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News 11 - Deutsches Auswandererhaus Bremerhaven

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newsAusgAbe nr. <strong>11</strong> Issue no. <strong>11</strong> AprIl 2012<br />

<strong>Deutsches</strong> AuswA n D ererhA us<br />

GermA n e miG r A tion c enter<br />

Was ist neu?<br />

Ein Gespräch mit Dr. Simone Eick<br />

What is new?<br />

Interview with Dr. Simone Eick<br />

Kathedrale des Reisens<br />

Cathedral of Travel<br />

300 Jahre Einwanderung<br />

nach Deutschland<br />

300 Years of Immigration to Germany<br />

1.900 qm<br />

Ausstellung<br />

Neu New<br />

1,900 sq. m.<br />

exhIbItIon<br />

Geschichten, die berühren<br />

Moving Stories


02<br />

© <strong>Deutsches</strong> <strong>Auswandererhaus</strong> <strong>Bremerhaven</strong>, Foto Klaus Frahm<br />

Das Treppenhaus im neuen Ausstellungsgebäude zehn Tage vor der Eröffnung Staircase at the new exhibition building ten days before the opening


Editorial Editorial<br />

�� Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />

in unserer noch jungen Geschichte haben wir stets den Ansporn ge-<br />

habt, mit Offenheit neue Wege zu beschreiten. Bei der Eröffnung 2005<br />

waren wir europaweit das erste Erlebnismuseum zum Thema Auswan-<br />

derung. Nach über sechs erfolgreichen Jahren brechen wir wieder zu<br />

neuen Ufern auf. Künftig zeigen wir auch 300 Jahre Einwanderungsgeschichte.<br />

Wie lebten sich die Deutschen seit 1683 in den USA ein?<br />

Dieser Frage wird auf 800 Quadratmetern neuer Ausstellungsfläche<br />

nachgegangen. Aber wir sind noch einen Schritt weitergegangen: In<br />

unserem rund 1.100 Quadratmeter großen neuen Erweiterungsbau<br />

erzählen wir 300 Jahre Einwanderungsgeschichte nach Deutschland.<br />

Damit sind wir das erste Migrationsmuseum in Europa, das die Geschichte<br />

der Ein- und Auswanderung unter einem Dach vereint.<br />

Für die großzügige Unterstützung dieses Projekts danke ich sehr<br />

herzlich dem Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien,<br />

Bernd Neumann, dem Land Bremen sowie der Stadt <strong>Bremerhaven</strong>. Last<br />

but not least: Auch die private Betreibergesellschaft des Deutschen<br />

<strong>Auswandererhaus</strong>es beteiligt sich mit einer erheblichen Summe an<br />

der Erweiterung. Mein besonderer Dank gilt den Menschen, die uns<br />

ihre Familiengeschichten anvertraut haben.<br />

Ich möchte Sie herzlich dazu einladen, mit uns neue Welten zu<br />

entdecken und wünsche Ihnen viel Vergnügen bei der Lektüre. ��<br />

�� During the short history of the<br />

German Emigration Center it has always<br />

been our incentive to embark on<br />

new paths with openness and candor.<br />

When the museum opened in 2005,<br />

it was the first theme museum in<br />

Europe dedicated to the subject of<br />

emigration. Now, after six successful<br />

years, we are setting off towards new<br />

horizons. In the future we will also<br />

be showing 300 years of immigration<br />

history. How did the Germans feel<br />

living in the United States beginning<br />

in 1683? This question is pursued on<br />

800 square meters of new exhibition<br />

space. But we took the matter one<br />

step further: In the museum’s new<br />

exhibition wing with 1,100 square<br />

meters, we focus on 300 years of immigration<br />

history to Germany. Hence<br />

Dr. Simone Eick<br />

Direktorin und Geschäftsführerin<br />

des Deutschen <strong>Auswandererhaus</strong>es<br />

Dr. Simone Eick<br />

Director and General Manager<br />

of the German Emigration Center<br />

we are the first migration museum<br />

in Europe to show and combine the<br />

history of emigration and immigration<br />

under one roof.<br />

I sincerely thank the Federal Government<br />

Commissioner for Culture<br />

and the Media, Bernd Neumann, the<br />

federal state of Bremen and the city<br />

of <strong>Bremerhaven</strong> for their generous<br />

financial support of this project. Last<br />

but not least: the private operating<br />

company has also contributed a considerable<br />

sum towards the cost of the<br />

extension wing. And I especially wish<br />

to thank the people who entrusted<br />

us with the stories of their families.<br />

I cordially invite you to discover<br />

new worlds with us and hope you<br />

thoroughly enjoy reading this edition<br />

of the news. ��<br />

Inhalt Contents<br />

seiten/pAGes 04, 27, 34<br />

Grußworte zum Erweiterungsbau<br />

Congratulatory Notes on the New Wing<br />

seite/pAGe 06<br />

Was ist neu?<br />

Ein Gespräch mit Dr. Simone Eick<br />

What is new?<br />

Interview with Dr. Simone Eick<br />

seite/pAGe 09<br />

Im Überblick: Neu im<br />

Deutschen <strong>Auswandererhaus</strong><br />

At a Glance: New at the German Emigration Center<br />

seite/pAGe 10<br />

Kathedrale des Reisens<br />

Cathedral of Travel<br />

seite/pAGe 14<br />

300 Jahre Einwanderung nach<br />

Deutschland<br />

300 Years of Immigration to Germany<br />

seite/pAGe 18<br />

Aufbrechen, um anzukommen<br />

Setting Off to New Shores<br />

seite/pAGe 22<br />

Der Blick zurück, der das Heute erklärt<br />

A Look in the Past Explains the Present<br />

seite/pAGe 26<br />

Die Architektur des<br />

Deutschen <strong>Auswandererhaus</strong>es<br />

The Architecture of the German Emigration Center<br />

seite/pAGe 28<br />

Der gelbe Schein<br />

Sonderausstellung im Deutschen <strong>Auswandererhaus</strong><br />

The Yellow Ticket<br />

Special Exhibition at the German Emigration Center<br />

seite/pAGe 32<br />

Buch-Tipp<br />

Book Tip<br />

seite/pAGe 35<br />

Service<br />

news Ausgabe Nr. <strong>11</strong> issue No. <strong>11</strong> April 2012<br />

03


04<br />

© Bundesregierung – Kugler<br />

Grußworte zum Erweiterungsbau Congratulatory Notes on the New Wing<br />

�� Das Konzept und die Thematik des Deutschen <strong>Auswandererhaus</strong>es<br />

begründen seine einzigartige Stellung in der deutschen und europäischen<br />

Museumslandschaft und sein exzellentes internationales Renommee.<br />

Standen bisher die Auswanderungsbewegungen aus Deutschland in den<br />

letzen 300 Jahren im Vordergrund, ermöglicht es der Erweiterungsbau<br />

nun, den inhaltlichen Fokus auch auf die Einwanderung nach Deutsch-<br />

land zu richten. Das Museum in <strong>Bremerhaven</strong> wird damit zu einem Haus<br />

der deutschen Migrationsgeschichte.<br />

Ausschlaggebend für die Förderung des Bundes in Höhe von zwei<br />

Millionen Euro war nicht nur die Qualität der in <strong>Bremerhaven</strong> gelei-<br />

steten Museumsarbeit, sondern auch die Tatsache, dass es sich beim<br />

Deutschen <strong>Auswandererhaus</strong> <strong>Bremerhaven</strong> um eine vorbildliche und<br />

äußerst erfolgreiche private Initiative handelt, die wichtige Impulse für<br />

die kulturelle Weiterentwicklung der Region gibt, zugleich aber weit<br />

über sie hinaus ausstrahlt.<br />

Integration ist eine für die Zukunft unseres Landes wichtige Schlüsselaufgabe.<br />

Das Deutsche <strong>Auswandererhaus</strong> leistet mit der konzeptionellen<br />

Vervollständigung seiner Ausstellung einen wichtigen Beitrag<br />

zum aktuellen Diskurs. Ich wünsche dem Team um Direktorin Dr. Simone<br />

Eick und Initiator Andreas Heller weiterhin viel Erfolg! ��<br />

�� It is a well-known fact that the<br />

German Emigration Center is an outstanding<br />

attraction. This wonderful<br />

museum has long since turned into<br />

an exhibition site that is drawing the<br />

masses and has meanwhile established<br />

a renowned and widely regarded<br />

collection of historical biographies<br />

and the history of the mentality<br />

of German and European emigrants.<br />

How lucky for <strong>Bremerhaven</strong>! Now<br />

the museum has been enlarged to<br />

Staatsminister<br />

Bernd Neumann<br />

Beauftragter der Bundesregierung<br />

für Kultur und Medien<br />

Minister of State Bernd Neumann<br />

Federal Government Commissioner<br />

for Cultural Affairs and the Media<br />

include the highly topical issue of<br />

immigration, using examples to<br />

elaborate on the most important<br />

causes and reasons for migration<br />

to and from Germany in the past<br />

300 years. Congratulations on your<br />

opening! I have no doubt that this<br />

aspect of migration will be every<br />

bit as well received and contribute<br />

to the continued success of this<br />

museum in <strong>Bremerhaven</strong>. ��<br />

Jens Böhrnsen<br />

© Senatspressestelle Bremen<br />

�� The concept and theme of the<br />

German Emigration Center justify<br />

its unique position in the German<br />

and European museum landscape<br />

as well as its outstanding international<br />

reputation. Whereas until now<br />

the museum’s main focus was on<br />

emigration waves from Germany<br />

during the past 300 years the new<br />

museum wing addresses the subject<br />

of immigration to Germany. Hence,<br />

the German Emigration Center in<br />

<strong>Bremerhaven</strong> has now become an<br />

institution for the history of German<br />

migration.<br />

It was not only the quality of<br />

the work carried out by the museum<br />

in <strong>Bremerhaven</strong> that motivated<br />

the government to provide<br />

two million Euro in federal funding<br />

but also the fact that the German<br />

Emigration Center in <strong>Bremerhaven</strong><br />

is the perfect model of an extremely<br />

successful private initiative<br />

generating important impulses for<br />

cultural development in the region<br />

as well as far beyond.<br />

Integration is an issue of great<br />

significance for the future of our<br />

country. With the conceptual completion<br />

of the exhibition the German<br />

Emigration Center has made<br />

an important contribution to the<br />

current debate. My very best wishes<br />

for further success to the museum<br />

team, museum director Dr. Simone<br />

Eick and project initiator Andreas<br />

Heller! �� Bernd Neumann<br />

Bürgermeister<br />

Jens Böhrnsen<br />

Präsident des Senats<br />

der Freien Hansestadt Bremen<br />

Mayor Jens Böhrnsen<br />

President of the Senate of<br />

the Free Hanseatic City of Bremen<br />

�� Dass <strong>Bremerhaven</strong> mit seinem Deutschen <strong>Auswandererhaus</strong> eine<br />

herausragende Attraktion zu bieten hat, ist inzwischen weithin bekannt.<br />

Längst hat sich dieses wunderbare Haus zu einem Publikumsmagneten<br />

entwickelt und inzwischen eine weithin beachtete Sammlung zur Biografie-<br />

und Mentalitätsgeschichte der deutschen und europäischen<br />

Auswanderung aufgebaut. Ein Glücksfall für <strong>Bremerhaven</strong>! Nun ist das<br />

Museum um das ebenso bedeutende wie hochaktuelle Thema „Einwanderung“<br />

erweitert worden und fächert exemplarisch die wichtigsten<br />

Ursachen und Gründe für Migration von und nach Deutschland der<br />

vergangenen 300 Jahre auf. Herzlichen Glückwunsch zu der Eröffnung!<br />

Ich bin mir sicher, dass auch dieses Kapitel großen Zuspruch finden<br />

und zur weiteren Erfolgsgeschichte dieser Einrichtung in <strong>Bremerhaven</strong><br />

beitragen wird. ��


�� Experiencing emigration, tracing<br />

roots, understanding history – all<br />

presented in a manner both vivid<br />

and emotive. An experience that<br />

appeals to the senses, that connects<br />

the past, the present and the future.<br />

These are the characteristics which<br />

have firmly established the German<br />

Emigration Center in the European<br />

museum landscape.<br />

The new exhibition wing will broaden<br />

the facilities for illustrating and<br />

Oberbürgermeister<br />

Melf Grantz<br />

Oberbürgermeister<br />

der Stadt <strong>Bremerhaven</strong><br />

Lord Mayor Melf Grantz<br />

Lord Mayor of the<br />

City of <strong>Bremerhaven</strong><br />

Grußworte zum Erweiterungsbau Congratulatory Notes on the New Wing<br />

presenting these aspects considerably.<br />

Facts that benefit the museum,<br />

the Havenwelten, the city of <strong>Bremerhaven</strong>,<br />

and the federal state of<br />

Bremen. As Senator for Economic<br />

Affairs, Employment and Ports this<br />

development fills me with pride and<br />

happiness, and I wish to thank all<br />

those involved in the development<br />

and completion of the new museum<br />

wing. Congratulations on your opening!<br />

�� Martin Günthner<br />

�� Ich beglückwünsche das Deutsche <strong>Auswandererhaus</strong> zur erfolg-<br />

reichen Eröffnung seines Erweiterungsbaus und gratuliere ganz herzlich<br />

im Namen aller <strong>Bremerhaven</strong>er Bürger! Das Deutsche Auswanderer-<br />

haus ist ein Museum von internationalem Rang, das für die Seestadt<br />

eine ganz besondere Bedeutung besitzt: Auswanderung und Einwanderung<br />

haben die Geschichte unserer Stadt bis heute geprägt. In dem<br />

preisgekrönten Museum am Neuen Hafen wird diese Vergangenheit<br />

lebendig. Mit dem neuen Ausstellungsgebäude wird nun eine Brücke<br />

zwischen historischer und zeitgenössischer Migration geschlagen, die<br />

uns einen ganz neuen Blick auf die aktuellen Debatten um Integration<br />

und Zuwanderung eröffnet.<br />

Das Deutsche <strong>Auswandererhaus</strong> zeigt uns, das ein friedvolles Miteinander<br />

in einer kulturell vielfältigen und weltoffenen Gesellschaft<br />

möglich ist. Gleichzeitig wird aber auch deutlich, wie wichtig es ist, sich<br />

stets aktiv für eine solche Gesellschaft zu engagieren. Ein Besuch des<br />

Deutschen <strong>Auswandererhaus</strong>es wird Sie dafür sicherlich begeistern! ��<br />

© Magistratspressestelle <strong>Bremerhaven</strong><br />

© Der Senator für Wirtschaft, Arbeit und Häfen<br />

�� Auswanderung erleben, Spuren finden, Geschichte verstehen – und<br />

das Ganze anschaulich und emotional präsentiert. Ein die Sinne ansprechendes<br />

Erlebnis, das gestern, heute und morgen miteinander verknüpft:<br />

So hat sich das Deutsche <strong>Auswandererhaus</strong> seinen festen Standort in der<br />

europäischen Museumslandschaft geschaffen.<br />

Mit dem Erweiterungsbau werden die Darstellungsmöglichkeiten<br />

noch breiter aufgefächert. Das ist gut für das Museum. Das ist gut für<br />

die Havenwelten. Das ist gut für <strong>Bremerhaven</strong>. Das ist gut für das Land<br />

