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SRK _Layoutvar._3 - Schweizerisches Rotes Kreuz

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2 / 2007<br />

red cross.ch<br />

MAGAZIN DES SCHWEIZERISCHEN ROTEN KREUZES<br />

KINDER IN NOT > Eindrücke<br />

aus Mali SEITE 6<br />

BABY IN NOT > Samariter zeigen,<br />

wie man handelt SEITE 24<br />

<strong>Schweizerisches</strong> <strong>Rotes</strong> <strong>Kreuz</strong><br />

Rainmattstr. 10, 3001 Bern<br />

Telefon +41 (0)31 387 71 11<br />

info@redcross.ch, www.redcross.ch<br />

Spenden: Postkonto 30-9700-0<br />

MENSCHEN IN NOT ><br />

<strong>SRK</strong> bringt Spenden<br />

zum Fliessen<br />

<strong>Schweizerisches</strong> <strong>Rotes</strong> <strong>Kreuz</strong><br />

www.redcross.ch


EDITORIAL<br />

Herzblut<br />

L<br />

iebe Leserin, lieber Leser<br />

Auch mir ist die Situation bekannt – früher als Vater, heute als Grossvater: dass ein<br />

Kind schreit, man aber nicht genau weiss, was am besten zu tun ist. Im Samariter-Not-<br />

hilfekurs «Notfälle bei Kleinkindern» können sie lernen, sich richtig zu verhalten, wenn<br />

ein Kind verunfallt oder erkrankt. Dass dieses Wissen zusätzliche Sicherheit verleiht,<br />

haben bis jetzt 6600 Personen erfahren, die diesen Kurs besucht haben.<br />

Wie Doris Wolf investieren viele Kursleiterinnen und Kursleiter Herzblut. Lesen Sie<br />

über diese beherzte Frau aus Baselland, die im Emmental Fuss fasste – dies auch dank<br />

Ihres Engagements als Samariterin (Seite 24).<br />

Dass sich wie Doris Wolf viele in der Schweiz freiwillig engagieren, beeindruckt<br />

© Media Republic<br />

mich. Alleine beim Schweizerischen Roten <strong>Kreuz</strong> sind es gegen 50’000<br />

Menschen. Nicht alle Menschen haben aber die Zeit und die Möglich-<br />

keit, dies zu tun. Darum können Sie sich bei uns als Patin oder Pate<br />

eines unserer Programme einsetzen. Lesen Sie, wie wir helfen, wenn<br />

Sie uns helfen zu helfen: In der Schweiz zum Beispiel der arbeitslosen<br />

und kranken Fabienne (Seite 20) oder in Mali den Menschen, die Hitze<br />

und Hunger trotzen (Seite 6).<br />

Ich verstehe, dass manche Menschen bei Patenschaften den<br />

Wunsch haben, das Kind kennen zu lernen, das sie unter-<br />

stützen. Warum wir trotzdem auf Projekt- und nicht auf<br />

Einzel-Patenschaften setzen, erfahren Sie auf Seite 10.<br />

Gehen Sie in unserem Magazin auf Entdeckungsreise.<br />

Ich wünsche Ihnen packende Einblicke – und Ihnen,<br />

Ihren Angehörigen und Ihren Freunden schöne<br />

Weihnachten sowie ein erfreuliches 2008.<br />

Prof. René Rhinow<br />

Präsident des Schweizerischen Roten <strong>Kreuz</strong>es<br />

IMPRESSUM Herausgeber > <strong>Schweizerisches</strong> <strong>Rotes</strong> <strong>Kreuz</strong>, Rainmattstrasse 10, 3001 Bern, 031 387 71 11, info@redcross.ch, www.redcross.ch (Download als<br />

PDF unter Publikationen / Rund ums <strong>SRK</strong>) Postkonto > 30-9700-0 Redaktionsteam > Marcel Friedli (Leitung / Kommunikation), Eugen Kiener (Samariterbund), Christine<br />

Rüfenacht (Sekretariat der Kantonalverbände), Karl Schuler (Internationale Zusammenarbeit), Heinz Heer (Gesundheit und Integration) Mitarbeitende dieser Ausgabe<br />

> David Dimitri, Annette Godinez, Marco Ratschiller, Kurt Venner Titelbild > Caspar Martig Sprachen > Deutsch, Französisch und Italienisch Auflage > 62 000<br />

Inserate > Mediaforce, Murten, 026 670 65 51, m.spaelti@mediaforce.ch Gestaltung > grafikraum, Manuel Haefliger, Bern Druck > Ziegler Druckerei, Winterthur<br />

Erscheinungsweise > 2-mal pro Jahr Nächste Ausgabe > April 2008, Thema: Das jugendliche <strong>SRK</strong><br />

redcross.ch 2/2007<br />

> EDITORIAL < 3<br />

<strong>Schweizerisches</strong> <strong>Rotes</strong> <strong>Kreuz</strong>


10<br />

FOKUS _ 6<br />

_ 10<br />

_ 12<br />

_ 16<br />

_ 20<br />

_ 24<br />

MOSAIK _ 14<br />

_ 19<br />

KREUZ-WORT _ 27<br />

Inhalt<br />

12<br />

Singen gegen Schmerz<br />

Weshalb Hadidiatou in Mali gegen den Schmerz ansingt<br />

Unterstützen mit Sinn<br />

Warum sich Projekt-Patenschaften lohnen<br />

Leben mit Angst<br />

Warum Ezren Sert Angst vor der Polizei hat<br />

Jassen aus Spass<br />

Weshalb Olga Blank auf zwei Hochzeiten tanzt<br />

Helfen für die Zukunft<br />

Weshalb Fabiennes Traum in Griffnähe ist<br />

Unterrichten mit Herzblut<br />

Warum Doris Wolf Anschluss suchte<br />

Surfen im Internet<br />

Wie man sich zum passenden Kurs klickt<br />

Seinen Willen durchsetzen<br />

<strong>SRK</strong> lanciert Patientenverfügung<br />

Fernsehabend mit Folgen<br />

Was das mit New York zu tun hat<br />

Andere<br />

16<br />

> INHALT < 5<br />

<strong>Schweizerisches</strong> <strong>Rotes</strong> <strong>Kreuz</strong><br />

Rainmattstrasse 10<br />

3001 Bern<br />

Telefon +41 (0)31 387 71 11<br />

Fax +41 (0)31 387 71 22<br />

info@redcross.ch, www.redcross.ch<br />

Spendenkonto:<br />

Postkonto 30-9700-0<br />

www.redcross.ch<br />

redcross.ch 2/2007


© Caspar Martig


D<br />

DAS <strong>SRK</strong> SETZT SICH IN MALI EIN<br />

Ein Wüstenlied<br />

gegen den Schmerz<br />

7_fokus<br />

VON A NNETTE G ODINEZ<br />

ie Sonne brennt auf die karge Wüste. Dornbüsche<br />

und Sand, soweit das Auge reicht. Unser<br />

Jeep holpert über den Sand. Der Fahrer hat eine<br />

Kassette eingelegt. Die sich immerfort wiederholenden<br />

Melodien verlieren sich in der Staubfahne, die unser<br />

Fahrzeug hinter sich herzieht. Als wir ankommen,<br />

springen Kinder auf uns zu, verstecken sich, kichern<br />

wegen unserer Sonnenbrillen. Ein Junge zieht ein<br />

Spielauto hinter sich her, das er sich aus einem alten<br />

Wasserkanister gebastelt hat.<br />

Wäre da nicht diese Sonne, die unerbittlich und feindlich<br />

brennt, wäre da nicht dieses kleine Mädchen in<br />

lumpigen Kleidern, das apathisch im Sand liegt – ich<br />

könnte Gefallen finden an der Szenerie in Tihigiene,<br />

einem Dorf mit knapp 300 Einwohnern im Norden von<br />

Mali. Die Dorfältesten rollen unter dem Schatten eines<br />

Baumes farbige Teppiche aus, auf denen wir uns hinsetzen.<br />

Eine junge Frau fächert sich Wind ins Gesicht.<br />

Man serviert uns heissen Grüntee. Er ist stark und<br />

süss und zeugt von Malis Gastfreundschaft. Traditionellerweise<br />

stellen ihn die Männer her. Dazu gibt es<br />

Heisser Grüntee zeugt von<br />

der Gastfreundlichkeit Malis und<br />

macht die Hitze erträglicher.<br />

........................................................................................................................................................................................................................<br />

