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Der Experte - Institut für Gutachten

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1 / 2012<br />

<strong>Der</strong> <strong>Experte</strong><br />

in Bau und Technik<br />

Das Schweizer Fachmagazin in Bau und Technik<br />

von der Praxis <strong>für</strong> die Praxis www.derbauexperte.ch<br />

Themen in dieser Ausgabe:<br />

■ Expertisen am Bau<br />

■ Zertifizierung der Gerichtsexperten<br />

■ <strong>Experte</strong>n und Militärkader im gleichen Boot<br />

■ Bauingenieur als Schiedsgerichtsexperte<br />

■ Schimmelpilz und nachhaltige Sanierung<br />

■ Zerstörungsfreie Feuchtigkeitsmessung<br />

■ Kranpraxis/Hubseilsicherheit<br />

■ Hydrothermale Karbonisierung


2 Impressum <strong>Der</strong> <strong>Experte</strong>, Ausgabe April 2012 Inhaltsverzeichnis 3<br />

Impressum<br />

1. Jahrgang, Nr. 1/2012, 17. April 2012<br />

Erscheint 3 x jährlich<br />

Herausgeber<br />

Die Fachzeitschrift <strong>für</strong> den Wissenstransfer „von der Praxis <strong>für</strong> die Praxis“<br />

wird herausgegeben im Eigenverlag durch das <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Gutachten</strong>,<br />

Expertisen und Engineering.<br />

Verlag:<br />

<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Gutachten</strong>, Expertisen &<br />

Engineering ae GmbH<br />

Postfach 1022<br />

8700 Küsnacht<br />

Postfinance<br />

Kontonummer 45-735497-7<br />

IBAN: CH04 0900 0000 4573 5497 7<br />

BIC: POFICHBEXXX<br />

Layout, Druck:<br />

Copy Print Gilomen GmbH<br />

Steinberggasse 52<br />

8400 Winterthur<br />

Redaktion<br />

Redaktions-Team unter der Leitung von Emil Aemisegger<br />

in Zusammenarbeit mit den Fachbereichs-Obmännern:<br />

Abdichtungen: Guido Bucher<br />

Bauingenieurwesen: Christian Nänny<br />

Editor: Emil Aemisegger<br />

<strong>Experte</strong>nwesen/Schiedsgerichte: Guy Lanfranconi<br />

Expertisen Bautechnik: Roland Büchli<br />

Expertisen Haustechnik: Emil Aemisegger<br />

Firmenportraits/Buchbesprechungen/Nachrichten und Aktuelles:<br />

Simone de David<br />

Installationstechnik Ausführung: Walter Guetg<br />

Kolumne der Frau: Philomena<br />

Korrosionstechnik: Dr. Martin Tuchschmid<br />

Maschinenbau spez. Untersuchungen: Dr. Gabor Piskoty<br />

Mediation: Beat Michael Wälty<br />

Mobile Untersuchungsmethoden/Werkstoffprüfung/Schadenanalytik:<br />

Markus Zgraggen<br />

Planung/Engineering HKKLSE: Christian Appert<br />

Sanierungen Bauservice: Patrik Fischer<br />

Schadenanalytik in Schweisstechnik: Thomas Rütti<br />

Unfallschutz/DE- und EU-Normen: Dr. Bernhard Küter<br />

Umwelttechnik/Abfallrecycling: Heribert Henrich<br />

Versicherungsrecht: Roland Spicher<br />

Werkvertragsrecht: Othmar Somm<br />

Copyright<br />

Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen<br />

sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ausserhalb der engen<br />

Grenzen des Urheberrechtgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages<br />

unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere <strong>für</strong> Vervielfältigungen,<br />

Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Ver-<br />

arbeitung in elektronischen Systemen. Mit der Abgabe des Manuskriptes<br />

zur Veröffentlichung überträgt der Autor dem Verlag das Recht der ausschliesslichen<br />

Vervielfältigung. Für unverlangt eingesandte Manuskripte<br />

kann keine Gewähr übernommen werden. Schadenersatz <strong>für</strong> fehlerhafte,<br />

unvollständige oder nicht erschienene Fachbeiträge und Anzeigen ist<br />

ausgeschlossen. <strong>Der</strong> Verlag behält sich Änderungen und Kürzungen vor.<br />

Haftungsausschluss<br />

Die abgedruckten Beiträge sind ausschliesslich im Verantwortungsbereich<br />

der Autoren. Eine Haftung <strong>für</strong> Folgeschäden oder Ansprüche Dritter<br />

sind ausgeschlossen. Beiträge der Autoren müssen nicht mit der Meinung<br />

der Redaktion übereinstimmen.<br />

Aboservice/Vertrieb und Leseservice<br />

<strong>Der</strong> <strong>Experte</strong> in Bau und Technik<br />

Bühlackerweg 19<br />

8405 Winterthur<br />

Tel. 052 232 73 57<br />

E-Mail: info@derbauexperte.ch<br />

Internet: www.derbauexperte.ch<br />

Jahresabonnement: Fr. 120.– inkl. MwSt.,<br />

Einzelausgabe: Fr. 43.– inkl. MwSt.,<br />

Verbände/Vereine erhalten auf Anfrage einen Rabatt<br />

Bestellungen sind schriftlich oder im Internet auf www.derbauexperte.ch<br />

aufzugeben. Kündigungen sind nach Ablauf von 12 Monaten möglich<br />

und müssen bis zum 15. Dezember des Jahres schriftlich per eingeschriebenen<br />

Brief an obige Adresse gekündigt werden.<br />

Anzeigen:<br />

Siehe www.derbauexperte.ch<br />

Es gilt der Anzeigentarif Nr. 1<br />

vom 1. April 2012<br />

<strong>Der</strong> <strong>Experte</strong><br />

in Bau und Technik<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Editorial 5<br />

Editorial 5<br />

Seite des Herausgebers 6<br />

Gedanken des Herausgebers 6<br />

Rechtsecke 10<br />

Rechtsauskunft 10<br />

Baurecht 12<br />

Bau-Expertisen 12<br />

Die Zertifizierung von Gerichtsexperten<br />

nach ISO 17024 / SEC 16<br />

Recht haben und doch verlieren – nein danke 18<br />

Versicherungsrecht 21<br />

Berufs-Haftpflichtversicherung <strong>für</strong><br />

Architekten und Bauingenieure 21<br />

Firmenportraits 26<br />

Hälg Building Services Group 26<br />

Mosterei Möhl 50<br />

<strong>Experte</strong>nwesen, Analysentechnik,<br />

Werkstoffuntersuchung 28<br />

<strong>Experte</strong>n und Militärkader im gleichen Boot? 28<br />

<strong>Der</strong> Bauingenieur als Schiedsgerichtsexperte 30<br />

Zerstörungsfreie Feuchtigkeitsmessung<br />

mit der Neutronensonde 32<br />

Wasserschaden durch Materialbruch an<br />

Abstellverschraubungen eines Dusche-Mischers 36<br />

Infrarotaufnahmen, bunte Kunstwerke oder<br />

Sanierungsgrundlage? 42<br />

Mit Hightech dem Marder auf der Spur 45<br />

Mobile Werkstoffuntersuchungen;<br />

ein Überblick! 46<br />

Normen, Richtlinien, Merkblätter 52<br />

Übersicht Normen und Richtlinien 52<br />

Für Sie gelesen 56<br />

Die Kolumne 58<br />

Die Konkurrenz 58<br />

Witzecke 59<br />

à Propos: Lachen ist gesund! 59<br />

Bauwesen 60<br />

Wirksamer Schutz vor Rückstau<br />

aus der Kanalisation 60<br />

Facility Management 64<br />

<strong>Gutachten</strong> über Raumluftqualität<br />

und ihre Bedeutung 66<br />

Nachrichten und Aktuelles,<br />

Vereinsmitteilungen 60<br />

Internationales und nationales Schiedsgericht 68<br />

Übersicht <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Gutachten</strong> 71<br />

Installationen 72<br />

Wärmeverbünde im Trend 72<br />

Sanierung 74<br />

Nachhaltige Schimmelpilzsanierung<br />

aus der Sicht des Praktikers 74<br />

Die Oberfläche und der Schimmelpilz 77<br />

Maschinenbau, Verfahrenstechnik,<br />

Umwelttechnik 80<br />

Erneuerung der Gasinfrastruktur<br />

auf der ARA Bern 80<br />

Die neue Pantanal-Zoolandschaft<br />

im Zürich Zoo 84<br />

Hydrothermale Karbonisierung eine<br />

revolutionäre Entwicklung 86<br />

Sicherheit 89<br />

Die Früherkennung der Ablegereife von<br />

Hubseilen als Grundvoraussetzung <strong>für</strong> die<br />

Sicherheit auf der Baustelle 89<br />

Neue Literatur im Bauwesen 94<br />

Buchbesprechungen 94<br />

Weiterbildung, Messen 96<br />

Agenda 2012/2013 96


Editorial Editorial 5<br />

4 <strong>Der</strong> <strong>Experte</strong>, Ausgabe April 2012 5<br />

Leserbriefe<br />

<strong>Der</strong> <strong>Experte</strong><br />

in Bau und Technik<br />

Ihre Meinung ist uns wichtig!<br />

Es ist uns ein Anliegen, uns zu verbessern und Ihren Bedürfnissen möglichst gerecht zu werden.<br />

Deshalb sind wir auf Ihre Meinung und Vorschläge angewiesen. Bitte helfen Sie uns mit Ihrem<br />

Feedback. Auch Ihre Kommentare zu einzelnen Artikeln interessieren uns.<br />

Bitte senden Sie uns Ihre Leserbriefe an:<br />

<strong>Der</strong> <strong>Experte</strong><br />

Leserbriefe<br />

Bühlackerweg 19<br />

8405 Winterthur<br />

Telefon: 052 232 73 56 · info@derbauexperte.ch · www.derbauexperte.ch<br />

Ihre Meinung zählt!<br />

Editorial<br />

Liebe Leserinnen und Leser<br />

Sie haben die erste Fachzeitschrift der<br />

„<strong>Experte</strong>“ in der Hand und fragen sich,<br />

was diese Fachzeitschrift vermitteln<br />

will. Mit dieser Frage habe ich mich<br />

seit Jahren auseinandergesetzt und<br />

bei allen Fachleuten und <strong>Experte</strong>n immer<br />

wieder gehört, dass eine solche<br />

Fachzeitschrift zum Wissenstransfer<br />

des <strong>Experte</strong>nwissens in der Schweiz<br />

fehlt. Deshalb ist dies unsere Leitidee,<br />

welche wir unter anderem mit diesem<br />

Heft verwirklichen wollen. Doch auch<br />

das „Symposium Bau und Technik“,<br />

die <strong>Experte</strong>n-Foren und die Schadensammlung<br />

sind wichtige Pfeiler dieses<br />

Vorhabens. Genaueres erläutere ich<br />

Ihnen im Heft.<br />

Als jedoch die Frage nach der Realisation<br />

dieser Vision gestellt wurde, waren<br />

alle meine Gesprächspartner verlegen.<br />

Glücklicherweise hatte ich viele<br />

Bekannte, die ich während meiner Tätigkeit<br />

als <strong>Experte</strong> kennenlernte, welche<br />

die Idee gut fanden und sie als<br />

Sponsor, Autor oder Obmann unterstützten.<br />

Auch hatte die Mobiliar-Versicherung<br />

ein offenes Ohr und unterstützte<br />

hilfreich das erste Symposium,<br />

welches gleichzeitig mit dem Erscheinungsdatum<br />

dieser Fachzeitschrift abgehalten<br />

wird. Damit ist ein erster Meilenstein<br />

erreicht: Das „Symposium Bau<br />

und Technik“ ist erfolgreich organisiert<br />

sowie die Erstausgabe dieser Fachzeitschrift<br />

verlegt und ausgeliefert.<br />

Doch selbstverständlich braucht es <strong>für</strong><br />

einen nachhaltigen Erfolg mehr: Auch<br />

Ihre aktive Mitarbeit ist gefragt. Nur<br />

wenn auch Sie uns Ihr Wissen mitteilen,<br />

die Fachzeitschrift abonnieren<br />

und weiterempfehlen, Themen setzen,<br />

Diskussionsbeiträge in den Leserbriefen<br />

veröffentlichen und uns auch kon-<br />

sequent mit konstruktiver Kritik eindecken,<br />

nur dann können wir erfolgreich<br />

weiterbestehen.<br />

Die erste Fachzeitschrift hat noch kein<br />

richtiges Fokusthema. Es werden in<br />

Zukunft pro Fachzeitschrift Fokusthemen<br />

von der Redaktion und den Obmännern<br />

festgelegt und die Fachartikel<br />

auch entsprechend ausgerichtet.<br />

Die juristischen Beiträge sprechen Alle<br />

im Bau- und Baunebengewerbe an,<br />

vor allem Planer, <strong>Experte</strong>n und Unternehmer.<br />

Die häufigen Korrosionsschäden,<br />

Abdichtungs- und Ausführungsfehler<br />

an Bauten lassen aufhorchen<br />

und werden hier thematisiert.<br />

Aus Schaden wird man klug? Sagt<br />

man da<strong>für</strong>, dass jemand aus den<br />

Fehlern oder negativen Ereignissen<br />

der Vergangenheit lernt und es beim<br />

nächsten Mal besser macht.<br />

In der Grundbedeutung also, dass zurückliegende<br />

Ereignisse eine Hilfe <strong>für</strong><br />

zukünftiges Handeln sein können, ist<br />

das Sprichwort ein Synonym zu „Erfahrung<br />

ist der beste Lehrmeister“ und<br />

„Erfahrung macht klug“.<br />

Als <strong>Experte</strong> denke ich fast jeden Tag<br />

an dieses weise Sprichwort. Leider<br />

aber kam ich seit langem zu dem Ergebnis,<br />

dass dieses Sprichwort <strong>für</strong> die<br />

Bautätigkeit der letzten Dezennien<br />

nicht wörtlich genommen wird. Damit<br />

bei Streitigkeiten alle am Bau beteiligten<br />

Parteien auch richtig versichert<br />

sind - dies gilt auch <strong>für</strong> <strong>Experte</strong>n - ist<br />

eine umfassende Analyse der betrieblichen<br />

Tätigkeit die Grundlage der Versicherungsdeckung.<br />

Dass hier ein<br />

grosses Aufholpotential steckt, wissen<br />

vor allem <strong>Experte</strong>n aus eigener Erfahrung,<br />

denn nur ein versicherungstechnisch<br />

gedeckter Schaden löst auch<br />

eine Aktivität der Versicherung im<br />

Schadenfalle aus. Nur die umfassende<br />

und genügende Versicherungsdeckung<br />

aus der bestehenden Police<br />

und der bezahlten Jahresprämie, führt<br />

zu einer Zahlung eines wie auch immer<br />

gelagerten Schadenfalles.<br />

Das Problem der nicht versicherungstechnisch<br />

gedeckten Schadenvorfälle<br />

mit der Begründung: „fehlerhafte bauliche<br />

Konstruktion“ gibt seit jüngster<br />

Zeit immer mehr Anlass zu heftigen<br />

und unerwarteten Auseinandersetzungen.<br />

Dieses Thema wird uns noch weiter<br />

beschäftigen.<br />

Eine spannende Lektüre dieser ersten<br />

Ausgabe wünscht Ihnen das Redaktions-Team.<br />

Ihr Emil Aemisegger<br />

Redaktion „<strong>Der</strong> <strong>Experte</strong>“


6 Seite des Herausgebers <strong>Der</strong> <strong>Experte</strong>, Ausgabe April 2012 Seite des Herausgebers 7<br />

Gedanken des Herausgebers<br />

Liebe Leserinnen, liebe Leser<br />

Seit Jahrzehnten habe ich als Ingenieur<br />

in den Sparten Energie-, Bau-<br />

und Haustechnik in der Schweiz<br />

und in ganz Europa gearbeitet. Mit<br />

zunehmendem Alter, verlagerte sich<br />

meine Ingenieurtätigkeit auf die Ex-<br />

pertentätigkeit in meinem Fachgebiet.<br />

Diese Umstellung vom Inhaber eines<br />

grösseren Ingenieurbüros mit über<br />

60 Ingenieuren, welches in sieben<br />

Ländern tätig war, zu einem Einzelkämpfer<br />

zu werden, war nicht ganz<br />

ohne Schwierigkeiten. Auch heute<br />

noch, kommt das frühere Unternehmertum<br />

bei den angefertigten Expertisen,<br />

jedoch sehr stark bei den Vergleichsverhandlungen<br />

zum Vorschein.<br />

Die grosse Erfahrung auf meinem<br />

Fachgebiet hat dazu beigetragen,<br />

dass meine <strong>Experte</strong>ntätigkeit geschätzt<br />

wurde. Heute erstelle ich<br />

<strong>Gutachten</strong> <strong>für</strong> Gerichte, Obergutachten,<br />

Privatgutachten, Versicherungs-<br />

<strong>Gutachten</strong>, Mediationen und Vergleiche<br />

sowie Schiedsgerichtstätigkeiten<br />

im In- und Ausland.<br />

Selber stellte ich fest, dass in einem<br />

gewissen Alter, auch die grosse Erfahrung<br />

hilft, Expertisen zu erstellen und<br />

Vergleichsverhandlungen zu führen,<br />

die in jüngeren Jahren nicht so reibungslos<br />

vonstatten gingen. Dies soll<br />

jedoch das Alter in unserem Beruf<br />

nicht hochstilisieren. Wir brauchen<br />

qualifizierten Nachwuchs in unserem<br />

äusserst interessanten Beruf. Selber<br />

bin ich auch überzeugt, dass eine<br />

immerwährende Fortbildung unabdinglich<br />

ist <strong>für</strong> einen erfolgreichen<br />

<strong>Experte</strong>n-Beruf. Die Wissensarmut in<br />

gewissen Sparten ist schon in kurzer<br />

Zeit erreicht, obwohl der meist überlastete<br />

<strong>Experte</strong> dies gar nicht selber<br />

mitbekommt. Diesem Phänomen unterliegen<br />

alle <strong>Experte</strong>n und Fachleute.<br />

Die Vereinsamung ist ein grösseres<br />

und nicht zu unterschätzendes Problem<br />

bei den <strong>Experte</strong>n und Schiedsrichtern.<br />

Aus diesem Grund be<strong>für</strong>worte<br />

ich vehement die Zertifizierung der<br />

<strong>Experte</strong>n zum technisch wissenschaftlichen<br />

Gerichtsexperten, sofern dieser<br />

<strong>Experte</strong> auch <strong>für</strong> das Gericht tätig sein<br />

möchte. Diese Zertifizierung der <strong>Experte</strong>n<br />

nimmt die SEC-Zertifizierungsstelle<br />

vor. Weitere Informationen sind in<br />

dieser Fachzeitschrift nachzulesen.<br />

Was immer noch nicht bei allen <strong>Experte</strong>n<br />

angekommen ist, ist die regelmässige<br />

Weiterbildung und Besuche von<br />

Kursen und Foren. Dies ist ein MUSS.<br />

Es gibt auch in den <strong>Experte</strong>nkammern<br />

<strong>Experte</strong>n, die sich einmal eingeschrieben<br />

haben, sich in keinem Seminar<br />

weiterbildeten, trotzdem jedoch <strong>Gutachten</strong><br />

erstellen, die den neuesten<br />

Anforderungen Stand halten sollen.<br />

Das Ziel wäre ein hohes qualitatives<br />

Niveau <strong>für</strong> die <strong>Experte</strong>ntätigkeit zu<br />

erlangen und zu erhalten. Eine Zertifizierung<br />

mit immer wiederkehrendem<br />

Audit gewährleistet, dass der zertifizierte<br />

technisch wissenschaftliche<br />

Gerichtsexperte den heutigen Anforderungen<br />

der neuen ZPO und StGB<br />

Stand halten kann.<br />

Es liegt aber auch an den Schweizerischen<br />

Gerichten, sich dieses Umstandes<br />

der Qualitätssicherung zu bedienen<br />

und ebenfalls an der Förderung<br />

des hohen Niveaus mitzuarbeiten.<br />

Das Verständnis der Gerichte ist nicht<br />

immer so weit gediehen, dass der<br />

Richter den <strong>Experte</strong>n als vollwertigen<br />

Gehilfen des Gerichtes, resp. seiner<br />

Entscheidungsfindung ansieht und<br />

anerkennt. Unbestritten ist jedoch,<br />

dass der <strong>Experte</strong> dem Gericht erst den<br />

Sachverstand vermittelt. Diese Schnittstelle<br />

muss auch ein Ziel sein, die Zusammenarbeit<br />

<strong>Experte</strong>nkammern mit<br />

den Gerichten zu verbessern und zu<br />

intensivieren.<br />

Auch ist bei den <strong>Experte</strong>n immer noch<br />

eine gewisse Scheu vor den Richtern<br />

vorhanden. Diese Scheu ist falsch am<br />

Platz. Ein Austausch sollte ohne Obrigkeitsangst<br />

möglich sein. Wir Schweizer<br />

sind sehr liberal und weltoffen.<br />

Die <strong>Experte</strong>n-Zertifizierung schreibt<br />

keinen Wohnsitz in der Schweiz vor<br />

und weder den Beitritt in eine <strong>Experte</strong>nkammer<br />

noch eine Handelskammer<br />

sind nötig. Ganz anders verhält es sich<br />

in den europäischen Ländern. Die<br />

Wohnsitzpflicht, der Beitritt in eine<br />

Handelskammer mit beschränktem<br />

Tätigkeits-Wirkungskreis und öffentlicher<br />

Bestellung sind unumgänglich.<br />

Dies alles kennen wir in der freiheitlich<br />

denkenden Schweiz nicht. Schlaue<br />

Nachbarn lassen sich auch immer<br />

mehr in der Schweiz zertifizieren und<br />

erscheinen mit diesem Gütesiegel vor<br />

ihren Gerichten und Versicherungen.<br />

Dieser einfache Weg ist uns Schweizern<br />

verwehrt. Es herrscht keine Waffengleichheit.<br />

Dieses Problem gilt es<br />

anzugehen.<br />

Die weitaus meisten <strong>Experte</strong>ntätig-<br />

keiten spielen sich jedoch nicht vor<br />

Gericht ab. Die überragende Mehrzahl<br />

der Fälle sind Privatexpertisen <strong>für</strong><br />

Körperschaften, Bund, Kanton und<br />

Gemeinden, Konzerne, mittelständische<br />

Betriebe (KMU) und Private.<br />

Dazu gehört hervorgehoben die Privat-<strong>Experte</strong>ntätigkeit<br />

<strong>für</strong> Versicherungen.<br />

Die Versicherungen haben die<br />

grösste Anzahl ungelöster, technischer<br />

Problemfälle, die von <strong>Experte</strong>n zu<br />

begutachten sind. Die technischen<br />

Schadenfälle der Versicherungsbranche<br />

in der Schweiz machen einen<br />

hohen Prozentsatz der Ausgaben<br />

einer Versicherung aus. Die <strong>Experte</strong>ntätigkeit<br />

nimmt in dieser Branche stetig<br />

zu. Die Schadenfälle werden immer<br />

komplizierter, wenn gleich auch die<br />

sog. normalen Schadenfälle in der<br />

Überzahl sind.<br />

Aus meiner langjährigen <strong>Experte</strong>n-<br />

tätigkeit mit allen in der Schweiz<br />

vertretenen Versicherungen, mit vielen<br />

Gerichten, Verhörrichterämtern und<br />

Staatsanwaltschaften, kann ich aus<br />

meinen Beobachtungen jedoch auch<br />

den Schluss ziehen, dass mensch-<br />

liches Versagen einen hohen Stellenwert<br />

einnimmt. Die gute Baukonjunktur<br />

und das tiefe Zinsniveau hält den Motor<br />

der Bautätigkeit stets am Laufen.<br />

Die gut ausgebildeten Fachleute in<br />

Planung und Ausführung fehlen. Die<br />

ausländischen Fachingenieure und<br />

Werktätigen weisen meist weder den<br />

gleichen Ausbildungsstandard noch<br />

dieselbe Bildung auf. Sie arbeiten<br />

jedoch fleissig nach Anleitung. In den<br />

letzten Jahren häufen sich auch Planungsfehler,<br />

die auf fehlendem Verständnis<br />

der Schweizer Normen und<br />

Gepflogenheiten basieren; dies infolge<br />

starker Zuwanderung von FH-<br />

Abgängern aus dem umliegenden<br />

Europäischen Raum. Die Ausführungsqualität<br />

bei Neubauten, bei<br />

Grossbauten und GU/TU-Bauten weisen<br />

heute bedeutend grössere und<br />

kostspieligere Mängel und Schäden<br />

auf wie früher. <strong>Der</strong> Kosten und Zeitdruck<br />

ist enorm, die internationale<br />

Konkurrenz schläft nicht und baut<br />

kräftig mit im Schweizerland mit vornehmlich<br />

ausländischen Fachkräften.<br />

Meist haben jedoch die ausführenden<br />

Werkangestellten nicht die gleichen<br />

Materialien in ihrem Heimatland wie<br />

die sehr anspruchsvollen und technisch<br />

hochstehenden Schweizer Bautechniken<br />

und Baumaterialien. Die<br />

Gewerkschaften kümmern sich auch<br />

verdienstvoll um die Schwarzarbeiter<br />

und die Dumping-Löhne. Die jungen<br />

Architekten wagen ästhetisch schöne,<br />

moderne Bauten. <strong>Der</strong> Entwurf gefällt<br />

und ist futuristisch, die Detailplanung<br />

fehlt und die Ausführung meist infolge<br />

untauglicher, baulicher Konstruktion<br />

nur mit List und Tücke ausführbar. „Doing<br />

by Job” auf der Baustelle ist in der<br />

Folge angesagt. Die Schäden sind<br />

vorprogrammiert. Es entstehen systemische<br />

Bauschäden, die nach der<br />

Übergabe des Bauwerkes meistens<br />

noch während der Garantiezeit von<br />

zwei Jahren zum Vorschein kommen.<br />

Für uns <strong>Experte</strong>n ist es immer wieder<br />

erstaunlich, wie grundlegende Fehl-<br />

planungen und fehlerhafte Ausführungen<br />

an der Gebäudehülle entstehen<br />

können: massenweise Schäden an<br />

Flachdächer, an Balkonabdichtungen,<br />

Korrosionsschäden an sanitären Installationen,<br />

Pilzschäden in neuen<br />

Wohngebäuden, Parkettschäden, Dusche-<br />

und Wandaufbau, Keramik-<br />

fliesenschäden etc. vorkommen, obwohl<br />

im Zeitalter des Internets alle<br />

technischen Ausführungsdetails der<br />

Zulieferanten abrufbar sind? Alle Fälle<br />

dieser Mängel und Schäden sind<br />

bereits hundertfach publiziert worden<br />

und trotzdem werden die gleichen<br />

Fehler immer wiederholt!<br />

Folglich besteht ein Problem des<br />

Wissenstransfers, des Erfahrungsaustausches<br />

der <strong>Experte</strong>n und Fachleuten<br />

untereinander und vor allem zu den<br />

interessierten Unternehmern.<br />

Nicht allein diese Erkenntnisse sind<br />

wichtig zu verstehen. Wir verschleudern<br />

Millionen von Volksvermögen in<br />

Form von untauglichen, baulichen<br />

Konstruktionen im technischen Anlagenbau,<br />

im Installationssektor sowie<br />

im Bauhaupt- und Nebengewerbe.<br />

Es sind die Versicherungen, die ein<br />

grosses Interesse haben an der Schadensaufklärung<br />

und am Wissens-<br />

transfer. Es gibt allerlei Veranstaltungen<br />

und Schulungen, meist jedoch auf<br />

der Ebene der Anwender, durchgeführt<br />

durch die Lieferanten von ganzen<br />

Systemen.<br />

<strong>Der</strong>zeit gibt es aber kein Symposium<br />

aus der Praxis <strong>für</strong> die Praxis, das<br />

mit Foren und einer Fachzeitschrift<br />

die Idee der Schadensminderung<br />

und Schadensverhütung von der Praxis<br />

<strong>für</strong> die Praxis zum Ziel hat. Das<br />

enorme Wissen der <strong>Experte</strong>n liegt<br />

brach und könnte doch gewinnbringend<br />

<strong>für</strong> jedes Unternehmen genutzt<br />

werden.


8 Seite des Herausgebers<br />

<strong>Der</strong> <strong>Experte</strong>, Ausgabe April 2012 Seite des Herausgebers 9<br />

An dieser Stelle möchte ich der Mobiliar<br />

Versicherung bestens danken <strong>für</strong><br />

die unkomplizierten Verhandlungen<br />

einer Anschubhilfe und der Übernahme<br />

des Patronates <strong>für</strong> das erste Symposium<br />

Bau und Technik, das am 17.<br />

April 2012 auf dem Gurten stattfindet.<br />

Herr Roland Spicher und Frau Simone<br />

de David sind die Mitorganisatoren<br />

des ersten Symposiums; auch Frau de<br />

David und Herrn Spicher herzlichen<br />

Dank <strong>für</strong> die unentgeltliche, unermüdliche<br />

und tatkräftige Mitarbeit.<br />

Meine Verhandlungen mit weiteren<br />

Versicherungen lassen den Schluss<br />

zu, dass ein grosses Interesse an dieser<br />

Idee besteht und dass eine neu-<br />

trale versicherungs- und branchenübergreifende<br />

<strong>Institut</strong>ion diese Sym-<br />

posien und Foren sowie den Wissen-<br />

stransfer durchführen sollte.<br />

Die Idee der SCHADENSAMMLUNG<br />

(SCHASA) ist den Verantwortlichen<br />

einiger Versicherungen und den <strong>Experte</strong>nkammern<br />

sowie weiteren Interessierten<br />

Verbänden und Vereinen<br />

vorgestellt worden. Diese Idee wurde<br />

im Verbund mit den anderen Aktivitäten<br />

als äusserst sinnvoll betrachtet.<br />

Die Umsetzung jedoch wird noch eine<br />

Weile in Anspruch nehmen. Alle Nutzer<br />

sind sich einig, dass diese SCHASA<br />

einen wertvollen Beitrag zur Aufklärung<br />

und zum Wissenstransfer bei-<br />

tragen würde. Die gesammelten,<br />

anonymisierten Schadenfälle geben<br />

den <strong>Experte</strong>n, Versicherungen, Gerichten,<br />

Planern und Werktätigen eine<br />

unbezahlbare Hilfe zur Verhütung von<br />

Schadenfällen sowie zur Begutachtung<br />

von Parallelfällen. Die <strong>Experte</strong>n,<br />

Planer, Ausführende selber, die Ver-<br />

sicherungsbranche sowie Anwälte<br />

und Gerichte könnten einen bedeutenden<br />

Nutzen daraus ziehen. Dies ist eines<br />

der Hauptziele dieses ganzen<br />

SCHASA-Unterfangens.<br />

Die Tätigkeit am Gerichtshof in Luxembourg<br />

hat mich zudem sehr beeinflusst<br />

in dem Sinne, dass ich unmittelbar bei<br />

Beginn meiner Tätigkeit als internationaler<br />

Schiedsrichter feststellte, dass<br />

fast keine Schweizer-<strong>Experte</strong>n und<br />

Ingenieur-Schiedsrichter im Ausland<br />

tätig sind. Dies bestätigten mir auch<br />

die Erfahrungen meiner internationalen<br />

<strong>Experte</strong>n-Tätigkeiten in Deutschland,<br />

England, Spanien und Österreich.<br />

Das Gesagte gilt sehr ausge-<br />

prägt <strong>für</strong> die Schweiz.<br />

Die Schiedsgerichtstätigkeiten im In-<br />

und Ausland sind meist durch Juristen<br />

besetzt. Diese Tätigkeit ist anspruchsvoll<br />

aber auch lukrativ. Juristen wissen<br />

besser Bescheid über die Verfahrensabläufe<br />

als die Ingenieure. Doch<br />

bei allen Schiedsgerichten die ich<br />

sowie meine <strong>Experte</strong>nkollegen betreut<br />

haben, brauchte es eben Ingenieure<br />

und technische Sachverständige. Die<br />

Frage stellt sich also, warum nicht<br />

auch <strong>Experte</strong>n, vornehmlich aus der<br />

Schweiz, Schiedsrichter sein können?<br />

Es ist nicht in Stein gemeisselt, dass<br />

nur Juristen diese Schiedsrichter-<br />

Tätigkeit ausüben können und als Beisitzer<br />

einen technischen Sachverständigen<br />

anstellen. Es spricht überhaupt<br />

nichts dagegen einen technischen<br />

Sachverständigen als Schiedsrichter<br />

zu wählen, der einen juristischen Beistand<br />

beizieht. Dies vor allem, wenn<br />

die Fälle in hohem Masse technik-<br />

lastig sind.<br />

Unser Land ist prädestiniert <strong>für</strong> die<br />

Annahme von Schiedsfällen aus der<br />

ganzen Welt. Wir sind gut ausgebildet,<br />

haben grosse Erfahrung, sind integer,<br />

sind meist mehrsprachig und kennen<br />

keine Korruption. Die Schweiz hat ein<br />

hohes Ansehen im Ausland und ist<br />

ein neutrales Land. Dies sind die besten<br />

Voraussetzungen in der Schweiz<br />

Schiedsrichtertätigkeiten ausüben zu<br />

können oder Schweizer Schiedsrichter<br />

im In- und Ausland zu mandatieren.<br />

Diesen Missstand will ich ändern. Die<br />

Schweiz mit ihren hervorragenden<br />

Ingenieuren, Technikern, Chemikern,<br />

Physikern und Architekten sind ab-<br />

solut prädestiniert <strong>für</strong> Auslandstätigkeiten<br />

und Schiedsgerichtsaufgaben.<br />

Ja es kann an der Sprache scheitern,<br />

doch Staaten wie Luxembourg,<br />

Deutschland und Österreich sind<br />

deutschsprachig. Auch sind die meisten<br />

osteuropäischen <strong>Gutachten</strong> in<br />

deutscher oder englischer Sprache<br />

ausgefertigt.<br />

Daraus ergeben sich die nachfolgenden<br />

Schwerpunkte, die ich mit der hier<br />

erklärten Idee und Realisation anstossen<br />

und auch verwirklichen möchte:<br />

• Qualifizierte <strong>Experte</strong>n nachziehen<br />

• Weiterbildung und Nachwuchs-<br />

förderung<br />

• Intensiver Wissensaustausch an<br />

Symposien und Foren<br />

• Förderung der Auslandstätigkeiten<br />

unserer Schweizerischen<br />

<strong>Experte</strong>n<br />

• Schiedsgerichtstätigkeiten unserer<br />

<strong>Experte</strong>n fördern und den Zugang<br />

zu dieser Tätigkeit ermöglichen<br />

• Vermittlung von <strong>Experte</strong>nwissen zur<br />

Schadensminderung und Vermeidung<br />

zukünftiger Schadenfälle an<br />

die Industrie und Architekten<br />

• Richtiges Einschätzen von<br />

Mängeln und Schäden und<br />

den richtigen Umgang damit<br />

• Normenumgang und Be-<br />

sprechung neuer gesetzlicher<br />

Vorschriften, Normen und Leit-<br />

fäden etc.<br />

• Ausbildung zum Gerichtsexperten<br />

und Versicherungsexperten fördern<br />

• Besseres Lobbying zu Verbänden,<br />

Versicherungen und Gerichten<br />

• Förderung der Teilnahme an<br />

Schiedsgerichten<br />

• Schulungen in Firmen,<br />

Konzernen und Verbänden<br />

• Wissens- Vermittlung durch<br />

Fachartikel und Besprechung von<br />

Schadenfällen in der Fachzeitschrift<br />

<strong>Der</strong> <strong>Experte</strong><br />

Die Fachzeitschrift soll jedoch nicht<br />

ausschliesslich <strong>Experte</strong>n ansprechen.<br />

Es geht um Wissens-Vermittlung und<br />

regen Erfahrungsaustausch in allen<br />

Branchen der Energie, Bau und Haustechnik,<br />

Verfahrenstechnik, alternativen<br />

Energietechnik, Umwelttechnik<br />

und allgemeiner Installationstechnik,<br />

Maschinen- und Apparatebau, etc.<br />

Selber weiss ich, dass dies keine<br />

leichte Aufgabe sein wird und ich<br />

meine Ideen und Ziele nur mit qualifizierten<br />

und hilfsbereiten Mitstreitern<br />

erreichen kann. Aus diesem Grunde<br />

haben sich verschiedene Fachleute<br />

zusammengefunden und tragen diese<br />

Ideen mit.<br />

Ich weiss, dass wir unsere Idee nur<br />

weitertragen können, wenn auch Sie<br />

liebe Leserinnen und Leser uns unterstützen,<br />

in dem Sie ein Abonnement<br />

lösen, einen Sponsorenbeitrag sprechen,<br />

ein Inserat kaufen und auch Ihre<br />

Ideen und ihr Fachwissen in Form von<br />

Beiträgen und Veröffentlichungen an<br />

die Redaktion senden.<br />

Es werden Leserbriefe veröffentlicht,<br />

die Kritik und Anregungen beinhalten,<br />

und eine rege Diskussion anstossen<br />

werden<br />

Ausblick auf die nächsten<br />

Symposien:<br />

Es werden in Zukunft an den Sympo-<br />

sien am Morgen die allgemein interessanten<br />

Vorträge zu Technik, juristischen<br />

Fragen und Diskussionen dazu<br />

abgehalten. Nach dem Mittagessen<br />

werden drei bis vier Schwerpunkt-<br />

Themen-Foren durchgeführt, die Vorträge<br />

von Koryphäen mit anschliessender<br />

Diskussion und Erfahrungs-<br />

austausch zum Inhalt haben werden.<br />

Das Forum mit überschaubarer Grösse,<br />

soll es den Zuhörern ermöglichen<br />

selber Schwerpunkte zu belegen, wobei<br />

die Grundlagen zum Thema an<br />

demselben Morgen abgehandelt werden.<br />

Es ist daher sehr erwünscht, dass am<br />

Ende jeder Veranstaltung ein Frage-<br />

bogen zu den einzelnen Themen,<br />

Referenten und Symposiums-Organisation<br />

ausgefüllt wird. Anregungen,<br />

Wünsche, konstruktive Kritik und<br />

Zusammenarbeitsangebote sowie Ein-<br />

gabe von Artikeln <strong>für</strong> die Fachzeitschrift<br />

„<strong>Der</strong> <strong>Experte</strong>“ nehmen wir gerne<br />

entgegen.<br />

Durch die Zusage der Gerichts-<strong>Experte</strong>nkammer<br />

und der <strong>Experte</strong>nkammer<br />

des Swiss Engineering, diese Symposien<br />

und Foren als sinnvolle Weiterbildungsveranstaltungen<br />

der <strong>Experte</strong>n<br />

zu betrachten, werden bei allen weiter-<br />

bildenden Veranstaltungen Teilnehmer-<br />

Zertifikate ausgestellt.<br />

Bitte helfen Sie uns mit, aus unserer<br />

Idee ein Erfolg zu machen. Wir<br />

sind dankbar <strong>für</strong> Ihre Ideen und Ihr<br />

Feedback.<br />

Ihr Emil Aemisegger<br />

Kontakt:<br />

Emil Aemisegger<br />

Zertifizierter Gerichtsexperte<br />

<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Gutachten</strong> Expertisen<br />

und Engineering ae GmbH<br />

Obere Heslibachstrasse 29<br />

CH-8700 Küsnacht<br />

044 912 01 07<br />

079 400 43 30<br />

aemiseggeremil@bluewin.ch


10 Rechtsecke<br />

<strong>Der</strong> <strong>Experte</strong>, Ausgabe April 2012 Rechtsecke 11<br />

Rechtsauskunft<br />

Die Fragen wurden von Othmar<br />

Somm, Rechtsanwalt, St.Gallen,<br />

beantwortet.<br />

Fragen des Gerichtsexperten:<br />

In einem seit über 14 Monaten dauernden<br />

Gerichtsfall vor einem Bezirksgericht<br />

bin ich als Gerichtsexperte tätig.<br />

Bereits der Anfang war problematisch,<br />

da der Anwalt der beklagten Partei bei<br />

der Bestellung darauf drängte, einen<br />

<strong>Experte</strong>n mit „örtlichen Kenntnissen<br />

des Einzugsgebietes“ zu benennen.<br />

<strong>Der</strong> Richter wollte genau dies nicht<br />

und es war <strong>für</strong> die <strong>Experte</strong>ntätigkeit<br />

auch nicht notwendig.<br />

Nach der Ernennung erhielt ich vom<br />

Gericht die üblichen Fragen gestellt,<br />

zunächst fünf Fragen (eine des Klägers,<br />

vier der Beklagten). Es folgte ein<br />

Befangenheitsantrag wegen Unkenntnis<br />

der örtlichen Gegebenheiten,<br />

wobei die Begründung die Persönlichkeitsrechte<br />

des <strong>Experte</strong>n tangierten,<br />

wenn nicht sogar verletzten. Das Bezirksgericht<br />

lehnte den Antrag ab.<br />

Nachdem ich das <strong>Gutachten</strong> dem<br />

Gericht zugestellt hatte, reichte der<br />

Kläger zwei Zusatzfragen ein, der<br />

Rechtsvertreter des Beklagten indes<br />

über zwanzig, teilweise mit Unterfragen.<br />

Stil und Diktion dieser Fragen<br />

waren – höflich ausgedrückt - sehr<br />

unfreundlich. Die Fragen waren belanglos<br />

und überwiegend nicht prozessrelevant,<br />

so dass ich als <strong>Experte</strong><br />

den Eindruck erhielt, dass ich zum<br />

Spielball ausersehen wurde. Die Art<br />

der Fragestellung war derart, dass ich<br />

mir die Frage stellen musste, ob ich<br />

nach wie vor unbefangen, ohne Ressentiment<br />

darauf antworten konnte.<br />

Nach einem Gespräch mit dem zuständigen<br />

Gerichtspräsidenten und<br />

um den Prozess nicht zu verlängern<br />

(Suche eines neuen <strong>Experte</strong>n) beantwortete<br />

ich die Ergänzungsfragen. Die<br />

Bezahlung der eingereichten Experti-<br />

se ist nicht erfolgt. In der Zwischenzeit<br />

wollte die Beklagte den neuen Vorschuss<br />

nicht bezahlen und gelangte<br />

nach der Verfügung des Gerichtes an<br />

die nächste Instanz.<br />

Es stellen sich <strong>für</strong> mich in diesem Zusammenhang<br />

folgende Fragen:<br />

Frage 1: Kann ein <strong>Experte</strong> den<br />

Vertrag einseitig mit dem Gericht<br />

kündigen?<br />

Wird ein <strong>Gutachten</strong> eingeholt, so ergeht<br />

ein Auftrag an den Gutachter (vgl.<br />

Überschrift von Art. 185 ZPO). Dieser<br />

ist nicht rein privatrechtlich, sondern<br />

durch das öffentliche Recht (konkret:<br />

durch die ZPO) geregelt. Es handelt<br />

sich um einen eigenständigen Auftrag<br />

des öffentlichen Rechts (BGE 134 I<br />

159, Erw. 3, mit weiteren Hinweisen).<br />

Die Rechte und Pflichten des <strong>Experte</strong>n<br />

richten sich primär nach den Bestimmungen<br />

der Zivilprozessordnung;<br />

subsidiär kommen die Bestimmungen<br />

des OR als „Ersatzrecht“ zur Anwendung,<br />

wobei je nach Art des <strong>Gutachten</strong>s<br />

Werkvertrags- oder Auftragsrecht<br />

massgebend ist (BGE 127 III 328).<br />

Kommt demnach subsidiär Auftragsrecht<br />

zur Anwendung, so ist unter<br />

Hinweis auf Art. 404 Abs. 1 OR eine<br />

Auflösung des Gutachterauftrages<br />

durch den <strong>Experte</strong>n möglich. Dies gilt<br />

nicht, wenn subsidiär Werkvertragsrecht<br />

anwendbar ist. Diesfalls müsste<br />

der gerichtlich bestellte <strong>Experte</strong> das<br />

Gericht um Auflösung des Gutachtervertrages<br />

ersuchen. Konkret bedeutet<br />

dies unabhängig von der Art des <strong>Gutachten</strong>s,<br />

dass der <strong>Experte</strong>, der seine<br />

Tätigkeit einstellen möchte, dies dem<br />

Gericht entsprechend mitzuteilen hat.<br />

In beiden Fällen wird das Gericht wohl<br />

nicht anders reagieren können, als<br />

den <strong>Experte</strong>n zu entlassen.<br />

Frage 2: Wie kann sich ein <strong>Experte</strong><br />

gegen ungebührliches und ver-<br />

letzendes Verhalten eines „bissigen<br />

Anwalts“ schützen? Mit anderen<br />

Worten: Muss sich ein <strong>Experte</strong> alles<br />

gefallen lassen?<br />

Ein <strong>Experte</strong> muss sich nicht alles ge-<br />

fallen lassen. Zunächst ist festzuhalten,<br />

dass die Verfahrensherrschaft<br />

beim Gericht liegt. Es ist demnach<br />

Sache des Gerichts, allfällige Fragen<br />

der Parteivertreter, die herabsetzend<br />

oder gar persönlichkeitsverletzend<br />

oder auch nur unanständig sind, entweder<br />

neu zu formulieren oder nicht<br />

zuzulassen. Kommt das Gericht seiner<br />

diesbezüglichen Verpflichtung nicht<br />

nach, so könnte der <strong>Experte</strong> das Gericht<br />

auf diesen Umstand hinweisen<br />

und die Beantwortung verweigern, sofern<br />

die Frage inhaltlich nicht statthaft<br />

ist. Ist lediglich die Fragestellung zu<br />

beanstanden, so sollte der <strong>Experte</strong> bei<br />

der Beantwortung betont sachlich<br />

reagieren und die unflätige Frage-<br />

stellung mit Missachtung strafen. Zu<br />

beachten ist in diesem Zusammenhang,<br />

dass solche verletzenden oder<br />

herabsetzende Ergänzungsfragen von<br />

„bissigen Anwälten“ oft gestellt werden,<br />

um bewusst den <strong>Experte</strong>n zu provozieren,<br />

mit dem Ziel, ein <strong>für</strong> seine<br />

Partei negatives <strong>Gutachten</strong> aus der<br />

Welt zu schaffen. Verliert der <strong>Experte</strong><br />

ob dieser gezielten Provokationen die<br />

Unparteilichkeit aus den Augen, wird<br />

das <strong>Gutachten</strong> wertlos. Dasselbe trifft<br />

zu, wenn der Gutachter in dieser Situation<br />

„entnervt“ das Handtuch wirft.<br />

Auch diesfalls käme der „bissige Anwalt“<br />

zu seinem Ziel: Das <strong>für</strong> seine Partei<br />

negative <strong>Gutachten</strong> wäre wertlos.<br />

Frage 3: Was soll ein <strong>Experte</strong><br />

unternehmen, wenn er klar<br />

erkennen kann, dass durch die<br />

gestellten Fragen der Prozess<br />

nur verzögert und unverhältnis-<br />

mässig verteuert wird?<br />

Obschon grundsätzlich das Gericht<br />

über die Zulässigkeit von Fragen - und<br />

damit deren Relevanz - entscheidet,<br />

ist doch der <strong>Experte</strong> der Fachmann.<br />

Er hat deshalb das Gericht auf unzulängliche<br />

Fragen oder Fragen, deren<br />

Beantwortung irrelevant ist, hinzuweisen.<br />

Hält das Gericht daran fest, hat<br />

der <strong>Experte</strong> auch diese Fragen zu beantworten.<br />

Dasselbe gilt <strong>für</strong> vom Gericht<br />

zugelassene Ergänzungsfragen<br />

der Parteien, die bereits durch den <strong>Experte</strong>n<br />

beantwortet wurden. Diesfalls<br />

kann der <strong>Experte</strong> darauf hinweisen,<br />

dass die gestellte Ergänzungsfrage<br />

bereits im <strong>Gutachten</strong> beantwortet sei.<br />

Betreffend Kosten verlangt das Gericht<br />

in der Regel vom <strong>Experte</strong>n vor der<br />

Beantwortung der Fragen eine Kostenschätzung,<br />

damit das Gericht von den<br />

Parteien einen entsprechenden Kostenvorschuss<br />

einholen kann. Diesfalls<br />

hätte der <strong>Experte</strong> das Gericht auch auf<br />

unnötige Fragen bzw. auf Fragen,<br />

deren Beantwortung einen unverhältnismässigen<br />

Aufwand (und entsprechende<br />

Kosten) verursachen würde,<br />

hinzuweisen. Auch wenn kein Kostenvoranschlag<br />

eingeholt und kein Kostenrahmen<br />

vereinbart wurde, ist der<br />

Gutachter aufgrund seiner Treue- und<br />

Sorgfaltspflicht zur Anzeige verpflichtet,<br />

wenn <strong>für</strong> ihn ersichtlich ist, dass<br />

der Aufwand unverhältnismässig sein<br />

wird (vgl. BGE 134 I 159, Erw. 4.4.).<br />

Kontakt:<br />

Othmar Somm<br />

lic. iur.<br />

Rechtsanwalt und öffentlicher Notar<br />

Partner bei Somm Anwälte St. Gallen<br />

Bau und Immobilienrecht,<br />

Ersatzrichter am Kantonsgericht<br />

und Handelsgericht St. Gallen<br />

Museumsstrasse 47<br />

9004 St. Gallen<br />

071 243 50 00<br />

somm@sennsomm.ch<br />

Rechtsfragen<br />

<strong>Der</strong> <strong>Experte</strong><br />

in Bau und Technik<br />

Haben auch Sie eine<br />

Rechtsfrage?<br />

Bitte senden Sie uns diese an:<br />

info@derbauexperte.ch<br />

Die Redaktion wird ausgewählte<br />

Fragen an dieser Stelle veröffentlichen.