Bremen. Als Senator für Wirtschaft, Arbeit und Häfen freue ich mich<br />

über diese Entwicklung. Und sage allen am Erweiterungsbau Beteiligten<br />

meinen herzlichen Dank. Herzlichen Glückwunsch zur Eröffnung! ��<br />

�� Congratulations to the German<br />

Emigration Center on the successful<br />

opening of its new wing and congratulations<br />

on behalf of all the citizens of<br />

<strong>Bremerhaven</strong>! The German Emigration<br />

Center is a museum of international<br />

rank with a very special meaning for<br />

the seaside city of <strong>Bremerhaven</strong>:<br />

emigration and immigration have<br />

shaped the history of our city up<br />

through today. This past history is<br />

brought alive in the award-winning<br />

museum at Neuer Hafen. The new<br />

exhibition wing acts as a bridge con-<br />

Senator<br />

Martin Günthner<br />

Senator für Wirtschaft, Arbeit und<br />

Häfen der Freien Hansestadt Bremen<br />

Senator Martin Günthner<br />

Senator for Economic Affairs, Employment and<br />

Ports of the Free Hanseatic City of Bremen<br />

necting historic and contemporary<br />

migration and shedding an entirely<br />

new light on the current integration<br />

and immigration debate.<br />

The German Emigration Center<br />

illustrates that peaceful coexistence<br />

is possible in a culturally diverse and<br />

open society. At the same time, however,<br />

it emphasizes the importance<br />

of the constant, active commitment<br />

needed to create and maintain such<br />

a society. A visit to the German Emigration<br />

Center is certain to motivate<br />

you in this direction! �� Melf Grantz<br />

news Ausgabe Nr. <strong>11</strong> issue No. <strong>11</strong> April 2012 05


06<br />

© Leihgabe Recep Keskin<br />

From now on, visitors to the German Emigration Center will<br />

not only be able to experience emigration, but immigration<br />

as well. The German Emigration Center is the first museum<br />

in Germany to present both exciting aspects of the migration<br />

subject in an informative way. Ilka Seer speaks to Museum<br />

Director Dr. Simone Eick about the concept and goals of the<br />

new permanent exhibition.<br />

Ms. Eick, after six years of success, the German Emigration<br />

Center has been enlarged and now features not only the story<br />

of those Germans who, for greatly varying reasons, emigrated<br />

to the New World in search of a new existence, but also focuses<br />

on the story of immigrants to Germany. Tell us why.<br />

At the time the German Emigration Center was planned it<br />

was evident that emigration and immigration are inseparably<br />

linked, however, in 2001, when plans for the museum were<br />

being discussed, immigration to Germany was a topic that<br />

was reduced to statistics only and focusing basically on one<br />

question: How many immigrants can Germany absorb? Times<br />

have changed. Integration has in the meantime become the<br />

subject of hot, emotional debate. This museum aims at being<br />

Was ist neu?<br />

What is new?<br />

Im Deutschen <strong>Auswandererhaus</strong> wandern die Besucher ab sofort nicht mehr nur<br />

aus, sondern auch ein. Damit werden erstmalig in einem Museum in Deutschland<br />

beide Seiten der „Medaille“ Migration ebenso erlebnisreich wie informativ präsentiert.<br />

Im Gespräch mit Ilka Seer erläutert Museumsdirektorin Dr. Simone Eick das<br />

Konzept und die Ziele der neuen Dauerausstellung.<br />

Frau Eick, nach sechs erfolgreichen Jahren haben Sie das Deutsche <strong>Auswandererhaus</strong><br />

erweitert. Sie erzählen nicht nur die Geschichte der Deutschen weiter, die aus ganz unterschiedlichen<br />

Gründen in der Neuen Welt ein neues Zuhause suchten, sondern widmen<br />

sich ab sofort auch der Einwanderungsgeschichte nach Deutschland. Warum?<br />

Schon als das Deutsche <strong>Auswandererhaus</strong> geplant wurde, war klar, dass Aus- und<br />

Einwanderung untrennbar miteinander verbunden sind. Zu dieser Zeit allerdings,<br />

2001, beschränkten sich die Debatten rund um das Thema Einwanderung nach<br />

Deutschland auf Zahlen: Wie viele Zuwanderer kann Deutschland verkraften? Das<br />

hat sich geändert. Inzwischen erleben und führen wir heftige, emotionale Integrationsdebatten.<br />

Wir möchten ein Ort sein, an dem man sich sachlich informieren<br />

kann und gleichzeitig einen persönlichen Zugang findet.


Ausschnitt einer Einbürgerungsurkunde<br />

von 2002.<br />

Detail of a naturalization certificate, 2002.<br />

a center of objective information and a place for personally<br />

accessing the subject of migration.<br />

How does the museum bring this across?<br />

In the main building three exhibition rooms were combined and<br />

an entirely new presentation created, reproducing replicas of<br />

fragments of the world’s largest train station – Grand Central<br />

Terminal in the heart of New York. Grand Central Terminal is a<br />

place of arrivals and departures. However, to present the history<br />

of immigration to Germany visitors will be transported<br />

back to the year 1973, the year of the recruitment stop, and<br />

to a shopping mall where they will trace roots: memorabilia<br />

from the families of the immigrants, displayed in the 1973 store<br />

windows as common, everyday articles at first glance. But a<br />

closer look will reveal the stories of the immigrants’ families.<br />

What is the intention?<br />

To create a comparability between the immigration behavior<br />

of German emigrants to the New World and immigrants to<br />

Germany.<br />

How has the museum connected emigration to the New<br />

World and immigration to the “Old” World, in this case Germany?<br />

By, in fact, using a bridge. After experiencing how a German<br />

emigrant establishes a new existence abroad visitors cross a<br />

bridge connecting the old building to the new wing, thereby<br />

changing their perspective from one of emigration from Germany<br />

to one of immigration to Germany. From this moment<br />

on, they no longer follow the path of one of 18 emigrants but<br />

that of an immigrant who is leading them back to Germany.<br />

Fifteen biographies from 15 different groups of immigrants<br />

recount 300 years of immigration history to Germany.<br />

What group of immigrants does the story begin with?<br />

It begins with the Huguenots in the 17th century, then highlights<br />

several groups, ranging from the Ruhrpolen (Ruhr Poles)<br />

and the Tödden (traveling merchants from North Rhine-Westphalia)<br />

to the Civil War Refugees in the Federal Republic of<br />

Germany. The stories are not restricted to the protagonists<br />

alone, but also feature the stories of their children, grandchildren<br />

and great-grandchildren. Thus visitors learn what<br />

families have preserved in the course of migration and what<br />

especially shaped them. Altogether, the histories of the 33<br />

migrating families tell stories of treasured memories and<br />

gladly forgotten events, of success and loss …<br />

… and probably stirring up memories of the museum visitor’s<br />

own family. Is that the idea?<br />

Yes. Our goal is to project a new view of one’s own roots. We<br />

want to show how normal migration in Germany is. Given its<br />

location in the center of Europe and its neighboring countries<br />

on all sides, Germany has always been a transit country and a<br />

very diversified country of immigration. For centuries Germany<br />

consisted of dozens of individual states and was often the<br />

scene of battles, often leading to shifts in national boundaries.<br />

Gespräch Interview<br />

Wie schafft man das museal?<br />

In unserem Haupthaus haben wir drei Ausstellungsräume zu einem zusammengelegt<br />

und eine komplett neue Inszenierung geschaffen – und dafür Versatzstücke des<br />

größten Bahnhofs der Welt nachgebaut: Grand Central Terminal im Herzen New<br />

Yorks. Er ist ein Ort des Ankommens und des Aufbrechens zugleich. Um wiederum<br />

die Geschichte der Einwanderung nach Deutschland zu zeigen, werden wir unsere<br />

Besucher ins Jahr 1973 versetzen, das Jahr des Anwerbestopps. In einer Ladenpassage<br />

gehen sie auf Spurensuche: Erinnerungsobjekte von Einwandererfamilien, die auf<br />

den ersten Blick wie Alltagsgegenstände in einer Verkaufsauslage von 1973 ausliegen,<br />

erzählen auf den zweiten Blick die Einwanderergeschichte dieser Familien.<br />

Und das Ziel ist?<br />

Eine Vergleichbarkeit herzustellen zwischen dem Einwanderungsverhalten der<br />

deutschen Auswanderer in der Neuen Welt und der Zuwanderer in Deutschland.<br />

Wie schaffen Sie den Brückenschlag von der Auswanderung in die Neue Welt zur<br />

Einwanderung in die Alte Welt, nach Deutschland?<br />

Tatsächlich über eine Brücke. Nachdem unsere Besucher erfahren haben, wie sich<br />

die deutschen Auswanderer in Übersee etabliert haben, verlassen sie das Gebäude<br />

über eine Brücke und betreten den Erweiterungsbau. Währenddessen vollziehen sie<br />

einen Perspektivwechsel: Sie begleiten ab diesem Moment nicht mehr einen der 18<br />

Auswanderer, sondern jetzt einen der Einwanderer, der sie zurück nach Deutschland<br />

führt. Anhand von 15 Biographien aus 15 Einwanderergruppen erzählen wir 300 Jahre<br />

Einwanderungsgeschichte nach Deutschland.<br />

Mit welcher Einwanderergruppe beginnt Ihre Geschichte?<br />

Wir beginnen mit den Hugenotten im 17. Jahrhundert und beleuchten über die<br />

Ruhrpolen und Tödden verschiedene Gruppen bis hin zu jugoslawischen Bürgerkriegsflüchtlingen<br />

in der Bundesrepublik Deutschland. Unsere Besucher lernen jedoch<br />

nicht nur die Geschichten der jeweiligen Protagonisten kennen, sondern immer<br />

auch die von deren Kindern, Enkeln und Urenkeln. Dabei erfahren sie zum Beispiel,<br />

was die Familien aus ihrer Wandergeschichte aufbewahrt haben und was sie<br />

besonders prägt. Die insgesamt 33 Familiengeschichten der Aus- und Einwanderer<br />

erzählen von Erinnerungsschätzen und -bürden, Erfolgen und Verlusten …<br />

... und wecken wahrscheinlich bei den Besuchern Erinnerungen an die eigene Familiengeschichte.<br />

Ist es das, was Sie verfolgen?<br />

Ja. Unser Ziel ist es, einen neuen Blick auf die eigenen Wurzeln zu ermöglichen.<br />

Wir möchten gerne zeigen, wie normal Migration in Deutschland ist. Da Deutschland<br />

aufgrund seiner Lage mitten in Europa von zahlreichen Ländern umgeben ist,<br />

war es immer schon ein Transitland und ein besonderes, vielfältiges Einwanderungsland.<br />

Jahrhundertelang bestand es aus dutzenden Einzelstaaten und war häufig<br />

kriegstreibende Kraft, die zahlreiche Grenzverschiebungen auslöste.<br />

news Ausgabe Nr. <strong>11</strong> issue No. <strong>11</strong> April 2012<br />

07


08<br />

That surely has consequences.<br />

Indeed it does. A person coming to Germany from a neighboring<br />

European country or from Asia or Africa counts as<br />

an immigrant but so did anyone who, prior to 1871, moved<br />

from Hesse to Bavaria, for example. In addition, shifting<br />

state boundaries forced people to change their nationality<br />

at least once or twice. The refugees and displaced persons<br />

from the former eastern territories of the German Reich, and<br />

the ethnic Germans from Romania, Hungary and Czechoslovakia<br />

were de facto immigrants to Federal Republic and<br />

East Germany after the Second World War. The Volga Germans<br />

seemed like immigrants although legally they were on<br />

a par with German citizens.<br />

So the German Emigration Center shows that Germany is<br />

a country of emigration as well as one of immigration, as over<br />

seven million people emigrated to the New World from <strong>Bremerhaven</strong><br />

alone.<br />

Throughout its history, a reform-resistant, nationalistic, or<br />

bellicose Germany saw as many people emigrate as the Germany<br />

shaped by democracy, economic growth and a social<br />

economy saw immigrate. For more than a century, Germany<br />

has been a country of emigration and immigration, sometimes<br />

both at once. And that is exactly what we wish to present. �<br />

Gespräch Interview<br />

Das hat sicherlich Folgen.<br />

In der Tat – denn nicht nur gilt jemand, der aus einem europäischen Nachbarland,<br />

Asien oder Afrika nach Deutschland kommt, als Einwanderer, sondern galt zum<br />

Beispiel auch jemand, der vor 1871 von Hessen nach Bayern ging. Hinzu kommen<br />

die Menschen die aufgrund von Grenzverschiebungen gezwungenermaßen ihre<br />

Staatsangehörigkeiten ein- oder zweimal wechseln mussten. Auch die Flüchtlinge<br />

und Vertriebenen aus den ehemaligen Ostgebieten sowie die Deutschstämmigen<br />

aus Rumänien, Ungarn und der Tschechoslowakei stellen nach dem Zweiten Weltkrieg<br />

für die Bundesrepublik und die DDR de facto Einwanderer dar. Und wie Einwanderer<br />

wirkten auch die so genannten Russlanddeutschen, obwohl sie juristisch<br />

den Bundesbürgern gleichgestellt waren.<br />

Das Deutsche <strong>Auswandererhaus</strong> zeigt uns also, dass Deutschland genauso ein Einwanderungsland<br />

wie ein Auswanderungsland ist, denn alleine über <strong>Bremerhaven</strong> sind mehr<br />

als sieben Millionen Menschen nach Übersee emigriert.<br />

Die reformschwache, nationalistische, kriegsträchtige Seite der deutschen Geschichte<br />

hat ebenso viele Menschen abwandern lassen wie die von Demokratie,<br />

Wirtschaftswachstum und der sozialen Marktwirtschaft geprägte Seite angezogen<br />

hat. Das Land ist seit über hundert Jahren Ein- und Auswanderungsland, oft sogar<br />

beides gleichzeitig. Und genau das möchten wir zeigen. �<br />

Letzte Handgriffe im „Roxy Kino“ zehn Tage vor der Eröffnung Last detail work at the “Roxy Cinema” ten days before the opening<br />

© <strong>Deutsches</strong> <strong>Auswandererhaus</strong> <strong>Bremerhaven</strong>, Klaus Frahm


Im Überblick: Neu im<br />

Deutschen <strong>Auswandererhaus</strong><br />

At a Glance: New at the German Emigration Center<br />

Der Museumsrundgang des Deutschen <strong>Auswandererhaus</strong>es wird erweitert<br />