© Caspar Martig<br />

Kinder, die schlecht ernährt sind: Die Gesundheitsberaterin<br />

des Roten <strong>Kreuz</strong>es untersucht ein Kind und<br />

berät seine Mutter.<br />

Fladenbrot. Während ich langsam kaue, wird mir<br />

bewusst: Viele hier haben schon lange nichts mehr<br />

gegessen. Ich lasse das Brot stehen. Für jemanden, der<br />

es nötiger hat als ich.<br />

«Die Männer sind unterwegs,<br />

um ein Kind zu begraben», sagt<br />

Mohammed, der Dorfchef. «Es ist<br />

heute Morgen gestorben.» Ich<br />

wünschte, der leichte Windstoss,<br />

der uns kurz erfrischt, könnte diesen<br />

Satz mit sich nehmen.<br />

Mohammed scheucht die Kinder weg, die sich vorwitzig<br />

und kichernd unter die Erwachsenen gedrängt<br />

haben. Er sieht die Frau mit dem improvisierten Fächer<br />

an. «Es war ihr Kind», sagt er zu mir und wendet seinen<br />

Kopf zu Hadidiatou. Ich schlucke leer und spreche<br />

> FOKUS < 7<br />

Während ich langsam kaue,<br />

wird mir bewusst: Viele hier<br />

haben schon lange nichts<br />

mehr gegessen.<br />

redcross.ch 2/2007


8<br />

> FOKUS <<br />

Wasser ist im trockenen Mali ein rares Gut. Viele Brunnen sind versandet.<br />

Diese repariert das Rote <strong>Kreuz</strong> und macht Bohrungen für neue.<br />

«Seit uns das Rote <strong>Kreuz</strong><br />

hilft, geht es unseren Kindern<br />

besser. Aber wir sind müde.»<br />

ihr mein Mitgefühl aus. Hadidiatou nickt, blickt ins<br />

Leere. Sie weint nicht. Nur ihre Augen erzählen von<br />

dem Leid, das sie durchgemacht hat.<br />

«Viele Kinder sterben sehr früh»,<br />

sagt N’Djé, Rotkreuz-Koordinator<br />

in Mali. Früh, das heisst: Jedes<br />

fünfte Kind stirbt, bevor es fünf<br />

wird. Das glaube ich sofort: Einige<br />

Kinder haben dicke, aufgeblähte Bäuche; ihre Arme<br />

und Beinchen so dünn wie Stecklein. Sie sind in ein<br />

schwieriges Umfeld geboren worden: Im Grenzgebiet<br />

zur Sahara ist das Wasser knapp geworden. Dürreperioden<br />

kommen regelmässig vor, zum Beispiel 1973:<br />

Damals hielt die Trockenheit so lange an, dass ein<br />

grosser See vertrocknete, der Lac Faguibine. Die<br />

redcross.ch 2/2007<br />

.......................................................................................................................<br />

Menschen<br />

grundlage.<br />

in der Region verloren ihre Lebens-<br />

Mohammed schenkt mir Tee nach. «Seit uns das<br />

Rote <strong>Kreuz</strong> hilft, geht es unseren Kindern besser. Aber<br />

wir sind müde.»<br />

Als wir uns auf die Weiterfahrt machen, sehe ich<br />

Hadidiatou nach, wie sie zurück zu ihrer Hütte geht.<br />

Sie nimmt einen Holzpfahl und gesellt sich zu einer<br />

Gruppe von Frauen, die Getreide mahlt. Die Holzpfähle<br />

sausen nieder auf die Saat. Das Geräusch, das<br />

dabei entsteht, ist dumpf und regelmässig. Hadidiatou<br />

singt dazu, um gegen den Schmerz, die Hitze und den<br />

harten Alltag anzukämpfen. Ihre leise Melodie verliert<br />

sich in der Weite des Sahels.<br />

© Caspar Martig


LEBEN IN DER WÜSTE<br />

NON EQUIDEM<br />

Im westafrikanischen Mali leben 13 Millionen<br />

Menschen. Der grösste Teil des Landes<br />

besteht aus Wüste. Um die Gesundheit der<br />

Mütter und Kinder in dieser unwirtlichen<br />

Gegend langfristig zu verbessern, impft<br />

das Rote <strong>Kreuz</strong> schwangere Frauen, stillende<br />

Mütter und Kleinkinder und berät sie<br />

bei der Familienplanung und Ernährung<br />

von Säuglingen. Es repariert Brunnen, die<br />

versandet sind und macht Bohrungen für<br />

neue. In der Nähe des Wassers pflanzen<br />

die Frauen Zwiebeln und Gemüse, um sich<br />

und ihre Familien mit Vitaminen zu stärken.<br />

Um Hungersnöten vorzubeugen, werden<br />

Getreidespeicher angelegt.<br />

Das Rote <strong>Kreuz</strong> kann auch in Mali auf<br />

ein starkes Netz an Freiwilligen zählen.<br />

Sie informieren die Dorfbevölkerung über<br />

HIV und Aids, Malaria und tägliche<br />

Hygiene. Finanziell unterstützt wird das<br />

Programm durch Gelder der Glückskette<br />

und des Deutschen Roten <strong>Kreuz</strong>es.<br />

© Thierry Parel<br />

Patenschaft «Kinder in Not»<br />

Wollen Sie verhindern, dass Kinder sterben?<br />

Unterstützen Sie die Patenschaft<br />

«Kinder in Not», mit der sich das <strong>SRK</strong><br />

auch in Mali einsetzt. Eliane Boss (vgl.<br />

Seite 11) informiert Sie persönlich:<br />

031 387 72 83, eliane.boss@redcross.ch<br />

Weitere Informationen:<br />

www.redcross.ch<br />

(<strong>SRK</strong> in Aktion > Ausland > Land wählen<br />

> Mali)<br />

www.redcross.ch<br />

MALI<br />

(Spenden + Helfen > Alle Spenden im<br />

Ausland > Überlebenshilfe für Kinder in<br />

Notstandsgebieten)<br />

> FOKUS < 9<br />

Wenn der Wasserkanister leer bleibt: Ein Knabe mit seinem selbst<br />

gebastelten Spielzeug.<br />

Dorfchef Mohammed<br />

empfängt Besucherinnen<br />

und Besucher.<br />

© Caspar Martig<br />

© Caspar Martig


10<br />

> FOKUS <<br />

Dem Kind nahesein, für das man spendet: Ein Wunsch vieler, die mit einer Patenschaft<br />

helfen wollen. Das <strong>SRK</strong> jedoch setzt auf Engagements für Projekte. Mit gutem Grund.<br />

