Die Wasserzeitschrift der Steiermark 1/2007 - Wasserland Steiermark
Die Wasserzeitschrift der Steiermark 1/2007 - Wasserland Steiermark
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Dr. Johann Fank<br />
JOANNEUM RESEARCH<br />
Joanneum Research<br />
Institut für WasserRessourcenManagement<br />
8010 Graz,<br />
Elisabethstrasse 16<br />
Tel. +43(0)316/876 1393<br />
johann.fank@joanneum.at<br />
1<br />
<strong>Die</strong> Nitratproblematik<br />
im Murtal von Graz bis Radkersburg<br />
aus hydrologischer Sicht<br />
Ende <strong>der</strong> 80er und Anfang <strong>der</strong> 90er Jahre des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts wurden<br />
im Grundwasser des Murtales zwischen Graz und Bad Radkersburg<br />
Nitratwerte gemessen, die über den erlaubten Grenzwerten lagen.<br />
In Zusammenarbeit von Verwaltung, Behörde, Landwirtschaft und Wissenschaft<br />
gelang es, das Grundwasser bis Anfang des 21. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />
zu sanieren. Nach den Trockenjahren 2001 bis 2003 stiegen die Nitratwerte<br />
im Grundwasser des Murtales wie<strong>der</strong> an, sodass aktuell an<br />
einigen Wasserversorgungsbrunnen eine direkte Einspeisung in das<br />
Trinkwasserversorgungsnetz nicht möglich ist. Neben den Auswirkungen<br />
<strong>der</strong> Witterung ist <strong>der</strong> zu intensive Einsatz von Stickstoffdünger<br />
eine <strong>der</strong> Hauptursachen für diese Entwicklung.<br />
<strong>Die</strong> räumliche Verteilung<br />
<strong>der</strong> Nitratkonzentration<br />
im Grundwasser<br />
<strong>Die</strong> Nitratkonzentration im<br />
Grundwasser von seicht liegenden<br />
freien Porengrundwasserleitern<br />
ist nach <strong>der</strong>zeitigem Kenntnisstand<br />
in erster Linie eine Folge<br />
<strong>der</strong> Art und Intensität <strong>der</strong> landwirtschaftlichen<br />
Bewirtschaftung.<br />
Stickstoff aus <strong>der</strong> Düngung wird<br />
über infiltrierende Nie<strong>der</strong>schläge<br />
über das Sickerwasser aus <strong>der</strong><br />
ungesättigten Zone in das Grundwasser<br />
eingetragen und dort über<br />
die Grundwasserströmung verteilt<br />
(Fank et al., 2006). <strong>Die</strong> teilweise<br />
sehr langen Verweilzeiten des Sickerwassers<br />
im Boden und in <strong>der</strong><br />
ungesättigten Zone (mehrere Jahre)<br />
lassen einen direkten Rückschluss<br />
von den Grundwasserqualitätsdaten<br />
auf die agrarische<br />
Nutzungsintensität nur bedingt<br />
und dann in Ausnahmefällen zu.<br />
Zudem wird die Nitratkonzentration<br />
im Grundwasser neben <strong>der</strong><br />
Anreicherung durch Sickerwasser<br />
aus infiltrierenden Nie<strong>der</strong>schlägen<br />
auch durch die Wechselwirkung<br />
des Grundwassers mit<br />
W a s s e r l a n d S t e i e r m a r k 1 / 0 7<br />
Oberflächengewässern gesteuert,<br />
die das Grundwasser beeinflussen<br />
und üblicherweise zu einer<br />
Verdünnung und damit zu einer<br />
Vermin<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Nitratkonzentration<br />
im Grundwasser beitragen.<br />
Betrachtet man die Einzugsgebiete<br />
<strong>der</strong> Wasserversorgungsanlagen<br />
in den Porengrundwassergebieten<br />
des Murtales zwischen<br />
Graz und Bad Radkersburg, so ist<br />
klar erkennbar, dass die Einhaltung<br />
von Trinkwassergrenzwerten<br />
im nativen Grundwasser nur in<br />
jenen Bereichen möglich ist,<br />
l in denen die Erneuerung<br />
des Grundwassers zusätzlich<br />
zur flächenhaften Neubildung<br />
über infiltrierende Nie<strong>der</strong>schläge<br />
auch durch eine<br />
Wechselwirkung des Grundwassers<br />
mit Oberflächengewässern<br />
gesteuert wird (z.B.<br />
Brunnenfeld Haslacher Au im<br />
Leibnitzer Feld),<br />
l die Brunnen im Aubereich situiert<br />
sind, wo große Teile des<br />
Einzugsgebietes durch geringe<br />
Boden- und Überdeckungsmächtigkeiten<br />
sowie durch<br />
Waldbestand gekennzeichnet<br />
sind (z.B. Brunnenfeld Fluttendorf<br />
– Donnersdorf im Unteren<br />
Murtal),<br />
l o<strong>der</strong> eine Reduktion <strong>der</strong><br />
Nährstoffkonzentrationen im<br />
Grundwasser im Zuge <strong>der</strong><br />
Durchströmung von offenen<br />
Wasserflächen erfolgt (z.B.<br />
Brunnenfeld Kaindorf im Leibnitzer<br />
Feld, Brunnenfeld Kalsdorf<br />
im Grazer Feld).<br />
Beson<strong>der</strong>s hohe Nitratkonzentrationen<br />
finden sich im Grundwasser<br />
unter beson<strong>der</strong>s intensiver<br />
ackerbaulicher Bewirtschaftung<br />
(Feldgemüsebaugebiet im westlichen<br />
Grazer Feld) und unter älteren<br />
Terrassen (Rißterrasse bei Jöss<br />
und Wagendorfer Terrasse), auf<br />
denen unter beson<strong>der</strong>s günstigen<br />
ackerbaulichen Standortverhältnissen<br />
eine hohe Produktionsleistung<br />
mit hohen Düngemengen zu<br />
erzielen versucht wird. Zudem ist<br />
gerade unter diesen älteren Ablagerungen<br />
die Sickerwassergeschwindigkeit<br />
bei hohen Grundwasserüberdeckungenabgemin<strong>der</strong>t,<br />
sodass die heute im Grundwasser<br />
gemessenen Werte teil-