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E&W Oktober 2008 - GEW

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GUTE LEHRE<br />

det offenbar auch die Hochschulrektorenkonferenz<br />

(HRK), die nach jeder Sitzung<br />

aufs Neue darauf hinweist: Weder<br />

für die Entwicklung noch für die Umsetzung<br />

oder Organisation der Bologna-<br />

Studiengänge hätten die Hochschulen<br />

je Geld gesehen. 2,6 Milliarden Euro<br />

würde es nach HRK-Rechnung bis 2020<br />

in jedem Jahr kosten, der Reform „bessere<br />

Lernkontexte“ nachzuliefern.<br />

Mehr Geld hilft<br />

Tatsächlich könnte man mit zusätzlichem<br />

Geld einiges erreichen. Die Anzahl<br />

von 62 Studierenden, die statistisch<br />

jede Hochschullehrkraft betreut, könnte<br />

so verringert werden. Die HRK wünscht<br />

sich ein Verhältnis von 25:1. Zusätzliche<br />

Tutoren, Mentoren und Studienberater<br />

könnten die Betreuung weiter verbessern.<br />

Überfällige Schritte, kommentiert<br />

der freie zusammenschluss von studentInnenschaften<br />

(fzs): „Vor allem, wer<br />

frisch von der Schule kommt, ist mit der<br />

Koordination des Studiums überfordert“,<br />

sagt Imke Buß, die Bologna-Expertin<br />

des fzs, „mehr Unterstützung,<br />

mehr Betreuung wären wichtig.“ Buß<br />

sagt aber auch: Gute Lehre ist mehr als<br />

ein besserer Betreuungsschlüssel pro<br />

Student. „Universitäre Lehre muss auch<br />

so genannte soft skills vermitteln:<br />

Teamarbeit, Problemlösungskompetenz,<br />

Kommunikationsfähigkeit. Das setzt allerdings<br />

andere Lehr- und Lernformen<br />

voraus, als dass Professoren aus ihren eigenen<br />

Büchern vorlesen.“<br />

Lehrkompetenz erwerben<br />

„Volle Seminare müssen nicht die<br />

schlechtesten sein“, meint Ronny, bis Ende<br />

des Sommersemesters <strong>2008</strong> Politik-<br />

Student an der FU Berlin. Entscheidend<br />

sei: „Hat der Prof es drauf oder nicht?“<br />

Ob das so ist, war bei der Besetzung von<br />

Professuren früher ganz und ist auch<br />

heute noch ziemlich egal. „In Ansätzen<br />

Verbesserungen“ attestiert Andreas Keller<br />

den Hochschulen bei der Berücksichtigung<br />

von Lehrkompetenzen in Berufungsverfahren.<br />

Im Grundsatz, so das<br />

<strong>GEW</strong>-Vorstandmitglied für Hochschule<br />

und Forschung, gelte immer noch: „Forschung<br />

geht unzulässig weit vor.“ Die<br />

<strong>GEW</strong> will das ändern. Die Bildungsgewerkschaft<br />

fordert in einem im Sommer<br />

<strong>2008</strong> verabschiedeten Positionspapier,<br />

Lehrende müssten systematisch und<br />

nachweislich Lehrkompetenzen erwerben.<br />

Nur so könnten in Hörsäle und Seminarräume<br />

innovative Lehr- und Lernformen<br />

einziehen (s. Seite 14). Gemeint<br />

sind Methoden, die nicht das Curriculum,<br />

sondern den Menschen und seinen<br />

Kompetenzerwerb in den Mittelpunkt<br />

8 Erziehung und Wissenschaft 10/<strong>2008</strong><br />

Schock für Erstsemester: In rappelvollen<br />

Hörsälen ein Gerangel um die Plätze.<br />

Wer nicht überpünktlich ist, hat Pech und<br />

landet auf der Treppe.<br />

des Studiums stellen: etwa durch Problemorientiertes<br />

Lernen (POL), Teamarbeit<br />

oder das Lernen in Projekten.<br />

Rückenwind erhalten Deutschlands Studierende<br />

auch vom Wissenschaftsrat<br />

(WR). Seit diesem Sommer verlangt<br />

Deutschlands höchstes Beratungsgremium<br />

aus Wissenschaftlern und Vertretern<br />

von Bund und Ländern nicht nur 1,1<br />

Milliarden Euro mehr im Jahr für eine<br />

bessere Lehre – sondern einen regelrechten<br />

Kulturwandel: Professoren sollen<br />

sich auch über Lehrleistungen bewähren.<br />

Außerdem soll Lehre Teil der<br />

Aus- und Weiterbildung der Hochschullehrkräfte<br />

sein. Dass man Lehren lernen<br />

kann, beweisen die bundesweit 60 hochschuldidaktischen<br />

Zentren.

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