12 Baurecht<br />

<strong>Der</strong> <strong>Experte</strong>, Ausgabe April 2012 Baurecht 13<br />

Bau-Expertisen<br />

Bauen ist komplex, in technischer und rechtlicher Hinsicht. Auseinandersetzungen auf dem Bau<br />

liegen regelmässig komplexe Fragestellungen zugrunde, deren Entflechtung und Beurteilung<br />

selbst qualifizierten Fachleuten zuweilen Mühe bereitet. Umgekehrt entwickelt sich auch das<br />

„Baurecht“ immer mehr zu einer eigentlichen Spezialdisziplin. Es ist daher nicht erstaunlich,<br />

dass im Streitfall die Gutachtertätigkeit eine zunehmend wichtigere Rolle spielt. Bau-Expertisen<br />

sind heute – sowohl <strong>für</strong> Gerichte wie auch Private und deren Anwälte – praktisch unentbehrlich 1 .<br />

Othmar Somm<br />

<strong>Gutachten</strong> (auch Sachverständigen-<br />

<strong>Gutachten</strong> oder Expertise genannt),<br />

sind in vielen Bauprozessen das (mit<br />

Abstand) wichtigste Beweismittel und<br />

entscheiden oft über den Prozess-ausgang<br />

2 . Zyniker bezeichnen denn auch<br />

eine Expertise im Bauprozess als „Gottesurteil<br />

unserer Zeit“.<br />

In einem ersten Teil, befasse ich mich<br />

mit den verschiedenen Arten der <strong>Experte</strong>ntätigkeit.<br />

Im zweiten Teil, werden<br />

die Anforderungen an die Gutachter<br />

einerseits und an das <strong>Gutachten</strong> andererseits<br />

behandelt. Im dritten Teil<br />

schliesslich werden die Rechte und<br />

Pflichten des <strong>Experte</strong>n dargestellt,<br />

ebenso die Verantwortung des Ex-<br />

perten.<br />

Arten der <strong>Experte</strong>ntätigkeit<br />

Je nach Art des Beizugs handelt es<br />

sich beim <strong>Experte</strong>n um einen Privatgutachter,<br />

um einen nach Massgabe<br />

der Zivilprozessordnung (ZPO) gerichtlich<br />

eingesetzten <strong>Experte</strong>n (vgl.<br />

Art. 183 - 188 ZPO) oder um einen von<br />

den Parteien gemeinsam bestellten<br />

Schiedsgutachter (vgl. Art. 189 ZPO).<br />

1. <strong>Der</strong> Privatgutachter<br />

a) Wird ein <strong>Experte</strong> auf Veranlassung<br />

einer (oder mehrerer) Parteien ausserhalb<br />

eines Gerichtsverfahrens oder im<br />

Hinblick auf ein bevorstehendes Ge-<br />

richtsverfahren beigezogen, so handelt<br />

es sich um einen Privatgutachter.<br />

Wird er lediglich von einer Partei mit<br />

der Ausarbeitung des <strong>Gutachten</strong>s betraut,<br />

wird er auch als Parteigutachter<br />

bezeichnet. <strong>Der</strong> Vertrag, welcher die<br />

Erstellung eines Privatgutachtens zum<br />

Gegenstand hat, ist in der Regel als<br />

Werkvertrag zu qualifizieren 3 .<br />

b) <strong>Der</strong> Beizug eines Privatgutachters<br />

ist namentlich im vorprozessualen Bereich<br />

sinnvoll und notwendig, wie etwa<br />

vor oder während der Bauausführung<br />

(z.B. zur frühzeitigen Ermittlung von<br />

Projektierungs- und Baumängeln, zur<br />

Beurteilung von gelieferten Anlageteilen,<br />

Materialien und Baustoffen, zur Bestandesaufnahme<br />

und adäquaten Mitteilung<br />

von Mängeln bei Abnahme<br />

eines Bauwerkes etc.). <strong>Der</strong> Bauherr ist<br />

oftmals gar nicht in der Lage, die Vertragskonformität<br />

der erbrachten Leistungen<br />

zu überprüfen. Selbst offensichtliche<br />

Mängel werden ohne Beizug<br />

eines <strong>Experte</strong>n häufig nicht bemerkt.<br />

Sodann läuft der Bauherr ohne Beizug<br />

eines aussenstehenden <strong>Experte</strong>n Gefahr,<br />

seine Mängelrechte zu verwirken 4 .<br />

c) Wird auf Grundlage der SIA-Norm<br />

118 gebaut, so trifft den Bauherrn gegenüber<br />

dem Unternehmer sogar eine<br />

vertragliche Beweissicherungspflicht,<br />

und zwar vor Inangriffnahme der<br />

Bauarbeiten (vgl. Art. 111 SIA-Norm<br />

118). Gelangt die SIA-Norm 118 zur<br />

Anwendung, kann die Bauleitung (in<br />

Vertretung des Bauherrn) bereits während<br />

der Ausführung der Arbeiten<br />

Qualitätsuntersuchungen (Art. 137<br />

SIA-Norm 118) oder Belastungsproben,<br />

Messungen oder andere Prüfungen<br />

am Bauwerk (vgl. Art. 139 SIA-<br />

Norm 118) anordnen. Gerade bei<br />

grösseren Projekten werden diese<br />

Proben und Prüfungen durch unabhängige<br />

Sachverständige wie beispielsweise<br />

der EMPA vorgenommen 5 .<br />

d) Auch im Rahmen eines hängigen<br />

Prozesses kann der Beizug eines<br />

Privatgutachters angezeigt sein, namentlich<br />

z.B. zur Widerlegung einer<br />

vom Prozessgegner anbegehrten<br />

gerichtlichen Expertise 6 . In der bisherigen<br />

Praxis zu den kantonalen<br />

Zivilprozessordnungen, wurde häufig<br />

die Auffassung vertreten, Parteigutachten<br />

stellen lediglich Parteibehauptungen<br />

dar. Zwar trifft es zu, dass ein<br />

von einer Partei ausgesuchter, instruierter<br />

und bezahlter Gutachter weniger<br />

unabhängig und unbefangen scheint,<br />

als ein vom Gericht eingesetzter <strong>Experte</strong><br />

und auch nicht der Strafdrohung<br />

nach Art. 307 StGB unterliegt. Diese<br />

Umstände sind im Rahmen der freien<br />

gerichtlichen Beweiswürdigung zu<br />

würdigen und zwar aufgrund einer<br />

Auseinandersetzung des Gerichts mit<br />

dem Parteigutachten, wobei der Beweiswert<br />

unter Berücksichtigung aller<br />

Umstände (Beziehungen der Parteien<br />

zum Gutachter, Prozess der Einholung<br />

des <strong>Gutachten</strong>s, Ablauf der Begutachtung<br />

etc.) ermittelt wird. Demnach sind<br />

unter Herrschaft der Schweizerischen<br />

ZPO Parteigutachten wie die anderen<br />

Beweismittel zu behandeln 7 .<br />

2. <strong>Der</strong> gerichtlich eingesetzte<br />

<strong>Experte</strong><br />

a) Ein <strong>Gutachten</strong> ist einzuholen, wenn<br />

das Gericht bestimmte Aspekte eines<br />

Sachverhalts mangels ausreichenden<br />

Fachwissens in einem bestimmten<br />

Gebiet nicht alleine feststellen und/<br />

oder würdigen kann. Das Gericht kann<br />

daher auf Antrag einer – in der Regel<br />

der beweisbelasteten Partei – oder<br />

ausnahmsweise auch von Amtes wegen<br />

<strong>Gutachten</strong> bei sachverständigen<br />

Personen einholen 8 .<br />

b) Zur möglichen Aufgabe eines gerichtlich<br />

bestellten Sachverständigen<br />

gehört es, dass er einen bestimmten<br />

Zustand des Werkes (z.B. Risse in<br />

der Mauer), dessen Ursachen (z.B.<br />

Baugrundsenkung) und ähnliche Tatsachen<br />

(z.B. erforderliche Verbesserungsmassnahmen)<br />

feststellt, oder<br />

dem Gericht Auskunft über einschlägige<br />

Erfahrungssätze, etwa über die zu<br />

einem bestimmten Zeitpunkt „anerkannten<br />

Regeln der Technik“, gibt.<br />

Auch hat der Sachverständige sich<br />

allenfalls darüber zu äussern, wie das<br />

Werk im Einzelnen ausgeführt sein<br />

muss, damit es die nach dem Inhalt<br />

des konkreten Vertrages geschuldete<br />

Sollbeschaffenheit (z.B. Tauglichkeit<br />

zum vertraglich vorausgesetzten Gebrauch)<br />

aufweist 9 .<br />

c) Gegenstand des <strong>Gutachten</strong>s ist<br />

nicht eine Rechts-, sondern eine Tatfrage<br />

10 . <strong>Der</strong> <strong>Experte</strong> hat den Auftrag,<br />

dem Gericht die erforderliche Sachkunde<br />

zu verschaffen bzw. zu vermitteln.<br />

Er hat sich daher in seinem<br />

<strong>Gutachten</strong> auf Aussagen zu seinem<br />

Fachgebiet zu beschränken und darf<br />

dem Gericht insbesondere die rechtliche<br />

Würdigung nicht abnehmen. In<br />

der Praxis verschwimmen die Gren-<br />

zen zwischen zulässigen und unzu-<br />

lässigen <strong>Gutachten</strong>sinhalten mitunter<br />

(zwangsläufig) 11 . So sprengt beispielsweise<br />

die Feststellung, welche Beschaffenheit<br />

des Werks geschuldet<br />

ist, den Kompetenzbereich des Sachverständigen.<br />

Diese Feststellung betrifft<br />

den Vertragsinhalt und ist als<br />

Rechtsfrage dem Richter vorbehalten.<br />

Deshalb kann es nicht Sache des<br />

Gutachters sein, die Mangelhaftigkeit<br />

des Werkes im Sinne des Werkvertragsrechts<br />

zu bejahen oder zu ver-<br />

neinen. In der Praxis allerdings neigen<br />

viele <strong>Experte</strong>n dazu, sich auch darauf<br />

einzulassen, wobei sie häufig übersehen,<br />

dass der Begriff des Werkmangels<br />

kein technischer Begriff ist, indem<br />

sie etwa die Frage der Mangelhaftigkeit<br />

ausschliesslich aus den „anerkannten<br />

Regeln der Technik“ beurteilen<br />

12 . Letztlich hängt vieles davon ab,<br />

ob die <strong>Gutachten</strong>sfragen in geeigneter<br />

Weise gestellt werden, aber auch, ob<br />

sich der <strong>Experte</strong> an den Rahmen der<br />

Fragen hält.<br />

d) Die Bezeichnung der Person des<br />

<strong>Experte</strong>n liegt im richterlichen Ermessen,<br />

ebenso die Heranziehung einer<br />

Mehrzahl von Sachverständigen. Die<br />

Parteien können in den meisten Fällen<br />

<strong>Experte</strong>nvorschläge unterbreiten und<br />

gegen die Ernennung der Sachverständigen<br />

Einwendungen erheben<br />

(vgl. Art. 183 Abs. 1 ZPO). Hierzu wird<br />

im zweiten Teil in der nächsten Ausgabe<br />

noch näher einzugehen sein.


14 <strong>Der</strong> <strong>Experte</strong>, Ausgabe April 2012 15<br />

Baurecht<br />

Baurecht<br />

lic. iur.<br />

Rechtsanwalt und öffentlicher Notar<br />

Partner bei Somm Anwälte St. Gallen<br />

Bau und Immobilienrecht,<br />

Ersatzrichter am Kantonsgericht<br />

und Handelsgericht St. Gallen<br />

Museumsstrasse 47<br />

9004 St. Gallen<br />

071 243 50 00<br />

somm@sennsomm.ch<br />

Kontakt:<br />

e) Das Gericht instruiert den <strong>Experte</strong>n<br />

und stellt ihm die abzuklärenden Fra-<br />

gen anlässlich einer sogenannten Ex-<br />

perteninstruktion. Die Parteien haben<br />

die Gelegenheit, sich zu den vorgese-<br />

henen <strong>Gutachten</strong>sfragen des Gerich-<br />

tes zu äussern und Änderungs- oder<br />

Ergänzungsanträge dazu zu stellen<br />

(Art. 185 Abs. 2 ZPO).<br />

f) <strong>Der</strong> Vertrag zwischen dem gericht-<br />

lich eingesetzten <strong>Experte</strong>n und dem<br />

Gericht wird durch das öffentliche<br />

Recht beherrscht. Die Rechte und<br />

Pflichten des <strong>Experte</strong>n richten sich<br />

primär nach den Bestimmungen der<br />

ZPO, insbesondere nach Art. 184<br />

ZPO, subsidiär kommen die Art. 394 ff.<br />

OR zur Anwendung 13 .<br />

3. <strong>Der</strong> Schiedsgutachter<br />

a) Beim Schiedsgutachten handelt es<br />

sich nicht um ein Beweismittel, son-<br />

dern um ein eigenständiges prozessu-<br />

ales <strong>Institut</strong>, das die verbindliche Fest-<br />

stellung rechtserheblicher Tatsachen<br />

durch eine (in der Regel fachkundige)<br />

Drittperson bezweckt und den Partei-<br />

en ermöglicht, gewisse Tatsachen <strong>für</strong><br />

das gerichtliche Verfahren festzule-<br />

gen. In der Sache handelt es sich ge-<br />

wissermassen um ein „Outsourcing“<br />

der Sachverhaltsfeststellung und -wür-<br />

digung. Dies kann den Prozess verkür-<br />

zen, indem nur noch die Rechtsfolgen<br />

Literatur:<br />

1 Roland Hürlimann, Bau-Expertisen – Nutzen, Risiken und<br />

die Verantwortung des <strong>Experte</strong>n, in BRT 2011, S. 199<br />

2 Peter Reetz, <strong>Der</strong> Beweis im Bauprozess: Beweissicherung,<br />

Beweislast und Beweiswürdigung, in: BRT 2009, S. 122<br />

3 Roland Hürlimann, <strong>Der</strong> Architekt als <strong>Experte</strong>, NN 1427 ff.,<br />

in: Das Architektenrecht, 3. A., S. 433 – 435<br />

4 Hürlimann, <strong>Der</strong> Architekt als <strong>Experte</strong>, N 1428<br />

5 Hürlimann, <strong>Der</strong> Architekt als <strong>Experte</strong>, NN 1431–1432<br />

6 Hürlimann, <strong>Der</strong> Architekt als <strong>Experte</strong>, N 1433<br />

7 Thomas Weibel, in: Sutter-Somm/Hasenböhler/Leuenberger,<br />

ZPO Kommentar, NN 4 – 5 zu Art. 177 ZPO, mit weiteren Hinweisen<br />

auf die Praxis des Bundesgerichtes<br />

8 Weibel, a.a.O., N 2 zu Art. 183 ZPO<br />

9 Peter Gauch, <strong>Der</strong> Werkvertrag, 5. A., N 1512. S. 595<br />

10 BGE 130 I 337<br />

11 Weibel, a.a.O., N 5 zu Art. 183 ZPO<br />

12 vgl. Gauch, a.a.O., N 1513<br />

13 Weibel, a.a.O., N 1 zu Art. 185 ZPO, unter Hinweis auf BGE 134 I 159<br />

14 Weibel, a.a.O., NN 3 – 4 zu Art. 189 ZPO<br />

15 Weibel, a.a.O., N 6 zu Art. 189 ZPO<br />

16 im Einzelnen vgl. Weibel, a.a.O., NN 1 – 17 zu Art. 189 ZPO;<br />

ebenso vgl. Hürlimann, <strong>Der</strong> Architekt als <strong>Experte</strong>, NN 1454 -1460<br />

Othmar Somm<br />

zur Diskussion stehen. Das Gericht ist<br />

nämlich an das Schiedsgutachten<br />

grundsätzlich gebunden 14 . Gerade in<br />

Bausachen ist das Schiedsgutachten<br />

von Bedeutung 15 .<br />

b) Die Einholung eines Schiedsgut-<br />

achtens beruht auf einer Vereinbarung<br />

– also einer vertraglichen Einigung –<br />

der Parteien, streitige Tatsachen durch<br />

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Maschinen Machines Maschinenelemente Eléments de machines Maschinentechnik Construction de machines Medizin Médecine Metrologie Métrologie Mikrotechnik Microtechnique Mineralogie Minéralogie Musik Musique Nuklearwesen Génie nucléaire Oenologie oenologie Optik Optique Orientteppiche Tapis d‘Orient Patente, Lizenzen Brevets et licences Pharmazeutik Pharmacie Physik Physique Pneumatik Pneumatique Produktionsverluste Pertes de production<br />

Projektmanagement Management de projet Qualitätssicherung Assurance qualité Raumfahrt Navigation spatiale Raumplanung Aménagement du territoire Renovation Rénovation Roboter Robots Sachschaden Dégâts matériels Sanierung Assainissement Schiffahrt Transport par bateau Schweissanlagen Installations de soudage Sicherheit, Gesundheit Sécurité, santé Sondergebiete Maschinentechnik Domaines particuliers de la construction de machines Sprengtechnik<br />

Technique de minage Stahlbau, Metallbau Constructions métalliques Staudämme, Staumauer Barrages Strassen Routes Strassenverkehr Trafic routier Strömungslehre Mécanique des fluides Techniken Techniques Telekommunikation Télécommunication Tiefbau Topographie Topographie Toxikologie Toxicologie Transportschäden Dégats de transport Tunnel Tunnels Umwelt Environnement Umweltverträglichkeit Impacts sur l‘environnement Unfälle, Arbeit Accidents<br />

du travail Unfälle, Flugzeuge Accidents d‘avion Unfälle, Schiffe Accidents de bateaux Unfälle, Sprengungen Accidents dûs aux explosifs Unfälle, Strassenverkehr Accidents routiers Vermögensverwaltung Administrations de la fortune Versicherungen Assurances Wasser Eau Werkstoffe Matériaux de construction Wertpapiere Papiers valeurs Wirtschaftskriminalität Criminalité économique Abgastechnik Gaz d‘échappement Aeordynamik Aérodynamique Agronomie<br />

Agronomie Allgemein Général Anlagen und Maschinen <strong>für</strong> diverse Industrien Equipements et machines pour Industries diverses industries Antiquitäten Antiquités Arbeitssicherheit Sécurité du travail Architektur Architecture Automobile Automobiles Aviatik Aviation Bahnanlagen installations ferroviaires Bankwesen Banque Baugrund Mécanique des sols Bauingenieurwesen Génie civil Baukosten Coûts de construction Bauphysik Physique des constructions Bauschä-<br />

den Dommages aux constructions Bauwerkstoffe Matériaux de construction Betäubungsmittel Stupéfiant Betriebsorganisation und Automation Organisation d‘entreprise et automation Betriebsorganisation und Automation Organisation d‘entreprise et automation Biomechanik Mécanique biologique Brandschutz Protection contre l‘incendie Branduntersuchung Investigations de l’incendie Chemie Chimie Denkmalpflege Entretiens des monuments historiques Edelsteine<br />

Pierres précieuses Elektrotechnik Electrotechnique Energietechnik Technique de l‘énergie Energiewirtschaft Economie de l‘énergie Ergonomie Ergonomie Erschütterungen Vibrations Fernsehen Télévision Forensische Wissenschaften Sciences forensiques Forstwesen Génie forestier Geistiges Eigentum Propriété intelectuelle Gemmologie Gemmologie Geologie Géologie Gesundheit Santé Getriebe Engrenages Glas Verre Haustechnik Installations du bâtiment Hochbau<br />

Bâtiment Holzbau Constructions en bois Hydraulik Hydraulique Hydrologie Hydrogéologie Hygiene Hygiène Identifikation Identification Immobilien Biens immobiliers Informatik Informatique Informationstechnik Technique de l‘information Kältetechnik Technique du froid Korrosion Corrosion Kriminalistik Criminalistique Kulturingenieurwesen Génie rural Kultur-und Vermessungsingenieurwesen Génie géomatique et rural Kunst Art Lärm Bruit Lebensmittel Ali-<br />

mentation Liegenschaftsschätzungen Estimations immobilières Logistik Logistique Luft Air Luftfahrt Navigation aérienne Malerei Peinture Maschinen Machines Maschinenelemente Eléments de machines Maschinentechnik Construction de machines Medizin Médecine Metrologie Métrologie Mikrotechnik Microtechnique Mineralogie Minéralogie Musik Musique Nuklearwesen Génie nucléaire Oenologie oenologie Optik Optique Orientteppiche Tapis d‘Orient Patente,<br />

Lizenzen Brevets et licences Pharmazeutik Pharmacie Physik Physique Pneumatik Pneumatique Produktionsverluste Pertes de production Projektmanagement Management de projet Qualitätssicherung Assurance qualité Raumfahrt Navigation spatiale Raumplanung Aménagement du territoire Renovation Rénovation Roboter Robots Sachschaden Dégâts matériels Sanierung Assainissement Schiffahrt Transport par bateau Schweissanlagen Installations de soudage<br />

Sicherheit, Gesundheit Sécurité, santé Sondergebiete Maschinentechnik Domaines particuliers de la construction de machines Sprengtechnik Technique de minage Stahlbau, Metallbau Constructions métalliques Staudämme, Staumauer Barrages Strassen Routes Strassenverkehr Trafic routier Strömungslehre Mécanique des fluides Techniken Techniques Telekommunikation Télécommunication Tiefbau Topographie Topographie Toxikologie Toxicologie Transportschäden<br />

Dégats de transport Tunnel Tunnels Umwelt Environnement Umweltverträglichkeit Impacts sur l‘environnement Unfälle, Arbeit Accidents du travail Unfälle, Flugzeuge Accidents d‘avion Unfälle, Schiffe Accidents de bateaux Unfälle, Sprengungen Accidents dûs aux explosifs Unfälle, Strassenverkehr Accidents routiers Vermögensverwaltung Administrations de la fortune Versicherungen Assurances Wasser Eau Werkstoffe Matériaux de construction Wertpapiere Papiers<br />

valeurs Wirtschaftskriminalität Criminalité économique Abgastechnik Gaz d‘échappement Aeordynamik Aérodynamique Agronomie Agronomie Allgemein Général Anlagen und Maschinen <strong>für</strong> diverse Industrien Equipements et machines pour Industries diverses industries Antiquitäten Antiquités Arbeitssicherheit Sécurité du travail Architektur Architecture Automobile Automobiles Aviatik Aviation Bahnanlagen installations ferroviaires Bankwesen Banque Baugrund<br />

Mécanique des sols Bauingenieurwesen Génie civil Baukosten Coûts de construction Bauphysik Physique des constructions Bauschäden Dommages aux constructions Bauwerkstoffe Matériaux de construction Betäubungsmittel Stupéfiant Betriebsorganisation und Automation Organisation d‘entreprise et automation Betriebsorganisation und Automation Organisation d‘entreprise et automation Biomechanik Mécanique biologique Brandschutz Protection contre<br />

l‘incendie Branduntersuchung Investigations de l’incendie Chemie Chimie Denkmalpflege Entretiens des monuments historiques Edelsteine Pierres précieuses Elektrotechnik Electrotechnique Energietechnik Technique de l‘énergie Energiewirtschaft Economie de l‘énergie Ergonomie Ergonomie Erschütterungen Vibrations Fernsehen Télévision Forensische Wissenschaften Sciences forensiques Forstwesen Génie forestier Geistiges Eigentum Propriété intelectuelle<br />

Gemmologie Gemmologie Geologie Géologie Gesundheit Santé Getriebe Engrenages Glas Verre Haustechnik Installations du bâtiment Hochbau Bâtiment Holzbau Constructions en bois Hydraulik Hydraulique Hydrologie Hydrogéologie Hygiene Hygiène Identifikation Identification Immobilien Biens immobiliers Informatik Informatique Informationstechnik Technique de l‘information Kältetechnik Technique du froid Korrosion Corrosion Kriminalistik Criminalistique<br />

Kulturingenieurwesen Génie rural Kultur-und Vermessungsingenieurwesen Génie géomatique et rural Kunst Art Lärm Bruit Lebensmittel Alimentation Liegenschaftsschätzungen Estimations immobilières Logistik Logistique Luft Air Luftfahrt Navigation aérienne Malerei Peinture Maschinen Machines Maschinenelemente Eléments de machines Maschinentechnik Construction de machines Medizin Médecine Metrologie Métrologie Mikrotechnik Microtechnique Minera-<br />

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Schweizerische Kammer technischer und wissenschaftlicher Gerichtsexperten<br />

Camera svizzera degli esperti giudiziari tecnici e scientifici<br />

Swiss Chamber of Technical and Scientific Forensic Experts<br />

Weitere Informationen über die Gerichtsexpertenkammer<br />

und die <strong>Experte</strong>nzertifizierung nach ISO 17024/SEC sind im<br />

Internet wie folgt abrufbar:<br />

www.swiss-experts.ch / www.experts-certification.ch<br />

Telefon: 0041 (0)31 838 68 68<br />

<strong>Gutachten</strong> von<br />

Gerichtsexperten<br />

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eine vom Gericht verschiedene Dritt-<br />

person feststellen zu lassen 16 .<br />

Die Anforderungen an die Gutachter<br />

sowie an das <strong>Gutachten</strong> selbst, werde<br />

ich in der nächsten Ausgabe bespre-<br />

chen.


Baurecht Baurecht<br />

16 <strong>Der</strong> <strong>Experte</strong>, Ausgabe April 2012 17<br />

Die Zertifizierung von Gerichtsexperten<br />

nach ISO 17024 / SEC<br />

Die von der Eidgenossenschaft akkreditierte Gesellschaft Swiss Experts Certification SA (SEC)<br />

zertifiziert seit 2003 Gerichtsexpertinnen und Gerichtsexperten sowie aussergerichtlich tätige<br />

Expertinnen und <strong>Experte</strong>n.<br />

Swiss Experts Certification SA (SEC)<br />

Die Justiz ist bekanntlich in vielen<br />

Fällen auf das Fachwissen und die<br />

Mithilfe von Expertinnen und <strong>Experte</strong>n<br />

angewiesen. Dabei ist es <strong>für</strong> Gerichte<br />

sowie Anwältinnen und Anwälte erfahrungsgemäss<br />

oft schwierig, den geeigneten<br />

und kompetenten <strong>Experte</strong>n<br />

zu finden. Bis anhin bürgte die Schweizerische<br />

Kammer technischer und<br />

wissenschaftlicher Gerichtsexperten<br />

(SKGE) durch ein strenges Aufnahmeverfahren<br />

<strong>für</strong> die Qualität, die Unabhängigkeit<br />

und die Redlichkeit ihrer<br />

Mitglieder und stellte den Gerichten<br />

Expertinnen und <strong>Experte</strong>n verschiedener<br />

Fachrichtungen zur Auswahl. Seit<br />

der Gründung der Gerichtsexpertenkammer<br />

vor über 50 Jahren hat jedoch<br />

die Nachfrage zugenommen und die<br />

Ansprüche an die Expertinnen und <strong>Experte</strong>n<br />

sind gestiegen. Diese neuen<br />

Gegebenheiten verlangten ein standardisiertes<br />

und von der Ausbildung<br />

unabhängiges Prüfungsverfahren und<br />

führten schliesslich zur Idee, ein national<br />

und international anerkanntes Zertifikat<br />

<strong>für</strong> Gerichtsexpertinnen und<br />

Gerichtsexperten zu schaffen. Auf Initiative<br />

der Gerichtsexpertenkammer<br />

wurde deshalb die Swiss Experts Certification<br />

SA (SEC) gegründet.<br />

Die Zertifizierungsstelle<br />

Die SEC ist eine unabhängige Aktiengesellschaft<br />

mit Sitz an der Universität<br />

Lausanne. Ihr ausschliesslicher Gesellschaftszweck<br />

besteht in der Zertifizierung<br />

von Expertinnen und Exper-<br />

ten. Mit der Norm SEC 01.1 wurde<br />

durch die Swiss Experts Certification<br />

SA in Zusammenarbeit mit den Akkreditierungsbehörden<br />

ein <strong>für</strong> die Schweiz<br />

neues Referenzsystem geschaffen,<br />

anhand dessen Fachkompetenz, Unabhängigkeit<br />

und Erfahrung von Gerichtsexpertinnen<br />

und Gerichtsexperten<br />

systematisch überprüft werden<br />

können. Gleichzeitig wurde in einem<br />

Prüfungsreglement das Zertifizierungsverfahren<br />

geregelt. In Ana-<br />

logie an die Norm SEC 01.1 wurde<br />

später die Norm SEC 02.1 geschaffen,<br />

welche ein ähnliches Prüfungsverfahren<br />

<strong>für</strong> aussergerichtlich tätige Expertinnen<br />

und <strong>Experte</strong>n vorsieht. Gemäss<br />

den Gesellschaftsstatuten sind die an<br />

der Zertifizierung interessierten Kreise<br />

(Gerichtsexpertenkammer, Justiz etc.)<br />

im Verwaltungsrat angemessen vertre-<br />

ten. Die Statuten schreiben zudem vor,<br />

dass der Verwaltungsrat neben seinen<br />

gesetzlichen Aufgaben insbesondere<br />

das Zertifizierungsverfahren zu überwachen<br />

und die Unabhängigkeit der<br />

Gesellschaft sowie die Qualität der<br />

Prüfungsarbeit zu garantieren hat.<br />

Die Fachgebiete<br />

Es können sich Expertinnen und <strong>Experte</strong>n<br />

aller Fachrichtungen aus der<br />

Schweiz und aus dem Ausland zertifizieren<br />

lassen. Zertifikate können beispielsweise<br />

erlangt werden in den Bereichen<br />

des Bauwesens, der Medizin,<br />

der Automobiltechnik, der Aviatik, der<br />

Chemie, der Physik, der Kunst, der<br />

Pharmazeutik, des Buchhaltungs- und<br />

Treuhandwesens, der Schifffahrt etc.<br />

Neu: Die Zertifizierung <strong>für</strong> Immobilienschätzerinnen<br />

und Immobilienschätzer.<br />

Im vergangenen Jahr hat die<br />

Swiss Experts Certification SA (SEC)<br />

in Zusammenarbeit mit dem Schweizerischen<br />

Immobilienschätzerverband<br />

(SIV) eine Ergänzung zu den Normen<br />

SEC 01.1 (Zertifizierung von Gerichtsexpertinnen<br />

und Gerichtsexperten)<br />

und SEC 02.01 (Zertifizierung von<br />

technischen und wissenschaftlichen<br />

Expertinnen und <strong>Experte</strong>n) <strong>für</strong> die Zertifizierung<br />

von Immobilienschätzerinnen<br />

und Immobilienschätzer erarbeitet.<br />

Die Ergänzungen basieren auf den<br />

„Swiss Valuation Standards“ (SVS)/<br />

Best Practice of Real Estate Valuation<br />

in Switzerland, welche von RICS (The<br />

Royal <strong>Institut</strong>ion of Charterd Surveyors,<br />

Chapter Switzerland) herausgegeben<br />

wurden.<br />

Die Ergänzungen der Normen SEC<br />

01.1 und SEC 02.01 betreffen die Anforderungen<br />

an die Prüfung der Fachkompetenz<br />

und Nachvollziehbarkeit<br />

und umfassen folgende Aspekte: Aufbau<br />

und Inhalt des Bewertungsgutachtens,<br />

die Art der Berechnungen,<br />

die Qualität der <strong>für</strong> das <strong>Gutachten</strong> verwendeten<br />

Unterlagen, die Art des Objektbeschriebes,<br />

die Grundbuchdaten,<br />

die Beschreibung der Makro-/<br />

Mikrosituation, der Zustandsbericht,<br />

die Berechnungsdetails, die Digitalisierung<br />

und die Beilagen.<br />

<strong>Der</strong> Weg zum Zertifikat<br />

Zur Prüfung nach Norm SEC 01.1 zugelassen<br />

werden Expertinnen und <strong>Experte</strong>n,<br />

welche fünf <strong>Gutachten</strong> vorlegen,<br />

von denen mindestens drei im<br />

Auftrag von Gerichten erstellt worden<br />

sind.<br />

Zur Prüfung nach Norm 02.1 zugelassen<br />

werden Expertinnen und <strong>Experte</strong>n,<br />

welche fünf <strong>Gutachten</strong> und mindestens<br />

drei Referenzschreiben<br />

vorlegen können.<br />

Beide Verfahren verlangen den Nachweis<br />

nach Berufserfahrung, bzw. Spezialisierung,<br />

Referenzen und keinen<br />

wesentlichen Eintrag im zentralen<br />

Strafregister sowie im Konkurs- und<br />

Betreibungsregister. Die Zertifizierungsprüfung<br />

besteht aus der Beurteilung<br />

der schriftlichen Unterlagen, dem<br />

Einholen von Referenzen und einem<br />

mündlichen Gespräch mit der Kandidatin<br />

oder dem Kandidaten.<br />

Gemäss Prüfungsreglement wird die<br />

Prüfung in jedem Fall durch zwei Prüfungsexpertinnen<br />

oder Prüfungsexperten<br />

abgenommen, wobei mindestens<br />

ein <strong>Experte</strong> aus dem Fachgebiet<br />

der zu zertifizierenden Person stammen<br />

muss.<br />

Nach bestandener Zertifizierungsprüfung<br />

erhalten die zertifizierten Personen<br />

ein persönliches Zertifikat sowie<br />

einen Stempel und sie werden in das<br />

durch die SEC geführte und veröffentlichte<br />

Register der zertifizierten Expertinnen<br />

und <strong>Experte</strong>n aufgenommen.<br />

Die Erneuerung der<br />

Zertifizierung<br />

Das Zertifikat wird <strong>für</strong> die Dauer von<br />

vier Jahren ausgestellt. Vor dessen<br />

Ablauf hat sich die zertifizierte Person<br />

einer Auditprüfung zu unterziehen.<br />

Gegenstand dieser Prüfung sind in<br />

erster Linie zwei in der Zwischenzeit<br />

erstellte <strong>Gutachten</strong> (<strong>für</strong> Gerichtsexpertinnen<br />

und Gerichtsexperten: davon<br />

ein Gerichtsgutachten), welche der<br />

Prüfungskommission vorzulegen sind.<br />

Für die Bewertung der <strong>Gutachten</strong> gelten<br />

auch hier die Kriterien der Normen<br />

SEC 01.1 und SEC 02.1. Bei Nichtbestehen<br />

der Auditprüfung wird das Zertifikat<br />

nicht erneuert.<br />

Bei Veränderung der persönlichen<br />

und/oder fachlichen Zertifizierungsvoraussetzungen,<br />

<strong>für</strong> welche die zertifizierten<br />

Personen meldepflichtig sind,<br />

kann das Zertifikat durch die Geschäftsleitung<br />

der SEC jederzeit aberkannt<br />

werden.<br />

Die Vorteile der Zertifizierung<br />

Die Zertifizierung von Gerichtsexpertinnen<br />

und Gerichtsexperten sowie<br />

von aussergerichtlich tätigen Expertinnen<br />

und <strong>Experte</strong>n, bringt Gerichten,<br />

Anwältinnen und Anwälten sowie Konfliktparteien<br />

erhebliche Vorteile. Sie<br />

finden unter den zertifizierten Personen<br />

rasch eine Fachperson, welche<br />

auf Kompetenz, Erfahrung und Unabhängigkeit<br />

überprüft worden ist.<br />

Auf der anderen Seite profitieren auch<br />

die Expertinnen und <strong>Experte</strong>n, indem<br />

sie mit dem Zertifikat einen Ausweis<br />

erhalten, der <strong>für</strong> ihre Fachkompetenz,<br />

ihre Berufs- und <strong>Experte</strong>nerfahrung<br />

sowie ihre Unabhängigkeit bürgt. Zudem<br />

macht die SEC die zertifizierten<br />

Personen bei potentiellen Auftraggebern<br />

bekannt und steigert damit ihren<br />

Bekanntheitsgrad.<br />

Die SEC ist <strong>für</strong> eine Zusammenarbeit<br />

mit diesen Verbänden offen. So hat der<br />

Schweizerische Anwaltsverband einen<br />

Vertreter in der Person von Herrn Fürsprecher<br />

Beat Messerli, Bern, in das<br />

Lenkungsgremium der Swiss Experts<br />

Certification SA (SEC) delegiert.<br />

Kontakt:<br />

Swiss Experts Certification SA (SEC)<br />

Geschäftsstelle/Bureau exécutif<br />

Sonnhaldenweg 15<br />

CH-3076 Worb<br />

031 838 68 68<br />

www.experts-certification.ch<br />

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18 Baurecht<br />

<strong>Der</strong> <strong>Experte</strong>, Ausgabe April 2012 Baurecht 19<br />

Recht haben und doch verlieren – nein danke<br />

Immer öfters begegnet der Verfasser in seinem beruflichen Alltag dem Phänomen des schon<br />

fast suizidären, dies zumindest finanziell gesehen, „Recht-haben-wollens-um-jeden-Preis“. Eine<br />

Tendenz, die sich in den letzten Jahren immer stärker abzeichnet und nichts Gutes ahnen lässt.<br />

Beat Michael Wälty<br />

Was ist gemeint?<br />

Einfach dargelegt geht es hier an einem<br />

Beispiel erläutert, um eine Bauherrschaft<br />

oder Käuferschaft mit einem<br />

mangelhaften Bauobjekt, mehreren<br />

Beteiligten und einem schon merklich<br />

harten Umgangston, allenfalls bereits<br />

ein paar Anwälten, vielleicht noch<br />

gewürzt mit einer Ansammlung von<br />

ausgeschnittenen Artikeln aus Zeitschriften,<br />

kreativ angesammelten Laienmeinungen,<br />

leichter Selbstüberschätzung<br />

aller Beteiligter, etwas gar<br />

zu optimistischer Prozessrisikoprognose<br />

„ich habe Recht“ kennen Sie diesen<br />

Kontext?<br />

Nun denn, Recht haben und Recht<br />

bekommen ist nicht dasselbe, Recht<br />

bekommen und doch nichts davon haben,<br />

gibt es auch und immer häufiger.<br />

Stellen Sie sich die Situation vor, der<br />

Bauunternehmer, ein KMU mit 5 Mitarbeitern,<br />

hat beim Bau eines Einfamilienhauses<br />

wesentliche Regeln der<br />

Baukunde verletzt, ob fahrlässig, sei<br />

im Moment dahingestellt, und einen<br />

nicht strittigen Mangel im Rechtssinne<br />

verursacht. Die Bauherrschaft lässt die<br />

Schadensumme gutachterlich auf Fr.<br />

65‘000.00 fixieren und ist entschlossen,<br />

ihr Recht einzufordern. Architekt,<br />

befreundete Handwerker und Gutachter<br />

raten zum Konsens, Rechtsberatung<br />

und selber abgeleitetes Prozessrisiko<br />

tendieren Richtung Klage. Die<br />

Bauherrschaft mahnt den Betrag an,<br />

der Bauunternehmer kann nicht zahlen,<br />

die Bauherrschaft klagt ein. Gerichtsgutachter<br />

und Gericht urteilen<br />

sachlich und textkonform, der richterliche<br />

Haftungsschlüssel zeigt folgendes<br />

Bild:<br />

• Bauunternehmer 90%<br />

• Architekt (unterlassene<br />

Kontrollpflicht) 10%<br />

Wie erwartet, kann der Bauunternehmer<br />

die finanzielle Last nicht stemmen,<br />

wird illiquid, deponiert die Bilanz und<br />

geht in Konkurs. Folgen <strong>für</strong> die Bauherrschaft<br />

sind die alleinige Übernahme<br />

von 90% der Instandstellungs-<br />

Kosten, der eigenen Parteikosten wie<br />

Anwalt etc., anteilsmässig die Gutachterkosten<br />

und so weiter, sowie den Verlust<br />

jeglicher zukünftiger Gewährleistung<br />

gegen den Bauunternehmer. Man<br />

beachte dabei, dass auch Mängel an<br />

Drittgewerken ab und an kausal einen<br />

Regress auf z.B. die Bauunternehmung<br />

bedeuten können. Recht haben,<br />

Recht bekommen und etwas davon<br />

haben, ist nicht immer einfach.<br />

Die Alternative<br />

In der Praxis des Verfassers wurde<br />

dieser Fall alternativ angegangen. <strong>Der</strong><br />

Streit war wohl bereits verkündet,<br />

doch, wie bekannt, kann ein Zivilprozess<br />

durch die Parteien unterbrochen<br />

werden, zwecks einer aussergerichtlichen<br />

Einigung. Schwante doch der<br />

Klägerpartei Schlimmes, als die Liquiditätsauskunft<br />

des Bauunternehmers<br />

rote Lampen leuchten liess. Wohl war<br />

die Unternehmung bekannt <strong>für</strong> gute,<br />

solide Arbeit zu günstigen Konditionen<br />

mit vollen Auftragsbüchern, jedoch<br />

auch <strong>für</strong> etwas stiefmütterliche Buchführung<br />

und kleiner Kriegskasse. Wie<br />

bei vielen Kleinunternehmungen wurde<br />

der Gewinn sofort reinvestiert in<br />

Material und Infrastruktur, Bares war<br />

nicht prioritär vorhanden.<br />

Die besondere Hanglage des Objektes<br />

auf einer Lehmschicht und die vielen<br />

undefinierten Wassereinbrüche<br />

während der Bauphase vereint mit<br />

einem knappen Personalportfolio,<br />

noch knapperem Zeitplan und einer<br />

nicht erfolgten geologischen Abklärung<br />

durch den Architekten, demzufolge<br />

nicht ausgeschriebenen Massnahmen<br />

zum Bauwerkschutz, besonderen<br />

Dichtungsmassnahmen und Abfangungen,<br />

finalisiert durch eine pauschale<br />

Abgeltung, wie so oft beim<br />

EFH Bau, liess den Bauunternehmer<br />

ins Verderben bauen…<br />

Bauherrschaft, Architekt, Bauunternehmer,<br />

Aushubunternehmer, Ingenieur<br />

und zwei befreundete und am Bau<br />

beteiligte Handwerksbetriebe (Gartenbauer,<br />

Metallbauer) entschlossen sich<br />

zu einer Mediation, also zu einer „Vermittlung“.<br />

Einen Extrakt zur Mediation ersehen<br />

Sie im Nachgang dieses Textes, Einigung<br />

und Resultat in diesem Fall, siehe<br />

wie folgt:<br />

Die Bauherrschaft einigt sich aussergerichtlich<br />

mit dem Bauunternehmer<br />

auf eine genau definierte, etwas minimalere<br />

Instandstellung, beteiligt sich<br />

selber zu 20% an diesen reduzierten<br />

Kosten, die beiden befreundeten<br />

Handwerksbetriebe stellen dem Bauunternehmer<br />

im Hinblick auf eine weitere<br />

Zusammenarbeit zu Sonderkonditionen<br />

Mann und Maschinen zur<br />

Verfügung, der Architekt erreicht bei<br />

seiner Haftpflichtversicherung eine<br />

Beteiligung von weiteren 10%. <strong>Der</strong><br />

Bauunternehmer erstellt die Mängel<br />

unter kostenloser Aufsicht des Archi-<br />

tekten ausserhalb der normalen Tätigkeit<br />

bei besten Wetterbedingungen.<br />

Die Bauherrschaft nimmt das teilweise<br />

Freilegen der Kellerwände als Gelegenheit<br />

wahr, den Garten neu zu<br />

gestalten, da dieser Teil der Planungsarbeit<br />

in der Hektik zu kurz gekom-<br />

men war. Die Kosten der Mediation<br />

werden durch Alle zu gleichen Teilen<br />

getragen.<br />

Resultat<br />

Nach der erfolgreichen Mediation des<br />

Verfassers, hat die Bauherrschaft eine<br />

Immobilie mit intaktem Nutzwert und<br />

guter Gebrauchstauglichkeit, die Gewährleistungsansprüche<br />

bleiben erhalten,<br />

die Arbeitsplätze der Bauunternehmung<br />

ebenfalls. <strong>Der</strong> gute Ruf aller<br />

beteiligten Handwerker und Planer<br />

bleibt unangetastet. Die etwas eingeschränkte<br />

Nutzung eines Kelleranteils<br />

(keine Beheizung/Büronutzung mög-<br />

lich), und die nun 8cm schmalere Kellertreppe<br />

nimmt die Bauherrschaft gerne<br />

hin.<br />

Die Mediation<br />

Eine Mediation ist ein freiwilliges, strukturiertes<br />

Verfahren, das vertraulich und<br />

auf die betroffenen Parteien beschränkt,<br />

abläuft. <strong>Der</strong> Mediator hat<br />

eine Ausbildung an einer Hochschule<br />

<strong>für</strong> soziale Arbeit o.ä. abgeschlossen.<br />

Regeln geben Sicherheit, Vertraulichkeit<br />

gibt Vertrauen, nur was auf den<br />

Tisch kommt, kann besprochen werden.<br />

Die Teilnehmer finden unter der<br />

Leitung des Mediators ihre Lösung<br />

und definieren deren Umsetzung. Die<br />

so erarbeitete Erledigung eines Streitfalles<br />

lässt alle Beteiligten das Gesicht<br />

wahren, die eigenen Lösungen einbringen<br />

und die jeweiligen technischen<br />

wie finanziellen Möglichkeiten<br />

berücksichtigen.


Baurecht<br />

Versicherungsrecht<br />

20 <strong>Der</strong> <strong>Experte</strong>, Ausgabe April 2012 21<br />

Geschichte<br />

• Die Mediation ist ein „altes Ding“,<br />

ein Problem besprechen, ohne<br />

gleich das Kriegsbeil auszu-<br />

graben, war schon immer bei<br />

friedliebenden Stämmen ein<br />

Lösungsansatz. Hirn oder<br />

Muskeln hiess und heisst die<br />

Devise „ konsensual versus<br />

kontradiktorisch“<br />

• Napoleon gründete z.B. 1803<br />

den Kanton Aargau mit Medi-<br />

ationsgrundsätzen, als Versuch<br />

<strong>für</strong> eine neue Form eines Staatenbundes<br />

> einer Demokratie<br />

Grundsätzliche Faktoren sind<br />

• Alle Parteien sind einverstanden<br />

• Freiwilligkeit<br />

• Akzeptanz des Mediators<br />

von allen<br />

• Mediator ist neutral und<br />

allparteilich<br />

• Offene Diskussion möglich machen<br />

• Verhandlungskodex festlegen<br />

Beispiel aus der Praxis<br />

4 Möglichkeiten aus der Praxis<br />

• Projekt läuft gut, kein Vermittler<br />

notwendig<br />

• Projekt wird mit schmerzhaftem<br />

Konsens beendet<br />

• Positiver Abschluss nach<br />

Rechtsstreit...?<br />

• Mediation von Anfang an!<br />

D.h. frühzeitige Information schafft<br />

keine Gerüchte. Positive Emotionen<br />

sind goldwert. Beschwerden werden<br />

unnötig<br />

Aufgaben des Mediators und<br />

der Mediation<br />

• Weichspüler: die verhärteten<br />

Fronten erweichen<br />

• Zuhörer: alle kommen zu Wort<br />

• Faktiker: kann Fakten und<br />

Emotionen trennen<br />

• Leader: führt die Parteien ohne<br />

sie fachlich zu beeinflussen<br />

Schwarze Liste<br />

• Mediator ist befangen<br />

• Mediator ergreift Partei<br />

• Mediator will sich profilieren<br />

• Mediator äussert sich zu<br />

Fachthemen<br />

• Zu viele Betroffene, die sich<br />

vertreten lassen müssen<br />

Vorteile<br />

• Schnell<br />

• Günstig<br />

• Vertraulichkeit<br />

• Keine Publizität<br />

Must‘s:<br />

• Lösungsbereitschaft<br />

• Konsensbereitschaft aller<br />

Betroffenen<br />

• Wille zur schnellen und<br />

umfassenden Konfliktbewältigung<br />

und Streiterledigung<br />

• Garantie <strong>für</strong> Vertraulichkeit<br />

• Einhaltung der Vereinbarungen<br />

aller Beteiligten<br />

Mediation und Recht<br />

• Mediation und Recht sind keine<br />

Gegensätze<br />

• Das Recht lässt der Mediation<br />

den notwendigen Spielraum (ZPO)<br />

• Das Recht gibt Anhaltspunkte <strong>für</strong><br />

gesellschaftliche Massstäbe<br />

• Das Recht gibt Hinweise, wie ein<br />

Richter entscheiden würde<br />

• Nur rechtlich haltbare Lösungen<br />

haben Bestand<br />

(Anwälte wollen auch gelebt haben)<br />

Kontakt:<br />

Beat Michael Wälty<br />

dipl. Architekt FH, Ingenieur VBI,<br />

Familienmediator HSA<br />

Vizepräsident <strong>Experte</strong>nkammer<br />

Swiss Engineering<br />

Dreistein AG Immobilien<br />

<strong>Gutachten</strong> Schlichtung<br />

CH-5040 Schöftland<br />

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wirksam präsentiert!<br />

Berufs-Haftpflichtversicherung <strong>für</strong><br />

Architekten und Bauingenieure<br />

Roland Spicher<br />

<strong>Der</strong> Deckungsumfang einer Berufshaftpflicht-Versicherung<br />

<strong>für</strong> Planer<br />

kann unterschiedlich ausgestaltet<br />

sein. So stellen sich in der Praxis immer<br />

wieder Fragen zum angemessenen<br />

Haftpflicht-Versicherungsschutz<br />

<strong>für</strong> Planer, die als Totalunternehmer<br />

(TU) oder Generalplaner auftreten. Im<br />

nachfolgenden Beitrag werden aus<br />

Sicht der Haftpflicht-Versicherung<br />

die heiklen Punkte und wichtigsten<br />

Deckungsausschlüsse aufgezeigt. Mit<br />

einem auf die konkreten Tätigkeiten<br />

eines Planungsbüros massgeschneiderten<br />

Versicherungsschutzes, kann<br />

vermieden werden, dass im Schadenfall<br />

ein haftpflichtiger Planer wegen<br />

fehlender oder ungenügender Deckung<br />

mit dem Gesellschaftsvermögen<br />

- oder bei einem Personen- oder<br />

Sachschaden sogar persönlich – <strong>für</strong><br />

den Schaden aufkommen muss.<br />

1. Zur Bedeutung des Risikobeschriebs<br />

in der Haftpflichtpolice<br />

Über die Berufs-Haftpflichtversicherung<br />

<strong>für</strong> „Architekten und Bauingenieure,<br />

einschliesslich der übrigen Ingenieure“<br />

(nachfolgend als Planer be-<br />

zeichnet) ist die auf gesetzlichen<br />

Bestimmungen beruhende Haftpflicht<br />

aus deren beruflichen Tätigkeiten versichert.<br />

Die berufstypischen Aktivitäten dieser<br />

Dienstleistungserbringer bestehen in<br />

den objektbezogenen Planungs- und/<br />

oder Bauleitungstätigkeiten (Architekten)<br />

bzw. in den statischen oder anderweitigen<br />

Berechnungen (Ingenieure).<br />

Neben „reinen planerischen Einzelleistungen<br />

(Architekten) oder statischen<br />

Berechnungen (Ingenieure)“ werden<br />

in der Praxis von dieser Berufsgattung<br />

oftmals eine Vielzahl vertraglicher Teil-<br />

oder Gesamtleistungen übernommen,<br />

wie z.B. die schlüsselfertige Erstellung<br />

von Bauten in der Eigenschaft als<br />

Totalunternehmer (TU).<br />

Um unliebsame Deckungslücken zu<br />

vermeiden, sollten die versicherten Tätigkeiten<br />

der Planer in der Haftpflichtpolice<br />

unter dem Begriff „Betriebsmerkmale“<br />

detailliert und umfassend<br />

umschrieben sein. Im Rahmen einer<br />

Berufs-Haftpflichtversicherung <strong>für</strong> Planer<br />

sind immer nur die branchenüblichen<br />

Tätigkeiten dieser Berufsgattung<br />

versichert. Wenn berufsatypische Tätigkeiten<br />

des Versicherungsnehmers<br />

in der Haftpflichtpolice nicht ausdrücklich<br />

im versicherten Risikobeschrieb<br />

erwähnt sind, besteht <strong>für</strong> diese<br />

kein Versicherungsschutz. So besteht<br />

z.B. bei einem Architekten, der sich<br />

auch als Generalplaner betätigt, in<br />

seiner Berufs-Haftpflichtpolice Versicherungsschutz<br />

<strong>für</strong> die berufsspezi-<br />

fischen Tätigkeiten als Architekt; <strong>für</strong><br />

Schäden und Mängel aus Tätigkeiten<br />

fremder Fachgebiete (z.B. Ingenieur-<br />

tätigkeiten) besteht ohne besondere<br />

Vereinbarung mit dem Haftpflichtversicherer<br />

kein Versicherungsschutz. Das<br />

gleiche gilt z.B. <strong>für</strong> Innenarchitekten,<br />

die gelegentlich auch Installations-<br />

und Montagetätigkeiten ausführen; bei<br />

ihnen besteht Versicherungsschutz <strong>für</strong><br />

Ansprüche aus Schäden infolge fehlerhaften<br />

baulichen Tätigkeiten nur<br />

dann, wenn in der Haftpflichtpolice<br />

eine Deckungserweiterung analog<br />

dem Bauhandwerkgewerbe (z.B. als<br />

Installateur) vereinbart wurde.<br />

Bei den Haftpflichtrisiken von Planern<br />

aus Abgabe von <strong>Gutachten</strong> und Expertisen,<br />

gilt es folgendes zu beachten:<br />

In neueren Berufs-Haftpflichtversicherungen<br />

sind die von Planern er-<br />

brachten Dienstleistungen als Gut-<br />

achter oder <strong>Experte</strong> im Rahmen<br />

einer erweiterten Vermögensschadendeckung<br />

ausdrücklich mitversichert.<br />

Um Diskussionen im Schadenfall zu<br />

vermeiden, sollten diese Tätigkeiten in<br />

der Police im Risikobeschrieb präzisiert<br />

werden. Zudem sollte sich die Deckung<br />

auch auf Ansprüche aus reinen<br />

Vermögensschäden als Folge dieser


22 Versicherungsrecht<br />

<strong>Der</strong> <strong>Experte</strong>, Ausgabe April 2012 Versicherungsrecht 23<br />

