E&W Oktober 2008 - GEW

Weitere Magazine

Empfehlungen

Info

BILDUNGSPOLITIK/E&W-HINTERGRUND 34 Erziehung und Wissenschaft 10/2008 Warten auf Taten Kommentar zur Ganztagsschulstudie Bereits vor fast 30 Jahren hat die GEW mit Arbeitgebern und Eltern im Westen der Republik einen gemeinsamen Aufruf verfasst und die Marianne Demmer Einführung von Ganztagsschulen gefordert. Mit wenig Resonanz. 20 Jahre später, im Jahr 2002, gab es nur für knapp zehn Prozent der Schülerinnen und Schüler an allgemein bildenden Schulen ein Ganztagsangebot, überwiegend an Integrierten Gesamtschulen, einigen Privat- und Förderschulen. An Grund-, Realschulen und Gymnasien waren es lediglich jeweils um die vier Prozent der Schüler, die einen Ganztagsplatz hatten. Jahrzehntelang gelang es den Konservativen, ein traditionelles Familienbild zu konservieren (Frau zu Hause, Mann berufstätig, Mutter als Hilfslehrerin der Nation), den berufstätigen Müttern ein schlechtes Gewissen einzureden („Rabenmütter“), sie mangels Ganztagsangeboten in schlecht bezahlte Teilzeitjobs mit niedriger Rentenerwartung zu drängen und so die flächendeckende Einführung von Ganztagsschulen zu verhindern. Erst eine neue Generation gut ausgebildeter junger Frauen mit geringer Gebärneigung (auch in konservativen Kreisen), schlechte PISA-Ergebnisse, ein Bildungssystem mit der weltweit größten Chancenungleichheit und drohender Fachkräftemangel brachten das Thema Ganztagsschulen wieder auf die schulpolitische Tagesordnung. 2001 gewann die SPD damit die Landtagswahlen in Rheinland-Pfalz. 2003 legte die damalige sozialdemokratische Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn das vier Milliarden Euro schwere Investitionsprogramm „Zukunft Bildung und Betreuung“ (IZBB) auf, Foto: Christian v. Polentz / transit Berlin mit dem sie auch die unwilligen unionsregierten Bundesländer lockte, endlich Ganztagsangebote auf den Weg zu bringen. 2009 läuft das IZBB-Programm aus. Prozentual können derzeit fast 20 Prozent der Schulpflichtigen auch nachmittags in ihrer Einrichtung sein. Allerdings ist die Situation in den Bundesländern höchst unterschiedlich. Die niedrigste Versorgungsrate mit rund vier Prozent hat Bayern, die höchste erreichen mit über 30 Prozent Berlin, Hamburg, Sachsen und Thüringen. Doch auch dort ist der Bedarf an Ganztagsschulen bei weitem nicht gedeckt. Er dürfte derzeit bei deutlich über 50 Prozent liegen, Tendenz steigend. Angleichung der Bundesländer und weiterer Ausbau des Ganztags sollten also auf der politischen Agenda stehen. Das erfordert freilich einen gemeinsamen Kraftakt von Bund und Ländern. Jedoch: Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) lehnt eine weitere Förderung des Ausbaus der Ganztagsangebote aus Bundesmitteln mit dem Hinweis auf die Föderalismusreform ab, mit der sich der Bund bekanntlich selbst fesselte. Fazit: Hängepartie bei der Ganztagsschulentwicklung. Und nicht nur bezogen auf die Menge. Die zweite große Herausforderung ist die Verbesserung der Qualität. Eine bessere personelle Ausstattung ist notwendig, um für die Schülerinnen und Schüler eine maßgeschneiderte individuelle Förderung garantieren zu können. Aber auch die Zusammenarbeit von Lehrkräften und Sozialpädagogen muss sich im Interesse guter rhythmisierter Ganztagskonzepte deutlich verbessern (s. Bericht Seite 33). Morgens Lehrer und Unterricht, nachmittags die anderen, das sind Not- aber keine Dauerlösungen. Die Mühen der Ebenen sind zu bewältigen. Die Politik ist am Zug. Wir warten auf Taten, nicht auf Gipfel. Marianne Demmer, Leiterin des GEW-Organisationsbereichs Schule Gemeinsa in nationa Bildung zwischen Europa und Klein Das Wissen und Können, das ein Mensch nach und nach im Leben erwirbt, soll überall in Europa erfassbar und vergleichbar sein. Europäischer und Deutscher Qualifikationsrahmen (EQR und DQR) sollen dies ermöglichen. Was hat das mit dem Bildungsgeschehen vor Ort zu tun? Vier Beispiele: Bonner Hauptschüler bekommen die frisch erworbene Computer-, Wirtschaftsund Sozialkompetenz im „Europäischen Zertifikat zur Berufsqualifikation“ bescheinigt. Jens aus Chemnitz, der eine Ausbildung zum Trockenbauer macht, hat zwei Wochen bei den Experten für Natursteinmauerwerk in Nordirland gearbeitet. Seine neu erworbenen Kenntnisse sind im „Europass“ dokumentiert. Die TU Braunschweig bietet den Studierenden 250 Partnerhochschulen