Nicht nur, aber auch diesem<br />

Kind in Mali eine bessere Zukunft<br />

ermöglichen: Möglich ist dies, indem<br />

man Pate von «Kinder in Not» wird.<br />

redcross.ch 2/2007<br />

10_fokus<br />

VON M ARCEL F RIEDLI<br />

...............................................................................................................................................<br />

D<br />

PROJEKT-PATENSCHAFTEN DES <strong>SRK</strong><br />

«Man kann doch<br />

nicht ein Kind<br />

bevorzugen»<br />

as Telefon klingelt bei <strong>SRK</strong>-Marketingfrau Eliane<br />

Boss. Eine Frau will wissen, warum sie beim <strong>SRK</strong><br />

nicht eine Patenschaft für ein einzelnes Kind übernehmen<br />

kann.<br />

Diese Frage bewegt Spendenwillige besonders.<br />

«Wir wollen Hilfsbedürftigen zur Seite stehen und sie<br />

nicht zur Schau stellen. Um die Persönlichkeit jedes einzelnen<br />

Kindes zu schützen, sind für uns Einzel-Patenschaften<br />

tabu.»<br />

Zudem: Das <strong>SRK</strong> führe das Gütesiegel der ZEWO,<br />

der Zertifizierungsstelle für gemeinnützige Organisationen,<br />

die wie das <strong>SRK</strong> Spenden sammeln. Sie würde<br />

dies gar nicht erlauben – aus genau diesem Grund.<br />

Gleiche Chancen für alle<br />

Das <strong>SRK</strong> bietet jedoch die Möglichkeit, sich mit Projekt-<br />

Patenschaften im In- und Ausland solidarisch zu zeigen.<br />

«Wer sich bei uns als Patin oder Pate engagiert», erklärt<br />

© Caspar Martig


Eliane Boss, «hilft einer bestimmten Gruppe Menschen.»<br />

Dies hat die Dänin Trine Knakkergaard aus Steffisburg BE<br />

dazu bewogen, an der Taufe ihres Sohnes Lasse für die<br />

Patenschaft «Kinder in Not» Geld zu sammeln. 550 Franken<br />

kamen so zusammen. Eine Einzel-Patenschaft käme<br />

für sie nicht in Frage. «Man kann doch nicht ein Kind bevorzugen.<br />

Alle müssen die gleichen Chancen haben.»<br />

Wie alle Patinnen und Paten will Trine Knakkergaard<br />

wissen, was sie mit ihrer Patenschaft bewirkt und<br />

hat sich darum Informationen beschafft.<br />

«Es ist für viele Patinnen und Paten wichtig zu wissen,<br />

was ihre Hilfe bewirkt», bestätigt Eliane Boss.<br />

«Darum informieren wir zweimal jährlich via Newsletter<br />

über ein konkretes Projekt.»<br />

Gemeinsam helfen<br />

Viele schrecken vor der Verpflichtung zurück, monatlich<br />

einen fixen Betrag einzubezahlen (vgl. Box). «Es ist<br />

aber jederzeit möglich, aus einer<br />

Patenschaft auszusteigen», beruhigt<br />

Eliane Boss.<br />

Genau dies sei der Vorteil einer<br />

Projekt-Patenschaft: «Springt jemand<br />

ab, ist die Hilfe nicht gefährdet. Das wäre jedoch der<br />

Fall, wenn man für ein bestimmtes Kind Pate ist.» Denn:<br />

«Die übrigen Patinnen und Paten tragen das Projekt<br />

gemeinsam weiter.»<br />

Den administrativen Aufwand halte das <strong>SRK</strong> so<br />

gering wie möglich, versichert Eliane Boss. Darüber<br />

wache auch die ZEWO. «Es ist uns sehr wichtig, dass<br />

möglichst viele Mittel direkt den Menschen zukommen,<br />

die Not leiden.»<br />

© <strong>SRK</strong><br />

..............................................................................................................................<br />

«Es ist für viele Patinnen<br />

und Paten wichtig zu wissen,<br />

was ihre Hilfe bewirkt.»<br />

.............................................................<br />

Statt Geschenke stapeln<br />

Kindern helfen: Trine Knakkergaard<br />

hat an der Taufe von Lasse Geld<br />

gesammelt.<br />

> HIER KÖNNEN SIE SICH<br />

ENGAGIEREN<br />

> FOKUS < 11<br />

PATENSCHAFTEN DES <strong>SRK</strong><br />

Betreut die Patinnen und Paten des <strong>SRK</strong>:<br />

Eliane Boss.<br />

Im Inland:<br />

• «Einzelhilfe in der Schweiz»<br />

• «Carissimo: Ein Ausflug für Betagte<br />

und Behinderte»<br />

• «Heute fremd – morgen Freund»<br />

Im Ausland:<br />

• «Überlebenshilfe für Kinder in Not»<br />

Im In- und Ausland:<br />

• «Hilfe, wo es am nötigsten ist»<br />

Als <strong>SRK</strong>-Patin bzw. -Pate setzen Sie sich<br />

längerfristig und gezielt für ein Projekt ein.<br />

Mit einem Spendenbetrag ab mindestens<br />

30 Franken monatlich helfen Sie wirkungsvoll<br />

und effizient.<br />

Eliane Boss beantwortet Ihre Fragen:<br />

031 387 72 83, eliane.boss@redcross.ch<br />

Weitere Informationen:<br />

www.redcross.ch<br />

(Spenden + Helfen > Alle Spenden<br />

Ausland bzw. Inland)<br />

redcross.ch 2/2007<br />

© <strong>SRK</strong>


12<br />

> FOKUS <<br />

Ezren Sert leidet unter der ständigen Angst, von der Polizei ausgeschafft zu werden.<br />

Darum meidet er den Kontakt mit offiziellen Stellen – auch mit Spitälern und Ärzten.<br />

Seit Kurzem kümmert sich das <strong>SRK</strong> um ihn.<br />

12_fokus<br />

E<br />

VON M ARCEL F RIEDLI<br />

zren Sert* wird verfolgt und misshandelt. Weil sein<br />

Vater politisch aktiv war. Er flüchtet in die Schweiz<br />

und beantragt Asyl. «Mein Antrag ist abgelehnt worden<br />

– zwei Mal. Ich habe versucht, mir das Leben zu<br />

nehmen.» Ezren Sert wird in die Psychiatrie eingewiesen.<br />

Wenig später wird er wieder entlassen.<br />

Die Angst, erwischt zu werden<br />

Er ruft Annagun von Reding an, die sich im Ambulatorium<br />

für Folter- und Kriegsopfer (afk) um die Gesundheit<br />

von Papierlosen kümmert. Sie versichert ihm, dass<br />

sie ihn anonym berät und behandelt. «Wie alle Men-<br />

redcross.ch 2/2007<br />

EINSATZ FÜR BEDROHTE MENSCHEN<br />

Ein Anker für Papierlose<br />

....................................................................................................<br />