Tätigkeiten erstrecken. Das Gesagte<br />

gilt auch <strong>für</strong> die Deckung von reinen<br />

Vermögensschäden aus Immobilienbewertungen,<br />

-schatzungen, Immobilientreuhand<br />

oder aus Baumanagement<br />

(z.B. Baukosten-, Zeitmana-<br />

gement). Die Deckung von Ansprüchen<br />

wegen reinen Vermögensschäden aus<br />

diesen von den Planern erbrachten<br />

Tätigkeiten, muss jeweils separat vereinbart<br />

werden (Vermögensschaden-<br />

Haftpflichtversicherung).<br />

2. Zum Versicherungsschutz<br />

des Planers als Totalunternehmer<br />

(TU) über die Berufs-Haftpflichtversicherung<br />

a) Allgemeine Bemerkungen zu Planungsbüros,<br />

die als TU auftreten<br />

Ein in der Praxis wichtiges Thema ist<br />

die Frage nach dem Deckungsumfang<br />

in der Haftpflichtpolice, wenn ein Planungsbüro<br />

als Totalunternehmer auftritt.<br />

Diese Frage ist betreffend den Ansprüchen<br />

<strong>für</strong> Schäden und Mängel an<br />

geplanten und erstellten Bauten von<br />

grosser Bedeutung, weil im Schadenfall<br />

hohe Summen auf dem Spiel stehen.<br />

Tritt ein Planer als TU auf, ist er gut<br />

beraten, den Versicherungsschutz in<br />

seiner Haftpflichtpolice genau zu prüfen.<br />

Es gibt auf dem Markt unterschiedlichste<br />

Versicherungslösungen, welche<br />

diese heiklen Risiken mehr oder weniger<br />

(oder gar nicht) abdecken<br />

Als TU verspricht der Planer seinem<br />

Vertragspartner (i.d.R. der Bauherr)<br />

Planungs-Berechnungs- und Ausführungsarbeiten.<br />

Häufig werden diese<br />

umfassenden Leistungen als „schlüsselfertiges<br />

Bauen“ bezeichnet. Ein TU<br />

(oftmals ein Planerteam) erbringt in eigenem<br />

Namen und auf eigene Rechnung<br />

<strong>für</strong> den Bauherrn alle planerischen<br />

und herstellenden Bau-<br />

leistungen, vom Erstkontakt bis zum<br />

Bezug der erstellten Bauten. Auch <strong>für</strong><br />

die Behebung allfälliger Garantieleistungen<br />

ist der TU als Vertragspartner<br />

des Bauherrn verantwortlich.<br />

<strong>Der</strong> TU erbringt die Planungsarbeiten<br />

in der Regel (ganz oder teilweise) sel-<br />

ber und lässt die statischen Berechnungen<br />

sowie die Heizungs-, Lüftungs-,<br />

Klima- und Elektroplanungen<br />

in eigenem Namen und auf eigene<br />

Rechnung bei spezialisierten Ingenieuren<br />

(Subplaner; Substitute) anfertigen,<br />

die mit dem Bauherrn in keinem<br />

Vertragsverhältnis stehen. Ebenso<br />

werden sämtliche Bauarbeiten (Roh-<br />

und Innenausbau) in seinem Namen<br />

und auf seine Rechnung an rechtlich<br />

selbständige Unternehmen (oft als<br />

„Partnerfirmen“ bezeichnet) vergeben,<br />

die im Verhältnis zum Bauherrn als<br />

Subunternehmer, Unterakkordanten<br />

bezeichnet werden. Gegenüber der<br />

Bauherrschaft werden dem TU damit<br />

auch Risiken hinsichtlich Qualität,<br />

Zuverlässigkeit, Zeit- und Kostenkontrolle<br />

über die am Bau beteiligten Subplaner<br />

und Subunternehmer übertragen.<br />

Die beauftragten Subplaner und<br />

die bauausführenden Subunternehmer<br />

(Baumeister, Bauhandwerker)<br />

sind vertraglich nur mit dem TU verbunden,<br />

so dass sie gegenüber der<br />

Bauherrschaft als Einheit zu betrachten<br />

sind<br />

In der Praxis treten häufig, rechtlich<br />

nicht korrekt, klassische TU nach aussen<br />

als „Generalunternehmer“ (GU)<br />

auf, obwohl sie dem Vertragspartner<br />

nebst den Planungs-, und Bauleitungs-<br />

auch die Bauausführungsarbeiten<br />

versprechen. Als GU gilt in der<br />

Rechts- und Versicherungslehre ein<br />

Unternehmer, der aufgrund eines vorhandenen<br />

Projektes (das ihm i.d.R.<br />

vom Bauherrn oder von dessen Architekten/Ingenieur<br />

übergeben wird), die<br />

gesamte Ausführung einer Baute (z.B.<br />

Fertighaus, Geschäfts-, Verwaltungsgebäude).<br />

Da der Deckungsumfang<br />

<strong>für</strong> den GU und TU in der Regel unterschiedlich<br />

ausgestaltet ist, muss seitens<br />

des Versicherers betriebs- und<br />

schadenseitig stets beurteilt werden,<br />

was mit dem Begriff “GU” genau gemeint<br />

ist.<br />

b) Regelung gemäss Muster-Wording<br />

des Schweiz. Versicherungsverbandes<br />

(SVV)<br />

Gemäss den Musterbedingungen<br />

des Schweizerischen Versicherungsverbandes<br />

zur Berufs-Haftpflichtversicherung<br />

von Architekten und Bauin-<br />

genieuren besteht im Rahmen der<br />

vereinbarten Deckung <strong>für</strong> Bautenschäden<br />

Versicherungsschutz (nur)<br />

<strong>für</strong> Ansprüche aus Schäden und Mängel<br />

an Bauten, soweit diese ausschliesslich<br />

auf Planungsarbeiten der<br />

Versicherten zurückzuführen sind.<br />

Kein Versicherungsschutz besteht dagegen<br />

<strong>für</strong> Schäden und Mängel an<br />

Bauten aus fehlerhaften Bauleitungstätigkeiten<br />

wie mangelhafte Bauaufsicht,<br />

Baukontrolle oder fehlerhafte<br />

Koordination der Ausführungsarbeiten.<br />

Zu den „Bauleitungstätigkeiten“<br />

gehören nach SIA Ordnung 102, 2003,<br />

insbesondere die Überwachung der<br />

Arbeiten auf der Baustelle und Ertei-<br />

lung von Weisungen, die Überwachen<br />

der Einhaltung von Auflagen und die<br />

Oberleitung der Bauausführung (siehe<br />

Art. 4.52 der SIA Ordnung).<br />

c) Beschränkte Deckung bei Schäden<br />

durch Bauleitungstätigkeiten<br />

Über die Schweizerische Verbandsdeckung<br />

hinausgehend, gewähren verschiedene<br />

Versicherer den als TU auftretenden<br />

Planungsbüros Versiche-<br />

rungsschutz auch <strong>für</strong> Ansprüche aus<br />

Schäden und Mängel an Bauten aus<br />

mangelhaften Bauleitungstätigkeiten.<br />

Voraussetzung <strong>für</strong> den Versicherungsschutz<br />

ist, dass die Ausführungsanweisungen<br />

und Anleitungen der verantwortlichen<br />

Planer und Projekt- sowie<br />

Bauleiter an die Bauhandwerker nachweislich<br />

schriftlich erteilt worden sind.<br />

Versicherungsschutz <strong>für</strong> Bautenschäden<br />

und -mängel besteht somit dann,<br />

wenn der<br />

• vom TU erstellte Plan (inkl. Ausführungsplan)<br />

fehlerhaft gewesen ist<br />

oder<br />

• der TU seinen Bauleitungspflichten<br />

nicht vertragsgemäss nachgekommen<br />

ist und er nachweisen kann,<br />

dass er vor Schadeneintritt fehlerhafte<br />

schriftliche Weisungen und<br />

Anleitungen an die Bauunternehmer<br />

gemacht hat<br />

Diese Deckungserweiterung wird nicht<br />

von allen Versicherungen gewährt. Ein<br />

Planer als TU sollte prüfen, ob in seiner<br />

Berufshaftpflicht-Versicherung diese<br />

Zusatzdeckung enthalten ist. In vielen<br />

Fällen dürfte Deckung nur <strong>für</strong> Ansprüche<br />

aus Schäden und Mängel an Bauten<br />

bestehen, die auf eigene Planungsarbeiten<br />

der Versicherten zu-<br />

rückzuführen sind.<br />

d) Keine Deckung aus bauhandwerklichen<br />

Tätigkeiten<br />

Wie verhält es sich mit dem Versicherungsschutz<br />

im Rahmen einer Planerhaftpflicht-Versicherung<br />

<strong>für</strong> Schäden<br />

und Mängel am geplanten Bauwerk<br />

durch eigene mangelhafte Bauar-<br />

beiten resp. durch mangelhafte Bauarbeiten<br />

der vom TU beauftragten Bauunternehmer<br />

und -handwerker (Sub-<br />

unternehmer)? Wie vorne dargelegt,<br />

beziehen sich die Leistungspflichten<br />

eines TU auch auf die Ausführung des<br />

Bauwerks resp. Bauwerkteils. Für<br />

Schäden und Mängel an Bauten als<br />

Folge von fehlerhaften Bauarbeiten<br />

oder fehlerhaften (gelieferten) Sachen<br />

besteht über die Haftpflichtversicherung<br />

eines Planers kein Versicherungsschutz,<br />

egal ob der Planer die<br />

Arbeiten selbst oder unter Beizug von<br />

Subunternehmern ausgeführt hat. In<br />

den Versicherungsbedingungen der<br />

Haftpflichtversicherer wird dies jeweils<br />

in einer separaten Ausschlussklausel<br />

klar zum Ausdruck gebracht.<br />

Beispiel<br />

<strong>Der</strong> vom TU (Planungsbüro) beauftragte<br />

Spengler (Subunternehmer),<br />

bewirkt wegen fahrlässig verur-<br />

sachten Anschlussarbeiten beim Bauherrn<br />

einen Wasserschaden. <strong>Der</strong><br />

Schaden war nachweislich weder auf<br />

einen Planungs-, noch auf einen Bauleitungsfehler<br />

zurückzuführen. Für diesen<br />

Schaden besteht über die Berufshaftpflichtversicherung<br />

des TU kein<br />

Versicherungsschutz. Aufgrund der<br />

vertraglichen Hilfspersonenhaftung<br />

(TU-Vertrag in Verbindung mit Art. 101<br />

OR) muss der TU <strong>für</strong> den Schaden<br />

beim Bauherrn einstehen. Ein Regress<br />

auf den haftpflichtigen Subunternehmer<br />

bleibt ihm vorbehalten.<br />

Ist ein Schaden oder Mangel am Bauwerk<br />

sowohl auf fehlerhafte Leistungen<br />

und/oder auf mangelhaftes Ma-<br />

terial des vom TU beauftragten Sub-<br />

unternehmers (z.B. Spengler) wie auf<br />

einen Planungs- und/oder Bauleitungsfehler<br />

des TU zurückzuführen,<br />

besteht über die Planer-Haftpflichtpolice<br />

des TU eine quotenmässige Deckung.<br />

Versichert ist ausschliesslich<br />

die Quote, die nachweislich auf fehlerhafte<br />

Planungsarbeiten und/oder<br />

schriftlich erteilte Bauanweisungen<br />

des Planers zurückzuführen ist. Wegen<br />

der solidarischen Haftung des TU<br />

mit dem Subunternehmer/Subplaner<br />

kann der Geschädigte (Bauherr) vom<br />

TU den Schaden in voller Höhe einfordern,<br />

sofern sein Verhalten <strong>für</strong> den<br />

gesamten Schaden adäquatkausal<br />

war. Diesem bleibt eine interne Regressnahme<br />

auf den solidarisch haftpflichtigen<br />

Subunternehmer (z.B.<br />

Spengler) oder Subplaner vorbehalten.<br />

Es bleibt festzuhalten, dass im Rahmen<br />

einer konventionellen Berufshaftpflicht-Police<br />

<strong>für</strong> Planer die bauausführenden<br />

Arbeiten nicht mitversichert<br />

sind. <strong>Der</strong> Versicherungsschutz der<br />

Planer in der Eigenschaft als TU ist –<br />

wie oben erwähnt – beschränkt auf<br />

Schäden und Mängel aus fehlerhaften<br />

Planungsarbeiten; bei neueren Versicherungsprodukten<br />

besteht Deckung<br />

auch bei schriftlich erteilten, fehlerhaften<br />

Bauanweisungen.<br />

Zur Deckung aus Sicht des General-<br />

unternehmers (GU): An dieser Stelle<br />

sei auf den Haftpflichtversicherungsschutz<br />

eines GU hingewiesen. Wie<br />

vorne dargelegt, verspricht ein GU die<br />

vollständige Ausführung einer Baute<br />

oder eines Bauwerkteils; die Baupläne<br />

werden ihm meistens vom Bauherrn<br />

resp. dessen Planer übergeben. Daher<br />

besteht <strong>für</strong> einen GU regelmässig Versicherungsschutz<br />

im Rahmen einer<br />

Betriebshaftpflicht-Versicherung; diese<br />

unterscheidet sich von einer Berufshaftpflicht-Versicherung<br />

der Planer<br />

wesentlich in Bezug auf die Deckung<br />

von Ansprüchen <strong>für</strong> Schäden und<br />

Mängel an den betreffenden Bauten<br />

und Bauteilen. So besteht über eine<br />

Betriebshaftpflicht-Versicherungspolice<br />

grundsätzlich kein Versicherungsschutz<br />

<strong>für</strong> Ansprüche aus Schäden<br />

und Mängeln an Bauwerken oder Bauteilen,<br />

die ein Versicherungsnehmer<br />

als GU erstellt. Wenn der Versicherungsnehmer<br />

als GU jedoch gleichzeitig<br />

auch als Bauunternehmer oder<br />

Bauhandwerker an den Arbeiten <strong>für</strong><br />

die Erstellung eines Bauwerkes oder<br />

Bauwerkteiles beteiligt ist und er in<br />

dieser Eigenschaft einen Schaden an<br />

einem nicht durch ihn erstellten oder<br />

sonst wie bearbeiteten Bauteil verursacht,<br />

ist ein solcher Schaden im Rahmen<br />

der durch die Betriebs- Haftpflichtpolice<br />

festgelegten Deckung


24 Versicherungsrecht<br />

<strong>Der</strong> <strong>Experte</strong>, Ausgabe April 2012 Versicherungsrecht 25<br />

versichert. Ein solcher Schaden wird<br />

im Rahmen der vereinbarten Betriebs-<br />

Haftpflichtpolice so behandelt, wie<br />

wenn mit dem Bauherrn kein GU-Vertrag<br />

abgeschlossen worden wäre und<br />

kein Vertragsverhältnis zwischen ihm<br />

und den am Bau beteiligten Geschädigten<br />

bestehen würde. Sinn und<br />

Zweck der Deckungserweiterung besteht<br />

darin, den Versicherungsnehmer<br />

als GU deckungsmässig so zu stellen,<br />

wie wenn er als Einzelunternehmer Arbeiten<br />

geleistet hätte. Wenn das Bauwerk<br />

jedoch unterfangen oder unterfahren<br />

wird oder wenn Arbeiten an<br />

stützenden oder tragenden Elementen<br />

(wie Fundamenten, Trägern, Stützmauern)<br />

ausgeführt werden, die deren<br />

Stütz- oder Tragfähigkeit beeinträchtigen<br />

können, besteht kein Versicherungsschutz<br />

<strong>für</strong> Schäden am Bauwerk.<br />

Ansprüche <strong>für</strong> Schäden an benachbarten<br />

Grundstücken, die unterfangen<br />

oder unterfahren werden, sind unter<br />

Vorbehalt der Tätigkeitsschaden-Ausschlussklausel<br />

versichert, wenn vor<br />

Baubeginn ein Zustandsprotokoll der<br />

benachbarten Bauwerke aufgenommen<br />

wurde.<br />

e) Voraussetzungen <strong>für</strong> den Versicherungsschutz<br />

des Planers als TU<br />

<strong>Der</strong> Versicherungsschutz <strong>für</strong> den Planer<br />

als TU <strong>für</strong> Ansprüche aus Personen-<br />

und Sachschäden wie auch <strong>für</strong><br />

Schäden und Mängel an Bauten besteht<br />

bei vielen Versicherungsproduk-<br />

ten nur, wenn die beauftragten Sub-<br />

planer (inkl. Projekt-, Bau- und Mon-<br />

tageleiter) sowie die beigezogenen<br />

Subunternehmer über eine eigene Berufs-Haftpflicht-<br />

resp. Betriebs-Haftpflichtversicherungsdeckung<br />

mit angemessenen<br />

Versicherungssummen<br />

verfügen. So wird <strong>für</strong> Personen- und<br />

Sachschäden eine Deckungssumme<br />

von mindestens 5 Mio. Franken und<br />

<strong>für</strong> Schäden und Mängel an Bauten<br />

entsprechend dem Fachgebiet der<br />

Subplaner eine Summe von mindestens<br />

500’000 Franken pro Schadenereignis<br />

verlangt. Das Bestehen dieser<br />

Mindest-Versicherungssummen sollte<br />

sich der TU von seinen zugezogenen<br />

Vertragspartnern unbedingt schriftlich<br />

bestätigen oder noch besser vorweisen<br />

lassen. Es bleibt dem TU unbenommen,<br />

von seinen Partnern höhere<br />

Versicherungssummen zu verlangen<br />

(z.B. <strong>für</strong> Ingenieurtätigkeiten).<br />

f) Deckung von Bautenschäden<br />

auch beim Bauen auf eigenem<br />

Baugrund?<br />

Wenn der TU mit den Bauarbeiten zunächst<br />

auf eigene Rechnung beginnt,<br />

die Baute jedoch vor Abschluss der<br />

Bauarbeiten an (rechtlich unabhängige)<br />

Dritte verkauft werden, besteht <strong>für</strong><br />

Schäden und Mängel an den Bauten<br />

Versicherungsschutz, wenn der TU<br />

beweist, dass er beim Abschluss des<br />

Grundstückkaufvertrages keine Kenntnis<br />

von einem Planungs-, oder Berechnungsfehler<br />

hatte oder nach den Umständen<br />

hätte haben können. Keine<br />

Deckung <strong>für</strong> Schäden und Mängel an<br />

den (schlüsselfertig) erstellten Bauten<br />

besteht demzufolge dann, wenn die<br />

erstellten Bauten erst nach Abschluss<br />

der Bauarbeiten an Dritte verkauft<br />

werden oder der TU beim Abschluss<br />

des Grundstückkaufvertrages Kenntnis<br />

von einem Planungs-, oder Berechnungsfehler<br />

hatte oder den Umständen<br />

nach hätte haben können. Eine<br />

Baute gilt dann als vollendet, wenn es<br />

objektiv möglich ist, diese durch Dritte<br />

(Käufer/Mieter) ordnungsgemäss in<br />

Gebrauch zu nehmen.<br />

3. Zum Haftpflichtversicherungsschutz<br />

<strong>für</strong> Generalplaner<br />

Als Generalplaner wird ein Planer (Architektur-/Ingenieurbüro<br />

oder eine<br />

Spezialfirma) bezeichnet, der von einem<br />

Bauherrn die gesamte Planung,<br />

d.h. die Projektierung und Bauleitung<br />

<strong>für</strong> ein Bauwerk oder Bauwerkteil bzw.<br />

Anlage oder eines Anlageteils einschliesslich<br />

Leistungen sowohl aus<br />

seinem Fachgebiet wie auch aus fremden<br />

Fachgebieten übernimmt. Die Versicherungsbedingungen<br />

des Schweizerischen<br />

Versicherungsverbandes<br />

enthalten keine Bestimmungen zum<br />

Versicherungsschutz des Versicherungsnehmers<br />

als Generalplaner. Wie<br />

vorne dargelegt, sind im Rahmen einer<br />

Berufs-Haftpflichtversicherung <strong>für</strong> Planer<br />

immer nur die branchenüblichen<br />

Tätigkeiten der versicherten Berufsgattung<br />

(z.B. Architekt) versichert; <strong>für</strong><br />

berufsatypische Tätigkeiten des Versicherungsnehmers<br />

besteht kein Versicherungsschutz.<br />

In neueren Versicherungsprodukten<br />

besteht unter be-<br />

stimmten Voraussetzungen im Rah-<br />

men einer Berufshaftpflichtversiche-<br />

rung Versicherungsschutz auch aus<br />

Generalplanertätigkeiten. Darin ist die<br />

gesetzliche Haftpflicht als Generalplaner<br />

versichert <strong>für</strong> Ansprüche aus:<br />

• Personen- und Sachschäden und<br />

aus Schäden und Mängel an Bauten,<br />

verursacht durch die beigezogenen<br />

Subplaner, Projekt-, Bau- und Montageleiter;<br />

• Personen- und Sachschäden sowie<br />

aus Schäden und Mängel an Bauten,<br />

verursacht durch die Versicherten innerhalb<br />

ihrer versicherten Fachgebiete.<br />

Analog der Regelung beim TU besteht<br />

Versicherungsschutz jedoch nur unter<br />

der Voraussetzung, dass die beauftragten<br />

Dritten (Subplaner, Projekt-<br />

Bau- und Montageleiter) über eigene<br />

Berufshaftpflicht-Versicherungen verfügen,<br />

in welchen Versicherungssummen<br />

vereinbart wurden von mindestens<br />

5 Mio. Franken pro Ereignis <strong>für</strong><br />

Personen- und Sachschäden und von<br />

mindestens 500’000 Franken pro Ereignis<br />

<strong>für</strong> Schäden und Mängel an<br />

Bauten und Anlagen aus ihrem entsprechenden<br />

Fachgebiet.<br />

4. Zum Regress der Haftpflichtversicherung<br />

des TU auf den<br />

Subunternehmer<br />

Wenn im konkreten Fall der Haft-<br />

pflichtversicherer des TU <strong>für</strong> den vom<br />

zugezogenen (rechtlich selbständigen)<br />

Subunternehmer/Subplaner verursachten<br />

(und versicherten) Schaden<br />

des Bauherrn Leistungen erbracht hat,<br />

wird er Regress auf den haftpflichtigen<br />

Subunternehmer/Subplaner prüfen.<br />

Beispiel:<br />

<strong>Der</strong> TU musste <strong>für</strong> den vom beigezogenen<br />

Bauingenieur verursachten<br />

Schaden (fehlerhafte Berechnung einer<br />

Baugrubensicherung) des Bauherrn<br />

aufgrund der Schlechterfüllung<br />

des TU-Vertrages aufkommen. Die<br />

Haftpflichtversicherung des TU prüft<br />

den Regress auf den haftpflichtigen<br />

Ingenieur.<br />

Nach der Rechtsprechung gilt Art. 72<br />

des Versicherungsvertragsgesetzes<br />

(VVG) <strong>für</strong> die Haftpflichtversicherung<br />

analog; die Haftpflichtversicherung<br />

des TU subrogiert mit der Leistung der<br />

Entschädigung in die Ansprüche seines<br />

(haftpflichtigen) TU. Subrogation<br />

nach VVG 72 bedeutet, dass die Haftpflichtversicherung<br />

des TU mit der<br />

Leistung der Entschädigung in die<br />

Rechte eintritt, die dem Versicherten<br />

(hier der TU) gegen den mithaftpflichtigen<br />

Subunternehmer zustehen. Die<br />

Versicherung befindet sich somit in der<br />

Rechtsstellung ihres versicherten Haftpflichtigen.<br />

Das bedeutet, dass der<br />

Haftpflichtversicherung ein Rückgriff<br />

auf weitere Haftpflichtige ungeachtet<br />

des Rechtgrundes zusteht, aufgrund<br />

dessen dieser Haftpflichtige gegenüber<br />

dem Geschädigten hätte ein-<br />

stehen müssen. Im Unterschied zur<br />

Eigenschadenversicherung (Sachversicherung<br />

etc.) ist nach bundesgerichtlicher<br />

Praxis und herrschender<br />

Lehre der Rückgriff der Haftpflichtversicherung<br />

somit nicht auf Haftpflichtige<br />

aus unerlaubter Handlung (OR 41)<br />

beschränkt. Wenn der (versicherte)<br />

Haftpflichtige ein entsprechendes<br />

Rückgriffsrecht auf andere Solidarschuldner<br />

hat, kann die Haftpflichtversicherung<br />

auch auf kausal oder vertraglich<br />

Mithaftende regressieren.<br />

Allerdings kann der Haftpflichtversicherer<br />

aus der Subrogation nicht mehr<br />

Rechte ableiten, als sie dem Haftpflichtversicherten<br />

selber (gegenüber<br />

andern Solidarschuldnern) zugestanden<br />

hätten. Haftpflichtige dürfen im<br />

Rückgriff nicht schlechter fahren, als<br />

bei direkter Inanspruchnahme durch<br />

den Geschädigten. Im Innenverhältnis<br />

gibt es keine solidarische Haftung unter<br />

Solidarschuldnern. Daher können<br />

Mithaftpflichtige auf dem Regressweg<br />

nur entsprechend ihrem Haftungsanteil<br />

belangt werden.<br />

5. Risk-Management-Empfehlungen<br />

an den TU<br />

Wie vorne dargelegt, besteht <strong>für</strong> Schäden<br />

und Mängel an Bauten, die als<br />

Folge von fehlerhaften bauhandwerklichen<br />

Leistungen der beauftragten<br />

Subunternehmer dem Bauherrn zugefügt<br />

werden, über die Haftpflichtversicherung<br />

des TU kein Versicherungsschutz.<br />

Wegen des Fehlens des<br />

entsprechenden Versicherungsschutzes,<br />

ist ein TU gut beraten, von diesem<br />

eine Schadloshaltungs- oder Haftungsfreistellungserklärung<br />

zu verlangen.<br />

Darin verpflichtet sich der vom TU<br />

beauftragte Subunternehmer, diesen<br />

<strong>für</strong> sämtliche Schadenersatzansprüche,<br />

namentlich <strong>für</strong> Ansprüche aus<br />

Gewährleistung und Produktehaftpflicht<br />

schadlos zu halten (Freihalten<br />

von Schadenersatzansprüchen, Ersatz<br />

von Kosten aus der Entschädigung<br />

oder Ablehnung von Schadenersatzansprüchen),<br />

die wegen mangel-<br />

hafter Arbeitsleistung oder einem<br />

mangelhaften Vertragsprodukt des<br />

Unternehmers gegen den TU geltend<br />

gemacht werden. Eine solche Haftungsfreistellungs-Klausel<br />

wird idealerweise<br />

in den Werkvertrag mit dem<br />

beauftragten Unterakkordanten integriert.<br />

Zudem sollte der TU von den<br />

Subplanern (Substituten) und beauftragten<br />

Projekt-, Bau- und Montageleiter<br />

unbedingt den Abschluss einer<br />

Berufs-Haftpflichtpolice mit mindestens<br />

den vorne erwähnten Versicherungssummen<br />

verlangen.<br />

Kontakt:<br />

Roland Spicher<br />

lic.iur.<br />

Senior Underwriter Haftpflicht<br />

Unternehmen<br />

Die Mobiliar<br />

Bundesgasse 35<br />

3001 Bern<br />

roland.spicher@mobi.ch


26 Firmenportraits<br />

<strong>Der</strong> <strong>Experte</strong>, Ausgabe April 2012 Firmenportraits 27<br />

Hälg Building Services Group<br />

Die Hälg Building Services Group bietet Dienstleistungen rund ums Gebäude an: von der<br />

Planung über die Installation und den Service bis hin zu Unterhalt, Betrieb und Finanzierung<br />

von Heizungs-, Lüftungs-, Klima-, Kälte- und Sanitäranlagen.<br />

Das Unternehmen wurde 1922 in St.<br />

Gallen als Ferd. Hälg Zentralheizungsfabrik<br />

durch Ferdinand Hälg gegründet.<br />

Zentralheizungen, heute selbstverständlicher<br />

Wohnkomfort, etab-<br />

lierten sich damals nur langsam auf<br />

dem Markt. <strong>Der</strong> erste Auftrag der Firma<br />

wurde 1922 von der Realschule in Wil<br />

(SG) erteilt und hatte ein Volumen von<br />

693 Franken.<br />

Bild: 1925 Heizungsmonteure bei der<br />

Arbeit bei einem Auftrag im Kloster<br />

Einsiedeln.<br />

Im Jahr 1931 konnte in Zürich die erste<br />

Niederlassung gegründet werden.<br />

Seither expandierte das Unternehmen<br />

stetig durch Gründungen von Tochterfirmen,<br />

die kontinuierlich ausgebaut<br />

wurden sowie durch Übernahmen und<br />

Integrationen von Drittfirmen.<br />

Heute wird das Familienunternehmen<br />

Hälg Building Services Group mit<br />

Hauptsitz in St. Gallen und Niederlassungen<br />

in der ganzen Schweiz, in vierter<br />

Generation von den Brüdern Marcel<br />

und Roger Baumer, den Urenkeln des<br />

Firmengründers, inhabergeführt. Mit<br />

765 Mitarbeitenden in 17 Niederlassungen<br />

wurde 2011 ein Gesamtumsatz<br />

von 269 Millionen Franken erwirtschaftet.<br />

50% der Mitarbeitenden sind<br />

in der Montage beschäftigt, 24% in der<br />

Technik, 16% in Management und Administration<br />

und 10% sind Lehrlinge in<br />

allen Sparten. Damit ist die Hälg Group<br />

eine gewichtige Arbeitgeberin und<br />

zählt, gemessen am Umsatz, zu den<br />

500 schweizweit grössten Unternehmen.<br />

Gemäss einer Statistik der Handelszeitung<br />

belegte die Hälg Group im<br />

Jahr 2010 Platz 383.<br />

Unter dem Dach der Gruppe vereint<br />

sind die vier Geschäftsbereiche Consulting<br />

& Engineering, Installation,<br />

Facility Management und Contracting.<br />

So wird der Kunde über den ganzen<br />

Lebenszyklus einer Anlage von der<br />

Hälg Group betreut. <strong>Der</strong> Einsatz erneuerbarer<br />

Energien hat in den letzten<br />

Jahren in allen Baukategorien und<br />

Marktsegmenten stetig zugenommen<br />

und ist vielerorts zum Standard ge-<br />

worden. Dies unter anderem darum,<br />

weil die eingesetzten Technologien<br />

und Konzepte jetzt definitiv reif und<br />

marktfähig sind. Die Vorteile dabei<br />

sind offensichtlich: Es wird auf die<br />

Nutzung umweltfreundlicher Energiequellen<br />

gesetzt, die Erzeugung von<br />

Luftverschmutzung und CO 2 bleibt<br />

aus, die Betriebskosten sind günstiger<br />

als bei konventionellen Heizsystemen<br />

und die verbrauchte Energie erneuert<br />

sich von selbst.<br />

Neben vielen weiteren Projekten, war<br />

die Hälg Building Services Group auch<br />

bei den Neubauten des Bundesverwaltungsgerichtes<br />

in St.Gallen, beim<br />

Fingerdock B am Flughafen Zürich,<br />

beim Novartis Campus in Basel, beim<br />

Bild: moderne Anlage, Einspeisung/Rückspeisung in Kältenetz mit einem<br />

Plattentauscher mit 9000 kW und einem Gewicht von 12 Tonnen in der<br />

Credit Suisse Uetlihof in Zürich.<br />

kantonalen Verwaltungszentrum Neumatt<br />

in Burgdorf, im Life-Science-Zentrum<br />

Biopôle in Epalinges und beim<br />

Neubau der Credit Suisse im Uetlihof<br />

tätig.<br />

Die Hälg Group ist <strong>für</strong> ihre Kunden<br />

dank einer 24-Stunden Hotline ständig<br />

erreichbar und ist <strong>für</strong> den Unterhalt<br />

von mehreren Tausend gebäudetechnischer<br />

Anlagen in der ganzen Schweiz<br />

zuständig.<br />

Bild: Hauptsitz<br />

Kontakt:<br />

Hälg Building Services Group<br />

Lukasstrasse 30<br />

9009 St. Gallen<br />

071 243 38 38<br />

www.haelg.ch<br />

haelg@haelg.ch<br />

Bild: Solaranlage<br />

Firmenportraits<br />

<strong>Der</strong> <strong>Experte</strong><br />

in Bau und Technik<br />

Möchten auch Sie Ihre Firma in<br />

dieser Fachzeitschrift vorstellen?<br />

Melden Sie sich unter:<br />

Telefon: 052 232 73 56<br />

E-Mail: info@derbauexperte.ch<br />

Internet: www.derbauexperte.ch


28 <strong>Der</strong> <strong>Experte</strong>, Ausgabe April 2012 29<br />

<strong>Experte</strong>n und Militärkader im gleichen Boot?<br />

André Berdoz<br />

<strong>Experte</strong>nwesen, Analysentechnik,<br />

Werkstoffuntersuchung<br />

Die Wahl von Wörtern, Terminologie,<br />

Interpunktion und Sätzen spielt im<br />

Leben allgemein eine sehr wichtige<br />

Rolle. Dies gilt auch, wenn ein <strong>Experte</strong><br />

von einem Gericht, einer Versicherung<br />

oder einem Klienten einen Auftrag zur<br />

Durchführung eines <strong>Gutachten</strong>s erhält.<br />

Die Analyse des Auftrages (Mission)<br />

ist dabei von zentraler Bedeutung,<br />

denn man muss verstehen, was genau<br />

vom <strong>Experte</strong>n erwartet wird. Klassische<br />

Analyseansätze führen relativ<br />

leicht zum gewünschten Ziel. Aufgrund<br />

seiner militärischen Erfahrung, erkennt<br />

der Autor die Ähnlichkeiten solcher<br />

Analysen mit denjenigen der Armee.<br />

Gleich vorweg möchte er jedoch klarstellen,<br />

dass sein Ziel hier nicht etwa<br />

ein Plädoyer <strong>für</strong> das Militär ist!<br />

Es erscheint ihm jedoch interessant,<br />

daran zu erinnern, dass jeder Schweizer<br />

Bürger zum Militärdienst verpflichtet<br />

ist und einige von ihnen eine Unteroffiziers-<br />

und später vielleicht auch<br />

eine Offiziersschule absolvieren.<br />

Viele Militärkader um die zwanzig Jahre<br />

haben die Möglichkeit, die Grundlagen<br />

der taktischen Führung, der Befehlsgebung<br />

und <strong>für</strong> das Verstehen/<br />

Analysieren einer von einem Vorgesetzten<br />

erhaltenen Mission zu erlernen<br />

und natürlich die intellektuelle Fähigkeit<br />

zum Erstellen von Missionen an<br />

Untergeordnete zu erwerben. Seit jeher<br />

wurden Militärstrategien nach<br />

strengsten Regeln gelehrt und der Verfasser<br />

freut sich, dass das mit unserer<br />

„Armee XXI“ nach wie vor der Fall ist.<br />

Es erübrigt sich wohl hier, an die grossen,<br />

berühmten Militärakademien im<br />

Ausland zu erinnern, die sehr begehrt<br />

und äusserst gut besucht sind.<br />

In der Regel verfügt jeder junge Militärkader<br />

mit 25 Jahren über die Fähigkeit<br />

zur Analyse einer Mission sowie über<br />

die dazu benötigten Mittel. Im Laufe<br />

seiner Militärkarriere, wird diese Kompetenz<br />

weiter trainiert und entsprechend<br />

dem jeweiligen hierarchischen<br />

Rang ausgebaut.<br />

Konkret will der Autor damit sagen,<br />

dass die militärische Ausbildung mit<br />

den Verwaltungs- und Managementschulen<br />

verglichen werden kann.<br />

Und was ist mit dem <strong>Experte</strong>n?<br />

<strong>Der</strong> <strong>Experte</strong> ist eine Person, die aufgrund<br />

langjähriger Erfahrung über ein<br />

spezifisches, herausragendes Fachwissen<br />

verfügt.<br />

<strong>Der</strong> Vorstand der <strong>Experte</strong>nkammer<br />

von Swiss Engineering erhält manchmal<br />

beschämende und enttäuschende<br />

Feedbacks. Nach dem Einsehen der<br />

Dokumente stellt man Folgendes fest:<br />

• Gestellte Frage nicht beantwortet<br />

• Schlechte Analyse<br />

• Problemstellung nicht verstanden<br />

Solche unerfreulichen Situationen sind<br />

<strong>für</strong> den Vorstand der <strong>Experte</strong>nkammer<br />

Swiss Engineering höchst unangenehm<br />

und der Vorstand denkt darüber<br />

nach, welche Massnahmen zu treffen<br />

sind, um dies in Zukunft zu vermeiden.<br />

An dieser Stelle sei aber auch darauf<br />

hingewiesen, dass die Mitglieder des<br />

Vorstandes der <strong>Experte</strong>nkammer<br />

Swiss Engineering von den korrekten<br />

und gut dokumentierten <strong>Gutachten</strong><br />

nichts erfahren und sehr erfreut sind,<br />

dass sie den grössten Anteil ausmachen.<br />

Heutzutage ist es üblich, nichts<br />

zu sagen, wenn man zufrieden ist, was<br />

der Verfasser zutiefst bedauert. Sagt<br />

man doch nicht auch, dass sich ein<br />

negatives Image zehnmal schneller<br />

verbreitet als ein positives?<br />

Das Leben eines Ingenieurs, Architekten,<br />

aber auch eines <strong>Experte</strong>n besteht<br />

nicht einfach nur aus technischen<br />

Belangen. Die folgenden Grundlagen,<br />

die man den jungen Militärkadern beibringt,<br />

lassen sich perfekt <strong>für</strong> <strong>Experte</strong>n<br />

anwenden:<br />

• Führung<br />

• Führungsmittel<br />

• Ablauf des Führungsprozesses,<br />

Planung<br />

Führung<br />

Trotz modernster technischer Mittel,<br />

bleibt der Mensch der entscheidende<br />

Faktor. Methodische Einheit in der<br />

Überlegung und Handlung sind die<br />

Garanten <strong>für</strong> den Erfolg. Um die gestellten<br />

Herausforderungen zu bewältigen,<br />

muss man sich einer persönlichen<br />

Disziplin des Einsatzes und<br />

Willens verschreiben. Dabei spielen<br />

der Charakter und die Persönlichkeit<br />

eine ebenso wichtige Rolle wie das<br />

Fachwissen und die Kompetenzen.<br />

<strong>Der</strong> <strong>Experte</strong> wie auch der Militärkader<br />

müssen sehr früh die mögliche Entwicklung<br />

der Lage einschätzen können.<br />

Mit Hilfe ihres wachen Geistes,<br />

ihres Realitätssinns, ihrer Fantasie und<br />

ihres logischen Überlegens müssen<br />

sie in der Lage sein, die Situation klar<br />

zu beurteilen und in der Folge einen<br />

angebrachten Entschluss zu fassen.<br />

Damit eine erfolgreiche Führung möglich<br />

ist, muss man entschlossen und<br />

beharrlich auftreten, psychisch stark<br />

aber gleichzeitig auch flexibel sein<br />

und rasch reagieren können. Unentschlossenheit<br />

und Ungenauigkeit können<br />

genauso fatale Folgen haben wie<br />

ein spät getroffener, falscher Entschluss.<br />

Führungsmittel<br />

Im Gegensatz zum Militärkader, der<br />

über einen Führungsstab verfügt, ist<br />

der <strong>Experte</strong> in der Regel auf sich alleine<br />

gestellt. Ziel der Kommunikationssysteme<br />

ist es, die Informationsverarbeitung<br />

zu unterstützen und so den<br />

Führungsprozess zu erleichtern und<br />

zu beschleunigen.<br />

Ablauf des Führungsprozesses,<br />

Planung<br />

Die Problemerfassung ist sowohl <strong>für</strong><br />

den <strong>Experte</strong>n wie auch den Militärkader<br />

sehr wichtig.<br />

<strong>Experte</strong>nwesen, Analysentechnik,<br />

Werkstoffuntersuchung<br />

Bei der Bestimmung des Problems<br />

müssen die folgenden Fragen beantwortet<br />

werden: Welches ist die aktuelle<br />

Lage? In welchem Rahmen und innerhalb<br />

welcher Fristen muss gehandelt<br />

werden?<br />

Wenn der Auftrag (Mission) klar formuliert<br />

ist, können die Einzelheiten der<br />

Problemstellung rasch und einfach<br />

erfasst werden. Im gegenteiligen<br />

Fall, müssen ergänzende Informationen<br />

eingeholt werden. Wenn dies<br />

nicht möglich ist, muss die Lage<br />

richtig beurteilt werden und gegebenenfalls<br />

wird nicht darauf eingegangen.<br />

Man muss sich immer wieder<br />

die Frage stellen: Was wird von mir<br />

erwartet?<br />

Danach gilt es, das Problem zu durchleuchten.<br />

Dabei werden ergänzende<br />

Informationen eingeholt und analysiert,<br />

um eine Übersicht über die<br />

Hauptaspekte der Aufgabe zu erhalten.<br />

Unter besonderen Umständen, sind<br />

manchmal Sofortmassnahmen in den<br />

folgenden Bereichen notwendig:<br />

• Beschleunigung des persönlichen<br />

Entscheidungsprozesses (Antwort<br />

auf die gestellte Frage)<br />

• Beibehalten/Ausweiten der Aktionsfreiheit<br />

Danach erfolgt die Planung des zeitlichen<br />

Ablaufs. Dringlichkeit und Fristen<br />

nehmen grossen Einfluss auf den Stil,<br />

die Form und den Inhalt der zu erstellenden<br />

Dokumente, ebenso auf das<br />

Ausmass der Informationsbeschaffung<br />

und eventuelle Abklärungen vor<br />

Ort.<br />

Nun folgt die Beurteilung der Lage. Es<br />

gilt, die Lage im Rahmen des Auftrages<br />

(Mission) oder der Aufgabe zu beurteilen:<br />

• Für den Entschluss (Antwort auf die<br />

gestellte Frage) wichtige Faktoren<br />

herauskristallisieren und Konsequenzen<br />

daraus ziehen<br />

• Mögliche Entwicklungen der Lage<br />

aufzeigen<br />

• Basierend auf diesen beiden<br />

Punkten verschiedene mögliche<br />

Lösungen ausarbeiten<br />

Die Beurteilung der Lage geht von<br />

Fakten aus, formuliert Feststellungen<br />

und zieht daraus die Konsequenzen<br />

<strong>für</strong> den Entschluss.<br />

Die Entschlussfassung (Antwort auf<br />

die Frage) ist das logische Ergebnis<br />

der Beurteilung der Lage. Durch sie<br />

wählt der <strong>Experte</strong> eine Lösung, um seine<br />

Mission zu erfüllen.<br />

In seiner Antwort, muss der <strong>Experte</strong><br />

seine Darlegungen schlüssig und<br />

nachvollziehbar begründen und verteidigen<br />

können.<br />

Ein Gegengutachten sollte in der<br />

Regel zum gleichen Ergebnis führen.<br />

Zudem muss ein <strong>Gutachten</strong> leicht<br />

nachprüfbar und auch <strong>für</strong> nicht Sachkundige<br />

gut verständlich sein. Abschliessend<br />

möchte der Verfasser <strong>für</strong><br />

die Leser, die ihm geduldig gefolgt<br />

sind, noch folgende beruhigende Tatsache<br />

hervorheben: Es gibt unzählige<br />

Tätigkeiten in unserem Berufsleben, in<br />

denen das Schema des militärischen<br />

Führungsprozesses Anwendung findet,<br />

denn es ist einfach, wirksam,<br />

immer dasselbe und seit Jahrhunderten<br />

bewährt.<br />

Die <strong>Experte</strong>nkammer von Swiss Engineering<br />

zeugt von hoher Qualität, die<br />

es zu bewahren gilt.<br />

Kontakt:<br />

André Berdoz<br />

Präsident der <strong>Experte</strong>nkammer STV<br />

Swiss Engineering<br />

Postfach/ Weinbergstrasse 41<br />

8023 Zürich<br />

044 268 37 15<br />

info@swissengineering.ch<br />

www.swissengineering.ch


30 <strong>Der</strong> <strong>Experte</strong>, Ausgabe April 2012 31<br />

<strong>Der</strong> Bauingenieur als Schiedsgerichtsexperte<br />

Die Einsturzursache einer grossen Stahlkonstruktion konnte mit einer elastoplastischen Analyse<br />

nachgewiesen und von den <strong>Experte</strong>n dem Schiedsgericht der Internationalen Handelskammer<br />

ICC Paris mündlich erläutert werden.<br />

Christian Nänny<br />

<strong>Experte</strong>nwesen, Analysentechnik,<br />

Werkstoffuntersuchung<br />

Im Sommer 2000 brach die Filteranlage<br />

eines westeuropäischen Elektrostahlwerkes<br />

während des Betriebes<br />

plötzlich zusammen. Es handelte sich<br />

um eine Stahlkonstruktion, bestehend<br />

aus zwei Reihen zu je 9 Staubbehältern<br />

mit den Einzelabmessungen L x B<br />

x H = 4.5 m x 3.0 m x 11.7 m, und die<br />

Unterstützung dieser Behälter bestand<br />

aus einer ausgesteiften Rahmenkonstruktion<br />

aus Profilstahl (Figur 1). Personen<br />

wurden bei diesem Gebäude-<br />

einsturz keine verletzt, aber die<br />

Filteranlage erlitt einen Totalschaden<br />

im Betrag von mehr als 10 Mio €.<br />

Obwohl mehrere technische <strong>Gutachten</strong><br />

zum Einsturz der Anlage vorlagen,<br />

konnten sich die Parteien im Verlaufe<br />

einer mehrjährigen juristischen Auseinandersetzung<br />

über die Beilegung<br />

des Streits nicht einigen. Schliesslich<br />

gelangten sie an den Schiedsgerichtshof<br />

der Internationalen Handelskammer<br />

(ICC) in Paris. Dieser ordnete im<br />

Figur 1: Statisches Modell der Filterunterstützung<br />

Figur 2: Knickfigur der Filterunterstützung<br />

Jahr 2006 eine Oberexpertise an und<br />

beauftragte den unterzeichnenden<br />

<strong>Experte</strong>n mit der Erstellung des entsprechenden<br />

abschliessenden <strong>Gutachten</strong>s.<br />

Zur Ermittlung der wirklichen Einsturzursachen<br />

wurde mit dem Programm<br />

FENAS (Finite Element Nonlinear Ana-<br />

lysis of Structures) eine detaillierte<br />

statische und elasto-plastische Analyse<br />

der unterstützenden Rahmen-<br />

konstruktion und der Staubbehälter<br />

durchgeführt. Dazu konnten die Abmessungen,<br />

Materialstärken und Materialqualitäten<br />

den von den Parteien<br />

zur Verfügung gestellten Konstruktionsplänen<br />

der Anlage sowie den bereits<br />

vorinstanzlich erstellten <strong>Gutachten</strong><br />

entnommen werden. Für die Berechnungen<br />

mussten sowohl die SIA-Normen<br />

260 (Grundlagen der Projekt-<br />

ierung von Tragwerken), 261 (Ein-<br />

wirkungen auf Tragwerke) und 263<br />

(Stahlbau) der Generation 2003, als<br />

auch die DIN 18800, Teile 1 bis 3,<br />

berücksichtigt werden. Als Belastung<br />

kamen die Eigengewichte der Konstruktion,<br />

Schnee und Wind gemäss<br />

DIN 1055 sowie als Nutzlasten der<br />

Filterstaub in den Trichtern gemäss<br />

Vorakten in Betracht.<br />

Die Analyse ergab einerseits, dass die<br />

höchstbelasteten Innenstützen bereits<br />

infolge des Knickens das ganze Sys-<br />

Figur 3: Geometrische Modellierung der<br />

Schalenstruktur (Krafteinleitungszone)<br />

tem destabilisiert hatten (Figur 2). Die<br />

rechnerisch ermittelten Knicklasten<br />

stimmten dabei sehr genau mit den an<br />

Ort gemessenen wirklichen Versagenslasten<br />

überein. Diese Versagenslasten<br />

wurden unmittelbar nach dem<br />

Schadenereignis durch genaues<br />

Nachwägen des vorhandenen Filter-<br />

Figur 4: Unter Vollast plastifizierte Krafteinleitungszone<br />

<strong>Experte</strong>nwesen, Analysentechnik,<br />

Werkstoffuntersuchung<br />

staubes ermittelt. – Andrerseits zeigten<br />

die am Schalenmodell vollzogenen<br />

Nachrechnungen, dass die Rahmenecken<br />

und ihre Verbindungen zu<br />

den Behältern wegen fehlender Aussteifungen<br />

schon im Gebrauchszustand<br />

durch die ganze Materialstärke<br />

hindurch plastifiziert gewesen sein<br />

mussten (Figur 3, Figur 4). <strong>Der</strong> Tragwiderstand<br />

dieser Krafteinleitungszonen<br />

erreichte in Wirklichkeit bloss knapp<br />

die Hälfte des rechnerisch erforderlichen<br />

Wertes. Das ganze System hatte<br />

demnach nicht nur wegen mangelhafter<br />

statischer Berechnung, sondern<br />

auch wegen unsachgemässer konstruktiver<br />

Ausbildung versagt.<br />

<strong>Der</strong> <strong>Experte</strong> und der von ihm beigezogene<br />

Co-<strong>Experte</strong>, Dr. Urs Trüeb (Walder<br />

+ Trüeb Engineering AG), hatten<br />

die Gelegenheit, ihre Analysen und<br />

Resultate anlässlich der Schiedsgerichtsverhandlung,<br />

welche in der<br />

Schweiz durchgeführt wurde, münd-<br />

lich darzulegen und zu erläutern.<br />

Dem Schiedsgericht, zusammengesetzt<br />

aus je einem Juristen der klägerischen<br />

und der beklagten Partei sowie<br />

einem neutralen Präsidenten, mussten<br />

die komplexen technischen Zusammenhänge<br />

und Berechnungen möglichst<br />

allgemeinverständlich dargelegt<br />

werden. Die <strong>Experte</strong>n hatten dem Gericht<br />

ihr Wissen und ihre Erkenntnisse<br />

so zu vermitteln, dass die Juristen zu<br />

einem wohlbegründeten abschliessenden<br />

Urteil kommen konnten.<br />

Gleichzeitig mussten die <strong>Experte</strong>n<br />

aber auch jederzeit in der Lage sein,<br />

auf heikle Fragen und Detailkritiken<br />

der Parteien, in deren Gefolge sich jeweils<br />

ebenfalls technische Fachpersonen<br />

befanden, rasch und sicher zu<br />

antworten. Die Gerichtsverhandlung<br />

stellte damit <strong>für</strong> den <strong>Experte</strong>n und seinen<br />

Co-<strong>Experte</strong>n eine spezielle Herausforderung<br />

dar.<br />

Kontakt:<br />

Christian Nänny<br />

dipl. Ing. ETH/SIA<br />

Zertifizierter Gerichtsexperte<br />

Nänny Bauexpertisen GmbH<br />

Scheienhaus/Steigstrasse 2<br />

9055 Bühler<br />

071 793 38 44<br />

www.nänny.ch<br />

bauexpertisen@nänny.ch


<strong>Experte</strong>nwesen, Analysentechnik,<br />

Werkstoffuntersuchung<br />

<strong>Experte</strong>nwesen, Analysentechnik,<br />

Werkstoffuntersuchung<br />

32 <strong>Der</strong> <strong>Experte</strong>, Ausgabe April 2012 33<br />

Zerstörungsfreie Feuchtigkeitsmessung mit<br />

der Neutronensonde<br />

Eine wenig bekannte Methode zur Lokalisierung von nassen Stellen in der Konstruktion Bauschäden<br />

an Gebäuden treten oft im Zusammenhang mit Feuchtigkeit auf. Dabei stellt sich sofort die<br />