The Tour through the German Emigration Center is extended<br />

1. hiStory of eMigrAtioN<br />

Whereas until now visitors ended their journey back in time<br />

through the staged and reconstructed rooms at the Ellis Island<br />

Receiving Station in New York, the journey now continues.<br />

The new room “Office of the New World” is dedicated to the<br />

question: what did immigrants and the countries of immigration<br />

know about one another? Against the backdrop of a train<br />

station as a place of transit, the new staged and reconstructed<br />

room “Grand Central Terminal” shows the history of German<br />

immigrants in the U.S.A.<br />

2. the Bridge<br />

The new bridge connects the history of emigration with the<br />

history of immigration.<br />

3. hiStory of iMMigrAtioN iN the New exteNSioN<br />

On the first floor of the new building a mall with several stores<br />

in the Federal Republic of Germany from 1973 has been reconstructed.<br />

Visitors trace the roots of immigrants: the shop<br />

windows display common, everyday objects together with the<br />

memorabilia of immigrant families, illustrating the stories of<br />

15 immigration groups that came to Germany in the last 300<br />

years. On the ground floor general information on immigration<br />

to Germany between 1685 and today can be found as<br />

well as the family research and the new “Roxy Cinema.” �<br />

Ostansicht des Deutschen <strong>Auswandererhaus</strong>es<br />

nach der Erweiterung und<br />

schematischer Ausstellungsrundgang.<br />

View from the East of the extended German<br />

Emigration Center and diagrammatic exhibition tour.<br />

Überfahrt<br />

The Crossing<br />

Galerie der<br />

7 Millionen<br />

Gallery of the<br />

7 Million<br />

An der Kaje<br />

On the Wharf<br />

Gang nach New York<br />

The Way to New York<br />

Ellis Island<br />

Wartehalle<br />

Waiting Hall<br />

Office of the<br />

New World<br />

Restaurant<br />

1. AuSwANderuNgSgeSchichte<br />

Endete die Zeitreise durch inszenierte historische Räume bisher für die Besucher<br />

auf „Ellis Island“, der Einwandererstation New Yorks, geht es nun weiter. Der neue<br />

Raum „Office of the New World“ widmet sich der Frage: Was wussten Einwanderer<br />

und Einwandererländer voneinander? Die große neue Inszenierung „Grand Central<br />

Terminal“ nutzt den Bahnhof als Hintergrund um dort an einem Ort des Transits,<br />

die Geschichte der deutschen Einwanderer in den USA zu zeigen.<br />

2. Brücke<br />

Die neue Brücke verbindet Aus- und Einwanderungsgeschichte.<br />

3. eiNwANderuNgSgeSchichte iM NeueN erweiteruNgSBAu<br />

Im Obergeschoss des neuen Gebäudes wird eine Ladenpassage mit verschiedenen<br />

Geschäften in der Bundesrepublik im Jahr 1973 inszeniert. Dort gehen die Besucher<br />

auf Spurensuche: In den Auslagen der Geschäfte liegen neben Alltagsgegenständen<br />

Memorabilien von Einwandererfamilien, die die Geschichte von 15 Einwanderergruppen<br />

erzählen, die in den letzten 300 Jahren nach Deutschland kamen. Im Untergeschoss<br />

gibt es neben allgemeinen Informationen zur Einwanderung nach Deutschland<br />

zwischen 1685 und heute die Familienrecherche und das neue „Roxy-Kino“. �<br />

Grand Central<br />

Terminal<br />

Shop<br />

Die neue Reise beginnt!<br />

The new journey begins!<br />

BRÜCKE<br />

BRI DGE<br />

Familienforschung<br />

Family Research<br />

Kiosk<br />

Roxy Kino<br />

Roxy Cinema<br />

Frisörsalon<br />

Hairdresser<br />

Kaufhaus<br />

Department Store<br />

Antiquariat<br />

Vintage Book Shop<br />

AUSWANDERUNG / EMIGRATION EINWANDERUNG / IMMIGRATION<br />

FOYER<br />

Reisebüro<br />

Travel Agency<br />

Fotoladen<br />

Camera Store<br />

news Ausgabe Nr. <strong>11</strong> issue No. <strong>11</strong> April 2012<br />

09


10<br />

© <strong>Deutsches</strong> <strong>Auswandererhaus</strong> <strong>Bremerhaven</strong>, Foto Klaus Frahm<br />

Empore im Ausstellungsraum „Grand Central Terminal“, zehn Tage vor der Eröffnung Gallery at the exhibition room „Grand Central Terminal“, ten days before the opening<br />

Kathedrale des Reisens<br />

Cathedral of Travel<br />

Im Herzen der Weltmetropole New York steht der Grand Central Terminal. Von diesem<br />

Verkehrsknotenpunkt aus sind zahlreiche Auswanderer ins Landesinnere weitergereist,<br />

wo sie sich endgültig niederließen. Der 800 Quadratmeter große neue Ausstellungsraum<br />

im Deutschen <strong>Auswandererhaus</strong> versetzt die Besucher mitten hinein in „Grand Central<br />

Terminal“, einen der schönsten Bahnhöfe der Welt. �<br />

In the heart of the world metropolis New York is Grand Central Terminal. From this transportation<br />

hub large numbers of immigrants journeyed farther inland where they ultimately<br />

settled. The new 800 square meter exhibition wing at the German Emigration Center<br />

transports the visitor to one of the world’s most beautiful train stations: Grand Central<br />

Terminal. �


© New York Transit Museum<br />

From the gallery a marble staircase leads down to the Main<br />

Concourse with the richly ornamented ticket booths on the<br />

left and the Waiting Room’s finely turned wooden benches<br />

on the left. The wealth of design and history make it a perfect<br />

place for telling the story of German immigrants to the<br />

New World between 1683 and 1974. The story of their dreams<br />

and achievements, but also the story of the downsides of life<br />

in the New World – the harsh realities of everyday life, the<br />

conflicts between Americans and Native Americans, the disappointments<br />

and failures. The train station as a backdrop for<br />

transition: the scene of arrival, whatever its nature may be.<br />

New York celebrated the opening of the magnificent Grand<br />

Central Terminal on 2 February 1913. “Gateway to a Continent”<br />

were the words a promotional leaflet used to describe<br />

the terminal on the corner of 42nd Street and Park Avenue<br />

with its 57 tracks. From here millions of immigrants took the<br />

New York Central Railroad bound for Chicago. The booming<br />

industrial city on Lake Michigan not only had plenty of jobs to<br />

offer, but was also convenient for continuing onto the Midwest<br />

or, still farther, to California. By the same token, hundreds of<br />

thousands of Americans arrived at or departed from Grand<br />

Central Terminal every day – Americans with European, African<br />

or Asian roots, the rich and the poor, the religious and<br />

the non-religious, the young and the old – a number totaling<br />

over 40 million in 1921, over 53 million eight years later, and,<br />

finally, by 1947 over 65 million. The rapid settlement of the<br />

U.S.A. in the 19th century was made possible by the railroad.<br />

The steam trains first operated along the East Coast during<br />

the 1830s, with connections to the Midwest following later.<br />

Once the American Civil War was over in 1865, the railroad,<br />

or “iron steeds,” as the Indians called the trains, stretched<br />

across the huge expanse of America from the Atlantic to the<br />

Pacific, from Canada to Mexico.<br />

Visitors to the German Emigration Center will step up to the<br />

ticket booths with their bronze adornments just like the travelers<br />

do. Exact copies of eight of the 26 booths in Grand Central<br />

Terminal were reproduced for the new exhibition rooms,<br />

each containing cabinets displaying photos, documents and<br />

memorabilia of a German immigrant family. An audio station<br />

relates how emigrants felt as immigrants in their country of<br />

arrival, their new home, and what became or has become of<br />

their descendants. Their migratory life is preserved in photos<br />

and documents and treasured as a keepsake.<br />

Neu im Deutschen <strong>Auswandererhaus</strong> New at the German Emigration Center<br />

Grand Central Terminal,<br />

New York, 1925.<br />

Von einer Empore führt der Weg die Marmortreppe hinunter. Dort liegen rechts<br />

die reich verzierten Fahrkartenschalter und links ein Wartesaal mit feingedrechselten<br />

Holzbänken. An diesem Ort voller Reichtum wird die Geschichte der deutschen<br />

Einwanderer in der Neuen Welt von 1683 bis 1974 erzählt. Es ist der Ort, der<br />

von ihren Träumen und Erfolgen erzählt. Es ist aber auch ein Ort, an dem über die<br />

Schattenseiten – die Härten des Alltags, die Konflikte mit Amerikanern und Ureinwohnern,<br />

das Scheitern – gesprochen werden muss. Der Bahnhof als Hintergrund<br />

für einen Ort des Transits: dem wie auch immer gearteten Ankommen.<br />

Am 2. Februar 1913 feierte New York die Eröffnung des prächtigen Grand Central<br />

Terminal. „Das Tor zum amerikanischen Kontinent“ nannte eine Werbebroschüre<br />

den Bahnhof mit seinen 57 Gleisen in der 42. Straße, Ecke Park Avenue. Von hier<br />

fuhren Millionen Einwanderer mit der „New York Central“-Eisenbahn nach Chicago.<br />

Die boomende Industriestadt bot nicht nur viele Jobs. Sie lag am Lake Michigan auch<br />

günstig für die Weiterreise in den Mittleren Westen oder Richtung Kalifornien. Im<br />

Grand Central Terminal kamen aber auch täglich hunderttausende Amerikaner an<br />

oder fuhren ab – sie hatten europäische, afrikanische und asiatische Wurzeln, es<br />

waren Arme und Reiche, Gläubige und Ungläubige, Junge und Alte. 1921 zählte man<br />

über 40, acht Jahre später bereits über 53 und 1947 schließlich über 65 Millionen<br />

Reisende. Die Eisenbahn ermöglichte die schnelle Besiedlung der USA im 19. Jahrhundert.<br />

Dampflokomotiven erschlossen seit den 1830er Jahren erst die Ostküste,<br />

dann den Mittlere Westen. Nach dem Ende des Amerikanischen Bürgerkriegs<br />

1865 eroberte das „Eiserne Ross“, wie die indianischen Ureinwohner die Eisenbahn<br />

nannten, das riesige Land vom Atlantik bis zum Pazifik, von der kanadischen bis zur<br />

mexikanischen Grenze.<br />

So wie die Reisenden treten nun auch die Besucher des Deutschen <strong>Auswandererhaus</strong>es<br />

an die Fahrkartenschalter mit ihren bronzenen Verzierungen. Acht der<br />

26 Schalter im Grand Central Terminal sind Eins-zu-eins im neuen Ausstellungsraum<br />

nachgebaut. In den Schaltern befinden sich Vitrinen; in jeder einzelnen Fotos,<br />

Dokumente und Erinnerungsstücke von einer deutschen Einwandererfamilie. Hier<br />

erfährt der Besucher an einer Hörstation wie es den Auswanderern als Einwanderer<br />

in der neuen Heimat erging. Und was aus ihren Nachfahren geworden ist. Er<br />

sieht, was aus ihrem Wanderleben in Fotos und Dokumenten festgehalten und als<br />

Erinnerungsstück aufbewahrt wurde.<br />

In den meisten neu gegründeten US-Bundesstaaten kämpften US-amerikanische<br />

Truppen zunächst die indianischen Ureinwohner nieder, bevor die europäischen<br />

Siedler dort in großer Zahl eintrafen. So stieg beispielsweise die Einwohnerzahl<br />

des 1818 gegründeten Illinois erst stark an, nachdem 1832 die dort lebenden<br />

news Ausgabe Nr. <strong>11</strong> issue No. <strong>11</strong> April 2012<br />

<strong>11</strong>


12<br />

In most of the newly founded states U.S. Army troops overpowered<br />

the Indians, the Native Americans, before larger<br />

numbers of European settlers were able to move in. The state<br />

of Illinois, founded in 1818, did not register a significant rise<br />

in population until after 1832 when the Sac Indians had been<br />

defeated. In Illinois particularly as well as in other Midwestern<br />

states, close to one million German farmers settled between<br />

1830 and 1870. One of the three dioramas in the Waiting<br />

Room of the new exhibition rooms gives a precise picture of<br />

how these German farmers lived. A second diorama shows<br />

German workers in the “huge, greasy meatpacking plants”<br />

of Chicago “that smelled like the craters of hell.” That is how<br />

author Upton Sinclair described the meatpacking industry in<br />

his bestselling novel The Jungle. A third diorama portrays the<br />

period after the First World War and German immigrants who<br />

opened their own “delis” or delicatessen shops. �<br />

© Chicago History in Postcards<br />

© Promo<br />

Das Innere eines Schlachthauses der Schwarzschild<br />

& Sulzberger Company. Das von dem deutschen<br />

Einwanderer Ferdinand Sulzberger mitbegründete<br />

Unternehmen eröffnete im Jahr 1900 in Chicago<br />

eine der effektivsten Fleischproduktionsstätten in<br />

Nordamerika.<br />

Inside the meatpacking company Schwarzschild<br />

& Sulzberger Company. The company, co-founded<br />

by German immigrant Ferdinand Sulzberger,<br />

opened in Chicago in 1900 and was one of the<br />

most efficient meatpackers in North America.<br />

Ein irischer Einwanderer im Whiskeyfass und ein<br />

deutscher Einwanderer im Bierfass stehlen eine Wahlurne,<br />

Karikatur um 1850.<br />

An Irish immigrant in a whiskey barrel and a<br />

German immigrant in a beer barrel steal a ballot box,<br />

cartoon around 1850.<br />

Sauk-Indianer besiegt worden waren. Gerade in Illinois und den anderen Staaten<br />

des so genannten Mittleren Westens, siedelten in der Zeit zwischen 1830 und 1870<br />

rund eine Million Deutsche als Farmer. Wie genau das Leben eines deutschen<br />

Farmers aussah, kann der Besucher an einem der drei Dioramen erfahren, die im<br />

„Wartesaal“ des neuen Ausstellungsraumes stehen. Im zweiten Diorama sieht man<br />

deutsche Arbeiter in den „riesigen, schmierigen Fleischfabriken“ Chicagos, in denen<br />

„es riecht, wie im Höllenkrater“. So jedenfalls beschrieb der Schriftsteller Upton<br />

Sinclair in seinem Weltbestseller „Der Dschungel“ die Schlachthöfe. Ein drittes Diorama<br />

widmet sich der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg. Es zeigt Deutsche, die sich<br />

mit einem Delikatessengeschäft, kurz „Deli“, in New York selbstständig machten. �<br />

Den 19-jährigen Hinrich Carstensen zieht es 1953<br />

von der Nordfriesischen Insel Föhr in die Neue Welt.<br />

1959 entschließt er sich zum Kauf eines eigenen<br />

Delis in New York.<br />

In 1953, Hinrich Carstensen, age 19, decides to leave<br />

his native Föhr, a North Frisian island, and set out for<br />

New York. In 1959 he buys his own deli in New York.<br />

© Sammlung <strong>Deutsches</strong> <strong>Auswandererhaus</strong>, Schenkung Inge und Hinrich Carstensen


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Die Seestadt <strong>Bremerhaven</strong><br />