Eine Allrounderin: Annagun<br />

von Reding betreut ihre Patientinnen<br />

und Patienten medizinisch. Zu ihrer<br />

Aufgabe gehört aber auch Büroarbeit.<br />

schen ohne Papiere hat Ezren Sert Angst, von der<br />

Polizei erwischt zu werden», sagt <strong>SRK</strong>-Gesundheitsexpertin<br />

Annagun von Reding. «Wohl deshalb kommt<br />

es immer wieder vor, dass sich Patienten anmelden,<br />

dann aber doch nicht kommen.»<br />

Sie empfängt Ezren Sert und fragt ihn nach seinen<br />

Beschwerden. Danach behandelt ihn eine afk-Ärztin.<br />

© <strong>SRK</strong>


Weiter erhält Ezren Sert Unterstützung von einem<br />

Psychologen. Die Therapie lindert die Folgen der<br />

Misshandlungen.<br />

Annagun von Reding ist Ezren Serts Bezugsperson.<br />

Sie berät ihn, wie er den Tag so gestalten kann, dass<br />

dies gut für seine Gesundheit ist. Weiter gibt sie ihm<br />

Tipps zu Ernährung und Zahnpflege.<br />

Kein Geld für die Krankenkasse<br />

Annagun von Reding tastet ab, wie viel er preisgeben<br />

will. Wie viele Sans-Papiers hat er keine Krankenversicherung.<br />

Für die Prämie reicht sein Geld nicht.<br />

«Ich kläre jeweils die finanziellen Möglichkeiten ab, um<br />

eine möglichst gute Lösung zu finden.»<br />

Die Behandlung von Ezren<br />

Sert wird durch einen externen<br />

Fonds gedeckt.<br />

Die meisten Papierlosen, die zu<br />

Annagun von Reding kommen, sind im Alter von Ezren<br />

Sert: Männer zwischen 20 und 30. Sie kommen von<br />

überall her. «Ihre Beschwerden reichen von Fusspilz bis<br />

zu Augenproblemen.» Oft handelt es sich um eine<br />

akute Krankheit: eine psychische Krise oder eine<br />

Infektion, die sofort behandelt werden muss. Auch Aids<br />

ist ein Thema. Im afk kann Ezren Sert einen HIV-Test<br />

machen.<br />

Er lebt mit der ständigen Angst, erwischt und ausgewiesen<br />

zu werden. «Wir unterstützen ihn dabei,<br />

diese Wartezeit durchzustehen. Wir sind ein Anker für<br />

ihn.»<br />

* Aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes hat die Redaktion<br />

den Namen geändert.<br />

Sie auch? In der Schweiz leben<br />

bis zu 300’000 Menschen ohne Ausweis.<br />

Sie versuchen, sich möglichst<br />

unsichtbar zu machen.<br />

© <strong>SRK</strong><br />

..................................................................................<br />

Annagun von Reding<br />

versichert Ezren Sert, dass<br />

sie ihn anonym behandelt.<br />

.................................................................................................<br />

© <strong>SRK</strong><br />

Öffnet Menschen die Türe, die<br />

sonst nirgends anklopfen: <strong>SRK</strong>-Frau<br />

Annagun von Reding betreut Sans-<br />

Papiers.<br />

> GESUNDHEITS-CHECKS<br />

> FOKUS < 13<br />

Sans-Papiers finden nur schwer Zugang<br />

zum Gesundheitswesen. Aus Furcht, ausgeschafft<br />

zu werden, vermeiden sie den<br />

Kontakt mit offiziellen Stellen. Man schätzt,<br />

dass in der Schweiz zwischen 80’000 und<br />

300’000 Sans-Papiers leben und arbeiten.<br />

Personen, die einen definitiven negativen<br />

Asylentscheid und den Ausreisebefehl erhalten<br />

haben, gehören, wenn sie sich weiter<br />

in der Schweiz aufhalten, ebenfalls dazu.<br />

Das <strong>SRK</strong> bietet Sans-Papiers aus der<br />

Region Bern Gesundheitsversorgung und<br />

Beratung an.<br />

Weitere Informationen:<br />

www.redcross.ch<br />

(<strong>SRK</strong> in Aktion > Gesundheit > Ambulatorium<br />

für Folter- und Kriegsopfer)<br />

Ambulatorium für Folter- und Kriegsopfer,<br />

Anlaufstelle Sans-Papiers, Wabern BE,<br />

031 960 77 77<br />

Literatur:<br />

Sans-Papiers in der Schweiz: Unsichtbar –<br />

Unverzichtbar. Bestellungen:<br />

www.redcross.ch<br />

ANLAUFSTELLE<br />

Hier unterstützt das <strong>SRK</strong> Menschen ohne Papiere.<br />

www.sante-sans-papiers.ch<br />

(Publikationen > Integration > alle Integration<br />

> Migration und Gesundheit)<br />

redcross.ch 2/2007<br />

© <strong>SRK</strong>


14<br />

Mosaik<br />

14_mosaik<br />

> ÜBERFLUSS TEILEN<br />

> MOSAIK <<br />

Ein Kind bei einer Übung, mit der es seine Koordinationsfähigkeiten trainiert.<br />

Das Rote <strong>Kreuz</strong> gehört in Sachen Ergotherapie zu den Pionieren.<br />

> 35 JAHRE ERGOTHERAPIE<br />

Sie leiden an multipler Sklerose, an<br />

Hyperaktivität, an Einschränkungen<br />

der Feinmotorik. Auf den ersten Blick<br />

haben sie nichts gemeinsam – ausser:<br />

Sie werden alle von einer Ergotherapeutin<br />

bzw. einem Ergotherapeuten<br />

betreut.<br />

Bereits in den Sechzigerjahren<br />

hat das Rote <strong>Kreuz</strong> Ergotherapie-<br />

Zentren eröffnet. So trug es bei zur<br />

Entwicklung der Ergotherapie und<br />

dazu bei, dass diese Behandlungs- .................................................................................................<br />

.................................................................................................................................................................<br />

> IN WINDESEILE ZUM<br />

PASSENDEN KURS SURFEN<br />

Mit wenigen Klicks den richtigen Kurs<br />

finden: Die <strong>SRK</strong>-Internetseite redcrossedu.ch<br />

machts möglich. Für alle<br />

Lebenslagen finden Interessierte den<br />

passenden Kurs: von der Geburt über<br />

Nothilfe bis zur Pflege von kranken<br />

Eltern. Ein Stichwort eingeben genügt<br />

redcross.ch 2/2007<br />

......................................................................<br />

methode von den Krankenversicherungen<br />

anerkannt ist.<br />

Zu den Pionieren in Sachen Ergotherapie<br />

gehört auch das <strong>SRK</strong> Baselland.<br />

Dort feiert das Ergotherapie-<br />

Zentrum Anfang 2008 den 35. Geburtstag.<br />

Rund 100 Kinder und<br />

Erwachsene pro Jahr lassen sich in<br />

Liestal behandeln. Landesweit sind es<br />

6000 Patienten.<br />

Ergotherapie hat zum Ziel, Handlungsabläufe<br />

des Alltags zu erlernen<br />

oder zu bewahren: sich anziehen, sich<br />

waschen.<br />

– und Internet-Surferinnen und -Surfer<br />

erfahren, welche Kurse das <strong>SRK</strong> dazu<br />

anbietet. Möglich ist es auch, nach Ort<br />

und Anbieter zu suchen.<br />

redcross-edu.ch<br />

© <strong>SRK</strong><br />

Einfach diese Adresse im Internet<br />

eingeben – und schon stösst man auf<br />

der <strong>SRK</strong>-Plattform redcross-edu.ch auf<br />

einen Kurs, der einem zugesagt.<br />

...........................................................................................................................................................................................................................................................................................................................<br />