an – von Belgien bis in die Türkei – mit denen die wechselseitige Anrechnung von Leistungspunkten nach dem „European Glossar Europäischer Qualifikationsrahmen für lebenslanges Lernen (EQR) Mit dem EQR – verabschiedet im Januar 2008 – gibt die EU-Kommission einen Rahmen für die Anerkennung von Qualifikationen im Bereich der allgemeinen und beruflichen Bildung vor. Europaweit soll damit eine größere Transparenz der Befähigungsnachweise hergestellt werden. Berücksichtigt wird der Bologna-Prozess, der u. a. zu einem Qualifikationsrahmen und zu einem Punktebewertungssystem – zum European Credit Transfer and Accumulation System (ECTS) – für die Hochschulen geführt hat. Intendiert ist, dass der EQR zum gemeinsamen Bezugsrahmen sowohl für berufliche als auch tertiäre Bildung wird. Mit seinen acht Niveaustufen soll der EQR ein Übersetzungsinstrument
me Währung ler Münze staaterei E&W-HINTERGRUND Künftig mehr Mobilität in der Bildung? Mit dem Europäischen Qualifikationsrahmen kommt Bewegung ins Spiel: Kompetenz soll bis 2012 europaweit vergleichbar sein. Credit Transfer System“ (ECTS) vereinbart ist. Im „Ankom-Projekt“ wird ausgelotet, wie man berufliche Kompetenzen auf Hochschulstudiengänge anrechnen kann. Es geht auf den vier Feldern Gesundheit und Soziales, Ingenieur-, IT- und Wirtschaftswissenschaften nicht nur um die zwischen den Bildungs- und Qualifikationssystemen der Mitgliedsstaaten sein. Die EU-Mitgliedsstaaten sollen ihre nationalen Qualifikationssysteme bis 2010 an den EQR koppeln. Deutscher Qualifikationsrahmen (DQR) Nach Beschluss der Bundesregierung 2007 soll der DQR die Voraussetzungen dafür schaffen, den EQR umzusetzen. Der DQR stellt eine Relation der in Deutschland erworbenen und angebotenen Kompetenzen und Qualifikationen zu den acht Niveaustufen des EQR her und definiert dafür Deskriptoren (Beschreibungen der Lernergebnisse), die den Besonderheiten des deutschen Systems Rechnung tragen müssen. Feststellung des Wertes von Qualifikationen, die durch Prüfungen nachgewiesen sind, sondern auch um jene, die im beruflichen Alltag „nebenher“ erworben werden. Ambitionierter Anspruch Der „Bologna-Prozess“ hinterlässt seit 1999 Spuren im deutschen Bil- ECVET (European Credit System for Vocational Education) Als Ergänzung zum EQR wird auf EU-Ebene an einem Punktesystem für die Berufliche Bildung gearbeitet, mit dem sämtliche Kompetenzen bewertet werden sollen. Die EU-Kommission hat bereits im April 2008 eine Empfehlung an das Europäische Parlament und den EU-Rat beschlossen. ECTS (European Credit Transfer and Accumulation System) Das ECTS soll sicherstellen, dass die Leistungen von Studierenden an europäischen Hochschulen vergleichbar und bei einem Wechsel von einer Einrichtung zur anderen, auch grenzüberschreitend, anrechenbar sind. Stephanie Odenwald, Leiterin des GEW- Organisationsbereichs Berufliche Bildung und Weiterbildung Foto: David Ausserhofer 10/2008 Erziehung und Wissenschaft 35
Seite 1 und 2: Erziehung und Wissenschaft Zeitschr
Seite 3 und 4: Hat der Prof es drauf? Klar ist: Ho
Seite 5 und 6: # Bitte in Druckschrift ausfüllen.
Seite 7 und 8: f es drauf?“ Dass das Studium mit
Seite 9 und 10: Auch an der FU tut sich inzwischen
Seite 11 und 12: 10/2008 Erziehung und Wissenschaft
Seite 13 und 14: Was macht einen guten Hochschullehr
Seite 15 und 16: 10/2008 Erziehung und Wissenschaft
Seite 17 und 18: GUTE LEHRE r Studienreform ter Lini
Seite 19 und 20: zess, in dem unterschiedliche Sicht
Seite 22 und 23: BILDUNGSPOLITIK Mehr Metzger statt
Seite 24 und 25: BILDUNGSPOLITIK Ute Erdsiek-Rave (S
Seite 26 und 27: 2 Titelgeschichte Nützliche Intern
Seite 28 und 29: 4 Praxis und Politik Individuelle F
Seite 30 und 31: 6 Service und Alltag Zu viel Stress
Seite 32 und 33: 8 Gemeinsam stark Bitte in Drucksch
Seite 36 und 37: E&W-HINTERGRUND Weitere Infos: Grun
Seite 38 und 39: HOCHSCHULE UND FORSCHUNG Einer dere
Seite 40 und 41: HOCHSCHULE UND FORSCHUNG „Der Mar
Seite 42 und 43: TARIF- UND BESOLDUNGSRUNDE 2009 Vor
Seite 44 und 45: GESELLSCHAFTSPOLITIK Wenn Schule kr
Seite 46 und 47: GEW-INTERN Liebe Kolleginnen und Ko
Seite 48 und 49: Version G - 01.2008 Einwilligungser
Seite 50 und 51: MARKTPLATZ Trau Dich! Rechtsextreme
Seite 52: Erziehung und Wissenschaft Diesmal

E&W Oktober 2008 - GEW

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

Template löschen?

Als Template speichern?