The Seaside City of <strong>Bremerhaven</strong><br />

Windjammer, Ozeanriesen und Museumsschiffe<br />

nehmen Kurs auf die Seestadt und im<br />

Schaufenster Fischereihafen gibt es Fisch live:<br />

im Atlanticum mit Meerwasseraquarium,<br />

auf dem Trawler „Gera“ oder im<br />

Seefischkochstudio.<br />

Windjammers, ocean liners and<br />

museum ships set sail for the<br />

Seaside City and in the<br />

Shop Window Fishery Harbor<br />

you will find fish "live", either<br />

in the seawater aquarium<br />

Atlanticum, on the museum trawler "Gera"<br />

or in the sea fish cooking studio.<br />

Ausführliche Informationen / Detailed Information:<br />

BIS <strong>Bremerhaven</strong> Touristik / BIS <strong>Bremerhaven</strong> Tourist Board<br />

TouristCenter Hafeninsel, H.-H.-Meier-Str. 6, 27568 <strong>Bremerhaven</strong>/Germany<br />

Wo die Weser in die Nordsee mündet, liegt die größte Stadt an<br />

der deutschen Nordseeküste - <strong>Bremerhaven</strong>. In den Havenwelten<br />

<strong>Bremerhaven</strong> faszinieren das Deutsche <strong>Auswandererhaus</strong> ® , das<br />

Klimahaus ® <strong>Bremerhaven</strong> 8° Ost, das Deutsche Schiffahrts -<br />

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Inszenierungen und spannender Wissensvermittlung.<br />

Where the River Weser and the North Sea waters meet you will find<br />

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<strong>Bremerhaven</strong> (Harbor Worlds), such as the German Emigration<br />

Center, the Climate House <strong>Bremerhaven</strong> 8° East, the National<br />

German Maritime<br />

Museum and the Zoo<br />

at the Sea with a mix ture<br />

of emotional stagings and<br />

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transferring knowledge.<br />

Durch die vergangene Arbeits- und Lebens -<br />

welten unserer Küste führt das Historische<br />

Museum an der Geeste und eine Fahrt mit<br />

dem HafenBus gewährt hautnahe Einblicke in<br />

ab so lutes Sperrgebiet in den Überseehäfen,<br />

von wo jährlich weltweit<br />

Millionen von Containern<br />

und Autos verschifft<br />

werden.<br />

A trip through past coastal<br />

working and living condi -<br />

tions can be taken in the<br />

Historical Museum <strong>Bremerhaven</strong> located on the Geeste River<br />

and a tour with the HarborBus gives you up-close impressions<br />

of prohibited areas within the Overseas Harbor, from which<br />

millions of containers and automobiles are shipped annually.<br />

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Fax: +49 (0)471 - 9 46 46 190, touristik@bis-bremerhaven.de<br />

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news Ausgabe Nr. <strong>11</strong> issue No. <strong>11</strong> April 2012 13


14<br />

© Bundeszentrale für Politische Bildung<br />

300 Jahre Einwanderung<br />

nach Deutschland<br />

300 Years of Immigration to Germany<br />

Rund 46 Millionen Menschen sind allein zwischen 1945 und 2010 über deutsche<br />

Grenzen eingereist – mit der Absicht hier zu arbeiten oder zu leben. Davon sind<br />

über 25 Millionen wieder in ihre Heimatländer zurückgekehrt. Etwa 21 Millionen<br />

sind geblieben: Die meisten wohl für immer. �<br />

Close to 46 million immigrants entered the Federal Republic of Germany between<br />

1945 and 2010: to work or to live here, 25 million of whom have since returned<br />

to their home countries. Roughly 21 million stayed, the majority of them probably<br />

for good. �


Fernschreiben an die Bundesanstalt für Arbeit<br />

vom 23. November 1973.<br />

Telex to the Federal Employment Agency<br />

on 23 November 1973.<br />

How many people immigrated to Germany in the last 300 years<br />

is not known. They came as migrant or seasonal workers from<br />

one German state to another in the 18th and 19th centuries;<br />

as refugees or displaced persons from former eastern territories<br />

of the German Reich; as repatriates of German origin<br />

from Russia; or as migrant workers from other European, as<br />

well as Asian or African countries. Some families have been<br />

living in Germany for many generations now.<br />

1973 marks the turning point in German immigration policy<br />

with the Federal Republic enacting a recruitment stop on November<br />

23, 1973. German industry could not have functioned<br />

in the 1880s without foreign labor, now, however, it is in a<br />

position to maintain production with the available domestic<br />

workforce. As a result, Germany changes its immigration policy:<br />

family unification and persons seeking asylum are the<br />

only two remaining immigration possibilities. Repatriates of<br />

German origin from Eastern Europe, who because of their<br />

German ancestry received German citizenship in accordance<br />

with the Federal Expellees Act of 1953, may continue to resettle<br />

in Germany. Even after the recruitment stop no real<br />

effort is made towards an active integration policy. When in<br />

1989 the East Bloc dissolved the number of repatriates from<br />

Russia and refugees from war-torn Yugoslavia rises. At the<br />

same time, after German reunification millions of East Germans<br />

slide into unemployment and in 1992/93 the country<br />

experiences the first pogroms since the Second World War.<br />

Three people burn to death in Solingen.<br />

Neu im Deutschen <strong>Auswandererhaus</strong> New at the German Emigration Center<br />

Wieviele Menschen genau in den letzten 300 Jahren nach Deutschland eingewandert<br />

sind, ist unbekannt. Sie kamen als Wander- und Saisonarbeiter im 18. und<br />

19. Jahrhundert von einem deutschen Land ins andere. Als Flüchtling oder Vertriebener<br />

aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten, als Spätaussiedler aus Russland.<br />

Oder als Arbeitswanderer aus einem europäischen, asiatischen oder afrikanischen<br />

Land. Von vielen leben bereits mehrere Generationen in Deutschland.<br />

Das Jahr 1973 steht für eine Wende in der deutschen Einwanderungspolitik. Am<br />

23. November 1973 verhängt die Bundesrepublik Deutschland den Anwerbestopp.<br />

Die deutsche Industrie, die seit den 1880er Jahren ohne ausländische Arbeitskräfte<br />

nicht hätte arbeiten können, kann ihre Produktion nun mit den inländischen Arbeitnehmern<br />

am Laufen halten. Deutschland stellt seine Einwanderungspolitik um:<br />

Familiennachzug und Asylsuche sind nun noch die einzigen bestehenden Einwanderungsmöglichkeiten.<br />

Außerdem können weiterhin die Aussiedler aus Osteuropa<br />

einreisen, die wegen ihrer deutschen Vorfahren nach dem Bundesvertriebenengesetz<br />

von 1953 gleich die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten. Auch nach dem Anwerbestopp<br />

kommt es zu keiner aktiven Integrationspolitik. Als sich der Ostblock<br />

1989 auflöste, stieg die Zahl der Aussiedler aus Russland und die Zahl der Flüchtlinge<br />

aus dem vom Krieg zerrissenen Jugoslawien. Gleichzeitig rutschten Millionen<br />

Ostdeutsche nach der Wiedervereinigung in die Arbeitslosigkeit. 1992/93 kam es<br />

zu den ersten Pogromen in Deutschland seit dem Zweiten Weltkrieg. In Solingen<br />

werden drei Menschen verbrannt.<br />

Der Wandkalender zeigt der türkischen<br />

Einwanderin Serife Seyitler<br />

täglich nicht nur Datum und<br />

Wochentag an, sondern auch die<br />

Gebetszeiten für <strong>Bremerhaven</strong>.<br />

In addition to the date and day of<br />

the week the wall calendar shows<br />

Turkish immigrant Serife Seyitler the<br />

prayer hours for <strong>Bremerhaven</strong>.<br />

© Sammlung <strong>Deutsches</strong> <strong>Auswandererhaus</strong>, Schenkung Aygül Ba˘gcı / Foto: Stefan Volk<br />

news Ausgabe Nr. <strong>11</strong> issue No. <strong>11</strong> April 2012<br />

15


16<br />

Unnoticed by the Federal Office for the Protection of the<br />

Constitution, in 1999 a right-wing terror cell in the federal<br />

state of Saxony begins assassinating immigrants, 10 altogether.<br />

Finally, in late 20<strong>11</strong> the terror cell and the efficient<br />

network of right-wing extremists in East and West Germany<br />

are exposed.<br />

300 years of immigration to Germany will be told at the German<br />

Emigration Center from now on: First by the immigrants,<br />

then by their descendants, followed by general information<br />

on the history to complete the picture. �<br />

© Sammlung <strong>Deutsches</strong> <strong>Auswandererhaus</strong>, Schenkung Herbert Somplatzki / Foto: Stefan Volk<br />

Von einer Vietnamesin genähte<br />

imitierte Levis-Jeans aus der DDR,<br />

um 1985.<br />

Faked Levis Jeans, made by a<br />

Vietnamese worker in the GDR,<br />

around 1985.<br />

300 Jahre Einwanderung 300 Years of Immigration<br />

Unbemerkt vom Verfassungsschutz beginnt 1999 eine rechtsradikale Terrorzelle<br />

aus Sachsen mit tödlichen Attentaten auf zehn Einwanderer. Ende 20<strong>11</strong> fliegt die<br />

Zelle auf und das gut funktionierende Netzwerk der Rechtsradikalen in Ost- und<br />

Westdeutschland wird nach und nach aufgedeckt. Bundeskanzlerin Angelika Merkel<br />

spricht von einer „Schande für Deutschland“.<br />

300 Jahre Einwanderungsgeschichte nach Deutschland erzählt das Deutsche <strong>Auswandererhaus</strong><br />

künftig. Die Geschichte wird zuerst aus der Sicht derjenigen erzählt,<br />

die mit ihren Familien in dieses Land kamen. Auch die Nachfahren dieser Einwanderer<br />

tragen ihren Erfahrungen und Erlebnisse bei. Und erst danach ergänzen zahlreiche<br />

Sachinformationen das Bild. �<br />

Trinkflasche des masurischen<br />

Bergarbeiters Wilhelm Somplatzki,<br />

um 1955.<br />

Drinking bottle of the mine worker<br />

Wilhelm Somplatzki from Masuria,<br />

around 1955.<br />

© Sammlung <strong>Deutsches</strong> <strong>Auswandererhaus</strong>, Schenkung Dagmar Petri / Foto: Stefan Volk


Neu im Deutschen <strong>Auswandererhaus</strong> New at the German Emigration Center<br />

Die Elsässerin Jeanne Greber ist tief in ihrem<br />

christlich-katholischen Glauben verwurzelt.<br />

Dieser Rosenkranz im Lederetui (um 1895) be-<br />

gleitet sie ihr ganzes Leben.<br />

The Alsatian Jeanne Greber is deeply<br />

rooted in her Christian-Catholic faith.<br />

This rosary in a leather case (ca. 1895)<br />

accompanied her all her life.<br />

news Ausgabe Nr. <strong>11</strong> issue No. <strong>11</strong> April 2012<br />

© Leihgabe Edith Behrens / Foto Stefan Volk<br />

17


18<br />

© Sammlung <strong>Deutsches</strong> <strong>Auswandererhaus</strong>, Leihgabe Nino Olivier<br />

Aufbrechen,<br />

um anzukommen<br />

Setting Off to New Shores<br />

15 neue Familiengeschichten von Einwanderern sind im Deutschen <strong>Auswandererhaus</strong><br />

zu erleben: Die Besucher begleiten ab sofort neben einem der 18 Auswanderer<br />

auch einen Einwanderer, der zwischen 1685 und heute nach Deutschland gekommen<br />

ist. �<br />

As of now each visitor is accompanied through the new exhibition wing by one<br />

of 15 new immigrant biographies, allowing him or her to share the personal story of<br />

the person who immigrated to Germany between 1685 and today. �


Primo Olivier, Silvios Onkel, in den Straßen<br />

Süddeutschlands, um 1909.<br />

Primo Olivier, Silvio’s uncle, in the streets of<br />

southern Germany, ca. 1909.<br />

© Sammlung <strong>Deutsches</strong> <strong>Auswandererhaus</strong>, Schenkung Petra Behringer<br />

01<br />

Der Hugenotte<br />

Philippé Connor<br />

* 1660 in Montelon/Frankreich<br />

† 1758 in Berlin<br />

Huguenot Philippé Connor<br />

* 1660 in Montelon, France,<br />

† 1758 in Berlin<br />

02<br />

Als Hugenotte wird Philippé Connor in seinem<br />

Heimatland Frankreich von Ludwig XIV. verfolgt.<br />

Nach 1710 kommt er nach Brandenburg. �<br />

(Das Bild zeigt Philippés Nachfahrin in der achten<br />

Generation, Petra Behringer (li.), 1959.)<br />

As a Huguenot Philippé Connor is persecuted<br />

by Louis XIV in his native country France. He<br />

comes to Brandenburg after 1710. �<br />

(The image shows Philippés descendant in the eighth<br />

generation, Petra Behringer (left), 1959.)<br />

01<br />

© <strong>Deutsches</strong> <strong>Auswandererhaus</strong><br />

Der Soldat<br />

Josef Deifl<br />

Neu im Deutschen <strong>Auswandererhaus</strong> New at the German Emigration Center<br />

04<br />

* 1790 in Essing/Kurfürstentum Bayern,<br />

† 1864 in Landshut/Königreich Bayern<br />

Soldier Josef Deifl<br />

* 1790 in Essing, Electorate of Bavaria,<br />

† 1864 in Landshut, Kingdom of Bavaria 02<br />

03<br />

Über 12.000 Kilometer legt Josef Deifl als<br />

Soldat zwischen 1809 und 1815 zurück. Europa<br />

ist im Krieg: gegen den französischen Kaiser<br />

Napoleon. �<br />

As a soldier Josef Deifl covers over 12,000 kilometers<br />

between 1809 and 1815. Europe is at<br />

war, against the French emperor Napoleon. �<br />

05<br />

© Rosenak-Haus e. V.<br />

© Sammlung <strong>Deutsches</strong> <strong>Auswandererhaus</strong>, Schenkung Ludger Richter<br />