Zum 11. Mal kann man mit «2 x Weihnachten»<br />

Geschenke weiterschenken,<br />

die man doppelt erhalten hat – und<br />

Menschen in Not helfen. Zwischen<br />

27. Dezember 2007 und 8. Januar<br />

2008 nehmen Poststellen Pakete gratis<br />

entgegen. Willkommen sind haltbare<br />

Nahrungsmittel, neue Kinderschuhe und<br />

-kleider, Schreibwaren sowie Seife,<br />

Shampoo und Zahnpasta. Pakete kann<br />

man gratis an jeder Poststelle abgeben.<br />

Vorgedruckte Etiketten liegen auf.<br />

Das Rote <strong>Kreuz</strong> verteilt die Artikel an<br />

Kindertagesstätten, Pflegeheime und<br />

Sozialhilfeempfänger in der Schweiz<br />

sowie an benachteiligte Menschen in<br />

Osteuropa. Neu ist es möglich, via<br />

Internet Pakete zu spenden. Seit der<br />

Lancierung hat die Anzahl der Pakete<br />

kontinuierlich zugenommen. Bei der<br />

Aktion arbeiten <strong>SRK</strong>, SRG SSR idée<br />

suisse und Post Hand in Hand.<br />

Weitere Informationen:<br />

www.redcross.ch<br />

(Quick Links > 2 x Weihnachten)<br />

Online Pakete spenden:<br />

www.2xweihnachten.ch<br />

© Sandra D. Sutter<br />

Direkt helfen: Eine Schachtel füllen –<br />

und bei der Post gratis abgeben.


16<br />

> FOKUS <<br />

DER <strong>SRK</strong>-FAHRDIENST<br />

Der Schutzengel fährt mit<br />

14 Jahre ist Olga Blank als <strong>SRK</strong>-Freiwillige quer durch die Schweiz<br />

gekurvt, um kranke Menschen in die Kur oder zum Arzt zu fahren.<br />

Als Jokerin beim <strong>SRK</strong>-Jassturnier, das jetzt im Gang ist, verbreitet<br />

sie Freude in den Gaststuben.<br />

16_fokus<br />

G<br />

VON M ARCEL F RIEDLI<br />

alant öffnet mir Olga Blank die Türe zum<br />

Beifahrersitz. Mit einem Lächeln schliesst sie<br />

sorgsam die Türe. Ruhig und sicher meistert sie die<br />

Kurven, bremst sanft.<br />

«Im Zentrum steht für mich immer<br />

der Patient», sagt sie. Aus Respekt vor<br />

den Menschen, die sie in 14 Jahren in<br />

viele Kurorte des Landes und zum Arzt<br />

redcross.ch 2/2007<br />

«Im Zentrum<br />

steht für mich immer<br />

der Patient.»<br />

© Annemarie Geurts<br />

Ein Dienst am Mitmenschen: Ein Freiwilliger hat eine<br />

Frau im Rollstuhl ins Spital gebracht.<br />

................................................................................... ..................................<br />

gefahren hat – ohne einen Unfall, abgesehen von ein<br />

paar Kratzern an der Stossstange.<br />

Schlüsselerlebnisse<br />

Viele ihrer Gäste waren schwerkrank. Wie Selina, sieben<br />

Jahre alt, teilweise gelähmt. Olga<br />

Blank holte das Mädchen am Freitag<br />

jeweils um vier Uhr nachmittags ab,<br />

um es nach Walenstadt zu den Eltern<br />

zu führen. Jedes Wochenende, drei<br />

Jahre lang. «Durch den Rückspiegel<br />

sah ich, wie Selina mit ihren Fingerchen zu spielen<br />

anfing, wenn sie die Berge sah. Sie gab Laute von sich,<br />

ihre Augen begannen zu leuchten.» Ihrem Schutzengel<br />

verdankt es Olga Blank, wie sie sagt, dass sie diesen<br />

Anblick ertragen hat. «Selina versank fast im Sitz, sie<br />

war so klein und schutzlos. Ich fuhr sie, bis kurz vor<br />

ihrem Tod.»<br />

14 Jahre lang erlebte Olga Blank solche Facetten<br />

des Schicksals hautnah. Sie dreht den Kopf zu den<br />

14 schwarzen Büchlein im Wandschrank. Dort drin<br />

steht alles: verschlüsselt in Ortschaften, in Kilometerzahlen.<br />

«Die Schicksale der Menschen, die in meinem


Vollgas fürs <strong>SRK</strong>-Jassturnier: Olga Blank mit ihrem Auto, zu dem sie eine liebevolle Beziehung hat.<br />

> 240-MAL UM DIE ERDE<br />

<strong>SRK</strong>-Freiwillige fahren Menschen bei Bedarf zum<br />

Arzt oder zur Therapeutin. Der <strong>SRK</strong>-Fahrdienst,<br />

den die Allianz Suisse als strategische Partnerin<br />

unterstützt, ist auch für Menschen mit kleinem<br />

Budget erschwinglich – und er ist gefragt:<br />

7162 Fahrerinnen und Fahrer legten letztes Jahr<br />

in freiwilligem Einsatz 10’720’423 Kilometer<br />

zurück. Das entspricht rund 240 Erdumrundungen.<br />

Das <strong>SRK</strong> bietet den Fahrdienst fast in der<br />

ganzen Schweiz an. <strong>SRK</strong>-Fahrerinnen und -Fahrer<br />

absolvieren eine Ausbildung. Sie entscheiden<br />

selbst, wie oft sie sich zur Verfügung stellen.<br />

<strong>SRK</strong>-FAHRDIENST<br />

...................................................................................<br />

