Systemsteuerung im Case Management
Systemsteuerung im Case Management Systemsteuerung im Case Management
• Die aus der Bedarfsorientierung von Case Management abgeleitete individuelle Gestaltbarkeit von ‚Hilfesettings’ erfordert einen (bereits in Kap. 3.2) beschriebenen) dies ermöglichenden Umgang mit den Hilfeanbietern. 486 • Die Begrenztheit der Implementierungschancen ‚bottom-up’ erfordert ein ‚topdown’ Konzept für die Case Management Implementation. 487 Aus diesen die Case Management implementierende Organisation betreffenden Faktoren lassen sich nun Folgerungen ableiten, was organisationsintern zu schaffen bzw. zu verändern ist. Case Management ist damit auch stets ein „strukturbildendes Element“ 488 mit ernormen Aufgaben an die Organisationsentwicklung. Diese abzuleitenden Folgerungen sollen zur besseren Überschaubarkeit (anstelle einer langen Forderungsliste) zunächst strukturiert werden. Bei Betrachtung der o.a. Faktoren ist festzustellen, dass es sich um Implikationen handelt, die grundsätzlicher Natur sind und zunächst die oberste Managementebene betreffen, um dann ‚topdown’ bis zur Arbeitsebene fortgesetzt zu werden, z.B. den generellen Prozess der Einführung von Case Management. Weiterhin gibt es Faktoren, die die Führung von Case Managern berühren, z.B. den Umgang mit den erweiterten Handlungsspielräumen. Daran schließt sich ein eher generelles Personalthema an, das sich mit der Rekrutierung, Entwicklung und Unterstützung der Case Manager zu beschäftigen hat. Da es nicht alleine um Führungsfragen geht, ist es sinnvoll, diese Themen gesondert zu behandeln. Ein nächster, bedeutender Bereich ist dann die Organisation des Case Managements, d.h. die Definition von Standards, Zielen, Abläufen. Dann anschließend ist noch die Thematik der Qualitätssicherung und des Controllings zu beleuchten. Die Frage nach der Zusammenarbeit mit den Systempartnern des ‚Hilfesystems’ stellt sich hier natürlich auch, wird aber noch im weiteren (Kap. 3.6 ff.) eingehend behandelt und kann daher an dieser Stelle zunächst zurückgestellt werden. 3.3.1 Management Da die mit der Einführung von Case Management unabdingbare Anpassung der Organisation nur gelingt, wenn alle Beteiligten dies auch wirklich mittragen, ist eine grundsätzliche Entscheidung nicht nur seitens des Managements der betreffenden Organisation, sondern auch die der ihr vorgesetzten Institution erforderlich. Im Falle eines Grundsicherungsträgers in Form eines zkT 489 , d.h. als nachgeordnete Behörde einer Kreis- oder Stadtverwaltung, wäre hier nicht nur der Behördenleiter, sondern auch sowohl Landrat und Kreistag gefragt – im Falle einer Kapitalgesellschaft (z.B. gGmbH) nicht nur die Geschäftsführung, sondern auch die Gesellschafter. Nur durch ein umfassendes und unkonditioniertes ‚Commitment’ aller Akteure der Leitungsebene und der sie beeinflussenden übergeordneten Ebene ist überhaupt eine Grundlage für die Einführung eines derart tief in Strukturen eingreifendes 485 vgl. Deutsche Gesellschaft für Care und Case Management (DGCC) 2008, S. 8 f., Reis 2005b, S. 17, Neuffer 2005, S. 159 486 vgl. Brinkmann 2006b, S. 9, Deutscher Verein für öffentliche und private Fürsorge 2004a, S. 3 487 vgl. Löcherbach 2007 S. 21 f., Gissel-Palkovich 2006a 488 Löcherbach 2007, S. 22 489 zugelassener kommunaler Träger gem. §§ 6a, 6b SGB II Seite 150
