Systemsteuerung im Case Management

Systemsteuerung im Case Management Systemsteuerung im Case Management

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28.01.2013 Aufrufe

z.B. durch Verfolgung der aktuell bearbeiteten Fallzahlen (und deren Relation zu den aktuell verfügbaren Case Managern) oder der erreichten Integrationen in Arbeit. Controlling ist aber auch zugleich ein ‚zweischneidiges’ Schwert: Die fast endlose Möglichkeit zur Aggregation von Daten verleitet leicht zum Erfassen von ‚alles und jedem’ und führt schnell zu einer Tätigkeitsverschiebung zur Datenproduktion anstatt von Leistungsproduktion. Anne Ames zeigt solche Tendenzen, wenn auch nicht repräsentativ und wohl auch nicht ganz tendenzfrei in einer Studie zur Arbeitssituation von Fallmanagern im SGB II. 531 Äußerungen wie z.B. einem Verwaltungsaufwand von über 50% oder schnellen Kliententelefonaten belanglosen Inhalts zur Erfüllung von (controllten) Vorgaben zur ‚Kontaktdichte’ (S. 18) oder reine Führung durch „Statistik“ (S. 20). Interessanter Weise beschreibt das Fallkonzept „beschäftigungsorientiertes Fallmanagement“ der BA zwar eine Vielzahl von Controlling-relevanten Daten, warnt aber zugleich, dass „… diese Daten ohne großen Aufwand ‚produziert’ werden …“ 532 müssen, weil ansonsten Akzeptanz der Datenerhebung bei den Mitarbeitern und damit die Validität der Daten stark absinken würde (ebd.). Es ist also aus vielerlei Sicht essentiell, dass Controlling sich nicht am ‚Machbaren’ (was alles datenmäßig sammelbar ist), sondern am für Steuerung und Qualitätsmanagement Erforderlichen orientiert. 533 Dies erfordert allerdings eine tiefgreifende Analyse, welche Faktoren tatsächlich ‚qualitätstreibend’ sind, d.h. maßgeblich zu einem optimalen Output (unter Berücksichtigung der erforderlichen Effizienz) führen. Die Studie von Ames zeigt trotz aller Einschränkungen plastisch auf, welche Folgen z.B. eine Konzentration auf die (leicht messbare) Kontaktdichte bewirkt, obwohl die (natürlich weniger gut messbare) Qualität der Kontaktarbeit wesentlich bedeutsamer für den Outcome des Fallmanagements sein dürfte. Es ist daher wenig vorstellbar, wieso reines ‚führen nach Zahlen’ eine Sinnhaftigkeit innerhalb individualisierter humandienstlicher Leistungsprozesse besitzen sollte. Damit können auch hier die relevanten Faktoren zusammengefasst werden: • Qualitätsmanagement als notwendige Maßnahme zur Sicherung der Einhaltung von Standards; • stete Verbesserung der erreichten Standards; • Berücksichtigung von Struktur, Prozess und Ergebnis der Leistungserbringung; • Konzentration im Ergebnisbereich auf den Outcome (statt nur auf Output); • Einbeziehung aller Beteiligten in Qualitätsevaluation und –verbesserung; • Beschränkung des durch Controlling ermittelten (und aufbereiteten) Datenumfangs auf steuerungs- und qualitätsrelevante Fakten; • Ermittlung der ‚Qualitätstreiber’ im Leistungsprozess, d.h. derjenigen Faktoren, die maßgeblich den Outcome des Case Managements bestimmen. 531 s. Ames 2008 532 Bundesagentur für Arbeit 2007a, S. 30 533 analog argumentiert Trippelt: "Controlling bezeichnet die Strukturierung von Informationen im Hinblick auf zu treffende Entscheidungen. Durch vorhergehende Analyse, welche Größen für die Planung und Steuerung eines Betriebs- oder Politikbereichs wesentlich sind, konzentriert sich die Datenbeobachtung auf die steuerungs- und koordinationsrelevanten Fakten. das Ergebnis der Beobachtung ist unmittelbar handlungsrelevant für den Verantwortungsträger." Tippelt 1998, S. 108 Seite 160