© Leihgabe Nino Olivier<br />

Der Gelehrte<br />

Dr. Leopold Rosenak<br />

1868 in Nadas/Ungarn – 1923 auf See<br />

The Scholar Dr. Leopold Rosenak<br />

1868 in Nadas, Hungary – 1923 at sea<br />

Der Rabbiner Dr. Leopold Rosenak folgt 1896 dem<br />

Ruf der Israelitischen Gemeinde in Bremen. �<br />

Rabbi Dr. Leopold Rosenak responds to the call<br />

of the Israeli congregation in Bremen in 1896. �<br />

Der Arbeitswanderer<br />

Silvio Olivier<br />

* 1907 in Rastatt, † 1989 in Wolfsburg<br />

Migrant Worker Silvio Olivier<br />

* 1907 in Rastatt, † 1989 in Wolfsburg<br />

04<br />

Silvio Olivier stammt aus einer oberitalienischen<br />

Eismacherdynastie, die sein Großvater Valentino<br />

1896 begründete. �<br />

Silvio Olivier comes from a North Italian ice<br />

cream dynasty started by his grandfather Valentino<br />

in 1896. �<br />

Die Töddentochter<br />

Eleonore Käller<br />

* 1860 in Mettingen/Königreich Preußen,<br />

† 1894 in Recke/<strong>Deutsches</strong> Reich<br />

Eleonore Käller, the Daughter of Tödden<br />

* 1860 in Mettingen, Kingdom of Prussia,<br />

† 1894 in Recke, German Reich<br />

05<br />

Eleonore Käller verliebt sich nicht standesgemäß<br />

in einen der Knechte des elterlichen<br />

Hofes – und wird deshalb von den Eltern in<br />

die Niederlande geschickt ... �<br />

Eleonore Käller falls in love with a man below her<br />

station, a farmhand on her family’s farm – and<br />

is sent to the Netherlands by her parents ... �<br />

03<br />

news Ausgabe Nr. <strong>11</strong> issue No. <strong>11</strong> April 2012 19


20<br />

Der Saisonarbeiter<br />

Wilhelm Somplatzki<br />

* 1863 in Groß-Dankheim/Preußen,<br />

† 1940 in Roggen/<strong>Deutsches</strong> Reich<br />

Seasonal Worker Wilhelm Somplatzki<br />

* 1863 in Groß-Dankheim, Prussia,<br />

† 1940 in Roggen, German Reich<br />

06<br />

Das „schwarze Gold“ des Ruhrgebietes zieht<br />

Wilhelm Somplatzki 1881 aus den ostpreußischen<br />

Masuren nach Gelsenkirchen. �<br />

The “black gold” of the Ruhr Area motivates<br />

Wilhelm Somplatzki to leave Masuria in eastern<br />

Prussia and go to Gelsenkirchen in 1881. �<br />

Die Elsässerin<br />

Jeanne Greber<br />

* 1884 in Hagenau/<strong>Deutsches</strong> Reich,<br />

† 1981 in Homburg<br />

Alsatian Jeanne Greber<br />

* 1884 in Hagenau, German Reich,<br />

† 1981 in Homburg<br />

Die Zwangsarbeiterin<br />

Elza Schüler-Neirynck<br />

* 1923 in Ursel/Belgien<br />

07<br />

1919 wird ihr deutscher Mann aus Elsaß-<br />

Lothringen vertrieben, die Französin Jeanne<br />

Greber folgt ihm. �<br />

In 1919 her German husband is expelled from<br />

Alsace-Lorraine; Jeanne Greber, herself French,<br />

follows him. �<br />

Forced Laborer Elza Schüler-Neirynck<br />

* 1923 in Ursel, Belgium<br />

08<br />

Elza Schüler-Neirynck wird 1942 als Zwangsarbeiterin<br />

von Belgien ins Deutsche Reich<br />

deportiert. �<br />

Elza Schüler-Neirynck is deported from Belgium<br />

to the German Reich as a forced laborer<br />

in 1942. �<br />

© Leihgabe Theo Langner<br />

© Leihgabe Elza Schüler-Neirynck<br />

© Leihgabe Herbert Somplatzki<br />

Die Bessarabiendeutsche<br />

Melitta Klein<br />

* 1928 in Marienfeld/Bessarabien<br />

Bessarabia German Melitta Klein<br />

* 1928 in Marienfeld, Bessarabia<br />

06<br />

07<br />

08<br />

Mit dem Programm „Heim ins Reich“ werden<br />

1940 knapp 93.500 Menschen umgesiedelt,<br />

unter ihnen auch die zwölfjährige Melitta<br />

Kehrer (später: Klein). �<br />

The Heim ins Reich program (Back to the Reich)<br />

resettles close to 93,500 people in 1940, among<br />

them 12-year-old Melitta Kehrer (later: Klein). �<br />

10<br />

Die „Gastarbeiterin“<br />

Şerife Seyitler<br />

* 1928 in Maraş/Türkei<br />

09<br />

“Guest worker” S¸erife Seyitler<br />

* 1928 in Maras¸, Turkey<br />

10<br />

09<br />

1969 verlässt die Türkin S¸erife Seyitler (li. im<br />

Bild) Mann und Kinder und zieht zum Arbeiten<br />

nach Deutschland. �<br />

In 1969, S¸ e rife Seyitler (left in picture) leaves<br />

her husband and children behind in Turkey to<br />

work in Germany. �<br />

© Sammlung <strong>Deutsches</strong> <strong>Auswandererhaus</strong>, Schenkung Melitta Klein<br />

© Leihgabe Aygül Bag˘cı


© Sammlung <strong>Deutsches</strong> <strong>Auswandererhaus</strong>, Schenkung Wilfried Sauer<br />

© Leihgabe Recep Keskin<br />

Der Flüchtling<br />

Wilfried Sauer<br />

* 1931 in Berlin<br />

Refugee Wilfried Sauer<br />

* 1931 in Berlin<br />

Im Alter von 13 Jahren flieht Wilfried Sauer mit<br />

seiner Familie vor der immer näher rückenden<br />

Roten Armee nach Westen. �<br />

At the age of 13 Wilfried Sauer flees westward<br />

with his family from the approaching<br />

Red Army. �<br />

<strong>11</strong><br />

12<br />

<strong>11</strong><br />

Neu im Deutschen <strong>Auswandererhaus</strong> New at the German Emigration Center<br />

Der Stipendiant<br />

Recep Keskin<br />

* 1949 in Dervisli Köyü/Türkei<br />

Grant Holder Recep Keskin<br />

* 1949 in Dervisli Köyü, Turkey<br />

Der 18-jährige Türke Recep Keskin kommt 1967<br />

mit einem Stipendium für Hotelfachschulabsolventen<br />

nach Deutschland. �<br />

Recep Keskin, an 18-year-old from Turkey,<br />

comes to Germany in 1967 on a scholarship<br />

for hotel management school graduates. �<br />

13<br />

15<br />

© Sammlung <strong>Deutsches</strong> <strong>Auswandererhaus</strong>, Schenkung Katharina Schmück<br />

14<br />

© Leihgabe Gordana & Zoran Nikolic<br />

12<br />

© Leihgabe Mai Phuong Kollath<br />

Die Spätaussiedlerin<br />

Katharina Schmück<br />

* 1949 in Kasachstan<br />

German Resettler Katharina Schmück<br />

* 1949 in Kazakhstan<br />

Katharina Schmück siedelt 1993 mit ihrem<br />

Sohn von Kasachstan nach Deutschland über.<br />

Ihr Vorfahre Johann Heinrich war 1763 ins russische<br />

Zarenreich ausgewandert. �<br />

Katharina resettles in Germany with her son in<br />

1993 from Kazakhstan. Her ancestor Johann Heinrich<br />

had immigrated to Tsarist Russia in 1763. �<br />

Die Vertragsarbeiterin<br />

Mai Phuong Kollath<br />

* 1963 in Hanoi/Vietnam<br />

Contract Laborer Mai Phuong Kollath<br />

* 1963 in Hanoi, Vietnam<br />

14<br />

Die 17-jährige Vietnamesin Mai Phuong<br />

Kollath (im Bild oben rechts) gibt die Pläne,<br />

Medizin zu studieren, auf, um in der DDR zu<br />

arbeiten. �<br />

Mai Phuong Kollath, 17 years old and from<br />

Vietnam (upper right in picture) gives up her<br />

plans to study medicine in order to work in<br />

the GDR. �<br />

Die Bürgerkriegsflüchtlinge<br />

Gordana & Zoran Nikolic<br />

* 1964 & 1962 in Prokuplje/Serbien<br />

Civil War Refugees<br />

Gordana & Zoran Nikolic<br />

* 1964 & 1962 in Prokuplje, Serbia<br />

Als 1998 ein neuer Krieg im Kosovo droht, sieht<br />

die Familie Nikolic den letzten Ausweg darin,<br />

ihre Heimat zu verlassen und nach Deutschland<br />

zu fliehen. �<br />

When yet another war threatens to break out<br />

in 1998, this time in the Kosovo, the Nikolic<br />

family sees leaving their home country and<br />

fleeing to Germany as the last resort. �<br />

news Ausgabe Nr. <strong>11</strong> issue No. <strong>11</strong> April 2012 21<br />

13<br />

15


22<br />

© <strong>Deutsches</strong> <strong>Auswandererhaus</strong> <strong>Bremerhaven</strong>, Foto Klaus Frahm<br />

Der Blick zurück,<br />

der das Heute erklärt<br />

A Look in the Past Explains the Present<br />

Im neuen Ausstellungsgebäude dient das Jahr 1973 als Hintergrundbild zur<br />

deutschen Einwanderungsgeschichte. �<br />

The year 1973 is the perfect backdrop for the history of immigration to Germany as<br />

presented in the new exhibition wing. �


Blick auf die Ladenpassage von 1973,<br />

zehn Tage vor der Eröffnung.<br />

View of the shopping mall of 1973,<br />

ten days before the opening.<br />

Entering the new exhibition wing of the German Emigration<br />

Center is like walking into a shopping mall in the Federal Republic<br />

of Germany in the autumn of 1973. The first thing to<br />

catch the visitor’s eye is a kiosk with newspapers dated 24<br />

November 1973, the day after the recruitment stop was passed,<br />

barring the influx of more workers from southern Europe. A<br />

pivotal date in the history of immigration to Germany. What<br />

was Germany like on that particular day in 1973?<br />

The search begins: Each visitor follows the biography of an<br />

individual immigrant whose story unfolds throughout several<br />

shops in the little shopping mall. A hairdresser, an ice cream<br />

parlor, a vintage book shop, a travel agency, a department<br />

store and a camera shop – each shop reproduced after original<br />

shops in Wolfsburg, Leverkusen, Cologne and Mönchengladbach.<br />

The other shops are based on fiction. Memorabilia from<br />

the immigrants’ families is displayed in the shop windows<br />

together with other merchandise. For example, one shop<br />

window displays camping tableware including mugs, plates,<br />

and an aluminum drinking bottle. While the mugs and plates<br />

are from 1973, the bottle is from the 1950s and once belonged<br />

to a Ruhr Pole immigrant who worked in a mine.<br />

A closer look reveals immigration history. Among common,<br />

everyday items dating back to 1973 objects going back 300<br />

years are to be discovered. It may be only one year, but it<br />

enables a look at the immigration history of Germany in the<br />

past and in the present. An even closer look shows examples,<br />

disclosing under, between, and behind what immigration<br />

history is concealed. A journey in the past sharpens one’s<br />

outlook of the present.<br />

To revive the Federal Republic of Germany as it was in 1973 a<br />

team of three scientists carefully and thoroughly researched<br />

everyday life in the country at that time, looking for furniture<br />

and fixtures from the 1950s, 1960s and early 1970s to make<br />

each shop appear in 1973 as though it had been in business<br />

for years. The kiosk, grocery store, department store, the<br />

hairdresser, travel agency and camera shop – each location<br />

is outfitted with period furnishings or authentic original reproductions.<br />

Replicating everyday life involved purchasing<br />

common, everyday items and consumer products dating<br />

back to that era.<br />

For the supermarket dozens of manufacturers were contacted,<br />

samples from 1973 procured and reproductions or replicas<br />

Neu im Deutschen <strong>Auswandererhaus</strong> New at the German Emigration Center<br />

Wer in den Erweiterungsbau des Deutschen <strong>Auswandererhaus</strong>es kommt, betritt eine<br />

Ladenpassage in der Bundesrepublik Deutschland im Herbst 1973. Das erste, was man<br />

sieht, ist ein Kiosk mit Tageszeitungen des 24. November 1973, dem Tag nach Beschluss<br />

des Anwerbestopps für die meisten südeuropäischen Arbeitskräfte. Ein wichtiges Datum<br />

der deutschen Einwanderungsgeschichte. Wie sah es in Deutschland an diesem<br />

Tag aus?<br />

Die Spurensuche beginnt: Jeder Besucher folgt der Einwanderungsgeschichte einer<br />

bestimmten Person. Verteilt ist diese Geschichte über mehrere Geschäfte der kleinen<br />

Einkaufspassage: ein Frisör, eine Eisdiele, ein Antiquariat, ein Reisebüro, ein Kaufhaus<br />

und ein Fotogeschäft. Es sind Nachbauten von Läden aus Wolfsburg, Leverkusen, Köln<br />

und Mönchengladbach. Andere sind fiktiv. Dort liegen Memorabilien der Einwandererfamilien<br />

zwischen den im Schaufenster ausgestellten Waren. Zu sehen ist beispielsweise<br />

im Schaufenster des Kaufhauses eine Ecke mit Campinggeschirr: Becher, Teller,<br />

eine Trinkflasche aus Aluminium. Die Becher und die Teller sind von 1973, die Flasche<br />

stammt aus den 1950er Jahren und diente einem Ruhrpolen als Trinkflasche, wenn er<br />

unter Tage arbeitete.<br />

Einwanderungsgeschichte offenbart sich hier auf den zweiten Blick. Zwischen all den<br />

Alltagsgegenständen des Jahres 1973 liegen Objekte aus 300 Jahren verborgen: Es ist<br />

nur ein Jahr, aber es ermöglicht den Blick vor und zurück in die deutsche Einwanderungsgeschichte.<br />

Ist man bereit, genauer hinzuschauen, sieht man dort beispielhaft<br />

wohinter, wodrunter und wodrin überall Einwanderungsgeschichte steckt. Die Zeitreise<br />

schärft den Blick für das Heute.<br />

Um die Bundesrepublik von 1973 wiederauferstehen zu lassen, recherchierte ein drei-<br />

köpfiges Wissenschaftler-Team intensiv zur Alltagsgeschichte. Für die Ausstellung der<br />

Läden suchten sie Einrichtungsgegenstände aus den 1950er, 1960er und frühen 1970er<br />

Jahren. So soll sichergestellt sein, dass die Geschäfte so aussehen, als seien sie 1973<br />

schon jahrelang in Betrieb. Ob Kiosk oder Lebensmittelgeschäft, Kaufhaus oder Friseur,<br />

Reisebüro oder Fotogeschäft – alle Orte sind mit originalen oder originalgetreu<br />

nachempfundenen Requisiten ausgestattet. Denn um den Alltag abzubilden, mussten<br />

Alltagsgegenstände und Konsumartikel gekauft werden.<br />

Für den Supermarkt wurden Dutzende von Herstellern kontaktiert, Vorlagen aus dem<br />

Jahr 1973 besorgt und dann nachgedruckt und nachgebaut. So entstanden beispielsweise<br />

originalgetreue Ravioli-Dosen oder Miracoli-Verpackungen für das Schaufenster<br />

des Supermarktes. Für das Antiquariat wurde nach zeitgenössischer linker Literatur gesucht.<br />

Im Bücherhotel in Groß Breesen wurden unter 300.000 Büchern in Kisten und<br />

Regalen die richtigen herausgefischt.<br />

news Ausgabe Nr. <strong>11</strong> issue No. <strong>11</strong> April 2012<br />

