News 11 - Deutsches Auswandererhaus Bremerhaven
News 11 - Deutsches Auswandererhaus Bremerhaven
News 11 - Deutsches Auswandererhaus Bremerhaven
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newsAusgAbe nr. <strong>11</strong> Issue no. <strong>11</strong> AprIl 2012<br />
<strong>Deutsches</strong> AuswA n D ererhA us<br />
GermA n e miG r A tion c enter<br />
Was ist neu?<br />
Ein Gespräch mit Dr. Simone Eick<br />
What is new?<br />
Interview with Dr. Simone Eick<br />
Kathedrale des Reisens<br />
Cathedral of Travel<br />
300 Jahre Einwanderung<br />
nach Deutschland<br />
300 Years of Immigration to Germany<br />
1.900 qm<br />
Ausstellung<br />
Neu New<br />
1,900 sq. m.<br />
exhIbItIon<br />
Geschichten, die berühren<br />
Moving Stories
02<br />
© <strong>Deutsches</strong> <strong>Auswandererhaus</strong> <strong>Bremerhaven</strong>, Foto Klaus Frahm<br />
Das Treppenhaus im neuen Ausstellungsgebäude zehn Tage vor der Eröffnung Staircase at the new exhibition building ten days before the opening
Editorial Editorial<br />
�� Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />
in unserer noch jungen Geschichte haben wir stets den Ansporn ge-<br />
habt, mit Offenheit neue Wege zu beschreiten. Bei der Eröffnung 2005<br />
waren wir europaweit das erste Erlebnismuseum zum Thema Auswan-<br />
derung. Nach über sechs erfolgreichen Jahren brechen wir wieder zu<br />
neuen Ufern auf. Künftig zeigen wir auch 300 Jahre Einwanderungsgeschichte.<br />
Wie lebten sich die Deutschen seit 1683 in den USA ein?<br />
Dieser Frage wird auf 800 Quadratmetern neuer Ausstellungsfläche<br />
nachgegangen. Aber wir sind noch einen Schritt weitergegangen: In<br />
unserem rund 1.100 Quadratmeter großen neuen Erweiterungsbau<br />
erzählen wir 300 Jahre Einwanderungsgeschichte nach Deutschland.<br />
Damit sind wir das erste Migrationsmuseum in Europa, das die Geschichte<br />
der Ein- und Auswanderung unter einem Dach vereint.<br />
Für die großzügige Unterstützung dieses Projekts danke ich sehr<br />
herzlich dem Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien,<br />
Bernd Neumann, dem Land Bremen sowie der Stadt <strong>Bremerhaven</strong>. Last<br />
but not least: Auch die private Betreibergesellschaft des Deutschen<br />
<strong>Auswandererhaus</strong>es beteiligt sich mit einer erheblichen Summe an<br />
der Erweiterung. Mein besonderer Dank gilt den Menschen, die uns<br />
ihre Familiengeschichten anvertraut haben.<br />
Ich möchte Sie herzlich dazu einladen, mit uns neue Welten zu<br />
entdecken und wünsche Ihnen viel Vergnügen bei der Lektüre. ��<br />
�� During the short history of the<br />
German Emigration Center it has always<br />
been our incentive to embark on<br />
new paths with openness and candor.<br />
When the museum opened in 2005,<br />
it was the first theme museum in<br />
Europe dedicated to the subject of<br />
emigration. Now, after six successful<br />
years, we are setting off towards new<br />
horizons. In the future we will also<br />
be showing 300 years of immigration<br />
history. How did the Germans feel<br />
living in the United States beginning<br />
in 1683? This question is pursued on<br />
800 square meters of new exhibition<br />
space. But we took the matter one<br />
step further: In the museum’s new<br />
exhibition wing with 1,100 square<br />
meters, we focus on 300 years of immigration<br />
history to Germany. Hence<br />
Dr. Simone Eick<br />
Direktorin und Geschäftsführerin<br />
des Deutschen <strong>Auswandererhaus</strong>es<br />
Dr. Simone Eick<br />
Director and General Manager<br />
of the German Emigration Center<br />
we are the first migration museum<br />
in Europe to show and combine the<br />
history of emigration and immigration<br />
under one roof.<br />
I sincerely thank the Federal Government<br />
Commissioner for Culture<br />
and the Media, Bernd Neumann, the<br />
federal state of Bremen and the city<br />
of <strong>Bremerhaven</strong> for their generous<br />
financial support of this project. Last<br />
but not least: the private operating<br />
company has also contributed a considerable<br />
sum towards the cost of the<br />
extension wing. And I especially wish<br />
to thank the people who entrusted<br />
us with the stories of their families.<br />
I cordially invite you to discover<br />
new worlds with us and hope you<br />
thoroughly enjoy reading this edition<br />
of the news. ��<br />
Inhalt Contents<br />
seiten/pAGes 04, 27, 34<br />
Grußworte zum Erweiterungsbau<br />
Congratulatory Notes on the New Wing<br />
seite/pAGe 06<br />
Was ist neu?<br />
Ein Gespräch mit Dr. Simone Eick<br />
What is new?<br />
Interview with Dr. Simone Eick<br />
seite/pAGe 09<br />
Im Überblick: Neu im<br />
Deutschen <strong>Auswandererhaus</strong><br />
At a Glance: New at the German Emigration Center<br />
seite/pAGe 10<br />
Kathedrale des Reisens<br />
Cathedral of Travel<br />
seite/pAGe 14<br />
300 Jahre Einwanderung nach<br />
Deutschland<br />
300 Years of Immigration to Germany<br />
seite/pAGe 18<br />
Aufbrechen, um anzukommen<br />
Setting Off to New Shores<br />
seite/pAGe 22<br />
Der Blick zurück, der das Heute erklärt<br />
A Look in the Past Explains the Present<br />
seite/pAGe 26<br />
Die Architektur des<br />
Deutschen <strong>Auswandererhaus</strong>es<br />
The Architecture of the German Emigration Center<br />
seite/pAGe 28<br />
Der gelbe Schein<br />
Sonderausstellung im Deutschen <strong>Auswandererhaus</strong><br />
The Yellow Ticket<br />
Special Exhibition at the German Emigration Center<br />
seite/pAGe 32<br />
Buch-Tipp<br />
Book Tip<br />
seite/pAGe 35<br />
Service<br />
news Ausgabe Nr. <strong>11</strong> issue No. <strong>11</strong> April 2012<br />
03
04<br />
© Bundesregierung – Kugler<br />
Grußworte zum Erweiterungsbau Congratulatory Notes on the New Wing<br />
�� Das Konzept und die Thematik des Deutschen <strong>Auswandererhaus</strong>es<br />
begründen seine einzigartige Stellung in der deutschen und europäischen<br />
Museumslandschaft und sein exzellentes internationales Renommee.<br />
Standen bisher die Auswanderungsbewegungen aus Deutschland in den<br />
letzen 300 Jahren im Vordergrund, ermöglicht es der Erweiterungsbau<br />
nun, den inhaltlichen Fokus auch auf die Einwanderung nach Deutsch-<br />
land zu richten. Das Museum in <strong>Bremerhaven</strong> wird damit zu einem Haus<br />
der deutschen Migrationsgeschichte.<br />
Ausschlaggebend für die Förderung des Bundes in Höhe von zwei<br />
Millionen Euro war nicht nur die Qualität der in <strong>Bremerhaven</strong> gelei-<br />
steten Museumsarbeit, sondern auch die Tatsache, dass es sich beim<br />
Deutschen <strong>Auswandererhaus</strong> <strong>Bremerhaven</strong> um eine vorbildliche und<br />
äußerst erfolgreiche private Initiative handelt, die wichtige Impulse für<br />
die kulturelle Weiterentwicklung der Region gibt, zugleich aber weit<br />
über sie hinaus ausstrahlt.<br />
Integration ist eine für die Zukunft unseres Landes wichtige Schlüsselaufgabe.<br />
Das Deutsche <strong>Auswandererhaus</strong> leistet mit der konzeptionellen<br />
Vervollständigung seiner Ausstellung einen wichtigen Beitrag<br />
zum aktuellen Diskurs. Ich wünsche dem Team um Direktorin Dr. Simone<br />
Eick und Initiator Andreas Heller weiterhin viel Erfolg! ��<br />
�� It is a well-known fact that the<br />
German Emigration Center is an outstanding<br />
attraction. This wonderful<br />
museum has long since turned into<br />
an exhibition site that is drawing the<br />
masses and has meanwhile established<br />
a renowned and widely regarded<br />
collection of historical biographies<br />
and the history of the mentality<br />
of German and European emigrants.<br />
How lucky for <strong>Bremerhaven</strong>! Now<br />
the museum has been enlarged to<br />
Staatsminister<br />
Bernd Neumann<br />
Beauftragter der Bundesregierung<br />
für Kultur und Medien<br />
Minister of State Bernd Neumann<br />
Federal Government Commissioner<br />
for Cultural Affairs and the Media<br />
include the highly topical issue of<br />
immigration, using examples to<br />
elaborate on the most important<br />
causes and reasons for migration<br />
to and from Germany in the past<br />
300 years. Congratulations on your<br />
opening! I have no doubt that this<br />
aspect of migration will be every<br />
bit as well received and contribute<br />
to the continued success of this<br />
museum in <strong>Bremerhaven</strong>. ��<br />
Jens Böhrnsen<br />
© Senatspressestelle Bremen<br />
�� The concept and theme of the<br />
German Emigration Center justify<br />
its unique position in the German<br />
and European museum landscape<br />
as well as its outstanding international<br />
reputation. Whereas until now<br />
the museum’s main focus was on<br />
emigration waves from Germany<br />
during the past 300 years the new<br />
museum wing addresses the subject<br />
of immigration to Germany. Hence,<br />
the German Emigration Center in<br />
<strong>Bremerhaven</strong> has now become an<br />
institution for the history of German<br />
migration.<br />
It was not only the quality of<br />
the work carried out by the museum<br />
in <strong>Bremerhaven</strong> that motivated<br />
the government to provide<br />
two million Euro in federal funding<br />
but also the fact that the German<br />
Emigration Center in <strong>Bremerhaven</strong><br />
is the perfect model of an extremely<br />
successful private initiative<br />
generating important impulses for<br />
cultural development in the region<br />
as well as far beyond.<br />
Integration is an issue of great<br />
significance for the future of our<br />
country. With the conceptual completion<br />
of the exhibition the German<br />
Emigration Center has made<br />
an important contribution to the<br />
current debate. My very best wishes<br />
for further success to the museum<br />
team, museum director Dr. Simone<br />
Eick and project initiator Andreas<br />
Heller! �� Bernd Neumann<br />
Bürgermeister<br />
Jens Böhrnsen<br />
Präsident des Senats<br />
der Freien Hansestadt Bremen<br />
Mayor Jens Böhrnsen<br />
President of the Senate of<br />
the Free Hanseatic City of Bremen<br />
�� Dass <strong>Bremerhaven</strong> mit seinem Deutschen <strong>Auswandererhaus</strong> eine<br />
herausragende Attraktion zu bieten hat, ist inzwischen weithin bekannt.<br />
Längst hat sich dieses wunderbare Haus zu einem Publikumsmagneten<br />
entwickelt und inzwischen eine weithin beachtete Sammlung zur Biografie-<br />
und Mentalitätsgeschichte der deutschen und europäischen<br />
Auswanderung aufgebaut. Ein Glücksfall für <strong>Bremerhaven</strong>! Nun ist das<br />
Museum um das ebenso bedeutende wie hochaktuelle Thema „Einwanderung“<br />
erweitert worden und fächert exemplarisch die wichtigsten<br />
Ursachen und Gründe für Migration von und nach Deutschland der<br />
vergangenen 300 Jahre auf. Herzlichen Glückwunsch zu der Eröffnung!<br />
Ich bin mir sicher, dass auch dieses Kapitel großen Zuspruch finden<br />
und zur weiteren Erfolgsgeschichte dieser Einrichtung in <strong>Bremerhaven</strong><br />
beitragen wird. ��
�� Experiencing emigration, tracing<br />
roots, understanding history – all<br />
presented in a manner both vivid<br />
and emotive. An experience that<br />
appeals to the senses, that connects<br />
the past, the present and the future.<br />
These are the characteristics which<br />
have firmly established the German<br />
Emigration Center in the European<br />
museum landscape.<br />
The new exhibition wing will broaden<br />
the facilities for illustrating and<br />
Oberbürgermeister<br />
Melf Grantz<br />
Oberbürgermeister<br />
der Stadt <strong>Bremerhaven</strong><br />
Lord Mayor Melf Grantz<br />
Lord Mayor of the<br />
City of <strong>Bremerhaven</strong><br />
Grußworte zum Erweiterungsbau Congratulatory Notes on the New Wing<br />
presenting these aspects considerably.<br />
Facts that benefit the museum,<br />
the Havenwelten, the city of <strong>Bremerhaven</strong>,<br />
and the federal state of<br />
Bremen. As Senator for Economic<br />
Affairs, Employment and Ports this<br />
development fills me with pride and<br />
happiness, and I wish to thank all<br />
those involved in the development<br />
and completion of the new museum<br />
wing. Congratulations on your opening!<br />
�� Martin Günthner<br />
�� Ich beglückwünsche das Deutsche <strong>Auswandererhaus</strong> zur erfolg-<br />
reichen Eröffnung seines Erweiterungsbaus und gratuliere ganz herzlich<br />
im Namen aller <strong>Bremerhaven</strong>er Bürger! Das Deutsche Auswanderer-<br />
haus ist ein Museum von internationalem Rang, das für die Seestadt<br />
eine ganz besondere Bedeutung besitzt: Auswanderung und Einwanderung<br />
haben die Geschichte unserer Stadt bis heute geprägt. In dem<br />
preisgekrönten Museum am Neuen Hafen wird diese Vergangenheit<br />
lebendig. Mit dem neuen Ausstellungsgebäude wird nun eine Brücke<br />
zwischen historischer und zeitgenössischer Migration geschlagen, die<br />
uns einen ganz neuen Blick auf die aktuellen Debatten um Integration<br />
und Zuwanderung eröffnet.<br />
Das Deutsche <strong>Auswandererhaus</strong> zeigt uns, das ein friedvolles Miteinander<br />
in einer kulturell vielfältigen und weltoffenen Gesellschaft<br />
möglich ist. Gleichzeitig wird aber auch deutlich, wie wichtig es ist, sich<br />
stets aktiv für eine solche Gesellschaft zu engagieren. Ein Besuch des<br />
Deutschen <strong>Auswandererhaus</strong>es wird Sie dafür sicherlich begeistern! ��<br />
© Magistratspressestelle <strong>Bremerhaven</strong><br />
© Der Senator für Wirtschaft, Arbeit und Häfen<br />
�� Auswanderung erleben, Spuren finden, Geschichte verstehen – und<br />
das Ganze anschaulich und emotional präsentiert. Ein die Sinne ansprechendes<br />
Erlebnis, das gestern, heute und morgen miteinander verknüpft:<br />
So hat sich das Deutsche <strong>Auswandererhaus</strong> seinen festen Standort in der<br />
europäischen Museumslandschaft geschaffen.<br />
Mit dem Erweiterungsbau werden die Darstellungsmöglichkeiten<br />
