Systemsteuerung im Case Management

Jahrhunderts der Begriff „Autopoiese“ 44 geprägt, der inzwischen auch in den
Sozialwissenschaften Einzug gehalten hat.
So einleuchtend das Autopoiese-Merkmal zur Typisierung organischem Leben auch
sein mag (über die Verwendung in der Sozialwissenschaft wird im Folgenden noch
zu reden sein), sei an dieser Stelle nur angemerkt, dass durch den technologischen
Fortschritt zumindest in der Kybernetik auch dieses letzte (?) eindeutige Merkmal
des Lebens nicht mehr uneingeschränkte Gültigkeit besitzt. Hierbei soll vor allem auf
Computerviren angespielt werden, deren zentrale Fähigkeit es ist, sich selbst zu
vermehren und via Datentransfer (heute zumeist das Internet) auf andere Computer
zu verbreiten. Genau wie organische Systeme brauchen Computerviren dazu eine
geeignete Umwelt (einen PC mit entsprechenden Programmen und ohne einen
adäquaten Virenschutz), die zur Reproduktion genutzt werden. Weitere
Ausführungen dieses sicher spannenden Themas sollen aber an dieser Stelle
unterbleiben, da dies sowohl die vorliegende Arbeit sprengen wie auch wenig
Nützliches für den eigentlichen Untersuchungsgegenstand beitragen würde.
Festzuhalten ist aber, dass selbst überzeugende wissenschaftliche Theoriegebäude
durch neue Erkenntnisse und Entwicklungen an Überzeugungskraft verlieren
können. Erkenntnis bleibt damit stets an das „hier und jetzt“ gebunden und kann
daher nur sehr bedingt beanspruchen, auch in alle Zukunft gelten zu können.
Wie im letzten Punkt der Aufzählungen der disziplinübergreifenden
Systemeigenschaften dargelegt, ist die Offenheit, also der Austausch mit der
Systemumwelt, ein weiteres allgemeines Merkmal von Systemen. Der
Offenheitsbegriff soll damit auch im Folgenden stets so verwendet werden, dass er
angibt, ob ein System mit seiner Umwelt im Austausch steht, also gewissermaßen
kommuniziert. Die in Bezug auf die technischen und kybernetischen Disziplinen
dargestellte weitere Verwendung des Offenheitsbegriffs in Bezug auf die
Rückkopplung von System-Output auf das System selbst, soll zur besseren Klarheit
der Begriffe im folgenden nur „Rückkopplung“ genannt werden. Dieser Terminus
wird auch in den genannten Disziplinen analog verwandt und kennzeichnet auch den
Prozess wesentlich prägnanter, als es aus Sicht des Verfassers der Offenheitsbegriff
vermag.
Als Ergebnis des kurzen „Ausflugs“ in andere Wissenschaftsdisziplinen kann damit
also festgehalten werden: Als „System“ kann nur gelten, wenn es sich um klar von
der Umwelt (d.h. nicht zum System gehörende) abgrenzbare Menge von Elementen
(also mehr als ein Element) handelt, die miteinander in Beziehung stehen und mit
ihrer Umwelt in einem wie auch immer gearteten Austausch stehen.
2.2 Soziales System
Im folgenden Kapitel soll sich nun dem eigentlichen Forschungsgegenstand, der
Steuerung von Hilfesystemen, angenähert werden. Hilfesysteme im Sinne des Case
Managements sind Organisationen oder Gruppen von Menschen, so dass in
Hilfesysteme ganz allgemein als soziale Systeme zu bezeichnen sind.
Bei der weiteren Beschäftigung mit den aktuellen Theorien sozialer Systeme stößt
man unweigerlich an das Werk von Niklas Luhmann „Soziale Systeme – Grundriss
44 vgl. Kap. 2.1.2.1 und als Bezugsquelle Maturana, Varela 1987
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