Systemsteuerung im Case Management

Systemsteuerung im Case Management Systemsteuerung im Case Management

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28.01.2013 Aufrufe

Die vom Verfasser mit dieser Arbeit zu beantwortenden Forschungsfragen lassen sich damit wie folgt zusammenfassen: • Was sind soziale Systeme? • Wie verhält es sich mit Ihrer Steuerbarkeit? • Was muss also erfüllt sein, um von wirksamer Steuerung sozialer Systeme sprechen zu können? • Wie ist das Hilfesystem im Case Management überhaupt zu kennzeichnen – ist es ein soziales System im oben herausgearbeiteten Sinne? • Welchen Zweck hat Systemsteuerung im Case Management zu erfüllen? • Welche Möglichkeiten stehen der Systemsteuerung hierzu zur Verfügung und ist der Zweck damit erfüllbar? • Was muss bzw. müsste erfüllt sein, damit man wirklich von Systemsteuerung (‚gelingende Systemsteuerung’) im Case Management sprechen kann? • In wie weit erfüllt das im SGB II betriebene Fallmanagement auf der Systemebene schon heute die an Systemsteuerung zu stellenden Anforderungen? • Was müsste erfüllt sein, damit auch im SGB II von einer gelingenden Systemsteuerung gesprochen werden kann? Unter Verwendung dieser Fragestellungen als ‚Gerüst’ soll nun das Thema der Steuerung von Hilfesystemen im Case Management analysiert und ein Angebot erarbeitet werden, wie eine Systematisierung des Themas aus Sicht des Verfassers aussehen könnte. 1.2 Aufbau der Arbeit In Umsetzung der zuvor skizzierten Vorgehensweise ist die Arbeit neben der Einleitung in fünf Teile (einschließlich der Einleitung als Teil 1) gegliedert. Der Teil 2 setzt sich mit den theoretischen Grundlagen von sozialen Systemen und deren Steuerbarkeit auseinander. Hierbei wird zunächst der Systembegriff aus der Sicht unterschiedlicher wissenschaftlicher Disziplinen näher beleuchtet, so dass es möglich wird, professionsübergreifende Merkmale von Systemen auszumachen. Auf deren Basis kann dann auch die Theorie sozialer Systeme besser analysiert werden. Anstelle einer umfassenden Darstellung und Diskussion der Luhmann’schen Systemtheorie wird in der vorliegenden Arbeit nur auf diejenigen Aspekte eingegangen, die für die Steuerung sozialer Systeme im Case Management aus Sicht des Verfassers relevant sind. Dies betrifft vor allem die Fragen, wie soziale Systeme entstehen, wie sie sich von ihrer Umwelt abgrenzen und auf welche Weise sie mit ihrer Umwelt interagieren. Da eine Steuerung von Hilfesysteme durch ein Case Management mit äußeren Eingriffen (Case Manager) in ein soziales System (z.B. ein Hilfeanbieter) verbunden ist 12 oder zumindest sein kann, ist gerade die 12 vgl. dazu Deutsche Gesellschaft für Care und Case Management (DGCC) 2008 – besonders den Standard 7: „Case Management auf der Systemebene meint den Aufbau und die Steuerung einer weitestgehend verbindlichen, nach Möglichkeit vertraglich geregelten, standardisierten und Seite 10

