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Systemsteuerung im Case Management

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Sinne einer Leistungsbeschreibung 503 . Dies wiederum erfordert eine deutliche<br />

Aussage zu der intendierten Zielgruppe, d.h. an wen sich die beschriebenen<br />

Leistungen richtet. Gegebenenfalls kann es sinnvoll sein, auch Leistungen nach<br />

best<strong>im</strong>mten Bedarfslagen zu unterscheiden und so Fallgruppen 504 zu bilden. Von der<br />

Beschreibung der Zielgruppe(n) und dem intendierten Leistungsangebot ausgehend<br />

ist dann in Folge der Zugang, der ‚Outreach’ 505 zu entscheiden, d.h. festzulegen, wie<br />

die Zielgruppe(n) von dem Angebot des <strong>Case</strong> <strong>Management</strong>s erfahren und zu ihm<br />

gelangen können. Damit befindet man sich auch bereits bei dem Ablauf des <strong>Case</strong><br />

<strong>Management</strong>s (auf der Fallebene), für den fachliche Standards zu definieren sind.<br />

Hierbei kann sich das <strong>Case</strong> <strong>Management</strong> an die gerade verabschiedeten Standards<br />

der Rahmenempfehlungen der DGCC zum Handlungskonzept des <strong>Case</strong><br />

<strong>Management</strong>s 506 orientieren oder muss selbst eigene, auf die besondere<br />

Aufgabenstellung des zu betreibenden <strong>Case</strong> <strong>Management</strong>s zugeschnittene<br />

Vorgaben entwickeln. Eine Anlehnung an die DGCC Rahmenempfehlungen ist aber<br />

in jedem Fall sinnvoll, solange <strong>Case</strong> <strong>Management</strong> nicht nur als „eye-catcher“ 507<br />

benutzt werden soll. In diesem Zusammenhang steht auch die Entscheidung der<br />

Reichweite der ‚Eigenleistungen’ der <strong>Case</strong> Manager, d.h. welche Aufgaben <strong>im</strong><br />

Rahmen des <strong>Case</strong> <strong>Management</strong>s die <strong>Case</strong> Manager selbst übernehmen, welche<br />

stets an das (professionelle wie nicht-professionelle) ‚Hilfesystem’ delegiert werden<br />

und bei welchen es einer fallbezogenen Einzelentscheidung bedarf. 508<br />

Da der umfangreiche administrative Aufwand mit Assessment, Hilfeplanung,<br />

Monitoring, Dokumentation und Evaluation zudem so gering wie möglich ausfallen<br />

soll, um <strong>Case</strong> Managern nicht die „Renaissance der Sachbearbeitung“ 509 zu<br />

bescheren, ist die IT-Unterstützung von <strong>Case</strong> <strong>Management</strong> ein weiteres<br />

503 vgl. Deutsche Gesellschaft für Care und <strong>Case</strong> <strong>Management</strong> (DGCC) 2008, S. 15<br />

504 besonders Wendt plädiert sehr für die Schaffung von Fallgruppen – vgl. dazu Wendt 2006a, S. 70,<br />

Wendt 2006b S. 6, 10 u. 23 ff.: „Die Fallgruppenbildung erlaubt eine Standardisierung des Vorgehens<br />

in Humandiensten und eine effiziente Allokation von Ressourcen je nach Falltyp und Fallschwere.“ (S.<br />

24), ähnlich verfährt die BA <strong>im</strong> Bereich des SGB II mit ihrem neu eingeführten Konzept der fünf<br />

„Betreuungsstufen“ (I, IN, IK, IG, IF) - s. Bundesagentur für Arbeit 2007c. Solche Konzepte können<br />

Verfahren <strong>im</strong> <strong>Case</strong> <strong>Management</strong> erleichtern und eine „Zuordnung von Kosten“ (Wendt 2006 a.a.O.,<br />

S. 25) ermöglichen (z.B. für Budgets), beinhalten aber stets die sehr virulente Gefahr der starren<br />

‚Programmierung’, wenn allein die Fallgruppenzuordnung darüber entscheidet, welche Hilfen geleistet<br />

werden können und welche nicht. Die Individualisierung der Hilfeleistungen durch <strong>Case</strong> <strong>Management</strong><br />

gerät so in Gefahr. Zudem sind die Kompetenzanforderungen an <strong>Case</strong> Manager, über die Erfordernis<br />

des Verlassens, des Abweichens der vorgegebenen ‚Pfade’ fallgruppenspezifischer Hilfeallokationen<br />

zu entscheiden, wesentlich höher einzustufen, während eine reine ‚pfadabhängige’ Bearbeitung<br />

weniger Kompetenz erfordert. Hier besteht daher die ‚Verführung’ der Organisation, geringer<br />

qualifizierte (‚billigere’) <strong>Case</strong> Manager einzusetzen, die dann gar nicht mehr die Kompetenz zur<br />

‚Pfadüberschreitung’ mitbringen – Konsequenz: ‚Pfade’ zementieren sich.<br />

505 vgl. dazu z.B. Wendt 2001 S. 100 ff. oder Löcherbach 2007, S. 20<br />

506 vgl. Deutsche Gesellschaft für Care und <strong>Case</strong> <strong>Management</strong> (DGCC) 2008 – als Beispiel hierfür ein<br />

Auszug aus CM 2 – Assessment: „Die Informationserhebung erfolgt strukturiert, weitestgehend<br />

standardisiert und zielorientiert […]. Als Methoden werden strukturierte Fragenkataloge/-bögen,<br />

Interviewleitfäden und/oder sozialwissenschaftliche Techniken zur Abbildung zwischenmenschlicher<br />

Beziehungen und/oder sozialer Strukturen wie z.B. Geno-, Sozio- und Ökogramm oder<br />

Netzwerkanalyse eingesetzt.“ (S. 20 f.)<br />

507 s. Vortrag von Löcherbach 2003 – zit. nach Huber 2005, S. 35<br />

508 vgl. hierzu auch Faß 2006 S. 149 f.<br />

509 Reis 2005b, S. 16<br />

Seite 155

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