noch breiter aufgefächert. Das ist gut für das Museum. Das ist gut für<br />
die Havenwelten. Das ist gut für <strong>Bremerhaven</strong>. Das ist gut für das Land<br />
Bremen. Als Senator für Wirtschaft, Arbeit und Häfen freue ich mich<br />
über diese Entwicklung. Und sage allen am Erweiterungsbau Beteiligten<br />
meinen herzlichen Dank. Herzlichen Glückwunsch zur Eröffnung! ��<br />
�� Congratulations to the German<br />
Emigration Center on the successful<br />
opening of its new wing and congratulations<br />
on behalf of all the citizens of<br />
<strong>Bremerhaven</strong>! The German Emigration<br />
Center is a museum of international<br />
rank with a very special meaning for<br />
the seaside city of <strong>Bremerhaven</strong>:<br />
emigration and immigration have<br />
shaped the history of our city up<br />
through today. This past history is<br />
brought alive in the award-winning<br />
museum at Neuer Hafen. The new<br />
exhibition wing acts as a bridge con-<br />
Senator<br />
Martin Günthner<br />
Senator für Wirtschaft, Arbeit und<br />
Häfen der Freien Hansestadt Bremen<br />
Senator Martin Günthner<br />
Senator for Economic Affairs, Employment and<br />
Ports of the Free Hanseatic City of Bremen<br />
necting historic and contemporary<br />
migration and shedding an entirely<br />
new light on the current integration<br />
and immigration debate.<br />
The German Emigration Center<br />
illustrates that peaceful coexistence<br />
is possible in a culturally diverse and<br />
open society. At the same time, however,<br />
it emphasizes the importance<br />
of the constant, active commitment<br />
needed to create and maintain such<br />
a society. A visit to the German Emigration<br />
Center is certain to motivate<br />
you in this direction! �� Melf Grantz<br />
news Ausgabe Nr. <strong>11</strong> issue No. <strong>11</strong> April 2012 05
06<br />
© Leihgabe Recep Keskin<br />
From now on, visitors to the German Emigration Center will<br />
not only be able to experience emigration, but immigration<br />
as well. The German Emigration Center is the first museum<br />
in Germany to present both exciting aspects of the migration<br />
subject in an informative way. Ilka Seer speaks to Museum<br />
Director Dr. Simone Eick about the concept and goals of the<br />
new permanent exhibition.<br />
Ms. Eick, after six years of success, the German Emigration<br />
Center has been enlarged and now features not only the story<br />
of those Germans who, for greatly varying reasons, emigrated<br />
to the New World in search of a new existence, but also focuses<br />
on the story of immigrants to Germany. Tell us why.<br />
At the time the German Emigration Center was planned it<br />
was evident that emigration and immigration are inseparably<br />
linked, however, in 2001, when plans for the museum were<br />
being discussed, immigration to Germany was a topic that<br />
was reduced to statistics only and focusing basically on one<br />
question: How many immigrants can Germany absorb? Times<br />
have changed. Integration has in the meantime become the<br />
subject of hot, emotional debate. This museum aims at being<br />
Was ist neu?<br />
What is new?<br />
Im Deutschen <strong>Auswandererhaus</strong> wandern die Besucher ab sofort nicht mehr nur<br />
aus, sondern auch ein. Damit werden erstmalig in einem Museum in Deutschland<br />
beide Seiten der „Medaille“ Migration ebenso erlebnisreich wie informativ präsentiert.<br />
Im Gespräch mit Ilka Seer erläutert Museumsdirektorin Dr. Simone Eick das<br />
Konzept und die Ziele der neuen Dauerausstellung.<br />
Frau Eick, nach sechs erfolgreichen Jahren haben Sie das Deutsche <strong>Auswandererhaus</strong><br />
erweitert. Sie erzählen nicht nur die Geschichte der Deutschen weiter, die aus ganz unterschiedlichen<br />
Gründen in der Neuen Welt ein neues Zuhause suchten, sondern widmen<br />
sich ab sofort auch der Einwanderungsgeschichte nach Deutschland. Warum?<br />
Schon als das Deutsche <strong>Auswandererhaus</strong> geplant wurde, war klar, dass Aus- und<br />
Einwanderung untrennbar miteinander verbunden sind. Zu dieser Zeit allerdings,<br />
2001, beschränkten sich die Debatten rund um das Thema Einwanderung nach<br />
Deutschland auf Zahlen: Wie viele Zuwanderer kann Deutschland verkraften? Das<br />
hat sich geändert. Inzwischen erleben und führen wir heftige, emotionale Integrationsdebatten.<br />
Wir möchten ein Ort sein, an dem man sich sachlich informieren<br />
kann und gleichzeitig einen persönlichen Zugang findet.
Ausschnitt einer Einbürgerungsurkunde<br />
von 2002.<br />
Detail of a naturalization certificate, 2002.<br />
a center of objective information and a place for personally<br />
accessing the subject of migration.<br />
How does the museum bring this across?<br />
In the main building three exhibition rooms were combined and<br />
an entirely new presentation created, reproducing replicas of<br />
fragments of the world’s largest train station – Grand Central<br />
Terminal in the heart of New York. Grand Central Terminal is a<br />
place of arrivals and departures. However, to present the history<br />
of immigration to Germany visitors will be transported<br />
back to the year 1973, the year of the recruitment stop, and<br />
to a shopping mall where they will trace roots: memorabilia<br />
from the families of the immigrants, displayed in the 1973 store<br />
windows as common, everyday articles at first glance. But a<br />
closer look will reveal the stories of the immigrants’ families.<br />
What is the intention?<br />
To create a comparability between the immigration behavior<br />
of German emigrants to the New World and immigrants to<br />
Germany.<br />
How has the museum connected emigration to the New<br />
World and immigration to the “Old” World, in this case Germany?<br />
By, in fact, using a bridge. After experiencing how a German<br />
emigrant establishes a new existence abroad visitors cross a<br />
bridge connecting the old building to the new wing, thereby<br />
changing their perspective from one of emigration from Germany<br />
to one of immigration to Germany. From this moment<br />
on, they no longer follow the path of one of 18 emigrants but<br />
that of an immigrant who is leading them back to Germany.<br />
Fifteen biographies from 15 different groups of immigrants<br />
recount 300 years of immigration history to Germany.<br />
What group of immigrants does the story begin with?<br />
It begins with the Huguenots in the 17th century, then highlights<br />
several groups, ranging from the Ruhrpolen (Ruhr Poles)<br />
and the Tödden (traveling merchants from North Rhine-Westphalia)<br />
to the Civil War Refugees in the Federal Republic of<br />
Germany. The stories are not restricted to the protagonists<br />
alone, but also feature the stories of their children, grandchildren<br />
and great-grandchildren. Thus visitors learn what<br />
families have preserved in the course of migration and what<br />
especially shaped them. Altogether, the histories of the 33<br />
migrating families tell stories of treasured memories and<br />
gladly forgotten events, of success and loss …<br />
… and probably stirring up memories of the museum visitor’s<br />
own family. Is that the idea?<br />
Yes. Our goal is to project a new view of one’s own roots. We<br />
want to show how normal migration in Germany is. Given its<br />
location in the center of Europe and its neighboring countries<br />
on all sides, Germany has always been a transit country and a<br />
very diversified country of immigration. For centuries Germany<br />
consisted of dozens of individual states and was often the<br />
scene of battles, often leading to shifts in national boundaries.<br />
Gespräch Interview<br />
Wie schafft man das museal?<br />
In unserem Haupthaus haben wir drei Ausstellungsräume zu einem zusammengelegt<br />
und eine komplett neue Inszenierung geschaffen – und dafür Versatzstücke des<br />
größten Bahnhofs der Welt nachgebaut: Grand Central Terminal im Herzen New<br />
Yorks. Er ist ein Ort des Ankommens und des Aufbrechens zugleich. Um wiederum<br />
die Geschichte der Einwanderung nach Deutschland zu zeigen, werden wir unsere<br />
Besucher ins Jahr 1973 versetzen, das Jahr des Anwerbestopps. In einer Ladenpassage<br />
gehen sie auf Spurensuche: Erinnerungsobjekte von Einwandererfamilien, die auf<br />
den ersten Blick wie Alltagsgegenstände in einer Verkaufsauslage von 1973 ausliegen,<br />
erzählen auf den zweiten Blick die Einwanderergeschichte dieser Familien.<br />
Und das Ziel ist?<br />
Eine Vergleichbarkeit herzustellen zwischen dem Einwanderungsverhalten der<br />
deutschen Auswanderer in der Neuen Welt und der Zuwanderer in Deutschland.<br />
Wie schaffen Sie den Brückenschlag von der Auswanderung in die Neue Welt zur<br />
Einwanderung in die Alte Welt, nach Deutschland?<br />
Tatsächlich über eine Brücke. Nachdem unsere Besucher erfahren haben, wie sich<br />
die deutschen Auswanderer in Übersee etabliert haben, verlassen sie das Gebäude<br />
über eine Brücke und betreten den Erweiterungsbau. Währenddessen vollziehen sie<br />
einen Perspektivwechsel: Sie begleiten ab diesem Moment nicht mehr einen der 18<br />
Auswanderer, sondern jetzt einen der Einwanderer, der sie zurück nach Deutschland<br />
führt. Anhand von 15 Biographien aus 15 Einwanderergruppen erzählen wir 300 Jahre<br />
Einwanderungsgeschichte nach Deutschland.<br />
Mit welcher Einwanderergruppe beginnt Ihre Geschichte?<br />
Wir beginnen mit den Hugenotten im 17. Jahrhundert und beleuchten über die<br />
Ruhrpolen und Tödden verschiedene Gruppen bis hin zu jugoslawischen Bürgerkriegsflüchtlingen<br />
in der Bundesrepublik Deutschland. Unsere Besucher lernen jedoch<br />
nicht nur die Geschichten der jeweiligen Protagonisten kennen, sondern immer<br />
auch die von deren Kindern, Enkeln und Urenkeln. Dabei erfahren sie zum Beispiel,<br />
was die Familien aus ihrer Wandergeschichte aufbewahrt haben und was sie<br />
besonders prägt. Die insgesamt 33 Familiengeschichten der Aus- und Einwanderer<br />
erzählen von Erinnerungsschätzen und -bürden, Erfolgen und Verlusten …<br />
... und wecken wahrscheinlich bei den Besuchern Erinnerungen an die eigene Familiengeschichte.<br />
Ist es das, was Sie verfolgen?<br />
Ja. Unser Ziel ist es, einen neuen Blick auf die eigenen Wurzeln zu ermöglichen.<br />
Wir möchten gerne zeigen, wie normal Migration in Deutschland ist. Da Deutschland<br />
aufgrund seiner Lage mitten in Europa von zahlreichen Ländern umgeben ist,<br />
war es immer schon ein Transitland und ein besonderes, vielfältiges Einwanderungsland.<br />
Jahrhundertelang bestand es aus dutzenden Einzelstaaten und war häufig<br />
kriegstreibende Kraft, die zahlreiche Grenzverschiebungen auslöste.<br />
news Ausgabe Nr. <strong>11</strong> issue No. <strong>11</strong> April 2012<br />
07
08<br />
That surely has consequences.<br />
Indeed it does. A person coming to Germany from a neighboring<br />
European country or from Asia or Africa counts as<br />
an immigrant but so did anyone who, prior to 1871, moved<br />
from Hesse to Bavaria, for example. In addition, shifting<br />
state boundaries forced people to change their nationality<br />
at least once or twice. The refugees and displaced persons<br />
from the former eastern territories of the German Reich, and<br />
the ethnic Germans from Romania, Hungary and Czechoslovakia<br />
were de facto immigrants to Federal Republic and<br />
East Germany after the Second World War. The Volga Germans<br />
seemed like immigrants although legally they were on<br />
a par with German citizens.<br />
So the German Emigration Center shows that Germany is<br />
a country of emigration as well as one of immigration, as over<br />
seven million people emigrated to the New World from <strong>Bremerhaven</strong><br />
alone.<br />
Throughout its history, a reform-resistant, nationalistic, or<br />
bellicose Germany saw as many people emigrate as the Germany<br />
shaped by democracy, economic growth and a social<br />
economy saw immigrate. For more than a century, Germany<br />
has been a country of emigration and immigration, sometimes<br />
both at once. And that is exactly what we wish to present. �<br />
Gespräch Interview<br />
Das hat sicherlich Folgen.<br />
In der Tat – denn nicht nur gilt jemand, der aus einem europäischen Nachbarland,<br />
Asien oder Afrika nach Deutschland kommt, als Einwanderer, sondern galt zum<br />
Beispiel auch jemand, der vor 1871 von Hessen nach Bayern ging. Hinzu kommen<br />
die Menschen die aufgrund von Grenzverschiebungen gezwungenermaßen ihre<br />
Staatsangehörigkeiten ein- oder zweimal wechseln mussten. Auch die Flüchtlinge<br />
und Vertriebenen aus den ehemaligen Ostgebieten sowie die Deutschstämmigen<br />
aus Rumänien, Ungarn und der Tschechoslowakei stellen nach dem Zweiten Weltkrieg<br />
für die Bundesrepublik und die DDR de facto Einwanderer dar. Und wie Einwanderer<br />
wirkten auch die so genannten Russlanddeutschen, obwohl sie juristisch<br />
den Bundesbürgern gleichgestellt waren.<br />
Das Deutsche <strong>Auswandererhaus</strong> zeigt uns also, dass Deutschland genauso ein Einwanderungsland<br />
wie ein Auswanderungsland ist, denn alleine über <strong>Bremerhaven</strong> sind mehr<br />
als sieben Millionen Menschen nach Übersee emigriert.<br />
Die reformschwache, nationalistische, kriegsträchtige Seite der deutschen Geschichte<br />
hat ebenso viele Menschen abwandern lassen wie die von Demokratie,<br />
Wirtschaftswachstum und der sozialen Marktwirtschaft geprägte Seite angezogen<br />
hat. Das Land ist seit über hundert Jahren Ein- und Auswanderungsland, oft sogar<br />
beides gleichzeitig. Und genau das möchten wir zeigen. �<br />
Letzte Handgriffe im „Roxy Kino“ zehn Tage vor der Eröffnung Last detail work at the “Roxy Cinema” ten days before the opening<br />
© <strong>Deutsches</strong> <strong>Auswandererhaus</strong> <strong>Bremerhaven</strong>, Klaus Frahm
Im Überblick: Neu im<br />
Deutschen <strong>Auswandererhaus</strong><br />
At a Glance: New at the German Emigration Center<br />