Frage, wie soziale Systeme auf Einflüsse ihrer Umwelt reagieren, von besonderer Bedeutung. Dem von Luhmann verwendete Sinnbegriff 13 kommt dabei eine zentrale Rolle in der Entwicklung der Systemsteuerung aus Sicht des Verfassers zu. Nach Klärung des Systembegriffs im Bereich sozialer Systeme, bei denen Hilfeanbieter auf der Basis der Luhmann’schen Arbeiten 14 als Organisationssysteme klassifiziert werden können, wird sich dann aufbauend mit der Steuerung und vor allem mit der Steuerbarkeit solcher Systeme beschäftigt. Da aus Sicht des Verfassers hier die Luhmann’sche Theorie zu kurz greift und die Autonomie sozialer Systeme überbetont, werden weiterführende Arbeiten wie z.B. von Willke 15 und Kraus 16 hinzugezogen, so dass es damit möglich wird, auch systemtheoretisch die Möglichkeiten zur Steuerung sozialer Systeme zu analysieren und vier grundlegende Gestaltungsvarianten der Steuerung darzustellen. Im Teil 3 wird darauf aufbauend eine Systematik entwickelt, wie der Forschungsgegenstand dieser Arbeit, die Steuerung von Hilfesystemen im Case Management, analysiert werden kann. Dabei ist aus Sicht des Verfassers zunächst zu untersuchen, ob mit dem Steuerungsanspruch des Case Managements ein Paradigmawechsel vollzogen wurde, oder ob dies lediglich eine Übernahme bereits seit langem vorzufindender Steuerungsmodelle im Bereich der Sozialen Arbeit, wie z.B. in der Kinder- und Jugendhilfeplanung 17 darstellt. Ebenfalls werden Publikationen von Vertretern des Case Managements in Deutschland 18 auf Aussagen zur Systemsteuerung untersucht, um auf diese Weise die aktuellen Positionen konkretisieren zu können. Leider ist diese Analyse nicht besonders ergiebig, was die bereits eingangs angesprochene ‚Theorielücke’ kennzeichnet. Tiefer gehende Darstellungen zur Systemsteuerung wie z.B. von Mennemann, 19 konzentrieren sich auf sehr spezifische Rahmenbedingungen von Case Management, das z.B. durch Vernetzung der Hilfeanbieter selbst entstanden ist. Aus diesem Grund wird vom Verfasser zur Einleitung der zu erarbeitenden Systematisierung zunächst eine Analyse vorgenommen, unter welchen Rahmenbedingungen Case Management überhaupt erst entstehen kann und wie diese die dabei jeweils verfügbaren Möglichkeiten zur Systemsteuerung beeinflussen. Im Anschluss wird dann das Konstrukt des ‚Hilfesystems’ näher untersucht und analysiert, in wie weit hier aus systemtheoretischer Sicht überhaupt der Systembegriff anwendbar ist, bzw. was zu tun wäre, damit tatsächlich von einem aufeinander abgestimmten Zusammenarbeit professioneller und freiwilliger Akteure in der Region, die Hilfe anbieten und die für den Einzelfall koordiniert aufeinander abgestimmt werden können.“ Case Management beschäftigt sich damit eindeutig auch mit der Steuerung von Hilfeanbietern. 13 vgl. dazu Luhmann 1987 S. 92 ff. und im weiteren die Ausführungen in Kap. 2.2.2.3 14 Hierbei stützt sich der Verfasser vor allem auf sein zentrales Werk der Theorie sozialer Systeme ab – vgl. Luhmann 1987 15 vgl. hierzu Willke 2006, Willke 2005, Willke 2001 16 vgl. hierzu Kraus 2003 und Kraus 2007 17 vgl. hierzu z.B. Jordan et al. 1998, Steege 2001, Kreft, Falten 2003, Hartwig, Teuber 2005, Schwabe 2005, Lukas 2006 18 vor allem von Wolf-Rainer Wendt, Peter Löcherbach, Hugo Mennemann und Manfred Neuffer, die bis auf Neuffer alle Vorstandsmitglieder der relevanten Deutschen Fachgesellschaft, der Deutschen Gesellschaft für Care und Case Management e.V. (DGCC) sind (Internet: www.dgcc.de) und deren Aussagen damit auch zentrale Positionen der DGCC kennzeichnen 19 vgl. dazu Mennemann 2005, Mennemann 2006 und Greuèl, Mennemann 2006 Seite 11

Frage, wie soziale Systeme auf Einflüsse ihrer Umwelt reagieren, von besonderer<br />

Bedeutung. Dem von Luhmann verwendete Sinnbegriff 13 kommt dabei eine zentrale<br />

Rolle in der Entwicklung der <strong>Systemsteuerung</strong> aus Sicht des Verfassers zu. Nach<br />

Klärung des Systembegriffs <strong>im</strong> Bereich sozialer Systeme, bei denen Hilfeanbieter<br />

auf der Basis der Luhmann’schen Arbeiten 14 als Organisationssysteme klassifiziert<br />

werden können, wird sich dann aufbauend mit der Steuerung und vor allem mit der<br />

Steuerbarkeit solcher Systeme beschäftigt. Da aus Sicht des Verfassers hier die<br />