Frage, welche Stellen feucht sind und wie gross der Feuchtigkeitsgehalt ist. <strong>Der</strong> folgende Artikel<br />

stellt eine Messmethode vor, die mit Hilfe einer Neutronensonde die Feuchtigkeit in einer Konstruktion<br />

zerstörungsfrei lokalisieren kann.<br />

Roland Büchli<br />

Ausgangslage<br />

Undichte Flachdächer, aus dem Baugrund<br />

aufsteigende Feuchtigkeit, Riss<br />

in der Aussenwand, Frostschäden,<br />

Überschwemmungen – immer spielt<br />

Wasser eine entscheidende Rolle.<br />

Bei den notwendigen Untersuchungen<br />

zur Abklärung der Schadensursache<br />

und der Sanierungsmöglichkeiten<br />

stellt sich oft die Frage, wieviel Wasser<br />

in der Konstruktion vorhanden ist und<br />

wo es sich befindet. Mit anderen Worten,<br />

eine Feuchtigkeitsmessung ist<br />

gefragt. Um Feuchtigkeiten in Baustoffen<br />

zu messen, gibt es verschiedene<br />

Möglichkeiten.<br />

Verschiedene Feuchtigkeits-<br />

Messmethoden<br />

Eine einfache Methode ist die Messung<br />

des elektrischen Widerstandes.<br />

Diese Methode hat den Nachteil, dass<br />

das Resultat nur bei Holz ausreichend<br />

genau ist. Hingegen enthalten feuchte<br />

mineralische Baustoffe häufig wasserlösliche<br />

Salze, welche den elektrischen<br />

Widerstand reduzieren, so dass<br />

eine zu hohe Materialfeuchte angezeigt<br />

wird. Deshalb ist die Ermittlung<br />

der Materialfeuchtigkeit bei mineralischen<br />

Baustoffen mit der elektrischen<br />

Widerstandsmessung nicht zuverläs-<br />

sig. Ebenfalls zerstörungsfrei messen<br />

Verfahren, die auf der Basis von Mikrowellen,<br />

der Kapazität des Wassers<br />

oder des Emissionswertes der Oberfläche<br />

beruhen. Allen diesen Verfahren ist<br />

gemeinsam, dass sie von nicht sichtbaren<br />

Eigenschafen des Baumaterials<br />

verfälscht werden. So gibt z.B. die Mikrowellenmessung<br />

bei Hohlräumen im<br />

Baustoff unkorrekte Feuchtigkeitswerte<br />

an. Die Emissionsmessung (IR-Messung)<br />

braucht Temperaturdifferenzen<br />

damit etwas sichtbar wird und die Messung<br />

der Kapazität ist u.a. abhängig<br />

vom Salzgehalt des Baustoffes.<br />

Eine genauere Methode ist die Messung<br />

mittels CM-Gerät (Calcium-Karbid-Methode).<br />

Dazu muss aber entweder<br />

Material herausgebohrt oder<br />

herausgespitzt werden, was eine Zerstörung<br />

zur Folge hat. Zudem dauert<br />

eine Messung ca. 15 bis 20 Minuten,<br />

was die Anzahl der Messungen schon<br />

vom Aufwand her einschränkt.<br />

Am genauesten kann der Feuchtigkeitsgehalt<br />

mit der Darrmethode festgestellt<br />

werden, bei der wie bei der<br />

CM-Methode eine gewisse Menge des<br />

Baustoffes entfernt wird. Im Labor wird<br />

das Material gewogen, getrocknet und<br />

wieder gewogen. Aus der Gewichtsdifferenz<br />

wird danach der ursprüngliche<br />

Feuchtigkeitsgehalt berechnet. Man<br />

bekommt auf diese Art sehr genaue<br />

Werte. Diese stimmen aber nur gerade<br />

<strong>für</strong> die Stellen, wo die Materialproben<br />

entnommen wurden. Auch diese Me-<br />

thode ist nicht zerstörungsfrei, weshalb<br />

man die Anzahl von Probeöffnungen<br />

oft einschränkt. Zudem dauert es<br />

1 bis 4 Tage (je nach Material) bis das<br />

Resultat bekannt ist.<br />

Die Zerstörung der Bauteile bei der<br />

Probeentnahme ist ein grosses Handicap.<br />

Ein anderes Problem kann darin<br />

bestehen, dass man die feuchten Stellen<br />

nicht immer von Auge erkennen<br />

kann, so dass die Materialproben<br />

zufällig und somit eventuell an den falschen<br />

Stellen entnommen werden. In<br />

solchen Fällen ist die Neutronensonde<br />

ein hervorragendes Hilfsmittel. Es ist<br />

ein handliches, 4 kg schweres Messgerät,<br />

das schnell (7.5 bis 60 Sekunden<br />

pro Messung) in der Lage ist,<br />

Feuchtigkeit aufzufinden, die unsichtbar<br />

innerhalb einer Konstruktion vorhanden<br />

ist (vgl. Bild 1).<br />

Wie funktioniert die<br />

Neutronensonde?<br />

Das Verfahren basiert auf folgendem<br />

kernphysikalischen Effekt:<br />

Bild 1<br />

Das Messgerät erzeugt mit Hilfe einer<br />

radioaktiven Quelle Neutronen von<br />

hoher kinetischer Energie und strahlt<br />

diese in das zu prüfende Material.<br />

Dort stossen die anfänglich „schnellen”<br />

Neutronen (Anfangsgeschwindigkeit<br />

ca. 30‘000 km/s) mit den Atomen<br />

des Materials zusammen. Dabei werden<br />

sie zu „langsamen” Neutronen<br />

von ca. 2.2 km/s abgebremst.<br />

Die Bremswirkung ist beim Zusammenstoss<br />

mit Wasserstoffatomen besonders<br />

gross, weil diese praktisch<br />

die gleiche Masse wie ein Neutron besitzen.<br />

Die „schnellen” Neutronen werden<br />

nach durchschnittlich 19 Zusammenstössen<br />

mit Wasserstoffatomen in<br />

„langsame” Neutronen umgewandelt.<br />

<strong>Der</strong> Bremsweg kann mit dem Zick-<br />

Zack-Kurs einer Billardkugel verglichen<br />

werden. Dabei wird die Bewegung<br />

auch in die Gegenrichtung<br />

umgelenkt, so dass ein Teil der „langsamen”<br />

Neutronen aus der Materie<br />

wieder austritt und auf das Messgerät<br />

trifft.<br />

Die Neutronensonde besteht deshalb<br />

aus einem Erzeuger von ‚schnellen’<br />

Neutronen (Americium-241 und Beryllium)<br />

und zwei Detektoren <strong>für</strong> „langsame”<br />

Neutronen (Heliumrohre) (vgl. Bild<br />

2). Die Dichte der reflektierten „langsamen”<br />

Neutronen wird im Gerät ermittelt<br />

und elektronisch in eine dimensions-<br />

lose Zahl umgewandelt und angezeigt.<br />

Diese kann je nach Konstruktion und<br />

Feuchtigkeitsgehalt zwischen 5 und<br />

150 variieren.<br />

Die Reichweite des Gerätes (Tiefenwirkung)<br />

hängt von der Feuchtigkeit<br />

ab. In eher trockenem Material liegt sie<br />

bei ca. 30cm, bei hoher Feuchtigkeit<br />

ist die Messtiefe ca. 10cm.<br />

Einschränkungen der Methode<br />

Aus der Funktionsweise des Gerätes<br />

ist ersichtlich, dass die Dichte der<br />

Wasserstoff-Atom-Verteilung gemessen<br />

wird. Diese ist aber nicht identisch<br />

mit der Materialfeuchtigkeit. Die gemessene<br />

Wasserstoff-Dichte setzt<br />

sich aus zwei Hauptteilen zusammen,<br />

einem Basiswert, herrührend von<br />

Bild 2<br />

chemisch gebundenem Wasserstoff<br />

in den Baumaterialien und der Materialfeuchte<br />

(Ausgleichsfeuchte plus freies<br />

Wasser). Nur der veränderliche Anteil<br />

der Messwerte stammt aus dem<br />

freien Wasser. Daraus folgt, dass die<br />

Feuchtigkeit umso höher ist, je höher<br />

der angezeigte Wert über dem <strong>für</strong> jede<br />

Konstruktion individuellen Basiswert<br />

liegt.<br />

Die Neutronensonde ist deshalb hervorragend<br />

geeignet, um in einer grossflächigen<br />

Konstruktion, z.B. einem<br />

Flachdach, versteckte Feuchtzonen<br />

aufzuspüren. Es ist auch möglich, innerhalb<br />

von feuchten Zonen zwischen<br />

feucht und weniger feucht zu unterscheiden.<br />

Wichtig ist, dass nur immer<br />

gleiche Konstruktionen miteinander<br />

verglichen werden können. Es ist also<br />

nicht zulässig, die Werte z.B. von einem<br />

Flachdach mit Bitumen-Abdichtungen<br />

und Kork-Wärmedämmung mit<br />

einem solchen mit Kunststoffabdichtung<br />

und Kunststoff-Wärmedämmung<br />

zu vergleichen.<br />

Im Weiteren ist wichtig, dass die Messungen<br />

von einem erfahrenen Fachmann<br />

durchgeführt werden. Er muss in<br />

der Lage sein, Störfaktoren zu erkennen<br />

und zu berücksichtigen. Typische<br />

Störfaktoren sind beispielsweise der<br />

Einfluss von Kristallwasser in mineralisch<br />

gebundenen Baustoffen (z.B. Beton,<br />

Mörtel etc.) Wasserstoffatome im<br />

Grundmaterial (z.B. Kunststoffe, Kork,<br />

Holz) und der Einfluss von Bauteilen,<br />

die in Reichweite des Messgerätes liegen,<br />

usw.<br />

Praktische Anwendung<br />

Im Allgemeinen wird mit dem Gerät<br />

zuerst das Bauteil rasterförmig aus-<br />

gemessen und die Feuchtigkeitsver-<br />

teilung in der Fläche festgestellt.<br />

Wenn genaue Materialfeuchtigkeiten<br />

zu ermitteln sind, werden anschliessend<br />

gezielt Proben entnommen, an<br />

denen im Darrverfahren die absolute<br />

exakte Feuchtigkeit gemessen wird.<br />

Die Proben werden an Stellen entnommen,<br />

die einen hohen Wert, einen<br />

mittleren Wert und einen tiefen Wert<br />

angezeigt haben. Mit den nach<br />

dem Darrverfahren ermittelten exakten<br />

Feuchtigkeitswerten können dann die<br />

übrigen Zählwerte der Neutronen-<br />

sonde durch Interpolation einer bestimmten<br />

Materialfeuchtigkeit zugeordnet<br />

werden.<br />

Eine zweite Methode, die eine grosse<br />

Anzahl von Messwerten mit der Neutronensonde<br />

voraussetzt (>100 Messwerte),<br />

basiert auf der Statistik. Dabei<br />

wird ein Histogramm der Messwerte<br />

erstellt. Daraus werden der Mittelwert<br />

und die Standard-Abweichung berechnet.<br />

Die trockenen Werte liegen zu<br />

99.7% innerhalb der Glockenkurve der<br />

Normalverteilung, deren Ende beim<br />

Mittelwert plus/minus 3 x die Standardabweichung<br />

liegt. Diese Methode wird<br />

eher selten angewendet. Sie ist jedoch<br />

dann sinnvoll, wenn aus bestimmten<br />

Gründen keine Materialproben entnommen<br />

werden können und eine<br />

grosse Zahl von Messungen möglich<br />

ist.<br />

Beispiel Flachdach<br />

In einer Wohnung unter dem Flachdach<br />

eines 2-Familien-Hauses wurden<br />

im November Wassereinbrüche bemängelt.<br />

Das Flachdach bestand aus<br />

einer Betondecke, Dampfsperre, 2 x 3<br />

cm Kork und einer 3-lagigen bituminösen<br />

Abdichtung. Als Schutzschicht<br />

waren 2cm Sand und 4 cm Kies eingebaut.<br />

<strong>Der</strong> Dachdecker hatte als Sofortmassnahme<br />

die Schutzschicht abgeräumt<br />

und die ganze Fläche mit einer<br />

zusätzlichen Bitumenbahn überzogen.<br />

Im Frühling wurde der <strong>Experte</strong> beauftragt,<br />

die Feuchtigkeit in der Wärme-


<strong>Experte</strong>nwesen, Analysentechnik,<br />

Werkstoffuntersuchung<br />

<strong>Experte</strong>nwesen, Analysentechnik,<br />

Werkstoffuntersuchung<br />

34 <strong>Der</strong> <strong>Experte</strong>, Ausgabe April 2012 35<br />

dämmung bezüglich Feuchtigkeit zu<br />

beurteilen und eine eventuelle Sanierung<br />

vorzuschlagen.<br />

Das relativ kleine Dach wurde mit der<br />

Neutronensonde im Raster von einem<br />

Meter ausgemessen (vgl. Bild 3). Zusätzlich<br />

wurden an 4 Stellen Probeöffnungen<br />

gemacht und Korkproben entnommen.<br />

An diesen wurde im Labor<br />

im Darrverfahren der genaue Feuchtigkeitsgehalt<br />

gemessen und mit den<br />

Messwerten der Neutronensonde verglichen.<br />

Dabei zeigte sich, dass Messwerte<br />

die über 53 lagen, einer Materialfeuchte<br />

der Wärmedämmung von<br />

über 5 Vol.-% Feuchtigkeit entsprachen.<br />

Dieser Wert stellt den Grenzwert<br />

dar, über dem Wärmedämmungen in<br />

Flachdächern ausgewechselt werden<br />

müssen. Die Betroffenen Bereiche<br />

wurden in den Grundriss eingezeichnet,<br />

womit die zu sanierenden Stellen<br />

flächenmässig und örtlich erfasst waren<br />

(vgl. Bild 4).<br />

Beispiel Wand<br />

An der Westfassade eines Einfamilienhauses<br />

löste sich einige Jahre nach<br />

der Fertigstellung der Verputz vom<br />

Porenbetonmauerwerk. Die Ablösestellen<br />

lagen im Wesentlichen über<br />

einem Vordach. Dahinter war ein Badezimmer<br />

mit Dusche an der Aussen-<br />

wand eingebaut. Infolge eines un-<br />

dichten Anschlusses des Vordaches<br />

an die Aussenwand sowie wegen<br />

fehlerhafter Kittfugen in der Duschewanne<br />

wurde das Porenbetonmauer-<br />

Bild 3<br />

werk durchfeuchtet. Die Ausdehnung<br />

der Durchfeuchtung wurde anhand<br />

von Messungen mit der Neutronensonde<br />

abgegrenzt. Dabei wurde zugleich<br />

festgestellt, dass einzelne Fensterbank-Anschlüsse<br />

undicht waren.<br />

Beispiel Unterlagsboden<br />

In einem Gymnastikraum löste sich der<br />

Bodenbelag vom Unterlagsboden ab.<br />

Darauf wurde der Belag vom Bodenleger<br />

entfernt und die Feuchtigkeit im<br />

Unterlagsboden gemessen. Dies ergab<br />

einen unerklärlich hohen Wert.<br />

Trotz längerer Austrocknung sank der<br />

Wert nicht auf den nach den SIA-Normen<br />

geforderten Feuchtigkeitsgehalt<br />

von 1.5 M-%. Messungen mit der Neutronensonde<br />

ergaben Zählwerte zwischen<br />

19 und 26. Probenahmen ergaben<br />

Materialfeuchtigkeiten von 4,4<br />

M-% an der feuchtesten Stelle und 2.1<br />

M-% an der trockensten Stelle. Eine<br />

Kontrolle der Anschlüsse ergab, dass<br />

Wasser unter der Aussenwand hindurch<br />

eindringen und in den Unterlagsboden<br />

gelangen konnte.<br />

Weitere Möglichkeiten<br />

Nach Durchfeuchtungen von Unterlagsböden<br />

infolge Leitungsbrüchen,<br />

Überschwemmungen usw. kann mit<br />

der Neutronensonde sehr gut das Ausmass<br />

der geschädigten Bereiche und<br />

beim Austrocknen der zeitliche Verlauf<br />

der Austrocknung gemessen werden.<br />

Dazu wird vor der Austrocknung der<br />

Boden rasterförmig ausgemessen.<br />

Während des Austrocknens werden<br />

die gleichen Stellen erneut gemessen,<br />

was den Erfolg der Trocknung verfolgen<br />

lässt. Ähnliches gilt <strong>für</strong> Wände,<br />

die infolge Rissen oder anderer Ursachen<br />

durchfeuchtet worden sind. Auch<br />

hier lässt sich der Austrocknungsfortschritt<br />

durch periodisches Messen<br />

sehr gut dokumentieren.<br />

Die Messung mit der Neutronensonde<br />

ist die einzige Methode, die immer an<br />

der gleichen Stelle eine Feuchtigkeitsveränderung<br />

in der Tiefe der Konstruktion<br />

messen kann.<br />

Schlussbemerkungen<br />

Die beschriebene Neutronensonde<br />

hat der <strong>Experte</strong> seit Mitte 1989 im Einsatz.<br />

Dabei hat sie sich bei folgenden<br />

Situationen besonders bewährt:<br />

Bild 4<br />

Bei Bauschäden<br />

Ermittlung der Schadenursachen und<br />

des Umfanges der Schäden.<br />

Bei Wasserschäden<br />

Feststellen der tatsächlich geschädigten<br />

Bereiche bei Leitungsbrüchen<br />

usw. zuhanden von Versicherungen;<br />

Kontrolle des Erfolges von Austrocknungsmassnahmen.<br />

Bei Renovationen<br />

Rasche und präzise Erfassung des<br />

Feuchtezustandes von Flachdächern,<br />

Fassaden und Böden als Entscheidungshilfe<br />

<strong>für</strong> Sanierungsmassnahmen.<br />

Literaturhinweise:<br />

• „Lokalisieren von Wasserinfiltrationen<br />

in Flachdächern mit der<br />

Neutronensonde“ EMPA Merkblatt,<br />

Abt. 112<br />

• „Industrieller Einsatz von Neutronenfeuchtemessungen“,<br />

Dipl. Ing.<br />

F. J. Brown, Dipl. Phys. M. Harnisch,<br />

Bauakademie der DDR, Weimar;<br />

ÖIAZ 1984/Heft 9; S. 313 – 316<br />

• „Zur Bestimmung der Feuchtigkeit in<br />

Baustoffen mit Hilfe von Neutronen“;<br />

Dipl. Phys. P. Mlitz und Dr. R. Neider,<br />

Bundesanstalt <strong>für</strong> Materialprüfung<br />

(BAM) Berlin; Die Bautechnik<br />

3/1967; S. 77-81<br />

• Roof-Reader Handbuch: Troxler<br />

Electronic Laboratories Inc:<br />

Research Triangel Parc, N.C.,<br />

27709; U.S.A.<br />

• „Methoden zur Bestimmung des<br />

Feuchtigkeitsgehaltes in porösen<br />

Werkstoffen des Bauwesens“ K.<br />

Pensl. und F. H. Wittmann, ETH<br />

Lausanne, B+B/6.Jahrgang Nr.<br />

4-1983; S. 135 – 143 Bild 6<br />

Kontakt:<br />

Roland Büchli<br />

dipl. Arch. HTL/SIA<br />

Zertifizierter Gerichtsexperte<br />

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8600 Dübendorf<br />

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<strong>Experte</strong>nwesen, Analysentechnik,<br />

Werkstoffuntersuchung<br />

<strong>Experte</strong>nwesen, Analysentechnik,<br />

Werkstoffuntersuchung<br />

36 <strong>Der</strong> <strong>Experte</strong>, Ausgabe April 2012 37<br />

Wasserschaden durch Materialbruch an Abstellverschraubungen<br />

eines Dusche-Mischers<br />

Emil Aemisegger<br />

Hergang:<br />

Die Sanitärfirma hat in einem EFH die<br />

sanitäre Rohmontage parallel zum<br />

Baufortschritt vorgenommen, sowie<br />

nach Fertigstellung Innenausbauten,<br />

am Freitag bis abends die Sanitär-Fertigmontage.<br />

Also ein ganz üblicher<br />

Vorgang. Am Sonntag wurde von der<br />

Bauherrschaft ein grosser Wasserschaden<br />

(über drei Etagen Wasser)<br />

entdeckt.<br />

Als Schadenursache wurde festgestellt,<br />

dass eine verchromte Anschlussverschraubung<br />

des Dusche-Mischers<br />

hinter der Gewindeeinstichstelle, gebrochen<br />

ist. <strong>Der</strong> eilig herbeigerufene<br />

Versicherungsinspektor glaubte an<br />

eine Fehlmontage, infolge unsachgemässer<br />

Montage des Sanitär-Installateurs.<br />

<strong>Der</strong> eingeschaltete <strong>Experte</strong> wollte<br />

nicht ohne weitere Untersuchungen an<br />

diese Aussagen glauben. Aus diesem<br />

Grund verlangte der <strong>Experte</strong> beide<br />

Verschraubungen, mit welcher der<br />

Dusche-Mischer an die Wand-Dosen<br />

angeschlossen wurden.<br />

Auftrag:<br />

Es sei abzuklären, ob die verchromte<br />

Anschluss-Verschraubung des Dusche-Mischers<br />

durch übermässige<br />

Krafteinwirkung durch den Sanitärmonteur<br />

verursacht wurde, oder ob ein<br />

anderer Grund <strong>für</strong> den Riss- resp. den<br />

Bruch und somit den grossen Wasserschaden<br />

verantwortlich sein könnte.<br />

<strong>Der</strong> <strong>Experte</strong> führte eigene Laboruntersuchungen<br />

durch und stellte schnell<br />

fest, dass es sich nicht um einen Torsionsriss<br />

mit Überdehnung des E-Moduls<br />

handeln kann. Die mikroskopische<br />

Beobachtung im Labor ergab,<br />

dass es sich um einen interkristallinen,<br />

spannungsrisskorrosiven Bruch handeln<br />

muss. Die Flanken an den Gewindegängen<br />

waren zudem nicht verformt.<br />

Um diese These jedoch mittels metallographischer<br />

Untersuchungen zu untermauern,<br />

wurde in Absprache mit<br />

der Versicherung die EMPA Dübendorf<br />

Abbildung 1: Dusch-Kabine mit<br />

Kalt- und Warmwasseranschlüssen<br />

Abbildung 2: Nahaufnahme der<br />

Anschluss-Stelle<br />

beauftragt, die Rissgefüge-Untersuchung<br />

vorzunehmen. Nach Meinung<br />

des Meisters des Sanitär-Fachbetriebes,<br />

handelt es sich um einen Materialfehler,<br />

den der Sanitärmonteur nicht<br />

zu verantworten hat. Bei dem gegebenen<br />

Sachverhalt war eine Abnahme<br />

der sanitären Anlagen nicht möglich.<br />

Theorie:<br />

Im Normblatt DIN 50900 41.1<br />

wird Korrosion wie folgt<br />

definiert:<br />

Unter Korrosion versteht man die Zerstörung<br />

von Werkstoffen durch chemische<br />

oder elektrochemische Reaktion<br />

mit ihrer Umgebung.<br />

Korrosion ist ein komplexer Vorgang,<br />

der eine Veränderung am Werkstoff<br />

herbeiführt, die zu einer Beeinträchtigung<br />

der Funktion bis hin zum Bruch<br />

und deshalb zum Ausfall führen kann.<br />

Von wesentlicher Bedeutung ist hierbei<br />

die elektrochemische Korrosion,<br />

die immer dann stattfinden kann, wenn<br />

ein Metall mit einer elektrisch leitenden<br />

Flüssigkeit (zum Beispiel Wasser) in<br />

Kontakt kommt. Dies ist weiter zu unterscheiden<br />

in Korrosion ohne und<br />

Korrosion unter zusätzlicher mechanischer<br />

Belastung.<br />

Die wesentlichen Korrosionsarten<br />

ohne mechanische Belastung<br />

sind:<br />

• Flächenkorrosion (gleichmässig)<br />

• Spaltkorrosion<br />

• Kontaktkorrosion (verschiedene<br />

Materialien in ungeeigneter<br />

Spannungsreihe)<br />

• Muldenkorrosion (Lochfrass)<br />

• Selektive Korrosion<br />

(Entzinkungskorrosion)<br />

Korrosionen unter zusätzlicher<br />

mechanischer Belastung sind:<br />

• Spannungsrisskorrosion<br />

• Schwingungsrisskorrosion<br />

Abbildung 3: Eine intakte Abstell-<br />

verschraubung, eine abgerissene<br />

Verschraubung<br />

Korrosion ist nicht immer ein schädlicher<br />

Vorgang. Bei der Oberflächenkorrosion<br />

kommt es häufig durch Bildung<br />

einer schützenden Deckschicht (Metalloxid)<br />

zu einer Passivierung; es findet<br />

keine weitere Reaktion statt. Korrosion<br />

ist eine meist im System ablaufende<br />

natürliche Erscheinung, der zahlreiche<br />

Werkstoffe (nicht nur Metalle) unterliegen.<br />

Im System ablaufend bedeutet,<br />

dass immer ein Zusammenhang zwischen<br />

einem Werkstoff und seiner Umgebung<br />

vorliegt. Zur Vermeidung von<br />

Korrosion und damit zur Vermeidung<br />

von Schäden ist die Kenntnis korrosionsfördernder<br />

Zusammenhänge <strong>für</strong> die<br />

richtige Werkstoffauswahl und Installationsausführung<br />

notwendig.<br />

Unter ungünstigen Bedingungen resp.<br />

ungeeignetem Material (nicht wärmebehandelt)<br />

und unsachgemässer Fertigung<br />

von Werkteilen, kann es zur<br />

Spannungsrisskorrosion kommen. Dabei<br />

treten plötzlich Risse am Bauteil<br />

auf, ohne dass es vorher erkennbare<br />

Anzeichen gibt.<br />

Damit es zu einem solchen Schaden<br />

kommt, müssen jedoch drei Bedingungen<br />

gleichzeitig eintreten:<br />

1) <strong>Der</strong> Werkstoff muss aufgrund<br />

seiner chemischen Zusammensetzung<br />

anfällig gegen Spannungsrisskorrosion<br />

sein.<br />

2) <strong>Der</strong> Werkstoff muss unter deutlichen<br />

Zugspannungen stehen.<br />

3) <strong>Der</strong> Werkstoff muss einem spezifischen<br />

korrosionsfördernden<br />

Medium ausgesetzt sein.<br />

Fehlt eine der drei Bedingungen, kann<br />

Spannungsrisskorrosion nicht auftreten!<br />

Die <strong>für</strong> das Auftreten von Spannungsrisskorrosion<br />

notwendigen Spannungen<br />

lassen sich unterteilen in „innere<br />

Spannungen“ durch die Fertigung und<br />

Spannungen, die nachträglich bei der<br />

Montage eingebracht werden. Durch<br />

die besonderen Fertigungsprozesse<br />

liegen in gütegesicherten Messingbauteilen<br />

keine Materialeigenspannungen<br />

mehr vor.<br />

Dennoch können Werkstoffbelastungen<br />

durch die Montage „äussere<br />

Spannungen“, wenn auch in geringeren<br />

und sehr selteneren Fällen beigebracht<br />

werden.<br />

Es ist unerheblich, ob Zugspannungen<br />

von aussen aufgebracht werden oder<br />

als innere Spannungen vorliegen. Hingegen<br />

lösen Druckspannungen keine<br />

Spannungsrisskorrosion aus.<br />

Bei Messing wird Spannungsrisskorrosion<br />

fast ausschliesslich durch Ammoniak<br />

oder ammoniakalische Verbindungen<br />

in Gegenwart von Wasser<br />

oder Wasserdampf ausgelöst. Obwohl<br />

Ammoniakgehalte in der Umgebungsatmosphäre<br />

nie gänzlich auszuschliessen<br />

sind, wird Messing seit Jahrzehnten<br />

ohne Probleme im Aussenbereich<br />

oder als Kontaktwerkstoff vielseitig eingesetzt.<br />

Häufig aus Unkenntnis, werden<br />

unklare Schadensfälle nicht in<br />

Zusammenhang mit Spannungsriss-<br />

korrosion gebracht.<br />

Genauere Untersuchungen belegen<br />

jedoch, dass diese Fälle in der überwiegenden<br />

Zahl und immer häufiger<br />

auf genau diese Ursachen zurückzuführen<br />

sind. Auch ist ein Zusammenhang<br />

mit der Globalisierung und freier<br />

Einfuhr von Produkten, die aus allen<br />

Herrenländern in die EU und in der Fol-<br />

Abbildung 4:<br />

Intakte Abstellverschraubung<br />

ge vorbehaltslos in die Schweiz eingeführt<br />

werden können, ohne spezifische<br />

Prüfung bei der schweizerischen Prüfstelle<br />

SVGW zu erkennen. Es sind einige<br />

Fälle von „veredelten Produkten“<br />

aus dem Grosshandel in Italien bekannt.<br />

Einige Schweizer Grosshändler<br />

kaufen solche sehr günstigen, meist<br />

sehr schön designten Produkte in Italien<br />

ein.<br />

Die meisten Fälle jedoch, die der <strong>Experte</strong><br />

untersuchte sind Fälle von ungenügender<br />

Wärmebehandlung und unsachgemässer<br />

Fertigung (stumpfe<br />

Werkzeuge etc.) der Werkstücke. Diese<br />

Werkstücke werden meist von Billigländern<br />

eingekauft. Von aussen weisen<br />

die verchromten Teile keine Makel<br />

aus.<br />

Die Nachfrage beim SVGW lohnt sich<br />

in der Regel, denn man stellt immer<br />

wieder erstaunt fest, dass genau diese<br />

Teile nicht von der SVGW zugelassen<br />

sind, die in der Praxis Probleme bieten,<br />

nicht zur Montage zugelassen<br />

sind, doch häufig verkauft und auch<br />

verarbeitet werden.<br />

Die meisten Fälle jedoch, die der <strong>Experte</strong><br />

untersuchte, sind Fälle von ungenügender<br />

Wärmebehandlung und<br />

unsachgemässer Fertigung (stumpfe<br />

Werkzeuge etc.) der Werkstücke.<br />

Analyse:<br />

Die Bearbeitung der Gewinde ist nicht<br />

sauber, die Haftkanten, die angebracht<br />

wurden sind mittels stumpfen<br />

Werkzeugen angebracht worden. Die<br />

Gewindegänge sind mit stumpfen<br />

Werkzeugen erstellt worden. Im Vergleich<br />

zu einer Abstellverschraubung<br />

Abbildung 5:<br />

Gebrochene Abstellverschraubung


<strong>Experte</strong>nwesen, Analysentechnik,<br />

Werkstoffuntersuchung<br />

<strong>Experte</strong>nwesen, Analysentechnik,<br />

Werkstoffuntersuchung<br />

38 <strong>Der</strong> <strong>Experte</strong>, Ausgabe April 2012 39<br />

Abbildung 8: Bruchstelle mit lagerungen auf Bruchfläche<br />

Abbildung 9: Bruchstellen<br />

Abbildung 10: Bearbeitungsfläche am Umfang und Bruchstelle<br />

Abbildung 6: Abgebrochenes Gewindeteil Abbildung 7: Intaktes Gewindeteil<br />

schweizerischer oder deutscher Herkunft,<br />

lässt sich ein frappanter Unterschied<br />

erkennen.<br />

Metallographische<br />

Untersuchung<br />

Senkrecht zur gewindeseitigen Bruchfläche<br />

des schadhaften Rohrstücks<br />

wurde ein Längsschliff entnommen.<br />

a) Rohrstück nach Probenentnahme<br />

b) eingebettete Probe<br />

Bild 12 zeigt das angeätzte Gefüge<br />

unterhalb der Bruchfläche: es handelt<br />

sich um ein zweiphasiges Gefüge, das<br />

<strong>für</strong> ein Alpha/Beta-Messing der Qualität<br />

MS 58 charakteristisch ist. Die weitere<br />

metallographische Untersuchung<br />

konzentrierte sich auf den Randbereich<br />

unterhalb der Bruchfläche. Im<br />

ungeätzten Schliff werden einerseits<br />

die <strong>für</strong> den verwendeten Messingwerkstoff<br />

charakterteristischen bleihaltigen<br />

Ausscheidungen sichtbar, andererseits<br />

erkennt man am Rand des<br />

Rohrstücks rillenförmige Aussparungen<br />

in der Chromschicht, die in regelmässigen<br />

Abständen angeordnet<br />

sind.<br />

Ein gleichartiger Befund konnte auch<br />

im nahegelegenen Gewindebereich<br />

vorgefunden werden, wie aus Bild 17<br />

ersichtlich ist. Hier konzentrieren sich<br />

Bruchfläche<br />

a)<br />

Kratzer (gem. Auftraggeber<br />

beim Ausbau entstanden) b)<br />

Abbildung 11: Probeentnahmestelle <strong>für</strong> die metallographische Untersuchung. Abbildung 12: Zweiphasiges Alpha/Beta<br />

Messing (LM-Aufn.)<br />

Bruchfläche<br />

s. nächstes<br />

Abbildung 13: Ungätzter Längsschliff mit<br />

dunklen bleihaltigen Ausscheidungen<br />

sowie rillenförmigen Vertiefungen im<br />

Randbereich des Messingrohrs (Lichtmikroskop-Aufnahme).<br />

Abbildung 16: Vergrösserung aus dem<br />

vorherigem Bild: In den Rissen sind<br />

Ablagerungen zu erkennen.<br />

Bruchfläche<br />

Abbildung 14: Höhere Vergrösserung<br />

aus Bild 4: Kantige, rechteckige Aussparungen<br />

in der Chromschicht unterhalb<br />

des Gewindebereiches, von denen feine<br />

Risse ins Grundmaterial ausgehen.<br />

(Lichtmikroskop-Aufnahme)<br />

Abbildung 17: Aussparungen in der<br />

Chromschicht im Gewindegrund des ersten<br />

Gewindeganges (von der Bruchfläche<br />

aus gesehen) mit teilweise sichtbaren<br />

Anrissen.<br />

Abbildung 15: Oberfläche der Beschichtung<br />

mit zahlreichen, tangential orientierten<br />

Rissen.<br />

Abbildung 18: Hauptriss mit vorwiegend<br />

interkristallinem Rissverlauf (LM-Aufn.)


<strong>Experte</strong>nwesen, Analysentechnik,<br />

Werkstoffuntersuchung<br />

<strong>Experte</strong>nwesen, Analysentechnik,<br />

Werkstoffuntersuchung<br />

40 <strong>Der</strong> <strong>Experte</strong>, Ausgabe April 2012 41<br />

die Vertiefungen auf den Gewindegrund;<br />

von dort gehen ebenfalls<br />

feine Anrisse in das Messinggefüge<br />

aus.<br />

Die betreffende Stelle ist in Bild 14 bei<br />

höherer Vergrösserung wiedergegeben.<br />

Man erkennt, dass die Aussparungen<br />

in der Chromschicht eine kantige,<br />

regelmässige und zumeist recht-<br />

eckige Form besitzen und dass von<br />

deren Grund feine Risse in das Grundmaterial<br />

ausgehen. Rasterelektronenmikroskopische<br />

Aufnahmen (Bilder 15<br />

und 16) zeigen die Oberfläche des beschichteten<br />

Ringes unterhalb der<br />

Bruchfläche. Auf der Ringoberfläche<br />

sind sehr viel feine Risse verteilt über<br />

die gesamte Fläche zu erkennen. Diese<br />

Risse korrelieren mit den im metallographischen<br />

Schliff beobachteten<br />

Aussparungen in der Chromschicht.<br />

Weiterhin wird aus Bild 16 sichtbar,<br />

dass sich in den Rissen Verunreinigungen<br />

abgelagert haben. Aufgrund<br />

ihrer Morphologie ist davon auszugehen,<br />

dass die Risse, respektive Aussparungen<br />

in der Chromschicht bereits<br />

vor der Montage und In-<br />

betriebnahme im Messingrohr vor-<br />

handen waren. Anrisse, die durch<br />

korrosive oder mechanische Belastung<br />

im Betrieb entstehen, zeichnen<br />

sich dagegen durch unregelmässige,<br />

eher zerklüftete Formen aus.<br />

Die Mikroaufnahme in Bild 17 verdeutlicht<br />

aber auch, dass keine plastische<br />

Verformung im Bereich der Gewindeflanken<br />

vorliegt. Dies wäre ein Anzeichen<br />

<strong>für</strong> ein übermässiges Anziehen<br />

der Abstellverschraubung.<br />

Die vorgefundenen Aussparungen in<br />

der Chromschicht liegen in unmittelbarer<br />

Nähe des Hauptrisses, der zum<br />

vollständigen Versagen des Bauteils<br />

geführt hat, siehe Bild 12. Es ist deshalb<br />

mit sehr grosser Wahrscheinlichkeit<br />

davon auszugehen, dass dieser<br />

Hauptriss ebenfalls von einer derartigen<br />

Aussparung in der Chromschicht<br />

seinen Ausgang nahm. Bei höherer<br />

Vergrösserung (siehe Bild 18) ist gut<br />

zu erkennen, dass dieser Riss einen<br />

vorwiegend interkristallinen Verlauf<br />

aufweist.<br />

Abbildung 19: Verformungsarme Bruchfläche<br />

(REM-Aufnahme der gewindeseitigen<br />

Bruchhälfte)<br />

Fraktographische Untersuchung<br />

Die gebrochene Anstellverschraubung<br />

wurde im Rasterelektronenmikroskop<br />

untersucht. Bild 19 zeigt einen Teil<br />

der Bruchfläche bei niedriger Ver-<br />

grösserung. <strong>Der</strong> Bruch ist verformungsarm<br />

und weist im Randbereich<br />

keine nennenswerten Scherlippen auf,<br />

die auf einen Gewaltbruch hindeuten<br />

würden.<br />

Bei höherer Vergrösserung zeigt sich<br />

ebenfalls ein verformungsarmer Sprödbruch,<br />

der vorwiegend von interkristallinem<br />

Charakter ist, siehe Bild 20. Wie<br />

aus Bild 19 ersichtlich, befinden sich<br />

im Randbereich – sowohl innen als<br />

auch aussen – der Bruchfläche hell erscheinende<br />

Partikel, die im REM mit<br />

EDX analysiert wurden. Es handelt<br />

sich um nichtmetallische Partikel, die<br />

neben grossen Mengen an Kohlenstoff<br />

und Sauerstoff vor allem Kalium, Natrium,<br />

Calcium sowie Chlor und Schwefel<br />

enthalten. Diese Partikel sind mit grosser<br />

Wahrscheinlichkeit mit dem eindringenden<br />

Wasser auf die Bruchfläche<br />

gelangt.<br />

Gutachterliche Stellungnahme:<br />

Beantwortung der Fragen der Versicherungen<br />

1: Ist der Schaden dem Sanitärmonteur<br />

zuzuordnen?<br />

<strong>Der</strong> Schaden hat den Ursprung im interkristallinen<br />

Bruchgefüge. Es handelt<br />

Abbildung 20: Vorwiegend interkristalliner<br />

Sprödbruch (REM-Aufn.)<br />

sich um einen verformungsarmen<br />

Sprödbruch.<br />

Die faktographische und die makroskopischen<br />

Aufnahmen zeigen, dass<br />

weder im Bruchbereich keine nennenswerten<br />

Scherlippen festzustellen<br />

sind, noch die Gewindegänge verformt<br />

sind. Es ist kein Gewaltbruch<br />

festzustellen. <strong>Der</strong> Sanitärmonteur ist<br />

somit entlastet.<br />

2: Ist der Schaden durch andere<br />

Ursachen erfolgt?<br />

<strong>Der</strong> Schaden, welcher durch den<br />

plötzlichen Bruch der verchromten<br />

Messingverschraubung entstanden ist,<br />

kann eindeutig als verformungsarmer<br />

Sprödbruch interkristalliner Art bezeichnet<br />

werden.<br />

Es handelt sich hier um ein minder-<br />

wertiges, verchromtes Messingformstück,<br />

welches den üblichen Bedingungen<br />

in der Sanitärtechnik nicht<br />

Stand hielt.<br />

3: Metallographische Beweisführung<br />

(EMPA Sachbearbeiter:<br />

Dr. M Roth und A. Al-Badri)<br />

Nachfolgend werden die wesentlichen<br />

metallographischen und fraktographischen<br />

Befunde zusammengefasst und<br />

Indizien <strong>für</strong> den Schadensmechanismus<br />

verdeutlicht:<br />

a) Die gebrochene Abstellverschraubung<br />

weist knapp unterhalb der Bruch-<br />

fläche zahlreiche Aussparungen und<br />

Vertiefungen in der Chromschicht auf.<br />

Aufgrund ihrer Form und Regelmässigkeit<br />

müssen diese während des Herstellungsprozesses<br />

entstanden sein.<br />

b) Von diesen rillenförmigen Vertiefungen<br />

der Chromschicht gehen feine<br />

Risse ins Grundmaterial aus. Diese<br />

Beobachtung lässt den Schluss zu,<br />

dass dieser Mechanismus auch <strong>für</strong> die<br />

Auslösung des Hauptrisses verantwortlich<br />

war.<br />

c) Die fraktographische Untersuchung<br />

im REM hat zum Ergebnis, dass es<br />

sich um einen verformungsarmen, vorwiegend<br />

interkristallinen Bruch handelt.<br />

Dieses Bruchbild ist typisch <strong>für</strong><br />

Spannungsrisskorrosionen.<br />

d) Das verwendete Alpha/Beta-Messing<br />

der Qualität MS 58 ist empfindlich<br />

auf Spannungsrisskorrosion.<br />

e) Zugspannungen können im Bauteil<br />

von der Fertigung her vorhanden<br />

<strong>Experte</strong>nkammer<br />

Swiss Engineering STV, Weinbergstrasse 41, CH-8006 Zürich<br />

Tel. +41 (0)44 268 37 15, www.swissexperts.ch<br />

sein (Eigenspannungen). Zusätzlich<br />

dazu, kommen allfällige Montagespannungen<br />

sowie betriebsbedingte<br />

Spannungen (Innendruck des Wassers).<br />

Im vorliegenden Fall muss<br />

ausserdem noch die mikroskop-<br />

ische Kerbwirkung – verursacht durch<br />

die rechteckigen Vertiefungen in der<br />

Chromschicht – genannt werden, die<br />

zu einer lokalen Erhöhung der Spannung<br />

führt. Dies könnte die Erklärung<br />

da<strong>für</strong> sein, warum der Bruch in einem<br />

„neutralen“ Bereich des Rohres - und<br />

nicht im Kerbgrund des Gewindes<br />

oder im Querschnittübergang - entstanden<br />

ist.<br />

f) Als korrosives Medium kommen das<br />

Wasser selbst (nitrat- oder sulfathaltiges<br />

Leitungswasser), aber auch Reinigungsmittel,<br />

die ammoniakalische Verbindungen<br />

enthalten, in Frage. Ein<br />

spezifischer Nachweis des <strong>für</strong> die<br />

Spannungsrisskorrosion verantwortlichen<br />

Mediums ist nachträglich kaum<br />

mehr oder nur mit äusserst grossem<br />

Aufwand möglich.<br />

Kontakt:<br />

Emil Aemisegger<br />

dipl. Ing./Oek.<br />

Zertifizierter Gerichtsexperte<br />

<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Gutachten</strong> Expertisen<br />

und Engineering ae GmbH<br />

Obere Heslibachstrasse 29<br />

CH-8700 Küsnacht<br />

044 912 01 07<br />

079 400 43 30<br />

aemiseggeremil@bluewin.ch<br />

<strong>Experte</strong>nkammer<br />

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www.swissexperts.ch<br />

<strong>Experte</strong>nwissen <strong>für</strong> Sie


<strong>Experte</strong>nwesen, Analysentechnik,<br />

Werkstoffuntersuchung<br />

<strong>Experte</strong>nwesen, Analysentechnik,<br />

Werkstoffuntersuchung<br />

42 <strong>Der</strong> <strong>Experte</strong>, Ausgabe April 2012 43<br />

Infrarotaufnahmen, bunte Kunstwerke oder<br />

Sanierungsgrundlage?<br />

Andreas Haase und Christoph Tanner<br />

Viele Hauseigentümer sind an Wärmebildern<br />

(auch Infrarotaufnahmen oder<br />

IR-Bilder genannt) interessiert. Sie<br />

wollen den energetischen Zustand<br />

ihres Gebäudes sehen und damit<br />

prüfen, ob das stimmt, was ihnen die<br />

Energieexperten sagen und vorrechnen.<br />

Mit einer IR-Kamera werden<br />

rasch ein paar Bilder vom Gebäude<br />

gemacht und schon können alle Bauteile<br />

energetisch beurteilt werden.<br />

Leider ist es nicht so einfach. Wesentlich<br />

bei Infrarotaufnahmen ist die<br />

Frage nach dem Zweck. Sollen energetische<br />

Aussagen resultieren (die<br />

Wand ist gut oder schlecht gedämmt),<br />

so sind die Anforderungen an den<br />

Thermografen enorm hoch, denn es<br />

müssen viele Punkte bei den Aufnahmen,<br />

den Auswertungen und der Interpretation<br />

der Bilder beachtet werden.<br />

Geht es nur darum, hinter dem Putz<br />

versteckte Riegelstrukturen zu erkennen<br />

oder Dübelstellen von Wärmedämmplatten<br />

aufzufinden, so ist das<br />

kein Problem und wenig aufwändig.<br />

Solche und weitere Bauthermografie-<br />

Anwendungen wie z.B. die Suche<br />

nach Luftleckagen können unter Ausnutzung<br />

der grossen Temperaturamp-<br />

Wie entsteht ein IR-Bild<br />

lituden problemlos auch im Sommer<br />

durchgeführt werden.<br />

„Wer misst, misst Mist“<br />

Dieser altbekannte Satz mahnt immer<br />

wieder – speziell bei komplizierten<br />

Messmethoden – vorsichtig zu sein<br />

und sich genau zu überlegen, warum<br />

und wie etwas gemessen wird. Wenn<br />

wir mit einer Infrarot-Kamera ein Gebäude<br />

aufnehmen, messen wir die<br />

Oberflächentemperaturen. Dabei erfasst<br />

die IR-Kamera die dem menschlichen<br />

Auge verborgene Wärmeabstrahlung<br />

eines Objektes im Infra-<br />

rotbereich. Für die Bilderzeugung wird<br />

jeder gemessenen Temperatur eine<br />

Farbe zugeteilt. Diese Zuteilung ist mit<br />

dem Farbkeil und dessen Skalierung<br />

dargestellt (siehe Kasten: Wie entsteht<br />

ein IR-Bild).<br />

Verschiedene Faktoren wie der U-Wert,<br />

die Innen- und Aussentemperaturen,<br />

Abstrahlungseigenschaften aber auch<br />

die Messtechnik etc. haben einen<br />

wesentlichen Einfluss auf die Ober-<br />

flächentemperaturen des Objekts. Soll<br />

anhand von den Wärmebildern eine<br />

energetische Beurteilung eines Bauteils<br />

abgeleitet werden, so muss die<br />

Skalierung des Farbkeils diese Fakto-<br />

Ein Wärmebild ist ein Abbild von Oberflächentemperaturen.<br />

Eine IR-Kamera misst die dem menschlichen Auge verborgene<br />

Wärmeabstrahlung eines Objektes im Infrarotbereich. Die im<br />

Baubereich verwendeten IR-Kameras sollten min. 320 x 240<br />

Bildpunkte erfassen. Jedem dieser Messpunkte wird dann via<br />

Rechenprozess – der Temperatur entsprechend – eine bestimmte<br />

Farbe zugeordnet. Diese Zuordnung kann beliebig verändert<br />

werden womit sich die gleiche IR-Aufnahme zu optisch völlig<br />

unterschiedlichen Wärmebildern „verarbeiten“ lässt.<br />

ren berücksichtigen und nachvollziehbar<br />

eingestellt werden. Diese Bildeinstellung<br />

ist der Schlüssel zu ver-<br />

gleichbaren Infrarotaufnahmen und<br />

zur quantitativen Abschätzung der<br />

Wärmeverluste.<br />

Bis Ende 2011 gab es keine Normen,<br />

Richtlinien und Empfehlungen, die<br />

beschreiben, wie intensiv gewisse<br />

Schwachstellen in den Wärmebildern<br />

dargestellt werden sollen. Das bedeutet,<br />

dass jeder Thermograf die Bild-<br />

Skalierung nach seinen eigenen Empfindungen<br />

und Erfahrungen einstellt<br />

(vgl. Bildbeispiel 1). Wird eine Fassade<br />

von drei verschiedenen Thermografen<br />

aufgenommen, so resultieren<br />

drei verschiedene Wärmebilder und<br />

demzufolge wahrscheinlich auch drei<br />

unterschiedliche Bewertungen. Aber<br />

damit nicht genug, denn drei Tage<br />

später, bei einer kälteren Aussentemperatur,<br />

kämen nochmals drei Variationen<br />

dazu. In vielen Fachartikeln wird<br />

erwähnt, dass Wärmebilder nur qualitative<br />

Auskünfte geben. Fakt ist aber,<br />

dass jedes Bild, den Farben entsprechend,<br />

emotional bewertet wird und<br />

somit auf Grund der subjektiven Bildeinstellung<br />

des Thermografen eine<br />

quantitative Beurteilung abgeleitet<br />

wird, nachdem Muster rot = schlecht.<br />

Mögliche Konsequenz am erwähnten<br />

Beispiel 1: Bildgestaltung<br />

Aus einer einzigen IR-Aufnahme wurden hier zwei unterschiedliche Wärmebilder<br />

generiert. Ist das Gebäude gut oder schlecht gedämmt? Sind die<br />

Fenster neu oder alt?<br />

Fassadenbeispiel: In einem Bericht erscheinen<br />

die Fensterrahmen rot und<br />

es wird ein Fensterersatz empfohlen,<br />

in einem andern erscheinen sie gelb<br />

und werden als akzeptabel beurteilt.<br />

Eine Plausibilitätskontrolle einer Beurteilung<br />

kann nur dann gemacht werden,<br />

wenn die wesentlichen Randbedingungen<br />

zu den Aufnahmen ermittelt<br />

und deklariert werden. Dazu gehören<br />

Angaben über die Entwicklung der<br />

Lufttemperaturen vor den Aufnahmen<br />

sowie Aussagen zum Bewölkungsgrad,<br />

Niederschlag und Windstärke<br />

vor Ort. Das Wichtigste aber, was zu<br />

jedem IR-Bild gehört, ist der Farbkeil<br />

mit der Temperaturzuordnung sowie<br />

das Aufnahmedatum mit Zeitangabe.<br />

Aber auch Hinweise zur Exposition<br />

des abgebildeten Bauteils, zur Konstruktion<br />

und zu den Oberflächenmaterialien<br />

gehören dazu. Es muss also einiges<br />

an Aufwand betrieben werden, um<br />

Fehlbeurteilungen zu verhindern und<br />

die Nachvollziehbarkeit zu gewährleisten.<br />

Energetische Beurteilung von Gebäuden<br />

mit Thermografie und der Methode<br />

QualiThermo:<br />

Bei der Gebäudethermografie werden<br />

aus den Farben der Wärmebilder oft<br />

individuelle Abschätzungen zu den<br />

Wärmeverlusten von Bauteilen und zu<br />

Wärmebrücken vorgenommen. Damit<br />

solche Interpretationen nachvollziehbar<br />

sind, sollten da<strong>für</strong> die IR-Bilder<br />

standardisiert dargestellt werden. Das<br />

kann mit der Methode QualiThermo®<br />

erreicht werden. Dieses Verfahren ist<br />

auf empirischer Basis entstanden und<br />

liefert Vorgaben <strong>für</strong> die Farbkeileinstellung.<br />

Damit wird es in beschränktem<br />

Rahmen möglich, Wärmebilder gleichwertig<br />

darzustellen, auch wenn bei<br />

den Aufnahmen unterschiedliche Meteobedingungen<br />

herrschten. Voraussetzung<br />

<strong>für</strong> diese Methode ist aber,<br />

dass vor und während der Aufnahmen<br />

gute IR-Randbedingungen herrschen.<br />

Das ist der Fall, wenn die verschiedenen<br />

Meteo-Faktoren in Bezug auf die<br />

zu beurteilende Konstruktion eine<br />

möglichst geringe Abweichung der<br />

Oberflächentemperatur bezüglich des<br />

stationären Zustandes ergeben. Mit<br />

der Bildeinstellung nach der Methode<br />

QualiThermo® können unterschiedliche<br />

Wärmebilder miteinander verglichen<br />

werden und es kann der Unterschied<br />

zwischen guten und schlechten<br />

Aussenwänden oder Fenstern etc.<br />

grob aufgezeigt werden. Die einzelnen<br />

Bauteile können somit auch quantitativ<br />

eingestuft und als Grundlage <strong>für</strong> eine<br />

Sanierung verwendet werden.<br />

Das Bundesamt <strong>für</strong> Energie (BFE)<br />

unterstützte ein durch die QC-Expert<br />

AG lanciertes Projekt. Zusammen<br />

mit der Eidgenössischen Materialprüfungs-<br />

und Forschungsanstalt (Empa),<br />

Abteilung Bautechnologien und der<br />

Hochschule Luzern (HSLU), Technik &<br />

Architektur wurde während rund drei<br />

Jahren die Methode QualiThermo®<br />

überprüft und weiter entwickelt. Die<br />

Resultate sind im Bericht „Energetische<br />

Beurteilung von Gebäuden mit<br />

Thermografie und der Methode Quali-<br />

Thermo“ festgehalten. <strong>Der</strong> Bericht<br />

kann als gedruckte Version beim Thermografie<br />

Verband Schweiz (theCH)<br />

bezogen werden.<br />

Im Rahmen des Projekts wurde ein<br />

Testgebäude während der Wintersaison<br />

2009/2010 wärmetechnisch detailliert<br />

ausgemessen und abschnittsweise<br />

mit zwei IR-Kameras beobach-<br />

tet. Mit Simulationsberechnungen und<br />

anschliessenden Sensitivitätsanalysen<br />

konnte dann aufgezeigt werden, welche<br />

Meteo-Faktoren <strong>für</strong> die Genauigkeit<br />

der Abschätzung von Wärmeverlusten<br />

entscheidend sind. Daraus<br />

wurden die wesentlichen Erkenntnisse<br />

<strong>für</strong> die Praxis abgeleitet und illustriert.<br />

Das Projekt hat gezeigt, dass wissenschaftliche<br />

Untersuchungen und Erfahrungswerte<br />

aus der Praxis oft in<br />

guter Übereinstimmung sind. Mit QualiThermo®<br />

steht nun den Praktikern ein<br />

wissenschaftlich überprüftes Instrument<br />

zur Verfügung, mit welchem korrekte<br />

und zielgerichtete Wärmebilder<br />

erstellt, ausgewertet und beurteilt werden<br />

können.<br />

Das QualitThermo®-Tool und eine<br />

Dokumentation, die Erläuterungen und<br />

Hintergründe zu den am meisten beobachteten<br />

Problemstellen bei Wärmebildern<br />

von Gebäuden aufzeigt und<br />

bei der die meisten Bilder mittels QualiThermo®<br />

ausgewertet wurden, ist


<strong>Experte</strong>nwesen, Analysentechnik,<br />

Werkstoffuntersuchung<br />

<strong>Experte</strong>nwesen, Analysentechnik,<br />

Werkstoffuntersuchung<br />

44 <strong>Der</strong> <strong>Experte</strong>, Ausgabe April 2012 45<br />

Beispiel 2: Bildeinstellung mit QualiThermo®<br />

Ein altes MFH mit ungedämmtem Backsteinmauerwerk wurde zu unterschiedlichen<br />

Zeitpunkten aufgenommen. Die Aussentemperaturen waren<br />

verschieden. Mit der Methode QualiThermo® ergeben sich vergleichbare<br />

Bilder.<br />

ebenfalls beim Thermografie Verband<br />

Schweiz erhältlich.<br />

Aus dem Projekt:<br />

Zusammenfassung der wichtigsten<br />

Einflussfaktoren <strong>für</strong> die energetische<br />

Beurteilung von IR-Aussenaufnahmen:<br />

• Meteo (Aktuelle Wetterbedingungen,<br />

vergangene Wetterbedingungen,<br />

Bewölkung, Himmelstemperatur,<br />

Wind, solarer Strahlungsverlauf<br />

etc.)<br />

• Objekt (Gebäudekonstruktion, Materialien,<br />

Gebäudealter, Gebäudeumgebung,<br />

Betriebszustand, etc.)<br />

• Kamera/Technik (Leistungsdaten<br />

der IR-Kamera, Auswertesoftware)<br />

• Dienstleister, Subjektives (Zweck<br />

der IR-Aufnahmen, Ausbildung/<br />

Erfahrung, Bildeinstellung)<br />

Aussen- oder Innenthermografie?<br />

IR-Innenaufnahmen sind eine ideale<br />

Ergänzung zu Aussenaufnahmen,<br />

denn von aussen können im Dach-<br />

und Kellerbereich nicht alle Wärmeverluste<br />

erkannt werden. Detailuntersuchungen<br />

wie z.B. die Lokalisierung<br />

von potenziellen Schimmelzonen, die<br />

Ortung von Luftleckstellen (mit Hilfe<br />

einer BlowerDoor Anlage) oder das<br />

Aufzeigen von Bodenheizungs-Rohren<br />

können nur von innen gemacht<br />

werden. <strong>Der</strong> Aufwand <strong>für</strong> eine umfassende<br />

Innenanalyse ist aber meist<br />

deutlich grösser und kann selten mit<br />

Aussenaufnahmen (Nachteinsätze) ver-<br />

bunden werden.<br />

Anzumerken ist, dass die Gebäudethermografie<br />

aber auch klare Grenzen<br />

hat: Wohl kann man z.B. erkennen, ob<br />

eine Aussenwand gut oder schlecht<br />

gedämmt ist, aber man kann nicht unterscheiden,<br />

ob sie gut oder sehr gut<br />

gedämmt ist. Da<strong>für</strong> sind die thermischen<br />

Differenzen auf der Oberfläche<br />

einfach zu klein. Auch ist nicht jedes<br />

Fassadenmaterial und jede Konstruktionsart<br />

(z.B. hinterlüftete Fassaden)<br />

gleich gut geeignet <strong>für</strong> IR-Beurteilungen.<br />

Zusammenfassung<br />

• IR-Bilder zeigen, wo bei beheizten<br />

Gebäuden die grössten Wärme-<br />

verluste auftreten. Wärmebilder<br />

sind ideale Grundlagen <strong>für</strong> den<br />

Baufachmann, der vor Ort eine<br />

Zustandserfassung des Gebäudes<br />

macht, um ein Sanierungskonzept<br />

auszuarbeiten.<br />

• IR-Bilder von Neubauten (oder<br />

nach einer Sanierung) dienen als<br />

energetische Qualitätskontrolle mit<br />

sichtbarem Beleg. Für IR-Bilder gibt<br />

es aber keine Grenzwerte.<br />

• Für hochwertige IR-Aussenauf-<br />

nahmen braucht es spezielle<br />

Wetterbedingungen (Nacht, kalt,<br />

bedeckter Himmel). Werden aus<br />

diesen IR-Bildern energetische<br />

Aussagen abgeleitet, sind Zusatzinformationen<br />

über das Gebäude<br />

notwendig und die Bildauswertung<br />

und -Darstellung sollte mit der<br />

Methode QualiThermo® erfolgen.<br />

• Mit der Bildeinstellung nach der<br />

Methode QualiThermo® können<br />

unterschiedliche Wärmebilder<br />

miteinander verglichen werden und<br />

es kann der Unterschied zwischen<br />

guten und schlechten Aussenwänden<br />

oder Fenstern etc. grob<br />

aufgezeigt werden.<br />

• IR-Innenaufnahmen sind eine ideale<br />

Ergänzung zu IR-Aussenaufnahmen.<br />

<strong>Der</strong> Aufwand da<strong>für</strong> ist aber<br />

meist grösser.<br />

• Um Fehlinterpretationen zu vermeiden,<br />

sollten hochwertige IR-Aufnahmen<br />

und Auswertungen nur Fachleute<br />

erstellen, die Erfahrung,<br />

Bauphysikwissen und geeignetes<br />

Equipment haben.<br />

Kontakte:<br />

Andreas Haase<br />

Dipl. Bauingenieur FH<br />

QC-Expert AG<br />

Kriesbachstrasse 42<br />

8600 Dübendorf<br />

044 824 35 00<br />

andreas.haase@qc-expert.ch<br />

www.qc-expert.ch<br />

Christoph Tanner<br />

Dipl. Arch. HTL<br />

Ingenieurbüro Baucheck-Tanner<br />

Irchelstrasse 28<br />

8400 Winterthur<br />

052 213 32 52<br />

bct@baucheck-tanner.ch<br />

www.baucheck-tanner.ch<br />

Mit Hightech dem Marder auf der Spur<br />

Marder haben Dachstöcke als neuen Lebensraum entdeckt; sehr zum Leidwesen vieler Hausbesitzer.<br />