23


24<br />

© Hamburger Institut für Sozialforschung/Archiv<br />

Originalplakate vermitteln die Stimmung<br />

der 60er und 70er Jahre.<br />

Original posters evoke the mood of the<br />

60s and 70s.<br />

commissioned. Therefore the cans of ravioli and packages of<br />

Miracoli in the supermarket store window are authentic in<br />

appearance. Contemporary left-wing literature was sought<br />

for the vintage book shop. The right books were fished out<br />

of over 300,000 books in boxes and on shelves at the Book<br />

Hotel in Gross Breeßen.<br />

The majority of other reproductions come from private or<br />

commercial suppliers, many of which were discovered on<br />

online platforms. Hence, true finds that, until now, lay hidden<br />

in attics and basements were directly integrated in the<br />

exhibition’s design.<br />

A classified ad turned out to be the key to a treasure chest.<br />

What appeared as “just” hairdresser’s chairs in the ad was in<br />

fact the complete interior of a hairdresser’s salon in Odenthal<br />

dating back to 1968. We acquired all the cabinets, sales counter,<br />

mirrors, chairs and illuminated signs and shipped them<br />

from the hilly Bergisches Land region outside Cologne to<br />

<strong>Bremerhaven</strong>. Even the chairs used for the family research<br />

area are originals, a large number of them from a doctor’s office<br />

dating back to the 1950s. The final result is a harmonious<br />

overall impression.<br />

And so the journey back in time begins … �<br />

Der größte Teil der sonstigen Requisiten stammt von privaten und kommerziellen An-<br />

bietern, die auch auf Online-Plattformen gefunden wurden. So sind wahre Fundstücke,<br />

die zuvor in Kellern und auf Dachböden lagerten, direkt in die Ausstellungsgestaltung<br />

eingeflossen.<br />

Eine Kleinanzeige entpuppte sich als Schlüssel zu einer Schatzkiste: Hinter den angebotenen<br />

Friseurstühlen verbarg sich die komplette Einrichtung eines Friseurgeschäfts<br />

in Odenthal aus dem Jahr 1968. Vitrine, Verkaufstheke, Spiegel, Stühle und Leuchtreklamen<br />

kamen so vom Bergischen Land nach <strong>Bremerhaven</strong>. Auch die Stühle im<br />

Bereich der Familienrecherche sind Originale: Sie stammen zum großen Teil aus einer<br />

Arztpraxis aus den 50er Jahren und bilden ein stimmiges Gesamtensemble.<br />

Die Zeitreise kann also beginnen … �<br />

Abbildung einer Braun-Trockenhaube auf der<br />

Originalverpackung von 1973. Diese Verpackung<br />

ist als Nachbildung in der Ausstellung zu sehen.<br />

Image of a Braun hood dryer on an original<br />

box dating back to 1973. This package was<br />

reproduced for the exhibition.<br />

© BraunCollection


Blick in den Friseur von 1968, zehn Tage vor der Eröffnung. View of the hairdresser shop, 1968, ten days before the opening.<br />

news Ausgabe Nr. <strong>11</strong> issue No. <strong>11</strong> April 2012<br />

© <strong>Deutsches</strong> <strong>Auswandererhaus</strong> <strong>Bremerhaven</strong>, Foto Klaus Frahm<br />

25


26<br />

Die Architektur des<br />

Deutschen <strong>Auswandererhaus</strong>es<br />

The Architecture of the German Emigration Center<br />

Der Hamburger Architekt Andreas Heller vereint zwei Seiten einer Medaille<br />

Hamburg architect Andreas Heller combines two sides of a medal<br />

Emigration and immigration require two things: hope and<br />

courage, the courage to do without. The architecture of the<br />

German Emigration Center reflects these two qualities. The<br />

wood planked upper level of the new exhibition wing, an<br />

angular block, fits into the soft basic oval, exposed concrete<br />

design of the main building. The two elements appear to be<br />

opposing poles, yet they are inseparably connected to each<br />

other. The soaring concrete wings emphasize the opposite<br />

aspects of migration and represent a stylized waving kerchief,<br />

a symbol synonymous with bidding farewell but at the same<br />

time evoking the hope of seeing one another again.<br />

The cube-shaped extension wing, a wooden “box,” a building<br />

for safekeeping, contains the biographies of the newly<br />

presented history of immigration. A bridge connects both<br />

structures and hence the history of emigration to the history<br />

of immigration, symbolically illustrating that the difference<br />

between emigration and immigration is, above all else, a<br />

question of perspective. �<br />

Ein- und Auswanderung braucht beides: Zuversicht und den Mut zur Entbehrung.<br />

Diese Eigenschaften spiegelt auch die Architektur des Deutschen <strong>Auswandererhaus</strong>es<br />

wider. In die weiche, ovale Grundform aus Sichtbeton des Haupthauses<br />

schiebt sich das holzbeplankte Obergeschoss als kantiger Block. Beide Elemente<br />

erscheinen als Gegenpole und sind doch untrennbar miteinander verbunden. Auch<br />

die aufragenden Betonschwingen betonen die gegensätzlichen Facetten von Migration.<br />

Sie stilisieren ein winkendes Tuch, das ein zentrales Symbol des Abschieds<br />

und zugleich der Hoffnung auf ein Widersehen ist.<br />

Der würfelförmige Erweiterungsbau, eine hölzerne „Box“, ein Aufbewahrungsgebäude,<br />

beherbergt die Biographien der neu präsentierten Einwanderungsgeschichte.<br />

Eine Brücke verbindet beide Gebäudekomplexe: die Auswanderungsgeschichte<br />

und die Einwanderungsgeschichte. Symbolhaft wird gezeigt, dass die Unterscheidung<br />

von Aus- und Einwanderung in erster Linie eine Frage der Perspektive ist. �<br />

© Andreas Heller, Architects and Designers, Hamburg


Grußworte zum Erweiterungsbau Congratulatory Notes on the New Wing<br />

Staatsministerin<br />

Maria Böhmer<br />

Beauftragte der Bundesregierung für<br />

Migration, Flüchtlinge und Integration<br />

State Minister Maria Böhmer<br />

Chaperon<br />

Federal Government Commissioner<br />

for Migration, Refugees and Integration<br />

Laurence ©<br />

�� Das Deutsche <strong>Auswandererhaus</strong> in <strong>Bremerhaven</strong> ist einzigartig. Es<br />

dokumentiert anschaulich und einprägsam die Auswanderung der Deut-<br />

schen nach Übersee über <strong>Bremerhaven</strong> im 19. und 20. Jahrhundert. Im<br />

Mittelpunkt der Ausstellung stehen die persönlichen Erfahrungen der<br />

Auswanderer, ihre Beweggründe für den Aufbruch in die Neue Welt<br />

und ihr Lebensweg nach der Ankunft. In Kürze wird das Deutsche <strong>Auswandererhaus</strong><br />

erweitert. Dann finden die Besucherinnen und Besucher<br />

auch biografische Zeitzeugnisse zur Einwanderung nach Deutschland<br />

von 1685 bis heute. Damit schließt das Deutsche <strong>Auswandererhaus</strong> eine<br />

Lücke und behandelt zwei Seiten der gleichen Medaille: Auswanderung<br />

von Deutschland und Einwanderung nach Deutschland.<br />

Seit der Eröffnung 2005 haben über eine Million Menschen das <strong>Auswandererhaus</strong><br />

besucht. Auch ich war nach meinem Besuch begeistert!<br />

Das große Interesse zeigt: Ihre lebensnahen Ausstellungen sind am<br />

Puls der Zeit! Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg und dass noch<br />

mehr Besucher das Deutsche <strong>Auswandererhaus</strong> in <strong>Bremerhaven</strong> entdecken<br />

werden! ��<br />

�� It is my great pleasure to congratulate<br />

the German Emigration Center<br />

in <strong>Bremerhaven</strong> on its new extension.<br />

Emigrants turn into immigrants;<br />

immigrants turn into new members<br />

of their societies. Over the centuries,<br />

the American population grew<br />

– and was enriched – because of<br />

immigrants. New opportunities, the<br />

chance to lead a different and a freer<br />

life – that’s what the United States<br />

has always stood for. Our American<br />

history is the history of millions of<br />

immigrants: the two histories are<br />

intertwined, inseparable, and thus<br />

a fundamental part of our identity.<br />

I wish the visitors to the new exhibition<br />

many new insights, above all<br />

about how much Germany – as well<br />

as the United States of America – has<br />

seen its culture and society enriched<br />

by immigrants. �� Philip D. Murphy<br />

�� The German Emigration Center<br />

in <strong>Bremerhaven</strong> is unique. In a very<br />

clear, vivid and memorable way it<br />

documents German emigration to<br />

countries overseas in the 19th and<br />

20th centuries. The museum exhibition<br />

focuses on the personal experiences<br />

of emigrants, the motivation behind<br />

their departure to unknown shores<br />

and the path their lives took after<br />

arriving in the New World. With the<br />

upcoming opening of the extension<br />

to the German Emigration Center<br />

museum visitors will encounter the<br />

biographic documents of those who<br />

immigrated to Germany between 1685<br />

and the present. Thus, by featuring<br />

Philip D. Murphy<br />

US-Botschafter<br />

Philip D. Murphy<br />

two sides of the same coin the German<br />

Emigration Center now closes<br />

the circle, connecting the two sides<br />

of migration – emigration from Germany<br />

and immigration to Germany.<br />

Since its opening in 2005 over<br />

one million people have visited the<br />

German Emigration Center. I, too,<br />

number among the enthusiastic<br />

visitors to this museum! This great<br />

interest shows that its true-to-life<br />

exhibitions are right in sync with the<br />

pulse of the times! I wish you all the<br />

success for the future and that even<br />

more visitors make their way to <strong>Bremerhaven</strong><br />

to discover the German<br />

Emigration Center! �� Maria Böhmer<br />

U.S. Ambassador © U.S. Department of State<br />

�� Es ist mir eine große Freude, dem Deutschen <strong>Auswandererhaus</strong> in<br />

<strong>Bremerhaven</strong> zu seinem neuen Erweiterungsbau zu gratulieren. Aus<br />

Auswanderern werden Einwanderer, aus Einwanderern neue Mitglieder<br />

der Gesellschaft. Das amerikanische Volk wuchs über Jahrhunderte<br />

durch Zuwanderer. Ihnen eine neue Chance zu geben, ein anderes und<br />

freieres Leben zu führen, dafür stehen die Vereinigten Staaten seit jeher.<br />

Unsere amerikanische Geschichte ist die Geschichte von Millionen<br />

von Einwanderern – miteinander verflochten, ein untrennbarer Strang<br />

und damit das Fundament unserer Identität. Ich wünsche den Besuchern<br />

der neuen Ausstellung viele neue Erkenntnisse, vor allem auch<br />

darüber, wie sehr Gesellschaft und Kultur in Deutschland – wie in den<br />

USA – von Einwanderern bereichert wurden. ��<br />

news Ausgabe Nr. <strong>11</strong> issue No. <strong>11</strong> April 2012 27


28<br />

© UNOG Library, League of Nation Archive<br />

Der gelbe Schein<br />

The Yellow Ticket<br />

Symbol der Zwangslage vieler junger Frauen auf der Suche nach einer neuen Existenz:<br />

Ein Umzug vom Schtetl nach Moskau oder St. Petersburg war Jüdinnen nur erlaubt,<br />

wenn sie sich per „gelbem Schein“ als Prostituierte registrieren ließen. �<br />

Symbol of the plight of many young women seeking a new existence: Jewish<br />

women were only allowed to leave the shtetl and move to Moscow or St. Petersburg<br />

if they held a “yellow ticket” meaning they were registered as prostitutes. �


Sonderausstellung im neuen Gebäude ab August 2012<br />

Special Exhibition in the New Building from August 2012<br />

In 1862, J. B. Tröger, a businessman, persuades 22-year-old<br />

Marie Haase to travel with him from Hamburg to St. Petersburg.<br />

However, instead of the promised position in a “wine<br />

shop” she suddenly finds herself working in a brothel. Meta<br />

Stecher was 15 years old, exhausted and bedraggled, when<br />

she was discovered in a cinematography theater in New York<br />

in April 1913. Just 18 months earlier she had left Geestemünde<br />

(northern Germany) for America in the hopes of finding<br />

a job as a housemaid, only to fall prey to men who lock her<br />

up, rape her and force her into prostitution.<br />

Paula Waismann, age 19, is arrested together with a man by<br />

the name of Schulem Babki in Danzig in 1925: he has promised<br />

to marry her and take her to Paris. Her forged passport,<br />

however, contains a visa for Mexico where it is very likely<br />

she will be sold to a whorehouse.<br />

Paula Waismann wurde 1925<br />

in Danzig verhaftet,<br />

im Alter von 19 Jahren.<br />

Paula Waismann was<br />

arrested in Danzig in 1925,<br />

at the age of 19.<br />

Plakat des Deutschen National-<br />

komitees zur internationalen<br />

Bekämpfung des Mädchenhandels,<br />

um 1910.<br />

Poster of the German National<br />

Committee for the International Fight<br />

against the Trafficking of Women,<br />

ca. 1910.<br />

Internationaler Mädchenhandel (1860 bis 1930)<br />

International Trafficking of Women (1860 to 1930)<br />

Im Jahre 1862 lässt sich die 22-jährige Marie Haase dazu überreden, mit dem<br />

Kaufmann J. B. Tröger aus Hamburg nach St. Petersburg zu reisen. Doch statt der<br />

versprochenen Anstellung in einem „Weingeschäft“ findet sie sich dort in einem<br />

Bordell wieder. Meta Stecher ist 15 Jahre alt, als sie im April 1913 erschöpft und<br />

verwahrlost in einem Kinematographentheater in New York aufgefunden wird.<br />

Aus Geestemünde ist sie anderthalb Jahre zuvor ganz allein nach Amerika gefahren,<br />

um sich dort eine Stelle als Dienstmädchen zu suchen – und in die Gewalt<br />

von Männern geraten, die sie einsperrten, vergewaltigten und zur Prostitution<br />

zwangen.<br />

Paula Waismann wird 1925 in Danzig gemeinsam mit einem Mann namens Schulem<br />

Babki festgenommen: Er hatte der 19-Jährigen versprochen, sie zu heiraten und<br />

nach Paris zu bringen. Aber in ihrem gefälschten Pass findet sich ein Visum nach<br />