Luhmann’sche Theorie zu kurz greift und die Autonomie sozialer Systeme<br />

überbetont, werden weiterführende Arbeiten wie z.B. von Willke 15 und Kraus 16<br />

hinzugezogen, so dass es damit möglich wird, auch systemtheoretisch die<br />

Möglichkeiten zur Steuerung sozialer Systeme zu analysieren und vier grundlegende<br />

Gestaltungsvarianten der Steuerung darzustellen.<br />

Im Teil 3 wird darauf aufbauend eine Systematik entwickelt, wie der<br />

Forschungsgegenstand dieser Arbeit, die Steuerung von Hilfesystemen <strong>im</strong> <strong>Case</strong><br />

<strong>Management</strong>, analysiert werden kann. Dabei ist aus Sicht des Verfassers zunächst<br />

zu untersuchen, ob mit dem Steuerungsanspruch des <strong>Case</strong> <strong>Management</strong>s ein<br />

Paradigmawechsel vollzogen wurde, oder ob dies lediglich eine Übernahme bereits<br />

seit langem vorzufindender Steuerungsmodelle <strong>im</strong> Bereich der Sozialen Arbeit, wie<br />

z.B. in der Kinder- und Jugendhilfeplanung 17 darstellt. Ebenfalls werden<br />

Publikationen von Vertretern des <strong>Case</strong> <strong>Management</strong>s in Deutschland 18 auf<br />

Aussagen zur <strong>Systemsteuerung</strong> untersucht, um auf diese Weise die aktuellen<br />

Positionen konkretisieren zu können. Leider ist diese Analyse nicht besonders<br />

ergiebig, was die bereits eingangs angesprochene ‚Theorielücke’ kennzeichnet.<br />

Tiefer gehende Darstellungen zur <strong>Systemsteuerung</strong> wie z.B. von Mennemann, 19<br />

konzentrieren sich auf sehr spezifische Rahmenbedingungen von <strong>Case</strong><br />

<strong>Management</strong>, das z.B. durch Vernetzung der Hilfeanbieter selbst entstanden ist. Aus<br />

diesem Grund wird vom Verfasser zur Einleitung der zu erarbeitenden<br />

Systematisierung zunächst eine Analyse vorgenommen, unter welchen<br />

Rahmenbedingungen <strong>Case</strong> <strong>Management</strong> überhaupt erst entstehen kann und wie<br />

diese die dabei jeweils verfügbaren Möglichkeiten zur <strong>Systemsteuerung</strong><br />

beeinflussen. Im Anschluss wird dann das Konstrukt des ‚Hilfesystems’ näher<br />

untersucht und analysiert, in wie weit hier aus systemtheoretischer Sicht überhaupt<br />

der Systembegriff anwendbar ist, bzw. was zu tun wäre, damit tatsächlich von einem<br />

aufeinander abgest<strong>im</strong>mten Zusammenarbeit professioneller und freiwilliger Akteure in der Region, die<br />

Hilfe anbieten und die für den Einzelfall koordiniert aufeinander abgest<strong>im</strong>mt werden können.“ <strong>Case</strong><br />

<strong>Management</strong> beschäftigt sich damit eindeutig auch mit der Steuerung von Hilfeanbietern.<br />

13 vgl. dazu Luhmann 1987 S. 92 ff. und <strong>im</strong> weiteren die Ausführungen in Kap. 2.2.2.3<br />

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Hierbei stützt sich der Verfasser vor allem auf sein zentrales Werk der Theorie sozialer Systeme ab<br />

– vgl. Luhmann 1987<br />

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vgl. hierzu Willke 2006, Willke 2005, Willke 2001<br />

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vgl. hierzu Kraus 2003 und Kraus 2007<br />

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vgl. hierzu z.B. Jordan et al. 1998, Steege 2001, Kreft, Falten 2003, Hartwig, Teuber 2005,<br />

Schwabe 2005, Lukas 2006<br />

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vor allem von Wolf-Rainer Wendt, Peter Löcherbach, Hugo Mennemann und Manfred Neuffer, die<br />

bis auf Neuffer alle Vorstandsmitglieder der relevanten Deutschen Fachgesellschaft, der Deutschen<br />

Gesellschaft für Care und <strong>Case</strong> <strong>Management</strong> e.V. (DGCC) sind (Internet: www.dgcc.de) und deren<br />

Aussagen damit auch zentrale Positionen der DGCC kennzeichnen<br />

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vgl. dazu Mennemann 2005, Mennemann 2006 und Greuèl, Mennemann 2006<br />

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