Langsdorff, Werner von - U-Boote am Feind (1937) - buddymag.cz

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28.01.2013 Aufrufe

Klumpen geballt auf dem Turm, und all die herrlichen vaterländischen Lieder und auch manche derberen Soldatenlieder klangen aus über 20 Kehlen zum Himmel empor. Nie waren die Leute unzart, immer voll Gemüt und Humor. Der Matrose Göthling begleitete den Gesang mit der Mundharmonika, ein anderer mit der Okarina. Hoch auf schäumte die Begeisterung, wenn der letzte Vers des Seeräuberliedes erklang: „Wir Stürzen uns auf das feindliche Schiff wie ein losgeschossener Pfeil, die Muskete kracht, die Kanone brüllt, laut rasselt das Enterbeil. Der Feind, er stürzt, und zum Himmel empor erklingt unser Jubelgeschrei: Hoch lebe das ewig brausende Meer, hoch lebe die Seeräuberei.“ Das war unser Leib- und Magenlied und ist es bis zum Kriegsschluß geblieben. Aber wir erlebten auch manche ernste Stunde. Einer der Leute wurde von Tag zu Tag blasser, magerer und matter, er mußte täglich dreimal bei mir antreten, um zwei Eßlöffel voll Biomalz zu schlucken; ein Maschinistenmaat litt schrecklich unter Furunkulose, so daß Stein und ich ihn mit Hilfe meines über einer Spiritusflamme sterilisierten Rasiermessers von einem Teil der „Pflöcke“ befreien mußten; und Gerd Noormann, der Mann mit den leuchtend blanken Zähnen, klappte vollkommen zusammen mit gräßlichen Leibschmerzen. Wir päppelten ihn eine Woche lang aus einer Büchse mit dänischer Sahne, die wir glücklicherweise noch an Bord hatten. Anderes konnte er nicht zu sich nehmen. Ich habe oft an der Koje dieses vorzüglichen Mannes, der 155

Klumpen geballt auf dem Turm, und all die herrlichen<br />

vaterländischen Lieder und auch manche derberen<br />

Soldatenlieder klangen aus über 20 Kehlen zum Himmel<br />

empor. Nie waren die Leute unzart, immer voll Gemüt<br />

und Humor. Der Matrose Göthling begleitete den<br />

Gesang mit der Mundharmonika, ein anderer mit der<br />

Okarina. Hoch auf schäumte die Begeisterung, wenn der<br />

letzte Vers des Seeräuberliedes erklang:<br />

„Wir Stürzen uns auf das feindliche Schiff<br />

wie ein losgeschossener Pfeil,<br />

die Muskete kracht, die Kanone brüllt,<br />

laut rasselt das Enterbeil.<br />

Der <strong>Feind</strong>, er stürzt, und zum Himmel empor<br />

erklingt unser Jubelgeschrei:<br />

Hoch lebe das ewig brausende Meer,<br />

hoch lebe die Seeräuberei.“<br />

Das war unser Leib- und Magenlied und ist es bis zum<br />

Kriegsschluß geblieben.<br />

Aber wir erlebten auch manche ernste Stunde.<br />

Einer der Leute wurde <strong>von</strong> Tag zu Tag blasser,<br />

magerer und matter, er mußte täglich dreimal bei mir<br />

antreten, um zwei Eßlöffel voll Biomalz zu schlucken; ein<br />

Maschinistenmaat litt schrecklich unter Furunkulose, so<br />

daß Stein und ich ihn mit Hilfe meines über einer<br />

Spiritusfl<strong>am</strong>me sterilisierten Rasiermessers <strong>von</strong> einem<br />

Teil der „Pflöcke“ befreien mußten; und Gerd Noormann,<br />

der Mann mit den leuchtend blanken Zähnen, klappte<br />

vollkommen zus<strong>am</strong>men mit gräßlichen Leibschmerzen.<br />

Wir päppelten ihn eine Woche lang aus einer Büchse mit<br />

dänischer Sahne, die wir glücklicherweise noch an Bord<br />

hatten. Anderes konnte er nicht zu sich nehmen. Ich<br />

habe oft an der Koje dieses vorzüglichen Mannes, der<br />

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