Mexiko. Dort sollte sie wohl an ein Bordell verkauft werden.<br />

© Privat<br />

news Ausgabe Nr. <strong>11</strong> issue No. <strong>11</strong> April 2012 29


30<br />

Tens of thousands of teenage girls and young women departed<br />

from <strong>Bremerhaven</strong> and Hamburg, Trieste and Constantinople<br />

for the New World between 1860 and 1930 to<br />

work in brothels, dance clubs and other entertainment spots<br />

to satisfy the needs of male emigrants. Were they forcibly<br />

hauled off, seduced with fairy tale promises or did they go<br />

of their own accord? This was a subject of hot debate even<br />

at that time. An exhibition developed jointly by the German<br />

Emigration Center and the Foundation Neue Synagoge Berlin<br />

– Centrum Judaicum adresses the fate of these “unaccompanied<br />

young ladies” and recounts the story of the men and<br />

women who exploited them. There is often very little trace<br />

of their lives, maybe a picture, a police report, a notice in the<br />

newspaper or a letter. The exhibition team has spent years<br />

researching archives in Berlin, Bremen and Hamburg, Geneva,<br />

Vienna, Chernivtzi, Odessa and Buenos Aires to find some<br />

sign of these women’s lives. This moving exhibition brings<br />

home the hopes, dreams and illusions of these women who<br />

had only one means of setting out for the New World – by<br />

selling their bodies.<br />

The exhibition which opens simultaneously in Berlin and <strong>Bremerhaven</strong><br />

with different focuses also highlights another<br />

important aspect of Jewish social history: by 1930 almost<br />

four million Jews had emigrated from Eastern Europe, the<br />

majority of them the poorest of the poor. � Irene Stratenwerth<br />

Irene Stratenwerth is the curator of the exhibition The Yellow Ticket.<br />

She lives and works as a writer and journalist in Hamburg.<br />

AuSStelluNgSeröffNuNg<br />

19. AuguSt 2012 iN BerliN<br />

Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum<br />

Oranienburger Straße 28–30, 10<strong>11</strong>7 Berlin,<br />

www.cjudaicum.de<br />

exhiBitioN opeNiNg<br />

iN BerliN oN 19 AuguSt 2012<br />

Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum<br />

Oranienburger Strasse 28–30, 10<strong>11</strong>7 Berlin,<br />

www.cjudaicum.de<br />

This project is sponsored by the Federal Cultural Foundation.<br />

Sonderausstellung Special Exhibition<br />

Zehntausende Mädchen und junger Frauen fuhren zwischen 1860 und 1930 via<br />

<strong>Bremerhaven</strong> oder Hamburg, Triest oder Konstantinopel in die Neue Welt, um dort<br />

in Bordellen, Tanzcafés und anderen Vergnügungstempeln für die Bedürfnisse<br />

männlicher Auswanderer da zu sein. Mit Gewalt verschleppt, mit märchenhaften<br />

Versprechen verführt oder aus freien Stücken? Die Diskussion darüber wurde<br />

schon damals vehement geführt. Eine Ausstellung, die in Zusammenarbeit des<br />

Deutschen <strong>Auswandererhaus</strong>es mit der Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum<br />

Judacium entsteht, befasst sich erstmals mit dem Schicksal dieser „allein reisenden<br />

Mädchen“ – und mit der Geschichte der Männer und Frauen, die mit ihnen Geld<br />

verdienten. Ihr Leben hat oft nur wenige Spuren hinterlassen: ein Foto, ein Polizeiprotokoll,<br />

eine Zeitungsnotiz, einen Brief. In jahrelangen Recherchen hat das<br />

Ausstellungsteam in Archiven in Berlin, Bremen und Hamburg, in Genf, Wien,<br />

Czernowitz, Odessa und Buenos Aires nach solchen Lebenszeugnissen gesucht.<br />

Die berührende Schau macht die Hoffnungen, Sehnsüchte und Illusionen derjenigen<br />

spürbar, die zum Aufbruch in die Neue Welt nur eine einzige Möglichkeit<br />

hatten – ihren eigenen Körper zu verkaufen.<br />

Die Ausstellung, die in Berlin und <strong>Bremerhaven</strong> zeitgleich, aber mit verschiedenen<br />

Schwerpunkten gezeigt wird, behandelt auch einen wichtigen Ausschnitt der jüdischen<br />

Sozialgeschichte: Fast vier Millionen Juden wanderten bis 1930 aus Osteuropa<br />

aus. Die meisten von ihnen gehörten zu den Ärmsten der Armen. � Irene Stratenwerth<br />

Irene Stratenwerth ist Kuratorin der Ausstellung „Der gelbe Schein“ und arbeitet als Autorin und freie<br />

Journalistin in Hamburg.<br />

AuSStelluNgSeröffNuNg<br />

26. AuguSt 2012 iN BreMerhAveN<br />

<strong>Deutsches</strong> <strong>Auswandererhaus</strong> <strong>Bremerhaven</strong><br />

Columbusstraße 65, 27568 <strong>Bremerhaven</strong>,<br />

www.dah-bremerhaven.de<br />

exhiBitioN opeNiNg<br />

iN BreMerhAveN oN 26 AuguSt 2012<br />

German Emigration Center <strong>Bremerhaven</strong><br />

Columbusstrasse 65, 27568 <strong>Bremerhaven</strong>,<br />

www.dah-bremerhaven.de<br />

Gefördert wird das Projekt durch die Kulturstiftung des Bundes.


Anzeigen<br />

az_dsm:188x65 20.08.2009 10:49 Uhr Seite 1<br />

Hans-Scharoun-Platz 1 · 27568 <strong>Bremerhaven</strong> · Tel. 0471 482070 www.dsm.museum<br />

Einfach mal abtauchen ...<br />

Begegnungen der besonderen Art.<br />

...besuchen Sie den wohl<br />

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Deutschlands<br />

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Fütterungszeiten ab 10.30 Uhr und 14.30 Uhr<br />

Tiertraining mittwochs 13.00 Uhr<br />

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Telefon (04 71) 3 08 41-0<br />

H.-H.-Meier-Straße 7 (direkt am Deich)<br />

news Ausgabe Nr. <strong>11</strong> issue No. <strong>11</strong> April 2012<br />

31


32<br />

Buch-tipp/Book tip<br />

Fluchtgeschichten<br />

Aus und nach Deutschland<br />

Stories of Flight<br />

From and to Germany<br />

Auszuwandern und in einem fremden Land<br />

einzuwandern heißt, eine eigene Entschei-<br />

dung zu treffen, zumindest eine Vorstellung<br />

von einem anderen Land, in das man geht, zu<br />

haben, einen bewussten Bruch mit dem, was<br />

man verlässt, zu vollziehen und auf ein neues,<br />

anderes, wenn nicht besseres Lebens zu hoffen.<br />

Flucht ist etwas ganz anderes.<br />

In ihrem Buch „Fluchtgeschichten. Aus und<br />

nach Deutschland“ stellen die Herausgeberinnen<br />

und Autoren auf eindrückliche Weise dar,<br />

dass Flucht aus Not geschieht, dass nichts, was<br />

daraus erwächst, je als Vorstellung vorhanden<br />

war. Die Fluchtgeschichten sind der Versuch,<br />

das Unvorstellbare vorstellbar zu machen.<br />

Der Akzent der Fluchtgeschichten liegt nicht<br />

auf den Gründen und Umständen der Flucht,<br />

sondern auf dem Leben danach, in diesen Fällen,<br />

einem Leben in Deutschland. Wenn auch<br />

jede Geschichte eine andere ist, erstaunt doch<br />

das Schema, dem die Erzählungen folgen. Die<br />

Herausgeberinnen weisen darauf hin, dass sich<br />

die Erzählungen an dem Muster der Fragen, die<br />

ein Asylantrag stellt, und an den Antworten,<br />

die erwartet werden, orientieren. Die biographische<br />

Erzählung muss Worte und Begriffe<br />

verwenden, die den Befragten nahe gelegt<br />

werden, die sie selbst erst mühsam verstehen<br />

und lernen müssen. Der Erzählende beginnt,<br />

sich mit der behördlichen Sicht auf sein Leben<br />

zu identifizieren, seine individuelle Geschichte<br />

seine eigenen Erlebnisse, verblassen. Gerade<br />

weil die Herausgeberinnen das wissen und respektieren,<br />

bekommen die Erzählenden hier mit<br />

ihren Geschichten ein Stück ihrer Biographie<br />

zurück und der Leser eine Vorstellung davon,<br />

was es heißt, sich in einem vollkommen fremden<br />

Land, unter fremden Menschen, in einer<br />

Fluchtgeschichten<br />

Aus und nach Deutschland<br />

Biographien und Hintergründe<br />

1933–20<strong>11</strong><br />

Hg. Simone Blaschka-Eick und Karin Heß<br />

<strong>Bremerhaven</strong>: edition DAH, 20<strong>11</strong><br />

ISBN 978-3-00-036581-2<br />

fremden Sprache, in fremden Verhältnissen<br />

zurechtfinden zu müssen. Erzählt werden<br />

sieben aktuelle Geschichten von Flüchtlingen<br />

aus dem Iran, der Türkei, Russland, Asien und<br />

Afrika, die in <strong>Bremerhaven</strong> leben. Das Thema<br />

wird mit zwei Geschichten von der jüdischen<br />

Flucht aus Deutschland während des Naziregimes<br />

erweitert. Den jeweiligen Geschichten<br />

folgen Abrisse über den politischen Hintergrund<br />

der Länder, aus denen die Flüchtenden<br />

kommen, die anschaulich Auskunft geben über<br />

Verhältnisse, aus denen Flucht der einzige Ausweg<br />

war, und über die Welt, in der wir leben.<br />

Mit Beiträgen über unbegleitete minderjährige<br />

Flüchtlinge in <strong>Bremerhaven</strong>, über die Gründung<br />

der Flüchtlingshilfswerke, die Not der „Boat<br />

People“, das deutsche Asylrecht, die Verschärfung<br />

des Asylrechts und über das Asylrecht in<br />

Europa vom 19. Jahrhundert bis heute öffnet<br />

das Buch auf verblüffend knappe, sachliche,<br />

engagierte Art den Blick für diejenigen, die<br />

unter uns leben, es hilft Ressentiments abzubauen,<br />

und nicht zuletzt, sie würdig in unserer<br />

Gesellschaft aufzunehmen und sie weiter zu<br />

befragen, damit sie ihre Geschichte erzählen<br />

und wieder finden können. Dieses lehrreiche<br />

Buch des Deutschen <strong>Auswandererhaus</strong>es ist<br />

die Aufforderung dazu. � Brigitte Landes<br />

To emigrate from one country and immigrate<br />

to a foreign country means making a decision, a<br />

conscious cut in the hope of establishing a new<br />

and better life. Flight is completely different.<br />

The authors and publishers of Stories of Flight.<br />

From and to Germany illustrate in an impressive<br />

way that hardship and distress cause people to<br />

flee and that none of what results was thinkable<br />

before. These stories of flight are an attempt<br />

Fluchtgeschichten<br />

Aus und nA ch d eutschlA nd<br />

BiogrA phien und h intergründe<br />

1933–20<strong>11</strong><br />

herausgegeben von Simone Blaschka-Eick und Karin Heß<br />

to make the unthinkable thinkable. They do<br />

not emphasize the reasons and circumstances<br />

involved but focus on life subsequent to flight:<br />

a life in Germany.<br />

Whereas each story is different the underlying<br />

pattern they follow is astonishing. The publishers<br />

point out that the stories are based on the<br />

questions on the application form for asylum<br />

and the answers expected. The biographical<br />

story must use terms which must first be suggested<br />

to the respondent and which they, in<br />

turn, must first understand. As the storyteller<br />

begins to identify with the official view of his<br />

or her life that person’s own individual story<br />

gradually begins to fade away. Precisely because<br />

the publishers know and respect this aspect,<br />

the person telling the story recovers part of his<br />

or her biography and the reader gains a conception<br />

of what it means to cope in a country<br />

entirely foreign and strange. The book features<br />

current stories of seven refugees who live in<br />

<strong>Bremerhaven</strong> today and is supplemented by<br />

two stories of Jews who fled Germany during<br />

the Nazi regime. The stories are followed by<br />

summaries of the political background in the<br />

country of origin and of the world we live in.<br />

By beginning with brief, factual chapters on<br />

unaccompanied underage refugees in <strong>Bremerhaven</strong>,<br />

the foundation of refugee agencies<br />

and the history of the legislation on asylum<br />

in Europe the book sharpens our awareness<br />

for those who live among us, helps to reduce<br />

resentment and, finally, to accept these<br />

people in our society in a worthy manner. �<br />

Brigitte Landes<br />

Brigitte Landes wurde 1946 in Frankfurt/Main geboren.<br />

Sie ist freie Dramaturgin, Regisseurin und Autorin.<br />

Brigitte Landes was born in Frankfurt/Main in 1946. She<br />

works as a free-lance dramaturge, director and author.