Konzept möglich. Von dieser ausgehend muss sich dann der Case Management Gedanke in alle Ebenen der Organisation fortsetzen: „Für die Organisationsentwicklung gilt, dass mit der Implementierung von Case Management ein organisationsweiteres Bewusstsein für Case Management geschaffen werden muss.“ 490 Wie schon in Kap. 3.1 ausgeführt wurde, ist die Realität zum Teil eine andere, aber nach Meinung des Verfassers auch deshalb, weil von den prominenten Vertretern des Case Managements nicht deutlich genug die nachfolgenden Konsequenzen einer Einführung herausgestellt wurden. Steht das Commitment, so ist zumindest schon einmal eine Grundlage geschaffen und die Planung der Einführung kann, analog zu Methoden des Projektmanagements, beginnen. 491 Eine der ersten Themen bei der Einführung von Case Management wird dabei die Organisationsstruktur sein: Größere Handlungsspielräume seitens der Ausführungsebene (Case Manager) bedingen nicht nur entsprechende von der Organisation festzulegende Kompetenzen, sondern auch die Hierarchie muss mit dieser Kompetenzverlagerung kompatibel sein. Eine steile Hierarchie, deren Ebenen alle mit Zuständigkeiten und Kompetenzen ausgestattet sein wollen (sonst machen diese Ebenen ja keinen Sinn), beinhaltet damit eben gerade nicht die zu fordernde Kompatibilität, d.h. auch die hierarchische Struktur muss ggfs. ‚abgeflacht’ werden, was seinerseits ein nicht zu unterstätzender Prozess ist, da z.B. der Wegfall einer Hierarchieebene bei den Betroffenen (den bisher dort tätigen Führungskräften) meistens nur als Alternative zwischen Aufstieg (in die nächsthöhere Ebene) oder Abstieg erlebt wird, und damit der Begleitung bedarf. Neben der Hierarchie sind weiterhin noch die grundsätzliche Ablauforganisation und die darauf folgende Aufbauorganisation zu bestimmen. Hiermit ist aber nicht das Phasenmodell des Case Managements (a.a.O.) gemeint, sondern die grundsätzliche Aufteilung von im Rahmen der Gesamtversorgung zu erbringenden Leistungen. Im SGB II – Bereich betrifft dies z.B. die Frage, wer für die Gewährung materieller Hilfen zuständig ist und wie sich dieser Prozess in den Gesamtrahmen einfügt (vorgeschaltet, parallel, nachgeschaltet), was auch die Frage nach der prozessualen Gestaltung des ‚Intake’ aufwirft. Ein weiterer Punkt betrifft die Ansiedlung der Verantwortung für die Vermittlung in Arbeit bzw. für die Kontaktarbeit mit Arbeitgebern. Schließlich ist noch die Frage nach Zentralität vs. Dezentralität und nach Spezialisierung vs. Generalisierung zu stellen, wobei zu bedenken ist, dass je dezentraler eine Organisation ihre Leistungen anbieten möchte, desto schwieriger wird eine tiefgehende Spezialisierung der Organisationsmitglieder. 492 Themen auf dieser Ebene sind also zusammenfassend: • Commitment des Managements einschließlich der übergeordneten Ebene; • Planung der Implementation; • Überprüfung und ggfs. Reduzierung der Hierarchieebenen; 490 Gissel-Palkovich 2006a, S. 112 491 vgl. zur Methodik des Projektmanagements z.B. Litke 2004 – der konkrete Ablauf einer Implementation von Case Management aus Sicht des Verfassers wird in Kap. 2.3.7 dargestellt 492 zur Gestaltung von Ablauf- und Aufbauorganisationen im Bereich des SGB II sei an die bereits angeführte Wirkungsforschung verwiesen: Reis, u.a. 2007, Strotmann et al. 2006, Bookmann 2007 – vgl. dazu auch Teil 4 dieser Arbeit Seite 151
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Konzept möglich. Von dieser ausgehend muss sich dann der <strong>Case</strong> <strong>Management</strong><br />
Gedanke in alle Ebenen der Organisation fortsetzen: „Für die<br />
Organisationsentwicklung gilt, dass mit der Implementierung von <strong>Case</strong> <strong>Management</strong><br />
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muss.“ 490 Wie schon in Kap. 3.1 ausgeführt wurde, ist die Realität zum Teil eine<br />
