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KREISLÄUFER - HC Kriens-Luzern

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Kontrast zu unserem Alltag hier. Das<br />

fällt mir sofort auf. Dabei ist das ja<br />

immer noch Russlands Hauptstadt<br />

und nicht Provinz … Die Konzentration<br />

gilt bald dem Spiel gegen Russland.<br />

Da hat es ja einige berühmte<br />

Spieler dabei. Aber wir wollen uns gut<br />

verkaufen.<br />

Mittwoch, 27. Oktober<br />

Spieltag.<br />

EM-Qualifikationsspiel gegen Russland.<br />

Wir verlieren unglücklich nach<br />

einer sehr turbulenten Schlussphase,<br />

die geprägt ist durch den Eingriff des<br />

Offiziellen. Am Schluss stehen wir mit<br />

leeren Händen da – enttäuscht über<br />

das Geschehene, aber auch über uns<br />

selber. Diese Fehler! Das wird halt<br />

gnadenlos bestraft, wenn man vorne<br />

Chancen versiebt.<br />

Ich selber komme nicht zum Einsatz –<br />

es ist wohl auch besser so. So konnte<br />

ich erst mal schnuppern … Die vielen<br />

Soldaten unter den wenigen Zuschauern<br />

im riesigen Olympia-Komplex jubeln<br />

am Schluss. Uns ist nicht ums<br />

Lachen – wir trotten von dannen und<br />

versuchen im Hotel das Spiel aufzuarbeiten.<br />

Nach dem Abendessen ist<br />

schnell Feierabend.<br />

Donnerstag, 28. Oktober<br />

Rückflug in die Schweiz. Wir reden<br />

noch übers Spiel, abends aber gehe<br />

ich schnell nach Hause. Auspacken –<br />

waschen – und schlafen.<br />

Freitag, 29. Oktober<br />

Ich im Zug mit Goran Perkovac und<br />

Andy Schmid nach Winterthur. Mit<br />

Andy finde ich schnell den Draht. Wir<br />

reden über seine Entwicklung, über<br />

Dänemark, die Bundesliga. Mega<br />

spannend.<br />

Im Training merke ich, dass es mir<br />

immer besser läuft. Ich muss zwar als<br />

Greenhorn im Team Bälle und Harz ins<br />

Training schleppen, aber das ist absolut<br />

ok so. Im Training der Aha-Effekt:<br />

Ich spiele zehn Minuten im Angriff.<br />

Seriös, wie ich meine. Dann fragt<br />

mich Andy Schmid: ‹Wie oft hast Du<br />

aufs Tor geworfen?› Ich muss nicht<br />

lange überlegen: ‹Nie›. Es ist alles<br />

gesagt: Das haben sie gemeint, als<br />

sie mir gesagt haben, ich solle doch<br />

mutig spielen und mir auch die Chancen<br />

nehmen – auch mit dem Risiko,<br />

<strong>KREISLÄUFER</strong><br />

mal einen Fehler zu machen. Nach<br />

dem Nachtessen erklärt mir Andy<br />

Schmid noch die taktischen Spielzüge,<br />

die gegen die Dänen-Deckung zur<br />

Anwendung kommen sollen. Am<br />

Abend gehen wir als Team in den Super-Zehnkampf.<br />

Samstag, 30. Oktober<br />

Wir gewöhnen uns an den Wettkampfrhythmus<br />

des Spieltages. Das Spiel<br />

morgen gegen die Dänen ist schon<br />

um 14 Uhr. Das heisst: Mittagessen<br />

um 11 Uhr. Morgens kein Training.<br />

Abends kurzer Ausgang. Kopf verlüften,<br />

an was anderes denken. Wir sind<br />

früh zurück – jeder weiss exakt, um<br />

was es geht gegen die Dänen …<br />

Sonntag, 31. Oktober<br />

Heute ist Spieltag.<br />

Schweiz – Dänemark. Die Spannung<br />

ist schon speziell: Das Spiel ist dasselbe<br />

wie im Verein. Aber irgendwie ist es<br />

anders im Nationalteam. Kaffeewanderung<br />

