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E&W Oktober 2008 - GEW

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GASTKOMMENTAR<br />

Was ist gute Lehre?<br />

So viel Aufmerksamkeit für die Lehre gab es<br />

noch nie. Studienreformer, die sich seit jeher<br />

darüber beklagen, dass man die Lehre gegenüber<br />

der Forschung vernachlässige, reiben<br />

sich zurzeit nur so die Augen. Denn in<br />

der ersten Hälfte dieses Jahres folgte eine<br />

bedeutende Denkschrift der anderen:<br />

● die „Exzellenzinitiative“ des Stifterverbandes,<br />

● das Strategiepapier der Hochschulrektorenkonferenz<br />

(HRK) „Für eine Reform der Lehre ...“,<br />

● die Empfehlungen des Wissenschaftsrats<br />

(WR) zur „Qualitätsverbesserung von Lehre<br />

und Studium“,<br />

● die Stellungnahme der <strong>GEW</strong> „Die Lehre in<br />

den Mittelpunkt“.<br />

Bei allen inhaltlichen und politischen Unterschieden<br />

– in ihren Einschätzungen und in ihrer<br />

Kritik liegen Wissenschaftsorganisationen<br />

und Gewerkschaft<br />

recht nah beieinander:<br />

im Nachholbedarf bei der<br />

Quantität und Qualität der<br />

Hochschulausbildung, in den<br />

Praxisdefiziten der neuen<br />

Studienstrukturen sowie in<br />

der allzu augenfälligen Vernachlässigung<br />

der Lehre<br />

beim ersten Durchlauf der Exzellenzinitiative.<br />

„Qualität<br />

der Lehre“, zunächst als Devi-<br />

se stärkerer staatlicher Kontrolle<br />

seit Anfang der 1990er- Ludwig Huber<br />

Jahre im Gespräch, ist denn<br />

auch das häufigste gemeinsame<br />

Leitwort in den Papieren<br />

von HRK, WR und <strong>GEW</strong>.<br />

Gemeinsamkeiten auch bei<br />

den wesentlichen Maßnahmen, die gefordert<br />

werden: etwa Orientierung der Ausbildung an<br />

Kompetenzen, hochschuldidaktische Aus- und<br />

Weiterbildung der Lehrenden, Differenzierung<br />

oder Flexibilisierung der Lehrdeputate, bessere<br />

Betreuungsrelationen (in der Tat ein Kernpunkt!)<br />

und vor allem immer wieder „Sicherung“<br />

der Qualität durch Evaluationen aller Art.<br />

Aber gerade diese haben auch ihre Kehrseite.<br />

So entstehen immer aufwändigere Apparate<br />

des „Qualitätsmanagements“ – vielleicht der<br />

Preis größerer Autonomie der einzelnen Hochschule.<br />

Aber bleibt bei so viel bürokratischem<br />

Aufwand noch Raum für „gute“ Lehre? Es liegt<br />

auf der Hand, dass „die“ gute Lehre nicht in einer<br />

allgemein gültigen Definition, sondern nur<br />

in ihren jeweils konkreten Bezügen bestimmt<br />

werden kann. Lehre könnte z.B. als „gut“ definiert<br />

werden in Hinblick auf<br />

● augenblickliche Erfahrung, weiteres Lernen,<br />

spätere Praxis;<br />

2 Erziehung und Wissenschaft 10/<strong>2008</strong><br />

„Lehre ist gut, wenn<br />

sie zum Weiterlernen<br />

motiviert.“<br />

● Motivation, Verstehen, Fähigkeitsentwicklung<br />

usw.;<br />

● adäquate Repräsentation der jeweiligen<br />

(Fach-)Wissenschaft.<br />

Als Kriterium für Qualität gilt beispielsweise<br />

den einen eine angemessene Vorbereitung<br />

auf berufliche Tätigkeit, den anderen die adäquate<br />

Vermittlung des aktuellen Wissens, den<br />

dritten wiederum die Verlässlichkeit und Aussagekraft<br />

von Studienabschlüssen. Der WR<br />

etwa bestimmt Qualität vom Ziel her.<br />

(s. auch Seiten 10/12).<br />

Die HRK definiert dagegen gute Lehre in jedem<br />

Fall als eine Qualität des Prozesses: „… gute<br />

Lehre [ist] heute studierendenzentriert.“ Dazu<br />

gehöre, „die Studierenden als selbstständige<br />

eigenverantwortliche Lerner anzusprechen<br />

und herauszufordern“ und für „systematisches<br />

und regelmäßiges Feedback für<br />

Studierende“ zu sorgen. Ähnlich<br />

argumentiert die <strong>GEW</strong>. Sie fordert,<br />

die Studierenden als<br />

„selbstständige Produzenten ihres<br />

