Systemsteuerung im Case Management
Systemsteuerung im Case Management
Systemsteuerung im Case Management
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
USA - aus logistischen und finanziellen Gründen - große Anbieter, die wiederum mit<br />
kleineren Trägern als Subunternehmen - teilweise Stadtteilorganisationen -<br />
zusammen arbeiteten. Hierdurch wurde ein Erfahrungstransfer eingeleitet, den die<br />
großen Unternehmen für sich nutzen konnten ('brain drain'). Auf lange Sicht<br />
verschwanden die kleinen Träger, damit ging das Angebot für eine 'schwierige'<br />
Klientel zurück. Letztlich zeigte sich die Gefahr, dass private Unternehmen das<br />
'Geschäft' nur so lange betrieben, wie es für sie profitabel war. Danach zogen sie<br />
sich zurück und hinterließen eine Angebotslücke, da ja vorher kleine, stadtteilnahe<br />
Anbieter weg konkurriert worden waren." (Reis 2005b, S. 18)<br />
Steuerungen auf der Mesoebene müssen also als Konsequenz der von Reis<br />
berichteten Erfahrungen aus den USA auch eine bewusste Strukturpolitik beinhalten,<br />
die zumeist kurzfristig erfolgende ‚Einkaufsentscheidungen’ auf ihre langfristigen<br />
Auswirkungen hin abprüft und so neben dem Hilfeangebot von heute und von<br />
morgen, auch das ‚übermorgen’ dann noch mögliche Angebot <strong>im</strong> Blick behält. So<br />
betrachtet erweisen sich Präferenzen für wenige und damit möglicher Weise einfach<br />
zu steuernden und eventuell auch günstigere große Hilfeanbieter in der<br />
längerfristigen Perspektive als nicht ungefährlich und wollen daher gut bedacht sein.<br />
Vor allem darf nie unterschätzt werden, wieso vor allem privatwirtschaftliche<br />
Anbieter ihre Leistungen zu platzieren versuchen. Sie beabsichtigen in einem für sie<br />
möglichst günstigen Austauschverhältnis (Hilfe-) Leistungen in durch monetäre<br />
Kompensationen erzielbare Gewinnerwartungen umzuwandeln. Solange dies<br />
gelingt, können durchaus alle Seiten sehr profitieren. Gelingt dies aber nicht, d.h.<br />
können die mit dem Leistungsangebot verbundenen Gewinnerwartungen nicht<br />
realisiert werden, so ist zumindest mittelfristig zu erwarten, dass entweder die<br />
Leistungen so verändert (‚rationalisiert’) werden, so das damit die gewünschte<br />
Profitabilität wiederhergestellt werden kann, oder es wird die Sinnhaftigkeit (und<br />
auch hier sollte man dabei an die systemtheoretisch begründete Sinnkonstruktion<br />
aus interner Systemsicht denken und nicht etwa an das, was aus Sicht des <strong>Case</strong><br />
<strong>Management</strong>s ‚Sinn’ machen würde) der Fortsetzung des Hilfeangebotes in Frage<br />
gestellt. Genau diese nicht von der Hand zu weisenden Tendenzen hat Reis (a.a.O.)<br />
am Beispiel der USA sehr plastisch beschrieben.<br />
Aber diese Verhaltenstendenzen betreffen nicht ausschließlich privatwirtschaftliche<br />
und damit in Gewinnerzielungsabsicht handelnde Hilfeanbieter. Auch gemeinnützige<br />
Träger können sich nicht ganz den o.a. Einflüssen entziehen. Es bestehen zwar<br />
keine Vorgaben bezüglich zu erreichender Profitmargen, aber es müssen auf der<br />
anderen Seite auch neue Investitionen finanziert oder Verluste an anderer Stelle (vor<br />
allem bei überregional agierenden Anbietern) ausgeglichen werden. Alles das<br />
benötigt zwangsweise Überschüsse an anderer Seite, die wieder, wenn auch in<br />
abgeschwächter Form, zu ähnlichen Verhaltenstendenzen führen können, wie zuvor<br />
beschrieben. Eine Konzentration auf wenige (oder sogar nur einen) große Anbieter<br />
ist aus dieser Sicht daher eher auf längere Sicht höchst unzweckmäßig.<br />
Der zuvor gemachte Verweis auf die Beschaffung neu benötigter Hilfeleistungen<br />
verweist neben der Anforderung zu Erstellung von (eine flexible Durchführung<br />
ermöglichenden) Leistungsbeschreibungen und Beschaffungsverfahren auch auf<br />
‚Sichtung’ und ggfs. Einbezug neuer Hilfeanbieter. Dies ist nicht nur eine einfache<br />
Befolgung der Volksweisheit, das Konkurrenz das Geschäft belebt, sondern <strong>im</strong>mer<br />
dann zweckmäßig, wenn neue Anbieter Leistungen ermöglichen können, die in<br />
dieser Form von keinem anderen bisherigen Systempartner erbacht werden kann –<br />
Seite 203