Der Museumsrundgang des Deutschen <strong>Auswandererhaus</strong>es wird erweitert<br />
The Tour through the German Emigration Center is extended<br />
1. hiStory of eMigrAtioN<br />
Whereas until now visitors ended their journey back in time<br />
through the staged and reconstructed rooms at the Ellis Island<br />
Receiving Station in New York, the journey now continues.<br />
The new room “Office of the New World” is dedicated to the<br />
question: what did immigrants and the countries of immigration<br />
know about one another? Against the backdrop of a train<br />
station as a place of transit, the new staged and reconstructed<br />
room “Grand Central Terminal” shows the history of German<br />
immigrants in the U.S.A.<br />
2. the Bridge<br />
The new bridge connects the history of emigration with the<br />
history of immigration.<br />
3. hiStory of iMMigrAtioN iN the New exteNSioN<br />
On the first floor of the new building a mall with several stores<br />
in the Federal Republic of Germany from 1973 has been reconstructed.<br />
Visitors trace the roots of immigrants: the shop<br />
windows display common, everyday objects together with the<br />
memorabilia of immigrant families, illustrating the stories of<br />
15 immigration groups that came to Germany in the last 300<br />
years. On the ground floor general information on immigration<br />
to Germany between 1685 and today can be found as<br />
well as the family research and the new “Roxy Cinema.” �<br />
Ostansicht des Deutschen <strong>Auswandererhaus</strong>es<br />
nach der Erweiterung und<br />
schematischer Ausstellungsrundgang.<br />
View from the East of the extended German<br />
Emigration Center and diagrammatic exhibition tour.<br />
Überfahrt<br />
The Crossing<br />
Galerie der<br />
7 Millionen<br />
Gallery of the<br />
7 Million<br />
An der Kaje<br />
On the Wharf<br />
Gang nach New York<br />
The Way to New York<br />
Ellis Island<br />
Wartehalle<br />
Waiting Hall<br />
Office of the<br />
New World<br />
Restaurant<br />
1. AuSwANderuNgSgeSchichte<br />
Endete die Zeitreise durch inszenierte historische Räume bisher für die Besucher<br />
auf „Ellis Island“, der Einwandererstation New Yorks, geht es nun weiter. Der neue<br />
Raum „Office of the New World“ widmet sich der Frage: Was wussten Einwanderer<br />
und Einwandererländer voneinander? Die große neue Inszenierung „Grand Central<br />
Terminal“ nutzt den Bahnhof als Hintergrund um dort an einem Ort des Transits,<br />
die Geschichte der deutschen Einwanderer in den USA zu zeigen.<br />
2. Brücke<br />
Die neue Brücke verbindet Aus- und Einwanderungsgeschichte.<br />
3. eiNwANderuNgSgeSchichte iM NeueN erweiteruNgSBAu<br />
Im Obergeschoss des neuen Gebäudes wird eine Ladenpassage mit verschiedenen<br />
Geschäften in der Bundesrepublik im Jahr 1973 inszeniert. Dort gehen die Besucher<br />
auf Spurensuche: In den Auslagen der Geschäfte liegen neben Alltagsgegenständen<br />
Memorabilien von Einwandererfamilien, die die Geschichte von 15 Einwanderergruppen<br />
erzählen, die in den letzten 300 Jahren nach Deutschland kamen. Im Untergeschoss<br />
gibt es neben allgemeinen Informationen zur Einwanderung nach Deutschland<br />
zwischen 1685 und heute die Familienrecherche und das neue „Roxy-Kino“. �<br />
Grand Central<br />
Terminal<br />
Shop<br />
Die neue Reise beginnt!<br />
The new journey begins!<br />
BRÜCKE<br />
BRI DGE<br />
Familienforschung<br />
Family Research<br />
Kiosk<br />
Roxy Kino<br />
Roxy Cinema<br />
Frisörsalon<br />
Hairdresser<br />
Kaufhaus<br />
Department Store<br />
Antiquariat<br />
Vintage Book Shop<br />
AUSWANDERUNG / EMIGRATION EINWANDERUNG / IMMIGRATION<br />
FOYER<br />
Reisebüro<br />
Travel Agency<br />
Fotoladen<br />
Camera Store<br />
news Ausgabe Nr. <strong>11</strong> issue No. <strong>11</strong> April 2012<br />
09
10<br />
© <strong>Deutsches</strong> <strong>Auswandererhaus</strong> <strong>Bremerhaven</strong>, Foto Klaus Frahm<br />
Empore im Ausstellungsraum „Grand Central Terminal“, zehn Tage vor der Eröffnung Gallery at the exhibition room „Grand Central Terminal“, ten days before the opening<br />
Kathedrale des Reisens<br />
Cathedral of Travel<br />
Im Herzen der Weltmetropole New York steht der Grand Central Terminal. Von diesem<br />
Verkehrsknotenpunkt aus sind zahlreiche Auswanderer ins Landesinnere weitergereist,<br />
wo sie sich endgültig niederließen. Der 800 Quadratmeter große neue Ausstellungsraum<br />
im Deutschen <strong>Auswandererhaus</strong> versetzt die Besucher mitten hinein in „Grand Central<br />
Terminal“, einen der schönsten Bahnhöfe der Welt. �<br />
In the heart of the world metropolis New York is Grand Central Terminal. From this transportation<br />
hub large numbers of immigrants journeyed farther inland where they ultimately<br />
settled. The new 800 square meter exhibition wing at the German Emigration Center<br />
transports the visitor to one of the world’s most beautiful train stations: Grand Central<br />
Terminal. �
© New York Transit Museum<br />
From the gallery a marble staircase leads down to the Main<br />
Concourse with the richly ornamented ticket booths on the<br />
left and the Waiting Room’s finely turned wooden benches<br />
on the left. The wealth of design and history make it a perfect<br />
place for telling the story of German immigrants to the<br />
New World between 1683 and 1974. The story of their dreams<br />
and achievements, but also the story of the downsides of life<br />
in the New World – the harsh realities of everyday life, the<br />
conflicts between Americans and Native Americans, the disappointments<br />
and failures. The train station as a backdrop for<br />
transition: the scene of arrival, whatever its nature may be.<br />
New York celebrated the opening of the magnificent Grand<br />
Central Terminal on 2 February 1913. “Gateway to a Continent”<br />
were the words a promotional leaflet used to describe<br />
the terminal on the corner of 42nd Street and Park Avenue<br />
with its 57 tracks. From here millions of immigrants took the<br />
New York Central Railroad bound for Chicago. The booming<br />
industrial city on Lake Michigan not only had plenty of jobs to<br />
offer, but was also convenient for continuing onto the Midwest<br />
or, still farther, to California. By the same token, hundreds of<br />
thousands of Americans arrived at or departed from Grand<br />
Central Terminal every day – Americans with European, African<br />
or Asian roots, the rich and the poor, the religious and<br />
the non-religious, the young and the old – a number totaling<br />
over 40 million in 1921, over 53 million eight years later, and,<br />
finally, by 1947 over 65 million. The rapid settlement of the<br />
U.S.A. in the 19th century was made possible by the railroad.<br />
The steam trains first operated along the East Coast during<br />
the 1830s, with connections to the Midwest following later.<br />
Once the American Civil War was over in 1865, the railroad,<br />
or “iron steeds,” as the Indians called the trains, stretched<br />
across the huge expanse of America from the Atlantic to the<br />
Pacific, from Canada to Mexico.<br />
Visitors to the German Emigration Center will step up to the<br />
ticket booths with their bronze adornments just like the travelers<br />
do. Exact copies of eight of the 26 booths in Grand Central<br />
Terminal were reproduced for the new exhibition rooms,<br />
each containing cabinets displaying photos, documents and<br />
memorabilia of a German immigrant family. An audio station<br />
relates how emigrants felt as immigrants in their country of<br />
arrival, their new home, and what became or has become of<br />
their descendants. Their migratory life is preserved in photos<br />
and documents and treasured as a keepsake.<br />
Neu im Deutschen <strong>Auswandererhaus</strong> New at the German Emigration Center<br />
Grand Central Terminal,<br />
New York, 1925.<br />
Von einer Empore führt der Weg die Marmortreppe hinunter. Dort liegen rechts<br />
die reich verzierten Fahrkartenschalter und links ein Wartesaal mit feingedrechselten<br />
Holzbänken. An diesem Ort voller Reichtum wird die Geschichte der deutschen<br />
Einwanderer in der Neuen Welt von 1683 bis 1974 erzählt. Es ist der Ort, der<br />
von ihren Träumen und Erfolgen erzählt. Es ist aber auch ein Ort, an dem über die<br />
Schattenseiten – die Härten des Alltags, die Konflikte mit Amerikanern und Ureinwohnern,<br />
das Scheitern – gesprochen werden muss. Der Bahnhof als Hintergrund<br />
für einen Ort des Transits: dem wie auch immer gearteten Ankommen.<br />
Am 2. Februar 1913 feierte New York die Eröffnung des prächtigen Grand Central<br />
Terminal. „Das Tor zum amerikanischen Kontinent“ nannte eine Werbebroschüre<br />
den Bahnhof mit seinen 57 Gleisen in der 42. Straße, Ecke Park Avenue. Von hier<br />
fuhren Millionen Einwanderer mit der „New York Central“-Eisenbahn nach Chicago.<br />
Die boomende Industriestadt bot nicht nur viele Jobs. Sie lag am Lake Michigan auch<br />
günstig für die Weiterreise in den Mittleren Westen oder Richtung Kalifornien. Im<br />
Grand Central Terminal kamen aber auch täglich hunderttausende Amerikaner an<br />
oder fuhren ab – sie hatten europäische, afrikanische und asiatische Wurzeln, es<br />
waren Arme und Reiche, Gläubige und Ungläubige, Junge und Alte. 1921 zählte man<br />
über 40, acht Jahre später bereits über 53 und 1947 schließlich über 65 Millionen<br />
Reisende. Die Eisenbahn ermöglichte die schnelle Besiedlung der USA im 19. Jahrhundert.<br />
Dampflokomotiven erschlossen seit den 1830er Jahren erst die Ostküste,<br />
dann den Mittlere Westen. Nach dem Ende des Amerikanischen Bürgerkriegs<br />
1865 eroberte das „Eiserne Ross“, wie die indianischen Ureinwohner die Eisenbahn<br />
nannten, das riesige Land vom Atlantik bis zum Pazifik, von der kanadischen bis zur<br />
mexikanischen Grenze.<br />
So wie die Reisenden treten nun auch die Besucher des Deutschen <strong>Auswandererhaus</strong>es<br />
an die Fahrkartenschalter mit ihren bronzenen Verzierungen. Acht der<br />
26 Schalter im Grand Central Terminal sind Eins-zu-eins im neuen Ausstellungsraum<br />
nachgebaut. In den Schaltern befinden sich Vitrinen; in jeder einzelnen Fotos,<br />
Dokumente und Erinnerungsstücke von einer deutschen Einwandererfamilie. Hier<br />
erfährt der Besucher an einer Hörstation wie es den Auswanderern als Einwanderer<br />
in der neuen Heimat erging. Und was aus ihren Nachfahren geworden ist. Er<br />
sieht, was aus ihrem Wanderleben in Fotos und Dokumenten festgehalten und als<br />
Erinnerungsstück aufbewahrt wurde.<br />
In den meisten neu gegründeten US-Bundesstaaten kämpften US-amerikanische<br />
Truppen zunächst die indianischen Ureinwohner nieder, bevor die europäischen<br />
Siedler dort in großer Zahl eintrafen. So stieg beispielsweise die Einwohnerzahl<br />
des 1818 gegründeten Illinois erst stark an, nachdem 1832 die dort lebenden<br />
news Ausgabe Nr. <strong>11</strong> issue No. <strong>11</strong> April 2012<br />
<strong>11</strong>
12<br />
In most of the newly founded states U.S. Army troops overpowered<br />
the Indians, the Native Americans, before larger<br />
numbers of European settlers were able to move in. The state<br />
of Illinois, founded in 1818, did not register a significant rise<br />
in population until after 1832 when the Sac Indians had been<br />
defeated. In Illinois particularly as well as in other Midwestern<br />
states, close to one million German farmers settled between<br />
1830 and 1870. One of the three dioramas in the Waiting<br />
Room of the new exhibition rooms gives a precise picture of<br />
how these German farmers lived. A second diorama shows<br />
German workers in the “huge, greasy meatpacking plants”<br />
of Chicago “that smelled like the craters of hell.” That is how<br />
author Upton Sinclair described the meatpacking industry in<br />
his bestselling novel The Jungle. A third diorama portrays the<br />
period after the First World War and German immigrants who<br />
opened their own “delis” or delicatessen shops. �<br />
© Chicago History in Postcards<br />
© Promo<br />
Das Innere eines Schlachthauses der Schwarzschild<br />
& Sulzberger Company. Das von dem deutschen<br />
Einwanderer Ferdinand Sulzberger mitbegründete<br />
Unternehmen eröffnete im Jahr 1900 in Chicago<br />
eine der effektivsten Fleischproduktionsstätten in<br />
Nordamerika.<br />
Inside the meatpacking company Schwarzschild<br />
& Sulzberger Company. The company, co-founded<br />
by German immigrant Ferdinand Sulzberger,<br />
opened in Chicago in 1900 and was one of the<br />
most efficient meatpackers in North America.<br />
Ein irischer Einwanderer im Whiskeyfass und ein<br />
deutscher Einwanderer im Bierfass stehlen eine Wahlurne,<br />
Karikatur um 1850.<br />
An Irish immigrant in a whiskey barrel and a<br />
German immigrant in a beer barrel steal a ballot box,<br />
cartoon around 1850.<br />
Sauk-Indianer besiegt worden waren. Gerade in Illinois und den anderen Staaten<br />
des so genannten Mittleren Westens, siedelten in der Zeit zwischen 1830 und 1870<br />
rund eine Million Deutsche als Farmer. Wie genau das Leben eines deutschen<br />
Farmers aussah, kann der Besucher an einem der drei Dioramen erfahren, die im<br />
„Wartesaal“ des neuen Ausstellungsraumes stehen. Im zweiten Diorama sieht man<br />
deutsche Arbeiter in den „riesigen, schmierigen Fleischfabriken“ Chicagos, in denen<br />
„es riecht, wie im Höllenkrater“. So jedenfalls beschrieb der Schriftsteller Upton<br />
Sinclair in seinem Weltbestseller „Der Dschungel“ die Schlachthöfe. Ein drittes Diorama<br />
widmet sich der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg. Es zeigt Deutsche, die sich<br />
mit einem Delikatessengeschäft, kurz „Deli“, in New York selbstständig machten. �<br />
Den 19-jährigen Hinrich Carstensen zieht es 1953<br />
von der Nordfriesischen Insel Föhr in die Neue Welt.<br />
1959 entschließt er sich zum Kauf eines eigenen<br />
Delis in New York.<br />
In 1953, Hinrich Carstensen, age 19, decides to leave<br />
his native Föhr, a North Frisian island, and set out for<br />
