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Systemsteuerung im Case Management

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charakterisieren. 31 Der Terminus „Offenheit“ bedeutet daher den ständigen<br />

Austausch zwischen System und Umwelt.<br />

• Alle lebenden Systeme versuchen, einen Zustand des Gleichgewichts zu<br />

erreichen, in dem alle relevanten Zustandgrößen (z.B. Temperatur und Druck)<br />

des Systems konstant sind. 32 Aufgrund der Wechselwirkung mit der Umwelt kann<br />

dies aber nur durch ständige Anpassung erfolgen. Man spricht daher vom<br />

dynamischen oder Fließgleichgewicht. 33<br />

• Systeme <strong>im</strong> Fließgleichgewicht zeichnen sich durch ein Max<strong>im</strong>um an Ordnung<br />

und ein Min<strong>im</strong>um an „Energiedissipation" 34 aus. Ordnung ist daher ein weiteres<br />

Merkmal offener Systeme.<br />

• Geschlossene Systeme weisen hingegen eine wachsende Unordnung (Entropie)<br />

auf: "Die Entropie eines abgeschlossenen Systems kann nur zunehmen, niemals<br />

abnehmen. Somit n<strong>im</strong>mt auch die Entropie des Universums zu. Entropie ist ein<br />

Maß für die Unordnung eines Systems und damit auch für die Wahrscheinlichkeit<br />

von Zuständen eines Systems. Ungeordnete Materie- und Energiezustände sind<br />

stets viel wahrscheinlicher als geordnete. Alle geschlossenen Systeme streben<br />

stets dem Zustand der größten Wahrscheinlichkeit, d.h. der größten Unordnung<br />

zu." (Jacob et al. 1981, S. 294–295)<br />

Auf der Grundlage der zuvor beschriebenen Eigenschaften von lebenden Systemen<br />

entwickelten die chilenischen Neurobiologen Humberto Maturana und Francisco<br />

Varela in den 70er-Jahren des letzten Jahrhunderts das Konzept der Autopoiesis 35 .<br />

Ausgangspunkt der Überlegungen war die Erarbeitung von eindeutigen Merkmalen<br />

von Leben. Als Kernelement allen Lebendigen best<strong>im</strong>mten Maturana und Varela die<br />

Autopoiese, d.h. die Fähigkeit, sich selbst zu erschaffen. "Dennoch ist es den<br />

Lebewesen eigentümlich, dass das einzige Produkt ihrer Organisation sie selber<br />

sind, das heißt, es gibt keine Trennung zwischen Erzeuger und Erzeugnis. Das Sein<br />

und Tun einer autopoietischen Einheit sind untrennbar, und das bildet ihre<br />

spezifische Art von Organisation." (Maturana, Varela 1987, S. 56)<br />

Lebewesen sind autonome Systeme, da sie ohne Hilfe ihrer Umwelt 36 existieren<br />

können. "Das heißt, ein System ist autonom, wenn es dazu fähig ist, seine eigene<br />

Gesetzlichkeit beziehungsweise das ihm Eigene zu spezifizieren. […] Nach unserer<br />

Meinung ist deshalb der Mechanismus, der Lebewesen zu autonomen Systemen<br />

macht, die Autopoiese; sie kennzeichnet Lebewesen als autonom." (Maturana,<br />

Varela 1987, S. 55)<br />

31 vgl. z.B. Jacob et al. 1981, S. 294 oder Wieser 1986, S. 1 – als „geschlossen“ wird hingegen ein<br />

System bezeichnet, wenn es lediglich Energie mit seiner Umwelt austauscht (ebd.)<br />

32 ders. S. 295<br />

33 vgl. z.B. Wieser 1986, S. 1 oder von Denffer et al. 1983, S. 227<br />

34 "Von allen offenen Systeme sind jene, die sich <strong>im</strong> Fließgleichgewicht erhalten, durch ein Max<strong>im</strong>um<br />

an Ordnung und ein Min<strong>im</strong>um an Energiedissipation ausgezeichnet, wobei unter Energie ‚dissipation‘<br />

die Abwertung der Arbeitsfähigkeit und die Zunahme der Entropie des Systems und seiner<br />

Umgebung zu verstehen ist." Wieser 1986, S. 1 (dissipation = Zerstreuung – Anm. d. Verf.)<br />

35 von griech.: selbst - schaffen<br />

36 Um sich selbst erschaffen zu können, benötigen alle Lebewesen den Austausch von Materie und<br />

Energie (Wärme) von ihrer Umgebung. Diesen Austausch bewirken sie zwar selbst, benötigen aber<br />

gleichwohl eine dieses ermöglichende Umgebung (vgl. dazu den Anfang dieses Abschnitts). Dies soll<br />

aber nicht <strong>im</strong> obigen Sinne als „Hilfe“ verstanden werden.<br />

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