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E&W Oktober 2008 - GEW

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Eine zweite Chance<br />

BFW unterstützt junge Behinderte in Nepal<br />

Behinderte Kinder haben in Nepal<br />

kaum eine Chance auf ein normales<br />

Leben. Mit Hilfe des Bildungs- und<br />

Förderungswerks der <strong>GEW</strong> (BFW)<br />

unterstützt die Kaarster Nepal-Initiative<br />

deshalb junge behinderte Nepalesen<br />

in Schule und Studium.<br />

Für Rasma Adhikari wäre der Bildungsweg<br />

beinahe zu Ende gewesen,<br />

bevor er überhaupt<br />

richtig begonnen hatte. Ein<br />

Mädchen mit Behinderung<br />

hat in Nepal keine guten Perspektiven,<br />

weder auf einen Beruf noch<br />

auf einen Ehemann. „Da genügt schon<br />

eine Hautauffälligkeit und die Betroffenen<br />

werden mit Batteriesäure bespritzt“,<br />

erzählt Rainer Strauss über die Diskriminierung<br />

von Behinderten in der nepalesischen<br />

Gesellschaft. Der Vorsitzende<br />

der Kaarster Nepal-Initiative hat Rasma<br />

Adhikari vor knapp zwei Jahren kennen<br />

gelernt, damals war sie 18 Jahre. Sie begegnete<br />

ihm als eine junge Frau mit<br />

großem Ehrgeiz, mit Wünschen und<br />

Zielen – aber ohne Hoffnung, später<br />

einmal einen Beruf ausüben zu können.<br />

Warum? Rasma Adhikari hat einen angeborenen<br />

Hüftfehler, ein Bein ist zu<br />

kurz, deshalb hinkt sie – und gilt damit<br />

in Nepal als „behindert“. In Deutschland<br />

wäre das ein einfacher Fall für den<br />

Orthopäden: Schuhe mit Einlagen.<br />

Nicht so bei Rasma. „Nach der elften<br />

Klasse hätte sie aufgrund ihrer ‚Behinderung‘<br />

die Schule abbrechen und zur Familie<br />

aufs Land zurückkehren müssen“,<br />

sagt Strauss. Über die Nepal-Initiative<br />

ließ der 66-jährige Rentner seine Kontakte<br />

spielen und suchte Unterstützung<br />

für seinen Schützling. Die fand er im<br />

Bildungs- und Förderungswerk der<br />

<strong>GEW</strong>. Das BFW hilft Rasma Adhikari<br />

mit etwa 1000 Euro im Jahr für Studiengebühren,<br />

Unterkunft, Verpflegung<br />

und Taschengeld. „Rasma hat jetzt ihr<br />

Examen gemacht, das entspricht unserem<br />

Abitur, als nächstes bereitet sie sich<br />

auf das Studium vor“, berichtet Strauss.<br />

Die inzwischen 20-Jährige habe „die<br />

Herausforderung angenommen“, mit<br />

dem Stigma „körperlich behindert“ in<br />

Nepal ein normales Leben zu führen.<br />

Rasma will Sozialpädagogik studieren<br />

und später einmal in einem Heim für<br />

behinderte Kinder arbeiten. „Sie will denen<br />

helfen, denen es genauso geht wie<br />

ihr“, sagt Strauss.<br />

Enger Kontakt<br />

Weit weg vom niederrheinischen Kaarst,<br />

in Pokhara, einer Stadt am Fuße des Annapurnamassives,<br />

kümmert sich Sabine<br />

Sharma um die junge Studentin. Die belgische<br />

Lehrerin ist vor einigen Jahren<br />

nach Nepal umgezogen und leitet in der<br />

Das BFW der <strong>GEW</strong>:<br />

Helfen, wo Hilfe nötig ist<br />

Mit Ihrem Beitritt in die Sterbegeldversicherung unterstützen Sie wichtige<br />

Projekte.<br />

Das Bildungs- und Förderungswerk der <strong>GEW</strong> im DGB (BFW) ist ein<br />

gemeinnütziger Verein, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, die sozialen Belange<br />

der <strong>GEW</strong>-Mitglieder zu fördern. Durch die Zuwendungen seiner Mitglieder<br />

konnte das<br />

BFW der <strong>GEW</strong><br />

seine satzungsgemäßen Aufgaben erfüllen:<br />

● Förderung der staatsbürgerlichen und beruflichen Bildung von<br />

<strong>GEW</strong>-Mitgliedern,<br />

● Herausgabe und Förderung wissenschaftlicher und publizistischer Arbeiten<br />

im Bildungssektor,<br />

● Förderung der Völkerverständigung durch internationalen<br />

Erfahrungsaustausch,<br />

● Jugend- und Senioren-Arbeit,<br />

● Unterstützung von Schulen und Schülern im Ausland in besonderen<br />

Notlagen.<br />

drittgrößten Stadt des Landes eine der<br />

beiden Partnerorganisationen der Nepal-<br />

Initiative. Sie hat für Rasma ein eigenes<br />

Konto eingerichtet, damit sämtliche eingehenden<br />

Spenden nur für die junge Frau<br />

verwendet werden. „Wir achten da sehr<br />

genau drauf“, betont Sharma, „denn gerade<br />

wegen der großen sozialen Abhängigkeit<br />

der Kinder vom Elternhaus müssen<br />

wir immer sicherstellen, dass das Geld<br />

nur dem Spenderwillen entsprechend<br />

eingesetzt wird.“<br />

Für Strauss ist der enge Kontakt mit Partnern<br />

vor Ort besonders wichtig: „Man<br />

braucht die Leute vor Ort“, sagt er. „So<br />

können wir sichergehen, dass das Spendengeld<br />

auch eins zu eins ankommt.“<br />

Mehr als 80 Schülerinnen, Schüler und<br />

Studierende fördert der Verein in Nepal<br />

auf diese Weise, mehrfach mit Hilfe des<br />

BFW. Mindestens zweimal im Jahr reist<br />

Strauss selbst in das Land, um seine „Patenkinder“<br />

zu besuchen.<br />

Sein großes Engagement entstand aus<br />

einem Zufall. In einem Citroen 2CV<br />

war ein Freund vor etlichen Jahren bis<br />

Nepal gefahren, seine Begeisterung<br />

nach der Rückkehr hat Strauss angesteckt<br />

und dessen Interesse für das Land<br />

und seine Menschen geweckt. Nun organisiert<br />

er mit großem Engagement<br />

Hilfen für Kinder und junge Menschen,<br />

die in Nepal sonst ohne Chancen<br />

wären. Junge Menschen wie Rasma.<br />

Felix Helbig, freier Journalist<br />

<strong>GEW</strong>-INTERN<br />

Bildungs- und Förderungswerk<br />

der <strong>GEW</strong> im DGB e.V.<br />

Ein behindertes<br />

Mädchen hat in<br />

Nepal keine guten<br />

Perspektiven.<br />

Dank der Unterstützung<br />

des BFW<br />

kann Rasma<br />

Adhikari heute<br />

studieren.<br />

10/<strong>2008</strong> Erziehung und Wissenschaft 45<br />

Foto: Privat

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