New York. In 1959 he buys his own deli in New York.<br />
© Sammlung <strong>Deutsches</strong> <strong>Auswandererhaus</strong>, Schenkung Inge und Hinrich Carstensen
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news Ausgabe Nr. <strong>11</strong> issue No. <strong>11</strong> April 2012 13
14<br />
© Bundeszentrale für Politische Bildung<br />
300 Jahre Einwanderung<br />
nach Deutschland<br />
300 Years of Immigration to Germany<br />
Rund 46 Millionen Menschen sind allein zwischen 1945 und 2010 über deutsche<br />
Grenzen eingereist – mit der Absicht hier zu arbeiten oder zu leben. Davon sind<br />
über 25 Millionen wieder in ihre Heimatländer zurückgekehrt. Etwa 21 Millionen<br />
sind geblieben: Die meisten wohl für immer. �<br />
Close to 46 million immigrants entered the Federal Republic of Germany between<br />
1945 and 2010: to work or to live here, 25 million of whom have since returned<br />
to their home countries. Roughly 21 million stayed, the majority of them probably<br />
for good. �
Fernschreiben an die Bundesanstalt für Arbeit<br />
vom 23. November 1973.<br />
Telex to the Federal Employment Agency<br />
on 23 November 1973.<br />
How many people immigrated to Germany in the last 300 years<br />
is not known. They came as migrant or seasonal workers from<br />
one German state to another in the 18th and 19th centuries;<br />
as refugees or displaced persons from former eastern territories<br />
of the German Reich; as repatriates of German origin<br />
from Russia; or as migrant workers from other European, as<br />
well as Asian or African countries. Some families have been<br />
living in Germany for many generations now.<br />
1973 marks the turning point in German immigration policy<br />
with the Federal Republic enacting a recruitment stop on November<br />
23, 1973. German industry could not have functioned<br />
in the 1880s without foreign labor, now, however, it is in a<br />
position to maintain production with the available domestic<br />
workforce. As a result, Germany changes its immigration policy:<br />
family unification and persons seeking asylum are the<br />
only two remaining immigration possibilities. Repatriates of<br />
German origin from Eastern Europe, who because of their<br />
German ancestry received German citizenship in accordance<br />
with the Federal Expellees Act of 1953, may continue to resettle<br />
in Germany. Even after the recruitment stop no real<br />
effort is made towards an active integration policy. When in<br />
1989 the East Bloc dissolved the number of repatriates from<br />
Russia and refugees from war-torn Yugoslavia rises. At the<br />
same time, after German reunification millions of East Germans<br />
slide into unemployment and in 1992/93 the country<br />
experiences the first pogroms since the Second World War.<br />
Three people burn to death in Solingen.<br />
Neu im Deutschen <strong>Auswandererhaus</strong> New at the German Emigration Center<br />
Wieviele Menschen genau in den letzten 300 Jahren nach Deutschland eingewandert<br />
sind, ist unbekannt. Sie kamen als Wander- und Saisonarbeiter im 18. und<br />
19. Jahrhundert von einem deutschen Land ins andere. Als Flüchtling oder Vertriebener<br />
aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten, als Spätaussiedler aus Russland.<br />
Oder als Arbeitswanderer aus einem europäischen, asiatischen oder afrikanischen<br />
Land. Von vielen leben bereits mehrere Generationen in Deutschland.<br />
Das Jahr 1973 steht für eine Wende in der deutschen Einwanderungspolitik. Am<br />
23. November 1973 verhängt die Bundesrepublik Deutschland den Anwerbestopp.<br />
Die deutsche Industrie, die seit den 1880er Jahren ohne ausländische Arbeitskräfte<br />
nicht hätte arbeiten können, kann ihre Produktion nun mit den inländischen Arbeitnehmern<br />
am Laufen halten. Deutschland stellt seine Einwanderungspolitik um:<br />
Familiennachzug und Asylsuche sind nun noch die einzigen bestehenden Einwanderungsmöglichkeiten.<br />
Außerdem können weiterhin die Aussiedler aus Osteuropa<br />
einreisen, die wegen ihrer deutschen Vorfahren nach dem Bundesvertriebenengesetz<br />
von 1953 gleich die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten. Auch nach dem Anwerbestopp<br />
kommt es zu keiner aktiven Integrationspolitik. Als sich der Ostblock<br />
1989 auflöste, stieg die Zahl der Aussiedler aus Russland und die Zahl der Flüchtlinge<br />
aus dem vom Krieg zerrissenen Jugoslawien. Gleichzeitig rutschten Millionen<br />
Ostdeutsche nach der Wiedervereinigung in die Arbeitslosigkeit. 1992/93 kam es<br />
zu den ersten Pogromen in Deutschland seit dem Zweiten Weltkrieg. In Solingen<br />
werden drei Menschen verbrannt.<br />
Der Wandkalender zeigt der türkischen<br />
Einwanderin Serife Seyitler<br />
täglich nicht nur Datum und<br />
Wochentag an, sondern auch die<br />
Gebetszeiten für <strong>Bremerhaven</strong>.<br />
In addition to the date and day of<br />
the week the wall calendar shows<br />
Turkish immigrant Serife Seyitler the<br />
prayer hours for <strong>Bremerhaven</strong>.<br />
© Sammlung <strong>Deutsches</strong> <strong>Auswandererhaus</strong>, Schenkung Aygül Ba˘gcı / Foto: Stefan Volk<br />
news Ausgabe Nr. <strong>11</strong> issue No. <strong>11</strong> April 2012<br />
15
16<br />
Unnoticed by the Federal Office for the Protection of the<br />
Constitution, in 1999 a right-wing terror cell in the federal<br />
state of Saxony begins assassinating immigrants, 10 altogether.<br />
Finally, in late 20<strong>11</strong> the terror cell and the efficient<br />
network of right-wing extremists in East and West Germany<br />
are exposed.<br />
300 years of immigration to Germany will be told at the German<br />
Emigration Center from now on: First by the immigrants,<br />
then by their descendants, followed by general information<br />
on the history to complete the picture. �<br />
© Sammlung <strong>Deutsches</strong> <strong>Auswandererhaus</strong>, Schenkung Herbert Somplatzki / Foto: Stefan Volk<br />
Von einer Vietnamesin genähte<br />
imitierte Levis-Jeans aus der DDR,<br />
um 1985.<br />
Faked Levis Jeans, made by a<br />
Vietnamese worker in the GDR,<br />
around 1985.<br />
300 Jahre Einwanderung 300 Years of Immigration<br />
Unbemerkt vom Verfassungsschutz beginnt 1999 eine rechtsradikale Terrorzelle<br />
aus Sachsen mit tödlichen Attentaten auf zehn Einwanderer. Ende 20<strong>11</strong> fliegt die<br />
Zelle auf und das gut funktionierende Netzwerk der Rechtsradikalen in Ost- und<br />
Westdeutschland wird nach und nach aufgedeckt. Bundeskanzlerin Angelika Merkel<br />
spricht von einer „Schande für Deutschland“.<br />
300 Jahre Einwanderungsgeschichte nach Deutschland erzählt das Deutsche <strong>Auswandererhaus</strong><br />
künftig. Die Geschichte wird zuerst aus der Sicht derjenigen erzählt,<br />
die mit ihren Familien in dieses Land kamen. Auch die Nachfahren dieser Einwanderer<br />
tragen ihren Erfahrungen und Erlebnisse bei. Und erst danach ergänzen zahlreiche<br />
Sachinformationen das Bild. �<br />
Trinkflasche des masurischen<br />
Bergarbeiters Wilhelm Somplatzki,<br />
um 1955.<br />
Drinking bottle of the mine worker<br />
Wilhelm Somplatzki from Masuria,<br />
around 1955.<br />
© Sammlung <strong>Deutsches</strong> <strong>Auswandererhaus</strong>, Schenkung Dagmar Petri / Foto: Stefan Volk
Neu im Deutschen <strong>Auswandererhaus</strong> New at the German Emigration Center<br />
Die Elsässerin Jeanne Greber ist tief in ihrem<br />
christlich-katholischen Glauben verwurzelt.<br />
Dieser Rosenkranz im Lederetui (um 1895) be-<br />
gleitet sie ihr ganzes Leben.<br />
The Alsatian Jeanne Greber is deeply<br />
rooted in her Christian-Catholic faith.<br />
This rosary in a leather case (ca. 1895)<br />
accompanied her all her life.<br />
news Ausgabe Nr. <strong>11</strong> issue No. <strong>11</strong> April 2012<br />
© Leihgabe Edith Behrens / Foto Stefan Volk<br />
17
18<br />
© Sammlung <strong>Deutsches</strong> <strong>Auswandererhaus</strong>, Leihgabe Nino Olivier<br />
Aufbrechen,<br />
um anzukommen<br />
Setting Off to New Shores<br />
15 neue Familiengeschichten von Einwanderern sind im Deutschen <strong>Auswandererhaus</strong><br />
zu erleben: Die Besucher begleiten ab sofort neben einem der 18 Auswanderer<br />
auch einen Einwanderer, der zwischen 1685 und heute nach Deutschland gekommen<br />
ist. �<br />
As of now each visitor is accompanied through the new exhibition wing by one<br />
of 15 new immigrant biographies, allowing him or her to share the personal story of<br />
the person who immigrated to Germany between 1685 and today. �
Primo Olivier, Silvios Onkel, in den Straßen<br />
Süddeutschlands, um 1909.<br />
Primo Olivier, Silvio’s uncle, in the streets of<br />
southern Germany, ca. 1909.<br />
© Sammlung <strong>Deutsches</strong> <strong>Auswandererhaus</strong>, Schenkung Petra Behringer<br />
01<br />
Der Hugenotte<br />
Philippé Connor<br />
* 1660 in Montelon/Frankreich<br />
† 1758 in Berlin<br />
Huguenot Philippé Connor<br />
* 1660 in Montelon, France,<br />
† 1758 in Berlin<br />
02<br />
Als Hugenotte wird Philippé Connor in seinem<br />
Heimatland Frankreich von Ludwig XIV. verfolgt.<br />
Nach 1710 kommt er nach Brandenburg. �<br />
(Das Bild zeigt Philippés Nachfahrin in der achten<br />
Generation, Petra Behringer (li.), 1959.)<br />
As a Huguenot Philippé Connor is persecuted<br />
by Louis XIV in his native country France. He<br />
comes to Brandenburg after 1710. �<br />
(The image shows Philippés descendant in the eighth<br />
generation, Petra Behringer (left), 1959.)<br />
01<br />
© <strong>Deutsches</strong> <strong>Auswandererhaus</strong><br />
Der Soldat<br />
Josef Deifl<br />
Neu im Deutschen <strong>Auswandererhaus</strong> New at the German Emigration Center<br />
04<br />
* 1790 in Essing/Kurfürstentum Bayern,<br />
† 1864 in Landshut/Königreich Bayern<br />
Soldier Josef Deifl<br />
* 1790 in Essing, Electorate of Bavaria,<br />
† 1864 in Landshut, Kingdom of Bavaria 02<br />
03<br />
Über 12.000 Kilometer legt Josef Deifl als<br />
Soldat zwischen 1809 und 1815 zurück. Europa<br />
ist im Krieg: gegen den französischen Kaiser<br />
Napoleon. �<br />
As a soldier Josef Deifl covers over 12,000 kilometers<br />
between 1809 and 1815. Europe is at<br />
war, against the French emperor Napoleon. �<br />
05<br />
© Rosenak-Haus e. V.<br />
© Sammlung <strong>Deutsches</strong> <strong>Auswandererhaus</strong>, Schenkung Ludger Richter<br />
© Leihgabe Nino Olivier<br />
Der Gelehrte<br />
Dr. Leopold Rosenak<br />
1868 in Nadas/Ungarn – 1923 auf See<br />
The Scholar Dr. Leopold Rosenak<br />
1868 in Nadas, Hungary – 1923 at sea<br />
Der Rabbiner Dr. Leopold Rosenak folgt 1896 dem<br />
Ruf der Israelitischen Gemeinde in Bremen. �<br />
Rabbi Dr. Leopold Rosenak responds to the call<br />
of the Israeli congregation in Bremen in 1896. �<br />
Der Arbeitswanderer<br />
Silvio Olivier<br />
* 1907 in Rastatt, † 1989 in Wolfsburg<br />
Migrant Worker Silvio Olivier<br />
* 1907 in Rastatt, † 1989 in Wolfsburg<br />
04<br />
Silvio Olivier stammt aus einer oberitalienischen<br />
Eismacherdynastie, die sein Großvater Valentino<br />
1896 begründete. �<br />
Silvio Olivier comes from a North Italian ice<br />
cream dynasty started by his grandfather Valentino<br />
in 1896. �<br />
Die Töddentochter<br />
Eleonore Käller<br />
* 1860 in Mettingen/Königreich Preußen,<br />
† 1894 in Recke/<strong>Deutsches</strong> Reich<br />
Eleonore Käller, the Daughter of Tödden<br />
* 1860 in Mettingen, Kingdom of Prussia,<br />
† 1894 in Recke, German Reich<br />
05<br />
Eleonore Käller verliebt sich nicht standesgemäß<br />
in einen der Knechte des elterlichen<br />
Hofes – und wird deshalb von den Eltern in<br />
die Niederlande geschickt ... �<br />
Eleonore Käller falls in love with a man below her<br />
station, a farmhand on her family’s farm – and<br />
is sent to the Netherlands by her parents ... �<br />
03<br />
news Ausgabe Nr. <strong>11</strong> issue No. <strong>11</strong> April 2012 19
20<br />
Der Saisonarbeiter<br />
Wilhelm Somplatzki<br />
* 1863 in Groß-Dankheim/Preußen,<br />
† 1940 in Roggen/<strong>Deutsches</strong> Reich<br />
Seasonal Worker Wilhelm Somplatzki<br />
* 1863 in Groß-Dankheim, Prussia,<br />
† 1940 in Roggen, German Reich<br />
06<br />
Das „schwarze Gold“ des Ruhrgebietes zieht<br />
Wilhelm Somplatzki 1881 aus den ostpreußischen<br />
Masuren nach Gelsenkirchen. �<br />
The “black gold” of the Ruhr Area motivates<br />
Wilhelm Somplatzki to leave Masuria in eastern<br />
Prussia and go to Gelsenkirchen in 1881. �<br />
Die Elsässerin<br />
Jeanne Greber<br />
* 1884 in Hagenau/<strong>Deutsches</strong> Reich,<br />
† 1981 in Homburg<br />
Alsatian Jeanne Greber<br />
* 1884 in Hagenau, German Reich,<br />
† 1981 in Homburg<br />
Die Zwangsarbeiterin<br />
Elza Schüler-Neirynck<br />
* 1923 in Ursel/Belgien<br />
07<br />
1919 wird ihr deutscher Mann aus Elsaß-<br />
Lothringen vertrieben, die Französin Jeanne<br />
Greber folgt ihm. �<br />
In 1919 her German husband is expelled from<br />
Alsace-Lorraine; Jeanne Greber, herself French,<br />
follows him. �<br />
Forced Laborer Elza Schüler-Neirynck<br />
* 1923 in Ursel, Belgium<br />
08<br />
Elza Schüler-Neirynck wird 1942 als Zwangsarbeiterin<br />
von Belgien ins Deutsche Reich<br />
deportiert. �<br />
Elza Schüler-Neirynck is deported from Belgium<br />
to the German Reich as a forced laborer<br />
in 1942. �<br />
© Leihgabe Theo Langner<br />
© Leihgabe Elza Schüler-Neirynck<br />
© Leihgabe Herbert Somplatzki<br />
Die Bessarabiendeutsche<br />
Melitta Klein<br />
* 1928 in Marienfeld/Bessarabien<br />
Bessarabia German Melitta Klein<br />
* 1928 in Marienfeld, Bessarabia<br />
06<br />
07<br />
08<br />
Mit dem Programm „Heim ins Reich“ werden<br />
1940 knapp 93.500 Menschen umgesiedelt,<br />
unter ihnen auch die zwölfjährige Melitta<br />
Kehrer (später: Klein). �<br />
The Heim ins Reich program (Back to the Reich)<br />
resettles close to 93,500 people in 1940, among<br />
them 12-year-old Melitta Kehrer (later: Klein). �<br />
10<br />
Die „Gastarbeiterin“<br />
