Langsdorff, Werner von - U-Boote am Feind (1937) - buddymag.cz

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28.01.2013 Aufrufe

die Nordsee mit immer toller werdendem Seegang. Es war eisig kalt und auf dem Turm nicht mehr auszuhalten. Wir gingen daher unter Wasser, aber mehrere Male warf uns die bis in die Tiefen aufgewühlte See wieder an die Oberfläche. Schließlich gelang es uns, 40 Meter unter der Wasseroberfläche, einigermaßen zur Ruhe zu kommen. Die Leute der Freiwache schliefen. Tiefe Ruhe herrschte im Boot, im Offiziers-Raum saß Papa Stein und blies zart und liefe auf seiner Flöte Schubertsche Lieder. Ich selbst lag wachend auf meiner Koje, der Oberingenieur genehmigte sich einen oder vielleicht auch mehrere Kognaks. Maschinist Bode wirkte immer unermüdlich im Reiche seiner Maschinen, wacker steuerte das leise sich wiegende Boot und schrieb in Erinnerung an die vorangegangene wilde Steuerei folgenden dichterischen Erguß an das Manometer: „Hinten hart unten und vorn hart oben, das ganze Steuern ist verschroben, hinten hart oben und vorne hart unten, der Teufel hat den Schiet erfunden. Bist du Schließlich ganz durch den Wind und kannst dich gar nicht mehr finden, dann kommandierst du Esel geschwind: Hinten hart vorne und vorne hart hinten.“ Am Vormittag des nächsten Tages kamen wir an die deutsche Bewachungslinie bei Horns Riff. Ein Fischdampfer hielt uns an und forderte die Losung. Wir antworteten: „Losung ist uns unbekannt.“ Darauf richtete er seine Kanone auf uns und machte ernste Miene, uns anzugreifen. Auf eine nochmalige Frage nach dem Losungswort antworteten wir wieder in gutem Deutsch, daß wir zu lange in See gewesen wären und die Losung 157

die Nordsee mit immer toller werdendem Seegang. Es<br />

war eisig kalt und auf dem Turm nicht mehr auszuhalten.<br />

Wir gingen daher unter Wasser, aber mehrere Male warf<br />

uns die bis in die Tiefen aufgewühlte See wieder an die<br />

Oberfläche. Schließlich gelang es uns, 40 Meter unter<br />

der Wasseroberfläche, einigermaßen zur Ruhe zu<br />

kommen. Die Leute der Freiwache schliefen. Tiefe Ruhe<br />

herrschte im Boot, im Offiziers-Raum saß Papa Stein<br />

und blies zart und liefe auf seiner Flöte Schubertsche<br />

Lieder. Ich selbst lag wachend auf meiner Koje, der<br />

Oberingenieur genehmigte sich einen oder vielleicht<br />

auch mehrere Kognaks. Maschinist Bode wirkte immer<br />

unermüdlich im Reiche seiner Maschinen, wacker<br />

steuerte das leise sich wiegende Boot und schrieb in<br />

Erinnerung an die vorangegangene wilde Steuerei<br />

folgenden dichterischen Erguß an das Manometer:<br />

„Hinten hart unten und vorn hart oben,<br />

das ganze Steuern ist verschroben,<br />

hinten hart oben und vorne hart unten,<br />

der Teufel hat den Schiet erfunden.<br />

Bist du Schließlich ganz durch den Wind<br />

und kannst dich gar nicht mehr finden,<br />

dann kommandierst du Esel geschwind:<br />

Hinten hart vorne und vorne hart hinten.“<br />

Am Vormittag des nächsten Tages k<strong>am</strong>en wir an die<br />

deutsche Bewachungslinie bei Horns Riff. Ein<br />

Fischd<strong>am</strong>pfer hielt uns an und forderte die Losung. Wir<br />

antworteten: „Losung ist uns unbekannt.“ Darauf richtete<br />

er seine Kanone auf uns und machte ernste Miene, uns<br />

anzugreifen. Auf eine nochmalige Frage nach dem<br />

Losungswort antworteten wir wieder in gutem Deutsch,<br />

daß wir zu lange in See gewesen wären und die Losung<br />

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