Wissens“ anzusprechen und<br />

sie bei der Gestaltung des Lehr-<br />

Lern-Prozesses mitbestimmen<br />

zu lassen (s. auch Seite 10).<br />

Aus der Lerntheorie und -forschung<br />

wissen wir: Selbst aktiv<br />

zu sein, entdeckend zu lernen,<br />

Foto: privat<br />

Zeit und Orientierung dafür zu<br />

erhalten, regelmäßig Rückmeldung<br />

zu bekommen, sind stufen-<br />

und fachübergreifend die<br />

wichtigsten lernförderlichen<br />

Faktoren. Außerdem: von ihrer<br />

Sache begeisterte und an den<br />

Studierenden interessierte<br />

Lehrende. Noch einfacher könnte man sagen:<br />

Lehre ist gut, wenn sie jeweils ein Weiterlernen<br />

ermöglicht, es unterstützt – und vor allem<br />

dazu motiviert. So sinnvoll – und selten erfüllt<br />

– diese Gütekriterien sind: Was Gewerkschaft<br />

und Wissenschaftsverbände benennen, sind<br />

doch nur formale Qualitätsmerkmale. Sie sagen<br />

noch nichts darüber aus, ob an den Hochschulen<br />

wirklich das für Gesellschaft, Wissenschaft<br />

und für die Person selbst Notwendige<br />

gelernt wird. Was die Studierenden lernen,<br />

welche fach- bzw. professionsspezifischen<br />

Kompetenzen sie erwerben und an welchen<br />

Inhalten und Aufgaben sie sich weiterentwickeln<br />

können, setzt vor allem Verständigung<br />

unter den jeweils Beteiligten voraus:<br />

in jeder Hochschule vor Ort, unter den Lehrenden<br />

und vor allem gemeinsam mit den Studierenden.<br />

Ludwig Huber, emer. Professor für<br />

Erziehungswissenschaften, Uni Bielefeld<br />

Prämie<br />

des Monats<br />

Seite 5<br />

Stromfressern auf die Spur kommen:<br />

Sie werben im <strong>Oktober</strong> ein neues<br />

<strong>GEW</strong>-Mitglied und erhalten von uns<br />

ein Energiemessgerät. Mit Kostenkalkulation<br />

und -vorhersage. Seite 5<br />

Impressum<br />

Erziehung und Wissenschaft<br />

Allgemeine Deutsche Lehrerzeitung · 60. Jg.<br />

Herausgeber: Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft<br />

im Deutschen Gewerkschaftsbund.<br />

Vorsitzender: Ulrich Thöne.<br />

Redaktion: Ulf Rödde (verantwortlich),<br />

Helga Haas-Rietschel.<br />

Redaktionsassistenz: Renate Körner.<br />

Postanschrift der Redaktion:<br />

Reifenberger Straße 21, 60489 Frankfurt a. M.,<br />

Telefon (0 69) 7 89 73-0, Telefax (0 69) 7 89 73-202.<br />

Internet: www.gew.de<br />

Redaktionsschluss ist der 10. eines jeden Monats.<br />

Erziehung und Wissenschaft erscheint elfmal jährlich, jeweils<br />

am 5. des Monats mit Ausnahme der Sommerferien.<br />

Gestaltung: Werbeagentur Zimmermann,<br />

Heddernheimer Landstraße 144, 60439 Frankfurt<br />

Druck: apm AG, Kleyerstraße 3, 64295 Darmstadt.<br />

Für die Mitglieder ist der Bezugspreis im Mitgliedsbeitrag<br />

enthalten. Für Nichtmitglieder beträgt der Bezugspreis<br />

jährlich Euro 7,20 zuzüglich Euro 11,30 Zustellgebühr inkl.<br />

MwSt. Für die Mitglieder der Landesverbände Bayern,<br />

Berlin, Brandenburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern,<br />

Rheinland-Pfalz, Saar, Sachsen, Schleswig-Holstein und<br />

Thüringen werden die jeweiligen Landeszeitungen der<br />

E&W beigelegt. Für unverlangt eingesandte Manuskripte<br />

und Rezensionsexemplare wird keine Verantwortung<br />

übernommen. Die mit dem Namen des Verfassers gekennzeichneten<br />

Beiträge stellen nicht unbedingt die<br />

Meinung der Redaktion oder des Herausgebers dar.<br />

Verlag mit Anzeigenabteilung: Stamm Verlag GmbH,<br />

Goldammerweg 16, 45134 Essen;<br />

Verantw. f. Anzeigen: Mathias Müller,<br />

Tel. (0201) 84300-0,Telefax (0201) 472590,<br />

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Anzeigenschluss am 5. des Vormonats.<br />

E&W wird auf chlorfrei<br />

gebleichtem Papier gedruckt.<br />

ISSN 0342-0671

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