Şerife Seyitler<br />
* 1928 in Maraş/Türkei<br />
09<br />
“Guest worker” S¸erife Seyitler<br />
* 1928 in Maras¸, Turkey<br />
10<br />
09<br />
1969 verlässt die Türkin S¸erife Seyitler (li. im<br />
Bild) Mann und Kinder und zieht zum Arbeiten<br />
nach Deutschland. �<br />
In 1969, S¸ e rife Seyitler (left in picture) leaves<br />
her husband and children behind in Turkey to<br />
work in Germany. �<br />
© Sammlung <strong>Deutsches</strong> <strong>Auswandererhaus</strong>, Schenkung Melitta Klein<br />
© Leihgabe Aygül Bag˘cı
© Sammlung <strong>Deutsches</strong> <strong>Auswandererhaus</strong>, Schenkung Wilfried Sauer<br />
© Leihgabe Recep Keskin<br />
Der Flüchtling<br />
Wilfried Sauer<br />
* 1931 in Berlin<br />
Refugee Wilfried Sauer<br />
* 1931 in Berlin<br />
Im Alter von 13 Jahren flieht Wilfried Sauer mit<br />
seiner Familie vor der immer näher rückenden<br />
Roten Armee nach Westen. �<br />
At the age of 13 Wilfried Sauer flees westward<br />
with his family from the approaching<br />
Red Army. �<br />
<strong>11</strong><br />
12<br />
<strong>11</strong><br />
Neu im Deutschen <strong>Auswandererhaus</strong> New at the German Emigration Center<br />
Der Stipendiant<br />
Recep Keskin<br />
* 1949 in Dervisli Köyü/Türkei<br />
Grant Holder Recep Keskin<br />
* 1949 in Dervisli Köyü, Turkey<br />
Der 18-jährige Türke Recep Keskin kommt 1967<br />
mit einem Stipendium für Hotelfachschulabsolventen<br />
nach Deutschland. �<br />
Recep Keskin, an 18-year-old from Turkey,<br />
comes to Germany in 1967 on a scholarship<br />
for hotel management school graduates. �<br />
13<br />
15<br />
© Sammlung <strong>Deutsches</strong> <strong>Auswandererhaus</strong>, Schenkung Katharina Schmück<br />
14<br />
© Leihgabe Gordana & Zoran Nikolic<br />
12<br />
© Leihgabe Mai Phuong Kollath<br />
Die Spätaussiedlerin<br />
Katharina Schmück<br />
* 1949 in Kasachstan<br />
German Resettler Katharina Schmück<br />
* 1949 in Kazakhstan<br />
Katharina Schmück siedelt 1993 mit ihrem<br />
Sohn von Kasachstan nach Deutschland über.<br />
Ihr Vorfahre Johann Heinrich war 1763 ins russische<br />
Zarenreich ausgewandert. �<br />
Katharina resettles in Germany with her son in<br />
1993 from Kazakhstan. Her ancestor Johann Heinrich<br />
had immigrated to Tsarist Russia in 1763. �<br />
Die Vertragsarbeiterin<br />
Mai Phuong Kollath<br />
* 1963 in Hanoi/Vietnam<br />
Contract Laborer Mai Phuong Kollath<br />
* 1963 in Hanoi, Vietnam<br />
14<br />
Die 17-jährige Vietnamesin Mai Phuong<br />
Kollath (im Bild oben rechts) gibt die Pläne,<br />
Medizin zu studieren, auf, um in der DDR zu<br />
arbeiten. �<br />
Mai Phuong Kollath, 17 years old and from<br />
Vietnam (upper right in picture) gives up her<br />
plans to study medicine in order to work in<br />
the GDR. �<br />
Die Bürgerkriegsflüchtlinge<br />
Gordana & Zoran Nikolic<br />
* 1964 & 1962 in Prokuplje/Serbien<br />
Civil War Refugees<br />
Gordana & Zoran Nikolic<br />
* 1964 & 1962 in Prokuplje, Serbia<br />
Als 1998 ein neuer Krieg im Kosovo droht, sieht<br />
die Familie Nikolic den letzten Ausweg darin,<br />
ihre Heimat zu verlassen und nach Deutschland<br />
zu fliehen. �<br />
When yet another war threatens to break out<br />
in 1998, this time in the Kosovo, the Nikolic<br />
family sees leaving their home country and<br />
fleeing to Germany as the last resort. �<br />
news Ausgabe Nr. <strong>11</strong> issue No. <strong>11</strong> April 2012 21<br />
13<br />
15
22<br />
© <strong>Deutsches</strong> <strong>Auswandererhaus</strong> <strong>Bremerhaven</strong>, Foto Klaus Frahm<br />
Der Blick zurück,<br />
der das Heute erklärt<br />
A Look in the Past Explains the Present<br />
Im neuen Ausstellungsgebäude dient das Jahr 1973 als Hintergrundbild zur<br />
deutschen Einwanderungsgeschichte. �<br />
The year 1973 is the perfect backdrop for the history of immigration to Germany as<br />
presented in the new exhibition wing. �
Blick auf die Ladenpassage von 1973,<br />
zehn Tage vor der Eröffnung.<br />
View of the shopping mall of 1973,<br />
ten days before the opening.<br />
Entering the new exhibition wing of the German Emigration<br />
Center is like walking into a shopping mall in the Federal Republic<br />
of Germany in the autumn of 1973. The first thing to<br />
catch the visitor’s eye is a kiosk with newspapers dated 24<br />
November 1973, the day after the recruitment stop was passed,<br />
barring the influx of more workers from southern Europe. A<br />
pivotal date in the history of immigration to Germany. What<br />
was Germany like on that particular day in 1973?<br />
The search begins: Each visitor follows the biography of an<br />
individual immigrant whose story unfolds throughout several<br />
shops in the little shopping mall. A hairdresser, an ice cream<br />
parlor, a vintage book shop, a travel agency, a department<br />
store and a camera shop – each shop reproduced after original<br />
shops in Wolfsburg, Leverkusen, Cologne and Mönchengladbach.<br />
The other shops are based on fiction. Memorabilia from<br />
the immigrants’ families is displayed in the shop windows<br />
together with other merchandise. For example, one shop<br />
window displays camping tableware including mugs, plates,<br />
and an aluminum drinking bottle. While the mugs and plates<br />
are from 1973, the bottle is from the 1950s and once belonged<br />
to a Ruhr Pole immigrant who worked in a mine.<br />
A closer look reveals immigration history. Among common,<br />
everyday items dating back to 1973 objects going back 300<br />
years are to be discovered. It may be only one year, but it<br />
enables a look at the immigration history of Germany in the<br />
past and in the present. An even closer look shows examples,<br />
disclosing under, between, and behind what immigration<br />
history is concealed. A journey in the past sharpens one’s<br />
outlook of the present.<br />
To revive the Federal Republic of Germany as it was in 1973 a<br />
team of three scientists carefully and thoroughly researched<br />
everyday life in the country at that time, looking for furniture<br />
and fixtures from the 1950s, 1960s and early 1970s to make<br />
each shop appear in 1973 as though it had been in business<br />
for years. The kiosk, grocery store, department store, the<br />
hairdresser, travel agency and camera shop – each location<br />
is outfitted with period furnishings or authentic original reproductions.<br />
Replicating everyday life involved purchasing<br />
common, everyday items and consumer products dating<br />
back to that era.<br />
For the supermarket dozens of manufacturers were contacted,<br />
samples from 1973 procured and reproductions or replicas<br />
Neu im Deutschen <strong>Auswandererhaus</strong> New at the German Emigration Center<br />
Wer in den Erweiterungsbau des Deutschen <strong>Auswandererhaus</strong>es kommt, betritt eine<br />
Ladenpassage in der Bundesrepublik Deutschland im Herbst 1973. Das erste, was man<br />
sieht, ist ein Kiosk mit Tageszeitungen des 24. November 1973, dem Tag nach Beschluss<br />
des Anwerbestopps für die meisten südeuropäischen Arbeitskräfte. Ein wichtiges Datum<br />
der deutschen Einwanderungsgeschichte. Wie sah es in Deutschland an diesem<br />
Tag aus?<br />
Die Spurensuche beginnt: Jeder Besucher folgt der Einwanderungsgeschichte einer<br />
bestimmten Person. Verteilt ist diese Geschichte über mehrere Geschäfte der kleinen<br />
Einkaufspassage: ein Frisör, eine Eisdiele, ein Antiquariat, ein Reisebüro, ein Kaufhaus<br />
und ein Fotogeschäft. Es sind Nachbauten von Läden aus Wolfsburg, Leverkusen, Köln<br />
und Mönchengladbach. Andere sind fiktiv. Dort liegen Memorabilien der Einwandererfamilien<br />
zwischen den im Schaufenster ausgestellten Waren. Zu sehen ist beispielsweise<br />
im Schaufenster des Kaufhauses eine Ecke mit Campinggeschirr: Becher, Teller,<br />
eine Trinkflasche aus Aluminium. Die Becher und die Teller sind von 1973, die Flasche<br />
stammt aus den 1950er Jahren und diente einem Ruhrpolen als Trinkflasche, wenn er<br />
unter Tage arbeitete.<br />
Einwanderungsgeschichte offenbart sich hier auf den zweiten Blick. Zwischen all den<br />
Alltagsgegenständen des Jahres 1973 liegen Objekte aus 300 Jahren verborgen: Es ist<br />
nur ein Jahr, aber es ermöglicht den Blick vor und zurück in die deutsche Einwanderungsgeschichte.<br />
Ist man bereit, genauer hinzuschauen, sieht man dort beispielhaft<br />
wohinter, wodrunter und wodrin überall Einwanderungsgeschichte steckt. Die Zeitreise<br />
schärft den Blick für das Heute.<br />
Um die Bundesrepublik von 1973 wiederauferstehen zu lassen, recherchierte ein drei-<br />
köpfiges Wissenschaftler-Team intensiv zur Alltagsgeschichte. Für die Ausstellung der<br />
Läden suchten sie Einrichtungsgegenstände aus den 1950er, 1960er und frühen 1970er<br />
Jahren. So soll sichergestellt sein, dass die Geschäfte so aussehen, als seien sie 1973<br />
schon jahrelang in Betrieb. Ob Kiosk oder Lebensmittelgeschäft, Kaufhaus oder Friseur,<br />
Reisebüro oder Fotogeschäft – alle Orte sind mit originalen oder originalgetreu<br />
nachempfundenen Requisiten ausgestattet. Denn um den Alltag abzubilden, mussten<br />
Alltagsgegenstände und Konsumartikel gekauft werden.<br />
Für den Supermarkt wurden Dutzende von Herstellern kontaktiert, Vorlagen aus dem<br />
Jahr 1973 besorgt und dann nachgedruckt und nachgebaut. So entstanden beispielsweise<br />
originalgetreue Ravioli-Dosen oder Miracoli-Verpackungen für das Schaufenster<br />
des Supermarktes. Für das Antiquariat wurde nach zeitgenössischer linker Literatur gesucht.<br />
Im Bücherhotel in Groß Breesen wurden unter 300.000 Büchern in Kisten und<br />
Regalen die richtigen herausgefischt.<br />
news Ausgabe Nr. <strong>11</strong> issue No. <strong>11</strong> April 2012<br />
23
24<br />
© Hamburger Institut für Sozialforschung/Archiv<br />
Originalplakate vermitteln die Stimmung<br />
der 60er und 70er Jahre.<br />
Original posters evoke the mood of the<br />
60s and 70s.<br />
commissioned. Therefore the cans of ravioli and packages of<br />
Miracoli in the supermarket store window are authentic in<br />
appearance. Contemporary left-wing literature was sought<br />
for the vintage book shop. The right books were fished out<br />
of over 300,000 books in boxes and on shelves at the Book<br />
Hotel in Gross Breeßen.<br />
The majority of other reproductions come from private or<br />
commercial suppliers, many of which were discovered on<br />
online platforms. Hence, true finds that, until now, lay hidden<br />
in attics and basements were directly integrated in the<br />
exhibition’s design.<br />
A classified ad turned out to be the key to a treasure chest.<br />
What appeared as “just” hairdresser’s chairs in the ad was in<br />
fact the complete interior of a hairdresser’s salon in Odenthal<br />
dating back to 1968. We acquired all the cabinets, sales counter,<br />
mirrors, chairs and illuminated signs and shipped them<br />
from the hilly Bergisches Land region outside Cologne to<br />
<strong>Bremerhaven</strong>. Even the chairs used for the family research<br />
area are originals, a large number of them from a doctor’s office<br />
dating back to the 1950s. The final result is a harmonious<br />
overall impression.<br />
And so the journey back in time begins … �<br />
Der größte Teil der sonstigen Requisiten stammt von privaten und kommerziellen An-<br />
bietern, die auch auf Online-Plattformen gefunden wurden. So sind wahre Fundstücke,<br />
die zuvor in Kellern und auf Dachböden lagerten, direkt in die Ausstellungsgestaltung<br />
eingeflossen.<br />
Eine Kleinanzeige entpuppte sich als Schlüssel zu einer Schatzkiste: Hinter den angebotenen<br />
Friseurstühlen verbarg sich die komplette Einrichtung eines Friseurgeschäfts<br />
in Odenthal aus dem Jahr 1968. Vitrine, Verkaufstheke, Spiegel, Stühle und Leuchtreklamen<br />
kamen so vom Bergischen Land nach <strong>Bremerhaven</strong>. Auch die Stühle im<br />
Bereich der Familienrecherche sind Originale: Sie stammen zum großen Teil aus einer<br />
Arztpraxis aus den 50er Jahren und bilden ein stimmiges Gesamtensemble.<br />
Die Zeitreise kann also beginnen … �<br />
Abbildung einer Braun-Trockenhaube auf der<br />
Originalverpackung von 1973. Diese Verpackung<br />
ist als Nachbildung in der Ausstellung zu sehen.<br />
Image of a Braun hood dryer on an original<br />
box dating back to 1973. This package was<br />
reproduced for the exhibition.<br />
© BraunCollection
Blick in den Friseur von 1968, zehn Tage vor der Eröffnung. View of the hairdresser shop, 1968, ten days before the opening.<br />
news Ausgabe Nr. <strong>11</strong> issue No. <strong>11</strong> April 2012<br />
© <strong>Deutsches</strong> <strong>Auswandererhaus</strong> <strong>Bremerhaven</strong>, Foto Klaus Frahm<br />
25
26<br />
Die Architektur des<br />
Deutschen <strong>Auswandererhaus</strong>es<br />
The Architecture of the German Emigration Center<br />
Der Hamburger Architekt Andreas Heller vereint zwei Seiten einer Medaille<br />
Hamburg architect Andreas Heller combines two sides of a medal<br />
Emigration and immigration require two things: hope and<br />
courage, the courage to do without. The architecture of the<br />
German Emigration Center reflects these two qualities. The<br />
wood planked upper level of the new exhibition wing, an<br />
angular block, fits into the soft basic oval, exposed concrete<br />
design of the main building. The two elements appear to be<br />
opposing poles, yet they are inseparably connected to each<br />
other. The soaring concrete wings emphasize the opposite<br />
aspects of migration and represent a stylized waving kerchief,<br />
a symbol synonymous with bidding farewell but at the same<br />
time evoking the hope of seeing one another again.<br />
The cube-shaped extension wing, a wooden “box,” a building<br />
for safekeeping, contains the biographies of the newly<br />
presented history of immigration. A bridge connects both<br />
structures and hence the history of emigration to the history<br />
of immigration, symbolically illustrating that the difference<br />