3.3.6 Implementierung In Anlehnung an Löcherbach 534 ist es nach den ‚Vorarbeiten’ der vorherigen Abschnitte nun möglich, auf die zu beschreitenden Schritte bei der Einführung von Case Management einzugehen. Da sich diese Arbeit auf die zuvor als Variante 1 (vgl. Kap. 3.2.3) bezeichnete Form des Case Managements konzentriert, die durch die Initiierung des Case Managements seitens eines Kostenträgers (i.d.R. Grundsicherungsträger oder Jugendamt) gekennzeichnet ist, können die von Löcherbach zu treffenden Einschränkungen aufgrund der Vielfältigkeit der Initiatoren von einem großen Krankenhaus bis zu einer kleinen Beratungsstelle (S. 21) weitgehend vernachlässigt werden. Die zu beschreitenden „Meilensteine“ beschreibt Löcherbach als Konzepterstellung, Implementierungsablauf, Evaluation und Übernahme in den Regelbetrieb (S. 22). Diese sind auch auf die o.a. Verhältnisse anwendbar. Ihre Ausgestaltung kann aus Sicht des Verfassers wie folgt aussehen: 535 (A) Konzepterstellung: • Entscheidung der Organisationsleitung zur Konzeption, d.h. Geschäftsführung / Amtsleitung (Wir wollen wissen, ob uns Case Management nützt!) 536 • Festlegung der mit Case Management zu unterstützenden Adressaten (Für wen soll Case Management angeboten werden?) • Erstellung eines Grundkonzepts mit Beschreibung der einzelnen Leistungsschritte / Teilleistungen (Was soll Case Management leisten?) • Evaluation der dadurch erforderlichen ablauf-/aufbauorganisatorischen Veränderungen (Wie müssen wir uns hierzu umstrukturieren?) • Ermittlung des damit verbundenen Aufwandes (Was kostet uns Case Management – was seine Einführung?) • Schätzung des mit Case Management verbundenen Nutzens (Was bringt uns Case Management?) • Beteiligung der zuständigen Personalvertretung und der betroffenen Mitarbeiter (Wir stehen hinter dem Vorhaben der Organisationsleitung) • Bewertung der Aufwand – Nutzen – Relation und Grundsatzentscheidung der Organisationsleitung (Case Management ‚wirkt’ – wir wollen die Einführung!) • Grundsatzentscheidung der vorgesetzten Ebene, d.h. Gesellschafter, politische Mandatsträger (Wir stimmen der Einführung von Case Management zu!) (B) Implementierungsablauf: • Entwicklung und Genehmigung eines Projektplans zur Einführung von Case Management und Genehmigung durch die Organisationsleitung (Wir wollen Case Management in dieser Weise einführen!) 534 s. Löcherbach 2007 S. 21 f. – die folgenden Zahlen in Klammern beziehen sich auf ihn 535 hierbei weicht der Verfasser z.T. von Löcherbach ab, da aufgrund der Erfahrungen des Verfassers in der Implementierung anderer, organisatorisch aber ebenso bedeutsamer Projekte (umfassendes Management-Development-System in einem weltweit agierenden Konzern) sich z.T. andere Vorgehensweise als sinnvoller erwiesen haben 536 zur besseren Illustrierung der Zielsetzung der jeweiligen Punkte ist deren Kern abschließend in Form einer Aussage bzw. einer Frage dargestellt Seite 161

z.B. durch Verfolgung der aktuell bearbeiteten Fallzahlen (und deren Relation zu den<br />

aktuell verfügbaren <strong>Case</strong> Managern) oder der erreichten Integrationen in Arbeit.<br />

Controlling ist aber auch zugleich ein ‚zweischneidiges’ Schwert: Die fast endlose<br />