<strong>Der</strong> <strong>Experte</strong> setzt Hightech ein, um die Schäden zu ermitteln.<br />

Martin Bachmann<br />

Beim Wort Marderschaden, kommen<br />

den meisten Leuten angeknabberte<br />

Autokabel in den Sinn. Seit einigen<br />

Jahren sorgen die putzigen Tiere<br />

vermehrt auch in Wohnhäusern <strong>für</strong><br />

Unruhe und Ärger. Für die Zunahme<br />

solcher Marderschäden, gibt es<br />

verschiedene Gründe: „Einerseits vermehren<br />

sich die Marder überdurchschnittlich<br />

rasch, anderseits haben die<br />

Tiere ihre Scheu vor dem Menschen<br />

etwas verloren“, erklärt Martin Bachmann.<br />

Weil ausserdem immer mehr<br />

Dachgeschosse bewohnt und entsprechend<br />

geheizt sind, böten sich<br />

Mardern willkommene neue Nistplätze<br />

an, sagt der Holzbaufachmann.<br />

Wundermittel Wärmebildkamera<br />

Im Visier haben die kleinen Raubtiere<br />

vorwiegend die Wärmedämmung,<br />

also die Isolation. Weil sich diese in<br />

der Regel hinter einer Holzabdeckung<br />

wie Täfer verbirgt, lässt sich das Schadenausmass<br />

nur schwer eingrenzen.<br />

Marderschäden führten früher oft zu<br />

einer Gesamtsanierung und entsprechend<br />

hohen Kosten. <strong>Der</strong> <strong>Experte</strong><br />

Bachmann setzt in den letzten Jahren<br />

Hightech ein, um die Schäden zu<br />

ermitteln: Dank Wärmebildkameras<br />

lassen sich Marderverbisse eindeutig<br />

lokalisieren und daraus auch Präventivmassnahmen<br />

ableiten. Zudem zeigen<br />

die Bilder den Hausbesitzern, wie<br />

gut ihre Gebäude isoliert sind.<br />

Das Spiel mit dem Marder<br />

Marder sind sehr anpassungsfähig<br />

und einfallsreiche Problemlöser. Eine<br />

hühnereigrosse Öffnung im Dach genügt<br />

ihnen als Schlupfloch, sagt der<br />

Hausbesitzer Heinz Christen aus dem<br />

solothurnischen Schnottwil und kann<br />

ein Lied davon singen. „Während über<br />

fünf Jahren spielten der Marder und<br />

ich eine Art Spiel. Nach dem Motto:<br />

Wer ist schlauer?“. Er habe alles versucht,<br />

das Dach sogar mit Dieselöl<br />

behandelt. Doch auch dieser Geheimtipp<br />

eines Bekannten half nichts.<br />

Seit er auch die kleinsten Dachöffnungen<br />

seines Mehrfamilienhauses ge-<br />

schlossen und sein Dach mit einem<br />

Elektrozaun umspannt hat, hat Heinz<br />

Christen endlich Ruhe, bis vor ein paar<br />

Wochen ein Gewitter zu einem Stromausfall<br />

führte. <strong>Der</strong> ungebetene Gast<br />

nutzte den Waffenstillstand prompt <strong>für</strong><br />

eine Stippvisite.<br />

Die <strong>Experte</strong>n Martin Bachmann (links)<br />

und Bruno Ehrensperger im Einsatz:<br />

Die Spuren des Marders an der Isolation<br />

sind auf dem Wärmebild deutlich zu<br />

erkennen. Bild: Tomas Wüthrich<br />

Im Fall von Heinz Christen hat sich der<br />

Einsatz der Wärmebildkamera bewährt.<br />

Die erste Offerte <strong>für</strong> die Sanierung<br />

war aber doppelt so hoch wie<br />

die Endabrechnung. <strong>Der</strong> eigentliche<br />

Schaden unter dem Dach war freilich<br />

nur ein Teil des Ärgers. Die nächtliche<br />

Ruhestörung und der Gestank des<br />

Kotes als penible Begleiterscheinungen<br />

beeinträchtigten das ganze Leben<br />

im Hause. Herr Heinz Christen<br />

kann der ganzen Sache aber auch etwas<br />

Positives abgewinnen: „Ich habe<br />

in den letzten Jahren viel über Marder<br />

und Bautechnik gelernt.“<br />

Kontakt:<br />

Die Mobiliar<br />

Bundesgasse 35<br />

3001 Bern


<strong>Experte</strong>nwesen, Analysentechnik,<br />

Werkstoffuntersuchung<br />

46 <strong>Der</strong> <strong>Experte</strong>, Ausgabe April 2012 47<br />

Mobile Werkstoffuntersuchungen;<br />

ein Überblick!<br />

Die mobile Messtechnik kommt dort zum Einsatz, wo z.B. eine Probenentnahme zur Untersuchung<br />

im Labor nicht möglich ist, die Objekte fest verankert oder ein Transport mit erheblichen<br />

Kosten und Aufwand verbunden wäre.<br />

Rolf Winkler<br />

Auf dem Gebiet der mobilen Messtechnik<br />

können wir auf mehrjährige<br />

Erfahrung zurückgreifen. Die qualitative<br />

und quantitative Erfassung der<br />

chemischen Zusammensetzung, Gefügebeurteilung<br />

von Stählen mittels<br />

der ambulanten Metallographie und<br />

Härtemessungen, gehören ebenfalls<br />

zum Leistungsspektrum wie die Beurteilung<br />

der Sprödigkeit (Alterung) von<br />

z.B. Hochspannungsmasten im Gebirge.<br />

Möglich ist die Erfassung und<br />

Beurteilung der Wasserstoffbeladung<br />

an hochfesten Stählen vor Ort, auch an<br />

schwer zugänglichen Stellen (z.B.<br />

Seilbahnen).<br />

Im Zuge der ständigen Zunahme des<br />

Güterverkehrs, ob auf Schiene oder<br />

Strasse, bedeutet auch eine zunehmende<br />

Belastung von Brücken, die<br />

vielerorts als Stahlkonstruktionen ausgeführt<br />

wurden. Eine Beurteilung der<br />

Konstruktion bezüglich Korrosion,<br />

aber auch eine Abklärung der<br />

Bild 1: Überprüfung eines Hochspannungs-Mastens<br />

in unmittelbarer Nähe<br />

einer Autobahn.<br />

Schweissbarkeit zur Verstärkung, können<br />

meist nur mobile Messmethoden<br />

erbringen. In Ballungszentren veranlassen<br />

hohe Grundstückspreise den<br />

Ingenieur, bestehende Gebäude<br />

nach „oben“ zu erweitern. Dazu sind<br />

Werkstoff-Kennwerte der bestehenden<br />

Stahl- bzw. Gussstützen notwendig.<br />

Fehlende Unterlagen über die verwendeten<br />

Werkstoffe machen eine<br />

Ist-Überprüfung vor Ort notwendig.<br />

Einige praktische Beispiele<br />

Hochspannungsmasten<br />

Seit dem Unglück im westlichen Münsterland<br />

im November 2011, bei dem<br />

das „Sturmtief Thorsten“ 83 Freileitungsmasten<br />

des 110 Kv Netzes umgebrochen<br />

hat, sind Netzbetreiber<br />

bezüglich der Alterungsproblematik<br />

von Stählen sensibilisiert. Unabhängig<br />

von den Vorkommnissen wurden in<br />

der Schweiz Masten an exponierten<br />

Lagen (z.B. entlang von Autobahnen)<br />

bereits seit längerem mobil vom IWT<br />

Untersucht (Bild 1). Das Hauptaugenmerk<br />

lag meist im Nachweis, ob gealterte<br />

Stähle verbaut wurden. Thomasstähle,<br />

die bis ca. 1965 zum Einsatz<br />

kamen, zeigen bekanntlich dieses<br />

Phänomen. Die Gründe hier<strong>für</strong> sind in<br />

der Metallurgie versteckt und können<br />

mit entsprechenden Messgeräten<br />

direkt vor Ort verifiziert werden. Vorraussetzung<br />

sind fachlich gut ausge-<br />

bildete Spezialisten und entsprechende<br />

Messtechniken und Methoden, die<br />

teilweise eigens <strong>für</strong> die verschiedenen<br />

Problemstellungen entwickelt wurden.<br />

Bereits vor Ort kann den verantwortli-<br />

chen Personen Ergebnisse <strong>für</strong> eine<br />

erste Einschätzung mitgegeben werden.<br />

Konkrete Ergebnisse können innerhalb<br />

eines Tages nach Auswertung<br />

und Zusammentragen aller Prüfungen<br />

übermittelt werden.<br />

Stahlbrücken<br />

Grosse Mengen Flussstahl zu erzeugen,<br />

war erst mit der Entwicklung der<br />

Bessemer-Birne möglich (1856). Es<br />

folgte das Thomas-Verfahren (1878)<br />

Bild 2: Stahlkonstruktion Sihlbrücke,<br />

erbaut 1896.<br />

und 1880 der Siemens-Martin-Ofen.<br />

Die ersten Stahlbrücken wurden in dieser<br />

Zeit erbaut, so z.B. die Weichselbrücke<br />

bei Fordon und zwar je zur<br />

Hälfte Siemens-Martin-Stahl und Thomas<br />

Stahl. Wird der Korrosionsschutz<br />

regelmässig überprüft, ausgebessert<br />

bzw. erneuert, sind Stahlkonstruktionen<br />

aus jener und jüngerer Zeit noch<br />

heute wichtige Transportwege (Bild 2).<br />

Jedoch sind konstruktive Auslegungen<br />

oft nicht den heutigen Bedürfnissen<br />

angepasst. Verstärkende Massnahmen<br />

sind gefordert, um den<br />

steigenden Belastungen gerecht zu<br />

werden.<br />

Verstärkungsmassnahmen, wie das<br />

Anbringen von zusätzlichen Blechen,<br />

Flansche oder Träger sind durch<br />

Nieten, Schrauben oder Schweissen<br />

machbar, wobei letztere die am wirtschaftlichsten<br />

ausführbare Methode<br />

ist. Kenntnisse über die verwendeten<br />

Stähle sind jedoch von entscheidender<br />

Bedeutung. So gelten Puddel-<br />

stähle als nicht schweissbar, Thomasstähle<br />

in Zwangslagen als bedingt<br />

schweissbar. Die Qualität der Schweissung<br />

hängt somit entscheidend von<br />

der Stahlherstellung bzw. Zusammensetzung<br />

ab. Mobile Methoden, der<br />

chemischen Analyse sowie ambulante,<br />

metallographische Methoden bringen<br />

schnell Klarheit über die verwendbaren,<br />

verstärkenden Massnahmen.<br />

Ebenso wie Masten sind Stahlbrücken<br />

im Winter Temperaturen weit unter<br />

dem Nullpunkt ausgesetzt. In Bezug<br />

auf Alterung und die damit verbundenen<br />

spröden Eigenschaften von Thomasstählen<br />

sind weitere mobile Möglichkeiten<br />

der Untersuchungen durch<br />

das IWT durchführbar.<br />

Bauwesen<br />

In Gebäuden oder Hallen, an denen<br />

Umbaumassnahmen erforderlich sind<br />

(z.B. Aufstockung), sind ebenfalls<br />

Kenntnisse über die verbauten Stahlträger<br />

notwendig. Sie dienen dem Ingenieur<br />

als Grundlage <strong>für</strong> die statische<br />

Auslegung. Sind mittels mobiler Me-<br />

Bild 3: Überprüfung der Dachkonstruktion einer Lagerhalle.<br />

<strong>Experte</strong>nwesen, Analysentechnik,<br />

Werkstoffuntersuchung<br />

thoden die verwendeten Werkstoffe<br />

identifiziert, sind die dazugehörigen<br />

Werkstoffdaten schnell aus Tabellenwerken<br />

entnommen. Grossflächige<br />

Dachkonstruktionen wie z.B. Lagerhallen<br />

werden immer öfters auch zur<br />

Stromerzeugung genutzt. Je nach<br />

Dachgrösse können mehrere Tonnen<br />

an Zusatzgewicht die ursprüngliche<br />

Auslegung verwerfen. Dachkonstruktionen<br />

<strong>für</strong> Lagerhallen sind häufig aus<br />

Stahlprofilen zusammengesetzt (Bild<br />

3). Photovoltaik-Anlagen auf Flachdächern<br />

müssen einen bestimmten Winkel<br />

einnehmen. In diesem Fall sind<br />

Windlasten auf die gesamte Dachkonstruktion<br />

zu berücksichtigen. Stähle<br />

aus S235 können dann an ihre Grenzen<br />

gelangen, wo Stähle des Typs S355<br />

noch Reserven besitzen. Durch mobile<br />

Messmethoden kann eine Eingrenzung<br />

der Stahltypen sicher erfolgen.<br />

Weitere Möglichkeiten am IWT sind die<br />

mobile Überprüfung von Fassadenaufhängungen<br />

oder Deckenstützen an<br />

denkmalgeschützten Gebäuden. Letztere<br />

sind erfahrungsgemäss gut rechnerisch<br />

ausgelegt, jedoch waren zum<br />

Zeitpunkt der Erbauung die Kenntnisse<br />

über das Verhalten von z.B. Gussstützen<br />

aufgrund der unzureichenden<br />

Untersuchungsmöglichkeiten zum damaligen<br />

Zeitpunkt weniger genau als<br />

heute. Die ambulante Metallographie<br />

kann heute wichtige detektivische<br />

Dienste leisten, ob z.B. Puddelstähle,<br />

Gussstützen, Thomasstähle oder Sie-<br />

Bild 4a: Schlackeneinschlüsse im<br />

Puddelstahl (ferritisch): Ambulante<br />

Präpäration (geätzt).<br />

mens-Martin Stähle zur Anwendung<br />

kamen (Bilder 4a-4c).<br />

Verwechslungsprüfung<br />

Korrosionsbeständige Stähle enthalten<br />

hauptsächlich die Legierungselemente<br />

Chrom (Cr) und Nickel (Ni). Je nach<br />

Verwendung werden weitere Elemente<br />

wie Titan (Ti), Niob (Nb) oder Molybdän<br />

(Mo) zulegiert. Je nach Anwendung<br />

ist die genaue Zusammensetzung<br />

der Stähle von Interesse. So<br />

können nicht stabilisierte Stähle (ohne<br />

Ti oder Nb) ihre Korrosionsbeständigkeit<br />

in der Umgebung von Schweissnähten<br />

verlieren. Chloridionen sind<br />

durch Streusalz, Meerwasser u.a. weit<br />

verbreitet und damit auch die Lochkorrosion.<br />

<strong>Der</strong> Widerstand gegen diese<br />

Korrosionsart wird u.a. durch das Zu-<br />

legieren von Mo verbessert. Die Er-<br />

fahrung hat gezeigt, dass Verwechslungen<br />

bereits im Stahllager oder auf<br />

der Baustelle durchaus keine Seltenheit<br />

sind. Bei sicherheitsrelevanten<br />

Anwendungen wie z.B. Kernkraftwerken<br />

oder der Chemieindustrie, kann<br />

eine Verwechslung aber verheerende<br />

Auswirkungen haben. Auch auf Baustellen,<br />

wo niedrig legiertes Amiereisen<br />

mit hochfesten Spannstählen miteinander<br />

verschweisst wurden.<br />

Fehlende Kennzeichnung war die Ursache,<br />

die Folgen durch Aufhärtungsrisse<br />

jedoch tragisch.<br />

Mittels mobilem XRF und/oder OES<br />

können Verwechslungen frühzeitig erkannt<br />

werden. Beide Methoden erlau-


<strong>Experte</strong>nwesen, Analysentechnik,<br />

Werkstoffuntersuchung<br />

<strong>Experte</strong>nwesen, Analysentechnik,<br />

Werkstoffuntersuchung<br />

48 <strong>Der</strong> <strong>Experte</strong>, Ausgabe April 2012 49<br />

Bild 4b: Gussstütze mit Lammellengraphit<br />

(ferritisch/perlitisch). Ambulante<br />

Präparation.<br />

ben eine Bestimmung der chemischen<br />

Zusammensetzung bzw. Detektion der<br />

Hauptlegierungselemente, was bei<br />

vielen Fragestellungen erfahrungsgemäss<br />

genügt.<br />

Dem Wasserstoff auf der Spur<br />

Neben der ge<strong>für</strong>chteten Spannungsrisskorrosion<br />

an austenitischen Stählen<br />

(Hallenbad Uster, 1985) sind versprödende<br />

Mechanismen durch den<br />

Wasserstoff an hochfesten Stählen ein<br />

weiteres Thema. Spätestens seit der<br />

beinahen Katastrophe am Schilthorn,<br />

bei dem die äusseren Lagen des Tragseiles<br />

versagten, ist der Wasserstoff<br />

nicht mehr „unsichtbar“. Die Bruchursache<br />

konnte eindeutig der kathodischen<br />

bzw. wasserstoffinduzierten<br />

Spannungsrisskorrosion zugeschrieben<br />

werden. Die Rissbildung beginnt<br />

nach einer Inkubationszeit, in der der<br />

Wasserstoff zu Fehlordnungen im<br />

Stahlgitter oder Defekten diffundiert.<br />

Die Gitterdehnung vor der Rissspitze<br />

zieht die Wasserstoffatome an, sodass<br />

die höchste Konzentration an gelöstem<br />

Wasserstoff mit der höchsten Zugspannung<br />

zusammenfällt. Die Nachdiffusion<br />

des Wasserstoffs an die<br />

Rissspitze erfolgt durch Korrosionsvorgänge<br />

unmittelbar an der Rissspitze,<br />

wo er adsorbiert oder gelöst das<br />

Risswachstum vorantreibt [1]. <strong>Der</strong><br />

lokale Wasserstoffnachweis grenzt an<br />

die sprichwörtliche Suche nach der<br />

Nadel im Heuhaufen. Im Labor werden<br />

gewöhnlich die Gasheissextraktionsanalysen<br />

<strong>für</strong> das Auffinden des Wasserstoffs<br />

eingesetzt. Dies erfordert<br />

jedoch ein gewisses zu analysierendes<br />

Volumen aus dem zu untersuchen-<br />

den Bauteil und die lokalen Informationen<br />

über die Wasserstoffbeladung<br />

z.B. direkt an der Rissspitze sind eher<br />

dem Zufall überlassen.<br />

Mit Hilfe eines neu entwickelten Wasserstoffsensors<br />

kann das IWT, im Labor<br />

aber auch mobil, Wasserstoffmessungen<br />

durchführen. Mit Hilfe speziell<br />

entwickelter elektrochemischer Methoden<br />

sind die Spezialisten in der Lage,<br />

direkt auf Bauteilen, Korrosionsnarben<br />

oder Bruchflächen dem Wasserstoff<br />

lokal auf die Spur zu kommen (Bild 5).<br />

Kleinste Analysenflächen reichen aus,<br />

geringste Wasserstoffmengen nachzuweisen.<br />

Erstmalig kam die Messmethode<br />

an einem Seilbahnseil, direkt vor<br />

Ort, zur Anwendung (Bild 6).<br />

Bild 4c: Gefüge einer Tiefgaragenstütze<br />

(ferritisch/perlitisch) aus moderner Stahlerzeugung<br />

(ambulante Metallographie,<br />

Schliff geätzt).<br />

Ausblick<br />

Auf der Basis verschiedenster Fragestellungen<br />

im Bereich der mobilen<br />

Werkstoffuntersuchungen werden innovative<br />

Prüfverfahren zur Beurteilung<br />

der Bauteilintegrität ständig verbessert<br />

bzw. neu entwickelt. So konnten<br />

mit einer eigens da<strong>für</strong> modifizierten<br />

Wirbelstromtechnik versprödende Eisennitride<br />

in Stählen, ohne die üblichen<br />

Bohrkernuntersuchungen im Labor,<br />

schnell und zerstörungsfrei direkt<br />

vor Ort am Objekt (z.B. Hochspannungsmasten,<br />

Brücken, Stahlträger)<br />

detektiert werden. Ein Abgleich der<br />

Signale erfolgt ebenfalls vor Ort mit<br />

weiteren Messtechniken. Das Aufspüren<br />

kleinster Mengen Wasserstoff z.B.<br />

in Stählen mit einem neuartigen elektrochemischen<br />

Mikrosensor gilt als<br />

Bild 5: Lokale Wasserstoffanalyse im Gewindebereich<br />

einer hochfesten Schraube Bild 6: Lokale und mobile Wasserstoffmessungen<br />

auf Seilbahnseilen.<br />

Meilenstein in der mobilen Messtechnik.<br />

Eine ständige Weiterentwicklung<br />

dieser Methode macht es möglich,<br />

Empfindlichkeiten zu erreichen, die<br />

den Laborgeräten nahezu gleichwertig<br />

sind. Eine neue Herausforderung<br />

ist das Erfassen von mikrostrukturellen<br />

Veränderungen an korrosionsbeständigen<br />

Stählen durch Neutronenstrahlung<br />

in Kernkraftwerken. Strahlenschäden<br />

können visuell nicht sichtbare<br />

Spannungsrisse verursachen. Unser<br />

Konzept sieht vor, sicherheitsrelevante<br />

Veränderungen im Stahl frühzeitig<br />

elektrochemisch zu erfassen und somit<br />

die Betriebssicherheit von komplexen<br />

Anlagen zu gewährleisten.<br />

Zusammenfassung<br />

An ausgewählten Beispielen wurde<br />

versucht, die Möglichkeiten der mobilen<br />

Werkstoffuntersuchungen bzw.<br />

mobilen Messtechnik zu erklären.<br />

Häufige Fragestellungen, wie z.B. die<br />

Alterung bzw. Versprödung von Stahlkonstruktionen,<br />

Schweissbarkeit und<br />

die Werkstoffanalyse bzw. Zuordnung<br />

von „unbekannten“ Stählen wurde<br />

angesprochen. Neue Messmethoden<br />

und deren Möglichkeiten wurden am<br />

Beispiel der Wasserstoffdetektion mittels<br />

mobiler elektrochemischer Methoden<br />

aufgezeigt. Auch die in der Ent-<br />

wicklung befindlichen Messmethoden<br />

zum Erfassen von Strahlenschäden in<br />

Kernkraftwerken wurden mit aufgeführt.<br />

Alle Methoden haben gemeinsam,<br />

dass auch einfach erscheinende<br />

Untersuchungen nicht darüber hinwegtäuschen,<br />

dass langjährige Erfahrung<br />

und Spezialwissen erforderlich<br />

sind, die Messergebnisse richtig zu<br />

deuten und zu interpretieren. Neue<br />

Messmethoden zu entwickeln erfordert<br />

ein Grundlagen-Verständnis in<br />

der Werkstofftechnik und der Elektronik.<br />

Auf Detailbeschreibung der Messtechnik<br />

wurde in diesem Aufsatz daher<br />

bewusst verzichtet, wie auch auf die<br />

mobilen Möglichkeiten der zerstörungsfreien<br />

Prüfung. Letzteres zielt<br />

darauf ab, Volumenfehler im Bauteil<br />

oder auf der Oberfläche zu erfassen.<br />

<strong>Der</strong>artige Untersuchungen können<br />

röntgenographisch, mit Ultraschall<br />

oder mit Farbeindringverfahren, ebenfalls<br />

mobil, durch das IWT durchgeführt<br />

werden.<br />

Das IWT ist ein Unternehmen der SVTI-<br />

Gruppe. Das Tätigkeitsfeld vom IWT,<br />

insbesondere das <strong>Experte</strong>nwissen im<br />

Bereich der Schadenanalyse, Werkstoffprüfung<br />

und mobiler Werkstoffuntersuchung<br />

ergänzt in optimaler<br />

Weise den Leistungsauftrag der SVTI<br />

– Schweizerischer Verein <strong>für</strong> technische<br />

Inspektionen- „das sicherheitstechnische<br />

Gewissen“ der Nation zu<br />

sein.<br />

Literaturhinweise:<br />

[1] Hans Berns; Stahlkunde <strong>für</strong><br />

Ingenieure, Springer Verlag 1993<br />

Kontakt:<br />

Rolf Winkler<br />

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50 Firmenportraits<br />

<strong>Der</strong> <strong>Experte</strong>, Ausgabe April 2012 Firmenportraits 51<br />

Mosterei Möhl<br />

1895 eröffnete Hans Georg Möhl in einem<br />

Bauernhaus in Stachen im Kanton<br />

Thurgau den Gasthof Rössli. Im Zusammenhang<br />

damit wurde an der Westseite<br />

des Hauses ein Anbau mit einem Saal<br />

<strong>für</strong> gesellige Anlässe erstellt. Unter diesem<br />

Gasthaus entstand der erste Saft-<br />

Keller mit grösseren Holzfässern. Von<br />

diesem Zeitpunkt an begann man, vergorenen<br />

Apfelsaft auch an andere Restaurants<br />

zu verkaufen.<br />

Mosterei Möhl um 1912<br />

Das innovative Unternehmen in Arbon<br />

am Bodensee ist immer noch in Familienbesitz<br />

und wird durch die Familie<br />

Möhl in der vierten Generation geführt.<br />

Sechzig Mitarbeiter sind in der Firma<br />

im Betrieb, im Lager, in der Spedition,<br />

im Büro und im Verkauf beschäftigt.<br />

Die Familie Möhl ist überzeugt, als regionaler<br />

Betrieb weiterhin Erfolg zu<br />

haben. Dazu braucht es Qualitätspro-<br />

dukte, motivierte Mitarbeitende und<br />

Konsumenten, welche an regionalen<br />

Produkten Gefallen finden. Die Verarbeitung<br />

des Schweizer Apfels auf<br />

höchstem Niveau ist seit Jahren die<br />

Unternehmensphilosophie. <strong>Der</strong> ökologische<br />

Anbau in nächster Nähe, die<br />

schnelle Verarbeitung und die kurzen<br />

Transportwege schaffen Vertrauen bei<br />

den Konsumenten. Jährlich werden<br />

über 10‘000 Tonnen Äpfel gepresst<br />

und zu Apfelsaft verarbeitet. In den<br />

vergangenen Jahren hat die Mosterei<br />

Möhl AG in Arbon eine sehr moderne<br />

Abfüllanlage in Betrieb genommen.<br />

Zusammen mit dem Neubau <strong>für</strong> diese<br />

Anlage, mit dazugehörendem Lager,<br />

Anlieferung Äpfel<br />

wurde die Kapazität verdoppelt. Für<br />

die Montage der neuen Abfüllanlage<br />

brauchte es sehr viel Platz. Dazu<br />

mussten alte Lagerhallen abgebrochen<br />

und auf dem vorhandenen Platz<br />

ein neues Gebäude mit insgesamt<br />

40‘000 m 3 auf drei Stockwerken gebaut<br />

werden. Im 1. Stock befindet sich<br />

die Abfüllanlage, das Erdgeschoss<br />

und der Keller dienen der Lagerung<br />

von Fertigprodukten und Harassengebinde.<br />

Während einer Ernte-Saison werden<br />

über 10‘000 Tonnen Äpfel von Landwirten<br />

aus der Region von 40 km angenommen<br />

und gepresst. Im Jahr 2011<br />

waren es wegen der Obstschwemme<br />

sogar 26‘000 Tonnen, das Doppelte<br />

des bisherigen Rekordjahrgangs<br />

2007. Sämtliches Obst erhält das Prädikat<br />

Suisse-Garantie und Culinarium<br />

Ostschweiz. Die Äpfel werden bei der<br />

Annahme auf Reife, Sauberkeit und<br />

Gesundheit kontrolliert und anschliessend<br />

gewaschen und gemahlen.<br />

Nachfolgend ist die Produktion von<br />

Shorley beschrieben:<br />

Auf den bewährten Schweizer Bucher-<br />

Pressen wird die Maische (gemahlene<br />

Äpfel) mit einer Leistung von 15 Tonnen<br />

pro Stunde gepresst. Aus 100 kg<br />

Äpfel entstehen so 78 Liter Saft. <strong>Der</strong><br />

Rest (Trester) wird als Viehfutter verwendet.<br />

Nach dem Pressen wird der Apfelsaft<br />

auf einer Konzentrier- Anlage in einem<br />

schonenden Verfahren unter Vakuum<br />

auf 1/7 des Volumens konzentriert und<br />

in Tanks zu ca. 100‘000 Liter eingelagert.<br />

Während des ganzen Jahres<br />

kann es mit Quellwasser wieder aufgelöst<br />

und mit zugeführtem Mineralwasser<br />

der Bündner Quelle Passugger zu<br />

Shorley gemischt werden.<br />

Die Zwischenlagerung des vergorenen<br />

Apfelsaftes in Eichenholzfässern<br />

ist eine Spezialität und langjährige Tradition<br />

des Hauses. Diese Lagerung<br />

ergibt einen milden, harmonischen<br />

Geschmack des „Saft vom Fass“, ob in<br />

alkoholhaltiger oder alkoholfreier Form.<br />

Für „Saft vom Fass alkoholfrei“ wird der<br />

frisch vergorene trübe Apfelwein in<br />

den Eichenfässern gelagert.<br />

Obstpresse<br />

Konzentrat-Lager<br />

Danach entzieht man dem Saft unter<br />

Vakuum bei nur 70°C den Alkohol. <strong>Der</strong><br />

Energiewert beträgt nur 21 kcal pro dl<br />

– ein natürliches Light-Getränk! <strong>Der</strong><br />

Ausdruck „Saft vom Fass“ darf übrigens<br />

nur verwendet werden, wenn dieser<br />

natürliche Durstlöscher nach der<br />

Gärung im Holzfass gelagert wird.<br />

Nach der Filtration von Shorley, wird<br />

jede Charge vor der Abfüllung von den<br />

ausgebildeten Getränke-Technologen,<br />

aber auch von den Inhabern Markus<br />

oder Ernst Möhl persönlich kontrolliert.<br />

Geruch, Geschmack und Farbe sind<br />

neben den analytischen Werten von<br />

grosser Wichtigkeit. Obwohl es sich<br />

um ein Naturprodukt mit möglichen<br />

Schwankungen handelt, soll die Qualität<br />

möglichst immer gleich bleiben.<br />

Damit keine Transporte <strong>für</strong> leere PET-<br />

Flaschen anfallen, werden die kleinen<br />

vorproduzierten Plastik-Rohlinge auf<br />

einer Blas-Maschine im eigenen Betrieb<br />

geblasen. Mit Temperaturen von<br />

100°C und 30 bar Druck werden pro<br />

Stunde 20‘000 Flaschen zu 0.5 Liter<br />

hergestellt und sofort zur Füllmaschine<br />

befördert.<br />

Eichenfass à 20‘000 Liter<br />

Die frisch geblasenen Flaschen gelangen<br />

über einen Luft-Förderer in das<br />

Füller-Karussell mit 60 Füllstellen. Kurz<br />

vor der Füllung wird dem Shorley Kohlensäure<br />

aus der eigenen Apfelwein-<br />

Gärung zugesetzt. Nach der Füllung<br />

werden die Flaschen verschlossen<br />

und die Inhalts-Mengen geprüft.<br />

Sofort nach dem Abfüllen der Flaschen<br />

werden sie in einem sogenannten<br />

Tunnel-Pasteur langsam mit einer Wasser-Berieselung<br />

auf 64°C erhitzt und<br />

wieder abgekühlt. <strong>Der</strong> Vorgang dauert<br />

insgesamt 100 Minuten. Das Pasteuri-<br />

Abfüllanlage PET<br />

sieren ist <strong>für</strong> die Haltbarkeit und Produkte-Sicherheit<br />

von grosser Bedeutung.<br />

Es kann so keine Gärung<br />

eintreten. Sofort nach dem Tunnel-Pasteur<br />

werden die Etiketten auf einer<br />

schnell laufenden Maschine angebracht.<br />

Sämtliche Maschinen vom Blasen<br />

bis zur Palettierung der Produkte<br />

werden von drei Personen überwacht.<br />

In einem Schrumpf-Tunnel werden die<br />

Flaschen in 6er Packs geschrumpft.<br />

Vier solche 6er Packs der kleinen Flaschen<br />

können auf einen Karton-Tray<br />

geschoben und anschliessend automatisch<br />

palettisiert werden. Die vollen<br />

Flaschen werden dann mit eigenen<br />

Lastwagen an die Getränke-Händler<br />

und Grossverteiler geliefert.<br />

Shorley gibt es in drei Flaschengrössen:<br />

1.5 Liter PET, 05. Liter PET und<br />

0.33 Liter Glasflaschen <strong>für</strong> die Gastronomie.<br />

Shorley passt als natürlicher<br />

Durstlöscher zu vielen Trink-Situationen.<br />

<strong>Der</strong> natürliche Zuckergehalt von<br />

Glukose und Fructose aus dem Apfel<br />

verbunden mit dem hohen Mineralstoffgehalt<br />

des Passugger Mineralwassers,<br />

machen Shorley zu einem<br />

der natürlichsten Durstlöscher. Zudem<br />

ist Shorely ein echtes Ostschweizer<br />

Produkt.<br />

Für Interessierte bietet die Firma Möhl<br />

Privaten, Vereinen etc. auf Anfrage<br />

eine sehr interessante Betriebsführung<br />

inkl. Saft Degustationen an. Das separate<br />

Mosterei-Museum ist ausser sonntags<br />

täglich <strong>für</strong> die Öffentlichkeit geöffnet.<br />

Ein empfehlenswerter Ausflug <strong>für</strong><br />

die ganze Familie. Und <strong>für</strong> das leibliche<br />

Wohl ist ein Blick auf die Apfel-<br />

Rezeptesammlung auf der Homepage<br />

von Möhl www.moehl.ch lohnenswert.<br />

Dort werden Leckereien von Apfelsuppe<br />

bis Saft-Glacé vorgestellt.<br />

Kontakt:<br />

Mosterei Möhl AG<br />

St. Gallerstrasse 213<br />

9320 Arbon<br />

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52 Normen, Richtlinien, Merkblätter<br />

<strong>Der</strong> <strong>Experte</strong>, Ausgabe April 2012 Normen, Richtlinien, Merkblätter 53<br />

Übersicht Normen und Richtlinien<br />

Emil Aemisegger<br />

Die SIA-Normen sind ein grosser Beitrag<br />

<strong>für</strong> die Definition der Eigenschaften<br />

von technischen Geräten, Bauteilen,<br />

Systembausteinen, sowie von<br />

technischen Schnittstellen, Prozessen<br />

und Verfahren. Nicht zu vergessen ist,<br />

dass viele Länder eigene länderspezifische<br />

Normen eingeführt haben. Die<br />

Bestrebung der Einführung Internationaler<br />

und Europäischer Normen basiert<br />

auf der Internationalen Organisation<br />

<strong>für</strong> Normung, kurz ISO. Die<br />

internationale Vereinigung von Normungsorganisationen<br />

erarbeitet internationale<br />

Normen in allen Bereichen<br />

mit Ausnahme der Elektrik und der<br />

Elektronik, <strong>für</strong> welche die Internationale<br />

elektrotechnische Kommission (IEC)<br />

zuständig ist, und mit Ausnahme der<br />

Telekommunikation, <strong>für</strong> welche die Internationale<br />

Fernmeldeunion (ITU) Ansprechspartner<br />

ist. Gemeinsam bilden<br />

diese drei Organisationen die WSC<br />

(World Standards Cooperation).<br />

Vom 14. bis 26. Oktober 1946 fand in<br />

London eine internationale Konferenz<br />

nationaler Normungsorganisationen<br />

statt, an der Delegierte aus 25 Län-<br />

dern teilnahmen. Auf dieser wurde der<br />

Beschluss gefasst, eine neue internationale<br />

Organisation zu gründen, die<br />

sowohl die ISA – die 1926 gegründete<br />

Organisation hatte 1942 ihre Tätigkeit<br />

eingestellt – als auch den Normen-<br />

Koordinierungsausschuss der Vereinten<br />

Nationen (UNSCC – United Nations<br />

Standards Coordinating Committee)<br />

ersetzen sollte. Sitz dieser Organisation<br />

sollte Genf sein, wo die ISO (Internationale<br />

Organisation <strong>für</strong> Normung)<br />

am 23. Februar 1947 ihre Tätigkeit aufnahm.<br />

Mittlerweile sind über 150 Länder in<br />

der ISO vertreten. Jedes Mitglied vertritt<br />

ein Land, wobei es aus jedem Land<br />

auch nur ein Mitglied gibt. Das Deutsche<br />

<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> Normung e. V. (DIN) ist<br />

seit 1951 Mitglied der ISO. Verfahrensstandards<br />

kennen wir in der Schweiz<br />

ebenfalls seit langem (z. B. Qualitätsmanagement<br />

nach ISO 9000). Diese<br />

Organisation umfasst alle Bereiche<br />

ausser Elektrik, Elektronik und Telekommunikation<br />

– IEC (Internationale<br />

Elektronische Kommission) – Bereich<br />

Elektrotechnik und Elektronik – ITU (Internationale<br />

Fernmeldeunion) – Bereich<br />

Telekommunikation<br />

Die Europäischen Normen (EN) sind<br />

Regeln, die von einem der drei europäischen<br />

Komitees <strong>für</strong> Standardisierung<br />

(Europäisches Komitee <strong>für</strong> Normung<br />

CEN, Europäisches Komitee <strong>für</strong><br />

elektrotechnische Normung CENELEC<br />

und Europäisches <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> Telekommunikationsnormen<br />

ETSI) ratifiziert<br />

worden sind. Alle EN-Normen sind<br />

durch einen öffentlichen Normungsprozess<br />

entstanden.<br />

Wenn eine EN von einem nationalen<br />

Normungs-<strong>Institut</strong> in das nationale<br />

Regelwerk übernommen wird, erhält<br />

sie den Status einer nationalen Norm,<br />

z.B. Deutsches <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> Normung<br />

(DIN), Austrian Standards <strong>Institut</strong>e<br />

(ÖNORM), Schweizerische Normen-<br />

Vereinigung (SN).<br />

Nach der Ratifizierung durch die drei<br />

obigen Organisationen, muss eine Europäische<br />

Norm von den nationalen<br />

Normungsorganisationen unverändert<br />

als nationale Norm übernommen<br />

werden. Entgegenstehende nationale<br />

Normen sind zurückzuziehen, um<br />

Doppelnormung zu vermeiden. In der<br />

CEN/CENELEC-Geschäftsordnung<br />

sind die Bedingungen festgelegt, unter<br />

denen einer europäischen Norm<br />

der Status einer nationalen Norm ohne<br />

jede Änderung zu geben ist. Jede angenommene<br />

Europäische Norm wird<br />

in der Schweiz mit einem nationalen<br />

Vorwort als SN-EN-Norm veröffentlicht.<br />

Das nationale Vorwort dient dem Normanwender<br />

als zusätzliche Informati-<br />

onsquelle zur jeweiligen Norm. Mittlerweile<br />

sind einige SN-Normen, nicht zu<br />

verwechseln mit SIA-Normen, in der<br />

Schweiz übernommen worden und<br />

sind in der Schweiz allgemein gültig.<br />

Neben vielen SN-Normen in der Elektronik<br />

und Elektrotechnik bestehen folgende<br />

schon seit langem gültige SN-<br />

Normen:<br />

Kleiner Auszug:<br />

• SN 521500, SIV Behindertengerechtes<br />

Bauen<br />

• SN 521611, CRB Modular Ordnung im<br />

Bauwesen. Sanitäranlagen im<br />

Wohnungsbau:<br />

Hygieneräume<br />

• SN EN 476 Allgemeine Anforderungen<br />

an Bauteile <strong>für</strong> Abwasserkanäle und<br />

-leitungen <strong>für</strong> Schwerkraftentwässerungssysteme<br />

• SN EN 752 –1/2/3/4/5/6/7 Entwässerungssysteme<br />

ausserhalb von<br />

Gebäuden (Teil 1–7)<br />

• SN EN 858 – 1/2 Abscheideanlagen<br />

<strong>für</strong> Leichtflüssigkeiten, z.B. Öl und<br />

Benzin (Teile 1–2)<br />

• SN EN 1610 Verlegung und Prüfung<br />

von Abwasserleitungen und -kanälen<br />

• SN EN 1825 – 1/2 Abscheideanlagen<br />

<strong>für</strong> Fette (Teile 1–2)<br />

• SN EN 12050 – 1/2/3/4 Abwasserhebeanlagen<br />

<strong>für</strong> die Gebäude- und<br />

Grundstückentwässerung (Teile 1–4)<br />

• SN EN 12056 – 1/2/3/4/5 Schwerkraftentwässerungsanlagen<br />

innerhalb von<br />

Gebäuden<br />

• SN EN 660/AC – Gasschweissgeräte<br />

• SN EN 1993 1 bis 7 – Bemessung und<br />

Konstruktion von Stahlbauten<br />

• SN EN 1028 1 bis 7 – Flacherzeugnisse<br />

aus Druckstahlbehälterstählen<br />

• SN EN 10084 – Einsatzstähle<br />

• SN EN etc. im Stahl- und Schweissektor<br />

Die EN-Normen sind Bestandteil<br />

der Erkenntnisse vieler altbekannter<br />

VDMA-Einheitsblätter <strong>für</strong> die Maschinenindustrie,<br />

Maschinenbaurichtlinie/<br />

VSA-Richtlinien/ETAG (europäische<br />

technische Zulassungsbedingungen)/<br />

DIN-Normen etc. etc.<br />

Für Putze gibt es derzeit z.B. keine<br />

SIA-Normen.<br />

Fehlen SIA-Normen, so muss sich der<br />

<strong>Experte</strong> an die allgemeingültigen Normen<br />

halten, die im Einflussbereich der<br />

Schweiz schon über Jahre angewendet<br />

werden und auch Stand der Technik<br />

und Baukunde darstellen. Die<br />

Schweiz ist keine Technikinsel. Auch<br />

die Schweiz lebt grösstenteils vom Export<br />

und muss dementsprechend die<br />

Europäischen Normen und Richtlinien<br />

einhalten. Immer mehr werden auch<br />

Europäische Baustoffe und Installationen<br />

in der Schweiz zur Anwendung<br />

kommen. Diese haben in der Regel<br />

eine Baustoffzulassung oder ein CE-<br />

Zeichen.<br />

Was ist eine Norm?<br />

Eine Norm ist die Definition der Eigenschaften<br />

von technischen Geräten,<br />

Bauteilen, Systembausteinen sowie<br />

von technischen Schnittstellen, Prozessen<br />

und Verfahren. Normen findet<br />

man in allen technischen Disziplinen<br />

und auch darüber hinaus. Normen<br />

basieren immer auf dem aktuellen<br />

Technikstandard, d.h. Normen sind die<br />

Aufzeichnung des Standes der Technik.<br />

Wobei immer zu beachten gilt,<br />

dass Normen mit der trägen Herstellung<br />

und Gültigkeitsprozedere eine<br />

längere Verweilzeit der Starre aufweisen<br />

und nicht immer Stand der Technik<br />

sind, da auch Normen von neuen Erkenntnissen<br />

aus der Forschung und<br />

Anwendungstechnik überholt sein<br />

können, wenn diese denn nach dem<br />

ganzen Vernehmlassungsprozedere<br />

herauskommen und national übernommen<br />

werden.<br />

Grundsätzlich ist die Einhaltung von<br />

Normen nicht verpflichtend, jedoch<br />

wird teilweise die Einhaltung von Normen<br />

verbindlich gefordert, wie z.B.<br />

durch gesetzliche Vorgaben oder Kundenansprüche<br />

(SIA 118, Qualitätsmanagementsystem<br />

nach ISO 9001).<br />

Was <strong>für</strong> Normen gibt es?<br />

Hauptsächlich kann zwischen drei<br />

Normen-Kategorien unterschieden<br />

werden<br />

• nationale<br />

• europäische<br />

• internationale<br />

Nationale Normung:<br />

Diese sind überwiegend <strong>für</strong> die Herstellung<br />

und den Unterhalt von bautechnischen<br />

Anlagen in der Schweiz<br />

gedacht (SN/SIA/SWKI/SUISSETEC/<br />

etc.) Die Schweizer Normung verfolgt<br />

die gleichen Ziele wie die europäische<br />

und internationale Normung – freier<br />

Warenverkehr und Abbau von Handelshemmnissen.<br />

Quelle: HWK Konstanz<br />

Europäische Normung:<br />

Die europäische Normung hat die<br />

Aufgabe der Harmonisierung von<br />

nationalen Normen in den einzelnen<br />

Mitgliedsstaaten. Daraus folgt, dass<br />

europäische Normen in die nationale<br />

Normung übernommen werden müssen,<br />

d.h. eine europäische Norm<br />

findet sich in jeder nationalen Normung<br />

der Europäischen Mitgliedsstaaten<br />

wieder. Die Schweiz hat da<strong>für</strong><br />

ein eigenes Eidgenössisches Prozedere<br />

zur Übernahme in die nationalen<br />

Normen. Die Ziele der Normung werden<br />

auf europäischer Ebene umgesetzt.<br />

Als Hauptziel wird der Abbau<br />

von Handelshemmnissen im europäischen<br />

Binnenmarkt verfolgt.<br />

Internationale Normung:<br />

Mit internationalen Normen soll der<br />

weltweite Waren- und Dienstleistungsverkehr<br />

sowie internationale Koopera-


54 <strong>Der</strong> <strong>Experte</strong>, Ausgabe April 2012 55<br />

tionen erleichtert und damit gefördert<br />

werden. Die Ziele der Normung (s.o.)<br />

werden auf einer globalen Ebene umgesetzt.<br />

Internationale Normen können<br />

in die nationale Normung übernommen<br />

werden, was jedoch keine<br />

Verpflichtung ist, d.h. es gibt internationale<br />

Normen, die als Schweizer Norm<br />

nicht existieren.<br />

Europäische Richtlinien<br />

Was ist eine Richtlinie?<br />

Eine Richtlinie ist als verbindliche<br />

Handlungsvorschrift zu verstehen.<br />

Eine Richtlinie ist zwar kein Gesetz,<br />

aber hat einen Geltungsbereich, der<br />

als rechtskräftig anzusehen ist. Eine<br />

Richtlinie hat weniger Gewicht als<br />

eine Norm, aber ist deutlich über einer<br />

Leitlinie/Merkblätter anzusiedeln.<br />

Die EG-Richtlinien<br />

Normen, Richtlinien, Merkblätter<br />

Die wohl bekanntesten Richtlinien im<br />

technischen Bereich sind die EG-<br />

Richtlinien. EG-Richtlinien werden die<br />

Rechtsatzungen der Europäischen<br />

Gemeinschaft genannt, die an die Mitgliedstaaten<br />

gerichtet sind und diese<br />

zur Verwirklichung bestimmter Ziele<br />

verpflichtet. Die Wahl der Methode<br />

da<strong>für</strong> bleibt dem einzelnen Mitgliedstaat<br />

überlassen.<br />

EG-Richtlinien legen <strong>für</strong> eine Vielzahl<br />

von Produkten ein einzuhaltendes<br />

Mindestmass an Sicherheits- und Gesundheitsanforderungen<br />

fest. Ein Produkt<br />

darf nur in den Verkehr gebracht<br />

und in Betrieb genommen werden,<br />

wenn es den Anforderungen aller anwendbaren<br />

EG-Richtlinien entspricht,<br />

und wenn ein Konformitätsbewertungsverfahren<br />

gemäss den anwendbaren<br />

EG-Richtlinien durchgeführt<br />

worden ist.<br />

Siehe dazu auch Maschinenrichtlinie,<br />

Produktsicherheit und freier Warenverkehr<br />

mit der EU. Die „Richtlinie<br />

2006/42/EG des Europäischen Parlaments<br />

und des Rates vom 17.05.2006<br />

über Maschinen und zur Änderung<br />

der Richtlinie 95/16/EG” wird in der Eu-<br />

ropäischen Union am 29.06.2006 in<br />

Kraft gesetzt.<br />

Die Anforderungen der Maschinenrichtlinie<br />

98/37/EG sind unter dem<br />

Schweizerischen Bundesgesetz über<br />

die Sicherheit von Technischen Einrichtungen<br />

und Geräten (STEG, SR<br />

819.1) in einer Verordnung übernommen<br />

worden und Gegenstand des bilateralen<br />

Abkommens EG-Schweiz<br />

über die gegenseitige Anerkennung<br />

von Konformitätsbewertungen. Die<br />

Schweiz wird ihre einschlägigen Erlasse<br />

an die neue Richtlinie im gleichen<br />

Zeitrahmen wie die EU-Mitgliedstaaten<br />

anpassen. Die neue Maschinenrichtlinie<br />

2006/42/EG wurde am 09.06.2006<br />

im Amtsblatt der EU publiziert.<br />

Wichtige Merkmale der<br />

CE-Kennzeichnung<br />

Mit der CE-Kennzeichnung bestätigt<br />

der Hersteller die Konformität, d.h. die<br />

Übereinstimmung des Produktes mit<br />

den zutreffenden EG-Richtlinien und<br />

die Einhaltung der darin festgelegten<br />

Sicherheits- und Gesundheitsanforderungen.<br />

• Produkte, auf die aufgrund ihrer Art<br />

oder Beschaffenheit eine der<br />

EG-Richtlinien angewendet werden<br />

kann, müssen mit der CE-Kennzeichnung<br />

versehen sein, bevor sie<br />

in den Verkehr gebracht und in<br />

Betrieb genommen werden dürfen.<br />

• Hersteller eines technischen<br />

Produktes prüfen in eigener Verantwortung,<br />

welche EG-Richtlinien sie<br />

bei der Produktion anwenden<br />

müssen.<br />

• Das Produkt darf nur in den Verkehr<br />

gebracht und in Betrieb genommen<br />

werden, wenn es den Bestimmungen<br />

sämtlicher anwendbare Richtlinien<br />

entspricht und sofern die<br />

Konformitätsbewertung gemäss<br />

allen anwendbaren Richtlinien<br />

durchgeführt worden ist.<br />

• <strong>Der</strong> Hersteller erstellt eine EG-Konformitätserklärung<br />

und bringt eine<br />

CE-Kennzeichnung an dem Produkt<br />

an.<br />

• Falls gefordert, ist <strong>für</strong> die Konformitätsbewertung<br />

eine benannte Stelle<br />

(Prüfstelle) einzuschalten.<br />

• Neben der CE-Kennzeichnung sind<br />

keine anderen Zeichen oder<br />

Gütesiegel zulässig, die die Aussage<br />

des „CE“ in Frage stellen<br />

können.<br />

• Die CE-Kennzeichnung bestätigt die<br />

vollständige Einhaltung der „Grundlegenden<br />

(Sicherheits-) Anforderungen“,<br />

die in EG-Richtlinien konkret<br />

festgelegt sind.<br />

Bauprodukterichtlinie:<br />

Nach der Bauproduktenrichtlinie ist<br />

die Brauchbarkeit der Produkte, die in<br />

Europa frei gehandelt und verwendet<br />

werden dürfen, auf der Grundlage von<br />

harmonisierten, technischen Spezifikationen<br />

festzustellen. Dies sind harmonisierte,<br />

europäische Normen oder<br />

europäische, technische Zulassungen.<br />

Kontakt:<br />

Emil Aemisegger<br />

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Normen, Richtlinien, Merkblätter<br />

