MIND Magazin - Das Schweizer MännerLifestyleMagazin Dezember 2012
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auch Hausfrauen vor den<br />
Bildschirm. Statt zusammenhangsloserEinzelszenen<br />
sorgen glaubwürdige<br />
Handlung und ausgefeilte<br />
Regie für Porno-Genuss von<br />
Anfang bis Ende. Mit Ursprünglichkeit<br />
und „Pornografie<br />
für alle“ will man das<br />
Publikum binden und neue<br />
Zielgruppen erobern.<br />
Und obwohl das goldene<br />
Zeitalter in Porno- wie Plattenindustrie<br />
definitiv vorbei<br />
ist, können diese Studios an<br />
alte Erfolgszeiten anknüpfen<br />
– dank konsequenter<br />
Distanz zu Gratis-Websites<br />
und den Schnell-und-Billig-<br />
Konzepten der Amateurfilme.<br />
DORCEL, DAS GUTE<br />
GESCHÄFT MIT<br />
DEM PORNO-CHIC<br />
Der französische Pornomarkt<br />
schwächelt gewaltig.<br />
Die Darsteller drehen<br />
kaum, und die Budgets<br />
sind mit durchschnittlich<br />
7500 Euro pro Film niedrig<br />
wie nie. Dabei trifft die<br />
vielbeklagte Piraterie die<br />
„typisch französischen“<br />
Produktionen (zu Deutsch:<br />
Kondompflicht) nur indirekt:<br />
Sie verkaufen sich im<br />
Ausland ohnehin schlecht,<br />
und auch auf Plattformen<br />
und bei Großanbietern wie<br />
Megavideo sucht man sie<br />
vergebens. Der französische<br />
Pornofilm leidet unter<br />
seiner Mittelmäßigkeit und<br />
einem Publikum, das US-<br />
Ware will und weiß, wo es<br />
sie findet.<br />
Ein Außenseiter jedoch<br />
hält Amerikanisierung und<br />
Massenproduktion erfolgreich<br />
stand: Die Gesellschaft<br />
Marc Dorcel, geführt vom<br />
ehrgeizigen Sohn Grégory<br />
Dorcel, reagiert gelassen<br />
auf die Flut von Amateur-<br />
Produktionen auf dem<br />
Pornomarkt. Dank hoher<br />
Budgets tragen ihre Filme<br />
das Label „Chic-Porno“. Die<br />
Mittel wiederum stammen<br />
aus einem sorgfältig organisierten<br />
Vertriebs- und<br />
Verbreitungsbusiness, der<br />
Haupteinnahmequelle des<br />
Unternehmens. Die Filmproduktion<br />
macht nur 20%<br />
des Gesamtumsatzes aus.<br />
Der wirtschaftliche Erfolg<br />
erlaubt sogar Investitionen<br />
von 1,5 Millionen Euro<br />
in die Entwicklung der<br />
3D-Technik. Ein weiteres<br />
Schmankerl, das die Filme<br />
aus dem Hause Dorcel von<br />
der Masse abheben soll<br />
– auch wenn es die unter<br />
30-jährigen Internetnutzer<br />
wohl nicht mehr von<br />
Seiten wie Torrent oder<br />
Megavideo, Hauptfeinde der<br />
großen Produktionsfirmen,<br />
weglocken wird.<br />
Eine andere Idee, mit der<br />
die Dorcels das Publikum<br />
bei der Stange halten, ist der<br />
Mitmach-Porno. Über die<br />
Seite MyDorcel kann der<br />
Nutzer seinen eigenen Film<br />
mitproduzieren: Je besser<br />
sich der Film verkauft,<br />
umso kräftiger vermehrt<br />
sich sein Einsatz. Der auf<br />
diese Weise finanzierte Film<br />
„Les Demoiselles de Paris“<br />
war mit mehr als tausend<br />
Teilnehmern ein Überraschungserfolg<br />
– wohl auch<br />
dank des originellen Konzepts,<br />
denn der Coup blieb<br />
bisher ein Einzelfall.<br />
Wie kann es der Pornoindustrie<br />
gelingen, zumindest<br />
einen Teil der vielen<br />
potenziellen Neukunden zu<br />
gewinnen, die Feras Antoon<br />
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