Während ihrer Fahrten sind sie beim <strong>SRK</strong> versichert.<br />

Es erstattet ihnen auch Fahrzeug- und<br />

Treibstoffkosten.<br />

Sie möchten eine Fahrerin engagieren oder<br />

sich als Fahrer betätigen? Erkundigen Sie sich<br />

beim Roten <strong>Kreuz</strong> Ihres Wohnkantons oder melden<br />

Sie sich unter: 031 387 71 11.<br />

Weitere Informationen:<br />

www.redcross.ch<br />

(<strong>SRK</strong> in Aktion > Soziale Dienste > Fahrdienst)<br />

redcross.ch 2/2007<br />

> FOKUS < 17<br />

© <strong>SRK</strong>


18<br />

> FOKUS <<br />

Auto waren, sind mir ans Herz gewachsen.» Wie viele<br />

Personen und Kilometer es waren, weiss sie nicht.<br />

Dafür erinnert sie sich genau an den Moment, der<br />

Schlüssel war zu ihrem Einsatz beim <strong>SRK</strong>-Fahrdienst<br />

(vgl. Box vorherige Seite): «Ich stand nach meinem<br />

Mittagsnickerchen auf und wusste: Nun rufe ich das<br />

Rote <strong>Kreuz</strong> an. Ich will etwas machen, das mir das<br />

Gefühl gibt: Ich werde noch gebraucht.»<br />

Soziale Ader<br />

Dieses Gefühl hat sie nun wieder: Sie engagiert sich als<br />

Springerin in der Vorrunde des <strong>SRK</strong>-Jassturniers, das<br />

seit Anfang Oktober auf Hochtouren läuft (vgl. Box<br />

rechts): Mehr als vierzig Mal war sie dabei, wenn<br />

gejasst wurde. «Mit den Turnieren in fast der ganzen<br />

Schweiz», ist sie überzeugt, «kann man die Leute erreichen<br />

und für das Rote <strong>Kreuz</strong><br />

gewinnen.»<br />

Sie springt ein, um eine Jassrunde<br />

auf vier zu ergänzen – wie damals<br />

als Wirtin: Da hat sie das Spiel<br />

gelernt. Nun ist es ihre Leidenschaft. Olga Blank verbindet<br />

sie mit ihrem früheren Einsatz. In den Restaurants<br />

vertritt sie das Rote <strong>Kreuz</strong>. Nachdem sie «schweren<br />

Herzens» mit dem Fahren aufgehört hat, fand sie<br />

so ein neues Spielfeld. «Die gemütliche Abende machen<br />

mir Spass. Ich habe eine soziale Ader. Schon als<br />

Wirtin habe ich den Menschen zugehört, wenn sie<br />

Kummer hatten.»<br />

«Schon als Wirtin habe ich<br />

den Menschen zugehört,<br />

wenn sie Kummer hatten.»<br />

Weiss, wohin es geht: Olga Blank zeigt auf ihrem<br />

Balkon in St. Margarethen ins benachbarte Ausland.<br />

redcross.ch 2/2007<br />

© <strong>SRK</strong><br />

.................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................<br />

JASSTURNIER<br />

Jassen für Menschen mit einem schlechten<br />

Blatt: Das <strong>SRK</strong>-Jassturnier ist voll im Gang.<br />

> ALLER GUTEN DINGE SIND DREI<br />

Vom 1. Oktober 2007 bis 31. Januar<br />

2008 führt das <strong>SRK</strong> wieder ein Jassturnier<br />

durch. Jassen Sie mit für einen guten<br />

Zweck – und gewinnen Sie einen der<br />

Preise. Für 22 Franken sind Sie dabei: entweder<br />

in Restaurants oder via Internetplattform<br />

bluewin.ch. Die Vorausscheidungen<br />

finden in über 35 Orten in 17 Kantonen<br />

statt. Für den Final im März 2008 qualifizieren<br />

sich die besten 300 Jasserinnen und<br />

Jasser. Schaffen Sie den Einzug in den<br />

Final, haben Sie einen Preis auf sicher. Der<br />

<strong>SRK</strong>-Jasskönig tritt eine Reise an – in die<br />

Berge, ans Meer oder in eine europäische<br />

Stadtmetropole, je nach Lust.<br />

Sie jassen für Menschen ohne Trümpfe<br />

in der Hand: für ältere Menschen, Eltern<br />

und Kinder in der Schweiz sowie für blinde<br />

Menschen im Ausland, denen das <strong>SRK</strong><br />

das Augenlicht schenkt. Sponsoren sind<br />

Bell und AGM AGMüller.<br />

Informationen:<br />

Alle Informationen finden Sie im Jassprogramm<br />

(Bestellungen: 031 387 71 11)<br />

und auf:<br />

www.redcrossjass.ch<br />

© <strong>SRK</strong>


19_mosaik<br />

Mosaik<br />

> DAMIT DER EIGENE WILLE<br />

RESPEKTIERT WIRD<br />

Ist man schwerkrank, kann man seinen<br />

Willen allenfalls zwar nicht mehr äussern.<br />

Trotzdem soll man ihn durchsetzen<br />

können: mit einer <strong>SRK</strong>-Patientenverfügung.<br />

Darin steht, auf welcher Basis<br />

Entscheide über die medizinische Behandlung<br />

getroffen werden sollen.<br />

Damit hat man Gewissheit, dass der<br />

eigene Wille respektiert wird.<br />

Die <strong>SRK</strong>-Kantonvalverbände Aargau,<br />

Luzern und Zug bieten seit Kurzem<br />

Beratungen für Personen an, die eine<br />

Patientenverfügung verfassen möchten.<br />

.........................................................................................................<br />

© <strong>SRK</strong><br />

Sorglos(er) lebt, wer Wichtiges im<br />

Voraus erledigt – mit der Patientenverfügung<br />

des <strong>SRK</strong>.<br />

Dabei arbeiten sie zusammen mit<br />

GGG Voluntas, die über viel Erfahrung<br />

darin verfügt, Menschen in Krankheit,<br />

Trauer und Sterben zu begleiten. Ab<br />

2008 ziehen Glarus und Graubünden<br />

.........................................................................................................<br />

> MOSAIK < 19<br />

nach. Das <strong>SRK</strong> Zürich bietet ebenfalls<br />

eine Patientenverfügung nach ähnlichem<br />

Modell an. Weitere <strong>SRK</strong>-Kantonalverbände<br />

sollen folgen.<br />

GGG Voluntas bildet die Rotkreuz-<br />

Freiwilligen aus. Sie erstellen mit<br />

Interessierten eine Patientenverfügung,<br />

die den rechtlichen, ethischen und<br />

medizinischen Anforderungen entspricht<br />

und von Ärzten anerkannt ist.<br />

Zudem bietet das <strong>SRK</strong> eine Möglichkeit<br />

an, das Dokument zu hinterlegen, so<br />

dass es jederzeit abrufbar ist. Ist die<br />

Verfügung nicht mehr aktuell, setzt sich<br />

das <strong>SRK</strong> mit den Verfasserinnen und<br />

Verfassern in Verbindung.<br />

redcross.ch 2/2007


20<br />

> FOKUS <<br />

MENSCHEN IN DER SCHWEIZ HELFEN<br />

Bevor eine Betreibung ins Haus flattert<br />

Jung und ohne Job – aber mit hervorragendem Lehrabschluss.<br />

Und wegen einer Krankheit droht die Schuldenfalle zuzuschnappen.<br />

20_fokus<br />

Das <strong>SRK</strong> hilft Fabienne in dieser Notlage.<br />

Den Arbeitsalltag erleben – diesen<br />

Wunsch hegt Fabienne wie viele junge<br />

Menschen, die nach ihrer Lehre keinen<br />

festen Job finden.<br />

redcross.ch 2/2007<br />

...........................................................................................................<br />

