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E&W Oktober 2009 - GEW

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Vorklassenleiter, heilpädagogische Fachkräfte<br />

und viele andere). Diese sind keine<br />

minder qualifizierten Lehrkräfte, sie üben<br />

eigenständige Tätigkeiten aus, mit eigenständigem<br />

Tätigkeitsprofil und entsprechend<br />

eigenständiger Qualifikation. In<br />

diesem Bereich gibt es zwischen den<br />

Schulformen, aber auch den Bundesländern,<br />

sehr große Unterschiede mit Blick<br />

auf Profile und Eingruppierung. Bundeseinheitliche<br />

Rahmenregelungen sind deshalb<br />

besonders wichtig. Diese sollen auch<br />

dann gelten, wenn die Tätigkeiten nach<br />

dem Schulrecht des jeweiligen Landes an-<br />

Die Auseinandersetzung<br />

um<br />

angemessene<br />

Gehälter<br />

ist das KerngeschäftjederGewerkschaft.<br />

In<br />

der <strong>GEW</strong><br />

sei das etwas<br />

anders,<br />

denken vie-<br />

Ilse Schaad<br />

leKolleginnen und Kollegen jetzt sicher – und<br />

manche vielleicht sogar weiter: und<br />

das sei gut so. Die <strong>GEW</strong> hat als engagierte<br />

Anwältin einer demokratischen<br />

und fortschrittlichen Bildungspolitik<br />

deutschlandweit einen guten Namen,<br />

bei der es um Inhalte und erst danach<br />

ums Geld geht. Auf die Beamtenbesoldung<br />

hätten die Gewerkschaften ohnehin<br />

keinen Einfluss, sagen viele.<br />

Und bei allen Klagen, dass das Gehalt<br />

immer weniger wert sei – es gehe den<br />

Beamtinnen und Beamten doch noch<br />

besser als vielen anderen Beschäftigten.<br />

Da dürften Lehrkräfte nicht zu laut<br />

meckern.<br />

Es gab Zeiten, da war dies auch in der<br />

<strong>GEW</strong> anders! In den 1960er- und<br />

1970er-Jahren war die Verbindung zwischen<br />

dem pädagogischen Anspruch<br />

der <strong>GEW</strong> und den Gehaltsforderungen<br />

sehr eng. Die Klassengesellschaft im<br />

Bildungswesen und die Klassengesellschaft<br />

in der Lehrerschaft wurden gemeinsam<br />

bekämpft. Die Schule sollte<br />

nicht nur allen Kindern eine höhere<br />

Ausbildung ermöglichen. Alle Lehrkräfte<br />

sollten auch eine vollwertige<br />

akademische Ausbildung erhalten.<br />

10 Erziehung und Wissenschaft 10/<strong>2009</strong><br />

Was lange währt, wird endlich gut!?<br />

Kommentar: <strong>GEW</strong> fordert gleiche Eingruppierung für alle Lehrkräfte<br />