Möglichkeit zur Aggregation von Daten verleitet leicht zum Erfassen von ‚alles und<br />

jedem’ und führt schnell zu einer Tätigkeitsverschiebung zur Datenproduktion anstatt<br />

von Leistungsproduktion. Anne Ames zeigt solche Tendenzen, wenn auch nicht<br />

repräsentativ und wohl auch nicht ganz tendenzfrei in einer Studie zur<br />

Arbeitssituation von Fallmanagern <strong>im</strong> SGB II. 531 Äußerungen wie z.B. einem<br />

Verwaltungsaufwand von über 50% oder schnellen Kliententelefonaten belanglosen<br />

Inhalts zur Erfüllung von (controllten) Vorgaben zur ‚Kontaktdichte’ (S. 18) oder reine<br />

Führung durch „Statistik“ (S. 20). Interessanter Weise beschreibt das Fallkonzept<br />

„beschäftigungsorientiertes Fallmanagement“ der BA zwar eine Vielzahl von<br />

Controlling-relevanten Daten, warnt aber zugleich, dass „… diese Daten ohne<br />

großen Aufwand ‚produziert’ werden …“ 532 müssen, weil ansonsten Akzeptanz der<br />

Datenerhebung bei den Mitarbeitern und damit die Validität der Daten stark absinken<br />

würde (ebd.). Es ist also aus vielerlei Sicht essentiell, dass Controlling sich nicht am<br />

‚Machbaren’ (was alles datenmäßig sammelbar ist), sondern am für Steuerung und<br />

Qualitätsmanagement Erforderlichen orientiert. 533 Dies erfordert allerdings eine<br />

tiefgreifende Analyse, welche Faktoren tatsächlich ‚qualitätstreibend’ sind, d.h.<br />

maßgeblich zu einem opt<strong>im</strong>alen Output (unter Berücksichtigung der erforderlichen<br />

Effizienz) führen. Die Studie von Ames zeigt trotz aller Einschränkungen plastisch<br />

auf, welche Folgen z.B. eine Konzentration auf die (leicht messbare) Kontaktdichte<br />

bewirkt, obwohl die (natürlich weniger gut messbare) Qualität der Kontaktarbeit<br />

wesentlich bedeutsamer für den Outcome des Fallmanagements sein dürfte. Es ist<br />

daher wenig vorstellbar, wieso reines ‚führen nach Zahlen’ eine Sinnhaftigkeit<br />

innerhalb individualisierter humandienstlicher Leistungsprozesse besitzen sollte.<br />

Damit können auch hier die relevanten Faktoren zusammengefasst werden:<br />

• Qualitätsmanagement als notwendige Maßnahme zur Sicherung der Einhaltung<br />

von Standards;<br />

• stete Verbesserung der erreichten Standards;<br />

• Berücksichtigung von Struktur, Prozess und Ergebnis der Leistungserbringung;<br />

• Konzentration <strong>im</strong> Ergebnisbereich auf den Outcome (statt nur auf Output);<br />

• Einbeziehung aller Beteiligten in Qualitätsevaluation und –verbesserung;<br />

• Beschränkung des durch Controlling ermittelten (und aufbereiteten)<br />

Datenumfangs auf steuerungs- und qualitätsrelevante Fakten;<br />

• Ermittlung der ‚Qualitätstreiber’ <strong>im</strong> Leistungsprozess, d.h. derjenigen Faktoren,<br />

die maßgeblich den Outcome des <strong>Case</strong> <strong>Management</strong>s best<strong>im</strong>men.<br />

531 s. Ames 2008<br />

532 Bundesagentur für Arbeit 2007a, S. 30<br />

533 analog argumentiert Trippelt: "Controlling bezeichnet die Strukturierung von Informationen <strong>im</strong><br />

Hinblick auf zu treffende Entscheidungen. Durch vorhergehende Analyse, welche Größen für die<br />

Planung und Steuerung eines Betriebs- oder Politikbereichs wesentlich sind, konzentriert sich die<br />

Datenbeobachtung auf die steuerungs- und koordinationsrelevanten Fakten. das Ergebnis der<br />

Beobachtung ist unmittelbar handlungsrelevant für den Verantwortungsträger." Tippelt 1998, S. 108<br />

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