ generieren 731 , unter denen<br />

dann erst eine Beziehung etabliert werden muss. 732 Eine effektive Fallarbeit erfordert<br />

also auch vom <strong>Case</strong> Manager intensive Kompetenzen in der Gestaltung der<br />

Beziehungsarbeit. Und da, wie vom Verfasser herausgearbeitet wurde, Effizienz sich<br />

an der Zielerreichung (und dem hierzu vorgenommenen Ressourceneinsatz)<br />

orientiert, ist es auch effizient, Zeit (und Ressourcen) für den Aufbau und Gestaltung<br />

der Klientenbeziehung aufzuwenden, die damit doch schon etwas über ein reines<br />

„miteinander auskommen“ 733 hinausgeht und auch hinausgehen muss.<br />

731 aber auch <strong>im</strong> SGB VIII sind ähnliche Zwangskontexte denkbar, z.B. wenn es allgemein um die<br />

Kindswohlgefährdung (§ 8a) oder konkret um die Inobhutnahme von Kindern (§ 42) geht<br />

732 vgl. zu Konzepten, wie auch unter Zwangskontexten Soziale Arbeit sinnvoll möglich ist z.B.<br />

Gehrmann et al. 2005 bzw. Kähler 2005 –mehr auf Training / Moderation / Coaching bezogen:<br />

Lahninger 2005<br />

733 Wendt 2007c, S. 16 – Dass trotz aller Beziehungsarbeit auch <strong>Case</strong> Manager eine ‚professionelle<br />

Distanz’ zu waren hat, versteht sich von selbst. Die Gefahr von „Realitätsverlust“ (ders., S. 17) kann<br />

so zumindest in Grenzen gehalten werden. Die Polarisierung von Wendt, dass die Alternative eines<br />

eher unpersönlichen, auf ein „miteinander auskommen“ beschränktes <strong>Case</strong> <strong>Management</strong> Verständnis<br />

nur eine „uferlose Ganzheitlichkeit“ Wendt 2006a, S. 72 mit drohendem „Realitätsverlust“ sein kann,<br />

ist deutlich zurückzuweisen. Professionalität besteht aus Sicht des Verfassers mehr darin, den Weg<br />

(auch wenn er manchmal eine Gratwanderung sein kann) zwischen diesen Extremen zu beschreiten.<br />

Man könnte sogar soweit gehen, zu vermuten, dass Wendt eben wegen dieser Gefahr, dass <strong>Case</strong><br />

Manager sich in Klientenbeziehungen verlieren, sein Konzept einer mehr auf ‚managen’<br />

konzentrierten Tätigkeit entwickelt hat – nur verlieren sich so zwar weniger die <strong>Case</strong> Manager, aber<br />

es verliert das <strong>Case</strong> <strong>Management</strong> insgesamt. Einerseits an Akzeptanz indem es Grundbezüge<br />

Sozialer Arbeit preisgibt und glaubt, gelingende Koproduktion ließe sich auch ohne personale<br />

Seite 231

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