M<br />

VON M ARCEL F RIEDLI<br />

it 20 Jahren, da macht das Leben Spass. Vor<br />

allem in der Schweiz, wo es den meisten<br />

prächtig geht. Den meisten, nicht allen: Fabienne*<br />

sucht noch immer eine Stelle als Coiffeuse. «Und das<br />

trotz bester Noten an der Abschlussprüfung», sagt sie.<br />

Dieses Los teilt sie mit vielen anderen ihres Alters,<br />

die – trotz grossen Engagements – keine Stelle finden.<br />

«Menschen zwischen 19 und 25 Jahren», bestätigt das<br />

Staatssekretariat für Wirtschaft seco, «sind am stärksten<br />

von Arbeitslosigkeit betroffen.»<br />

Für Fabienne ist das kein Trost. Vor allem, als diverse<br />

Rechnungen in den Briefkasten flattern und eine schwere<br />

Infektion sie ins Spitalbett zwingt. Es folgt eine langwie-<br />

© <strong>SRK</strong>


© <strong>SRK</strong><br />

rige Behandlung. Zudem wird Fabienne das Arbeitslosengeld<br />

gekürzt, weil sie während ihrer Krankheit<br />

nicht vermittelbar ist.<br />

«Ich musste es tun»<br />

«Ich hatte keine Ahnung, wie ich die Rechnungen<br />

bezahlen sollte», erzählt sie. Auch ihre Eltern können<br />

sie nicht unterstützen. «Sie würden mir helfen, wenn sie<br />

das nötige finanzielle Polster hätten. Aber die ganze<br />

Familie muss schmal durch.»<br />

Ein Weg, der ihr unangenehm ist, bleibt ihr nicht<br />

erspart: der Gang zur Gemeinde. «Ich kam mir vor wie<br />

eine Bettlerin und musste mich sehr überwinden. Aber<br />

ich musste es tun.» Der Sozialdienst reicht für Fabienne<br />

beim <strong>SRK</strong> ein Gesuch für finanzielle Unterstützung ein.<br />

«Mit den 700 Franken, die ich erhielt, konnte ich<br />

die Rechnungen bezahlen. Damit<br />

hatte ich das Fundament, um mein<br />

Leben nach meiner Krankheit wieder<br />

auf die Reihe zu kriegen.»<br />

Für Anna-Barbara Santschi,<br />

<strong>SRK</strong>-Verantwortliche Einzelhilfe, ist diese Geschichte<br />

ein klarer Fall: «Einmalige Beiträge erhalten von uns<br />

Menschen wie Fabienne, die aus gesundheitlichen<br />

Gründen in eine finanzielle Notlage geraten sind. So<br />

können wir verhindern, dass sie sich verschulden und<br />

betrieben werden.» Die Zahlungen des <strong>SRK</strong> seien<br />

Beiträge à fonds perdu: «Fabienne muss das Geld nicht<br />

zurückzahlen.»<br />

Dass das <strong>SRK</strong> Fabienne hat helfen können, freut<br />

auch Eliane Boss, beim <strong>SRK</strong> für Patenschaften zuständig:<br />

«Das war möglich dank unseren Patinnen und<br />

Paten.»<br />

* Aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes hat die Redaktion<br />

den Namen geändert.<br />

...............................................................................................................<br />

«Ich hatte keine Ahnung,<br />

wie ich die Rechnungen<br />

bezahlen sollte.»<br />

.................................................................................................<br />

Fabienne will als<br />

Coiffeuse arbeiten.<br />

> FOKUS < 21<br />

PATENSCHAFT EINZELHILFE<br />

Papiere, die Berge von Schicksalen in der Schweiz<br />

erzählen: Anna-Barbara Santschi bearbeitet die Anträge<br />

für Unterstützungen bei finanziellen Engpässen.<br />

> HELFEN, BEVOR ES ZU SPÄT IST<br />

Ein finanzieller Engpass. Man kann zum Beispiel<br />

die Arzt- oder Zahnarztrechnungen nicht<br />

bezahlen. «Wir prüfen Gesuche, die ein Sozialdienst<br />

bei uns einreicht. Dieser hat die Situation<br />

der Betroffenen abgeklärt und gewährleistet,<br />

dass das Geld wie vorgesehen eingesetzt<br />

wird», erklärt Anna-Barbara Santschi.<br />

Im letzten Jahr griff das <strong>SRK</strong> mit «Einzelhilfe<br />

in der Schweiz» 147 Menschen unter<br />

die Arme, dies mit einem Beitrag von maximal<br />

1000 Franken. «So können wir mithelfen,<br />

Betroffenen wenigstens finanziell Entlastung<br />

zu verschaffen. Das wirkt sich positiv auf ihre<br />

Gesundheit aus. Es sind ja immer Schicksale,<br />

die hinter einer finanziellen Not stehen.»<br />

Sie wollen Menschen wie Fabienne unterstützen?<br />

Sie wollen helfen, wo Menschen<br />

durch ihre Situation mutlos geworden sind?<br />

Werden Sie Patin oder Pate bei «Einzelhilfe<br />

in der Schweiz». Eliane Boss berät und<br />

informiert Sie gerne: 031 387 72 83,<br />

eliane.boss@redcross.ch<br />

Weitere Informationen:<br />

www.redcross.ch<br />

(Spenden + Helfen > Inland > Einzelhilfe Schweiz)<br />

redcross.ch 2/2007<br />

© <strong>SRK</strong>


22<br />

> KREUZ-STRICH <<br />

22_kreuz-strich<br />

.........................................................................................................................................................................................................................................................<br />

gratis-abo<br />

redcross.ch 2/2007<br />

«Karma» alias Marco Ratschiller ist Karikaturist und Chefredaktor des Satire-Magazins<br />

«Nebelspalter». In kreuz-strich greift er zeichnerisch das Hauptthema aus «redcross.ch» auf.<br />

Abo-Karte weg?<br />

Bestellen Sie jetzt gratis das Magazin<br />

des <strong>SRK</strong> unter: www.redcross.ch<br />

<strong>Schweizerisches</strong> <strong>Rotes</strong> <strong>Kreuz</strong>


edcross.ch 2/2007


24<br />

> FOKUS <<br />

EINE ENGAGIERTE SAMARITERIN: DORIS WOLF<br />

Immer als Erste zur Stelle<br />

Ein Baby blutet: Mit viel Frische bringt die Samariterin<br />

Doris Wolf Müttern und Vätern bei, was sie machen sollen,<br />

wenn ihr Kind verunfallt.<br />

J<br />

VON K URT V ENNER<br />

unge Mütter, junge Väter, Grosseltern, Babysitter<br />

und Kindergärtnerinnen hören ihr gespannt zu. Das<br />

Thema: «Nothilfe für Kleinkinder». Doris Wolf erklärt,<br />

was sie tun müssen, wenn eintrifft, was niemand hofft:<br />

Dass ihr Kind stürzt, erbricht, die Zähne aufschlägt –<br />

vielleicht in Lebensgefahr ist. «Sie vermittelt uns das so<br />

engagiert und kompetent, als hätte sie selber noch ein<br />

«Erste Hilfe zu leisten, ist für mich zentral»,<br />

sagt Doris Wolf, engagierte Samariterin seit<br />

nahezu 20 Jahren.<br />

redcross.ch 2/2007<br />

© SSB<br />

24_fok<br />

...................................................................................................................................................................<br />

Baby», sagt eine Teilnehmerin. «Ihr Rat führt weit über<br />

die Theorie hinaus.» (vgl. Box)<br />

Oft rufen verängstigte Mütter und Väter an und fragen<br />

die 48-jährige Doris Wolf um Rat. Und sie ist<br />

Expertin. Seit Jahren gibt sie Kurse beim Schweizerischen<br />

Samariterbund (SSB). Beim Samariterverein<br />

Affoltern im Emmental ist sie seit 17 Jahren Mitglied.<br />

Sie bringt Verein und SSB wertvolle Kompetenzen, war<br />

sie doch unter anderem bei der Spitex tätig.<br />

Von ganzem Herzen<br />

Die Mutter eines 20-jährigen Sohnes wuchs im Kanton<br />

Baselland auf und zog um in die hügelige Landschaft<br />

des Emmentals. «Um Zugang zu den etwas verschlossenen<br />

Emmentalerinnen und Emmentalern im Dorf zu<br />

gewinnen, trat ich dem Samariterverein bei. Das hat<br />

sich gelohnt.»<br />

Es war aber bei Weitem nicht nur Berechnung.<br />

Denn die Frau, Abwartin von Beruf, ist von ganzem<br />

Herzen Samariterin. «Erste Hilfe zu leisten ist für mich<br />

zentral. Bei einem Unfall kommt es auf die Samariter<br />

an: Sie leisten zuerst Hilfe. Die Profi-Retter kommen erst<br />

auf den Unfallplatz, wenn wir bereits dort sind.»