56 <strong>Der</strong> <strong>Experte</strong>, Ausgabe April 2012 57<br />

Für Sie gelesen<br />

In dieser Rubrik werden Merkblätter und Richtlinien vorgestellt und diskutiert. Es wird empfohlen,<br />

diese zur Vorbereitung auf die nächste Ausgabe zu lesen.<br />

Es gibt viele Veröffentlichungen in der<br />

Fachliteratur, vor allem in den Firmenschriften.<br />

Doch die Frage stellt sich,<br />

wer liest diese schon? Die Antwort<br />

lautet, immer dann, wenn ein Bauschaden<br />

vorliegt und das <strong>Gutachten</strong> einige<br />

Normen und Literaturangaben im <strong>Gutachten</strong><br />

aufgelistet hat. Dann erst nimmt<br />

sich der angeschuldigte Unternehmer<br />

oder der beigezogene Rechtsvertreter<br />

die Zeit, diese Angaben zu überprüfen<br />

und nicht selten auch, um die eigene<br />

Unschuld mit allen Mitteln beweisen zu<br />

wollen. Dies geschieht, indem man die<br />

Merkblätteraussagen frei interpretiert<br />

und so den <strong>Experte</strong>n aufs Glatteis führen<br />

will, anstatt sich das Wissen, das<br />

meist auch Stand der Technik ist, anzueignen<br />

und die nächsten Arbeiten<br />

regelkonform auszuführen gewillt ist.<br />

Als <strong>Experte</strong> stellt man immer wieder<br />

fest, dass eine langwierige Rechthaberei<br />

über Gültigkeit, örtliche Geltung<br />

z.B. Schweizer Normen entsteht oder<br />

über Euronormen, die zwischenzeitlich<br />

die Meisten in der Schweiz ihre Gültigkeit<br />

haben, dies über den EWG-Vertrag<br />

oder die abgeschlossenen bilateralen<br />

Verträge.<br />

Als <strong>Experte</strong> ist eine Weiterbildung unerlässlich<br />

und deshalb sollten auch<br />

Merkblätter in den Wissensschatz eines<br />

<strong>Experte</strong>n aufgenommen werden.<br />

In Vorbereitung der nächsten Fachzeitschrift<br />

mit dem Schwerpunkt „Abdich-<br />

tungen“ im Teil Bautechnik, sind diese<br />

Merkblätter als Vorbereitung hilfreich.<br />

1. Merkblatt: Dezember 2010 des<br />

Schweizerischen Plattenverbandes<br />

Verbundabdichtungen unter Keramik-<br />

und Natursteinbelägen im Innenbereich:<br />

Dieses Merkblatt basiert auf den<br />

ausländischen Technischen Richtlinien<br />

und Merkblättern der deutschen<br />

Ausgaben von Verbänden und Vereinen.<br />

Merkblatt des Zentralverbandes des<br />

Deutschen Baugewerbes (ZDB) „Hinweise<br />

<strong>für</strong> die Ausführung von Verbundabdichtungen<br />

mit Bekleidungen<br />

und Belägen aus Fliesen und Platten<br />

<strong>für</strong> den Innen- und Aussenbereich“,<br />

Januar 2005.<br />

2. Merkblatt: Oktober 2009 des<br />

Schweizerischen Plattenverbandes<br />

Untergründe <strong>für</strong> Wandbeläge aus<br />

Keramik, Natur- und Kunsstein (Fliesen<br />

und Platten) im Innenbereich:<br />

Dieses Merkblatt dient als Verständigung<br />

zwischen Gipser- und Trockenbau-<br />

und Plattenunternehmer einerseits<br />

und Planer/Bauherren anderseits.<br />

Für Putze gibt es derzeit keine SIA-<br />

Normen<br />

3. Merkblatt: Gipsplattenkonstruktionen<br />

Fugen und Anschlüsse<br />

Bundesverband der Gipsindustrie e.V.<br />

Industriegruppe Gipsplatten<br />

4. Merkblatt: Bäder und Feuchträume<br />

im Holzbau und Trockenbau<br />

Bundesverband der Gipsindustrie e.V.<br />

Industriegruppe Gipsplatten<br />

5. Merkblatt: TK 001, Korrosionsschutz<br />

von Stahlbauteilen<br />

bei Balkonen und Terrasse im<br />

Zusammenhang mit Plattenböden<br />

Schweizerische Metall-Union: Dieses<br />

Merkblatt dient dem besseren Verständnis<br />

über die Verarbeitung und<br />

Instandhaltung von Stahlbalkonen. Bei<br />

der Gestaltung von Balkonen kommen<br />

vermehrt Tragkonstruktionen in Stahl<br />

und mit Plattenbelägen versehene Böden<br />

zur Anwendung. <strong>Der</strong>artig gestaltete<br />

Balkonkonstruktionen sind in letzter<br />

Zeit öfters von Korrosionsschäden<br />

im Anschlussbereich Plattenboden-<br />

Stahlkonstruktion betroffen.<br />

6. Bauproduktrichtlinie<br />

Zu obigem Thema und zum Thema Abdichtungen<br />

im nächsten „<strong>Der</strong> <strong>Experte</strong>“.<br />

Für Bauprodukte, die als so genannte<br />

Kits (Bausätze) in den Verkehr gebracht<br />

werden, wurde von der Kommission<br />

ein Mandat an die EOTA<br />

(European Organisation for Technical<br />

Approvals) zur Erarbeitung einer Leitlinie<br />

<strong>für</strong> europäische technische Zulassungen<br />

<strong>für</strong> „Abdichtungen <strong>für</strong> Böden<br />

und Wände in Nassräumen“ (ETAG<br />

022) erteilt. Sie bildet die Grundlage <strong>für</strong><br />

die Beurteilung der Brauchbarkeit von<br />

Bausätzen <strong>für</strong> Abdichtungen in Nassräumen<br />

und die Erteilung einer europäischen<br />

technischen Zulassung (ETA).<br />

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58 Die Kolumne<br />

<strong>Der</strong> <strong>Experte</strong>, Ausgabe April 2012 Witzecke 59<br />

Die Konkurrenz<br />

Auf dieser Seite berichtet regelmässig Philomena (Pseudonym) aus Ihrem Leben mit einem<br />

<strong>Experte</strong>n. Dieses ist äusserst abwechslungsreich und aufregend. Es vergeht kein Tag ohne<br />

dass Flexibilität und Improvisationstalent gefragt sind.<br />

Mein <strong>Experte</strong> strotzt nur so von Energie<br />

und Tatendrang, wenn es um die<br />

Aufdeckung und Analyse eines Schadens<br />

geht. Manchmal müllt er unser<br />

doch so gemütliches Zuhause mit<br />

allen möglichen Beweisstücken <strong>für</strong><br />

Wochen zu, sodass ich zu meinem<br />

eigenen Arbeitsplatz nur schwer Zugang<br />

finde. Da liegen dann beschädigte,<br />

verrostete, gelöcherte und verkalkte<br />

Rohre, defekte Storen (in<br />

Originallänge), Schläuche, elektronische<br />

Schalter, Schützen und Antriebe<br />

etc. in meinem geliebten Refugium herum,<br />

die darauf warten, akribisch untersucht,<br />

vermessen und von allen<br />

Seiten fotografiert zu werden. Ja,<br />

manchmal platzt mir dann schon der<br />

Kragen, wenn dieses Chaos allzu lange<br />

andauert und ich atme erleichtert<br />

auf, wenn mein <strong>Experte</strong> beginnt, die<br />

Teile zu sezieren und nach und nach<br />

die Asservatenkammer füllt.<br />

Das bedeutet jedoch, dass ich ihn<br />

dabei nicht stören darf, da angeblich<br />

absolute Konzentration erforderlich ist.<br />

– Somit schleiche ich nur noch auf lei-<br />

sen Sohlen auf den Zehenspitzen<br />

durch die Räumlichkeiten und hoffe,<br />

dass bald die Erleuchtung eintritt und<br />

wir die bereits verkochte Mahlzeit zusammen<br />

doch noch einnehmen können.<br />

– Aber ob mein <strong>Experte</strong> überhaupt<br />

merkt, was er isst und trinkt?<br />

Seine Geistesabwesenheit verblüfft<br />

mich immer wieder. Wie kann es sein,<br />

dass z.B. ein kleines Loch in einem<br />

hässlichen, verrosteten Rohr ihn derart<br />

faszinieren kann, dass er die Welt<br />

um sich herum vergisst? – Sogar die<br />

Düfte seines Lieblingsessens, die<br />

doch bis zu seinem Tätigkeitsfeld<br />

strömen, vermögen es nicht ihn abzulenken;<br />

nicht mal sein knurrender Magen,<br />

obwohl er doch ein leidenschaftlicher<br />

Geniesser ist!<br />

Also wenn ich meinen <strong>Experte</strong>n so<br />

beobachte, wie er mit demjenigen Beweisstück<br />

fast verschmelzt, das soeben<br />

auseinandergenommen wird,<br />

mache ich mir ernsthafte Sorgen, dass<br />

da eine gefährliche Konkurrenz in unserem<br />

Alltag aufgetaucht ist. Wie komme<br />

ich nur dagegen an?<br />

Ich versuche es mal mit seinem ge-<br />

liebten Espresso und etwas Nuss-<br />

Schokolade, die ich ihm verführerisch<br />

unter die Nase halte. Tatsächlich, er<br />

blickt mich an, lächelt und geniesst.<br />

Die Welt hat ihn wieder, oh wie schön!<br />

Ich darf meinem <strong>Experte</strong>n sogar beim<br />

Fotografieren des glorifizierten Beweisstückes<br />

assistieren und werde<br />

dabei angeleitet, auf welche Details es<br />

im Besonderen ankommt. Meine Bewunderung<br />

steigt von Mal zu Mal und<br />

mein Wissensstand wird laufend dadurch<br />

erweitert, worüber ich dankbar<br />

bin und das sonderbare <strong>Experte</strong>ndenken<br />

immer besser verstehen lerne.<br />

Es lohnt sich doch, abzuwarten und<br />

über die veranstaltete Ordnung in<br />

der Unordnung hinwegzusehen. Denn<br />

umso grösser ist die Freude, wenn die<br />

Ursache des Schadens klar, unwiderruflich<br />

und nachvollziehbar festgestellt<br />

ist und mein <strong>Experte</strong> strahlt und glücklich<br />

ist.<br />

Das Ziel ist erreicht, die Konkurrenz ist<br />

somit ausgeschaltet!<br />

Bis zum nächsten Fall<br />

Ihre Philomena<br />

à Propos: Lachen ist gesund!<br />

Was ist der Unterschied zwischen einem<br />

Maschinenbauingenieur und einem Bauingenieur?<br />

Maschinenbauingenieure bauen Waffen.<br />

Bauingenieure bauen Ziele.<br />

Ein Anwalt und ein Ingenieur treffen sich auf einer Jacht,<br />

beim Fischen, in der Karibik. <strong>Der</strong> Anwalt erzählt:<br />

„Ich bin hier, weil mein Haus plötzlich niederbrannte. Das Feuer<br />

zerstörte alles. Aber meine Versicherung bezahlte gut, ja es blieb<br />

sogar etwas übrig, so dass ich mir nun diesen Urlaub auch leisten kann.“<br />

„Das ist aber ein Zufall“, sagt darauf der Ingenieur, „ich bin hier, da<br />

eine Überschwemmung mein Haus und all meine Sachen zerstörte. Auch meine<br />

Versicherung bezahlte so gut, dass ich mir nun diesen Urlaub leisten kann.“<br />

<strong>Der</strong> Anwalt ist verwirrt, studiert lange und fragt: „Wie haben sie um<br />

Gottes Willen eine Überschwemmung gemacht?“<br />

Nach den Skiferien unterhalten sich ein Ingeni-<br />

eur und ein Richter.<br />

„Stell Dir vor, sagt der Ingenieur, bei den langen<br />

Skitouren in Arosa habe ich sechs Kilo verloren“<br />

Sagt der Richter: „Na dann kannst Du ja nur<br />

hoffen, dass es noch ehrliche Finder gibt.“<br />

<strong>Der</strong> Optimist: „Das Glas ist halbvoll“<br />

<strong>Der</strong> Pessimist: „Das Glas ist halbleer“<br />

<strong>Der</strong> Ingenieur: „Das Glas ist doppelt so gross wie es sein müsste“.


60 Bauwesen <strong>Der</strong> <strong>Experte</strong>, Ausgabe April 2012 Bauwesen 61<br />

Wirksamer Schutz vor Rückstau<br />

aus der Kanalisation<br />

Marius Fischer<br />

Entscheidungshilfe bei der Auswahl<br />

des passenden Systems<br />

Bei ergiebigen, heftigen Regenfällen,<br />

die in letzter Zeit immer häufiger vorkommen,<br />

fallen in kurzer Zeit riesige<br />

Wassermassen an, von 50 mm/h = 50<br />

Liter pro m 2 und Stunde, bis 130 mm/h<br />

= 130 Liter pro m 2 und Stunde, welche<br />

die Abflusskapazität der Kanalisationsleitungen<br />

überfordern. Das Wasser<br />

staut zurück und sucht sich einen Verdrängungsweg<br />

durch Kontrollschachtöffnungen,<br />

Toiletten und andere Wasserabläufe.<br />

Das Wasser tritt bei den<br />

tiefliegenden Bodenabläufen in den<br />

Kellern zuerst aus. <strong>Der</strong> angerichtete<br />

Schaden ist gross. Ein wirksamer<br />

Rückstauschutz schafft Abhilfe.<br />

Das Angebot an Rückstauschutz-<br />

Systemen auf dem Markt ist sehr<br />

umfangreich: Es gibt manuelle und automatische<br />

Rückstauschieber, Rückstauklappen<br />

und Rückstaumembrane.<br />

Bevor man sich <strong>für</strong> ein System entscheidet,<br />

müssen folgende Fragen<br />

beantwortet sein:<br />

1) Will ich selber bestimmen können,<br />

wann der Rückstauschutz aktiviert<br />

wird oder soll sich der Schutz<br />

automatisch bei zurückdrängendem<br />

Wasser aktivieren?<br />

2) Handelt es sich beim abfliessenden<br />

Wasser um Fäkal-, Meteor-<br />

oder Mischwasser?<br />

3) Ist ein Kontrollschacht bereits<br />

vorhanden oder wird dieser neu<br />

erstellt?<br />

4) Soll der Rückstauschutz beim<br />

Schachteinlauf oder beim Schachtauslauf<br />

positioniert werden?<br />

Automatischer Rückstauschutz:<br />

<strong>Der</strong> Rückstau in Kanalisationsleitungen<br />

bleibt oft unbemerkt, bis das Wasser<br />

in das Gebäude eingedrungen ist<br />

und grosse Schäden angerichtet hat.<br />

Hier liegt die grosse Herausforderung<br />

im Umgang mit überlasteten Abwasserleitungen.<br />

Einerseits will man verhindern, dass<br />

fremdes Abwasser in das Gebäude<br />

fliesst, andererseits darf man bei<br />

überlasteten Abwasserkanälen sel-<br />

ber kein zusätzliches Abwasser pro-<br />

duzieren. Denn jede Betätigung der<br />

Toilettenspülung füllt die hauseigenen<br />

Leitungen mit Wasser, das anschliessend<br />

nicht mehr abfliessen kann.<br />

Auf dem Markt gibt es zahlreiche<br />

Rückstauschutz-Systeme, die sich automatisch<br />

aktivieren, wenn das Wasser<br />

aus der Gemeindekanalisation Richtung<br />

Hausanschluss zurückfliesst.<br />

Hier sind zwei Antriebsarten zu unterscheiden:<br />

Manueller Stauschieber<br />

Elektrisch betriebene Vorrichtungen,<br />

bei denen ein Sensor bei ansteigendem<br />

Wasser ein Signal zum Schliessen<br />

auslöst und physikalisch betriebene<br />

Vorrichtungen, bei denen sich das<br />

System je nach Höhe des Wasserpegels<br />

öffnet und schliesst. <strong>Der</strong> Vorteil<br />

von automatischen Systemen liegt<br />

darin, dass sich der Schutz vor fremdem<br />

Abwasser automatisch aktiviert.<br />

Sofern via Sensor keine Meldung<br />

als SMS oder als e-Mail an die betroffenen<br />

Personen verschickt wird, hat<br />

niemand Gewissheit, ob und wann<br />

das hauseigene Abwasser abfliessen<br />

kann. Dies ist der Hauptnachteil von<br />

automatischen Rückstauschutz-Systemen.<br />

Manueller Rückstauschutz<br />

Will man selber bestimmen können, ab<br />

wann der Rückstauschutz aktiviert<br />

sein soll, muss man wohl oder übel<br />

auf einen manuellen Stauschieber zurückgreifen.<br />

Eine gewisse Vereinfachung<br />

bieten Stauschieber, die sich<br />

per Knopfdruck elektrisch, hydraulisch<br />

oder pneumatisch betätigen lassen.<br />

Wählt man ein manuell zu betätigendes<br />

Rückstauschutz-System, darf man<br />

auf keinen Fall den richtigen Aktivierungszeitpunkt<br />

verpassen.<br />

Fäkal-, Meteor- oder<br />

Mischwasser?<br />

Bei der Wahl des geeigneten Rückstauschutzes,<br />

ist die Art des abfliessenden<br />

Wassers das wichtigste Entscheidungskriterium.<br />

Ablagerungen<br />

und Korrosionsschäden am Rückstauschutz<br />

können die Funktionsfähigkeit<br />

erheblich beeinträchtigen. Regelmässige<br />

Kontrolle und Wartung des<br />

Schutzmechanismus beugen Verstopfungen<br />

in der Kanalisationsleitung vor.<br />

Meteorwasser beinhaltet keine oder<br />

eine nur sehr geringe Menge an Feststoffen.<br />

Es fliesst in der Regel chemisch<br />

unbelastet in Gewässer oder in<br />

das öffentliche Kanalisationssystem<br />

ab. Die Anforderung an die Materialbeschaffenheit<br />

des Rückstauschutzes<br />

sind verhältnismässig klein, die Wartungsintervalle<br />

können länger gewählt<br />

werden.<br />

Fäkal- und Mischwasser sind eine<br />

grössere Herausforderung <strong>für</strong> den<br />

Rückstauschutz. Konventionelle Rückstauklappen<br />

mit Scharnieren am<br />

Scheitelpunkt öffnen teilweise schon<br />

bei sehr geringen Wassermengen und<br />

lassen die Flüssigkeit in die öffentliche<br />

Kanalisation abfliessen. Die mitgeführten<br />

Feststoffe können steckenbleiben:<br />

Die Konsequenzen: Verstopfung der<br />

Kanalisationsleitung, Rückstau und<br />

schliesslich überquellendes Wasser<br />

aus Toiletten, Badewannen, Lavabos<br />

oder hausinternen Bodenabläufen.<br />

Nachträglicher Einbau<br />

Vielfach ist die Infrastruktur der Abwasserkanalisation<br />

bereits gegeben.<br />

In diesem Falle sollte der Rückstau-<br />

Einbau und Funktionsprinzip WaStop®<br />

Rückstaumembrane<br />

schutz in einem bereits vorhandenen<br />

Kontrollschacht eingebaut werden.<br />

Funktionskontrollen und Wartungsarbeiten<br />

können in einem Schacht einfach<br />

und schnell durchgeführt werden.<br />

Wird ein manueller Rückstauschutz gewählt,<br />

gibt es zahlreiche Stauschieber<br />

auf dem Markt, welche nachträglich in<br />

einen bestehenden Kontrollschacht<br />

eingebaut werden können. Da die Kontrollschächte<br />

in der Regel rund sind,<br />

muss vor der Montage des Stauschiebers<br />

eine plane Fläche erstellt werden.<br />

Will man sich diesen Arbeitsgang ersparen,<br />

wählt man am besten einen<br />

Stauschieber mit einem auf den<br />

Schachtradius abgerundeten Montageflansch<br />

mit integrierter Dichtung.<br />

Soll der Schutzmechanismus automatisch<br />

aktiviert werden, drängt sich der<br />

Einsatz einer Rückstaumembrane<br />

auf. Dieser smarte Rückstauschutz<br />

besteht aus einem elastischen, konisch<br />

geformten Zylinder aus Polyurethan,<br />

der in einem Chromstahlrohr befestigt<br />

ist. Das Chromstahlrohr wird<br />

im Kontrollschacht in die bestehende<br />

Rohrleitung eingeführt, sei dies beim<br />

Einfluss oder beim Ausfluss. Befestigt<br />

wird das Chromstahlrohr mit Hilfe<br />

zweier Schrauben an der bestehenden<br />

Schachtwand. Spezielle Abdichtungsmasse<br />

verschliesst allfällige Ritzen<br />

zwischen der bestehenden<br />

Leitung und dem Chromstahlrohr.<br />

Die Rückstaumembrane eignet sich<br />

sowohl <strong>für</strong> Fäkal- als auch <strong>für</strong> Meteorwasser.<br />

Sie ist in allen möglichen<br />

Durchmessern erhältlich (von 70 bis<br />

1400 mm).<br />

Die Rückstaumembrane besticht<br />

durch ihre Einfachheit:<br />

WaStop® Rückstaumembrane eingebaut<br />

in Kontrollschacht<br />

Will Wasser abfliessen, wölbt sich die<br />

Membrane und lässt die Flüssigkeit<br />

passieren. Staut Abwasser aus der<br />

öffentlichen Kanalisationsleitung zurück,<br />

wird die Rückstaumembrane an<br />

das Chromstahlrohr gedrückt – der<br />

Rückstauschutz ist aktiviert. Das System<br />

funktioniert rein physikalisch, ohne<br />

elektrischen Strom.<br />

Bis heute sind in der Schweiz mehrere<br />

hundert Rückstaumembrane erfolgreich<br />

installiert worden.<br />

Die Wartung ist einfach:<br />

Einmal bis zweimal im Jahr eine Funktionskontrolle<br />

machen und allfällige<br />

Verunreinigungen mit ein wenig Wasser<br />

entfernen.<br />

Kontrollschacht mit integrierter<br />

Rückstauklappe<br />

Ist noch kein Kontrollschacht vorhanden,<br />

zum Beispiel bei Neubauten,<br />

lohnt sich der Einbau eines Kontrollschachtes<br />

mit werkseitig eingebautem<br />

Rückstauschutz. Die Rückstauklappe<br />

besteht aus einem Schachtgehäuse<br />

und einem schwimmfähigen Rohr.


62 Bauwesen <strong>Der</strong> <strong>Experte</strong>, Ausgabe April 2012 Bauwesen 63<br />

Funktionsprinzip WaBack® Rückstauklappe (v.l.n.r): Normaler Wasserfluss in Pfeilrichtung; Rückstau aus der öffentlichen<br />

Kanalisation, das schwimmfähige Rohr hebt sich an; Schacht komplett mit Rückstauwasser gefüllt, schwimmfähiges Rohr<br />

wird gegen die Dichtplatte gedrückt<br />

Staut Wasser aus der öffentlichen Kanalisation<br />

zurück, wird das Rohr angehoben.<br />

Füllt sich der Schacht komplett<br />

mit Wasser, wird das Rohr gegen eine<br />

Dichtscheibe gedrückt. So kann kein<br />

Wasser Richtung Gebäude eindringen.<br />

Senkt sich der Wasserspiegel im<br />

Schacht wieder ab, sinkt auch das<br />

Rohr nach unten und geht in die<br />

ursprüngliche Ausgangsposition zurück.<br />

<strong>Der</strong> Rückstauschutz ist <strong>für</strong> Rohrdurchmesser<br />

von 110 bis 315 mm erhältlich.<br />

Dieses System ist sowohl<br />

<strong>für</strong> Fäkal-, als auch <strong>für</strong> Meteorwasser<br />

geeignet.<br />

Positionierung des Rückstauschutzes<br />

im Kontrollschacht<br />

Laufen in einem Kontrollschacht mehrere<br />

Leitungen zusammen, beispielsweise<br />

von verschiedenen Liegenschaften<br />

oder Dachwasser und Fä-<br />

kalwasser, sollte der Rückstauschutz<br />

jeweils beim Schachteinlauf angebracht<br />

werden. Bei heftigen Regen-<br />

fällen bleibt so das Dachwasser im<br />

Kontrollschacht und kann nicht in das<br />

Gebäude gelangen. In diesem Fall besteht<br />

ein Restrisiko, dass sich der<br />

Schacht mit Wasser füllt und dieses<br />

dann zu Oberflächenwasser wird. Dieses<br />

kann dann, je nach Geländeverhältnissen<br />

bei den Gebäudeöffnungen<br />

eindringen. Für diesen Fall müsste mit<br />

Hochwasserschutzmassnahmen vorgesorgt<br />

werden. Führt nur eine Leitung<br />

in den Kontrollschacht, sollte der<br />

Rückstauschutz beim Schachtausfluss<br />

positioniert werden, damit das Fremdwasser<br />

vom eigenen Grundstück ferngehalten<br />

werden kann.<br />

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64 Bauwesen <strong>Der</strong> <strong>Experte</strong>, Ausgabe April 2012 Bauwesen 65<br />

Facility Management<br />

Lebenszyklusansatz als entscheidender Faktor: Auf den Betreiber des ersten PPP-Projektes in<br />

der Schweiz kommen grosse Herausforderungen zu. PPP = purchasing power parity.<br />

Daniel Zbinden<br />

Erstes PPP-Projekt der Schweiz<br />

steht kurz vor der Eröffnung<br />

PPP umfasst die partnerschaftliche<br />

Zusammenarbeit zwischen der öffentlichen<br />

Hand und privater Wirtschaft<br />

und ist ein Lösungsansatz zur optimalen<br />

Erfüllung öffentlicher Aufgaben.<br />

PPP ist einerseits eine Beschaffungsvariante,<br />

die sich am Lebenszyklus orientiert.<br />

Darüber hinaus umfasst PPP<br />

nach dem allgemeinen Sprachgebrauch<br />

aber auch weitere Formen<br />

der partnerschaftlichen Aufgabenerfüllung,<br />

die sich insbesondere durch<br />

folgende Merkmale auszeichnen:<br />

• Erfüllung einer öffentlichen<br />

Aufgabe als Ziel<br />

• Beteiligung mindestens je eines<br />

privaten und öffentlichen Partners<br />

• Bereitstellung einer wirtschaftlichen<br />

Leistung<br />

• Verantwortungsgemeinschaft<br />

• Bündelung von Ressourcen (Kapital,<br />

Betriebsmittel, Know-how)<br />

• Risikoallokation<br />

• Am Lebenszyklus von Vorhaben<br />

orientierte Zusammenarbeit<br />

Auf dem Gelände des ehemaligen<br />

Zeughauses, auf einer Fläche von<br />

rund 17’000 m², wurden vier Verwaltungsgebäude<br />

<strong>für</strong> Polizei, Gericht,<br />

Steuerverwaltung und <strong>für</strong> verschiedene<br />

andere kantonale Dienststellen erstellt.<br />

Dazu kommen ein Werkhof und<br />

ein Regionalgefängnis <strong>für</strong> 110 Häftlinge.<br />

Insgesamt werden auf dem Areal<br />

450 Arbeitsplätze angesiedelt. Die öf-<br />

fentliche Hand und die Privatwirtschaft<br />

spannen erstmals in einem Schweizer<br />

Bauprojekt nach dem PPP-Modell<br />

nach internationalen Standards zusammen.<br />

Das Facility Management<br />

wurde als Partnerin <strong>für</strong> den Betrieb bereits<br />

von Beginn an in die Planung eingebunden.<br />

Das Facility Management<br />

wird das neue Verwaltungsgebäude<br />

nach der Inbetriebnahme am 2. April<br />

2012 über die nächsten 25 Jahre betreiben.<br />

Für 25 Jahre wird der Betrieb<br />

<strong>für</strong> das Kantonale Verwaltungs-<br />

zentrum Neumatt in Burgdorf<br />

das Facility Management über-<br />

nehmen. Welche Leistungen<br />

umfasst das Angebot?<br />

Das Angebot umfasst zu einem Festpreis,<br />

über die gesamte Laufzeit, den<br />

Betrieb des Areals wie zum Beispiel<br />

die Innen- und Aussenreinigung, Umgebungsarbeiten,<br />

Empfang, Post- und<br />

Hauswartdienste, Catering und vieles<br />

mehr. Dazu kommen alle notwendigen<br />

Wartungs-, Reparatur- und Ersatzinvestitionen<br />

der gesamten Überbauung.<br />

Zu guter Letzt garantiert die Facility<br />

Management AG als Betreiberin<br />

mit einem umfangreichen Energiemanagement<br />

den vertraglich vereinbarten<br />

Energieverbrauch der nach Mi-<br />

nergie-P Eco Standard erstellten<br />

Überbauung. Die Bewachung der Gefangenen<br />

ist eine staatshoheitliche<br />

Aufgabe und deshalb nicht Teil unseres<br />

Leistungsumfangs.<br />

25 Jahre sind eine lange Zeit.<br />

Worauf sind die Berechnungen<br />

abgestützt?<br />

Das Facility Management ist entstanden<br />

aus einer jahrelangen erfolgreichen<br />

Tätigkeit im Bereich der Gebäudetechnik.<br />

Diesen immensen Erfah-<br />

rungsschatz an technischen und<br />

finanziellen Daten in der Planung, im<br />

Bau, im Unterhalt und im Betrieb von<br />

Gebäuden hat uns eine seriöse Kalku-<br />

lation ermöglicht. Zudem sind wir <strong>für</strong><br />

dieses Projekt eine Partnerschaft mit<br />

der Firma BAM Deutschland AG eingegangen,<br />

welche bereits zahlreiche<br />

PPP-Projekte in Deutschland realisiert<br />

hat. Dieses Know-how ist natürlich<br />

ebenfalls eingeflossen. Trotzdem sind<br />

die Risiken über diese langen Jahre<br />

enorm. Bei der Kalkulation und Vertragsgestaltung<br />

von solch komplexen<br />

Projekten benötigen die Anbieter nicht<br />

nur sehr erfahrene und engagierte Ingenieure<br />

und Vertriebsmitarbeiter,<br />

sondern vor allem auch Betriebswirtschaftler<br />

und Juristen mit vertieftem<br />

Wissen über Risikomanagement und<br />

Wahrscheinlichkeitsrechnungen.<br />

In den 25 Jahren Vertragsdauer<br />

kann viel Unvorhergesehenes<br />

passieren. Zum Beispiel im Ener-<br />

giebereich. Wie sind diese<br />

Energiekosten kalkulierbar?<br />

Wir garantieren den Energieverbrauch,<br />

nicht die Energiekosten. Die effektiven<br />

Kosten <strong>für</strong> die Energiebeschaffung<br />

sind neben der offiziellen jährlichen<br />

Teuerung in der Schweiz die einzigen<br />

variablen Kosten <strong>für</strong> den Kanton.<br />

Wären Sie die lange Vertragsdauer<br />

auch eingegangen, wenn der Mieter<br />

nicht der Kanton Bern gewesen<br />

wäre?<br />

PPP-Projekte bestehen aus dem Dreigestirn<br />

Finanzierung, Bau und Betrieb.<br />

Wenn der Mieter solvent ist und die<br />

geforderten Bankgarantien und Absicherungen<br />

beibringen kann, spricht<br />

nichts dagegen.<br />

Wie wichtig war der Nachhaltig-<br />

keitsaspekt?<br />

Hier liegt einer der grössten Vorteile<br />

von Projekten, bei denen Bau und Be-<br />

trieb als untrennbare Einheit betrachtet<br />

werden.<br />

Normalerweise hat der Kunde <strong>für</strong> den<br />

Bau ein Budget, welches es unbedingt<br />

einzuhalten gilt. Unterhalts-, Betriebs-<br />

und Energiekosten sind oft Probleme,<br />

denen man sich erst später annimmt.<br />

Bei dieser Form von Projekten, wie jener<br />

im Kantonalen Verwaltungszentrum<br />

Neumatt in Burgdorf, gewinnt das<br />

Projektteam den Wettbewerb, welches<br />

es schafft, den Bau so zu optimieren,<br />

dass die Unterhalts- und Energiekosten<br />

über 25 Jahre so tief wie möglich<br />

sind. Das kann auch bedeuten, dass<br />

der Bau teurer wird, als er es in konventionellen<br />

Projekten wäre, der Betrieb<br />

diese Zusatzkosten aber mehr als<br />

nur einspart. Eine klassische Win-win-<br />

Situation!<br />

Die Vorleistungen waren sehr<br />

gross. Wie haben Sie sich<br />

abgesichert?<br />

Die Kosten <strong>für</strong> eine Angebotserstellung<br />

sind in der Tat sehr hoch, hat der<br />

gesamte Projektwettbewerb doch fast<br />

zwei Jahre gedauert. Natürlich ist eine<br />

gründliche SWOT-Analyse bei einem<br />

solchen Projekt unabdingbar.<br />

Beim Kantonalen Verwaltungszentrum<br />

Neumatt in Burgdorf waren die geforderten<br />

Leistungen genau auf unsere<br />

Stärken und Erfahrung zugeschnitten<br />

und unser grosses Know-how im technischen<br />

Facility Management <strong>für</strong> den<br />

Erfolg schliesslich ausschlaggebend.<br />

Die Anforderungen an das kaufmännische<br />

und infrastrukturelle FM entsprechen<br />

den Standardanforderungen üblicher<br />

FM-Projekte. Dazu muss aber<br />

auch gesagt werden, dass die Realisierung<br />

von PPP-Projekten grosse, finanzstarke<br />

und sehr gesunde Firmen<br />

bedingen. Nur diese können die geforderten<br />

umfangreichen Bankbürgschaften<br />

und Garantien vorlegen.<br />

Bei Ihrem Engagement in Burgdorf<br />

handelt es sich um das grösste<br />

PPP-Projekt in der Schweiz. Deshalb<br />

gibt es auch noch keine<br />

Erfahrungswerte. Wie gehen Sie<br />

damit um?<br />

Wir sind überzeugt, dass wir unsere<br />

Hausaufgaben im Vorfeld gemacht haben.<br />

Unsere Risikoanalyse lässt uns<br />

gut schlafen. Wie bereits erwähnt, verfügen<br />

wir über langjährige Erfahrungen<br />

in der Planung, im Bau, im Betrieb<br />

und im Unterhalt von komplexen Gebäuden.<br />

Wir freuen uns auf die kommenden<br />

Aufgaben in diesem Projekt.<br />

Zurzeit sind wir damit beschäftigt, den<br />

Betrieb hochzufahren und geeignetes<br />

Personal zu rekrutieren. Am 2. April<br />

2012 ist Inbetriebnahme, also noch vor<br />

dem Symposium Bau und Technik am<br />

17. April 2012.<br />

Kontakt:<br />

Daniel Zbinden<br />

Geschäftsführer<br />

Hälg Facility Management AG<br />

Förrlibuckstrasse 66<br />

8037 Zürich<br />

044 448 20 82<br />

daniel.zbinden@hfm.ch<br />

www.haelg.ch


66 Bauwesen<br />

<strong>Der</strong> <strong>Experte</strong>, Ausgabe April 2012 Bauwesen 67<br />

<strong>Gutachten</strong> über Raumluftqualität<br />

und ihre Bedeutung<br />

Die Bedeutung des neuen Berufsbildes Raumluftqualität-Fachingenieur<br />

Bedeutung von <strong>Gutachten</strong> aus Sicht eines <strong>Experte</strong>n und die Beschreibung des von VDI und<br />

DGUV 2012 eingeführten Fachmannes <strong>für</strong> Raumluftqualität (RLQ)- Beschreibung des Arbeitsbereiches.<br />

Dr. Bernhard Küter<br />

1. Präambel<br />

• Das <strong>Gutachten</strong> der Raumluftqualität<br />

und seine Voraussetzungen<br />

• Gutachter sind sich und ihrem<br />

Gewissen verantwortlich.<br />

• Gutachter sind fest eingebunden<br />

in ein Netz gesetzlicher Rahmenwerte.<br />

• Gutachter sind immer auf dem<br />

höchsten Stand fachlichen Wissens.<br />

• Diese drei Komponenten sind die<br />

wesentlichen Säulen <strong>für</strong> das<br />

<strong>Gutachten</strong>.<br />

Die herausragende Position, die <strong>Gutachten</strong><br />

in der Moderne zukommt, zeigt<br />

sich auch gerade in ihrer juristischen<br />

Relevanz. Ein <strong>Gutachten</strong> soll dann als<br />

letzte (aussergerichtliche Regelung)<br />

oder vorletzte Instanz (gerichtliche Regelung)<br />

dienen.<br />

<strong>Gutachten</strong> und die <strong>Experte</strong>n, die sie<br />

erstellen, sind also wesentlicher Baustein<br />

und Bestandteil sämtlicher Lebensbereiche.<br />

Im Zweifelsfalle beeinflussen<br />

sie auch den Gesetzgeber, so<br />

sie zur Wahrheitsfindung benötigt werden.<br />

Daher gilt <strong>für</strong> jedes erteilte <strong>Gutachten</strong>,<br />

egal auf welchem Gebiet, dass es gerichtsfest<br />

sein muss.<br />

2. Anwendungsbereiche<br />

Diese hier kurz angerissenen Leitsätze<br />

haben das persönliche Berufsleben<br />

des Verfassers in den Jahrzehnten seit<br />

1981 bestimmt. Als Spezialist einer<br />

Unfallversicherung in Deutschland <strong>für</strong><br />

chemische, biologische und physikalische<br />

Einwirkung in 40.000 Mitgliedsbetrieben<br />

einer zugeordneten Berufssparte,<br />

durfte der Verfasser <strong>für</strong> Be-<br />

rufsbilder Gefährdungsszenarien be-<br />

züglich chemischer, biologischer und<br />

physikalischer Gesundheitsgefahren<br />

erstellen. Diese dienten dann den<br />

Spezialisten sofort bzw. noch nach<br />

Jahrzehnten im Falle einer Erkrankung<br />

einer versicherten Person zu der Feststellung,<br />

ob die erfolgte Erkrankung<br />

bezüglich der angeschuldigten Noxe<br />

tatsächlich aus dem Berufsleben<br />

stammte.<br />

Fall 1: Das vom Autor verfasste <strong>Gutachten</strong><br />

(enthält die Beurteilung aller<br />

gefundenen Noxen am Arbeitsplatz<br />

des Versicherten) dient als Entscheidungshilfe,<br />

eine Berufsrente zu vergeben<br />

oder nicht.<br />

Fall 2: Die im <strong>Gutachten</strong> gefundene<br />

Erkenntnis, welche Noxe durch welche<br />

Tätigkeit in welchen „Lebensbereichen“<br />

krankmachende Wirkung hatte,<br />

ist die von mir erfolgte Zusammenhangsbeurteilung.<br />

Diese dient dem<br />

Unfallversicherungsträger als Grundlage<br />

zu Präventionsmassnahmen am<br />

Arbeitsplatz. Je nach Bedeutung der<br />

angeschuldigten Arbeitsmittel (werden<br />

z.B. Maschinen in Deutschland produziert<br />

und gehen in den weltweiten Export,<br />

also auch in die Schweiz) wird<br />

dieser Präventionsansatz automatisch<br />

in alle Exportländer weltweit verbreitet.<br />

Fälle aus der Praxis <strong>für</strong> die Praxis wird<br />

der Verfasser dann- unter Wahrung<br />

des Datenschutzes-, in der nächsten<br />

Ausgabe publizieren.<br />

Wichtig <strong>für</strong> diese Ausgabe ist aber die<br />

Bekanntgabe, dass der VDI und die<br />

DGUV 2012 die Ausbildung und Qualifizierung<br />

<strong>für</strong> einen Spezialisten <strong>für</strong><br />

Raumluftqualität leisten werden.<br />

3. Neues Tätigkeitsfeld „RLQ<br />

(Raumluftqualität) Fachingenieur“<br />

Diese neue Berufsbezeichnung RLQ-<br />

Fachingenieur entstammt der VDI<br />

6022 Blatt 4.<br />

Als Vorsitzender des zuständigen VDI-<br />

Ausschusses möchte der Verfasser an<br />

dieser Stelle erläutern, warum die<br />

Fachwelt auch in der Schweiz diesen<br />

neuen <strong>Experte</strong>n dauerhaft installieren<br />

sollte.<br />

Denn es geht um ein grundlegendes<br />

Arbeitsfeld, die Raumluftqualität in allen<br />

Räumen des täglichen Lebens,<br />

kurz „RLQ“ benannt. Wie auch der Bevölkerung<br />

immer bewusster wird, ist<br />

das Raumklima in Arbeitsstätten und<br />

Wohnstätten wesentlich. Luft, gerade<br />

gesunde Luft, ist unser wichtigstes<br />

„Lebensmittel“. Dieses Lebensmittel<br />

ist angefüllt mit Staub, Gasen, Mikroorganismen,<br />

um die wichtigsten zu benennen.<br />

Dieser Dreiklang ist jedem<br />

bekannt im Zusammenhang mit der<br />

RLQ, unserer Luft zum Atmen. Und der<br />

Gesetzgeber erlässt Vorschriften, unsere<br />

Atemluftqualität zu regulieren. Mit<br />

der Feinstaubverordnung hat mittlerweile<br />

jeder, der über ein Auto verfügt,<br />

intime Erfahrung. Gestern erst meldeten<br />

die Fernsehnachrichten, die Stadt<br />

Stuttgart habe aufgrund mangelnder<br />

Präventionsmassnahmen und Kontrollen<br />

schon wieder signifikant die Grenzwerte<br />

überschritten. Dies wird im Winter<br />

auch in der Schweiz nicht anders<br />

sein. Aus Reportagen erfahren die<br />

Bürger, wie sich Schimmelpilz in den<br />

Wohnräumen auf die Gesundheit auswirkt.<br />

Natürlich wächst damit auch die<br />

Sensibilität des Einzelnen <strong>für</strong> die Gefährdung<br />

am Arbeitsplatz.<br />

Damit aber unser tägliches Leben<br />

nicht überreguliert wird, benötigt die<br />

Fachwelt der Gutachter in Sachen<br />

RLQ Fachleute, die folgende Bereiche<br />

abdecken:<br />

• Biologie (Mikroorganismen jeglicher<br />

Art und deren Wirkung auf den<br />

Innenraum)<br />

• Physik (Temperatur, Kältebrücken,<br />

Lärm, Einfluss der Topographie,<br />

Einfluss der Bebauungsdichte,<br />

Umgebungseinflüsse, Strahlung etc.<br />

• Chemie (TVOC, VOC, Biozide,<br />

Baustoffe)<br />

• Medizinische Informationen<br />

zu SBS, etc.<br />

• Gesetze, Vorschriften,<br />

Regelwerke usw.<br />

Nach erfolgter Ausbildung sind diese<br />

von der Fachwelt akzeptierten RLQ-<br />

Fachleute die Multiplikatoren <strong>für</strong> alle<br />

anderen Fachleute nach VDI 6022 A,<br />

B, und C (entsprechend SWKI in der<br />

Schweiz).<br />

Auch ist es die tägliche Aufgabe dieser<br />

RLQ-Fachleute, als objektive Mediatoren<br />

zu den tagesaktuellen Themen<br />

in Sachen RLQ immer die fachlich tatsächliche<br />

Sachlage zu verbreiten.<br />

Das heisst, der RLQ-Fachmann muss<br />

auch und immer mehr im Umgang mit<br />

den Medien geschult sein.<br />

Neuer Ausbildungslehrgang<br />

RLQ-Manager<br />

Ab Ende 2011 bietet die Prüf- und Zertifizierungsstelle<br />

des Fachausschusses<br />

Druck und Papierverarbeitung<br />

eine neue Qualifizierungsmassnahme<br />

an unter dem vorläufigen Titel „Raumluftqualitäts-Manager“,<br />

kurz „RLQ-Manager“.<br />

Dieser einwöchige Lehrgang schliesst,<br />

erstmalig in der DGUV, mit der Zertifizierung<br />

von Personen ab. Das Seminar<br />

richtet sich an Fach- und Führungskräfte<br />

der Mitgliedsbetriebe an<br />

Sachverständige sowie Mitarbeiter<br />

von Firmen, die die Wartung und Instandhaltung<br />

von RLT-Anlagen anbieten.<br />

Neben der Verankerung dieses Lehrgangs<br />

bei DGUV Test, dem ehemaligen<br />

BG-PRÜFZERT wurden die Schulungsinhalte<br />

auch in die einschlägige<br />

Richtlinie <strong>für</strong> RLT-Anlagen, der VDI<br />

6022, aufgenommen. Damit ist sichergestellt,<br />

dass es innerhalb der Schweiz,<br />

Österreichs und Deutschlands hinsichtlich<br />

der neuen Personenzertifizierung<br />

zum RLQ-Manager keinen<br />

Dschungel an Zertifikaten verschiedener<br />

Anbieter mit unterschiedlichen Inhalten<br />

geben wird.<br />

Kontakt:<br />

Dr. Bernhard Küter<br />

Technischer Aufsichtsbeamter<br />

Leiter Referat Arbeitsprozesse<br />

Präventivabteilung<br />

BG ETAM<br />

Rheinstrasse 6-8<br />

D-65185 Wiesbaden<br />

kueter.bernhard@bgetem.de<br />

www.bgetem.de


68 <strong>Der</strong> <strong>Experte</strong>, Ausgabe April 2012 69<br />

Nachrichten und Aktuelles, Vereinsmitteilungen<br />

Internationales und nationales Schiedsgericht<br />

<strong>Der</strong> normale <strong>Experte</strong> weiss wenig über die Schiedsgerichtsbarkeit, welche in der Schweiz<br />

sowie im nahem Europäischen Ausland sehr rege benutz wird. Um diese Informationen den<br />

Schweizer-<strong>Experte</strong>n etwas näher zu bringen drucken wir Beispiele der Tätigkeiten zweier<br />

Schiedsgerichtskammern ab.<br />

Übersicht Internationales Schieds-<br />

gericht der Wirtschaftskammer<br />

Österreich, Wien<br />

Am 17./18. Februar 2012 fanden am Internationalen<br />

Schiedsgericht der Wirt-<br />

schaftskammer Österreich die jährlichen<br />

„Vienna Arbitration Days 2012”<br />

statt.<br />

Die Themen waren:<br />

• Die Anwendung von EU-Recht von<br />

Schiedsgerichten<br />

• EU-Recht und Rechtsstaatlichkeit im<br />

Schlichtungsverfahren<br />

• Europäisches Recht und Investitionsschiedsgerichtbarkeit<br />

• <strong>Der</strong> Einfluss von EU-Recht auf das<br />

Vorgehen im Schlichtungsverfahren<br />

• Die Rolle der Europäischen Konvention<br />

1961 am Schiedsgericht<br />

Diese interessante und äusserst wichtige<br />

Veranstaltung findet jährlich statt.<br />

Einige Kennzahlen des Vienna International<br />

Arbitral Center VIAC:<br />

Im Jahre 2011 waren 75 neue Schiedsgerichtsfälle<br />

angemeldet worden. Die<br />

noch pendenten Fälle per 31.12.2011<br />

sind mit 83 angegeben. Es waren 156<br />

Parteien beteiligt mit einer Summe<br />

von EUR 683 Mio. 44 Fälle kamen aus<br />

Österreich (28%), 112 aus anderen<br />

Ländern (35% West Europa, 37% aus<br />

Mittel Europa und Asien). <strong>Der</strong> Grund<br />

der Schiedsgerichtsbegutachtung war<br />

in 28% der Fälle wegen Konstruktionstechnik<br />

und Ingenieurwesen, 18%<br />

Handelsstreitigkeiten, 12% Handelsverträge,<br />

12% Dienstleistungsstreitigkeiten,<br />

11% Banken und Aktienhandelsverträge<br />

und die restlichen 19%<br />

teilen sich auf in 5% Finanzwesen,<br />

4% Maschinenbau, 5% Energie, 5%<br />

Immobilien- und Lizenzvereinbarungen.<br />

Nachrichten und Aktuelles, Vereinsmitteilungen<br />

Übersicht Swiss Chambers‘ Court of Arbitration and Mediation<br />

Untenstehend ein paar interessante Statistiken aus der Schweiz <strong>für</strong> die Jahre 2004-­‐2010:<br />

Fallstatistik Neue Fälle 2010 Alle Fälle 2004-­‐10<br />

Fälle eingegangen 89 479<br />

Fälle angenommen unter alten Regeln 0 2<br />

Fälle abgelehnt 8 37<br />

Fälle angenommen unter Schweizer Recht 81 440<br />

Zurückgezogene Fälle 11 63<br />

Geschlichtete Fälle 9 105<br />

Abgesprochene Schiedsfälle 13 166<br />

Herkunft der Parteien Neue Fälle 2010 Alle Fälle 2004-­‐10<br />

Schweiz 20% 21%<br />

Westeuropa 53% 53%<br />

Osteuropa und ehem. UdSSR 2% 6%<br />

Nordamerika 3% 4%<br />

Asien und mittlerer Osten 13% 10%<br />

Andere 9% 6%<br />

Total 100% 100%<br />

Verfahren Neue Fälle 2010 Alle Fälle 2004-­‐10<br />

Normal 53% 62%<br />

Beschleunigt 45% 37%<br />

Nicht spezifiziert 2% 1%<br />

Total 100% 100%<br />

Anzahl Schiedsrichter pro Fall Neue Fälle 2010 Alle Fälle 2004-­‐10<br />

Einzelrichter 60% 52%<br />

Panel von 3 Schiedsrichtern 26% 45%<br />

Nicht spezifiziert 4% 3%<br />

Total 100% 100%<br />

Streitthema Neue Fälle 2010 Alle Fälle 2004-­‐10<br />

Produktion 0% 1%<br />

Kauf und Verkauf von Gütern 29% 30%<br />

Geistiges Eigentum / Lizenzen 2% 4%<br />

Arbeitsgemeinschaften / Joint Ventures 0% 2%<br />

Investitionen 2% 2%<br />

Kauf und Verkauf von Beteiligungen 13% 13%<br />

Gesellschaftervereinbarungen 6% 2%<br />

Darlehensverträge 4% 2%<br />

Serviceverträge 10% 10%<br />

Vertrieb 9% 14%<br />

Bau 3% 2%<br />

Vergleichsvereinbarungen 6% 2%<br />

Arbeitsverträge 2% 1%<br />

Andere 14% 14%<br />

Total 100% 100%


70 <strong>Der</strong> <strong>Experte</strong>, Ausgabe April 2012 71<br />

Nachrichten und Aktuelles, Vereinsmitteilungen<br />

Sprache Neue Fälle 2010 Alle Fälle 2004-­‐10<br />

Englisch 73% 71%<br />

Deutsch 11% 15%<br />

Französisch 8% 11%<br />

Italienisch 7% 6%<br />

Andere 1% 1%<br />

Total 100% 100%<br />

Anwendbares Recht Neue Fälle 2010 Alle Fälle 2004-­‐10<br />

Schweizerisch 74% 71%<br />

Deutsch 2% 5%<br />

Englisch 6% 3%<br />

Andere nationale Rechte 12% 8%<br />

Internationales Handelsrecht 3% 3%<br />

Nicht spezifiziert 3% 10%<br />

Total 100% 100%<br />

Schiedssprüche gesprochen in Einstweilig Endgültig<br />

2004 0 1<br />

2005 4 12<br />

2006 4 18<br />

2007 2 21<br />

2008 7 26<br />

2009 5 28<br />

2010 8 48<br />

Total 30 154<br />

Nationalität der Schiedsrichter Alle Fälle 2004-­‐10<br />

Schweiz 71%<br />

Deutschland 8%<br />

Frankreich 4%<br />

Grossbritannien 1%<br />

Österreich 1%<br />

Restliches Europa 2%<br />

USA 1%<br />

Andere Länder 2%<br />

Unbekannt 9%<br />

Total 100%<br />

Übersicht <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Gutachten</strong><br />

<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Gutachten</strong><br />

Um die Idee hinter dem Symposium<br />

Bau und Technik sowie der Fachzeitschrift<br />

„<strong>Der</strong> <strong>Experte</strong>“ der breiten Öffentlichkeit<br />

zu vermitteln, haben wir die<br />

Vision in ein Übersichtsschema gebracht.<br />

Das <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Gutachten</strong> Expertisen<br />

betreut folgende vier Sparten:<br />

Nachrichten und Aktuelles, Vereinsmitteilungen<br />

1. Fachzeitschrift „<strong>Der</strong> <strong>Experte</strong>“<br />

Die Themen werden in einem Redaktionsteam<br />

festgelegt und die entsprechenden<br />

Veröffentlichungen themenbezogen<br />

gesucht und ausgewählt.<br />

2. Das jährliche Symposium Bau<br />

und Technik<br />

Die Schwerpunktthemen werden in einem<br />

Fachkreis mit den Obmännern<br />

festgelegt und entsprechend vorbereitet.<br />

3. Foren<br />

Foren werden durchgeführt nach Fachgebieten<br />

an verschiedenen Stand-<br />

orten zur Wissensvermittlung und zum<br />

Wissensaustausch Für die Betreuung<br />

der Foren ist jeweils ein Obmann verantwortlich,<br />

der in seinem Fach ein<br />

Fachmann und <strong>Experte</strong> ist. Diese Organisation<br />

ist noch nicht abgeschlossen.<br />

4. Die Schadensammlung<br />

(SCHASA)<br />

von Expertisen, Sachstandsberichten,<br />

technischen Berichten, Fachbeiträgen<br />

Gerichtsentscheiden, etc. Die <strong>Experte</strong>nkammern,<br />

die Versicherungen, die<br />

freien <strong>Experte</strong>n werden eingeladen,<br />

die anonymisierten Expertisen einzulegen.<br />

Mit den Versicherungen (das<br />

Gleiche gilt <strong>für</strong> die <strong>Experte</strong>n und Fachleute)<br />

ist angedacht, dass diese<br />

enorme Arbeit die SCHASA-Verantwortlichen<br />

machen, indem eine Geheimhaltungsklausel<br />

im Zusammenarbeitsvertrag<br />

die Anonymisierungs-<br />

voraussetzungen festhält. Die kosten-<br />

pflichtige Zugänglichkeit (Code) ist<br />

über das Internet und per CD angedacht.


