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Sie leitet seit 17 Jahren das Hotel Sacher - Robert Kropf

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906850-9001<br />

Das ist die Geschichte eines außergewöhnlichen Paares.<br />

<strong>Sie</strong> <strong>leitet</strong> <strong>seit</strong> <strong>17</strong> <strong>Jahren</strong> <strong>das</strong> <strong>Hotel</strong> <strong>Sacher</strong>, eines der luxuriösesten <strong>Hotel</strong>s der Welt,<br />

und organisierte jahrelang den Wiener Opernball. Er ist einer der bekanntesten<br />

Schauspieler Österreichs. Hier die Lebensrolle von Elisabeth Gürtler.<br />

Dass Menschen ein gewisser Ruf vorauseilt, ist<br />

hinlänglich bekannt. Bei Elisabeth Gürtler, der<br />

Grande Dame des legendären <strong>Hotel</strong> <strong>Sacher</strong>, würde<br />

dieser so lauten: Man sagt, sie sei diszipliniert, streng,<br />

manchmal sogar ein wenig reserviert und kühl.<br />

Ehrgeizig, arbeitswütig, rastlos. Viel interessanter aber<br />

ist, <strong>das</strong>s Frau Gürtler ein Duft vorauseilt. Es ist <strong>das</strong><br />

Parfum „Teint de neige“ des Parfümeurs Lorenzo<br />

Villoresi, <strong>das</strong> den Raum mit Leichtigkeit füllt. Das<br />

nach Frühling und und Blumenwiese duftet, nach<br />

frisch gewaschener Wäsche und nicht nach schwerem<br />

Plüsch und dicken Samtvorhängen. Es scheint, als<br />

schwebe sie auf einer Wolke durch <strong>das</strong> <strong>Hotel</strong>: <strong>Sie</strong> zupft<br />

<strong>das</strong> große Blumenbouquet zurecht, richtet ein Bild an<br />

der Wand gerade, fragt an den Frühstückstischen, ob<br />

alles in Ordnung ist. Alles geht leicht von der Hand,<br />

nichts hat den Anschein, als kämpfe sie mit oder gegen<br />

die Etikette des legendären Hauses.<br />

Dabei kann die Frau Diplomkauffrau kämpfen. Das<br />

bewies sie schon, als ihr geschiedener Mann starb und<br />

<strong>das</strong> <strong>Hotel</strong> <strong>Sacher</strong> ihren beiden Kindern vermachte. Von<br />

einem Tag auf den anderen stand sie im Rampenlicht.<br />

„Eine ganze Menge von dem, was ich bin, hat die<br />

Strahlkraft der Marke <strong>Sacher</strong> aus mir gemacht“, meint<br />

sie nachdenklich. Seit <strong>17</strong> <strong>Jahren</strong> führt sie <strong>das</strong> Haus,<br />

Österreichs berühmtestes <strong>Hotel</strong>, ein touristisches<br />

Nationalheiligtum. <strong>Sie</strong> hatte keinerlei Fachkenntnis,<br />

als sie damals den Hausschlüssel in die Hand gedrückt<br />

Happy News<br />

Moments of Pleasure<br />

bekam. Aber sie war genau die richtige Chefin für <strong>das</strong><br />

plüschige, trotzig altmodische Haus gegenüber der<br />

Wiener Oper. Unter ihrer Leitung kam <strong>das</strong> <strong>Hotel</strong> aus<br />

