28.01.2013 Aufrufe

AD(H)S: - GEW

AD(H)S: - GEW

AD(H)S: - GEW

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

BILDUNGSPOLITIK<br />

Mehr als nur Mülltrennung<br />

UN-Konferenz „Bildung für nachhaltige Entwicklung“<br />

Nachhaltige Entwicklung – dieser<br />

allgemeine Begriff wird durch<br />

häufigen Gebrauch nicht präziser.<br />

Und als Ende März 700 Experten<br />

und 50 Minister aus 150<br />

Ländern zu einer Halbzeitbilanz<br />

der Bildungsdekade der Vereinten<br />

Nationen (UN) in Bonn unter<br />

dem Motto „Bildung für<br />

nachhaltige Entwicklung“<br />

(BNE,s.auchE&W-Schwerpunktthema<br />

6/2008) zusammenkamen,<br />

erwartete man nicht<br />

unbedingt Konkretes.<br />

Das weiß wohl auch<br />

Graca Machel. In Entschließungen<br />

und<br />

Appellen habe man<br />

schon zigmal formuliert,<br />

was diese Welt<br />

brauche, sagt sie in ihrer Eröffnungsansprache.<br />

„Aber wenn wir<br />

nicht 2015, am Ende der UN-Bildungsdekade<br />

unser Scheitern eingestehen<br />

wollen“, dann sei noch<br />

eine Menge zu tun, stellt die ehemalige<br />

Bildungsministerin aus<br />

Mozambique und Ehefrau Nelson<br />

Mandelas fest.<br />

Sie machte deutlich, dass BNE<br />

mehr ist, als etwas über Mülltrennung<br />

und Energiesparen zu lernen.<br />

Es ginge vielmehr um eine<br />

Qualität von Bildung, die junge<br />

Menschen befähigte, verantwortlich<br />

für eine lebenswerte Zukunft<br />

zu handeln. Wie könne es sein,<br />

fragte Machel, dass 75 Millionen<br />

Kinder immer noch keinen Zugang<br />

zu Schulbildung haben und<br />

zugleich weltweit an der Lehrerausbildung<br />

und der Ausstattung<br />

von Schulen gespart werde.<br />

Keine Armut im Überfluss<br />

Ein wachsender moralischer Bankrott<br />

habe die Wirtschaftskrise angeheizt.<br />

Es reiche nicht mehr, am<br />

„korrupten System“ herumzudoktern,<br />

die Menschen müssten die<br />

Chance nutzen, eine neue Ordnung<br />

zu errichten, sagte die afrikanische<br />

Bildungspolitikerin. Dabei<br />

spiele nachhaltige Werte-Erziehung<br />

eine entscheidende Rolle.<br />

Werte wie Solidarität, Empathie<br />

und Respekt gelten in ihrer Hei-<br />

mat mehr als in der Welt des Geldes<br />

und der Finanzen. Nachhaltige<br />

Bildung müsse junge Menschen<br />

dazu erziehen, es nicht mehr zu<br />

dulden, dass ihre Altersgenossen<br />

in Elend und Armut leben – inmitten<br />

einer Welt des Überflusses.<br />

Jenseits der Deklarationen und<br />

Ministertreffen mit Gruppenbild<br />

tauschten die Teilnehmenden in<br />

Arbeitsgruppen Erfahrungen aus:<br />

Klimawandel, Wasserwirtschaft,<br />

verantwortlicher Konsum, AIDS,<br />

Biodiversität – allein in Deutschland<br />

gibt es 800 Projekte, die sich<br />

mit BNE beschäftigen.<br />

Charles Namafe besuchte in Bonn<br />

Workshops zur nachhaltigen Wasserwirtschaft.<br />

Er arbeitet in Sambia<br />

als Lehrerbildner für die Umweltbildung.<br />

In seiner Heimat<br />

müsse man mit althergebrachten<br />

Praktiken aufräumen, meint er.<br />

Zum Beispiel, dass Menschen, die<br />

ein Stück Land bewirtschaften<br />

wollen, erst einmal rücksichtslos<br />

alles roden und damit Biodiversität<br />

und Wasserqualität aufs Spiel<br />

setzen. Umweltbildung und Grundbildung<br />

sind für ihn kein Widerspruch:<br />

Man könne Lesen und<br />

Schreiben lernen auch bei der Beschäftigung<br />

mit Problemen des<br />

nachhaltigen Wirtschaftens. Für<br />

nachhaltige Bildung brauche sein<br />

Land aber nicht nur finanzielle<br />

Hilfe, sondern auch Partnerschaften<br />

und Austausch mit Schulen in<br />

entwickelten Ländern.<br />

Einen Bildungsfonds bei der<br />

UNO hat vor dem UNESCO-<br />

Treffen eine Konferenz von 150<br />

Nicht-Regierungsorganisationen<br />

(NGOs) in Bonn, organisiert von<br />

VENRO, dem Verband deutscher<br />

Umweltorganisationen, gefordert.<br />

Dazu konnte sich die von der<br />

UNESCO und dem Bundesbildungsministerium<br />

(BMBF) veranstaltete<br />

Tagung allerdings nicht<br />

durchringen. Dabei würden sieben<br />

Milliarden Dollar reichen, damit<br />

die Kinder in den armen Ländern<br />

ein Minimum an qualitätvoller Bildung<br />

erhalten könnten, stellte Machel<br />

fest – das sei weniger, als was<br />

für die Sanierung einer einzigen<br />

maroden Bank ausgegeben werde!<br />

Karl-Heinz Heinemann,<br />

freier Journalist<br />

5/2009 Erziehung und Wissenschaft 29

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!