Foto: Kay Herschelmann<br />

ders bezeichnet werden.<br />

Nur so kann man eine<br />

Neuauflage der alten laufbahnrechtlichen<br />

Falle vermeiden.Landesspezifische<br />

Ergänzungen nach<br />

oben sind dabei unter<br />

Umständen nötig und<br />

auch machbar.<br />

Ilse Schaad, Leiterin des<br />

<strong>GEW</strong>-Arbeitsbereichs<br />

Angestelltenund<br />

Beamtenpolitik<br />

Dementsprechend sollten alle Lehrkräfte<br />

in den höheren Dienst kommen,<br />

der nur Vollakademikern offen stand<br />

und steht.<br />

Die Bildungsreformen der 1970er-Jahre<br />

haben die Lehrkräfte auf diesem Weg<br />

ein gutes Stück voran gebracht. Aber<br />

sie sind auf halbem Weg stecken geblieben.<br />

Zwar gibt es den alten Volksschullehrer<br />

in der Besoldungsgruppe A9<br />

nicht mehr. Die Mehrheit der Lehrkräfte<br />

wird aber – trotz Hochschulausbildung<br />

– weiterhin nur dem gehobenen<br />

Dienst zugeordnet, wenn auch überwiegend<br />

nach A12 bezahlt. Um diese<br />

Eingruppierung rechtfertigen zu können,<br />

haben die Länder die entsprechenden<br />

Lehramtsstudiengänge meist<br />

zwei Semester kürzer angelegt als beispielsweise<br />

die Gymnasiallehrerausbildung.<br />

Damit ist diesen Lehrerinnen<br />

und Lehrern der Zugang zum höheren<br />

Dienst versperrt. Die Umsetzung eines<br />

Bundestagsbeschlusses von 1969, in<br />

den Ländern die Voraussetzung für eine<br />

gleiche Bezahlung auf der Grundlage<br />

einer gleichen Ausbildung aller<br />

Lehrkräfte zu schaffen, haben die Kultusminister<br />

bewusst nicht verfolgt.<br />

Die Reform der Lehrerausbildung ist<br />

spätestens seit der Umstellung der Studiengänge<br />

auf Bachelor und Master<br />

wieder ein großes Thema. Es gibt internationale<br />

Vorgaben, was ein Masterstudiengang<br />

(an Credit Points) bringen<br />

muss, um akkreditiert zu werden. Das<br />

alte Muster, die „niederen“ Lehrämter<br />

kürzer zu halten, um einer Zuordnung<br />

in den höheren Dienst zu entkommen,<br />

lässt sich jetzt nicht mehr aufrechterhalten.<br />

Die aktuelle bildungspolitische Debatte<br />

hat viele Parallelen zur damaligen<br />

besser. gleich.<br />

• bessere Bezahlung für alle Lehrkräfte<br />

• gleiche Bezahlung in allen Schulformen und -stufen<br />

Deshalb: Mitmachen lohnt sich.<br />

Jetzt <strong>GEW</strong>-Mitglied werden.<br />

Diskussion: Zwar beträgt der Anteil der<br />

Abiturienten an den Schulabgängern<br />

heute ein Vielfaches der Quote aus den<br />

1960er-Jahren. Aber noch immer haben<br />

Akademikerkinder ungleich höhere<br />

Chancen, einen Hochschulabschluss<br />

zu erreichen als der Nachwuchs,<br />

der aus Nichtakademikerhaushalten<br />

stammt. Auch die zweite große<br />

Baustelle der frühen 1970er-Jahre, der<br />

Generationenwechsel an den Schulen<br />

und der Mangel an qualifizierten Lehrkräften,<br />

ist wieder aufgerissen. Qualifizierte<br />

Bildung durch qualifizierte Lehrkräfte<br />

als Basis für eine demokratische<br />

Gesellschaft – wie aktuell das heute<br />

wieder klingt.<br />

Der <strong>GEW</strong>-Vorstoß nach gleicher Bezahlung<br />

für alle voll ausgebildeten<br />

Lehrkräfte – in vielen Gewerkschaftstagsbeschlüssen<br />

der Bildungsgewerkschaft<br />

erhoben – war nie allein eine<br />

„Mehr-Geld-Forderung“. Er war damals<br />

ebenso in weitreichende bildungsund<br />

gesellschaftspolitische Forderungen<br />

eingebettet wie die aktuellen Forderungen<br />

zur Entgeltordnung für Lehrkräfte.<br />

Die <strong>GEW</strong> hat jetzt die Gelegenheit,<br />

die zwei Säulen der „tarifmächtigen<br />

Bildungs-Gewerkschaft“ zusammenzuführen:<br />

bildungspolitisches Engagement<br />

und tarifpolitisches Handeln.<br />

Der Dreiklang „Eine Schule für<br />

alle – eine gleichwertige Ausbildung für<br />

alle – eine gleiche Bezahlung für alle<br />

Lehrerinnen und Lehrer“ ist eine riesige<br />

Herausforderung. Diese kann die<br />

<strong>GEW</strong> nur bestehen, wenn die gesamte<br />

Organisation hinter diesen Forderungen<br />

steht.<br />

Ilse Schaad, Leiterin des <strong>GEW</strong>-Arbeitsbereichs<br />

Angestellten- und Beamtenpolitik<br />

www.gew.de

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