den Negativschlagzeilen, die Auslastung wurde sehr<br />

gut, die Expansion ist voll im Gange. Fast ist man<br />

ver<strong>leitet</strong> zu sagen, hinter Gürtlers Wohlerzogenheit<br />

– sie stammt aus der reichen Großindustriellenfamilie<br />

Mauthner –, ihrem perfekt eleganten Auftreten und<br />

der professionellen Herzlichkeit steht eine Menge<br />

Ehrgeiz. So ungewollt die Rolle damals gewesen sein<br />

mag, jetzt fühlt sie sich darin sichtlich wohl.<br />

Das führt auch dazu, <strong>das</strong>s sie in vielerlei Dingen den<br />

Weg der Tradition mit großem Vergnügen verlässt.<br />

Etwa in ihrer Beziehung mit dem Schauspieler<br />

und Theaterregisseur Helmuth Lohner. Seit 15<br />

<strong>Jahren</strong> leben sie in wilder Ehe. „Natürlich ist er<br />

nicht mein Mann. Aber was soll ich den Menschen<br />

sagen, die mich nicht kennen? Etwa: Ich habe einen<br />

Lebensgefährten, der heißt Helmuth Lohner?“,<br />

fragt sie. „Wenn ich mein Mann sage, dann ist alles<br />

klarer.“ Das klingt nach einer sehr fortschrittlichen<br />

Beziehung. „Wir leben im 21. Jahrhundert. Man darf<br />

nie stehen bleiben“, meint sie dazu. <strong>Sie</strong> lässt sich ja<br />

auch von Designhotels inspirieren. „Obwohl ich mich<br />

bei manchen zwingen muss, dort zu übernachten. Mir<br />

persönlich wird bei solchen Häusern ja schnell kalt<br />

ums Herz und ich fühle mich ganz schlecht. Trotzdem<br />

scheint es dem jungen Publikum zu gefallen.“<br />

Rein rational kann sie diesen Erfolgstrend nicht<br />

nachvollziehen. „Aber ich versuche stets, neue Ideen<br />

zu verinnerlichen und dann für mich umzusetzen.“


Spiegelbild. Seit 15 <strong>Jahren</strong> leben<br />

Elisabeth Gürtler und Helmuth Lohner nun<br />

zusammen: „Er schenkt mir vor allem <strong>das</strong><br />

Gefühl, <strong>das</strong>s er immer für mich da ist und<br />

<strong>das</strong>s ich in seinem Leben eine ganz wichtige<br />

Rolle spiele.“<br />

Text: <strong>Robert</strong> <strong>Kropf</strong><br />

Foto: Nuno Filipe Oliveira<br />

Twinset ...<br />

26<br />

27


Zurück zu ihrem Lebensmenschen Lohner: Das<br />

Geheimnis ihrer Beziehung: „Wir sehen uns wenig.“<br />

Außerdem könne man mit ihr nicht streiten. Auch<br />

<strong>das</strong> hat sie mit den <strong>Jahren</strong> gelernt: Nicht streiten,<br />

zurückweichen und den anderen dann wieder kommen<br />

lassen. „Es ist einfacher als zu argumentieren.“<br />

Lohners schwierigste Rolle? „Der Partner in meinem<br />

<strong>Hotel</strong>leben zu sein.“ Dieses Leben sei nicht seins, er<br />

trägt gerne Jeans, ist locker angezogen. Dieses Dasein<br />

– lächeln, freundlich und immer bereit sein –, <strong>das</strong> mag<br />

er gar nicht, da trennen sich ihre Wege. Dafür liebe<br />

er Reisen, Lesen, Musik, Oper, sagt sie. „Eigentlich<br />

wundert es mich, <strong>das</strong>s er mit mir sprechen kann, weil<br />

alles, was ihn interessiert, davon verstehe ich sehr<br />

wenig“, sagt sie bescheiden. „Wenn er mit mir über<br />

Literatur spricht, denke ich immer: Mein Gott, mein<br />

Repertoire ist so klein, <strong>das</strong> ist keine Diskussionsbasis.“<br />

Hat er Laster? „Ja, Helmuth ist wahnsinnig neugierig.<br />

Er reist ununterbrochen in die gefährlichsten<br />

Gegenden der Welt. Darüber rege ich mich wahnsinnig<br />

auf. Da fahre ich überhaupt nicht hin, da denk’ ich gar<br />

nicht daran.“ Sein zweites Laster sei, <strong>das</strong>s er raucht, er<br />

Torten-Tradition.<br />

Ein Tortenimperium schlägt<br />

zurück. Weil Imitate den<br />

Markt für <strong>Sacher</strong>torten<br />

überschwemmen, wehrt sich<br />

Elisabeth Gürtler mit einer<br />

Kampagne, um den Ruf ihres<br />

Hauses zu verteidigen. Dieser<br />

Ruf ist ihr wichtig: Täglich<br />

geht die <strong>Sacher</strong>-Chefin durch<br />

<strong>das</strong> ganze <strong>Hotel</strong> (hier <strong>das</strong><br />

