MIND Magazin - Das Schweizer MännerLifestyleMagazin Dezember 2012
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D<br />
IE SCHLÜSSELROLLE DER RATINGAGENTUREN<br />
EUROPÄISCHES PENDANT ALS GEGENPOL?<br />
INVESTITION IM AUSLANDSMARKT ERFORDERT<br />
EXPERTISE DER RATINGAGENTUREN<br />
<strong>Das</strong> Länderrisiko ist dem Investor<br />
auf seinem Heimatmarkt weitestgehend<br />
bekannt. Denn hier kennt er<br />
die wirtschaftliche Entwicklung, die<br />
Kapitalisierung der Volkswirtschaft,<br />
Schuldenstand, Wechselkurse und<br />
Rechtsvorschriften. Anders verhält es<br />
sich dagegen, wenn ein Investor sich<br />
dafür entscheidet, eine Direktinvestition<br />
in einem ausländischen Markt<br />
zu tätigen. Allein aus Kosten- und<br />
Zeitgründen macht es für den Investor<br />
Sinn, wenn er dabei auf die Expertise<br />
von Fachleuten zurückgreift. Heute<br />
übernehmen diese Aufgabe zu 95 Prozent<br />
drei Ratingagenturen. Moody‘s,<br />
S&P und Fitch dominieren den Markt,<br />
obwohl es weltweit<br />
...<br />
rund 120 Ratingagenturen<br />
gibt.<br />
BONITÄTSNOTE ENTSCHEIDET ÜBER<br />
DEN RISIKOAUFSCHLAG<br />
Ihre Experten bewerten neben individuellen<br />
Risiken einzelner Unternehmen<br />
auch das Länderrisiko. Durch die<br />
Staffelung der Bonitätsnoten von AAA<br />
bis D, die bei allen drei Ratingagenturen<br />
in ähnlicher Weise praktiziert<br />
wird, sollen Kapitalanleger Auskunft<br />
66 <strong>MIND</strong>`DAS SCHWEIZER MÄNNER-LIFESTYLEMAGAZIN`<br />
Die Globalisierung, die im Zuge der Marktöffnung nach dem Fall des Eisernen Vorhangs und<br />
der Einführung kapitalistischer Strukturen in China rasant an Fahrt aufnahm, führte neben der<br />
Zunahme des Welthandelns auch zum Anwachsen des Finanzmarktsektors. Die neuen Marktteilnehmer<br />
versprachen hohe Wachstumsraten, niedrige Löhne und weniger Restriktionen.<br />
Diese Länder zogen hohe Finanzmittel in Form von Portfolio-Investitionen an, dessen Charakter<br />
maßgeblich die Partizipation am Gewinn ist, ohne dabei Einfluss auf die Unternehmensstrategie<br />
ausüben zu können. Staats- und Unternehmensanleihen wurden ausgegeben und westliche<br />
Unternehmen erwarben Beteiligungen oder eröffneten in einem ersten Schritt Repräsentanzen.<br />
über die Ausfallwahrscheinlichkeit<br />
erhalten. Je höher die Ausfallwahrscheinlichkeit,<br />
desto niedriger die<br />
Bonitätsnote und folglich desto höher<br />
der Risikoaufschlag, den jetzt beispielsweise<br />
eine Reihe von europäischen<br />
Staaten bei der Aufnahme von<br />
frischem Kapital bezahlen müssen.<br />
Die Zinsen, die Staaten für die Platzierung<br />
von Staatsanleihen entrichten<br />
müssen, richten sich maßgeblich nach<br />
den Ratings. Ganze Staaten und wie<br />
im Falle der Eurozone, ganze Staatengemeinschaften,<br />
sind daher von der<br />
objektiven Bewertung der Ratingagenturen<br />
abhängig. Ihr Urteil entscheidet<br />
letztendlich über die Refinanzierungsfähigkeit<br />
einzelner Staaten. Um<br />
Zinsaufschläge auszulösen, muss nicht<br />
zwangsläufig eine Herabstufung der<br />
Bonität erfolgt sein. Allein die Senkung<br />
des Ausblicks oder die Aufnahme<br />
auf die sogenannte Watchlist, die<br />
ausdrückt, dass eine Veränderung der<br />
Verhältnisse kurz bevor stehen kann,<br />
reichen dem Markt aus, um höhere<br />
Zinssätze vom Emittenten zu fordern.<br />
Warum die Herabstufung der Bonitätsnote<br />
eines Landes auch solide Unternehmen<br />
mit ausgezeichneter Bonität<br />
hart treffen kann, erfahren Sie im<br />
nächsten Teil.<br />
...<br />
SO BEEINFLUSSEN RATINGAGENTUREN DIE<br />
PRIVATWIRTSCHAFT<br />
Im ersten Teil dieses Beitrags wurde<br />
deutlich, wie entscheidend ein Rating<br />
für die Refinanzierungsmöglichkeiten<br />
eines Staates sein kann. Jetzt richten<br />
wir den Blick auf die Privatwirtschaft.<br />
Denn auch sie ist von einer<br />
Herabstufung der Kreditwürdigkeit<br />
ihres Heimatstaates betroffen. Ein<br />
Unternehmen, das über volle Auftragsbücher<br />
verfügt und hohe Umsätze zu<br />
verzeichnen hat, einen satten Gewinn<br />
erzielt und dabei eine solide Finanzierungspolitik<br />
betreibt, sollte auf den<br />
ersten Blick keine großen Probleme<br />
haben, Unternehmensanleihen<br />
...<br />
am<br />
Markt zu platzieren.<br />
DAS LÄNDERRATING BILDET DIE OBERGRENZE<br />
Sobald jedoch das Unternehmen<br />
eine Anleihe in einer Fremdwährung<br />
herausgibt, ist nicht mehr allein die<br />
Unternehmenssituation maßgeblich<br />
für das Rating. Selbst ausgezeichnete<br />
Kennzahlen, die jeden Analysten<br />
zufriedenstellen sollten, können bei<br />
einer bestimmten Konstellation zu<br />
einem schlechteren Rating führen, als