Auf Draht: 35’000 aktive Samariterinnen und<br />

Samariter gibt es in der Schweiz.<br />

© Sandra D. Sutter<br />

sVeränderung als Herausforderung<br />

Bis zu sechsmal pro Jahr übt sie mit ihren Vereinskolleginnen<br />

mit der Feuerwehr. Dabei kümmern sie sich<br />

um die – glücklicherweise nicht wirklich – Verletzten.<br />

«Seit wir bei der Feuerwehr mitmachen, kommen wir<br />

bei der Bevölkerung sehr gut an»,<br />

freut sich Doris Wolf.<br />

Der Samariterverein Affoltern<br />

im Emmental zählt 19 aktive Mitglieder.<br />

«Es ist sehr schwierig,<br />

Nachwuchs zu finden. Nicht nur<br />

für Samaritervereine, sondern für Dorfvereine.»<br />

nahezu alle Dorfvereine.» Um weiterhin<br />

genügend Mitglieder zu haben, ist der Verein<br />

aktiv: «Wir werben an Gewerbeausstellungen und<br />

Dorfveranstaltungen um neue Mitglieder.»<br />

Ihr Verein führt jeden Monat Übungen durch und<br />

vermittelt aktuellstes Wissen. Doris Wolf erlebt die<br />

Entwicklung der Ersten Hilfe als positiv. «Sie ist eine<br />

Herausforderung für mich. Ich bin offen für Veränderungen.<br />

Sie bedeuten einen Schritt vorwärts.»<br />

................................<br />

«Es ist sehr schwierig,<br />

Nachwuchs zu finden. Nicht<br />

nur für Samaritervereine,<br />

sondern für nahezu alle<br />

......................................................<br />

SAMARITERKURSE<br />

> FOKUS < 25<br />

> NOTFÄLLE BEI KLEINKINDERN<br />

Kinder nehmen aktiv am Leben teil. Ihr<br />

natürlicher Bewegungsdrang bringt oft<br />

auch Stürze mit sich. Eine Wunde ist nicht<br />

das Einzige, was sich die Kleinen dabei<br />

zuziehen. Im Kurs lernen Menschen, die<br />

mit Kindern zu tun haben, wie sie schnell<br />

und richtig helfen, wenn ein Kleinkind verunfallt<br />

oder erkrankt. Dieses Wissen gibt<br />

Sicherheit und Selbstvertrauen. Für den Besuch<br />

des Kurses «Notfälle bei Kleinkindern»<br />

müssen Interessierte keine Voraussetzungen<br />

erfüllen. Über Kosten und Anmeldung gibt<br />

der lokale Samariterverein Auskunft.<br />

Der Schweizerische Samariterbund (SSB),<br />

Mitglied des <strong>SRK</strong>, umfasst rund 1200 Samaritervereine<br />

mit rund 35’000 Aktivmitgliedern.<br />

Kein Kaffeekränzchen – sondern Lernen mit<br />

Lust und Freude: Doris Wolf vermittelt den Teilnehmerinnen<br />

und Teilnehmern das Rüstzeug für angemessenes<br />

Handeln, wenn ihr Kind einen Unfall hat.<br />

Weitere Informationen:<br />

www.samariter.ch<br />

Informationen zum Kurs:<br />

www.samariter.ch<br />

(Kurse > Notfälle bei Kleinkindern)<br />

redcross.ch 2/2007<br />

© SSB


<strong>Schweizerisches</strong> <strong>Rotes</strong> <strong>Kreuz</strong> redcross.ch 2/2005 2/2007


27_kreuz-wort<br />

Damals in New York<br />

E<br />

VON DAVID D IMITRI<br />

s kommt selten vor, dass ich an einem Abend zu<br />

Hause bin. Wenn das der Fall ist, bin ich meistens<br />

müde, unterhalte mich mit meiner Familie.<br />

Gestern tat ich etwas anderes. Ich holte den<br />

Fernseher aus dem Schrank.<br />

Immer, wenn ich das tue, denke ich an meine erste<br />

Flimmerkiste. Damals in New York. Damals, als ich<br />

achtzehn war und eine Schule für darstellende Künste<br />

besuchte. Von meinem ersten Geld, das ich mit Auftritten<br />

im Zirkus verdiente, kaufte ich mir so ein Ding.<br />

Heute schmunzle ich darüber …<br />

In New York in meinem kleinen Zimmer mit meinem<br />

grossen Fernseher sah ich, wie eine Organisation die<br />

Zuschauer dazu animierte, eine Patenschaft für Kinder<br />

in Südamerika zu übernehmen. Ich war sofort Feuer<br />

und Flamme. Da mache ich mit, die 20 Dollar im<br />

Monat sind mir das wert, sagte ich mir.<br />

Das ist ja schon ein Weilchen her. Inzwischen spende<br />

ich mal hier, mal dort, habe wie viele Menschen das<br />

© Arsène Saheurs<br />

Der 43-jährige Seiltänzer David Dimitri äussert sich als Kolumnist<br />

in «kreuz-wort» zum thematischen Schwerpunkt dieser Nummer:<br />

Patenschaften.<br />

.....................................................................................................................................................................................................................<br />

> KREUZ-WORT < 27<br />

Bedürfnis, andere von meinem Glück profitieren zu lassen.<br />

Wenn ich mir die Nachrichten anschaue, wird mir<br />

vor Augen geführt, dass viele Menschen auf der Welt<br />

leiden. Dann packt mich Wut. Dann möchte ich am<br />

liebsten mein Zelt nach Afrika nehmen, den Menschen<br />

eigenhändig zu essen geben.<br />

Das ist naiv, ich weiss. Ohne Know-how in einer<br />

fremden Kultur in einem ganz anderen Klima. Da ist es<br />

viel besser, das von professionellen Händen machen zu<br />

lassen. Da bleibe ich besser hier, mache das, was ich<br />

wirklich kann.<br />

Aber was tun für die Menschen, denen es schlecht<br />

geht? Doch Pate werden für ein Projekt? Kommt das<br />

Geld wirklich dort an, wo ich es will? Versandet nicht<br />

zu viel in der Administration? Klar, die braucht es, um<br />

sicher zu sein, dass das Geld für das verwendet wird,<br />

wofür es vorgesehen ist. Wenn ein Hilfswerk mit mir<br />

eine Beziehung pflegt, schätze ich das. Das braucht Zeit<br />

und Zeit ist Geld. Ich schätze es ja, geschätzt zu werden.<br />

Den Beifall suche nicht nur ich als Hochseiltänzer, das<br />

Bedürfnis nach Anerkennung soll verbreitet sein …<br />

Aber, höre ich wieder diese andere Stimme, ich<br />

muss mich informieren, um seriös zu entscheiden. Und<br />

entscheide, indem ich nicht entscheide – und es vor<br />

mich hinschiebe.<br />

Alles faule Ausreden, mahnt mich die Stimme.<br />

Ich beschaffe mir diese Informationen. Und dann entscheide<br />

ich.<br />

Vielleicht, vielleicht werde ich wieder Pate. Nein, nein,<br />

sicher nicht aus Nostalgie an die Zeit in New York …<br />

redcross.ch 2/2007

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