Installationen<br />

72 <strong>Der</strong> <strong>Experte</strong>, Ausgabe April 2012 73<br />

Wärmeverbünde im Trend<br />

Wer mit Holz heizt, heizt im Kreislauf der Natur. Die Nutzung von Holz zum Heizen, bietet zahlreiche<br />

Vorteile, wie zum Beispiel deren Unerschöpflichkeit und CO 2 -Neutralität. Immer mehr setzen<br />

sich denn auch Fernwärmezentralen durch, die mit Holzschnitzeln betrieben werden. Das Team<br />

um die Verfasserin konnte sich in den letzten Jahren einzigartiges Know-how in der Planung, in<br />

der schlüsselfertigen Erstellung und im Betrieb von Wärmeverbünden aneignen.<br />

Claudia Baumer<br />

Es gibt keinen Zweifel, in den kommenden<br />

Jahren müssen wir alle vermehrt<br />

auf die Nutzung erneuerbarer<br />

Energieträger setzen. Die Nutzung<br />

von Holz ist dabei eine interessante<br />

Option, setzt dessen Verbrennung<br />

doch gleich viel Kohlendioxid frei, wie<br />

die Bäume <strong>für</strong> ihr Wachstum aufgenommen<br />

haben. Die gleiche Menge<br />

CO 2 gelangt in die Umwelt, wenn das<br />

Holz ungenutzt vermodert. Besonders<br />

attraktiv beim Heizen mit Holz ist die<br />

Wärmeversorgung über Wärmenetze.<br />

Sie ermöglicht einen optimierten<br />

Brennstoffeinsatz mit modernsten und<br />

überwachten Technologien und bietet<br />

<strong>für</strong> die Nutzer höchsten Komfort.<br />

<strong>Der</strong> Wald ist ein grosser Energiespeicher.<br />

In der Schweiz sind denn heute<br />

auch mehrere tausend Schnitzelhei-<br />

Wärmeverbund Speicher Aussenansicht<br />

Energieversorgungszentrale in Speicher<br />

zungen in Betrieb. <strong>Der</strong>en Vorzüge sind<br />

so zahlreich und offenkundig, dass immer<br />

mehr nicht nur diejenige Liegenschaften<br />

davon profitieren sollen, in<br />

denen sich die Heizung befindet, sondern<br />

auch möglichst viele umliegende<br />

Gebäude. Deshalb erstaunt es auch<br />

nicht, dass viele dieser Anlagen über<br />

ein Nahwärmenetz verfügen, darunter<br />

sowohl kleinere Anlagen mit einigen<br />

wenigen Wärmebezügern, als auch<br />

Grossanlagen mit kilometerlangen<br />

Wärmenetzen und hunderten von Abnehmern.<br />

Dank unberechenbarer Ölpreise<br />

steigt die Tendenz zu zusätzlichen<br />

Wärmebezügern dauernd und<br />

die Auslastung von Wärmeverbünden<br />

kann so optimiert werden. Heute ist<br />

fast nicht mehr nachvollziehbar, dass<br />

es vor wenigen Jahren noch schwierig<br />

war, Abnehmer zu finden.<br />

Viele Vorteile <strong>für</strong> Hausbesitzer<br />

<strong>Der</strong> Anschluss an einen Wärmeverbund<br />

ist eine sichere, saubere und be-<br />

queme Art, sein Haus zu beheizen.<br />

Anstelle einer Vielzahl von dezentralen<br />

Heizungen gibt es nur noch eine Zentrale,<br />

welche, mit entsprechenden Filteranlagen<br />

ausgerüstet, sehr tiefe<br />

Emissionswerte und höchste Wirkungsgrade<br />

erreicht. Am Wärmenetz<br />

angeschlossene Hausbesitzer benötigen<br />

keinen eigenen Heizraum mehr<br />

und gewinnen damit einen zusätzlichen<br />

Raum <strong>für</strong> eine alternative Nutzung.<br />

Kaminfeger, Abgasmessung<br />

oder Heizöl-Nachbestellung sind kein<br />

Thema mehr. Mehrjährige Verträge<br />

bieten klare Kostensicherheit und<br />

-transparenz auf lange Zeit.<br />

Ein konkretes Beispiel<br />

Anfang Juli 2010 erfolgte in der Gemeinde<br />

Speicher im Kanton Appenzell<br />

Ausserrhoden der Spatenstich <strong>für</strong> die<br />

Energieversorgungszentrale Wies, einer<br />

Fernwärmezentrale mit einer Holzschnitzelfeuerung.<br />

Die Hälg & Co. AG<br />

als Generalunternehmer, die Axpo<br />

Contracting AG als Zuständige <strong>für</strong> die<br />

Finanzierung, den Bau und den Betrieb,<br />

sowie die Elektro Speicher-Trogen<br />

AG als Abnehmerin sind Partner<br />

im Wärmeverbund Speicher-Trogen.<br />

Die durch einen Öl- und Holzschnitzelheizkessel<br />

mit je 2 MW Leistung erzeugte<br />

Wärme wird über 25 Jahre an<br />

die Elektro Speicher-Trogen AG (neu<br />

SAK) verkauft. Das lokale Energieversorgungsunternehmen<br />

bleibt damit als<br />

Wärmelieferant verantwortlich <strong>für</strong> das<br />

Verbundnetz in Speicher-Trogen und<br />

ist gleichzeitig Ansprechpartner <strong>für</strong> die<br />

vielen Endkunden.<br />

Die Heizzentrale konnte im Dezember<br />

2010 ans Fernwärmehauptnetz Speicher<br />

angeschlossen werden. Mit der<br />

neuen Zentrale Wies wurden vorerst<br />

der Dorfkern von Speicher und sämtliche<br />

öffentlichen Gebäude der Gemeinde<br />

mit Wärme versorgt. Man geht<br />

davon aus, dass je nach Netzentwick-<br />

lung Wärmeenergie von 8-10 GWh abgesetzt<br />

werden kann.<br />

Wärmeverbund Urnäsch<br />

Die Wärmeverbund Urnäsch AG wurde<br />

von privaten Initianten und der<br />

Gemeinde Urnäsch zum Zweck gegründet,<br />

eine Holzschnitzelheizung<br />

mit Wärmeverbund <strong>für</strong> Urnäsch zu erstellen<br />

und zu betreiben. Nachdem<br />

bereits ein Grobkonzept bestand, offerierte<br />

eine ARGE als Totalunternehmerin<br />

Wärmeverbund Bühler<br />

<strong>für</strong> die schlüsselfertige Anlage und gewann<br />

den Auftrag dank konzeptionellen<br />

und wirtschaftlichen Projekt-<br />

optimierungen. <strong>Der</strong> Totalunternehmer<br />

plante die technischen Installationen<br />

<strong>für</strong> die Heizzentrale und das rund 5 km<br />

lange Fernwärmenetz. Die Heizzentrale<br />

besteht aus zwei Holzschnitzelkesseln<br />

und einem Ölkessel als Redundanz<br />

und gibt rund 3 MW Heizleistung<br />

bzw. rund 6000 MWh Wärmeenergie<br />

pro Jahr an insgesamt 68 Wärmebezüger<br />

ab.<br />

Kontakt:<br />

Installationen<br />

Wertschöpfung in der Region<br />

Die Energie wird in der neuen Energieversorgungszentrale<br />

Wies primär mit<br />

dem imposanten, 6,6 Meter hohen<br />

Holzschnitzelkessel erzeugt. <strong>Der</strong> Öl-<br />

Spitzenlastkessel dient zugleich als<br />

Redundanz. Die Lieferung der Holzschnitzel<br />

erfolgt durch regionale Forstbetriebe,<br />

aber auch durch holzverarbeitendes<br />

Gewerbe und Industrie. Die<br />

Nutzung des Rohstoffes Holz bringt<br />

wirtschaftliche Vorteile <strong>für</strong> die Land-<br />

und Forstwirtschaft, die nachgelagerten<br />

Wirtschaftszweige sowie <strong>für</strong> den<br />

Anlagebau. Und das investierte Geld<br />

fliesst nicht in die Kassen von Erdölkonzernen,<br />

sondern bleibt in der Region.<br />

Claudia Baumer<br />

Leiterin Marketing &<br />

Kommunikation<br />

Hälg Building Services Group<br />

Lukasstrasse 30<br />

9009 St. Gallen<br />

071 243 38 38<br />

claudia.baumer@haelg.ch<br />

www.haelg.ch


74 Sanierung <strong>Der</strong> <strong>Experte</strong>, Ausgabe April 2012 Sanierung 75<br />

Nachhaltige Schimmelpilzsanierung<br />

aus der Sicht des Praktikers<br />

Mit dem Start der Heizperiode wird – wie jedes Jahr – das Thema Schimmelpilz wieder aktuell.<br />

Bei der Sanierung sind einige sehr wichtige Punkte zu beachten.<br />

Patrik Fischer<br />

Das Problem mit Schimmelpilzen:<br />

Wieso gibt es Schimmelpilze, und warum<br />

ist ihr Vorkommen gehäuft in der<br />

Heizperiode zu beobachten? Die drei<br />

wesentlichen Einflussfaktoren <strong>für</strong> die<br />

Auskeimung und das Wachstum von<br />

Schimmelpilzen sind:<br />

1) Die Existenz von Schimmelkeimen<br />

an und <strong>für</strong> sich<br />

2) Das Vorhandensein eines<br />

Nährstoffes<br />

3) Die Feuchtigkeit auf der<br />

Bauteiloberfläche<br />

Im Wohnbereich liegt die erste Voraussetzung<br />

nicht im Einflussbereich des<br />

Menschen, denn die Schimmelkeime,<br />

die zu jeder Zeit in einer mehr oder weniger<br />

hohen Konzentration in der Aussenluft<br />

vorkommen, werden durch das<br />

Öffnen von Türen und Fenstern natürlicherweise<br />

in das Innere von Bauten<br />

getragen. Im Gegensatz dazu ist die<br />

Wahl von Bauteilmaterialien, die im<br />

schlechten Fall ein guter Nährboden<br />

<strong>für</strong> Schimmelpilze sein können, beziehungsweise<br />

die Regulierung des<br />

Feuchtigkeitshaushaltes in einem<br />

Wohnraum, durchaus vom Bauherrn,<br />

respektive vom Bewohner beeinflussbar.<br />

Die Praxis zeigt, dass überhöhte<br />

Feuchtigkeit als Hauptursache <strong>für</strong> das<br />

Auftreten von Schimmelpilzen verantwortlich<br />

gemacht wird. Ungenügen-<br />

des Lüftungsverhalten der Bewohner,<br />

Baumängel (zum Beispiel mangelnde<br />

Isolation) oder Folgen eines Wasserschadens<br />

können die Ursachen <strong>für</strong><br />

überhöhte Feuchtigkeit sein. Gerade<br />

in der kalten Jahreszeit wird tendenziell<br />

zu wenig gelüftet. Ist zudem eine<br />

Liegenschaft nicht optimal isoliert,<br />

kommt es zu folgender Situation:<br />

In einem Raum mit 20°C und einer relativen<br />

Luftfeuchtigkeit von 70% weist<br />

der Raum an den Decken/Wandanschlüssen,<br />

Unterzügen etc. Kältebrücken<br />

auf. Die Wandtemperatur beträgt<br />

bei der Kältebrücke z.B. 15°C. In<br />

Wandnähe wird eine Luftfeuchtigkeit<br />

von 95% gemessen. Schon nach ungefähr<br />

drei Tagen wird der Schimmelpilz<br />

sichtbar – dieser wächst etwa 3<br />

mm pro Tag. Im Sommer, bei einer<br />

Wandtemperatur von 19°C sind diese<br />

Wachstumsbedingungen nicht gegeben.<br />

Fazit:<br />

Wir können das Schimmelproblem<br />

hautpsächlich auf ein Feuchtigkeitsproblem<br />

reduzieren und die Sanierung<br />

muss rasch erfolgen. Eine Schimmelpilzsanierung<br />

trägt diesen Umständen<br />

Rechnung.<br />

Ein vielfach gescheiteter Ansatz:<br />

Leider entscheiden sich immer noch<br />

viele „Fachleute“ auf dem Markt, ohne<br />

eine ausführliche und fundierte Analyse<br />

gemacht zu haben, direkt <strong>für</strong> die<br />

billige Standard-Lösung: <strong>Der</strong> sichtbare<br />

Schimmel wird mit Javel-Wasser gereinigt.<br />

Gestrichen wird in der Regel die<br />

befallene Stelle anschliessend mit einer<br />

Farbe mit fungizider Wirkung Mit<br />

dieser Methode erweist man dem Bewohner<br />

einen Bärendienst: <strong>Der</strong> potentiell<br />

gesundheitsgefährdende Schimmel<br />

wird mit einem potentiell gesundheitsgefährdenden<br />

Anstrich ersetzt. Es ist<br />

hinlänglich bekannt, dass herkömmlich<br />

fungizid ausgerüstete Farben ihre<br />

Wirkung mit der Zeit verlieren und –<br />

schlimmer – die Fungizide in die<br />

Raumluft emittieren lassen.<br />

Eine seriöse Schimmelpilz Sanierung<br />

erfolgt in drei Schritten:<br />

• Analyse<br />

• Sanierung<br />

• Prävention<br />

Analyse:<br />

Die Analyse kann grob in zwei Schritte<br />

unterteilt werden:<br />

1) Die Suche nach der Feuchtigkeitsquelle<br />

2) Mikrobiologische Analysen<br />

Wir sind der Meinung, dass mikrobiologische<br />

Analysen nur dann Sinn machen,<br />

wenn in einem Raum Schimmelpilze<br />

vermutet werden, diese aber<br />

nicht sichtbar sind. Beispiele da<strong>für</strong><br />

sind Schimmelpilze hinter Wandverkleidungen,<br />

oder Schimmelpilze, die<br />

durch Minergie-Lüftungssysteme verteilt<br />

wurden, oder solche, die in angrenzende<br />

Räume verteilt wurden.<br />

Entscheidet man sich <strong>für</strong> eine Analyse,<br />

werden mit einem Luftkeimsammler<br />

Messungen im Raum gemacht. Zusätzlich<br />

müssen Messungen der Aussenluft<br />

gemacht werden. Diese dienen<br />

als Referenzwert. Die Auswertungen<br />

des Labors zeigen Zusammensetzung<br />

und Anzahl der Schimmelkeime in<br />

Raumluft und Aussenluft. Anhand dieser<br />

Auswertung kann festgestellt werden,<br />

ob eine Schimmelquelle im Raum<br />

ist oder nicht. Absolutwerte der Gesamtkeimzahl<br />

in einem Raum ergeben<br />

keine Aussagekraft. Ist Schimmelpilz<br />

in einem Raum sichtbar, so macht es<br />

keinen Sinn, dies mit hohem und teurem<br />

Aufwand näher zu analysieren,<br />

weder mit Abklatschproben, noch mit<br />

Luftkeimsammler.<br />

Hier gilt die Devise des Praktikers:<br />

• Feuchtigkeitsquelle suchen,<br />

Ursache der Feuchtigkeitaus-<br />

scheidung mit den nötigen Mitteln<br />

unterbrechen,<br />

• Schimmelpilz fachgerecht<br />

beseitigen.<br />

Bei der Suche nach der Feuchtigkeits-<br />

Ursache am Bau helfen Messinstrumente<br />

und Erfahrung. Ob eine Bauteiloberfläche<br />

feucht ist, kann nicht mit<br />

dem Handrücken bestimmt werden<br />

und ob die Raumluft überhöhte Feuchtigkeits-Werte<br />

zeigt, spürt ein „Fachmann“<br />

auch nicht einfach so. Mit einigen<br />

wenigen, professionellen (und<br />

auch relativ teuren) Messgeräten können<br />

die relevanten Werte bestimmt<br />

werden, anhand derer ein erfahrener<br />

Sanierer sagen kann, was die Ursache<br />

<strong>für</strong> die überhöhte Feuchtigkeit ist.<br />

Ob die Feuchtigkeits-Ursache beim<br />

Bewohner liegt (falsches Lüften), kann<br />

nicht mit einer punktuellen Messung<br />

eruiert werden. In einem solchen Fall<br />

hilft nur eine Messreihe der Raumtemperatur,<br />

Wandoberflächentemperatur<br />

und der relativen Raumfeuchtigkeit<br />

während einem gewissen Zeitraum.<br />

Die Auswertung der Messreihen wird<br />

oft nur qualitativ gemacht, und in seltenen<br />

Fällen wird gemäss SIA Norm 180<br />

ausgewertet. Bei einer Auswertung<br />

nach Norm ist die Wahrscheinlichkeit<br />

einer Fehlinterpretation der Messdaten<br />

geringer. Eine allfällige Schadensquotenzuteilung<br />

kann anhand von<br />

Fakten und nicht anhand von subjektiv<br />

gefärbten Interpretationen erfolgen.<br />

Sanierung:<br />

<strong>Der</strong> erste Schritt einer Sanierung ist<br />

die Desinfektion, bei der die vorhandnen<br />

Schimmelkeime abgetötet werden.<br />

Bei der Desinfektion haben sich<br />

Vernebelungsverfahren bewährt. Bei<br />

diesen wird das Desinfektionsmittel<br />

mittels Aerosolen in den Raum ausgebracht.<br />

<strong>Der</strong> feine Nebel setzt sich an<br />

sämtlichen Oberflächen ab und tötet<br />

die vorhandenen Schimmelpilze ab.<br />

Die nächsten Prozessschritte sind davon<br />

abhängig, ob es sich um einen<br />

starken oder leichten Schimmelbefall<br />

handelt und was der Grund des übermässigen<br />

Feuchtigkeitsaufkommens<br />

war. Das Arbeitsspektrum reicht von<br />

einfachem Waschen und Streichen,<br />

bis zum Rückbau der befallenen Wände<br />

und deren isolierenden Neuaufbau.<br />

Im Grundsatz gelten <strong>für</strong> diese Prozessschritte:


76 <strong>Der</strong> <strong>Experte</strong>, Ausgabe April 2012 77<br />

<strong>Der</strong> abgetötete Schimmel muss weg<br />

und der Wandaufbau muss so gestaltet<br />

werden, dass keine Feuchtigkeitsausscheidung<br />

aus der Raumluft infolge<br />

Taupunktunterschreitung stattfin-<br />

den kann.<br />

Die langjährige Erfahrung des Autors<br />

zeigt, dass mit einem geeigneten Innenwandaufbau<br />

das Problem der Kältebrücken<br />

gelöst werden kann. Es<br />

gibt heute Beschichtungen und Farben<br />

auf dem Markt, die auf natür-<br />

liche Weise den Feuchtigkeitshaushalt<br />

an kritischen Stellen regulieren können.<br />

Zudem gibt es Farbanstriche,<br />

die eine dauerhafte antimikrobielle<br />

Wirkung haben und trotzdem emissionsfrei<br />

sind. Beschichtung und Farben<br />

vom Fachmann richtig kombiniert, ergeben<br />

eine nachhaltige und robuste<br />

Lösung.<br />

Die langjährige Erfahrung zeigt eindrücklich,<br />

dass es Farben und Putze<br />

gibt, die dem Schimmelpilz als Nahrung<br />

dienen und daher nicht verwendet<br />

werden dürfen.<br />

In vielen Fällen macht es Sinn, den<br />

Raum (oder die ganze Wohnung)<br />

nochmals zu desinfizieren, um Schimmelkeime,<br />

die durch die Sanierung<br />

freigelegt worden sind, abzutöten.<br />

Eine seriöse Sanierungsfirma trägt<br />

dem Thema Arbeitsschutz in vollem<br />

Umfang Rechnung, mit einer der Arbeit<br />

angemessenen Ausrüstung der<br />

Mitarbeiter.<br />

Prävention:<br />

Sanierung Sanierung<br />

Die Sanierung wegen Pilz-Neubefall<br />

auf einer Oberfläche wird erschwert,<br />

wenn als letzte Schicht auf der Bauteiloberfläche<br />

ein Wirkstoff aufgebracht<br />

worden ist, der eine Depotwirkung hat.<br />

Diese Schicht darf deren Wirkstoffe<br />

nicht in die Raumluft emittieren, sollte<br />

aber gleichzeitig den Feuchtigkeits-<br />

Speichermechanismus des Wandaufbaus<br />

nicht stören.<br />

Vor allem wenn falsches Lüften als Ursache<br />

ausgemacht worden ist, sind<br />

die Bewohner objektbezogen aufzu-<br />

klären, was richtiges Lüften bedeutet.<br />

Vier Punkte sind matchentscheidend:<br />

• In der Heizperiode soll die Luftfeuchtigkeit<br />

in der Wohnung bei<br />

40% oder darunter liegen.<br />

• Ausserhalb der Heizperiode soll die<br />

Luftfeuchtigkeit bei 60% oder<br />

darunter liegen.<br />

• Die Raumtemperatur soll zwischen<br />

19 und 21°C betragen.<br />

• Sehr wichtig: Die Bewohner müssen<br />

die Möglichkeit einsehen, mit einem<br />

Hygrometer eine Selbstkontrolle<br />

durchzuführen.<br />

Fazit:<br />

Kommen bei einer Schimmelpilz-Sanierungsfirma<br />

Erfahrung und das<br />

Fachwissen zusammen, so kann eine<br />

dem Problem angepasste Lösung erarbeitet<br />

werden, die nachhaltig ist, und<br />

dem Schutz der Bewohner Rechnung<br />

trägt. Eine Sanierung soll eine Instandhaltungsinvestition<br />

sein und kein wiederkehrender<br />

Kostenblock.<br />

Patrik Fischer ist Fachexperte in den<br />

Bereichen Leckortung, Wasserschadensanierung<br />

und Bauaustrocknung.<br />

Kontakt:<br />

Patrik Fischer<br />

Geschäftsinhaber der Firma<br />

Fischer Bauservice GmbH<br />

Fischer Bauservice GmbH<br />

Reusseggstrasse 7<br />

6020 Emmenbrücke<br />

041 377 50 77<br />

info@fischerbauservice.ch<br />

www.fischerbauservice.ch<br />

Die Oberfläche und der Schimmelpilz<br />

In der Heizperiode wird – wie jedes Jahr – das Thema Schimmelpilz wieder aktuell. Bei der Wahl<br />

der Oberflächenbeschichtung sind einige wichtige Punkte zu beachten.<br />

Thomas Müller<br />

Grundlagen<br />

Je nach Studie haben zwischen 10%<br />

und 25% der Wohnungen in der<br />

Schweiz ein Feuchtigkeits-, respektive<br />

ein Schimmelpilzproblem. <strong>Der</strong> Grund<br />

<strong>für</strong> die Entstehung von Schimmelpilzen<br />

kann wie folgt aufgegliedert werden.<br />

Neben der Existenz von Schimmelkeimen<br />

an und <strong>für</strong> sich, der relativen<br />

Feuchtigkeit auf der Bauteiloberfläche,<br />

ist das Vorhandensein eines Nährbodens<br />

(Substrat) eine wesentliche Bedingung<br />

<strong>für</strong> das Auskeimen und das<br />

Wachstum von Schimmelpilzen. Sind<br />

alle drei Bedingungen am gleichen Ort<br />

und zur gleichen Zeit erfüllt, so entsteht<br />

der potentiell gesundheitsgefährdende<br />

Schimmelpilz.<br />

Nachfolgend wird auf das Thema<br />

Oberflächen und Oberflächenbeschaffenheit<br />

in Zusammenhang mit<br />

Schimmelpilzen eingegangen.<br />

Die Wahl des Materials von Bauteil-<br />

oberflächen definiert, ob ein optimaler<br />

oder suboptimaler Nährboden <strong>für</strong><br />

Schimmelpilze eingebaut wird. Die<br />

Literatur spricht in diesem Zu-<br />

sammenhang von Substratgruppen.<br />

Die Substratgruppe 0 beinhaltet optimale<br />

Nährböden (Agar, Vollmedien)<br />

Substratgruppe I sind beispielsweise<br />

Gipskarton und Fasertapeten, in die<br />

Substratgruppe II gehören Materialien<br />

wie Mineralfarben oder Kalk. Auf Materialien<br />

der Substratgruppe 0 keimen<br />

Schimmelpilze am schnellsten aus<br />

und wachsen mit der grössten Geschwindigkeit.<br />

Ein wesentlicher Faktor<br />

Faktoren in roten Boxen sind vom Bauherrn/Architekten beeinflussbar<br />

Faktoren in grünen Boxen sind von Bewohnern beeinflussbar<br />

Faktor in grauer Box ist nur bedingt beeinflussbar<br />

Faktoren in blauer Box sind Faktoren, die von weiteren Faktoren abhängig sind.<br />

ist auch der Verschmutzungsgrad der<br />

Oberfläche. Eine Oberfläche, die der<br />

Substratgruppe II zugerechnet wird,<br />

kann in verschmutztem Zustand zu einem<br />

optimalen Nährboden <strong>für</strong> Schimmelpilze<br />

werden.<br />

Die Praxis zeigt, dass das Auftreten<br />

von überhöhten relativen Feuchtigkeiten<br />

auf Bauteiloberflächen als Hauptursache<br />

<strong>für</strong> das Auftreten von Schimmelpilzen<br />

verantwortlich gemacht<br />

werden kann. Diese Feuchtigkeit wird<br />

bestimmt durch die relative Umgebungsfeuchtigkeit,<br />

die Bauteiltemperatur<br />

und die Beschaffenheit der Bauteiloberfläche.<br />

Im Wohnbereich wird die relative Umgebungsfeuchtigkeit<br />

vom Lüftungsverhalten<br />

des Bewohners beeinflusst.<br />

Die Bauteiltemperatur ist im Wesentlichen<br />

von der Geometrie (geometrische<br />

Kältebrücke), den Umgebungstemperaturen<br />

(Temperaturdifferenzen<br />

Aussenbereich/Innenbereich) und<br />

dem Isolationswert abhängig. Sinkt<br />

die Oberflächentemperatur des Bauteils<br />

auf oder in der Nähe des Taupunktes,<br />

so entsteht Tauwasser auf<br />

der Oberfläche. (Mollier Diagramm).<br />

Bei einer hydrophoben Oberflächenbeschaffenheit<br />

bleibt dieses Tauwasser<br />

auf der Oberfläche und bildet die<br />

Grundlage <strong>für</strong> eine Schimmelpilzbil-


78 Sanierung <strong>Der</strong> <strong>Experte</strong>, Ausgabe April 2012 Sanierung 79<br />

Schimmelbefall – Überhöhte Luftfeuchtigkeit als Hauptursache<br />

dung. Das Tauwasser kann nur mittels<br />

Verdampfung von der Oberfläche<br />

wegtransportiert werden. Bleiben aber<br />

Oberflächentemperatur und Umgebungsfeuchte<br />

konstant, so ist dies rein<br />

physikalisch nicht möglich, da der umgekehrte<br />

Prozess, der Kondensationsprozess,<br />

abgelaufen ist. Wählt man<br />

eine hydrophile Oberflächenbeschaffenheit,<br />

die gleichzeitig so ausgestaltet<br />

ist, dass sie die Oberflächenspannung<br />

des Tauwassers bricht, was dazu führt,<br />

dass die Verdunstungsrate erhöht<br />

wird, bleibt die Oberfläche trocken: Für<br />

ein Schimmelpilzwachstum fehlt die<br />

Grundlage. Kalte, hydrophobe Oberflächen<br />

bei hohen relativen Umgebungsfeuchtigkeiten<br />

sind schimmelpilzgefährdet.<br />

Kennt man die Bauteiltemperatur, die<br />

Feuchtigkeitswerte in der Umgebung<br />

und die Substratgruppe, so kann nach<br />

Sedlbauer [1] das Vorkommen von<br />

Schimmelpilzen mit Hilfe des von ihm<br />

entwickelten Isoplethensystems vorausgesagt<br />

werden, das heisst es kann<br />

eine Aussage getroffen werden, nach<br />

welcher Zeit der Pilz auskeimt und mit<br />

welcher Geschwindigkeit er wächst.<br />

Ein Beispiel: In der Heizperiode wird<br />

tendenziell weniger gelüftet. Ist die<br />

Liegenschaft zudem nicht optimal isoliert,<br />

kann es zu folgender Situation<br />

kommen: Ein Raum mit 20°C Raumtemperatur<br />

und 70% relativer Feuchtigkeit,<br />

hat eine Kältebrücke, mit einer<br />

Wandtemperatur von 15°C. Wir gehen<br />

von einem Material der Substratgruppe<br />

I aus. In Wandnähe sind jetzt 95%<br />

relative Feuchtigkeit. Bei einer hydrophoben<br />

Oberfläche dauert es bei diesen<br />

Bedingungen weniger als einen<br />

Tag bis der Schimmelpilz ausgekeimt<br />

ist, und er wächst mit ca. 4 mm pro<br />

Tag! Wäre bei gleichen Raumbedingungen<br />

die Wand zwischen 18°C und<br />

19°C warm (bessere Isolation, oder in<br />

den Sommermonaten), so wären die<br />

Wachstumsbedingungen <strong>für</strong> Schimmelpilze<br />

nicht gegeben.<br />

Verallgemeinertes Isoplethensystem<br />

<strong>für</strong> Sporenauskeimung (oben) bzw. <strong>für</strong><br />

Myzelwachstum (unten) nach [1], das<br />

<strong>für</strong> alle im Bau auftretenden Pilze gilt.<br />

Sporenauskeimungszeit in Tagen<br />

(oben), nach welcher eine Keimung<br />

abgeschlossen ist und <strong>für</strong> das Myzelwachstum<br />

(unten) die zu erwartende<br />

Wachstumsrate in mm/Tag.<br />

Konsequenzen <strong>für</strong> den Neubau<br />

oder <strong>für</strong> Renovationen<br />

An Aussenwänden, jedoch aber im<br />

Bereich von geometrischen Wärmebrücken,<br />

empfehlen wir die Applikation<br />

von hydrophilen Oberflächenstrukturen.<br />

Das Aufkommen von Tauwasser,<br />

das an der Oberfläche bleibt und nicht<br />

verdunstet, kann so zu einem wesentlichen<br />

Teil verhindert werden. Die Applikation<br />

von Dispersionsfarben an die<br />

oben erwähnten Stellen empfehlen wir<br />

nicht, da diese Farben nur in einem<br />

geringen Masse hydrophil sind, respektive<br />

eine geringe Verdunstungsrate<br />

aufweissen.<br />

Konsequenzen bei der<br />

Schimmelpilzsanierung<br />

Oft trifft man in der Praxis Fälle an, bei<br />

denen nach der Schimmelpilz Entfernung<br />

wieder Tapeten appliziert wurden.<br />

Diese Vorgehensweise genügt<br />

zwar ästhetischen Gesichtspunkten,<br />

ist jedoch aus Sicht der Schimmelpilzprävention<br />

völlig falsch. Tapeten bestehen<br />

oft aus Cellulose, die der Substratgruppe<br />

I zuzuordnen ist, und somit<br />

einen guten Nährboden <strong>für</strong> Schimmel-<br />

pilze darstellen. Auch im Fall von<br />

Schimmelpilzsanierungen empfehlen<br />

wir dringend die Verwendung von hydrophilen<br />

Oberflächenbeschichtungen.<br />

Es gibt heute Produkte auf dem Markt,<br />

die neben einer Speicherwirkung auch<br />

die Oberflächenspannung des Tauwassers<br />

brechen, was zu signifikant<br />

höheren Verdunstungsraten führt. Das<br />

Resultat sind trockene Bauteilober-<br />

flächen. Die Sanierung wird robuster<br />

gegen Neubefall, wenn als letzte<br />

Schicht auf der Bauteiloberfläche ein<br />

Wirkstoff aufgebracht wird, der antimikrobiell<br />

wirkt, eine Depotwirkung hat<br />

und gleichzeitig den Feuchtigkeits-<br />

Speichermechanismus nicht stört.<br />

Wichtig ist in diesem Zusammenhang,<br />

dass dieser Wirkstoff nicht in die<br />

Raumluft emittiert Es gibt einige wenige<br />

Wirkstoffe auf dem Markt, die solche<br />

Eigenschaften haben. Diese Wirkstoffe<br />

können entweder in flüssiger<br />

Form appliziert werden, oder sie sind<br />

in die Deckfarbe eingebaut.<br />

Ein Wort zum Thema Innen-<br />

isolation<br />

Das Anbringen einer Innenisolation ist<br />

unserer Meinung nach nicht sinnvoll.<br />

Wärmetechnisch führt eine Innenisolation<br />

dazu, dass die Raumwärme von<br />

der Aussenwand (welche hinter der<br />

Isolation liegt) isoliert wird, die Aussenwand<br />

aber vollständig der kalten Aussentemperatur<br />

ausgesetzt bleibt.<br />

<strong>Der</strong> gewünschte Effekt, dass sich die<br />

Temperatur der Bauteiloberfläche<br />

erhöht und sich somit vom Taupunkt<br />

entfernt, wird oft nur in einem sehr<br />

geringen und daher unwesentlichen<br />

Ausmass erreicht. Weit schlimmer ist<br />

die Gefahr einzustufen, dass sich<br />

zwischen der Isolation und der Aussenwand,<br />

im versteckten, Schimmelpilz<br />

bilden kann.<br />

Fazit<br />

Ein wichtiger Faktor in der Prävention<br />

und in der Sanierung von Schimmelpilzfällen<br />

ist die Wahl der richtigen<br />

Oberflächenbeschichtung. Wird mit<br />

hydrophilen Materialien gearbeitet,<br />

kann bei Neubauten oder nach Schimmelpilzsanierungen<br />

eine wesentliche<br />

Voraussetzung geschaffen werden,<br />

dass Schimmelpilz gar nicht entsteht<br />

oder nicht wieder entstehen kann.<br />

Thomas Müller ist Fachexperte in den<br />

Bereichen Raumdesinfektion und Gebäudesanierungen<br />

bei Schimmelpilzbefall.<br />

Literaturhinweise:<br />

[1] Neue Erkenntnisse zur Beurteilung<br />

von Schimmelpilzen und Stand der<br />

Normenbearbeitung. 2002<br />

Klaus Sedlbauer<br />

Kontakt:<br />

Thomas Müller<br />

dipl. Ing. ETH ist Mitinhaber<br />

der Novapura AG<br />

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Arbachstrasse 2<br />

6340 Baar<br />

041 763 63 16<br />

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in Bau und Technik


Maschinenbau, Verfahrenstechnik<br />

Umwelttechnik<br />

Maschinenbau, Verfahrenstechnik<br />

Umwelttechnik<br />

80 <strong>Der</strong> <strong>Experte</strong>, Ausgabe April 2012 81<br />

Erneuerung der Gasinfrastruktur<br />

auf der ARA Bern<br />

Keywords: Biogas, Biomethan, Gasanlagen, Gasverwertung<br />

Die ARA Bern wurde im Jahr 1967 in Betrieb genommen. In zwei Faulräumen wurde der Schlamm<br />

stabilisiert. In den Jahren 1980 bis 1988 folgte ein Ausbau mit einem dritten Faulraum. 2001<br />

wurden die Gasturbinen mit einem Blockheizkraftwerk (BHKW) ersetzt. Nicht ausreichende Leistung<br />

sowie mangelnde Sicherheit bildeten den Auslöser zur Erneuerung der gesamten Gasinfrastruktur<br />

in den Jahren 2008 und 2009. Neben der Verwertung auf der arabern wird ein Teil des<br />

Faulgases zur Qualität von Erdgas aufbereitet (Biomethan) und in das öffentliche Gasnetz eingespeist.<br />

Das Biomethan dient BernMobil (Verkehrsbetriebe der Stadt Bern) als CO 2 -neutraler<br />

Treibstoff <strong>für</strong> 32 Busse.<br />

Andreas Schiller<br />

Einleitung<br />

Ein Teil der Gasleitungen aus duktilem<br />

Guss standen seit dem Bau der arabern<br />

im Jahre 1967 in Betrieb. Die<br />

Rohrleitungen waren zum Teil in unterirdischen<br />

Werkleitungsgängen installiert,<br />

was hohe Anforderungen an die<br />

Lecküberwachung stellte. Durch die<br />

Annahme organischer Abfälle zur Co-<br />

Vergärung in den Faulräumen konnte<br />

die Produktion an Faulgas in den letzten<br />

Jahren erheblich gesteigert werden.<br />

Heute werden mit einem Anteil<br />

von 10% energiereichen Co-Substraten<br />

rund 75% des Faulgases produziert.<br />

Die Gasinfrastruktur wurde an der<br />

Leistungsgrenze betrieben. Die gesetzlichen<br />

Anforderungen bezüglich<br />

Betrieb und Arbeitssicherheit waren<br />

nicht in vollem Umfang eingehalten.<br />

Die Inbetriebnahme einer Anlage zur<br />

Aufbereitung des Faulgases zu Biomethan<br />

im Jahre 2008 hat die Voraus-<br />

Abbildung 1: Gasfackeln und Doppelmembrangasometer, links im Bild Abgang zu<br />

unterirdischem Gasraum<br />

setzung <strong>für</strong> eine umfassende Erneuerung<br />

geschaffen:<br />

• Mit der örtlichen Konzentration der<br />

Gasanlagen konnten die Leitungslängen<br />

verkürzt werden.<br />

• Auf den Hochdruckgasometer als<br />

Wochenspeicher mit dem aufwändigen<br />

Betrieb konnte verzichtet<br />

werden (Entschwefelung, Verdichten<br />

und Entspannen). <strong>Der</strong> erhebliche<br />

Energiekonsum zur Verdichtung<br />

des Gases ist entfallen, und ein<br />

hohes Sicherheitsrisiko konnte<br />

eliminiert werden.<br />

• <strong>Der</strong> sanierungsbedürftige Nass-<br />

gasometer wurde durch einen<br />

Trockengasometer (Doppel-<br />

membrangasometer) ersetzt.<br />

• Mit der Führung der Gasleitungen<br />

über Terrain konnten die Leitungen<br />

in den unterirdischen Werkgängen<br />

ersetzt werden. Damit hat sich der<br />

Aufwand zur Lecküberwachung<br />

verringert und die Arbeitssicherheit<br />

erhöht.<br />

• Die Auslegung auf einen Durchsatz<br />

von 35‘000 m³ pro Tag hat Reserven<br />

<strong>für</strong> eine weitere Steigerung der<br />

Gasproduktion geschaffen.<br />

Faulung<br />

Die Faulung besteht aus 3 Faultürmen<br />

(2 parallel, 1 nachfolgend in Serie).<br />

Abwechselnd werden in vorgewählten<br />

Zeitintervallen entweder Faulturm 1<br />

oder 2 kontinuierlich beschickt. Zur<br />

Aufrechterhaltung einer ausreichend<br />

hohen Aktivität der Mikroorganismen<br />

wird gleichzeitig aus dem Faulturm 3<br />

Impfschlamm zurückgepumpt. Mehrmals<br />

täglich werden die Faultürme umgewälzt,<br />

um eine homogene Schlammmischung<br />

zu erzielen, das Ausgasen<br />

zu erleichtern und ein Absetzen von<br />

Sand zu verhindern.<br />

Durch das Zupumpen von frischem<br />

Schlamm zu den Faultürmen 1 und 2<br />

wird der angefaulte Schlamm in den<br />

Faulturm 3 verdrängt, wo seinerseits<br />

ausgefaulter Schlamm verdrängt und<br />

über die Schlammkühlung in die Nacheindicker<br />

gefördert wird.<br />

Faultürme 3<br />

Volumen 3 x 6‘000 m³<br />

Temperaturbereich 34 bis 36°C<br />

Aufenthaltszeit*) ca. 25 d<br />

Gasproduktion ca.*)<br />

bis 18‘000 Nm³/d (trocken)<br />

*) abhängig von Schlammengen<br />

Gasdome, Fassungsleitungen sowie<br />

sämtliche Installationen wurden ersetzt.<br />

Gasreinigung und Stapelung<br />

Bei der anaeroben Schlammfaulung in<br />

den Faultürmen entsteht Biogas, das<br />

ca. 66% Methan und ca. 34% Kohlendioxid<br />

enthält. Es handelt sich um eine<br />

beträchtliche Energiemenge, die vorerst<br />

gereinigt und zwischengespeichert<br />

wird. Nach Verlassen der Faultürme<br />

durchströmt das Biogas zur<br />

Grobreinigung und -entwässerung in<br />

einen Abscheidetopf und gelangt in<br />

den Doppelmembrangasometer. Nach<br />

der Entnahme aus dem Gasometer<br />

wird das Biogas auf einen Druck von<br />

60 mbar verdichtet, durch Kühlen und<br />

Wiedererwärmen vom restlichen Wasser<br />

befreit, feingefiltert und zu den Verbrauchern<br />

geleitet.<br />

Die gesamten Anlagen zur Gasreinigung<br />

und -stapelung wurden neu erstellt.<br />

Doppelmembrangasometer waren<br />

in der Schweiz nicht zugelassen.<br />

Volumen Gasometer<br />

(Niederdruck-Doppelmembrangasometer)<br />

max. 4‘000 m³<br />

Abscheidetopf (Grobreinigung) + Feinfilter<br />

je 1<br />

Wärmetauscher (Gasentfeuchtung) 2<br />

Kühltisch, Kaltwasseranlage 1<br />

Druckerhöhungsgebläse (65 mbar) 3<br />

Fackelbrenner 2<br />

Zum Erlangen der Bau- und Betriebsbewilligung<br />

wurde das Sicherheitskonzept<br />

dieser Art Gasometer überarbeitet<br />

und den zuständigen Fachstellen<br />

(SUVA) zur Prüfung vorgelegt.<br />

Biogasaufbereitung<br />

Die Biogasaufbereitungsanlage (PSA-<br />

Verfahren) bereitet das überschüssige<br />

Biogas zu Erdgasqualiät (Biomethan)<br />

auf. Das Biomethan wird ins Netz der<br />

ewb (Energie Wasser Bern) eingespiesen<br />

und dazu verwendet, die Gasbusse<br />

der Bernischen Busbetriebe Bern-<br />

Mobil umweltfreundlich zu betreiben.<br />

Das Verfahren arbeitet nach dem<br />

„Pressure Swing Adsorption“ - Verfahren<br />

(PSA Druckwechsel-Adsorption),<br />

d.h. Kohlendioxid wird unter Druck an<br />

ein Molekularsieb adsorbiert, das Pro-<br />

Abbildung 2: Installationen im Gasraum<br />

duktgas entfernt und anschliessend<br />

das CO 2 unter Vakuum entfernt und in<br />

die Umwelt entlassen, wo es natürlicherweise<br />

auch herstammt. Die Qualität<br />

des Biomethans wird kontinuierlich<br />

überwacht.<br />

Die Anlage wurde im Jahr 2007 erstellt<br />

und anfangs 2008 in Betrieb genommen.<br />

Biogasverarbeitung max.<br />

300 Nm³/h oder 105‘000 Nm³/a<br />

Biomethan (Produktgas) ca. 200 Nm³/h<br />

Qualität Biomethan, Methangehalt<br />

> 96 %<br />

Gaskompressoren 2<br />

Druck Biomethan 5 bar<br />

Blockheizkraftwerk (BHKW)<br />

Seit Juli 2002 steht das BHKW in Betrieb.<br />

Hier wird das in der Faulung anfallende<br />

und im Gasometer gespeicherte<br />

Biogas in elektrische Energie<br />

umgewandelt und so ein wichtiger<br />

Beitrag zur Deckung des elektrischen<br />

Energiebedarfs geleistet. Die Abwärme<br />

wird einerseits in einem Wärmeträgerölkreislauf<br />

zur Schlammtrocknung<br />

geführt, wo sie ca. 10% des Energiebedarfs<br />

deckt, andererseits wird Heisswasser<br />

erzeugt, das in einem Wärmespeicher<br />

zwischengespeichert und zur<br />

Gebäudeheizung und Schlammaufwärmung<br />

genutzt wird. Mit dem BHKW


82 <strong>Der</strong> <strong>Experte</strong>, Ausgabe April 2012 83<br />

Abbildung 3: Container mit Anlage zur Biogasaufbereitung<br />

wird eine wesentliche Menge elektrischer<br />

Energie produziert. Bei Spannungsausfall<br />

produziert das BHKW<br />

den Notstrom <strong>für</strong> die wichtigsten Anlagenteile.<br />

Heizkessel<br />

Maschinenbau, Verfahrenstechnik<br />

Umwelttechnik<br />

Die Heizzentrale umfasst 2 Heizkessel<br />

unterschiedlicher Dimensionierung.<br />

Hubraum 29.2dm³<br />

Elektrische Leistung 640kW<br />

Wirkungsgrad elektrisch 34%<br />

Abbildung 4: Installationen der Biogasaufbereitung<br />

Damit können nach Bedarf gesamthaft<br />

7 Leistungsstufen abgerufen werden.<br />

Die Kessel werden mit Erdgas befeuert.<br />

Im Rahmen des Projekts wurde die<br />

Möglichkeit <strong>für</strong> den Betrieb der beiden<br />

Kessel mit Heizöl ausser Betrieb gesetzt.<br />

Neu wird ausschliesslich mit<br />

Erdgas gefeuert.<br />

Heizkessel 2<br />

Leistung 700 / 1‘500kW<br />

Leistung der Anlage min./max.:<br />

450 ÷ 2200kW<br />

Kesselaustrittstemperatur 80°C<br />

Klärschlammtrocknung<br />

<strong>Der</strong> eingedickte Faulschlamm wird in<br />

einer Wirbelschicht-Anlage thermisch<br />

getrocknet. Die Anlage wird mit Biogas<br />

betrieben. Die Abwärme des BHKW<br />

wird, soweit wie möglich, über einen<br />

Thermoölkreislauf zur Trocknungsanlage<br />

geführt und dort genutzt.<br />

Bei der Verbrennung des getrockneten<br />

Klärschlammes (Granulat) in Zementwerken<br />

handelt es sich um eine sinnvolle<br />

Verwertung. <strong>Der</strong> Trockenklärschlamm<br />

besteht etwa je zur Hälfte<br />

aus organischen und mineralischen<br />

Inhaltsstoffen. Die organischen Stoffe<br />

werden im Zementofen verbrannt und<br />

ersetzen so andere Brennstoffe wie<br />

Kohle (CO 2 -neutral, weil nicht fossil).<br />

Daraus resultiert eine Einsparung von<br />

gegen 11‘000t CO 2 pro Jahr. Die<br />

mineralischen Stoffe werden als Gesteinsmehlersatz<br />

<strong>für</strong> das Endprodukt<br />

Beton genutzt. Gleichzeitig werden die<br />

Schadstoffe im Klärschlamm verbrannt<br />

oder chemisch so gebunden, dass sie<br />

nicht mehr wasserlöslich sind.<br />

Sicherheit<br />

Um die Gefahr von Staubexplosionen<br />

und Bränden auszuschliessen, ist die<br />

ganze Anlage vom Wirbelschichttrockner<br />

bis zu den Granulatsilos, inkl. aller<br />

Transport- und Fördereinrichtungen<br />

dicht und wird mit Rauchgasen aus<br />

der Thermoölanlage inertisiert. Während<br />

des Stillstandes wird gegebenenfalls<br />

automatisch Stickstoff nachdosiert.<br />

Co-Vergärung<br />

Die Fettschlammannahmestelle wurde<br />

ausgelegt, um in grossen Mengen anfallende<br />

Stoffe aus der Lebensmittel-<br />

und Pharmaindustrie sowie Flotat und<br />

Fettabfälle aus Schlachthöfen zu verarbeiten.<br />

Damit verbunden ist eine zusätzliche<br />

Biogasproduktion, die zur<br />

Gewinnung elektrischer und thermischer<br />

Energie genutzt wird. Ein Teil<br />

des Gases wird in der Biogasaufbereitungsanlage<br />

gereinigt und als Biomethan<br />

in die Erdgasleitung gespeist.<br />

Technische Daten<br />

Prinzip Wirbelschicht<br />

Verdampfungsleistung 3.175 t/h<br />

Schlammdurchsatz (33% TS) 4.9 t/h<br />

Schlammdurchsatz als<br />

Trockensubstanz 1.6 t/h<br />

Heizleistung Brenner (LowNox)<br />

2.8 MW<br />

Kesselleistung<br />

2.5 MW<br />

Brennstoff Biogas<br />

Luftdurchsatz Wirbelschicht<br />

ca. 17‘000 Nm³/h<br />

TR Granulat ca. 92%<br />

Die Produkte werden in Chargen von<br />

10 ÷ 24m³ angenommen und unter<br />

Mischen bis auf 60°C aufgeheizt. Das<br />

warme Gut wird intensiv mit Faulschlamm<br />

vermischt und in die Faultürme<br />

1 und 2 eingespeist. Die ganze<br />

Anlage sowie die Entladevorrich-<br />

tung sind an das Abluftnetz angeschlossen.<br />

Steuerung der Anlage<br />

Die speicherprogrammierbare Steuerung<br />

(SPS) wurde erneuert und zur Bedienung<br />

in das bestehende Prozessleitsystem<br />

(PLS) der arabern einge-<br />

Beheizte Behälter 1 x 27 m³<br />

2 x 35 m³<br />

Annahmetrichter 1 x 24 m³<br />

Beschickungspumpen 6<br />

Separations-Hammermühle 1<br />

bunden. Seit der Inbetriebnahme im<br />

Sommer 2009 arbeitet die Anlage automatisch<br />

und weitgehend störungsfrei.<br />

Ausblick<br />

Im März 2009 wurde am Rand der<br />

Stadt Bern, im Forsthaus West, mit<br />

dem Bau einer neuen Kehrichtverwertungsanlage<br />

(KVA) mit folgenden<br />

Komponenten begonnen:<br />

Abbildung 5: Beheizte Behälter<br />

während der Montage<br />

• Gas- und Dampfkombikraftwerk<br />

(GuD)<br />

• Kehrichtverwertungsanlage (KVA)<br />

• Holzheizkraftwerk (HHKW)<br />

Maschinenbau, Verfahrenstechnik<br />

Umwelttechnik<br />

Die Inbetriebnahme ist im Jahr 2012<br />

vorgesehen.<br />

Die Entfernung von der arabern zur<br />

neuen Anlage beträgt rund 2.5 km. Es<br />

wird in Betracht gezogen, die arabern<br />

künftig mit thermischer Energie über<br />

eine neue Dampfleitung zu versorgen.<br />

Die Temperatur des Dampfes von<br />

160°C erlaubt den Betrieb einer<br />

Schlammtrocknungsanlage. <strong>Der</strong> Verbund<br />

stellt der arabern in Aussicht, auf<br />

die eigene Produktion von Wärme und<br />

Elektrizität zu verzichten. Die Projektierung<br />

einer neuen Schlammtrocknungsanlage<br />

auf der arabern ist angelaufen.<br />

Die Schlammtrocknung stellt <strong>für</strong> die<br />

Abbildung 6: Ablad in Annahmetrichter<br />

mit Bodentor<br />

Kehrichtverbrennungsanlage auch im<br />

Sommer einen sicheren Bezüger von<br />

Wärme dar. <strong>Der</strong> Wärmeverbund wird<br />

der arabern ermöglichen, eine erheblich<br />

grössere Menge an Biomethan in<br />

das Erdgasnetz einzuspeisen, als dies<br />

heute der Fall ist. Mit der angestrebten<br />

Energiemenge von 45 ÷ 50 GWh pro<br />

Jahr wird es sich um die grösste Einzelanlage<br />

der Schweiz handeln.<br />

Die möglichst zweckmässige Verwertung<br />

vorhandener Energiequellen leistet<br />

einen Beitrag an den schonenden<br />

Umgang mit Ressourcen und den<br />

Schutz des Klimas.<br />

Kontakt:<br />

Andreas Schiller<br />

Leiter Verfahrenstechnik<br />

ara region bern ag<br />

CH-3037 Herrenschwanden, BE<br />

031 300 52 20<br />

andreas.schiller@ara-bern.ch<br />

www.ara-bern.ch


84 <strong>Der</strong> <strong>Experte</strong>, Ausgabe April 2012 85<br />

Die neue Pantanal-Zoolandschaft<br />

im Zürich Zoo<br />

Pantanal, (portugiesisch <strong>für</strong> Sumpf) heisst eines der grössten Binnenland- Feuchtgebiete der<br />

Erde im Zentrum Südamerikas im Grenzgebiet von Brasilien, Bolivien und Paraguay.<br />

Heribert Henrich<br />

Maschinenbau, Verfahrenstechnik<br />

Umwelttechnik<br />

Pantanal heisst auch ein neues Gehege,<br />

das im Züricher Zoo in Form einer<br />

ausgedehnten Wasserlandschaft entstanden<br />

ist. Die Anlage ist seit dem<br />

Sommer 2011 den Zoobesuchern zugänglich.<br />

Diese müssen sich vorerst<br />

aber mit dem Anblick der wildromantischen<br />

Landschaft begnügen. Weil die<br />

Pflanzen eine Vegetationsperiode Vorsprung<br />

brauchen, werden die Tiere<br />

erst im Frühjahr 2012 dorthin umziehen.<br />

Sie sollen dann hier in möglichst<br />

naturnaher- und ihrer Heimat nachempfundenen<br />

Kulisse leben und dem<br />

Besucher präsentiert werden. Zur Zeit<br />

werden die technischen Anlagen ausgiebig<br />

getestet und justiert. Das zuständige<br />

Zoopersonal wird in der Bedienung<br />

geschult und kann erste<br />

Erfahrungen sammeln. Durch den Auftraggeber<br />

wurden bereits frühzeitig<br />

die Planer einbezogen. Die Planer<br />

zeichnen <strong>für</strong> die Umwälzung und die<br />

Reinigung des Wassers verantwortlich.<br />

Anforderungen<br />

Das Wasser durchzieht in einem System<br />

aus Kanälen das Gehege. Es soll<br />

nach Möglichkeit frei von schädlichem<br />

Algenwachstum gehalten werden und<br />

einem Teil der Tiere als Badegelegenheit<br />

dienen. Aus ästhetischen Gründen<br />

soll das Wasser einen möglichst<br />

sauberen Eindruck machen. Selbstverständlich<br />

soll das Wasser soweit<br />

gereinigt werden, dass <strong>für</strong> die Tiere<br />

keine Gefahr einer Übertragung von<br />

Krankheiten besteht. Es gab nur sehr<br />

Die Pantanal Wasserlandschaft aus der Sicht der Bewohner<br />

spärliche Anhaltspunkte, wie stark das<br />

Wasser durch die Tiere verschmutzt<br />

wird. <strong>Der</strong> Wasserstand soll möglichst<br />

wenig schwanken, dabei soll auch<br />

möglichst wenig Frischwasser nachgespeist<br />

werden. Das Frischwasser<br />

wird aus einer separaten Zisterne gespeist.<br />

Zur Wasserreinigung war ein Pflanzensandfilter<br />

mit einer Fläche von 120m 2<br />

vorgesehen. Die Reinigungsanlage<br />

hätte damit eine Reinigungskapazität<br />

von knapp 10m 3 /d gehabt. Geplant<br />

wurde ein Gesamtvolumen aller Wasserkanäle<br />

von 800m 3 (schlussendlich<br />

ca. 1000m 3 ).<br />

Realisation<br />

In den Kanälen wird das Wasser durch<br />

ein System von Pumpen und Düsen in<br />

Bewegung gehalten. Es wird eine gemächliche<br />

Strömung, wie in einem träge<br />

dahin fliessenden Fluss erzeugt.<br />

Dies soll gewährleisten, dass sich in<br />

stehendem Wasser unter sauerstoffarmen-<br />

oder gar sauerstofffreien Bedingungen<br />

keine Organismen wie Faulungsbakterien<br />

oder die ge<strong>für</strong>chteten<br />

Blaualgen entwickeln. Die Strömung<br />

sorgt <strong>für</strong> eine ständige Durchmischung<br />

Viel Aufwand wurde darauf verwendet,<br />

Schall und Schwingungen zu isolieren,<br />

hier eine elastische Lagerung der Pumpen<br />

(Feder- Masse- System)<br />

<strong>Der</strong> Technikraum; rechts die<br />

Pumpen, links vorn die Steuerung,<br />

hinten das Belüftungsgebläse.<br />

und transportiert sauerstoffreiches<br />

Wasser.<br />

Aus dem tiefsten Bereich wird per-<br />

manent ein Teilstrom zum Reinigungsblock<br />

geleitet. Dort wird es einem<br />

biologischen Reinigungsprozess unterzogen,<br />

mit Sauerstoff angereichert<br />

und gelangt zurück in die Kanäle.<br />

<strong>Der</strong> Reinigungsblock ist dimension-<br />

iert <strong>für</strong> eine Wassermenge von gut<br />

400m 3 /d. Die Planer haben die im Wesentlichen<br />

aus der Abwasserreinigung<br />

stammende Technologie ausgewählt.<br />

<strong>Der</strong> Reinigungsblock besteht aus einem<br />

belüfteten Becken mit einem eingebauten<br />

Festbett aus Cleartec Biotextil.<br />

Zusätzlich zu den suspendierten<br />

Bakterien, die zu Schlammflocken vereinigt<br />

frei zirkulieren, sind auf dem Biotextil<br />

Bakterien fix angesiedelt. Dies<br />

sind sogenannte „Spezialisten“, Bakterien<br />

also, die besondere Aufgaben<br />

haben, wie die Oxydation von Stickstoffverbindungen<br />

(Nitrifikation) oder<br />

den Abbau von schwer abbaubaren<br />

Substanzen. „Spezialisten“ wachsen<br />

in der Regel sehr viel langsamer als<br />

andere Bakterien und brauchen deshalb<br />

besondere Bedingungen, um in<br />

genügender Anzahl zur Verfügung zu<br />

stehen.<br />

Aus den Belüftungsbecken, in dem<br />

das Wasser intensiv mit der suspendierten<br />

Biomasse vermischt und mit<br />

Sauerstoff angereichert wird, gelangt<br />

es ins Absetzbecken. Hier, bei möglichst<br />

geringen Strömungsgeschwindigkeiten,<br />

setzt sich die geringfügig<br />

schwerere Biomasse in einem tiefen<br />

Trichter ab und wird von dort in das<br />

Belüftungsbecken zurückgefördert.<br />

Das Klarwasser wird kurz unter der<br />

Oberfläche abgesaugt und ins Gehe-<br />

Projektdaten:<br />

Das Belüftungsbecken in Aktion. Im noch klaren Wasser ohne Biomasse ist das<br />

