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E&W Oktober 2009 - GEW

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„Die Schule ist<br />

Ungleich bezahlt – gleichwertige Arbeit<br />

Zwei Pädagoginnen<br />

aus Oldenburg:Grundschullehrerin<br />

Wencke<br />

Hlynsdottir: „Die<br />

Kinder fordern<br />

dich in einer<br />

Tour.“ Ist ihre Arbeit<br />

weniger wert<br />

als die der gleichaltrigenGymnasiallehrerin<br />

Pia<br />

Dreyer? Bezahlt<br />

wirdsieeineBesoldungsstufe<br />

schlechter als ihre<br />

Kollegin.<br />

Unterscheiden sich Arbeitsbelastung<br />

und Anforderungen von Lehrkräften<br />

in verschiedenen Schulstufen und -formen<br />

so sehr, dass sich damit eine ungleiche<br />

Bezahlung rechtfertigen lässt?<br />

Eckhard Stengel porträtiert zwei Lehrerinnen<br />

aus Oldenburg. In getrennten<br />

Gesprächen haben sie ihren Arbeitsalltag<br />

geschildert.<br />

Fast wäre Wencke Hlynsdottir<br />

Gymnasiallehrerin geworden<br />

wie Pia Dreyer. Denn ursprünglich<br />

wollte die 37-jährige Tochter<br />

eines isländischen Vaters<br />

und einer deutschen Mutter<br />

Sek-II-Lehrerin werden. Aber nach dem<br />

Abitur absolvierte sie ein Freiwilliges So-<br />

6 Erziehung und Wissenschaft 10/<strong>2009</strong><br />

ziales Jahr im Kindergarten – und entdeckte<br />

ihr Herz für die Jüngeren. Also:<br />

Studium fürs Lehramt an Grund- und<br />

Hauptschulen. An der Grundschule in<br />

Oldenburg-Nadorst wird sie zurzeit<br />

nach A 12 bezahlt – eine Besoldungsgruppe<br />

schlechter als die gleichaltrige<br />

Studienrätin Dreyer im Oldenburger<br />

Graf-Anton-Günther-Gymnasium.<br />

Macht einige hundert Euro Unterschied<br />

pro Monat.<br />

Wecker klingelt zur selben Zeit<br />

Dabei haben die beiden viel gemeinsam.<br />

Das fängt schon damit an, dass bei ihnen<br />

zur selben Zeit der Wecker klingelt: um<br />

sechs Uhr früh. Studienrätin Dreyer<br />

taucht dann schon kurz nach sieben in<br />

ihrer Schule auf, um alles Mögliche zu<br />

erledigen: hier ein paar Kopien machen,<br />

dort eine Reservierungsliste fürs Videogerät<br />

ausfüllen oder noch schnell einen<br />

Kassettenrecorder besorgen.<br />

Grundschullehrerin Hlynsdottir braucht<br />

zuhause etwas mehr Zeit, weil sie sich als<br />

alleinerziehende Mutter erst noch um<br />

ihre neunjährige Tochter kümmert.<br />

Dann radelt sie fünf Kilometer zur<br />

Schule. „Dabei atme ich ein“, sagt die<br />

Klassenlehrerin einer 3. Klasse. In der<br />

Schule warten keine von Lehrkräften<br />

umlagerten Kopiergeräte auf sie, sondern<br />

ihre Schülerinnen und Schüler:<br />

„Das Fahrrad ist noch nicht im Ständer,<br />

da rennen vier Kinder auf mich los, die<br />

alle etwas von mir wollen. Gleichzeitig.“<br />

Spätestens um 13.30 Uhr atmet Hlynsdottir<br />

wieder aus. Bis dahin war sie maximal<br />

sechs Schulstunden lang hoch<br />

präsent: in einer Integrationsklasse mit

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