andere, aber nach Meinung des Verfassers auch deshalb, weil von den prominenten<br />
Vertretern des <strong>Case</strong> <strong>Management</strong>s nicht deutlich genug die nachfolgenden<br />
Konsequenzen einer Einführung herausgestellt wurden.<br />
Steht das Commitment, so ist zumindest schon einmal eine Grundlage geschaffen<br />
und die Planung der Einführung kann, analog zu Methoden des<br />
Projektmanagements, beginnen. 491<br />
Eine der ersten Themen bei der Einführung von <strong>Case</strong> <strong>Management</strong> wird dabei die<br />
Organisationsstruktur sein: Größere Handlungsspielräume seitens der<br />
Ausführungsebene (<strong>Case</strong> Manager) bedingen nicht nur entsprechende von der<br />
Organisation festzulegende Kompetenzen, sondern auch die Hierarchie muss mit<br />
dieser Kompetenzverlagerung kompatibel sein. Eine steile Hierarchie, deren Ebenen<br />
alle mit Zuständigkeiten und Kompetenzen ausgestattet sein wollen (sonst machen<br />
diese Ebenen ja keinen Sinn), beinhaltet damit eben gerade nicht die zu fordernde<br />
Kompatibilität, d.h. auch die hierarchische Struktur muss ggfs. ‚abgeflacht’ werden,<br />
was seinerseits ein nicht zu unterstätzender Prozess ist, da z.B. der Wegfall einer<br />
Hierarchieebene bei den Betroffenen (den bisher dort tätigen Führungskräften)<br />
meistens nur als Alternative zwischen Aufstieg (in die nächsthöhere Ebene) oder<br />
Abstieg erlebt wird, und damit der Begleitung bedarf. Neben der Hierarchie sind<br />
weiterhin noch die grundsätzliche Ablauforganisation und die darauf folgende<br />
Aufbauorganisation zu best<strong>im</strong>men. Hiermit ist aber nicht das Phasenmodell des<br />
<strong>Case</strong> <strong>Management</strong>s (a.a.O.) gemeint, sondern die grundsätzliche Aufteilung von <strong>im</strong><br />
Rahmen der Gesamtversorgung zu erbringenden Leistungen. Im SGB II – Bereich<br />
betrifft dies z.B. die Frage, wer für die Gewährung materieller Hilfen zuständig ist<br />
und wie sich dieser Prozess in den Gesamtrahmen einfügt (vorgeschaltet, parallel,<br />
nachgeschaltet), was auch die Frage nach der prozessualen Gestaltung des ‚Intake’<br />
aufwirft. Ein weiterer Punkt betrifft die Ansiedlung der Verantwortung für die<br />
Vermittlung in Arbeit bzw. für die Kontaktarbeit mit Arbeitgebern. Schließlich ist noch<br />
die Frage nach Zentralität vs. Dezentralität und nach Spezialisierung vs.<br />
Generalisierung zu stellen, wobei zu bedenken ist, dass je dezentraler eine<br />
Organisation ihre Leistungen anbieten möchte, desto schwieriger wird eine<br />
tiefgehende Spezialisierung der Organisationsmitglieder. 492 Themen auf dieser<br />
Ebene sind also zusammenfassend:<br />
• Commitment des <strong>Management</strong>s einschließlich der übergeordneten Ebene;<br />
• Planung der Implementation;<br />
• Überprüfung und ggfs. Reduzierung der Hierarchieebenen;<br />
490 Gissel-Palkovich 2006a, S. 112<br />
491 vgl. zur Methodik des Projektmanagements z.B. Litke 2004 – der konkrete Ablauf einer<br />
Implementation von <strong>Case</strong> <strong>Management</strong> aus Sicht des Verfassers wird in Kap. 2.3.7 dargestellt<br />
492 zur Gestaltung von Ablauf- und Aufbauorganisationen <strong>im</strong> Bereich des SGB II sei an die bereits<br />
angeführte Wirkungsforschung verwiesen: Reis, u.a. 2007, Strotmann et al. 2006, Bookmann 2007 –<br />
vgl. dazu auch Teil 4 dieser Arbeit<br />
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