Cleartec Biotextil- Festbett noch gut zu erkennen.<br />

Maschinenbau, Verfahrenstechnik<br />

Umwelttechnik<br />

<strong>Der</strong> Reinigungsblock; hinten<br />

das Belüftungsbecken, vorne das<br />

Absetzbecken<br />

ge zurückgepumpt. Weiter sind Belüfter<br />

in den Kanälen eingebaut, die bei<br />

extremen Sommertemperaturen das<br />

Wasser mit zusätzlichem Sauerstoff<br />

versorgen, oder im Winter die Bildung<br />

einer geschlossenen Eisschicht verhindern<br />

helfen, bzw. deren Bildung solange<br />

wie möglich hinauszuzögern.<br />

Beginn der Planungsphase ~ 2008<br />

Baubeginn Juli 2009<br />

Abschluss der Arbeiten Februar 2011<br />

Abnahme und technische Inbetrieb<br />

nahme, Öffnung <strong>für</strong> Besucher März 2011<br />

Eröffnung und Bezug durch die Tiere April 2012 (Ostern)<br />

Gewährleistung- und Garantiezeiten ~ bis April 2013<br />

Gesamt- Projektkosten ca. CHF 10 Mio<br />

Kontakt:<br />

Heribert Henrich<br />

dipl. Ing. FH<br />

Betriebsleiter<br />

BONTEC AG<br />

Simon Frick-Strasse 18<br />

CH-9466 Sennwald<br />

081 750 41 70<br />

bontec@bontec-ag.ch<br />

www.bontec-ag.ch


Maschinenbau, Verfahrenstechnik<br />

Umwelttechnik<br />

86 <strong>Der</strong> <strong>Experte</strong>, Ausgabe April 2012 87<br />

Hydrothermale Karbonisierung eine<br />

revolutionäre Entwicklung<br />

Fast vor einhundert Jahren, im Jahre 1913 hat der Chemiker und spätere Nobelpreisträger<br />

Friederich Bergius Pionierarbeiten mit dem Ziel durchgeführt, die natürliche Kohlebildung aus<br />

Biomasse technisch nutzbar zu machen. Die Entwicklung einer grosstechnischen Anlage ist die<br />

Herausforderung der heutigen Zeit und einen Energieträger, die „Grüne Kohle“, herzustellen um<br />

fossile Brennstoffe zu ersetzen.<br />

Thomas Kendlbacher und<br />

Roland Rebsamen<br />

Die hydrothermale Karbonisierung<br />

(HTC) ist ein thermochemischer Prozess<br />

zur Umwandlung feuchter Biomasse<br />

bei erhöhter Temperatur und<br />

erhöhtem Druck. Das entstehende<br />

Produkt ist ebenfalls fest und wässerig,<br />

unterscheidet sich allerdings in<br />

seinen chemischen und physikalischen<br />

Eigenschaften vom Edukt.<br />

Während der hydrothermalen Karbonisierung<br />

werden unter anderem Wasser<br />

und Kohlendioxid von der Biomasse<br />

abgespalten. Dadurch erhöht sich die<br />

Energiedichte signifikant und der<br />

Brennwert reicht in etwa an fossile<br />

Braunkohle sehr guter Qualität heran.<br />

Dabei wird die makromolekulare Struktur<br />

der Ausgangsbiomasse weitgehend<br />

bis vollständig aufgebrochen.<br />

Ziel ist es möglichst alle Kohlenstoffatome<br />

in fester Form zu erhalten.<br />

Die Natur arbeitet nach dem gleichen<br />

Muster, dazu benötigt sie ideale Rahmenbedingungen<br />

und viel Zeit. Unsere<br />

heutigen fossilen Energieträger wie<br />

Öl, Gas und Kohle sind über den Prozess<br />

der hydrothermalen Karbonisierung<br />

in Jahrmillionen entstanden.<br />

Dazu brauchte die Natur nebst viel<br />

Zeit, Druck und Temperatur. Deutlich<br />

erkennbar ist im Inkohlungsdiagramm,<br />

dass es gelingt, durch die hydrothermale<br />

Karbonisierung eine Art kohleartiges<br />

Material zu erzeugen, die „Grüne<br />

Kohle“. Aus der HTC-Anlage kommt<br />

Inkohlungsdiagramm<br />

nicht die reine „Grüne Kohle“, sondern<br />

ein Gemisch aus festem, wässerigem<br />

und gasförmigen Anteil.<br />

Ziel ist eine nachhaltige, ökologische<br />

Anlage zu bauen und zu betreiben.<br />

Entscheidend <strong>für</strong> den Erfolg des HTC-<br />

Verfahrens ist, wie viel Energie <strong>für</strong> die<br />

Umformung aufzuwenden ist. Bei der<br />

idealen Betrachtung wird ersichtlich,<br />

dass bei der Umformung der Biomasse<br />

unter Druck und Temperatur eine<br />

Menge von ca. 10 bis 15% der in der<br />

Biomasse enthaltenen Energie in Form<br />

von Wärme frei gesetzt wird. Diese frei<br />

werdende Bindungsenergie muss im<br />

Prozess genutzt werden, so dass im<br />

idealsten Fall nach dem Anfahren der<br />

Anlage gar keine zusätzliche Energie<br />

<strong>für</strong> das Betreiben des Prozesses mehr<br />

erforderlich ist. Die Anlage soll thermisch<br />

nahezu energieautark betrieben<br />

werden.<br />

Unsere Anlage TF.C-Carbon-500/10-<br />

12® bildet diesen Vorgang nach und<br />

vollzieht diese Umformung innerhalb<br />

weniger Stunden. Die Entwicklung bietet<br />

eine wegweisende Technologie zur<br />

effizienten Nutzung von feuchter Biomasse<br />

und von Klärschlamm, da insbesondere<br />

der Klärschlamm zukünftig<br />

wohl sinnvollerweise nur noch in<br />

Monoverbrennungsanlagen verbrannt<br />

und zur Energiegewinnung genutzt<br />

werden darf. <strong>Der</strong> Grund liegt in der<br />

einfacheren Art der Phosphorrückgewinnung<br />

aus der Asche einer Monoverbrennungsanlage<br />

gegenüber der<br />

Asche einer heutigen KVA, Kehrrichtverbrennungsanlage.<br />

Das bedeutet,<br />

dass der Klärschlamm der Zukunft<br />

zwei wichtige Merkmale aufweisen<br />

muss a) hoher Energiegehalt und b)<br />

hoher Brennwert (hoher Trockensubstanzanteil)<br />

Die Entwicklung und Konzeption des<br />

Reaktors ist innovativ. Prozessparameter<br />

wie Druck, Temperatur und Durchlaufzeit<br />

bei der Umwandlung im Reaktorsystem<br />

sind definiert. Die in sich<br />

verschachtelten Reaktoren, das Wärmeeintragsystem<br />

und das Drehsystem<br />

sind die Schlüsselkomponenten der<br />

effizienten Anlage.<br />

Die Anlage wird quasikontinuierlich<br />

betrieben und die Zusammensetzung<br />

der Biomasse ist beliebig. Die Energieeffizienz<br />

der gesamten Anlage steht im<br />

Fokus. Die Anlage ist konzipiert <strong>für</strong> die<br />

kommunale und industrielle Nutzung.<br />

Beim Prozess der hydrothermalen Karbonisierung<br />

steht der Reaktor unter<br />

Druck und Temperatur. Für die Dimensionierung<br />

des Reaktors wurden die<br />

Werte <strong>für</strong> den Betriebsdruck pmax <<br />

25 bar, Betriebstemperatur von Tmax <<br />

250°C sowie einem Volumen von<br />

5.000 l festgelegt Für den Betrieb wird<br />

feuchte Biomasse mit einem Trockensubstanzanteil<br />

TS von 20% bis max.<br />

60% genutzt. Die Mischung von verschiedenen<br />

Biomassen lässt das Verfahren<br />

zu, dabei sollte die Biomasse<br />

möglichst energiereich sein.<br />

Die Kapazität der in sich geschlossenen<br />

Anlage beträgt maximal 10.000<br />

Tonnen pro Jahr, welche in einem kontinuierlichen<br />

Betrieb verarbeitet wird.<br />

Es entstehen wegen der Wasser- und<br />

Sauerstoffatomabspaltung Wasser und<br />

Biokohle. Die abgespaltenen Atome<br />

verbinden sich sofort wieder und geben<br />

dabei Energie als Wärme ab. Dieser<br />

exotherme Vorgang wird nachhaltig<br />

im patentierten Prozess genutzt.<br />

<strong>Der</strong> thermische Energiebedarf kann<br />

Funktionsschema HTC<br />

nach dem Hochfahren der Anlage<br />

durch den Konvertierungsprozess abgedeckt<br />

werden. Durch die integrierte<br />

Rückkoppelung läuft der Prozess thermisch<br />

betrachtet energieautark.<br />

Die Taktzeit des quasikontinuierlichen<br />

Prozesses liegt bei durchschnittlich<br />

8 Minuten. <strong>Der</strong> Eintrag Biomasse pro<br />

Zyklus beträgt 150l.<br />

<strong>Der</strong> gesamte Reaktor wird während<br />

des Zyklus gedreht. Dabei werden Ablagerungen<br />

durch die Sedimentierung<br />

verhindert.<br />

Die Dimensionierung des äusseren<br />

Reaktors entspricht den Anforderungen<br />

des Prozesses bei der hydrother-<br />

HTC-Reaktor Innenreaktor<br />

Maschinenbau, Verfahrenstechnik<br />

Umwelttechnik<br />

malen Karbonisierung. Die bei der<br />

Konvertierung der Biomasse frei werdende<br />

Energie (Druck und Temperatur)<br />

wird durch den inneren Reaktor<br />

abgeführt und aufgenommen.<br />

Das Verfahren der hydrothermalen<br />

Karbonisierung könnte damit die<br />

Grundlage <strong>für</strong> eine nachhaltige Energiewirtschaft<br />

liefern. Voraussetzung,<br />

dass die HTC-Anlage an vorhandene<br />

Infrastrukturen z.B. Kläranlagen, Müllverbrennungsanlagen<br />

eingebunden<br />

werden kann, ist, dass anwenderspezifische<br />

Aufbereitung und Verwertung<br />

auf der Anlage integriert werden.<br />

Als weiteren Schritt in dieser Betrachtung<br />

gilt es die Stoffbilanz, die Ökobilanz;<br />

eine ganzheitliche Analyse sowohl<br />

die wirtschaftlichen, technischen<br />

und sozialen Aspekte zu analysieren.<br />

Hier sind die Kosten <strong>für</strong> Logistik, Transporte<br />

und Infrastrukturen zu integrieren.<br />

Reaktor aussen, Pilotanlage TF.C-Carbon-5000/10-12<br />

®


Maschinenbau, Verfahrenstechnik<br />

Umwelttechnik<br />

88 <strong>Der</strong> <strong>Experte</strong>, Ausgabe April 2012 89<br />

Hieraus entsteht die Nutzung der Anlage<br />

<strong>für</strong> die Erzeugung von „Grüner Kohle“<br />

als Ersatz von fossilen Energieträgern<br />

wie Kohle, Erdgas oder Erdöl,<br />

welche heute die Basis <strong>für</strong> unsere<br />

Energieerzeugung sind, und als Schritt<br />

in eine neue Zukunft. Nehmen wir die<br />

Natur als unser Vorbild und die nachhaltige<br />

Nutzung unserer Ressourcen.<br />

Bildernachweis:<br />

Bild 1) Inkohlungsdiagramm,<br />

Prof. Dr. Ramke, HS<br />

Ostwestfalen-Lippe<br />

Bild 2) TF.C Engineering AG<br />

Bild 3) Kelag AG<br />

Bild 4) Kelag AG<br />

Bild 5) Kelag AG<br />

Bild 6) TF.C Engineering AG<br />

Bild 5) Reaktor innen, Pilotanlage<br />

TF.C-Carbon-5000/10-12 ®<br />

Projektdaten Pilotanlage TF.C-Carbon-5000/10-12 ®<br />

Beginn der Planungsphase September 2010<br />

Baubeginn Mai 2011<br />

Abschluss der Arbeiten Mai 2012<br />

Inbetriebnahme Juni 2012<br />

Gesamt- Projektkosten 3,4 Mio. EURO<br />

Entwickler TF.C Engineering AG<br />

Anlagenbauer Kelag AG<br />

Technische Daten der TF.C-Carbon-5000/10-12 ®<br />

Reaktorvolumen <strong>für</strong> die Biomasse 5m 3<br />

Mittlere Durchlaufzeit 4h<br />

Durchsatz bis zu 10’000t/Jahr<br />

Gesamtgewicht der Anlage (leer) 28t<br />

Prozesstemperatur 200°C – 250°C<br />

Prozessdruck 20bar – 25bar<br />

Abmessungen L = 5,40m, B = 3,00m, H = 3,30m<br />

Bild 6) Pilotanlage TF.C-Carbon-5000/10-12 ® inkl. Umhausung<br />

Kontakt:<br />

Roland Rebsamen<br />

dipl. Ing. FH/MSE<br />

TF.C Engineering AG<br />

Industriestrasse 56<br />

FL-9491 Ruggell<br />

+423 375 05 10<br />

info@tfc-engineering.li<br />

www.tfc-engineering.li<br />

Kontakt:<br />

Thomas Kendlbacher<br />

dipl. Ing. FH<br />

Kelag AG<br />

WBK-Strasse 1<br />

9466 Sennwald<br />

081 750 41 50<br />

info@kelag.ag.ch<br />

www.kelag-ag.ch<br />

Die Früherkennung der Ablegereife von<br />

Hubseilen als Grundvoraussetzung <strong>für</strong> die<br />

Sicherheit auf der Baustelle<br />

Umgang mit den aktuellen Veränderungen in der Kranpraxis<br />

Gabor Piskoty<br />

Zusammenfassung<br />

Die zentrale Rolle von Hubseilen in der<br />

Sicherheit von Kränen ist offensichtlich.<br />

Dieser Anforderung gerecht zu<br />

werden ist jedoch keinesfalls selbstverständlich.<br />

Die Gefahr von Seilbrüchen<br />

wird durch Einsatz von Kunststoffrollen<br />

zwecks Erhöhung der<br />

Seillebensdauer und durch die Veränderungen<br />

in der Arbeitspraxis tendenziell<br />

erhöht. Mit den nachfolgenden<br />

Gedanken sollte ein Beitrag zur Sensibilisierung<br />

<strong>für</strong> die Problematik und damit<br />

zur Aufrechterhaltung des hohen<br />

Sicherheitsniveaus im Kranbetrieb geleistet<br />

werden.<br />

Die Sicherheitsphilosophie<br />

Die Hubseile sind – im Gegensatz zu<br />

vielen anderen tragenden Krankomponenten<br />

– nicht dauerfest. <strong>Der</strong>en begrenzte<br />

Lebensdauer ist von diversen<br />

Verschleissmechanismen abhängig,<br />

die wiederum durch verschiedene Parameter<br />

beeinflusst werden, wie z.B.:<br />

• Seiltyp (Machart, Drahtfestigkeit)<br />

• Krantyp (Anzahl, Geometrie,<br />

Anordnung und Material der<br />

Seilführungselemente)<br />

• Betriebsbedingungen (klimatische<br />

Verhältnisse, Lastspektrum, Handhabung<br />

des Krans)<br />

Die Sicherheit wird in erster Linie durch<br />

die innere Redundanz der eingesetz-<br />

ten Litzenspiralseile gewährleistet.<br />

Diese Redundanz besteht dank der<br />

hierarchischen Struktur der zu Litzen<br />

verseilten hochfesten Drähte. So können<br />

gebrochene Drähte aus dem Seilverbund<br />

nur ganz lokal austreten und<br />

die Kraft im Draht baut sich durch die<br />

innere Reibung nach wenigen Schlaglängen<br />

von der Drahtbruchstelle wieder<br />

vollständig auf. Folglich können<br />

sogar alle Drähte eines Hubseils mehrfach<br />

brechen ohne dass die Seilbruchlast<br />

nennenswert abfallen würde. Diese<br />

sicherheitsrelevante Redundanz<br />

besteht aber nur bis zu einer bestimmten<br />

geometrischen Dichte (Häufigkeit)<br />

von Drahtbrüchen! Brechen zu viele<br />

Drähte in der Umgebung eines Seilquerschnittes<br />

und bilden sich Drahtbruchnester,<br />

dann fällt die Tragfähigkeit<br />

des gesamten Seiles herab (Prinzip<br />

des schwächsten Kettengliedes).<br />

Sicherheit<br />

Um die Tragsicherheit sicherzustellen,<br />

muss der Seilzustand regelmässig<br />

kontrolliert werden. Bei Erreichen der<br />

– durch verschiedene Beurteilungskriterien<br />

definierten Ablegereife – wird<br />

das Seil ersetzt, bevor dessen Zustand<br />

kritisch wird. Nach aktuellem Stand<br />

der Technik beziehen sich alle Beurteilungskriterien<br />

auf äussere Merkmale<br />

des Seiles, wie z.B. Anzahl der äusseren<br />

Drahtbrüche pro Referenzlänge,<br />

Durchmesserschwund im Prozentsatz<br />

des Nenndurchmessers oder geometrische<br />

Irregularitäten, wie Korbbildung<br />

oder Einschnürung von Litzen (siehe<br />

z.B. ISO 4309).<br />

Da der innere Seilzustand – im Gegensatz<br />

zu Seilbahnseilen – nicht kontrolliert<br />

wird, muss <strong>für</strong> die Effektivität dieses<br />

Kontrollprinzipes der äussere<br />

Seilzustand repräsentativ <strong>für</strong> den ge-


90 Sicherheit <strong>Der</strong> <strong>Experte</strong>, Ausgabe April 2012 Sicherheit 91<br />

samten Seilzustand sein. Würde der<br />

Verschleissprozess im Seilkern deutlich<br />

schneller ablaufen als in den äusseren<br />

Litzenlagen, würde die Bruchgefahr<br />

unerkannt bleiben. Die Erfüllung<br />

dieses Kriteriums ist dadurch erschwert,<br />

dass die inneren Drähte von<br />

Hubseilen tendenziell stärker beansprucht<br />

werden als die äusseren. Dies,<br />

um eine Torsionsbalance zwischen<br />

den einzelnen Litzenlagen zu erzielen<br />

und so die Tendenz zum Tordieren des<br />

belasteten Seiles zu minimieren. Zudem<br />

sind die Drähte des Seilkernes an<br />

den Kreuzstellen mit den Drähten der<br />

äusseren Lage einer hohen punktuellen<br />

Pressung ausgesetzt.<br />

Als Abhilfe gegen einen zu langsamen<br />

äusseren Seilverschleiss muss die Beanspruchung<br />

der äusseren Drähte<br />

künstlich erhöht werden, was in der<br />

Praxis durch den primären Einsatz von<br />

ungefütterten Stahlrollen realisiert wird.<br />

Die Stahlrollen führen durch ihre harte<br />

Lauffläche (hohes E-Modul) zu einer<br />

erhöhten hertzschen Flächenpressung<br />

auf der Seiloberfläche, ohne die Beanspruchungen<br />

im Seilkern nennenswert<br />

zu erhöhen. Die Kehrseite dieser Massnahme<br />

kann sein, dass durch einen<br />

übermässig beschleunigten äusseren<br />

Seilverschleiss zwar die Seilkontrolle<br />

verlässlicher, jedoch die gesamte Seillebensdauer<br />

reduziert wird.<br />

Veränderungen in der Technik<br />

Diverse Kranhersteller sind herausgefordert,<br />

den erhöhten Ansprüchen auf<br />

der Baustelle gerecht zu werden und<br />

zugleich die Seillebensdauer auf einem<br />

hohen Niveau zu halten. Oft werden<br />

diese Anforderungen mit einem<br />

Mix aus Kunststoff- und Stahlrollen umgesetzt.<br />

Diese wirtschaftlich geprägte<br />

Massnahme ist durchaus zulässig, solange<br />

der äusserlich sichtbare Seilverschleiss<br />

ein verlässlicher Indikator des<br />

gesamten Seilzustandes bleibt, d.h.,<br />

solange die Seiloberfläche durch zu<br />

viele Kunststoffrollen nicht übermässig<br />

geschont wird. Die Anforderungen<br />

an das Kranpersonal bei den Seilkontrollen<br />

werden jedoch zwangsläufig<br />

erhöht, da die verbleibenden Sicherheitsreserven<br />

beim Erreichen der<br />

äusseren Ablegekriterien tendenziell<br />

verringert werden. Aus diesem Grund<br />

erlangt die strickte Einhaltung der von<br />

den Kranherstellern und von den Normen<br />

festgelegten Kontrollvorschriften<br />

eine weiter verstärkte Bedeutung. Die<br />

nachfolgend erläuterten Veränderungen<br />

in der Arbeitspraxis entsprechen<br />

diesen erhöhten Anforderungen oft<br />

nicht.<br />

Veränderungen in der<br />

Arbeitspraxis<br />

Die Arbeit auf der Baustelle hat sich in<br />

den vergangenen Jahren in vielen Bereichen<br />

erheblich verändert. In Bezug<br />

auf Baukräne gibt es verschiedene<br />

Einflüsse, welche sich negativ auf die<br />

Lebensdauer der Krankomponenten<br />

und auf die Betriebssicherheit auswirken.<br />

Solange früher noch der Kranführer<br />

sein Arbeitsgerät wie sein eigenes<br />

behandelte und mit dem Kran eine<br />

„Einheit“ bildete, ist heute teilweise ein<br />

reger Wechselbetrieb der temporären<br />

Kranführer festzustellen. <strong>Der</strong> heute typische<br />

Zeitdruck wirkt sich auf die Arbeitszeiten<br />

der Kranführer und somit<br />

auch auf die Betriebsstunden des Kranes<br />

aus. In den Sommermonaten wird<br />

teilweise in Doppelschicht gearbeitet,<br />

die Mittagszeit wird durch einen anderen<br />

Kranführer überbrückt und der<br />

Samstag gehört schon fast zur regulären<br />

Arbeitswoche. Damit der Kranführer<br />

allenfalls auch am Boden mitan-<br />

packen kann, bedient er den Turm-<br />

drehkran teilweise gar via Fern-<br />

bedienung von unten aus. Als Folge<br />

dieser Entwicklungen werden heute<br />

wichtige technische Kontrollen des<br />

Kranes und des Seiles vermehrt vernachlässigt.<br />

Für das Hubseil, eine scheinbar unbedeutende<br />

Komponente auf der Bau-<br />

stelle, bringt diese Arbeitsweise ernst<br />

zu nehmende Gefahren mit sich. Die<br />

nach Vorschrift geltende tägliche Seilkontrolle<br />

wird nicht selten nur monatlich<br />

ausgeführt. Wenn ein Kranführer<br />

den Kran von unten bedient, hat er keine<br />

direkte Rückmeldung, wie das Seil<br />

auf den Rollen läuft. In welchem Zustand<br />

es ist, kann er weder visuell noch<br />

akustisch wahrnehmen. Durch den<br />

ständigen Wechsel des Bedienpersonals<br />

fehlt teilweise die Routine mit dem<br />

Kran und auch das Gefühl der Verantwortlichkeit<br />

wird geschwächt.<br />

Stichprobenartig durchgeführte Kontrollen<br />

belegen, dass die Seilkontrollen<br />

tatsächlich häufig nicht mit der erforderlichen<br />

Sorgfalt durchgeführt werden:<br />

Über die Hälfte der kontrollierten<br />

Hubseile haben die Ablegereife durch<br />

mechanische Defekte, übermässige<br />

äussere Drahtbrüche etc. erreicht und<br />

hätten bereits ausgetauscht werden<br />

müssen.<br />

Das Risiko eines Seilrisses wird nicht<br />

nur durch die vernachlässigten Kontrollen<br />

erhöht. Ein weiterer Risikofaktor<br />

ist, wenn wegen physikalischer Gegebenheiten<br />

der Verschleiss im Inneren<br />

des Seils deutlich schneller voranschreitet,<br />

als die zeitliche Entwicklung<br />

der überwachten äusseren Zustandsindikatoren.<br />

Diese Problematik wird<br />

nachfolgend anhand eines konkreten<br />

Beispieles erläutert.<br />

Bild 2: Seilkern im Bereich des Seilbesens,<br />

von Hand gebogen. Erkennbar<br />

sind unzählige Drahtbrüche.<br />

Bild 1: Auslegerseitiger Seilbesen. Pfeil: Bruchbereich des Seilkernes.<br />

Seilriss durch vorzeitige innere<br />

Drahtbrüche<br />

Während Betonierarbeiten riss das 11<br />

mm dicke Hubseil mit einer Nennbruchlast<br />

von rund 100kN etwa in der<br />

Mitte des Auslegers. Zwar war der<br />

Sachschaden beträchtlich, glücklicherweise<br />

wurde niemand verletzt.<br />

Die nachfolgende visuelle Kontrolle<br />

des Krans hatte keine Abnormalitäten,<br />

wie zu enge Rollenrille oder fehlerhafte<br />

Ausrichtung der Seilrollen, ergeben,<br />

die ursächlich <strong>für</strong> den Schadenfall hätten<br />

sein können.<br />

Die Untersuchung des Seiles fokussierte<br />

auf dessen auflegerseitige<br />

Bruchhälfte. Im Bereich des Seilbesens<br />

(Bild 1) wurden u.a. folgende makroskopische<br />

Befunde dokumentiert:<br />

a) <strong>Der</strong> Seilbesen ist rund 2m lang,<br />

wobei sich die Enden der Aussenlitzen<br />

bzw. der Aussendrähte innerhalb<br />

der letzten 0.8m befinden.<br />

b) Die axiale Ausdehnung der<br />

Bruchstellen des Seilkernes ist<br />

auffallend klein; alle Drahtenden<br />

liegen rund 0.5m von der Spitze des<br />

Seilbesens entfernt.<br />

c) Das Bruchbild mit verhältnismässig<br />

kurzem Seilbesen ist typisch <strong>für</strong><br />

Seilbrüche, die sich bei der Umlenkstelle<br />

über einer Rolle ereignen. Die<br />

auffallend enge axiale Konzentration<br />

aller Seilkernendbrüche spricht <strong>für</strong><br />

eine deutliche Vorbeschädigung des<br />

Seilkernes.<br />

d) Beim Biegen des freigelegten<br />

Seilkernes sind zahlreiche Draht-<br />

brüche erkennbar (Bild 2).<br />

e) <strong>Der</strong> innere Schmierzustand des<br />

Seiles ist als gut zu bezeichnen.<br />

Indizien <strong>für</strong> einen wesentlichen<br />

Korrosionseinfluss sind nicht vorhanden.<br />

Um den äusseren Seilzustand stichprobenartig<br />

zu beurteilen, wurde der 8<br />

m lange Seilbereich im Anschluss zum<br />

Seilbesen kontrolliert, und zwar einerseits<br />

visuell hinsichtlich Drahtbrüche<br />

und anderer Anomalien, wie plastische<br />

Verformungen, andererseits mit Hilfe<br />

einer Schiebelehre hinsichtlich Abweichungen<br />

vom Nenndurchmesser.<br />

Im fraglichen Seilbereich wurden zwar<br />

mehrere plastisch deformierte Stellen<br />

detektiert, die jedoch auch als Sekundärschaden<br />

nach dem Seilriss entstanden<br />

sein konnten. Es wurden insgesamt<br />

nur drei Aussendrahtbrüche<br />

festgestellt. Sie waren aber so weit<br />

auseinander verteilt, dass die nach<br />

ISO 4309 zulässige Häufigkeit von<br />

Drahtbrüchen noch nicht erreicht wurde.<br />

Unter Einbezug aller Befunde<br />

konnte somit festgestellt werden, dass<br />

das Seil im untersuchten Abschnitt anhand<br />

der praxisüblichen Beurteilungskriterien<br />

noch nicht ablegereif war. Das<br />

Bruchrisiko war verborgen.<br />

Bild 3: 21 Drähte der 3 (von 8) vollständig geöffneten Innenlitzen der zweiten Lage<br />

des 1 m langen Seilabschnittes mit zahlreichen Drahtbrüchen.<br />

Bild 4: Nachaufnahme von Drahtbruchstellen<br />

a) Aussendraht: Trichterbruch<br />

b) Innendraht: verformungsarmer Bruch<br />

mit Druckstelle<br />

Um den inneren Seilzustand stichprobenartig<br />

zu beurteilen, wurde der 1m<br />

lange Seilabschnitt ab 3m Entfernung<br />

von der Seilbesenspitze ausgeschnitten<br />

und geöffnet. Die Drähte der 12<br />

Aussenlitzen sind frei von Drahtbrüchen.<br />

Dagegen befindet sich der Seilkern<br />

in einem zerfallenen Zustand.<br />

Allein in drei vollständig geöffneten<br />

Litzen (insgesamt 21 Drähte) der zweiten<br />

Lage wurden Hunderte von Drahtbrüchen<br />

gezählt (Bild 3). Es kann davon<br />

ausgegangen werden, dass der<br />

Tragwiderstand des Seilkernes in diesem<br />

Bereich nur noch einen kleinen<br />

Bruchteil seines ursprünglichen Wertes<br />

betrug. Zusätzlich dürfte der noch<br />

verbliebene Tragwiderstand während<br />

der Rollenüberfahrten reduziert gewesen<br />

sein, da die innere Reibung durch<br />

die Relativverschiebung zwischen den<br />

Drähten vermindert wird (Haftreibung<br />

Gleitreibung).<br />

Die zufällig ausgewählten Drahtbruchstellen<br />

des Seilbesens zeigen unter<br />

dem Lichtmikroskop folgendes Muster<br />

(Bild 4):<br />

• Drahtbrüche der äusseren Litzen:<br />

Trichterbruch, mit charakteristischer<br />

Ausprägung <strong>für</strong> einen hochfesten<br />

Drahtwerkstoff duktiler Gewaltbruch<br />

durch statische Überlastung, Indiz<br />

gegen Werkstoffanomalie


92 <strong>Der</strong> <strong>Experte</strong>, Ausgabe April 2012 93<br />

a) Übersicht<br />

Sicherheit Sicherheit<br />

• Drahtbrüche der inneren Litzen:<br />

verformungsarmer Bruch charakteristisch<br />

<strong>für</strong> Verschleissvorgänge wie<br />

Ermüdung, Reibkorrosion und <strong>für</strong><br />

Zugbelastung bei gleichzeitiger<br />

hoher Querpressung.<br />

Anhand der Befunde konnte folgende<br />

Schlussfolgerung abgeleitet werden:<br />

<strong>Der</strong> Seilbruch ist auf einen über<br />

längere Zeit ablaufenden Verschleissvorgang<br />

zurückzuführen. Die – typischerweise<br />

progressiv zunehmende<br />

– Schwächung des Seiles war durch<br />

praxisübliche Kontrollen kaum oder<br />

gar nicht erkennbar gewesen, da sich<br />

der Verschleissvorgang primär auf die<br />

inneren Drähte konzentrierte. Dabei<br />

dürften die Kunststoffrollen, die bei der<br />

Laufkatze des Kranes eingesetzt waren,<br />

eine wesentliche Rolle gespielt<br />

haben. Diese haben durch ihre nachgiebige<br />

Lauffläche die Drähte auf der<br />

Seiloberfläche geschont und so den<br />

Verschleissprozess in der äusseren<br />

Litzenlage verlangsamt. <strong>Der</strong> innere<br />

Verschleissvorgang lief jedoch weiterhin<br />

etwa mit der üblichen Geschwindigkeit<br />

ab und wurde somit dominierend.<br />

Die äusseren Merkmale des<br />

Seilzustandes stellten keine verlässlichen<br />

Beurteilungskriterien mehr dar.<br />

Um den Verdacht zu erhärten, dass es<br />

sich nicht lediglich um einen Einzelfall<br />

handelt, wurde der innere Zustand von<br />

drei weiteren gebrauchten Seilen untersucht.<br />

Sie wurden von gleichen<br />

Krantyp-Seiltyp-Konstellationen noch<br />

vor Erreichen der praxisüblichen äusseren<br />

Ablegekriterien entnommen. Bei<br />

b) Detail gemäss Rahmen in Bild a:<br />

Drahtbruch bei einer Quetschstelle<br />

Bild 5: Partiell freigelegter Seilkern unter dem Lichtmikroskop. Erkennbar sind<br />

mehrere Drahtbruchstellen (Pfeile) und Quetschstellen.<br />

allen drei Seilen wurde das gleiche abnormale<br />

Verschleissverhalten festgestellt,<br />

wie beim gerissenen Seil (Bild 5)<br />

Somit ist davon auszugehen, dass ein<br />

systematisches generelles Sicherheitsproblem<br />

vorliegt.<br />

Empfehlungen<br />

Die Gefahr eines analogen Seilbruches<br />

durch innere Drahtbrüche kann<br />

durch verschiedene Massnahmen reduziert<br />

werden, wobei die grösste Effektivität<br />

bei deren kombinierten Anwendung<br />

zu erwarten ist:<br />

• Es soll abgeklärt werden, ob Seiltypen<br />

erhältlich sind, dessen Verschleissprozess<br />

beim Einsatz auf<br />

dem vorliegenden Krantyp sich weniger<br />

stark auf den Innenbereich des<br />

Seiles konzentriert. Neben einer<br />

optimierten Machart (Struktur der<br />

Drähte) kann auch eine niedrigere<br />

Drahtfestigkeit diesbezüglich Vorteile<br />

bringen.<br />

• Es sollte nach Möglichkeit der standardmässige<br />

Einsatz jenes Seiltyps<br />

in Erwägung gezogen werden, womit<br />

auf dem vorliegenden oder auf einen<br />

ähnlichen Krantyp bereits gute Erfahrungen<br />

gemacht wurden. Es ist wichtig,<br />

in einer allfälligen Testphase mit<br />

einem neuen Seiltyp die Seilkontrolle<br />

zu verschärfen, bis ausreichende Erfahrungen<br />

gesammelt worden sind.<br />

Ansonsten können nicht kalkulierbare<br />

Risiken bestehen, die zu schwerwiegenden<br />

Unfällen führen können.<br />

Zudem ist zu beachten, dass es sich<br />

um ein Systemproblem „Kran/Rollensystem/Seil“<br />

handelt. Dadurch sind<br />

Erfahrungen, die mit anderen Krantypen<br />

gesammelt worden sind, nicht<br />

ohne Einschränkungen auf andere<br />

Krantypen übertragbar.<br />

• Generell zu empfehlen ist die routinemässige<br />

Untersuchung des Innenzustandes<br />

stichprobenartig ausgewählter<br />

Seile, die wegen äusserlich<br />

erkennbarer Ablegereife ausgetauscht<br />

wurden. Es soll überprüft<br />

werden, ob die Häufigkeit der äusseren<br />

und inneren Drahtbrüche tatsächlich<br />

in einer vertretbaren Relation<br />

zu einander standen, d.h. bis zur<br />

letzten Betriebsstunde noch genügend<br />

Sicherheitsreserven vorlagen.<br />

So können potenziell riskante Kran-<br />

Seil Konstellationen vor einem effektiven<br />

Seilbruch ans Tageslicht kommen.<br />

• Anpassung des Krans, indem der<br />

prozentuelle Anteil von Kunststoffrollen<br />

so weit reduziert wird, dass der<br />

sichtbare Anteil des Verschleissprozesses<br />

repräsentativ <strong>für</strong> den Seilzustand<br />

wird.<br />

• Die Effektivität der Kontrollen soll u.a.<br />

durch Ausbildung und Sensibilisierung<br />

der Kranführer sowie durch feste<br />

Einplanung und Protokollführung<br />

von routinemässigen Seilkontrollen<br />

gesteigert werden.<br />

• Ohne dass man von der Kontrollpflicht<br />

entbunden wird, könnten das<br />

Seil und die Rollen nach einer angemessenen<br />

Standzeit, z.B. von 1.5<br />

Jahr, präventiv bei einem Service gewechselt<br />

werden. Dieses Szenario<br />

hätte zudem den Vorteil der Planbarkeit,<br />

so dass dies auch dem Betreiber<br />

Vorteile bringen würde. Dabei<br />

muss beachtet werden, dass <strong>für</strong> die<br />

Geschwindigkeit des Verschleissprozesses<br />

typischerweise nicht die<br />

Betriebsdauer (Auflegezeit) sondern<br />

die Anzahl der Biegewechsel an den<br />

Seilführungselementen ausschlaggebend<br />

ist. Zudem unterliegt die Geschwindigkeit<br />

des Verschleissprozesses<br />

einer natürlichen Streuung.<br />

Folglich darf auch bei so einer Massnahme<br />

nicht auf die periodischen<br />

Kontrollen verzichtet werden. Die<br />

festgelegte Austauschzeit wäre als<br />

obere Grenze anzusehen.<br />

• Die Kranbetreiber sollen ihren Kranführern<br />

genügend Kontrollzeit einräumen,<br />

sie auf die Gefahren und<br />

Pflichten sensibilisieren, damit die<br />

erhöht wird.<br />

Die Kranhersteller sind ebenfalls aufgefordert,<br />

innovative technische Massnahmen<br />

<strong>für</strong> die Betriebssicherheit zu<br />

entwickeln und zu etablieren. Die Leistungsmerkmale<br />

der Baukrane haben<br />

sich in den vergangenen Jahren enorm<br />

weiterentwickelt. Doch ist Betriebssicherheit<br />

des Seils und somit die Arbeitssicherheit<br />

auf der Baustelle immer<br />

noch vom wachsamen Auge des unter<br />

Zeitdruck stehenden Kranführers abhängig.<br />

Es sollte zumindest hinterfragt<br />

werden, ob diese Kontrollverfahren alleine<br />

noch zeitgemäss bzw. vertretbar<br />

sind. Kann die bestehende Gefahr mit<br />

zusätzlichen technischen Massnahmen<br />

gebannt werden? Hierzu zwei zukunftweisende<br />

Anregungen:<br />

• Die Einführung einer Kontrolle des<br />

inneren Seilzustandes mit Hilfe der<br />

www.institutfuergutachten.ch<br />

magnetinduktiven Prüfung, in Analogie<br />

zu den Seilbahnen, könnte als<br />

Ergänzung zu den aktuellen Kontrollmassnahmen<br />

in Erwägung gezogen<br />

werden. Erste geeignete Prüfgeräte<br />

haben bereits die Marktreife erreicht.<br />

• Durch automatische Aufzeichnung<br />

der Anzahl der Biegewechsel an den<br />

Seilrollen entlang des Seiles könnte<br />

dazu helfen, den höchstbelasteten<br />

Seilabschnitt <strong>für</strong> verschärfte Kontrollen<br />

zu identifizieren und die effektiven<br />

Biegungszyklen des am stärksten<br />

beanspruchten Seilbereiches als<br />

Indikator <strong>für</strong> das „Alter“ des Seiles zu<br />

verwenden.<br />

Fazit:<br />

Das hohe Sicherheitsniveau von<br />

Kränen kann auch unter den verschärften<br />

Einsatzbedingungen aufrecht<br />

gehalten werden, sofern diese mit<br />

technischen und organisatorischen<br />

Massnahmen gezielt gegengesteuert<br />

werden.<br />

Kontakt:<br />

Gabor Piskoty<br />

dipl. Maschineningenieur (TH),<br />

Dr. sc. tech. (ETHZ)<br />

Zertifizierter Gerichtsexperte<br />

EMPA<br />

Überlandstrasse 12<br />

CH-8600 Dübendorf<br />

058 765 40 58<br />

gabor.piskoty@empa.ch<br />

<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Gutachten</strong><br />

Expertisen und Engineering<br />

Bauschäden und –Mängel sind unser Spezialgebiet:<br />

■ <strong>Gutachten</strong> <strong>für</strong> Gerichte, Versicherungen, Firmen und Private<br />

■ Nationale und internationale Schiedstätigkeit<br />

Unsere Fachgebiete sind:<br />

■ Energie-, Bau- und Haustechnik (HKKLSE),<br />

Maschinenbau, Verfahrenstechnik, Beschattungstechnik,<br />

Schwimmbadtechnik, Abdichtungstechnik und Bauphysik<br />

<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Gutachten</strong> Expertisen und Engineering ae GmbH<br />

Obere Heslibachstrasse 29<br />

CH-8700 Küsnacht/ZH<br />

Telefon: +41 (0)44 912 01 07<br />

E-Mail: info@institutfuergutachten.ch<br />

Internet: www.institutfuergutachten.ch<br />

Ihre zertifizierten Schadenexperten <strong>für</strong> alle (Bau)Fälle!


94 Neue Literatur im Bauwesen<br />

<strong>Der</strong> <strong>Experte</strong>, Ausgabe April 2012 Neue Literatur im Bauwesen 95<br />

Buchbesprechungen<br />

Vom Bauen und vom Recht<br />

Eine Sammlung von Antworten des SIA auf die Rechtsfragen<br />

<strong>Der</strong> Inhalt ist höchst informativ<br />

Inhalt:<br />

• Vorsicht geht vor Vertrauen<br />

• Kostenfragen<br />

• Verantwortung, Haftung, Sicherheit<br />

• Mängel<br />

Zu bestellen bei:<br />

SIA<br />

Selnaustrasse 16<br />

8027 Zürich<br />

Photovoltaik<br />

Es fehlen bis heute die klaren Voraussetzungen um eine Photovoltaikanlage normengerecht<br />

zu erstellen. Beim VDE-Verlag gibt es neu eine Fachschrift über das<br />

Thema. Weil sich die Photovoltaik-Industrie zurzeit besonders schnell entwickelt<br />

und die Normen dazu entsprechend anwachsen, ist diese Ausgabe <strong>für</strong> alle Alternativtechniker<br />

eine Bereicherung.<br />

Zu bestellen bei:<br />

VDE-Verlag Berlin<br />

ISBN: 978-3-8007-3377-4<br />

Grünes Geld<br />

„Grünes Geld“ heisst in der Finanzbranche Geld, das in ökologisch und ethisch<br />

sinnvolle Kapitalanlagen investiert wird.<br />

Was vor zwei Jahren begann, hat sich in der Zwischenzeit zu einem bedeutenden<br />

Zweig des Kapitalmarktes geführt. Zunehmend wächst auch bei Unternehmern<br />

und Anbietern von Finanzprodukten die Erkenntnis, dass ökologische Investments<br />

nicht nur gut <strong>für</strong> das Image sind, sondern auch konkreten ökonomischen<br />

Nutzen bringen können.<br />

Eine sehr empfehlenswerte Lektüre.<br />

Zu bestellen bei:<br />

Hampp Verlag Stuttgart<br />

ISBN 978-3-942561-12-9<br />

Schimmelpilzbildungen in Gebäuden<br />

In den letzten Jahren häufen sich Klagen über Schimmelbefall in Wohnräumen.<br />

Auf den Tapeten, auf Innenputzen und hinter Schränken ist es heute keine Seltenheit,<br />

auch bei Neubauten, solche gesundheitsgefährdende Pilzsansammlungen<br />

anzutreffen. Die heutigen Energiestandards haben auch Nachteile bei ungenügend<br />

durchdachter Baukonstruktion unter Einbezug von kontrollierten Lüftungsanlagen.<br />

Dieses Buch behandelt das aktuelle Thema „Schimmelpilzbildung in Gebäuden“<br />

Zu bestellen bei:<br />

C.F. Müller Verlag, Heidelberg<br />

ISBN 978-3-7880-7819-5<br />

Bauwerkstrocknung<br />

Ein Wasserschaden im Haus ist immer mit viel Ärger und kostspieliger Sanierung<br />

verbunden.<br />

Mietminderung, sogar Auszug, Produktionsausfall Zerstörung von Haus- und<br />

Wohnungseinrichtungen sind die Folge. Dazu kommen Folgeschäden, die auch<br />

Gesundheitsgefährdungen mit sich bringen können. Das Buch vermittelt eine<br />

verständliche und übersichtliche Zusammenfassung gängiger Verfahren zur Ortung<br />

und Beseitigung von Wasserschäden.<br />

Zu bestellen bei:<br />

Fraunhofer IRB-Verlag<br />

ISBN: 978-3-8167-7293-4<br />

Handbuch zum Bauwesen (Neuerscheinung)<br />

Ziel dieses Werks ist es, den verschiedenen Akteuren am Bau ein praxisorientiertes<br />

Hilfsmittel in die Hand zu geben, um sie auf die zahlreichen Risiken aufmerksam<br />

zu machen, die mit dem Bauen verbunden sind, und ihnen mögliche Vorgehensweisen<br />

zur Risikominimierung und -bewältigung aufzuzeigen. Zahlreiche<br />

Praktiker haben den Prozess des Bauens aus verschiedenen Blickwinkeln und<br />

unter verschiedenen Themen erläutert und kommentiert.<br />

Das Risikomanagement, die Planerverträge, das Architektenhonorar, der Bauingenieurvertrag,<br />

die Bauwerkverträge, das Urheberrecht, die Finanzierung, die<br />

Versicherungen im Baubereich, das Submissionswesen und der Bauprozess vor<br />

Gericht werden behandelt.<br />

Zu bestellen bei:<br />

DIKE Verlag, Zürich/St. Gallen<br />

ISBN: 978-3-03751-343-9


96 Weiterbildung, Messen<br />

<strong>Der</strong> <strong>Experte</strong>, Ausgabe April 2012 Weiterbildung, Messen 97<br />

Agenda 2012/2013 2012/2013<br />

Weiterbildung:<br />

03.05.-­‐04.05.2012 Tegernseer Baufachtag 2012<br />

Themenschwerpunkte:<br />

-­‐ Innendämmung-­‐Wärmebrücken-­‐Luftdichtheit<br />

-­‐ Schimmelpilz aus technischer und rechtlicher Sicht<br />

Auskunft und Anmeldung: www.diaa-­‐akademie.de<br />

Tegernsee<br />

23.05.2012<br />

und div. Daten<br />

Praxis-­‐Seminare WIKA: Temperaturmesstechnik,<br />

Hitzkirch<br />

Explosionsschutz (ATEX), Füllstandsmesstechnik, Themenschwerpunkte:<br />

Druckmesstechnik, Prüf-­‐ und Kalibriertechnik<br />

Raumluf-­‐ Lüftungstechnik, Sterile Verfahrenstechnik in der<br />

Nahrungs-­‐ und Genussmittelindustrie<br />

Auskunft <strong>für</strong> alle Seminare: Manometer AG, Telefon 041<br />

919 72 33<br />

24.09.-­‐28.09.2012 27. Europäische Photovoltaik Solar Energie Konferenz und<br />

Ausstellung<br />

Frankfurt<br />

Weiterbildung:<br />

03.05.-­‐04.05.2012 Tegernseer Baufachtag 2012<br />

23.05.2012<br />

und div. Daten<br />

Bieten Sie auch Weiterbildungsseminare oder Fachtagungen an? Bitte melden Sie uns dies<br />

(info@derbauexperte.ch), damit wir Ihre Veranstaltung in die Agenda aufnehmen können.<br />

Messen:<br />

18.04.-­‐21.04.2012 IFH/Intherm 2012 Nürnberg<br />

19.04.-­‐22.04.2012 ImmoExpo Basel<br />

23.04.-­‐27.04.2012 Hannover Messe Hannover<br />

23.04.-­‐27.04.2012 Energy, internationale Messe der erneuerbaren und konv.<br />

Energiegrundversorgung<br />

Hannover<br />

07.05.-­‐11.05.2012<br />

10.05.-­‐11.05.2012<br />

IFAT ENTSORGA<br />

Biogas 919 72 33<br />

München<br />

Osnabrück<br />

10.05.-­‐11.05.2012 ISO/Dämmstoffe Köln<br />

06.06.-­‐08.06.2012 ArbeitsSicherheitSchweiz Bern<br />

12.06.-­‐14.06.2012<br />

13.06.-­‐15.06.2012<br />

18.06.-­‐22.06.2012<br />

Powertage, Branchentreffpunkt Stromwirtschaft<br />

Intersolar Europe Ausstellung<br />

ACHEMA<br />

Messe Zürich<br />

München<br />

Frankfurt<br />

30.08.-­‐02.09.2012 Bauen & Modernisieren Messe Zürich<br />

30.08.-­‐31.08.2012 EnergieEffizienz-­‐Messe Frankfurt<br />

30.08.-­‐02.09.2012 Internationale Holzmesse Klagenfurt<br />

04.09.-­‐06.09.2012 SINDEX Messe <strong>für</strong> Technologie Bern<br />

13.09.-­‐15.09.2012 Blue-­‐Tech, die Plattform <strong>für</strong> effiziente Energielösungen Winterthur<br />

27.09.-­‐30.09.2012 RENEXPO Augsburg<br />

04.10.-­‐07.10.2012 LURENOVA Bauen+Wohnen Luzern<br />

09.10.-­‐11.10.2012 Chillventa Nürnberg<br />

09.10.-­‐11.10.2012 Composites Europe Düssldorf<br />

09.10.-­‐11.10.2012<br />

Messen:<br />

09.10.-­‐12.10.2012<br />

09.10.-­‐12.10.2012<br />

ALUMINIUM<br />

Interbad<br />

ViennaTec, Schweissen/Join-­‐Ex<br />

Düsseldorf<br />

Stuttgart<br />

Wien<br />

16.10.-­‐18.10.2012 Maintain München<br />

16.10.-­‐19.10.2012 efa – Fachmesse <strong>für</strong> Gebäude-­‐ und Elektrotechnik, Klima<br />

und Automation<br />

Leipzig<br />

17.10.-­‐19.10.2012 Belektro Berlin<br />

-­‐ Innendämmung-­‐Wärmebrücken-­‐Luftdichtheit<br />

-­‐ Schimmelpilz aus technischer und rechtlicher Sicht<br />

Auskunft und Anmeldung: www.diaa-­‐akademie.de<br />

Praxis-­‐Seminare WIKA: Temperaturmesstechnik,<br />

Explosionsschutz (ATEX), Füllstandsmesstechnik,<br />

Druckmesstechnik, Prüf-­‐ und Kalibriertechnik<br />

Raumluf-­‐ Lüftungstechnik, Sterile Verfahrenstechnik in der<br />

Nahrungs-­‐ und Genussmittelindustrie<br />

Auskunft <strong>für</strong> alle Seminare: Manometer AG, Telefon 041<br />

24.09.-­‐28.09.2012 27. Europäische Photovoltaik Solar Energie Konferenz und<br />

Bieten Sie auch Weiterbildungsseminare oder Fachtagungen an? Bitte melden Sie uns dies<br />

(info@derbauexperte.ch), damit wir Ihre Veranstaltung in die Agenda aufnehmen können.<br />

Messen (Fortsetzung):<br />

25.10.-­‐27.10.2012 econstra – Fachmesse <strong>für</strong> Ingenieurbau und<br />

Bauwerksinstandsetzung<br />

Freiburg<br />

25.10.-­‐27.10.2012 Ingenieurbautage Freiburg<br />

08.11.-­‐11.11.2012<br />

20.11.-­‐23.11.2012<br />

Bau-­‐ und Energiemesse<br />

Swisstech, zentrale Tegernsee<br />

Messer der Zuliefererindustrie<br />

Bern<br />

Messe Basel<br />

22.11.-­‐23.11.2012 Prodex’12, Fachmesse <strong>für</strong> Werkzeugmaschinen,<br />

Werkzeuge und Fertigungsmesstechnik<br />

Messe Basel<br />

29.11.-­‐01.12.2012 Renexpo Salzburg<br />

29.11.-­‐01.12.2012 11. Schweizer (Hausbau)-­‐ und Energie-­‐Messe BERNEXPO, Bern<br />

14.01.-­‐19.01.2013 Bau 2013 München<br />

21.02.-­‐24.02.2013 BAUMAG, Baumaschinenmesse Luzern<br />

07.03.-­‐10.03.2013 Schweizer Minergie Expo Luzern<br />

Grossflächiger<br />

Grossflächiger<br />

Hochwasserschutz<br />

Hochwasserschutz<br />

Hitzkirch<br />

Frankfurt<br />

Kleinflächiger<br />

Kleinflächiger<br />

Hochwasserschutz<br />

Hochwasserschutz<br />

18.04.-­‐21.04.2012 IFH/Intherm 2012 Nürnberg<br />

19.04.-­‐22.04.2012 ImmoExpo Basel<br />

23.04.-­‐27.04.2012 Hannover Messe Hannover<br />

23.04.-­‐27.04.2012 Energy, internationale Messe der erneuerbaren und konv. Hannover<br />

Hochwasserschutz-<br />

Hochwasserschutz-<br />

Fenster<br />

Fenster<br />

Automatische Automatische<br />

Klappschotts Klappschotts<br />

- Rückstauschutz - Rückstauschutz - Rückstauschutz<br />

- Spezialabdichtungen<br />

- Spezialabdichtungen<br />

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Fischer Bauservice GmbH – Reusseggstrasse 7 – 6020 Emmenbrücke – 041 377 50 77<br />

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