<strong>Sacher</strong> in Salzburg), um<br />

darauf zu achten, <strong>das</strong>s für die<br />

Gäste alles perfekt ist.<br />

Happy News<br />

Moments of Pleasure<br />

verspreche ihr zwar schon <strong>seit</strong> <strong>Jahren</strong>, <strong>das</strong>s er aufhört,<br />

„aber er tut es natürlich nicht“.<br />

Apropos aufhören: Wer vermutet, Elisabeth Gürtler<br />

(57) würde es nach ihrem diesjährigen Rücktritt als<br />

Organisatorin des legendären Wiener Opernballs<br />

ein weniger ruhiger angehen, der irrt. Die <strong>Sacher</strong>-<br />

Chefin ist aktiver denn je. Nach Fertigstellung<br />

der Umbauarbeiten im Wiener <strong>Hotel</strong> <strong>Sacher</strong> und<br />

den Feierlichkeiten zu „<strong>17</strong>5 <strong>Jahren</strong> <strong>Sacher</strong>torte“<br />

wird nun die noble Salzburger Dependance den<br />

Wünschen der anspruchsvollen Klientel angepasst.<br />

Im 118-Zimmer-Grand-<strong>Hotel</strong> am Salzachufer<br />

werden Zimmer zusammengelegt und nach dem<br />

Wiener Vorbild als „executive floor“ nach neuesten<br />

Standards gestaltet. „Ich habe <strong>das</strong> Gefühl, ich fahre<br />

auf Urlaub, wenn ich nach Salzburg komme“, sagt<br />

die detailbesessene Bauherrin, die persönlich Sorge<br />

trägt, <strong>das</strong>s für Salzburg-Stammgäste alles perfekt<br />

gestaltet wird. Die Kinder Alexandra und Georg sind<br />

in alle Entscheidungen eingebunden. „Wissen <strong>Sie</strong>,<br />

ich bekomme anonyme Briefe, warum ich nicht <strong>das</strong><br />

Geschäft an meine Kinder übergebe. Und <strong>das</strong>, obwohl<br />

Georg für <strong>das</strong> <strong>Sacher</strong> in Salzburg arbeitet und Tochter<br />

Alexandra beim Umbau in Wien eine unentbehrliche<br />

Stütze war.“ Eine Übergabe brauche Zeit, „es ist mein<br />

oberstes Ziel, ein gut bestelltes Haus an meine Kinder<br />

weiterzugeben“.<br />

Das heißt, <strong>das</strong>s Elisabeth Gürtler auch die nächsten<br />

Jahre pflichtbewusst ihren Aufgaben nachgehen wird.<br />

<strong>Sie</strong> wird jeden Tag in der Früh schwimmen und vier<br />

Mal die Woche 20 Minuten aufs Laufband steigen und<br />

dabei Zeitungen lesen. <strong>Sie</strong> wird weiterhin mindestens<br />

drei Mal am Tag Mineralwasser mit sehr viel Zitrone<br />

trinken, „so sauer, <strong>das</strong>s es mir fast den Mund<br />

zusammenzieht. Man sagt, <strong>das</strong> zehrt“, so Gürtler. <strong>Sie</strong><br />

wird weiterhin nicht mit Freundinnen auf eine Tratsch<br />

gehen. Dazu bleibe keine Zeit. Lieber wird sie jeden<br />

Tag im <strong>Hotel</strong> <strong>Sacher</strong> sein und ihre Gäste begrüßen.<br />

Wie war <strong>das</strong> noch einmal mit dem Ruf, der einem<br />

vorauseilt? Diszipliniert, streng, manchmal sogar ein<br />

wenig reserviert und kühl. Ehrgeizig, arbeitswütig,<br />

rastlos. Ein klein wenig davon wird schon wahr sein.


Twinset ...<br />

Elisabeth Gürtler in ihrem<br />

Element: <strong>Sie</strong> schwebt förmlich<br />

durch <strong>das</strong> ganze Haus, um nach<br />

dem Rechten zu sehen.<br />

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