between emigration and immigration is, above all else, a<br />
question of perspective. �<br />
Ein- und Auswanderung braucht beides: Zuversicht und den Mut zur Entbehrung.<br />
Diese Eigenschaften spiegelt auch die Architektur des Deutschen <strong>Auswandererhaus</strong>es<br />
wider. In die weiche, ovale Grundform aus Sichtbeton des Haupthauses<br />
schiebt sich das holzbeplankte Obergeschoss als kantiger Block. Beide Elemente<br />
erscheinen als Gegenpole und sind doch untrennbar miteinander verbunden. Auch<br />
die aufragenden Betonschwingen betonen die gegensätzlichen Facetten von Migration.<br />
Sie stilisieren ein winkendes Tuch, das ein zentrales Symbol des Abschieds<br />
und zugleich der Hoffnung auf ein Widersehen ist.<br />
Der würfelförmige Erweiterungsbau, eine hölzerne „Box“, ein Aufbewahrungsgebäude,<br />
beherbergt die Biographien der neu präsentierten Einwanderungsgeschichte.<br />
Eine Brücke verbindet beide Gebäudekomplexe: die Auswanderungsgeschichte<br />
und die Einwanderungsgeschichte. Symbolhaft wird gezeigt, dass die Unterscheidung<br />
von Aus- und Einwanderung in erster Linie eine Frage der Perspektive ist. �<br />
© Andreas Heller, Architects and Designers, Hamburg
Grußworte zum Erweiterungsbau Congratulatory Notes on the New Wing<br />
Staatsministerin<br />
Maria Böhmer<br />
Beauftragte der Bundesregierung für<br />
Migration, Flüchtlinge und Integration<br />
State Minister Maria Böhmer<br />
Chaperon<br />
Federal Government Commissioner<br />
for Migration, Refugees and Integration<br />
Laurence ©<br />
�� Das Deutsche <strong>Auswandererhaus</strong> in <strong>Bremerhaven</strong> ist einzigartig. Es<br />
dokumentiert anschaulich und einprägsam die Auswanderung der Deut-<br />
schen nach Übersee über <strong>Bremerhaven</strong> im 19. und 20. Jahrhundert. Im<br />
Mittelpunkt der Ausstellung stehen die persönlichen Erfahrungen der<br />
Auswanderer, ihre Beweggründe für den Aufbruch in die Neue Welt<br />
und ihr Lebensweg nach der Ankunft. In Kürze wird das Deutsche <strong>Auswandererhaus</strong><br />
erweitert. Dann finden die Besucherinnen und Besucher<br />
auch biografische Zeitzeugnisse zur Einwanderung nach Deutschland<br />
von 1685 bis heute. Damit schließt das Deutsche <strong>Auswandererhaus</strong> eine<br />
Lücke und behandelt zwei Seiten der gleichen Medaille: Auswanderung<br />
von Deutschland und Einwanderung nach Deutschland.<br />
Seit der Eröffnung 2005 haben über eine Million Menschen das <strong>Auswandererhaus</strong><br />
besucht. Auch ich war nach meinem Besuch begeistert!<br />
Das große Interesse zeigt: Ihre lebensnahen Ausstellungen sind am<br />
Puls der Zeit! Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg und dass noch<br />
mehr Besucher das Deutsche <strong>Auswandererhaus</strong> in <strong>Bremerhaven</strong> entdecken<br />
werden! ��<br />
�� It is my great pleasure to congratulate<br />
the German Emigration Center<br />
in <strong>Bremerhaven</strong> on its new extension.<br />
Emigrants turn into immigrants;<br />
immigrants turn into new members<br />
of their societies. Over the centuries,<br />
the American population grew<br />
– and was enriched – because of<br />
immigrants. New opportunities, the<br />
chance to lead a different and a freer<br />
life – that’s what the United States<br />
has always stood for. Our American<br />
history is the history of millions of<br />
immigrants: the two histories are<br />
intertwined, inseparable, and thus<br />
a fundamental part of our identity.<br />
I wish the visitors to the new exhibition<br />
many new insights, above all<br />
about how much Germany – as well<br />
as the United States of America – has<br />
seen its culture and society enriched<br />
by immigrants. �� Philip D. Murphy<br />
�� The German Emigration Center<br />
in <strong>Bremerhaven</strong> is unique. In a very<br />
clear, vivid and memorable way it<br />
documents German emigration to<br />
countries overseas in the 19th and<br />
20th centuries. The museum exhibition<br />
focuses on the personal experiences<br />
of emigrants, the motivation behind<br />
their departure to unknown shores<br />
and the path their lives took after<br />
arriving in the New World. With the<br />
upcoming opening of the extension<br />
to the German Emigration Center<br />
museum visitors will encounter the<br />
biographic documents of those who<br />
immigrated to Germany between 1685<br />
and the present. Thus, by featuring<br />
Philip D. Murphy<br />
US-Botschafter<br />
Philip D. Murphy<br />
two sides of the same coin the German<br />
Emigration Center now closes<br />
the circle, connecting the two sides<br />
of migration – emigration from Germany<br />
and immigration to Germany.<br />
Since its opening in 2005 over<br />
one million people have visited the<br />
German Emigration Center. I, too,<br />
number among the enthusiastic<br />
visitors to this museum! This great<br />
interest shows that its true-to-life<br />
exhibitions are right in sync with the<br />
pulse of the times! I wish you all the<br />
success for the future and that even<br />
more visitors make their way to <strong>Bremerhaven</strong><br />
to discover the German<br />
Emigration Center! �� Maria Böhmer<br />
U.S. Ambassador © U.S. Department of State<br />
�� Es ist mir eine große Freude, dem Deutschen <strong>Auswandererhaus</strong> in<br />
<strong>Bremerhaven</strong> zu seinem neuen Erweiterungsbau zu gratulieren. Aus<br />
Auswanderern werden Einwanderer, aus Einwanderern neue Mitglieder<br />
der Gesellschaft. Das amerikanische Volk wuchs über Jahrhunderte<br />
durch Zuwanderer. Ihnen eine neue Chance zu geben, ein anderes und<br />
freieres Leben zu führen, dafür stehen die Vereinigten Staaten seit jeher.<br />
Unsere amerikanische Geschichte ist die Geschichte von Millionen<br />
von Einwanderern – miteinander verflochten, ein untrennbarer Strang<br />
und damit das Fundament unserer Identität. Ich wünsche den Besuchern<br />
der neuen Ausstellung viele neue Erkenntnisse, vor allem auch<br />
darüber, wie sehr Gesellschaft und Kultur in Deutschland – wie in den<br />
USA – von Einwanderern bereichert wurden. ��<br />
news Ausgabe Nr. <strong>11</strong> issue No. <strong>11</strong> April 2012 27
28<br />
© UNOG Library, League of Nation Archive<br />
Der gelbe Schein<br />
The Yellow Ticket<br />
Symbol der Zwangslage vieler junger Frauen auf der Suche nach einer neuen Existenz:<br />
Ein Umzug vom Schtetl nach Moskau oder St. Petersburg war Jüdinnen nur erlaubt,<br />
wenn sie sich per „gelbem Schein“ als Prostituierte registrieren ließen. �<br />
Symbol of the plight of many young women seeking a new existence: Jewish<br />
women were only allowed to leave the shtetl and move to Moscow or St. Petersburg<br />
if they held a “yellow ticket” meaning they were registered as prostitutes. �
Sonderausstellung im neuen Gebäude ab August 2012<br />
Special Exhibition in the New Building from August 2012<br />
In 1862, J. B. Tröger, a businessman, persuades 22-year-old<br />
Marie Haase to travel with him from Hamburg to St. Petersburg.<br />
However, instead of the promised position in a “wine<br />
shop” she suddenly finds herself working in a brothel. Meta<br />
Stecher was 15 years old, exhausted and bedraggled, when<br />
she was discovered in a cinematography theater in New York<br />
in April 1913. Just 18 months earlier she had left Geestemünde<br />
(northern Germany) for America in the hopes of finding<br />
a job as a housemaid, only to fall prey to men who lock her<br />
up, rape her and force her into prostitution.<br />
Paula Waismann, age 19, is arrested together with a man by<br />
the name of Schulem Babki in Danzig in 1925: he has promised<br />
to marry her and take her to Paris. Her forged passport,<br />
however, contains a visa for Mexico where it is very likely<br />
she will be sold to a whorehouse.<br />
Paula Waismann wurde 1925<br />
in Danzig verhaftet,<br />
im Alter von 19 Jahren.<br />
Paula Waismann was<br />
arrested in Danzig in 1925,<br />
at the age of 19.<br />
Plakat des Deutschen National-<br />
komitees zur internationalen<br />
Bekämpfung des Mädchenhandels,<br />
um 1910.<br />
Poster of the German National<br />
Committee for the International Fight<br />
against the Trafficking of Women,<br />
ca. 1910.<br />
Internationaler Mädchenhandel (1860 bis 1930)<br />
International Trafficking of Women (1860 to 1930)<br />
Im Jahre 1862 lässt sich die 22-jährige Marie Haase dazu überreden, mit dem<br />
Kaufmann J. B. Tröger aus Hamburg nach St. Petersburg zu reisen. Doch statt der<br />
versprochenen Anstellung in einem „Weingeschäft“ findet sie sich dort in einem<br />
Bordell wieder. Meta Stecher ist 15 Jahre alt, als sie im April 1913 erschöpft und<br />
verwahrlost in einem Kinematographentheater in New York aufgefunden wird.<br />
Aus Geestemünde ist sie anderthalb Jahre zuvor ganz allein nach Amerika gefahren,<br />
um sich dort eine Stelle als Dienstmädchen zu suchen – und in die Gewalt<br />
von Männern geraten, die sie einsperrten, vergewaltigten und zur Prostitution<br />
zwangen.<br />
Paula Waismann wird 1925 in Danzig gemeinsam mit einem Mann namens Schulem<br />
Babki festgenommen: Er hatte der 19-Jährigen versprochen, sie zu heiraten und<br />
nach Paris zu bringen. Aber in ihrem gefälschten Pass findet sich ein Visum nach<br />
Mexiko. Dort sollte sie wohl an ein Bordell verkauft werden.<br />
© Privat<br />
news Ausgabe Nr. <strong>11</strong> issue No. <strong>11</strong> April 2012 29
30<br />
Tens of thousands of teenage girls and young women departed<br />
from <strong>Bremerhaven</strong> and Hamburg, Trieste and Constantinople<br />
for the New World between 1860 and 1930 to<br />
work in brothels, dance clubs and other entertainment spots<br />
to satisfy the needs of male emigrants. Were they forcibly<br />
hauled off, seduced with fairy tale promises or did they go<br />
of their own accord? This was a subject of hot debate even<br />
at that time. An exhibition developed jointly by the German<br />
Emigration Center and the Foundation Neue Synagoge Berlin<br />
– Centrum Judaicum adresses the fate of these “unaccompanied<br />
young ladies” and recounts the story of the men and<br />
women who exploited them. There is often very little trace<br />
of their lives, maybe a picture, a police report, a notice in the<br />
newspaper or a letter. The exhibition team has spent years<br />
researching archives in Berlin, Bremen and Hamburg, Geneva,<br />
Vienna, Chernivtzi, Odessa and Buenos Aires to find some<br />
sign of these women’s lives. This moving exhibition brings<br />
home the hopes, dreams and illusions of these women who<br />
had only one means of setting out for the New World – by<br />
selling their bodies.<br />
The exhibition which opens simultaneously in Berlin and <strong>Bremerhaven</strong><br />
with different focuses also highlights another<br />
important aspect of Jewish social history: by 1930 almost<br />
four million Jews had emigrated from Eastern Europe, the<br />
majority of them the poorest of the poor. � Irene Stratenwerth<br />
Irene Stratenwerth is the curator of the exhibition The Yellow Ticket.<br />
She lives and works as a writer and journalist in Hamburg.<br />
AuSStelluNgSeröffNuNg<br />
19. AuguSt 2012 iN BerliN<br />
Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum<br />
Oranienburger Straße 28–30, 10<strong>11</strong>7 Berlin,<br />
www.cjudaicum.de<br />
exhiBitioN opeNiNg<br />
iN BerliN oN 19 AuguSt 2012<br />
Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum<br />
Oranienburger Strasse 28–30, 10<strong>11</strong>7 Berlin,<br />
www.cjudaicum.de<br />
This project is sponsored by the Federal Cultural Foundation.<br />
Sonderausstellung Special Exhibition<br />
Zehntausende Mädchen und junger Frauen fuhren zwischen 1860 und 1930 via<br />
<strong>Bremerhaven</strong> oder Hamburg, Triest oder Konstantinopel in die Neue Welt, um dort<br />
in Bordellen, Tanzcafés und anderen Vergnügungstempeln für die Bedürfnisse<br />
männlicher Auswanderer da zu sein. Mit Gewalt verschleppt, mit märchenhaften<br />
Versprechen verführt oder aus freien Stücken? Die Diskussion darüber wurde<br />
schon damals vehement geführt. Eine Ausstellung, die in Zusammenarbeit des<br />
Deutschen <strong>Auswandererhaus</strong>es mit der Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum<br />
Judacium entsteht, befasst sich erstmals mit dem Schicksal dieser „allein reisenden<br />
Mädchen“ – und mit der Geschichte der Männer und Frauen, die mit ihnen Geld<br />
verdienten. Ihr Leben hat oft nur wenige Spuren hinterlassen: ein Foto, ein Polizeiprotokoll,<br />
eine Zeitungsnotiz, einen Brief. In jahrelangen Recherchen hat das<br />
Ausstellungsteam in Archiven in Berlin, Bremen und Hamburg, in Genf, Wien,<br />
Czernowitz, Odessa und Buenos Aires nach solchen Lebenszeugnissen gesucht.<br />
Die berührende Schau macht die Hoffnungen, Sehnsüchte und Illusionen derjenigen<br />
spürbar, die zum Aufbruch in die Neue Welt nur eine einzige Möglichkeit<br />
hatten – ihren eigenen Körper zu verkaufen.<br />
Die Ausstellung, die in Berlin und <strong>Bremerhaven</strong> zeitgleich, aber mit verschiedenen<br />
Schwerpunkten gezeigt wird, behandelt auch einen wichtigen Ausschnitt der jüdischen<br />
Sozialgeschichte: Fast vier Millionen Juden wanderten bis 1930 aus Osteuropa<br />
aus. Die meisten von ihnen gehörten zu den Ärmsten der Armen. � Irene Stratenwerth<br />
Irene Stratenwerth ist Kuratorin der Ausstellung „Der gelbe Schein“ und arbeitet als Autorin und freie<br />
Journalistin in Hamburg.<br />
AuSStelluNgSeröffNuNg<br />
26. AuguSt 2012 iN BreMerhAveN<br />
<strong>Deutsches</strong> <strong>Auswandererhaus</strong> <strong>Bremerhaven</strong><br />
Columbusstraße 65, 27568 <strong>Bremerhaven</strong>,<br />
www.dah-bremerhaven.de<br />
exhiBitioN opeNiNg<br />
iN BreMerhAveN oN 26 AuguSt 2012<br />
German Emigration Center <strong>Bremerhaven</strong><br />
Columbusstrasse 65, 27568 <strong>Bremerhaven</strong>,<br />
www.dah-bremerhaven.de<br />
Gefördert wird das Projekt durch die Kulturstiftung des Bundes.
