E&W Oktober 2009 - GEW
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wie eine Krake“<br />
Fotos: Eckhard Stengel<br />
20 Kindern, davon 13 mit Migrationshintergrund<br />
und vier mit geistigen<br />
und/oder körperlichen Behinderungen,<br />
die teilweise durch zusätzliches Personal<br />
begleitet werden. In Parallelklassen ohne<br />
Behinderte sitzen auch mal 26 Kinder,<br />
mit sehr unterschiedlichen Eingangsvoraussetzungen.<br />
Die Grundschule Nadorst – ein Backsteinbau<br />
von 1902 mit zwei moderneren<br />
Erweiterungen – ist mit 250 Kindern<br />
und rund 20 Lehrkräften zwar sehr übersichtlich;<br />
aber der Stadtteil gilt als das,<br />
was man einen sozialen Brennpunkt<br />
nennt: viele Hartz IV-Empfänger, viele<br />
Migranten, vor allem aus Russland und<br />
der Türkei.<br />
„Das Unterrichten selbst ist nicht so anstrengend“,<br />
findet Wencke Hlynsdottir.<br />
„Aber ich muss erst mal versuchen, die-<br />
sen kleinen Seelen den Kummer und die<br />
Belastungen von der Schulter zu nehmen<br />
– sonst können sie nicht lernen.“<br />
„Schulgröße macht Stress“<br />
Pia Dreyer hat es in der Hinsicht etwas<br />
leichter. Auf die Graf-Anton-Günther-<br />
Schule, das Gymnasium des Landkreises<br />
Oldenburg, gehen nur Schüler „aus relativ<br />
kleinen Gemeinden mit relativ heiler<br />
Welt“. Aber dafür reichlich viele: mehr<br />
als 1.500. Entsprechend riesig ist das Kollegium.<br />
Dreyer holt sich eine Liste und<br />
zählt die Namen: insgesamt 130.<br />
„Die Schulgröße macht Stress“, findet<br />
sie. „Wenn Schüler zum Lehrerzimmer<br />
kommen und sagen: ‚Können Sie mir<br />
mal Herrn N. rausholen?’, dann weiß<br />
ich gar nicht, wer das ist. Man hetzt aneinander<br />
vorbei.“<br />
Laut ist es auch. Aber am schlimmsten<br />
findet die Klassenlehrerin eines 5. Jahrgangs<br />
die Größe der Klassen. In der Sek.<br />
I drängeln sich über 30 Schüler in einem<br />
Raum. „Das ist unheimlich anstrengend<br />
und erfordert ein hohes Maß an Konzentration“,<br />
erzählt Dreyer. „Weil 33<br />
Leute schwer bei der Stange zu halten<br />
sind, muss man relativ häufig disziplinieren“<br />
– zumal auch an ihrer Schule die<br />
Verhaltensauffälligkeiten zunehmen.<br />
Wenn sie dann auch noch sechs Stunden<br />
hintereinander unterrichten muss,<br />
ist sie „wirklich fertig“.<br />
„In einer Tour gefordert“<br />
An solchen Tagen verschafft sich die<br />
Studienrätin manchmal kleine Verschnaufpausen,<br />
indem sie Stillarbeit anordnet.<br />
Das kann Grundschullehrerin<br />
Pia Dreyer findet,<br />
„die Schulgröße<br />
macht Stress“.<br />
Die Arbeitsbelastung<br />
beider<br />
Pädagoginnen<br />
ist gleich groß,<br />
wenn auch unterschiedlich.<br />
10/<strong>2009</strong> Erziehung und Wissenschaft 7