Aus: Anke Bär, Wilhelms Reise © Gerstenberg Verlag<br />

Buch-tipp/Book tip<br />

Wilhelms Reise<br />

Eine Auswanderergeschichte<br />

Wilhelms Reise<br />

A Story of Emigration<br />

Was sind eigentlich ein Klabautermann, eine<br />

Reeperbahn oder ein Windjammer? Was hatte<br />

es mit „blinden Passagieren“ auf sich? Und was<br />

half gegen Krankheiten und sorgte für Zeitver-<br />

treib während der mehrwöchigen Übersee-<br />

Passage? Die Bremer Illustratorin und Autorin<br />

Anke Bär erzählt in ihrem kürzlich erschienenen<br />

Sachbilderbuch „Wilhelms Reise“ eine Auswan-<br />

derergeschichte für Kinder. Inspiriert hat sie ein<br />

Praktikum im Deutschen <strong>Auswandererhaus</strong> und<br />

ihre reisebegeisterte Großmutter.<br />

Wilhelm ist 15 Jahre alt, als er 1872 von seinem<br />

Heimatdorf im Spessart Abschied nimmt und<br />

sich dem Auswanderertreck nach <strong>Bremerhaven</strong><br />

anschließt. Im Gepäck trägt er ein Skizzenbuch<br />

mit einer Widmung des Leiters seiner alten<br />

Schnitzschule: „Mach Dir die Welt zeichnend<br />

vertraut!“ So reist Wilhelm mit offenen Augen<br />

in die Neue Welt und hält alle seine Eindrücke<br />

in Zeichnungen fest. Dadurch entdeckt auch<br />

der Leser die Auswanderung und das Leben<br />

im Zwischendeck des Seglers „Columbia“ mit<br />

Wilhelms Augen. Die Bildergeschichte wird<br />

durch anschauliche Erklärungen von Begriffen<br />

aus der Schifffahrt und Epoche der Auswanderung<br />

sowie durch Spielanleitungen und Rezepte<br />

ergänzt. Ein liebevoll gestaltetes, detailreiches<br />

Sachbuch für kleine und große Menschen, die<br />

Spaß an schönen Bildern haben und sich für<br />

Geschichte(n) begeistern. �<br />

What do terms like ship’s kobold, ropewalk and<br />

windjammer mean? And what are stowaways?<br />

What helped in case of sickness and what served<br />

as a pastime on the week-long transatlantic<br />

crossings? In her recently published non-fiction<br />

book Wilhelms Reise, illustrator and author Anke<br />

Bär tells a story of emigration, inspired by an<br />

internship at the German Emigration Center<br />

and by her grandmother who loves to travel.<br />

Wilhelm is 15 years old when he takes leave<br />

of his hometown in the Spessart and joins<br />

the trek of emigrants to <strong>Bremerhaven</strong>. He<br />

is carrying a sketchbook in his bag given to<br />

him by the director of his old carving school.<br />

It is inscribed with the words, “Get to know<br />

the world drawing!” Wilhelm travels to the<br />

New World with eyes wide open capturing<br />

the many new impressions in drawings and<br />

sketches. This way, the reader experiences<br />

emigration and life tween decks on board the<br />

sailing ship Columbia through Wilhelm’s eyes.<br />

In addition to the illustrated story there are<br />

vivid explanations of shipping terms and the<br />

era of emigration as well as game instructions<br />

and recipes. A beautifully designed and particularly<br />

detailed non-fiction book for readers<br />

both young and old who appreciate beautiful<br />

illustrations and love a good story. �<br />

Enter in the Wilhelms Reise Contest!<br />

The children’s book Wilhelms Reise explains what food<br />

the people on board the emigrant ships ate, how they<br />

dealt with ailments and sickness, for example seasickness,<br />

without a doctor on board. The book refers to<br />

“stowaways” of a very special sort who, in addition to<br />

sea-sickness, plague the passengers.<br />

Do you know what kind of “stowaways” are meant on<br />

this long overseas voyage to America?<br />

If you have a good idea then write it down and make a<br />

collage of pictures or draw a comic to illustrate it, and<br />

send your entry by mail to:<br />

<strong>Deutsches</strong> <strong>Auswandererhaus</strong><br />

Subject: “Wilhelms Reise”<br />

Columbusstrasse 65<br />

27568 <strong>Bremerhaven</strong>, Germany<br />

The most creative entries will win a copy of the book<br />

Wilhelms Reise. We at the German Emigration Center<br />

look forward to receiving your entry. Make sure it is<br />

submitted by the latest 30 September 2012!<br />

„Wilhelms Reise – Eine Auswanderergeschichte“<br />

Sachkinderbuch mit teilweise kolorierten Skizzen<br />

Text und Illustration: Anke Bär<br />

Hildesheim: Gerstenberg Verlag, 2012<br />

ISBN 978-3-8369-5409-9<br />

Mitspielen und „Wilhelms Reise“ gewinnen!<br />

In dem Kinderbuch wird erklärt, was an Bord der Auswandererschiffe<br />

gegessen wurde oder wie Krankheiten,<br />

wie zum Beispiel die Seekrankheit, ohne Hilfe eines<br />

echten Arztes gelindert wurden. Auch von ganz besonderen<br />

„blinden Passagieren“ ist die Rede, die neben Seekrankheit<br />

die Reisenden geplagt haben.<br />

Um welche „blinden Passagiere“ kann es sich auf so<br />

einer Passage nach Amerika gehandelt haben?<br />

Hast Du eine gute Idee? Dann schreibe sie auf, mache<br />

eine Bildercollage oder ein Comic daraus. Und schon<br />

kann die Sendung in die Post:<br />

<strong>Deutsches</strong> <strong>Auswandererhaus</strong><br />

Stichwort: Wilhelms Reise<br />

Columbusstraße 65<br />

27568 <strong>Bremerhaven</strong><br />

Für die einfallsreichsten Einsendungen verschenkt das<br />

Deutsche <strong>Auswandererhaus</strong> jeweils ein Exemplar von<br />

„Wilhelms Reise“. Wir freuen uns auf Post von Dir bis<br />

zum 30. September 2012!<br />

news Ausgabe Nr. <strong>11</strong> issue No. <strong>11</strong> April 2012<br />

33


34<br />

© Anita Affentranger<br />

Grußworte zum Erweiterungsbau Congratulatory Notes on the New Wing<br />

�� When we go on tour we keep an<br />

eye out for what there is to see and do:<br />

What sights are there to see? Is there<br />

a museum, an exhibition or interesting<br />

plant tour? Curiosity propels us and<br />

adds amusement and recreation to<br />

our everyday life on tour. The German<br />

Emigration Center numbers among<br />

our absolute favorite museums. The<br />

architecture is impressive, the exhibition<br />

is absorbing and educational... and<br />

even the coffee is better than any in<br />

the other museum cafeterias we have<br />

�� The best thing a museum dedicated<br />

to cultural history can achieve is to<br />

put past history in a modern context,<br />

give historical testimony to a subject<br />

of common knowledge, and provide a<br />

sensual grasp to an abstract topic. The<br />

German Emigration Center manages<br />

to do all this in a spectacular way: it<br />

�� I think it’s great that there’s an emigration<br />

and now a new immigration<br />

museum, in other words: a migration<br />

museum. Why do people emigrate<br />

from, why do they immigrate to Germany?<br />

What traces do they leave<br />

behind in their country of origin and<br />

the country they emigrate to? No dry<br />

texts, but an eye for careful and excellent<br />

detail – that is how the museum<br />

makes migration an experience. Be<br />

it a crossing in a steam ship or the<br />

been to. Each of us has recommended<br />

this great place to others many<br />

a time and a concert in <strong>Bremerhaven</strong><br />

would not be complete without a trip<br />

to the German Emigration Center. I<br />

personally find the subject of the<br />

new wing – immigration – fascinating,<br />

especially since my mother once<br />

came from the canyons of the Balkans<br />

to Westphalia. All of us in the Götz<br />

Alsmann Band wish the German Emigration<br />

Center continued success! ��<br />

Götz Alsmann & Band<br />

Roger Willemsen<br />

Autor und Fernsehmoderator<br />

Roger Willemsen<br />

Author and Television Moderator<br />

�� Das Beste, das ein der Kulturgeschichte verpflichtetes Museum leisten<br />

kann, ist: etwas Vergangenes zu vergegenwärtigen, etwas allgemein<br />

Bekanntes persönlich erfahrbar zu machen, etwas Abstraktes in<br />

die sinnliche Anschauung zu heben. Das Deutsche <strong>Auswandererhaus</strong><br />

schafft dies auf erstaunliche Weise, ja, seine Ausstellung macht aus<br />

der Geschichte etwas Ansteckendes, und so verlässt man das Haus nie,<br />

ohne selbst für eine Zeit Auswanderer gewesen zu sein. Diese Erfahrung<br />

verändert den Blick nachhaltig, und zwar den auf die heimische<br />

wie auf die Welt der Anderen. ��<br />

makes history seem infectious. Thus,<br />

no one leaves the museum without<br />

having felt like an emigrant. This<br />

experience has a sustained effect<br />

on individual perception, influencing<br />

and changing the way we see<br />

the world at home and the world of<br />

others. �� Roger Willemsen<br />

selection process on Ellis Island. It is<br />

more than a museum, it is a real experience.<br />

It promotes understanding<br />

for the subject of migration, understanding<br />

that is so necessary. People<br />

have always migrated but whether or<br />

not they meet with acceptance in the<br />

future depends above all on mutual<br />

understanding. Here, the German<br />

Emigration Center fills a huge gap<br />

and that is what makes it so unique.<br />

Bravo! �� Kaya Yanar<br />

© Jerome Bonnet<br />

© Nadine DiIly<br />

Götz Alsmann & Band<br />

Unterhaltungskünstler<br />

Götz Alsmann & Band<br />

Entertainers<br />

�� Wenn wir auf Tournee sind, halten wir immer die Augen auf: Wo<br />

gibt’s etwas zu sehen? Ein Museum, eine Ausstellung, eine interessante<br />

Werksführung? Neugier treibt uns an und sorgt für Kurzweil im<br />

Tour-Alltag. Das Deutsche <strong>Auswandererhaus</strong> in <strong>Bremerhaven</strong> gehört zu<br />

unseren absoluten Lieblingsmuseen. Architektonisch beeindruckend,<br />

inhaltlich packend und lehrreich … und sogar der Kaffee ist besser als<br />

in sämtlichen anderen Museums-Cafeterien, die wir kennen. Jeder von<br />

uns hat dieses großartige Haus schon oft weiterempfohlen und ein <strong>Bremerhaven</strong>-Konzert<br />

ohne einen Abstecher ins <strong>Auswandererhaus</strong> wäre<br />

für uns kein <strong>Bremerhaven</strong>-Konzert. Für mich persönlich ist Ihr neues<br />

Thema der Einwanderung über die Maßen interessant, kam doch meine<br />

Mutter einst aus den Schluchten des Balkan nach Westfalen. Wir<br />

von der Götz Alsmann Band wünschen Ihnen weiterhin viel Erfolg! ��<br />

Kaya Yanar<br />

Komiker<br />

Kaya Yanar<br />

Comedian<br />

�� Ich finde es klasse, dass es solch ein Auswanderer- und jetzt neu:<br />

ein Einwanderermuseum gibt. Also ein Migrationsmuseum. Warum<br />

wandern Menschen aus Deutschland aus, warum wandern sie ein? Wo<br />

wandern sie hin? Welche Spuren hinterlassen sie im In- und Ausland?<br />

Keine trockenen Texte, sondern mit viel Liebe zum Detail macht das<br />

Museum die Migration erlebbar. Ob es eine Überfahrt in einem Schnelldampfer<br />

ist oder das Auswahlverfahren auf Ellis Island. Es ist mehr als<br />

ein Museum, es ist ein Erlebnis. Das fördert das Verständnis für Migration,<br />

und das wird dringend benötigt. Die Menschen sind schon immer<br />

migriert, nur ob sie in Zukunft auf Akzeptanz stoßen, hängt vor allem<br />

vom Verständnis ab und genau da füllt das Deutsche <strong>Auswandererhaus</strong><br />

<strong>Bremerhaven</strong> eine Riesenlücke und ist somit einzigartig. Bravo! ��


Service Service<br />

Öffnungszeiten<br />

März – Oktober: täglich 10 bis 18 Uhr<br />

November – Februar: täglich 10 bis 17 Uhr<br />

geschlossen: 24. Dezember<br />

Opening HOurs<br />

March – October: daily 10 A.M. – 6 P.M.<br />

November – February: daily 10 A.M. – 5 P.M.<br />

closed: December 24th<br />

preise<br />

Erwachsene: 12,30 €<br />

Ermäßigt: 10,20 €<br />

(Rentner, Schüler, Studierende, Auszubildende,<br />

Arbeitslose, Behinderte)<br />

Kinder: 6,90 € (4 – 16 Jahre)<br />

Familien: 29,80 €<br />

Gruppen bitten wir um vorherige Anmeldung;<br />

Preis auf Anfrage.<br />

tickets<br />

Adults: 12.30 €<br />

Reduced: 10.20 €<br />

(Senior citizens, students, trainees,<br />

non-employed, disabled)<br />

Children: 6.90 € (aged 4 – 16)<br />

Families: 29.80 €<br />

Group rates on request.<br />

Advance reservation requested.<br />

füHrungen & VOrträge<br />

Führungen<br />

… für Senioren:<br />

am ersten Montag im Monat um 14 Uhr<br />

… für Kinder (7 – 12 Jahre):<br />

am zweiten Sonntag im Monat um 10.30 Uhr<br />

… für Wissenshungrige:<br />

am dritten Sonntag im Monat um 15 Uhr<br />

… für Jedermann:<br />

am letzten Sonntag im Monat um 15 Uhr<br />

Unseren aktuellen Veranstaltungskalender finden<br />

Sie im Internet unter www.dah-bremerhaven.de.<br />

Über die Vortragsreihe des Freundeskreises<br />

<strong>Deutsches</strong> Auswanderhauses e. V. informieren Sie<br />

sich bitte unter: www.freundeskreis-dah.de.<br />

eVents & guided tOurs<br />

Guided Tours<br />

… for senior citizens:<br />

first Monday of the month, 2 P.M.<br />

… for children:<br />

second Sunday of the month, 10:30 A.M.<br />

… for knowledge seekers:<br />

third Sunday of the month, 3 P.M.<br />

… for everyone:<br />

last Sunday of the month, 3 P.M.<br />

Find the latest events under:<br />

www.dah-bremerhaven.de. For details on the<br />

series of lectures of the Friends of the<br />

German Emigration Center e. V. please go to:<br />

www.freundeskreis-dah.de.<br />

speisesaal – steak & fisH<br />

Genießen Sie mit Blick auf den Neuen Hafen<br />

Kaffee & Kuchen sowie diverse Grillspezialitäten.<br />

Das Restaurant ist täglich für Sie geöffnet<br />

(März bis Oktober: 10 – 24 Uhr; November<br />

bis Februar: montags bis samstags 10 – 24 Uhr,<br />

sonntags bis 19 Uhr).<br />

Reservierungen unter 0471 / 90220-121.<br />

speisesaal – steak & fisH<br />

Enjoy cake and coffee or North German food as<br />

well as American barbecue specialities overlooking<br />

the New Harbor.<br />

Our restaurant is open March to October:<br />

daily from 10 A.M. to 12 midnight; November<br />

to February: daily from 10 A.M. to 12 midnight,<br />

Sunday and Monday till 7 P.M.<br />

For reservations call Tel. +49 (0)471 / 90220-121.<br />

Alle Infos unter www.dah-bremerhaven.de Any information see www.dah-bremerhaven.de<br />

Titelbild: Elza Schüler-Neirynck,<br />

© Leihgabe Elza Schüler-Neirynck<br />

Cover: Elza Schüler-Neirynck,<br />

© on loan Elza Schüler-Neirynck<br />

AUSGABE NR. <strong>11</strong> ISSUE NO. <strong>11</strong> APRIL 2012<br />

news<br />

DEUTSCHES AUSWANDERERHAUS<br />

GERMAN EMIGRATION CENTER<br />

Was ist neu?<br />

Ein Gespräch mit Dr. Simone Eick<br />

What is new?<br />

Interview with Dr. Simone Eick<br />

Kathedrale des Reisens<br />

Cathedral of Travel<br />

300 Jahre Einwanderung<br />

nach Deutschland<br />

300 Years of Immigration to Germany<br />

1.900 qm<br />

AUSSTELLUNG<br />

Neu New<br />

1,900 sq. m.<br />

EXHIBITION<br />

Geschichten, die berühren<br />

Moving Stories<br />

Impressum Credits<br />

HERAUSGEBER/PUBLISHED BY:<br />

<strong>Deutsches</strong> <strong>Auswandererhaus</strong> <strong>Bremerhaven</strong><br />

REDAKTION/EDITING: Ilka Seer<br />

TEXTE/TEXTS: Simone Eick, Julian Herbig, Brigitte Landes, Jan May, Anna Ozimek,<br />

Ilka Seer, Irene Stratenwerth<br />

LAYOUT: Alexandra Schäfer, Andreas Heller Architects & Designers, Hamburg<br />

ÜBERSETZUNG/TRANSLATION: Julie Penzel-Althoff, Hamburg<br />

AUFLAGE/CIRCULATION: 16.000<br />

DRUCK/PRINT: MüllerDITZEN Druckerei AG, <strong>Bremerhaven</strong><br />

news Ausgabe Nr. <strong>11</strong> issue No. <strong>11</strong> April 2012 35<br />

© <strong>Deutsches</strong> <strong>Auswandererhaus</strong> <strong>Bremerhaven</strong>, Foto Stefan Volk


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<strong>Deutsches</strong> AuswA n D ererhAus b remerhAven<br />

g ermA n e m I grAt I on c enter b remerhAven<br />

Columbusstraße 65, 27568 <strong>Bremerhaven</strong>, Deutschland / Germany<br />

T +49 (0)471 / 9 02 20 – 0, F +49 (0)471 / 9 02 20 – 22, www.dah-bremerhaven.de, info@dah-bremerhaven.de<br />

© Sammlung <strong>Deutsches</strong> <strong>Auswandererhaus</strong>, Schenkung Eberhard Nölke

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