Langsdorff, Werner von - U-Boote am Feind (1937) - buddymag.cz

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28.01.2013 Aufrufe

Neugierigen um unser Fahrzeug. Schließlich konnte ich nicht verhindern, daß eine Schar von Damen das Boot stürmte. Das war das allgemeine Signal zum Angriff. Nach wenigen Sekunden konnte sich niemand mehr an Deck bewegen. Alles stand in qualvoll fürchterlicher Enge, von allen Seiten durch redende, gestikulierende und nach Luft schnappende Leiber gepreßt. Da kam unerwartet Admiral Gleaves mit Frau und Tochter längsseit, um meinen Besuch zu erwidern. Ich machte mir das Vergnügen, die Herrschaften durch das Boot zu führen. Altes wurde mit viel Interesse und seitens des Admirals mit großer Sachkenntnis betrachtet. Dann ließen wir uns an meinem Schreibtisch und auf meiner Koje gemütlich nieder, und ich bewirtete die Damen und den Admiral mit einem Glase Sekt und Kuchen, den ich aus Europa noch herübergerettet hatte. Das niedliche Fräulein Gleaves steckte die Kuchen auch zu meinem Entzücken in ihr reizendes Mündchen, wahrend die Mutter sie, echt amerikanisch, als „remembrance for ever“ (Ewiges Andenken) in ihrer Handtasche verschwinden ließ. Als der Admiral mit seinen Damen von Bord war, wurde die Sache kitzlig. Der Stationschef schickte einen Offizier mit der Bitte, den Verkehr mit dem Lande zu unterbrechen. Er benutzte den Vorwand, daß der Hafenarzt den Verkehr noch nicht freigegeben hätte. Ich entgegnete: „Sie irren, der Hafenarzt war an Bord, die Quarantäne ist aufgehoben.“ — Verlegenes Schweigen. — — „Ja — ja, — aber der Stationschef wünscht trotzdem die Unterbrechung des Verkehrs.“ — Mir war dieses Verhalten ein deutliches Zeichen dafür, was von der „Neutralität“ der amerikanischen Regierung zu halten war. Offenbar war inzwischen Weisung aus Washington gekommen. 145

Neugierigen um unser Fahrzeug. Schließlich konnte ich<br />

nicht verhindern, daß eine Schar <strong>von</strong> D<strong>am</strong>en das Boot<br />

stürmte. Das war das allgemeine Signal zum Angriff.<br />

Nach wenigen Sekunden konnte sich niemand mehr an<br />

Deck bewegen. Alles stand in qualvoll fürchterlicher<br />

Enge, <strong>von</strong> allen Seiten durch redende, gestikulierende<br />

und nach Luft schnappende Leiber gepreßt.<br />

Da k<strong>am</strong> unerwartet Admiral Gleaves mit Frau und<br />

Tochter längsseit, um meinen Besuch zu erwidern. Ich<br />

machte mir das Vergnügen, die Herrschaften durch das<br />

Boot zu führen. Altes wurde mit viel Interesse und<br />

seitens des Admirals mit großer Sachkenntnis<br />

betrachtet. Dann ließen wir uns an meinem Schreibtisch<br />

und auf meiner Koje gemütlich nieder, und ich bewirtete<br />

die D<strong>am</strong>en und den Admiral mit einem Glase Sekt und<br />

Kuchen, den ich aus Europa noch herübergerettet hatte.<br />

Das niedliche Fräulein Gleaves steckte die Kuchen auch<br />

zu meinem Entzücken in ihr reizendes Mündchen,<br />

wahrend die Mutter sie, echt <strong>am</strong>erikanisch, als<br />

„remembrance for ever“ (Ewiges Andenken) in ihrer<br />

Handtasche verschwinden ließ. Als der Admiral mit<br />

seinen D<strong>am</strong>en <strong>von</strong> Bord war, wurde die Sache kitzlig.<br />

Der Stationschef schickte einen Offizier mit der Bitte,<br />

den Verkehr mit dem Lande zu unterbrechen. Er<br />

benutzte den Vorwand, daß der Hafenarzt den Verkehr<br />

noch nicht freigegeben hätte. Ich entgegnete: „Sie irren,<br />

der Hafenarzt war an Bord, die Quarantäne ist<br />

aufgehoben.“ — Verlegenes Schweigen. — — „Ja — ja,<br />

— aber der Stationschef wünscht trotzdem die<br />

Unterbrechung des Verkehrs.“ — Mir war dieses<br />

Verhalten ein deutliches Zeichen dafür, was <strong>von</strong> der<br />

„Neutralität“ der <strong>am</strong>erikanischen Regierung zu halten<br />

war. Offenbar war inzwischen Weisung aus Washington<br />

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