Anzeigen<br />
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Hans-Scharoun-Platz 1 · 27568 <strong>Bremerhaven</strong> · Tel. 0471 482070 www.dsm.museum<br />
Einfach mal abtauchen ...<br />
Begegnungen der besonderen Art.<br />
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Deutschlands<br />
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Fütterungszeiten ab 10.30 Uhr und 14.30 Uhr<br />
Tiertraining mittwochs 13.00 Uhr<br />
www.zoo-am-meer-bremerhaven.de<br />
Telefon (04 71) 3 08 41-0<br />
H.-H.-Meier-Straße 7 (direkt am Deich)<br />
news Ausgabe Nr. <strong>11</strong> issue No. <strong>11</strong> April 2012<br />
31
32<br />
Buch-tipp/Book tip<br />
Fluchtgeschichten<br />
Aus und nach Deutschland<br />
Stories of Flight<br />
From and to Germany<br />
Auszuwandern und in einem fremden Land<br />
einzuwandern heißt, eine eigene Entschei-<br />
dung zu treffen, zumindest eine Vorstellung<br />
von einem anderen Land, in das man geht, zu<br />
haben, einen bewussten Bruch mit dem, was<br />
man verlässt, zu vollziehen und auf ein neues,<br />
anderes, wenn nicht besseres Lebens zu hoffen.<br />
Flucht ist etwas ganz anderes.<br />
In ihrem Buch „Fluchtgeschichten. Aus und<br />
nach Deutschland“ stellen die Herausgeberinnen<br />
und Autoren auf eindrückliche Weise dar,<br />
dass Flucht aus Not geschieht, dass nichts, was<br />
daraus erwächst, je als Vorstellung vorhanden<br />
war. Die Fluchtgeschichten sind der Versuch,<br />
das Unvorstellbare vorstellbar zu machen.<br />
Der Akzent der Fluchtgeschichten liegt nicht<br />
auf den Gründen und Umständen der Flucht,<br />
sondern auf dem Leben danach, in diesen Fällen,<br />
einem Leben in Deutschland. Wenn auch<br />
jede Geschichte eine andere ist, erstaunt doch<br />
das Schema, dem die Erzählungen folgen. Die<br />
Herausgeberinnen weisen darauf hin, dass sich<br />
die Erzählungen an dem Muster der Fragen, die<br />
ein Asylantrag stellt, und an den Antworten,<br />
die erwartet werden, orientieren. Die biographische<br />
Erzählung muss Worte und Begriffe<br />
verwenden, die den Befragten nahe gelegt<br />
werden, die sie selbst erst mühsam verstehen<br />
und lernen müssen. Der Erzählende beginnt,<br />
sich mit der behördlichen Sicht auf sein Leben<br />
zu identifizieren, seine individuelle Geschichte<br />
seine eigenen Erlebnisse, verblassen. Gerade<br />
weil die Herausgeberinnen das wissen und respektieren,<br />
bekommen die Erzählenden hier mit<br />
ihren Geschichten ein Stück ihrer Biographie<br />
zurück und der Leser eine Vorstellung davon,<br />
was es heißt, sich in einem vollkommen fremden<br />
Land, unter fremden Menschen, in einer<br />
Fluchtgeschichten<br />
Aus und nach Deutschland<br />
Biographien und Hintergründe<br />
1933–20<strong>11</strong><br />
Hg. Simone Blaschka-Eick und Karin Heß<br />
<strong>Bremerhaven</strong>: edition DAH, 20<strong>11</strong><br />
ISBN 978-3-00-036581-2<br />
fremden Sprache, in fremden Verhältnissen<br />
zurechtfinden zu müssen. Erzählt werden<br />
sieben aktuelle Geschichten von Flüchtlingen<br />
aus dem Iran, der Türkei, Russland, Asien und<br />
Afrika, die in <strong>Bremerhaven</strong> leben. Das Thema<br />
wird mit zwei Geschichten von der jüdischen<br />
Flucht aus Deutschland während des Naziregimes<br />
erweitert. Den jeweiligen Geschichten<br />
folgen Abrisse über den politischen Hintergrund<br />
der Länder, aus denen die Flüchtenden<br />
kommen, die anschaulich Auskunft geben über<br />
Verhältnisse, aus denen Flucht der einzige Ausweg<br />
war, und über die Welt, in der wir leben.<br />
Mit Beiträgen über unbegleitete minderjährige<br />
Flüchtlinge in <strong>Bremerhaven</strong>, über die Gründung<br />
der Flüchtlingshilfswerke, die Not der „Boat<br />
People“, das deutsche Asylrecht, die Verschärfung<br />
des Asylrechts und über das Asylrecht in<br />
Europa vom 19. Jahrhundert bis heute öffnet<br />
das Buch auf verblüffend knappe, sachliche,<br />
engagierte Art den Blick für diejenigen, die<br />
unter uns leben, es hilft Ressentiments abzubauen,<br />
und nicht zuletzt, sie würdig in unserer<br />
Gesellschaft aufzunehmen und sie weiter zu<br />
befragen, damit sie ihre Geschichte erzählen<br />
und wieder finden können. Dieses lehrreiche<br />
Buch des Deutschen <strong>Auswandererhaus</strong>es ist<br />
die Aufforderung dazu. � Brigitte Landes<br />
To emigrate from one country and immigrate<br />
to a foreign country means making a decision, a<br />
conscious cut in the hope of establishing a new<br />
and better life. Flight is completely different.<br />
The authors and publishers of Stories of Flight.<br />
From and to Germany illustrate in an impressive<br />
way that hardship and distress cause people to<br />
flee and that none of what results was thinkable<br />
before. These stories of flight are an attempt<br />
Fluchtgeschichten<br />
Aus und nA ch d eutschlA nd<br />
BiogrA phien und h intergründe<br />
1933–20<strong>11</strong><br />
herausgegeben von Simone Blaschka-Eick und Karin Heß<br />
to make the unthinkable thinkable. They do<br />
not emphasize the reasons and circumstances<br />
involved but focus on life subsequent to flight:<br />
a life in Germany.<br />
Whereas each story is different the underlying<br />
pattern they follow is astonishing. The publishers<br />
point out that the stories are based on the<br />
questions on the application form for asylum<br />
and the answers expected. The biographical<br />
story must use terms which must first be suggested<br />
to the respondent and which they, in<br />
turn, must first understand. As the storyteller<br />
begins to identify with the official view of his<br />
or her life that person’s own individual story<br />
gradually begins to fade away. Precisely because<br />
the publishers know and respect this aspect,<br />
the person telling the story recovers part of his<br />
or her biography and the reader gains a conception<br />
of what it means to cope in a country<br />
entirely foreign and strange. The book features<br />
current stories of seven refugees who live in<br />
<strong>Bremerhaven</strong> today and is supplemented by<br />
two stories of Jews who fled Germany during<br />
the Nazi regime. The stories are followed by<br />
summaries of the political background in the<br />
country of origin and of the world we live in.<br />
By beginning with brief, factual chapters on<br />
unaccompanied underage refugees in <strong>Bremerhaven</strong>,<br />
the foundation of refugee agencies<br />
and the history of the legislation on asylum<br />
in Europe the book sharpens our awareness<br />
for those who live among us, helps to reduce<br />
resentment and, finally, to accept these<br />
people in our society in a worthy manner. �<br />
Brigitte Landes<br />
Brigitte Landes wurde 1946 in Frankfurt/Main geboren.<br />
Sie ist freie Dramaturgin, Regisseurin und Autorin.<br />
Brigitte Landes was born in Frankfurt/Main in 1946. She<br />
works as a free-lance dramaturge, director and author.