in Winterthur am Morgen, dann<br />

um 11 Uhr Mittagessen. Die Nervosität<br />

steigt. Ich male mir aus, wie das<br />

wohl sein wird im ersten Länderspiel.<br />

An eigene Tore wage ich gar nicht erst<br />

zu denken. Der Trainer sagte mir, dass<br />

ich jetzt eventuell zum Einsatz komme.<br />

In der Halle hat es dann viele Zuschauer.<br />

Ich setze mich nach dem Einlaufen<br />

auf die Bank, beginne mitzufiebern.<br />

Schon nach fünf Minuten erklärt mir<br />

der Nationaltrainer noch einmal, wie<br />

sich der dänische Spieler auf meiner<br />

Position verhält. Er geht wieder weg<br />

von mir: OK, war ja wohl eine Info für<br />

später mal. Und dann plötzlich muss<br />

ich doch schon rein – viel früher als<br />

erwartet. Zeit, richtig nervös zu werden,<br />

hatte ich gar nicht. Mir gelingt<br />

schon im dritten Angriff ein Tor. Mir<br />

geht durch den Kopf, was mir die<br />

Routiniers gesagt haben: ‹Im Team ist<br />

jeder wichtig – Der Gedanke, dass<br />

2’000 Leute in der Halle sind, ist wie<br />

weggeblasen.<br />

Das Spiel läuft mir persönlich nicht<br />

schlecht. Als Team aber müssen wir<br />

erkennen: Das reicht nicht. Die Dänen<br />

sind klar besser.<br />

Fazit<br />

Ein Riesenerlebnis, das ich nie vergessen<br />

werde. Aber ich weiss auch,<br />

Auslandabenteuer<br />

MENSCHEN<br />

Schon seit längerer Zeit lässt mich der<br />

Gedanke an einen Auslandaufenthalt nicht<br />

mehr los. Ein anderes Land, andere Kultur,<br />

andere Leute kennenlernen und dies mit<br />

Handball verbinden – das ist ein Traum von<br />

mir.<br />

Diverse Spielerinnen vom Verein und der<br />

Nationalmannschaft haben diesen Schritt<br />

gewagt und mir davon berichtet. Meine<br />

Neugier wurde immer grösser und so begann<br />

ich im Februar nach einer Möglichkeit<br />

Ausschau zu halten. Da mir persönlich<br />

Schweden sehr gefällt fokussierte ich mich<br />

auf dieses Land.<br />

Die Suche blieb leider erfolglos. Wie das<br />

Schicksal es aber will, hat es mich jetzt nach<br />

Frankreich verschlagen. Seit Anfang November<br />

spiele ich in Celles sur Belle, im Westen von<br />

unserem Nachbarland. Obwohl wir «nur» in der<br />

zweiten Division spielen, sind alle Spielerinnen<br />

professionell unter Vertrag. Mit sieben bis acht<br />

Trainings pro Woche ist daher auch der<br />

Aufwand doppelt so gross wie in der Schweiz.<br />

Nun bin ich seit wenigen Tagen hier und freue<br />

mich auf mein Auslandabenteuer …<br />

Liebe Grüsse,<br />

Rahel<br />

FRAUENPOWER<br />

dass ich zwar nahe dran, aber überhaupt<br />

noch nicht dabei bin! Ich muss<br />

noch sehr viel an mir arbeiten. Krafttraining<br />

ist angesagt. Mein Schlenzwurf<br />

muss wieder so werden wie vor<br />

dem Armbruch. Da bin ich noch weit<br />

davon entfernt. Aber ich will weiter<br />

meinen Weg gehen, ohne dass ich an<br />

den nächsten Schritt riesige Erwartungen<br />

habe. Ich bin damit gut gefahren,<br />

als ich zu <strong>Kriens</strong> kam. Und auch jetzt<br />

in die Nati. Und trotzdem braucht man<br />

als Sportler ja Ziele. Das Kapitel A-<br />

Nati ist vorerst mal ad acta gelegt.<br />

NOVEMBER 2010<br />

65

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