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Systemsteuerung im Case Management

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‚Systemfunktion’ ‚gate-keeping’ bedeutet, den Zugang zum Hilfesystem zu<br />

überwachen – was aber nicht mit ‚versperren’ gleichzusetzen ist, sondern <strong>im</strong><br />

Gegenteil bedeutet, dass der Zugang für weitere Hilfeanbieter, sofern diese vom<br />

<strong>Case</strong> <strong>Management</strong> benötigte Leistungen anbieten, offen zu halten und damit zu<br />

ermöglichen ist. Das <strong>Case</strong> <strong>Management</strong> als Initiator des Hilfesystems hat also auch<br />

dafür zu sorgen, dass trotz system<strong>im</strong>manenter Abschottungstendenzen der Zugang<br />

neuer Systempartner möglich ist. Hier zeigt sich damit ein deutlicher Vorteil <strong>im</strong><br />

Vergleich zum Hilfesystem-initiierten <strong>Case</strong> <strong>Management</strong>.<br />

Systempflege bedeutet nicht viel anderes, als <strong>im</strong> Kontakt zu bleiben und an den<br />

Dingen, an denen bereits <strong>im</strong> Systemaufbau gearbeitet wurde, weiterzuarbeiten:<br />

Aufgaben- und Schnittstellen weiterentwickeln, ‚best-practice’ – Erfahrungen<br />

verbreiten und ganz banal die persönlichen Kontakte zwischen allen relevanten<br />

Akteuren <strong>im</strong> <strong>Case</strong> <strong>Management</strong> und <strong>im</strong> Hilfesystem fördern. Sich kennen reduziert<br />

Vorbehalte und Vorurteile, erleichtert schnelle Absprachen auf dem ‚kleinen<br />

Dienstweg’ und reduziert so die Aufgabe des <strong>Case</strong> <strong>Management</strong>s, als<br />

‚Krisenmanager’ Probleme zwischen Systempartnern zu bereinigen. 464<br />

3.2.3.8 Zwischenfazit: Was ist nun das ‚Hilfesystem’?<br />

Nun muss auch die Frage beantwortet werden, was denn systemtheoretisch<br />

gesehen das Hilfesystem eigentlich ist. Dazu war es erforderlich, sich zunächst den<br />

‚Geburtsprozess’, d.h. die Bildung eines Hilfesystems, anzuschauen, um dann<br />

beurteilen zu können, wie das, was aus diesem Prozess entstanden ist (oder<br />

entstehen könnte), zu nennen ist. Indes lässt sich nach diesen Betrachtungen das<br />

Hilfesystem systemtheoretisch nur schwer fassen. Es ist kein Interaktionssystem, da<br />

dies die ständige gemeinsame Präsenz der Systemmitglieder erfordern würde. 465<br />

Nachdem auch ganz offensichtlich das Gesellschaftssystem nicht greift, bleibt nur<br />

noch das Organisationssystem, dass, wie bereits dargestellt, die Erfüllung folgender<br />

Bedingungen erfordert:<br />

"Als besondere Merkmale von Organisationssystemen können genannt werden:<br />

- Mitgliedschaft, die nicht durch Anwesenheit gekennzeichnet ist, zu deren<br />

Eintrittbedingungen nur die Anwendung und Befolgung best<strong>im</strong>mter<br />

(organisatorischer) Verhaltenserwartungen gehören;<br />

- strukturelle Festlegung von:<br />

1. Aufgaben bzw. Programmen,<br />

2. Stellen und<br />

3. hierarchische Rangpositionen,<br />

die gegenüber der personellen Mobilität (Beweglichkeit von Ein- und Austritt von<br />

Mitgliedern) relativ unempfindlich sind;<br />

- die (dadurch ermöglichte) Austauschbarkeit von Personen […] (Kiss 1990, S. 36)<br />

Wendet man diese Kriterien auf das zuvor skizzierte Hilfesystem an, so ist zu<br />

erkennen, dass unter best<strong>im</strong>mten Bedingungen (z.B. formalisierter Kontrakt) von<br />

Mitgliedschaft gesprochen werden kann und die Befolgung von<br />

464 ähnlich, wenn auch nur sehr kurz: Mennemann 2006, S. 16, zu Methoden und Instrumenten hierzu<br />

vgl. Löcherbach 2007 S. 23 f.<br />

465 vgl. dazu Kap. 2.2.2.5<br />

Seite 143

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