Aus: Anke Bär, Wilhelms Reise © Gerstenberg Verlag<br />
Buch-tipp/Book tip<br />
Wilhelms Reise<br />
Eine Auswanderergeschichte<br />
Wilhelms Reise<br />
A Story of Emigration<br />
Was sind eigentlich ein Klabautermann, eine<br />
Reeperbahn oder ein Windjammer? Was hatte<br />
es mit „blinden Passagieren“ auf sich? Und was<br />
half gegen Krankheiten und sorgte für Zeitver-<br />
treib während der mehrwöchigen Übersee-<br />
Passage? Die Bremer Illustratorin und Autorin<br />
Anke Bär erzählt in ihrem kürzlich erschienenen<br />
Sachbilderbuch „Wilhelms Reise“ eine Auswan-<br />
derergeschichte für Kinder. Inspiriert hat sie ein<br />
Praktikum im Deutschen <strong>Auswandererhaus</strong> und<br />
ihre reisebegeisterte Großmutter.<br />
Wilhelm ist 15 Jahre alt, als er 1872 von seinem<br />
Heimatdorf im Spessart Abschied nimmt und<br />
sich dem Auswanderertreck nach <strong>Bremerhaven</strong><br />
anschließt. Im Gepäck trägt er ein Skizzenbuch<br />
mit einer Widmung des Leiters seiner alten<br />
Schnitzschule: „Mach Dir die Welt zeichnend<br />
vertraut!“ So reist Wilhelm mit offenen Augen<br />
in die Neue Welt und hält alle seine Eindrücke<br />
in Zeichnungen fest. Dadurch entdeckt auch<br />
der Leser die Auswanderung und das Leben<br />
im Zwischendeck des Seglers „Columbia“ mit<br />
Wilhelms Augen. Die Bildergeschichte wird<br />
durch anschauliche Erklärungen von Begriffen<br />
aus der Schifffahrt und Epoche der Auswanderung<br />
sowie durch Spielanleitungen und Rezepte<br />
ergänzt. Ein liebevoll gestaltetes, detailreiches<br />
Sachbuch für kleine und große Menschen, die<br />
Spaß an schönen Bildern haben und sich für<br />
Geschichte(n) begeistern. �<br />
What do terms like ship’s kobold, ropewalk and<br />
windjammer mean? And what are stowaways?<br />
What helped in case of sickness and what served<br />
as a pastime on the week-long transatlantic<br />
crossings? In her recently published non-fiction<br />
book Wilhelms Reise, illustrator and author Anke<br />
Bär tells a story of emigration, inspired by an<br />
internship at the German Emigration Center<br />
and by her grandmother who loves to travel.<br />
Wilhelm is 15 years old when he takes leave<br />
of his hometown in the Spessart and joins<br />
the trek of emigrants to <strong>Bremerhaven</strong>. He<br />
is carrying a sketchbook in his bag given to<br />
him by the director of his old carving school.<br />
It is inscribed with the words, “Get to know<br />
the world drawing!” Wilhelm travels to the<br />
New World with eyes wide open capturing<br />
the many new impressions in drawings and<br />
sketches. This way, the reader experiences<br />
emigration and life tween decks on board the<br />
sailing ship Columbia through Wilhelm’s eyes.<br />
In addition to the illustrated story there are<br />
vivid explanations of shipping terms and the<br />
era of emigration as well as game instructions<br />
and recipes. A beautifully designed and particularly<br />
detailed non-fiction book for readers<br />
both young and old who appreciate beautiful<br />
illustrations and love a good story. �<br />
Enter in the Wilhelms Reise Contest!<br />
The children’s book Wilhelms Reise explains what food<br />
the people on board the emigrant ships ate, how they<br />
dealt with ailments and sickness, for example seasickness,<br />
without a doctor on board. The book refers to<br />
“stowaways” of a very special sort who, in addition to<br />
sea-sickness, plague the passengers.<br />
Do you know what kind of “stowaways” are meant on<br />
this long overseas voyage to America?<br />
If you have a good idea then write it down and make a<br />
collage of pictures or draw a comic to illustrate it, and<br />
send your entry by mail to:<br />
<strong>Deutsches</strong> <strong>Auswandererhaus</strong><br />
Subject: “Wilhelms Reise”<br />
Columbusstrasse 65<br />
27568 <strong>Bremerhaven</strong>, Germany<br />
The most creative entries will win a copy of the book<br />
Wilhelms Reise. We at the German Emigration Center<br />
look forward to receiving your entry. Make sure it is<br />
submitted by the latest 30 September 2012!<br />
„Wilhelms Reise – Eine Auswanderergeschichte“<br />
Sachkinderbuch mit teilweise kolorierten Skizzen<br />
Text und Illustration: Anke Bär<br />
Hildesheim: Gerstenberg Verlag, 2012<br />
ISBN 978-3-8369-5409-9<br />
Mitspielen und „Wilhelms Reise“ gewinnen!<br />
In dem Kinderbuch wird erklärt, was an Bord der Auswandererschiffe<br />
gegessen wurde oder wie Krankheiten,<br />
wie zum Beispiel die Seekrankheit, ohne Hilfe eines<br />
echten Arztes gelindert wurden. Auch von ganz besonderen<br />
„blinden Passagieren“ ist die Rede, die neben Seekrankheit<br />
die Reisenden geplagt haben.<br />
Um welche „blinden Passagiere“ kann es sich auf so<br />
einer Passage nach Amerika gehandelt haben?<br />
Hast Du eine gute Idee? Dann schreibe sie auf, mache<br />
eine Bildercollage oder ein Comic daraus. Und schon<br />
kann die Sendung in die Post:<br />
<strong>Deutsches</strong> <strong>Auswandererhaus</strong><br />
Stichwort: Wilhelms Reise<br />
Columbusstraße 65<br />
27568 <strong>Bremerhaven</strong><br />
Für die einfallsreichsten Einsendungen verschenkt das<br />
Deutsche <strong>Auswandererhaus</strong> jeweils ein Exemplar von<br />
„Wilhelms Reise“. Wir freuen uns auf Post von Dir bis<br />
zum 30. September 2012!<br />
news Ausgabe Nr. <strong>11</strong> issue No. <strong>11</strong> April 2012<br />
33
34<br />
© Anita Affentranger<br />
Grußworte zum Erweiterungsbau Congratulatory Notes on the New Wing<br />
�� When we go on tour we keep an<br />
eye out for what there is to see and do:<br />
What sights are there to see? Is there<br />
a museum, an exhibition or interesting<br />
plant tour? Curiosity propels us and<br />
adds amusement and recreation to<br />
our everyday life on tour. The German<br />
Emigration Center numbers among<br />
our absolute favorite museums. The<br />
architecture is impressive, the exhibition<br />
is absorbing and educational... and<br />
even the coffee is better than any in<br />
the other museum cafeterias we have<br />
�� The best thing a museum dedicated<br />
to cultural history can achieve is to<br />
put past history in a modern context,<br />
give historical testimony to a subject<br />
of common knowledge, and provide a<br />
sensual grasp to an abstract topic. The<br />
German Emigration Center manages<br />
to do all this in a spectacular way: it<br />
�� I think it’s great that there’s an emigration<br />
and now a new immigration<br />
museum, in other words: a migration<br />
museum. Why do people emigrate<br />
from, why do they immigrate to Germany?<br />
What traces do they leave<br />
behind in their country of origin and<br />
the country they emigrate to? No dry<br />
texts, but an eye for careful and excellent<br />
detail – that is how the museum<br />
makes migration an experience. Be<br />
it a crossing in a steam ship or the<br />
been to. Each of us has recommended<br />
this great place to others many<br />
a time and a concert in <strong>Bremerhaven</strong><br />
would not be complete without a trip<br />
to the German Emigration Center. I<br />
personally find the subject of the<br />
new wing – immigration – fascinating,<br />
especially since my mother once<br />
came from the canyons of the Balkans<br />
to Westphalia. All of us in the Götz<br />
Alsmann Band wish the German Emigration<br />
Center continued success! ��<br />
Götz Alsmann & Band<br />
Roger Willemsen<br />
Autor und Fernsehmoderator<br />
Roger Willemsen<br />
Author and Television Moderator<br />
�� Das Beste, das ein der Kulturgeschichte verpflichtetes Museum leisten<br />
kann, ist: etwas Vergangenes zu vergegenwärtigen, etwas allgemein<br />
Bekanntes persönlich erfahrbar zu machen, etwas Abstraktes in<br />
die sinnliche Anschauung zu heben. Das Deutsche <strong>Auswandererhaus</strong><br />
schafft dies auf erstaunliche Weise, ja, seine Ausstellung macht aus<br />
der Geschichte etwas Ansteckendes, und so verlässt man das Haus nie,<br />
ohne selbst für eine Zeit Auswanderer gewesen zu sein. Diese Erfahrung<br />
verändert den Blick nachhaltig, und zwar den auf die heimische<br />
wie auf die Welt der Anderen. ��<br />
makes history seem infectious. Thus,<br />
no one leaves the museum without<br />
having felt like an emigrant. This<br />
experience has a sustained effect<br />
on individual perception, influencing<br />
and changing the way we see<br />
the world at home and the world of<br />
others. �� Roger Willemsen<br />
selection process on Ellis Island. It is<br />
more than a museum, it is a real experience.<br />
It promotes understanding<br />
for the subject of migration, understanding<br />
that is so necessary. People<br />
have always migrated but whether or<br />
not they meet with acceptance in the<br />
future depends above all on mutual<br />
understanding. Here, the German<br />
Emigration Center fills a huge gap<br />
and that is what makes it so unique.<br />
Bravo! �� Kaya Yanar<br />
© Jerome Bonnet<br />
© Nadine DiIly<br />
Götz Alsmann & Band<br />
Unterhaltungskünstler<br />
Götz Alsmann & Band<br />
Entertainers<br />
�� Wenn wir auf Tournee sind, halten wir immer die Augen auf: Wo<br />
gibt’s etwas zu sehen? Ein Museum, eine Ausstellung, eine interessante<br />
Werksführung? Neugier treibt uns an und sorgt für Kurzweil im<br />
Tour-Alltag. Das Deutsche <strong>Auswandererhaus</strong> in <strong>Bremerhaven</strong> gehört zu<br />
unseren absoluten Lieblingsmuseen. Architektonisch beeindruckend,<br />
inhaltlich packend und lehrreich … und sogar der Kaffee ist besser als<br />
in sämtlichen anderen Museums-Cafeterien, die wir kennen. Jeder von<br />
uns hat dieses großartige Haus schon oft weiterempfohlen und ein <strong>Bremerhaven</strong>-Konzert<br />
ohne einen Abstecher ins <strong>Auswandererhaus</strong> wäre<br />
für uns kein <strong>Bremerhaven</strong>-Konzert. Für mich persönlich ist Ihr neues<br />
Thema der Einwanderung über die Maßen interessant, kam doch meine<br />
Mutter einst aus den Schluchten des Balkan nach Westfalen. Wir<br />
von der Götz Alsmann Band wünschen Ihnen weiterhin viel Erfolg! ��<br />
Kaya Yanar<br />
Komiker<br />
Kaya Yanar<br />
Comedian<br />
�� Ich finde es klasse, dass es solch ein Auswanderer- und jetzt neu:<br />
ein Einwanderermuseum gibt. Also ein Migrationsmuseum. Warum<br />
wandern Menschen aus Deutschland aus, warum wandern sie ein? Wo<br />
wandern sie hin? Welche Spuren hinterlassen sie im In- und Ausland?<br />
Keine trockenen Texte, sondern mit viel Liebe zum Detail macht das<br />
Museum die Migration erlebbar. Ob es eine Überfahrt in einem Schnelldampfer<br />
ist oder das Auswahlverfahren auf Ellis Island. Es ist mehr als<br />
ein Museum, es ist ein Erlebnis. Das fördert das Verständnis für Migration,<br />
und das wird dringend benötigt. Die Menschen sind schon immer<br />
migriert, nur ob sie in Zukunft auf Akzeptanz stoßen, hängt vor allem<br />
vom Verständnis ab und genau da füllt das Deutsche <strong>Auswandererhaus</strong><br />
<strong>Bremerhaven</strong> eine Riesenlücke und ist somit einzigartig. Bravo! ��
Service Service<br />
Öffnungszeiten<br />
März – Oktober: täglich 10 bis 18 Uhr<br />
November – Februar: täglich 10 bis 17 Uhr<br />
geschlossen: 24. Dezember<br />
Opening HOurs<br />
March – October: daily 10 A.M. – 6 P.M.<br />
November – February: daily 10 A.M. – 5 P.M.<br />
closed: December 24th<br />
preise<br />
Erwachsene: 12,30 €<br />
Ermäßigt: 10,20 €<br />
(Rentner, Schüler, Studierende, Auszubildende,<br />
Arbeitslose, Behinderte)<br />
Kinder: 6,90 € (4 – 16 Jahre)<br />
Familien: 29,80 €<br />
Gruppen bitten wir um vorherige Anmeldung;<br />
Preis auf Anfrage.<br />
tickets<br />
Adults: 12.30 €<br />
Reduced: 10.20 €<br />
(Senior citizens, students, trainees,<br />
non-employed, disabled)<br />
Children: 6.90 € (aged 4 – 16)<br />
Families: 29.80 €<br />
Group rates on request.<br />
Advance reservation requested.<br />
füHrungen & VOrträge<br />
Führungen<br />
… für Senioren:<br />
am ersten Montag im Monat um 14 Uhr<br />
… für Kinder (7 – 12 Jahre):<br />
am zweiten Sonntag im Monat um 10.30 Uhr<br />
… für Wissenshungrige:<br />
am dritten Sonntag im Monat um 15 Uhr<br />
… für Jedermann:<br />
am letzten Sonntag im Monat um 15 Uhr<br />
Unseren aktuellen Veranstaltungskalender finden<br />
Sie im Internet unter www.dah-bremerhaven.de.<br />
Über die Vortragsreihe des Freundeskreises<br />
<strong>Deutsches</strong> Auswanderhauses e. V. informieren Sie<br />
sich bitte unter: www.freundeskreis-dah.de.<br />
eVents & guided tOurs<br />
Guided Tours<br />
… for senior citizens:<br />
first Monday of the month, 2 P.M.<br />
… for children:<br />
second Sunday of the month, 10:30 A.M.<br />
… for knowledge seekers:<br />
third Sunday of the month, 3 P.M.<br />
… for everyone:<br />
last Sunday of the month, 3 P.M.<br />
Find the latest events under:<br />
www.dah-bremerhaven.de. For details on the<br />
series of lectures of the Friends of the<br />
German Emigration Center e. V. please go to:<br />
www.freundeskreis-dah.de.<br />
speisesaal – steak & fisH<br />
Genießen Sie mit Blick auf den Neuen Hafen<br />
Kaffee & Kuchen sowie diverse Grillspezialitäten.<br />
Das Restaurant ist täglich für Sie geöffnet<br />
(März bis Oktober: 10 – 24 Uhr; November<br />
bis Februar: montags bis samstags 10 – 24 Uhr,<br />
sonntags bis 19 Uhr).<br />
Reservierungen unter 0471 / 90220-121.<br />
speisesaal – steak & fisH<br />
Enjoy cake and coffee or North German food as<br />
well as American barbecue specialities overlooking<br />
the New Harbor.<br />
Our restaurant is open March to October:<br />
daily from 10 A.M. to 12 midnight; November<br />
to February: daily from 10 A.M. to 12 midnight,<br />
Sunday and Monday till 7 P.M.<br />
For reservations call Tel. +49 (0)471 / 90220-121.<br />
Alle Infos unter www.dah-bremerhaven.de Any information see www.dah-bremerhaven.de<br />
Titelbild: Elza Schüler-Neirynck,<br />
© Leihgabe Elza Schüler-Neirynck<br />
Cover: Elza Schüler-Neirynck,<br />
© on loan Elza Schüler-Neirynck<br />
AUSGABE NR. <strong>11</strong> ISSUE NO. <strong>11</strong> APRIL 2012<br />
news<br />
DEUTSCHES AUSWANDERERHAUS<br />
GERMAN EMIGRATION CENTER<br />
Was ist neu?<br />
Ein Gespräch mit Dr. Simone Eick<br />
What is new?<br />
Interview with Dr. Simone Eick<br />
Kathedrale des Reisens<br />
Cathedral of Travel<br />
300 Jahre Einwanderung<br />
nach Deutschland<br />
300 Years of Immigration to Germany<br />
1.900 qm<br />
AUSSTELLUNG<br />
Neu New<br />
1,900 sq. m.<br />
EXHIBITION<br />
Geschichten, die berühren<br />
Moving Stories<br />
Impressum Credits<br />
HERAUSGEBER/PUBLISHED BY:<br />
<strong>Deutsches</strong> <strong>Auswandererhaus</strong> <strong>Bremerhaven</strong><br />
REDAKTION/EDITING: Ilka Seer<br />
TEXTE/TEXTS: Simone Eick, Julian Herbig, Brigitte Landes, Jan May, Anna Ozimek,<br />
Ilka Seer, Irene Stratenwerth<br />
LAYOUT: Alexandra Schäfer, Andreas Heller Architects & Designers, Hamburg<br />
ÜBERSETZUNG/TRANSLATION: Julie Penzel-Althoff, Hamburg<br />
AUFLAGE/CIRCULATION: 16.000<br />
DRUCK/PRINT: MüllerDITZEN Druckerei AG, <strong>Bremerhaven</strong><br />
news Ausgabe Nr. <strong>11</strong> issue No. <strong>11</strong> April 2012 35<br />
© <strong>Deutsches</strong> <strong>Auswandererhaus</strong> <strong>Bremerhaven</strong>, Foto Stefan Volk
36<br />
<strong>Deutsches</strong> AuswA n D ererhAus b remerhAven<br />
g ermA n e m I grAt I on c enter b remerhAven<br />
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