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Systemsteuerung im Case Management

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‚Intake’ <strong>im</strong> Prozess der Fallsteuerung und ist analog zu diesem ergebnisoffen zu<br />

gestalten. Dies bedeutet, dass die Kontaktaufnahme mit allen Organisationen<br />

erfolgt, die <strong>im</strong> Rahmen der Systemanalyse als solche identifiziert wurden, die<br />

eventuell benötigte Unterstützungs- und Hilfeleistungen anbieten oder anbieten<br />

könnten. Dies schließt u.a. auch die in einer Fußnote zum letzten Kapitel<br />

angesprochenen Arbeitsloseninitiativen mit ein, selbst wenn die Systemanalyse für<br />

diese ein eher hoch einzuschätzendes Konfliktpotenzial ergeben hat. Auch hohes<br />

Konfliktpotenzial ist per se nicht unüberwindbar, so dass der Versuch, trotz<br />

unterschiedlicher Positionen dennoch eine arbeitsfähige Basis zu schaffen, lohnend<br />

sein kann. Auch ist systemtheoretisch betrachtet hier sogar das in Kap. 2.2.2.3<br />

beschriebene Kontingenzproblem ein Vorteil: Eben weil Kommunikationen (doppelt)<br />

kontingent sind, ist auch das Unerwartete möglich und eine von der Systemanalyse<br />

her als problematisch eingeschätzte Selbsthilfegruppe erweist bei der<br />

Kontaktaufnahme als (zumindest in Grenzen) zugänglich für Bedürfnisse des <strong>Case</strong><br />

<strong>Management</strong>s.<br />

Kontaktaufnahme beinhaltet deshalb neben der Vorstellung der <strong>Case</strong> <strong>Management</strong><br />

betreibenden (oder zukünftig betreibenden) Organisation und dem <strong>Case</strong><br />

<strong>Management</strong> Konzept selbst die Darlegung der Vorstellungen, wie eine künftige<br />

Zusammenarbeit mit dem jeweiligen Systempartner aussehen könnte. Die sich aus<br />

der Systemanalyse ergebenen Konfliktpotenziale sollten dabei ebenfalls zur Sprache<br />

kommen. Es gilt nun, auszuloten, ob und in welcher Weise eine Verständigung<br />

divergierender Interessen möglich ist, ohne dass zentrale Positionen des <strong>Case</strong><br />

<strong>Management</strong>s, wie die strikte (‚radikale’) Klientenorientierung der Hilfeleistungen und<br />

die sich daraus ergebene „Steuerbarkeit“ der Hilfen und Hilfsangebote aufgegeben<br />

werden müssen.<br />

Eine ergebnisorientierte Kontaktarbeit nutzt dabei die Erkenntnisse über spezifische<br />

Art der Sinnkonstruktion in dem zu kontaktierenden Organisationssystem aus der<br />

Phase der Systemanalyse und gestaltet seine Art der Ansprache entsprechend.<br />

Analog zum Willkes Ausspruch, das die Bedrohung eines Atheisten mit<br />

Höllenstrafen höchstens amüsierend wirken wird 436 , kommt es bei der Ansprache<br />

von Systemen generell darauf an, die systemspezifische Sinnkonstruktion in seinen<br />

Ansprachen, d.h. systemtheoretisch in der Gestaltung der auf das System<br />

einwirkenden Umwelteinflüsse, zu berücksichtigen. Je besser dies gelingt, desto<br />

größer sind die Chancen, dass diese Ansprache <strong>im</strong> System genau so (oder<br />

zumindest annährend so) wahrgenommen wird, wie sie intendiert war. 437<br />

Ein gutes Beispiel für eine gelingende Annäherung trotz divergierender Positionen<br />

kann die Diskussion der Freiwilligkeit von Schuldnerberatung <strong>im</strong> Fallmanagement<br />

sein, die zwischen dem Deutschen Verein und dem BMAS 2005 geführt wurde.<br />

Leider, so muss aber aus Sicht des <strong>Case</strong> <strong>Management</strong>s gesagt werden, wurde<br />

diese Diskussion nicht von diesem selbst initiiert (d.h. <strong>im</strong> vorliegenden Fall durch die<br />

Bundesagentur für Arbeit, und/oder die kommunalen Spitzenverbände als<br />

‚Dachorganisationen’ des Fallmanagements <strong>im</strong> Bereich des SGB II), sondern durch<br />

den Deutschen Verein, der hier für das Fallmanagement nicht akzeptable<br />

436 s. Willke 2001, S. 195<br />

437 vgl. dazu Kap. 2.2.2.3<br />

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